Volltext Seite (XML)
Mend-Ausgabe. für r«>p,s- ua» Vorort« «urck> unser» rrSa«r ^NAUASPkEIf»» un»Sp«oltrur«rmotta-U»tn»Sau»-«broa>t: waaatUch t.rr M., »trrtrltäbrlich Z.7» M. Set d«r »«s»Sft»NrU«, uns«r« Ftltale» und Nu»-adrN«ll«n od-«holt: mvnotU»lM..vt«rt«l><ibrU»r M. Vurch aas«r« »o»«artt-«n Ktllalrn >a» hau» -«bracht: monatlich 1.S» UU, vl«rt«ltllbrl»ch » 5» M. knrch dl« post' lan«rl>alb vrutsch» land» und dir üeutschrn lt»l»al«n monatll» >.S» M. olrrtrtidhrllch d^d M., au»schll«-ll<t> postb«strUg«ld. pr«l« ürr <>nz«.numm«r >S Pf. 0a Lrlpzlg, d«n Nachbarort«» und d«n <vrt«» mit ii-r»rn ZUlalru wird di« stdrndauogab« noch am stb«nd dro erschein«»» i. » hau» -rli«frrt. ^rntsblLtt des Rockes unv des polizeckrrnckes der Stovt Leipzig Rrdaktioo ua- SrschüftsstrU«: ^»bannisgast« Nr. 6. » Ztrnsprerb-stafchlust Nr. l»dd2. I4-4Z un- I4--4. ISS. Jahrgang f>"rr>0«a au» r«tp,:g und Um,«bu», »«« ,fpaltigrprtit,«il«rrp^,d!«NrkIam«,r>l«tM.. »an au»wdrt« )d Pf.. Nrklamrn 1.20 M., tllrin« stn,«t-«n »i,p«titr«N, n« r»pf.d.wi«-«rbol.Nad.,fl»4«I-ca von V«kor-rn im amtlichrnkril »i«p«tU- »«il« »0 Pf Srfchdftoanzrt-rn mir pladvorschrift >m pr«is« «rh»I>t. Nab»« na» larif. V«ilag«a: <v«lamtaufi.»M.-a»rauf«a-au»fchl p»st,«dah«. Maz«i-«n^stn»abmr Zobannt»gastr», d«i >amtlick>«n 4 ,alrv d«»L«ip,i-»r Lo-«blatt«» und aUrn stnnontrn-<xp«Sttion«n -«, »n» und ^uolandr». vao Lripzi-rrSagtblall «rschrinl wrrklag» rmal.Sonn.u. Z«i«rta,»lmat. vlrl'»crlicüal^ion:di>dri>Z«u«nI7,jkrn prc»«. nschiuft: Hansa Ur. 4»7. Nr. soo. vonnersis-, den l. DMober. 1914. Bor Mecheln und Antwerpen. Englisch-französischer Echlachtbericht. — Zahlungsverbot gegen England. — Günstige Stellung der Verbündeten in Galizien. Sn Mecheln und vor Antwerpen. Kaum hatte die belgische Regierung offiziell berichten lassen, der Angriff der oeul,cyeu Truppen in oer Richtung Mecheln—Antwerpen sei mißlungen, da muhte sie eben,o offiziell ge nau das Hegenteil zugeden: In nächtlicher Stille waren die Deutschen in Mecheln ein gezogen und mittags schon spien ihre Geschütze Tod und Verderben gegen die Antwerpener Außenforts Waelhein, St. Catherine und Wavre. Bon diesen ist Waelhein das wichtigste. Cs hat schon Ende August bei dem Ausfall der Antwerpener Besatzung eine Rolle dadurch ge spielt, das; es die Flucht ves Heeres deckte. Cs ist 1005 gebaut worden, während die beiden anderen Forts späteren Dalums und deswegen vielleicht auch modernerer Bauart sind. Ein Franktireurtrieg ist wohl diesmal in Mecheln ausgeschlossen. Die Belgier scheinen endlich Vernunft anzunehmen. Cardinal Mer cier, der kürzlich vom Konklave in Rom nach Mecheln zurüägekehrt war, weilte noch am vergangenen Sonntag in seiner Residenz, um abenos nach Antwerpen abzureijen. Sein erz- bischöflicher Palast (seit 1500 in Mecheln der Sitz des Erzbischofs von Belgien) hat nicht gelitten, und die Deutfchen werden kein Stein chen davon berühren, wenn die Zivilbevölke rung sich ruhig verhält. Auch der berühmten Kathedrale St. Rombaud, einer der größten und interessantesten Kirchen Belgiens mir einem vorderen Turm von 07 m Höhe, wird nichts ge schehen. Die Feldgrauen werden, wenn der Krieg ihnen eine Ruhestunde gönnt auf dem Marktplatz vor der Kathedrale dem schönen Glockenspiel lauschen können, das aus 45 Glocken im Gesamtgewicht von 35 000 k<; ertönt. In mitten des Platzes steht das Denkmal Marga retas von Oesterreich, der Statthalterin der Nieoerlande, und der große weiße Steinkreis cm Pflaster, der das Etanobild umgibt, ent spricht genau dem Umfange des scheinbar so kleinen Zifferblattes hoch oben am Turme der Kathedrale (13,5 Meter). Mecheln besitzt welt historische Kunstwerke wie Löwen, so z. B. in der Liebsrauenkirche den berühmten Fischzug Petri von Rubens, in der vorhergenannten Kathedrale einen van Dyck, Christus am Kreuz u,w. Alles ist in Sicherheit. Teils haben es die Belgier selbst fortgebracht, teils schützen die deutschen „Barbaren" die Reliquien der belgischen Kunstsäiätze. Wie umfassend die neuenBewegungen der deutschen Truppen in Belgien sind, geht daraus hervor, dag große Verstärkungen gegen Aalst (französisch: Alost) vorrückten und den Ort heftig beschossen. Aalst ist Kantonshaupt ort mit etwa 36 000 Einwohnern, die bereits zum größten Teil geflohen sind, an der Dendre gelegen; es gehört zu den ältesten Städten Belgiens und den Hauptorten für die Textilindustrie. Während Mecheln von Antwerpen 20 Kilometer entfernt ist, sind es von Aalst bis Antwerpen 51 Kilometer. Aber der Besitz von Aalst erscheint für die Deutschen wichtig, um eine Operationsbasis gegen die Festungswerke von Termonde zu Haven. Als man 1005 an den Ausbau der Festung Antwerpen ging, war die damals ein gesetzte militärische Kommission der Ansicht, daß die Einbeziehung Termondes in den Befesti gungsplan Antwerpens „nicht mit den verfüg baren Mitteln in Einklang zu bringen sei", da gegen wurde beschlossen, zwei neue Batterien auf dem rechten Scheldeufer anzulegen und die be stehenden älteren Werke zu verstärken. Ter monde gehört also nicht eigentlich zu dem äußeren Festungsgürtel Antwerpens, sondern steht für die Deutschen sozusagen links ir. der Ecke. Da es aber einen gefährlichen Hinterhalt bilden würde und die krümmungsreiche Schelde beherrscht, darf der deutsche Aufmarsch dieses vorgeschobene Fort nicht links liegen lassen, sondern muß es gleichzeitig mit dein An griff aus die Südforts Antwerpens bekämpfen. Erst die Südforts vor Mecheln gehören zu der berühmten Brialmontschen Befestigungs linie, die an Stelle der alten geschlossenen Um wallung getreten ist. Die alten Forts Nr. 1 bis 8 find heute durch Eisengitter, Dra htverhaue, Zwischenbatterien und alle sonstigen Teufeleien eines Festungswerkes »erblinden und bilden «ine Umfassung yon 45 Kilometern. Davor aber liegt der neue Gürtel, der j etzt beschossen wird. Er besteht aus 5 alten Forts und drei Zwischenwerken, sowie aus 11 neuerbauten Forts mit 12 Zwischenwerken. Der neue Gürtel hat vom alten im Nordc n einen Ab stand von nur 4 Kilometern, im Süden aber, wo jetzt die Kämpfe einsetzen, den dreifachen Zwischenraum. Der ganze äußere Ring mißt rund 100 km. Daß es den Deut,chen nicht nur varauf ankvmmk, die Anlwerp.ner Festung vor Mecheln aufzubrechcn, fondern den Riejcnring an ver schiedenen Punkten anzugrcifen, scheint daraus hervorzugehen, daß der ganze Norden Belgiens von belgischen Soldaten gesäubert und die deutsche Vormacht bereits in Turnhout er wartet wird. Nach den vorliegenden hollän dischen Meldungen treiben die deutschen Truppen die belgische Feldarmee aus drei Nichtun en nach dem Antwerpener Festungsgürtel vor sich her. Ein furchtbares Drama beginnt. Zur Lage. Wie üblich ist auch in der vergangenen Nacht aus dem Großen Hauptquartier eine amt liche Meldung eingelaufen, deren Wortlaut in der heutigen Morgenausgabe bereits wieder gegeben ist, und deren Bedeutung wir hier in kurzen Strichen kennzeichnen wollen. Da) Wich tigste an der Meldung ist die Tatsache, daß auf dem äußersten rechten Flügel der deutschen Ar mee abermals überlegene feindliche Kräfte zu rückgeschlagen worden sind. Der Mittelpunkt des Kampfes, die Stadt Albert, zählt 7000 Ein wohner. Sie liegt 28 Kilometer nordöstlich von Amiens und 20 Kilometer südwestlich von Bapaume, wo erst vor einigen Tagen ein feindlicher Vorstoß blutig abgeschlagen wurde. Wahrscheinlich wird das Gefecht bei Albert der letzte Versuch der englisch-französischen Armee gewesen sein, die deutsche Heereslinie zu um gehen. Wiederholt sind schon feindliche Heeres- massen an der „deutschen Linie von Stahl" zurückgcprallt: die Widerstandskraft des Gegners wird also nahezu erschöpft sein. Auch die Beschießung von Antwerpen macht gute Fortschritte. Zwei der beschossenen Forts sind zerstört. Es ist ans der Meldung nicht zu entnehmen, ob cs sich um Waelhem, Wavrc, oder St. Eathörinc handelt. Immerhin können wir uns über den raschen Erfolg unserer schweren Belagerungsgeschütze freuen und die Hoffnung hegen, daß auch das dritte Fort bald erliegen wird, und das; man sofort die wei teren Forts, die die Bahnlinie von Mecheln nach Antwerpcrn sichern, — Groenstract und Chemin de Fer — unter deutsches Feuer genommen wer den können. Ist hier einmal breite Bresche ge legt, dann steht dem Vorrücken deutscher Truppen entlang der Bahnlinie gegen den inneren Fortgürtel nichts mehr im Wege. Der englW-sranzösWe Schlachtbericht. Die letzte amtliche französische Mitteilung besagt lakonisch: Nichts Neues. Der englische Bericht fügt hinzu, daß die Bundesgenossen auf der L i n k c n gegen die An griffe der Deutschen standhielten. Vie fürchterliche Wirkung -er -rutschen Geschütze. In einem Briefe beschreibt nach dem „B. T." ein englischer Fliegeroffizicr den wunder baren Anblick Her meilenweit rechts und links zer sprengenden Granaten und das Feuer der antwortenden fürchterlichen deutschen Ge schütze. Es würden entsetzliche Kämpfe ausgefochten werden müßen, ehe diese Bilder der Vergangenheit angehören. Vie Aeitungszensur in Frankreich. Rom, 1. Oktober. Der Berichterstatter des „Avanti" in Bordeaux bespricht die Handhabung der Zeitungszensur in Frankreich und gibt aus dem „Matin" Beispiele für seine Meinung, daß das französische Volk immer mehr in die Hand der Reaktionäre falle und daß schon deshalb die ita lienischen Sozialisten nicht an die Seite Frankreichs treten könnten. Italien müsse unbedingt an seiner Neutralität fest halten. Ein neuer Ausfall -er Selgler! Aus Kopenhagen wird dem „B. T." gemeldet: Hier gehen Gerücht«, daß eine neue Schlacht zwischen Antwerpen und Brüs sel l?) im Gange sei, die östlich von Dendcrmonde in der Gegend von Merchtem, Londer eel und Dug- genhout statifinüe. Eine belgische Division mit vollem Train sei aus Antwerpen ausmarschiert. Günstige Stellung -er Ver bündeten in Galizien. (Vom österreichischen Kriczsprcßquartier genehmigt und vom Oberkommando in den Marken zur Veröffentlichung zugelasscn.) Von unserem Kriegsberichterstatter im österreichischen Kriegspreßquar tier erhalten wir folgendes Tele gramm: Oesterreichisches Kriegspreßqartier, 3V. September, nachmittags. Meine Voraussagr, daß nach der von den österreichischen Armeen freiwillig abgebrochenen Schlacht bei Lemberg die Russen sich lange Zeit lassen würden, ehe sie sich zu neuer Offensive entschließen, ist eingctrossen. Sie selbst waren so sehr erschöpft, daß sie nicht in der Lage waren, die von ihnen mit so viel Aplomb ge meldeten Siege auch nur im kleinsten Maße auszu nützen. Das österreichisch - ungarische Heer ging mit ungebrochener Schlagkraft zurück und wurde von den Russen kaum verfolgt. Das inzwischen eingetretene schlechte Wetter erschwerte diesen auch das Vorrücken ungemein, da die Flüsse Galiziens alle angeschwollen und kaum passierbar waren. Außerdem waren von uns zahl- reiche größere und kleinere flüchtige Feldbefesti gungen angelegt worden, die nicht daraus berechnet waren, dauernd Widerstand zu leisten, sondern vor allem den Feind zur Entfaltung größerer Kräfte zu zwingen und dadurch zu zeitraubendem Aufenthalt zu veranlassen. Diese Aufgabe wurde glänzend er füllt. Inzwischen bezog die österreichisch-ungarische Armee eine neue Stellung, für deren Wahl drei Rücksichten maßgebend waren: 1. Zeit gewinn, 2. das Zusammenwirken mit den verbündeten deutschen Truppen sowie 3. eine Verkürzung der Front im Verhältnis der Kräfte; auch wurde durch die Neuaufstellung der Nachzug von Versto'unqen bedeutend erleichtert. Dadurch hat sich die Situation für die verbündeten Truppen in Galizien äußerst günstig ge staltet. Die Oesterreicher haben infolge der Ope- rationspause vollkommen ausgeruht; alle ihre Lücken find ausgesüllt, und sie erwarten mit Ungeduld den Befehl zu neuerlichen Kämpfen. Ernst Klein, Kriegsaerichterstatter. Die -eutsch - österreichische Vastenbrü-erjchaft. Wie«, 1. Oktober. Zu den Mitteilungen über das gemeinsame Vorgehen der deutschen und ö st cr rei ch i s ch - u n g a r i s ch en S tr c i t- kräfte gegen die russische Armee su-eeibl die „Wiener Allgemeine Zeitung": Es ist eine Nach richt, die allgemein frohes Empfinden ausgctvst hat. Gewiß ist dieser ganze Krieg eine fort währende Bestätigung des Bündnisses beider Na tionen und ihres felsenfesten Entschlusses, in festem Zusammenschluß ausz.2-e.7r. ', vis die Feinde ganz niedcrge warfen sind. Aber wenn man so liest, wie au der Weichsel deutsche und österreichisch.ungarische Truppen sich die Hände reichen, empfindet man das als den sinn fälligen Ausdruck der Waffenbrüderschaft. In der ganzen Bevölkerung flammt neue Be geisterung, und die Zuversicht auf einen nahen endgültigen Sieg regt sich kräftiger. Tagesbefehl -es Gouverneurs von Straßburg. General der Infanterie von Eberhardt, der bisherige Gouverneur von Straß burg, erläßt folgenden Korps taa esbe- fehl: S. M. der Kaiser und König haben die Gnade gehabt, mir das Eiserne Kreuz erster Klasse zu verleihen. Ich weiß, daß ich diese Auszeichnung nur der Tapferkeit und A n s- dauer der mir unterstellten Trup pen verdanke. Mit Zähigkeit haben Preu ßen, Bayern, Württemberger und Badener dem Ansturm starker französischer Kräfte widerstan den und ihnen den Zutritt in die deutschen Vogesentäler verwehrt. Das Blut, das in die sen schweren Kampftagen geflossen ist. ist nicht umsonst dahingegeben worden. Entbehrungen und Anstrengungen in dem unwegsamen Gc- birgsgclände bei andauerndem Regenwettcr mußten willig ertragen werden, um unsere heimatlichen Fluren zu schützen. Mit festem Vertrauen sehe ich auch den kommenden Tagen entgegen; denn mit solch tapferen Offi zieren und Soldaten werde ich auch fernerhin alle Angriffe der Feinde siegreich ab weifen. Sraf Zeppelin in Esten. Dem Grasen Zeppelin, der am Montag Essen auf der Durchreise berührte, wurden be geisterte Kundgebungen bereitet. Wie die „Essener Volkszeitung" mitteilt, stand Graf Zeppelin, der ganz vorzüglich aussah, liebenswürdig auf alle an ihn gerichteten Fragen Rede und Antwort. Besondere Freude erregte cs, daß er auf die Frage, ob er auch die Engländer nicht vergessen habe, er widerte, er werde schon tun, was in seiner Kraft stehe. Aus allerlei Andeutungen des Eruicn ging zu allgemeiner Genugtuung hervor, Laß Gras Zeppelin selbst tätig ist, um die Arbeit feiner Luftkrcuzcr zu fördern. Vas Zahlungsverbot gegen England. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt einen „Zahtungsocroot gegen England" betitelten Artikel, indem es heißt: England hat bekanntlich in dem wirt>cha,tlichcn Kriege, den es gegen uns führt, zu Mitteln gegriffen, die bisher bei an Seren Nationen nicht üblich ge wesen sind. Seinen prinzipiellen und all- gmcinsten Ausdruck findet der englische Standpunkt in dem Verbote des Handels mit dem Feinde. ' In weiten Kreisen unseres Volkes ist mit Recht die Frage aufgeworfen worden, ob wir diesen uns zugedachten Schlag einfach hinnehmen oder ob wir nicht besser Vergeltung üben sollen. Immer all gemeiner ist das Zahlungsverbot gegen England verlangt worden. Die Bundesratsocroronung vom 30. September trän' dem Rechnung. Nur ein Zahlungsverbot, auf das der deutsche Kaufmann und ter deutsche Schuldner sich berufen kann, versetzt ihn in die richtige Stellung gegenüber seinem englischen Gläubiger oder dessen Agenten. Es ist nicht zu verkennen, daß es Fäll: geben kann, wo Zahlungen nach England eine Notwendig keit sind, sei es, um den dortigen Deutschen eine Unterstützung zu gewähren oder um deutsche Filialen in England zu unterstützen, sei es, um wirkliche Werte für unser nationales Vermögen zu. erlangen oder sicherzustellen. Solchen Sonder fällen trägt die Verordnung Rechnung, indem sie den Reichskanzler ermächtigt, Ausnahmen zu bewilligen. Die Zahlung darf auch nicht über neutrales Land erfolgen. Die wissentliche Zuwiderhandlung gegen das Ver bot ist mit Gefängnisstrafe bis zu drei Jahren und mit Geldstrafe bis zu 50 000 bedroht. Selbstverständlich läßt dieses Zahlungsverbot das Recht des Gläubigers als solches bestehen; die Schuidrn sind nicht erlassen, sondern nur bis auf weiteres gestundet. Diese Stundung ist aber nicht nur für Geldforderungen ausgesprochen, auf deren Erfüllung sich das Verbot beschränkt, sondern sic ist auf vcrmögcnsrcchtliche Ansprüche aller Art ausgedehnt. Verzinsung während der Dauer der Stundung braucht nicht geleistet zu werden. Soweit Zinsen für die Zeit vor der Fälligkeit der Forderung geschuldet werden, laufen sie bis zur Fälligkeit weiter. Protesterhebung wird bei Wechseln, die unter das Zahlungsverbot fallen, so lange die Verordnung in Kraft ist, hinaus- gejch oben. Hat ein Schuldner ein Interesse daran, sich alsbald von seiner Schuld zu befreien, so kann er zu diesem Zwecke den geschuldeten Betrag bei der Reichsbank hinterlegen. Es war zu berücksich tigen. daß eine groß: Zahl deutscher Geschäftsleute es bereits seit Ausbruch des Krieges und insbesondere feit Bekanntwerdcn des englischen Zahlungsverbots abgelehnt hat, noch nach England zu zahlen. Auch diese bereits eingetretene Zahlungs verweigerung ist nachträglich gebilligt worden. Etwaige an sich bereits eingetretene Derzugsfolgen sind wieder aufgehoben worden. Die Stun dung wirkt auch gegenüber dem Erwerber einer Forderung. An die hiesigen Niederlassungen eng lischer Unternehmungen, mögen sie in englischen oder deutschen Händen sein, soll auch weiterhin gezahlt werden und gezahlt werden müssen, vorausgesetzt, daß die Forderung in dem inländischen Betriebe dieser Unternehmungen entstanden ist. Es kommt darauf an, daß das Geld nicht nach England gehen darf. Die Abführung der eingenommenen Gelder nach dem Mutterland ist natürlich den hiesigen englischen Filialen verboten. Man hat sie in der Hauptsache bisher durch die Be stellung einer Ueberwachung nach der Ver ordnung vom 4. September 1914 zu verhindern gewußt. Scharf zu trennen von den erwähnten Fällen sind diejenigen, bei denen es sich um Agententätigkeit im Auftrage von Gläubigern in England handelt. Diese fallen unter das Verbot, d. h. cs dars nicht an den Agenten eines englischen Gläubigers gezahlt werden, der Agent selbst dars sein Geld nicht nach England abführen. Eine besondere Vorschrift ist mit Rücksicht auf di« überseeischen Geschäfte deutscher Kaufleute getroffen. Infolge der kriegerischen Ereignisse, z. B. infolge Be schlagnahme von Waren und Schließung deutscher Ge- schaftsiilialen «n Ausland, ist es leicht möglich, daß die Wechsel, die auf ausländische Kunden, oder sonst aus das Ausland gezogen find, gegenwärtig nicht zur Einlösung gelangen. In solchen Fällen sollen auch die in Deutschland befindlichen Niederlassungen englischer Gesellschaften nicht berechtigt sein, wegen