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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.09.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140908028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914090802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914090802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-08
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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innere. Die Mitteilung sagt, dass die deutschen Staatsangehörigen in Russland keiner lei derartigen Grausamkeiten ausgesetzt seien. Der spanische Botschafter, dem die Wahrung der Interessen der im Deutschen Reiche be- kindlichen Russen anvcrtraut ist, bezeugt, dass sein« Schutzbefohlenen über ihre Lage, unter Berücksichti. gung der mit Ausbruch des Krieges eingetretenen Umstände, sich nicht zu beklagen haben. Die deutschen Behörden haben auch den russischen Staatsange hörigen gegenüber ihre Pflichten erfüllt. Schwere Schädigungen oder gar Totschläge, wie sie in Russ land an Deutschen begangen wurden, haben sich in Deutschland gegen die Russen nicht ereignet. Die Erklärung des russischen Amtsblatt tes ist eine dreiste Verleumdung. Sie ncht auf der Höhe der Versickerungen „auf Offiziers parole" amtlicher russischer Persönlichkeiten. Die Russen möchten den Eindruck der unter Duldung der Behörden ins Werk gesetzten Mordbrennerei gegen die deutsche Botschaft in Petersburg und der von russischen Trupvcn verübten Schandtaten in Ost preussen abschwächcn. Bedrängnis der Juden in Pole»» Wien, 8. September. sEig. D r a h t b e r i ch t.j Ein Warschauer Zahnarzt, dem cs glückte, die Grenze zu überschreiten, erzählt: Anfang August kam es in Warschau zu antisemitischen Unruhen, die von Russen inszeniert wurden. In der Vorstadt Praga wurden einige Juden getötet und zahlreiche jüdische Geschäfte geplündert. Die Erzesse dauerten jedoch nur einige Tage. Dagegen nahmen in Skicrniwiece und Bi al la die antisemitischen Unruhen einen grösseren Umsang an. In Slicrni- lviccc wurden einige hundert Juden von russischen Soldaten ermordet. Die flujgaden öes Aentralnachweifes ües preußischen kriegsminifteriums. Berlin, ä. September, lieber die Ausgaben des beim Zzriegsministerinm eingerichteten Zentralnach- meise-Büres bestehen in der Leffentlichkeit vielfach unrichtige Vorstellungen. Seine Ausgabe ist, schrift lich oder mündlich Auskünfte über tote, verwundete oder erlranite Angehörige des Heeres zu geben. Dazu dienen als Grundlagen die Verlustlisten der Truppenteile und die Rapporte der Lazarette. Aus- iünste über den Aufenthalt von Truppenteilen oder die Zugehörigkeit zu einzelnen Regimentern können dort nicht erteilt werden, ebensowenig über Deutsche, die s ch im Auslande befinden oder Uber Flüchtlinge aus unseren Grcnzprovinzcn. Nachdem die brief lichen Anjragen einen nicht mehr zu bewältigenden Umfang angenommen habe», anore»>eits nunmehr alle Posianstaiten drc für Anolnnftvzru^cke voeoedr: ...en Rosa-Karten auszugeüe» in der Lage sind, können von: Zentralnachweiscdiiro nur noch diese be antwortet werden. Briefliche Anfragen und ge wöhnliche Postkarten können von jetzt ab nicht mehr erledigt werde». Weitere Melüungen. Gutem Vernehmen zufolge ist der „Liga zur Verteidigung Eljass Lothringens", deren Gründung in Strassburg im Anschluss an die Zaberner Vorgänge erfolgt war, der Antrag zahl reicher Mitglieder und Gründer der Liga zugegangen, für die Dauer des Krieges die Tätigkeit der Liga cinzustellcn und ihre Auflösung nachKriegs- schluss in die Wege zu leiten. * Ans dem Truppenübungsplatz Ohrdruf i. Th. sind bisher 30000 Mann Gefangene der französisch englisch belgischen und der russischen Armee eingeliefert worden. Ter einzige Sohn des Hauptjchriftleiters Rippler der „Täglichen Rundschau" ist gefallen. Verlustliste Nr. 7 der königlich Sächsischen Slrmee. Ausgegcben am 7. Sep.ember 1914 nachmittags 5 Uhr. tA b k ü r z u n g e n : f ---- gefallen; schw. o. — schwer verwundet; l. v. — leicht verwundet; v. ---- ver wundet; l. verl. -- leicht verletzt.) ll. Infanterie-RtZiment 1V5, Strassburg. s t a b. Frhr v. Oldershausen, Martin, Oberst aus Hildes heim, l. v.. Hand. 1. Kompagnie. Partzsch. Emil Paul, Unteroffizier aus Riederschöna, Amtsh. Freiberg, gef. „Die Teilung Deutschlands". Von einem Freund unseres Blattes wird uns eine hochinteressante Postkarte zur Verfügung gestellt, die sich in dem Tornister eines gefallenen Franzosen gefunden hat, und ihm von einem Bekannten zu geschickt worden ist. Diese Karte enthält im Bild die „Teilung Deutschlands". Wir geben das ausserordentlich charakteristische Beweismittel für die Ueberfallsabsichten des Dreiverbandes hier in etwas vergrösscrtcm Massstabe und bemerken dazu, dass die Entstehungszeit dieser Karte, die von einem sehr be kannten angesehenen Pariser Kunstverlag (6 Kuo Gil le Coeur V — Paris) hcrgestellt ist und heraus gegeben wird, offenbar schon zwei Jahre zurückliegt, jedenfalls aus einer Zeit stammt, wo man in Frank reich noch stark hosstc, Oesterreich-Ungarn auf die Seite des Dreiverbandes hcrüberziehen zu können (etwa die Zeit der österreichisch-französischen Auleihc- verhandluigen). Bei dem trefflichen Verteilungsplan, den die hohen Dreiverbandsverbündeten sich ausgedacht haben, hat nämlich Oesterreich Bayern zuge- sprochcn erkalten. Auch im übrigen sind unsere ge schätzten Feinde nicht gerade anspruchslos. Dass Frankreich das linke Rheinufer einhcimsen würde, war vorauszusehen, aber um ganze Wirtschaft zu machen, verleibt es sich auch gleich noch Vaden, Württemberg und ein grosses Stück der Rhcinprooinz einschliesslich Köln ein. Belgien, dessen Neutra lität angeblich von England und Frankreich gegen den deutschen Einbruch geschützt werden sollte, wird zur Belohnung für seine Zuneigung zum Dreiverband mit dem Rest der Rheinprovinz und einem Stück der Provinz Westfalen bedacht. England greift auf alte Ansprüche aus dem 18. Jahrhundert zurück und verleibt sich die Provinz Hannover und Oldenburg ein. Dänemark, von dem der Dreiverband natürlich eine ähnliche Gefügigkeit erwartet hatte, wie sie Belgien tatsächlich gezeigt hat, sollte zur Be lohnung die Lüneburger Heide und die drei Hanse städte Prc.NlN, Hamburg, Lübeck, sowie selbstverständ lich Schleswig uno Holstein erhalten. Die Ansprüche der Russen sind — am bescheidensten. Sie ver leiben sich ^iniach alles Land östlich der Elbe ein, und gelangen mir Dänemark zu einer Grenze, die etwa 'in der Richtung Wismar—Wittenberge liegt. (Dass auf der französischen Karte statt Witten berge Wittenberg steht, ist bei der sattsam bekannten Mangelhaftigkeit französischer Geographiekenntnisse nicht verwunderlich.) Uns Sachsen geht es am allertraurigsten, denn wir werden alle, auch die wir westlich der Elbe wohnen, dem Reiche des Zaren aller Reussen einoerleibt. Es bleibt vom flanzen deutschen Reiche nach dem unabänderlichen Vertcilungsplane der gütigen Dreiverbandsstaaten, also nur das in der Karte schraffierte Gebiet Thü ringen über. Wie wir hören, bestehen zwischen Sir Edward Grey, Poincare und dem Erogfürsten Nikolaus (der Zar hat in dieser Frage nichts mitzu reden) noch sehr ernste Meinungsverschiedenheiten darüber, ob der deutsche Reststaat Thüringen ein Erossherzogtum oder ein Königreich werden soll. Man ist sich bisher nur darüber einig, dass aus keinen Fall ein Kaiserreich geduldet wird, weil ja dadurch für die einvcrlcibten Teile schmer,zoolle Erinnerun gen geweckt würden und am Ende gar eine Neigung zum Losreissen der den Dreiocrbaitdstaaten einocr- leibten Gebietsteile erzeugt würde. Doch genug des Spottes. Herr Poincarö wird jetzt wahrscheinlich weniger daran denken, wie er die nach dem vorliegenden Vertcilungsplane Frankreich zugesprochencn deutschen Gebietsteile aallistert, als daran, welche Forderungen die siegreichen Deutschen stellen werden, um ein für allemal solche reizende „Vcrtcilungsplänc" des geschätzten Dreiverbands zu vereiteln. Rupf, Karl Oslar, Eefr. aus Neukirchen. Amtsh. > Chemnitz, gef. Krüger, Arthur Willy, Soldat aus Lindena, Kreis Luckau, gef. Marschner, Edmund Paul. Soldat aus Radeberg, Amtsh. Dresden-N., gef. Seibt, Bernhard Paul. Soldat aus Seifhennersdorf, Amtsb. Zittau, gef. Dietz, Paul Max. Sold, aus Vockwa, A-H. Zwickau, gef. Hoppe, Gustav Alfred, Soldat aus Wildbach, A.-H. Zwickau, -f. Schramm, Paul. Soldat aus Zwickau i. S., f. Emmerling, Ludwig Gottwerth. Sergeant aus Poelzig. S.-A.. s. v., Oberschenkel. Jäger, Alexander Hans, Unteroffizier aus Dresden, i. v, reäster Arm. Baumann, Einst Richard, Soldat aus Cainsdorf. A.-H. Zwickau, 1. v Tietz, Otto Kurt, Soldat aus Leipzig-Connewitz, v. Forbrig, Walter Paul, Soldat aus Reudnitz, Neuss ä. L, l. v. Eöpsert, Karl Otto, Soldat aus Crimmitschau, A.-H. Zwickau, l. v. Hempel 1, Felix Alfred Paul, Soldat aus Leipzig- An ier-Croitendorf, l. v. Herder, Paul Otto, Soldat aus Ranis, Kreis Erfurt, l. v., Arm. Kalifch, Martin Bruno Friedrich, Soldat aus Han nover, schw. v. Kiessling, Paul Kurt, Soldat aus L.-Lindenau, l. v. Klein II, Richard Reinh. Ernst, Soldat aus Schkeuditz, l v Krausse II, Paul. Soldat aus Dresden. I. v. März, Max Arno. Soldat aus Oberlosa, A.-H. Plauen i. B., l. v., Oberschenkel. Schippeins, Otto Paul Fritz, Soldat aus Eassau, Kreis Sorau. v. Sebald, Friedrich Wilh. Walther, Soldat aus Lpz - Reudnitz, l v. Süss, Ernst Albert, Soldat aus Crimmitschau, A.-H. Zwickau, l. v. Wiechert, Walter Kurt, Soldat aus L.-Gohlis, l. v. Witt. Erich Arthur, Soldat au» Braunsberg, Kreis Königsberg, l. v. Semrau, Johann Robert. Unteroffizier au» Abbau- -ilötenstein Kreis Sch>ochau. Drechsler, Oswald Emil, Soldat aus Rödlitz, A.-H. Glauchau, l v. Franke, Max Ernst, Soldat aus Werdau, A.-H. Zwickau, l. v. Fuchs, Friedrich Alfred. Soldat aus Werdau, A.-H. Zwickau, l v. Gäll, Osiar Alfred, Soldat aus Werdau, A-H. Zwickau, l. v. Hartung, Kurt Ferdinand, Soldat aus Oberplanitz, A-H. Zwickau, l v. Horbach, Albin. Soldat ausEibenstock,A-H.Zwickau,l.v. Jahn, Louis Otto. Gefreiter aus Zwickau i. S., l. v. Jung, Hermann Alfl.d, Soldat aus Schedewitz, A.-H. Zwickau, l. v. Müller, Max Alfred, Gefreiter aus Niederplanitz, A.-H. Zwickau l. v., Arm. Schumann, Alired Gustav. Soldat aus Zwickau i.S- l.v. Scharf, Emil Albert, Soldat aus Zwickau i. S., l. v. Seifert, Anton Max, Soldat aus Marienthal, A.-H. Zwickau l. v. Seifert, Karl Otto, Gefreiter aus Zwickau i S„ l. v. Boiot, Ernst Willy, Soldat aus Friedrichsgrün, A.-H. Zwickau, l. v Wolf. Karl Robert, Soldat aus Crimmitschau, A-H Zw ckau. I. v. Fanthänel, Edwin Max, Soldat aus Neudörfel, A.-H. Zwickau f. Langhoff Otto Friedrich, Soldat aus Ortmannsdorf, A.-H. Zwickau, v. Hahn, Max Albin, Soldat aus Stenn, A.-H. Zwickau, v. 2 Kompanie. Stecher, Hans. Hauptmann aus Dresden, f. Ä.eyer, Peter, Leutnant d. Res. aus Strackhold, Kgr. Preussen, -f. Koch. Alfred. Leutnant d. Res. aus Achern in Baden, f. Lorgi, Hans. Vizeieldwebel a. Marienberg i. Sa . l. v. Bauerfcind, Bruno, Sergeant aus Syrau, A.-H. Pla. en i. V.. -f. Struck, Richard Sergeant aus Dresden, l v N.elebock, Wihelm. Unteroifiz. aus Tangermünde, Kreis Stendal, l. v. Teuchert, Johannes, Unteroffiz, aus Eersdorf, A.-H. Chemnitz, l. v. Eöschel, Max. Unteroffizier aus Mülsen St. Niklas, A.-H. Glauchau, l. v. Füssel, Walter. Unteroifizier aus Dresden, schw. v. Käjemodel, Hans, Gei eiter aus Streitwald, A.-H. Schwarzenberg, Ichw. v. Schwarz, Max, Gefreiter ausRaschau, A.-H.Schwarzen- berg, f. Zschocke, Emil. Gefreiter Hornist aus Leipzig-Klein- zichocher verm. Diebold, Michael, Soldat aus Marschweiler, Kreis Hagenau, schw. v. Eckncr, Errch Soldat aus Waldheim, A.-H. Döbeln, Ichw. v Hempel, Paul, Soldat aus Hamburg, l. v. Kaufmann. Paul, Hornist aus Tellerhäuser, A.-H. Schwarzenberg, schw. v. Mehlhorn, Max Soldat aus Hammerbrücke. A.-H. Auerbach i. V.. l. v. Müller, Albei t, Soldat aus Erünberg, Kr. Liegnitz, l.v. Paufler, Max, Soldat aus Kleinhänchen (?), A.-H. Kamenz f. Röhner, Feodor, Soldat aus Leipzig-Volkmarsdorf, s.v. Schönleiter, Karl, Soldat aus Meuselwitz, S.-Alten- burg, 1. v. Stickclmann, Heinrich, Soldat aus Büsbach, Kreis Aachen, -f. Engler, Paul, Soldat aus Iohnsdors, A.-H. Zittau, s. v Finger, Arnold, Soldat aus Angermünde, f. Fleischer, Otto, Soldat aus Dorfhain, A.-H. Dresden- Altstadt, s. v. Geissler, Max. Soldat aus Borna. A -H. Borna, l. v. Hentschel, Artur, Soldat aus Hilbersdorf, A.-H. Chemnitz, -f. Herbst, Kurt, Soldat aus Grossenhain,siA.-H. Grossen hain. s. v. Jentfch, Hermann, Soldat aus Lampertswalde, A -H. Oschatz, s. v. Kutscher, Mar. Soldat aus Wurzen Sa.. I. o. Lamm, Martin, Soldat aus Reunichtewitz, Kreis Torgau, s. v. Lorenz, Johann, Soldat aus Kammerau, A.-H. Bautzen, l. v. Maul, Alfred, Soldat aus Pirna, A-H. Pirna, f Schaeffer, Albert. Soldat aus Strassburg, schw. v. Tilger, Hermann, Soldat aus Cunewalde, A.-H. Löbau, l. v. Uhlmann, Alorecht, Soldat aus Lengefeld, A.»H. Marienberg, schw. v. Weydandt, Wilhelm, Soldat aus Laudringhausen, Kreis Hannover, l. v. Bau r, Oskar, Unterosfiz d. Ress aus Zwickau, l. v. Ahmus, Otto, Unteroffizier d. Res. aus Schönefeld, A.-H. Leipzig, l. v. SvdrvibmLsvdivov I nrbbnvcker u Xvlilepnplere, ttrlmmaisebs r>tr. 24. veulsche Männer. 2Z Geschichtlicher Roman von Wilhelm Jensen. 6. Sonderbar war'», ais die Herbfistürmc sich zum harten Winterfrost umwandelten und das Fahr 1808 seinem Nachfolger die Herrschaft ab. trat. An vielen Orten gab's Leute, die von einer Empfindung überkommen wurden, als gehe in der Luft etwas vor, doch mit dem Gesicht und Gehör liest sich nicht erkunden, was cs sein möge; das unbestimmte Gefühl allein wies dar. auf hin und verbreitete sich besonders in den norddeutschen Ländern. Im Januar kehrte der Kaiser Napoleon aus Spanien nach Varis zurück, ein Zeichen war's, er habe den Volksaufstand dort endgültig niedergeworfen und daS neue Königtum seines Bruders völlig auf sickjere Grundlage gestellt. Nur in der Hofburg zu Wien fanden sich andere Zeichcndeuter und stütz, len ihre Auslegung auf Botschaften, die von dec pyrcnäischeu Halbinsel über das Mittel, ländische Meer nach Triest gelangt seien. Die aber berichteten von einer vollständig entgegen gesetzten Sachlage; daS neue gewaltige' fran. zosische Heer unter dec eigenen Führung Na- poleons habe in Wirklichkeit nicht mehr äuSzu- richten vermocht, als das erste, wohl da und dort scheinbar seinen Zweck erreicht, doch sobald eS sich anderen Gegenden zugcwandt, schiesse hinter ihm die Empörung, lodernden Flammen gleich, wieder aus dem Boden herauf, und die aufs Meer vertriebenen englischen Schiffe lan. dcten ab.rmals ihre Truppen rundum an allen Küsten. Bon unfassbaren und unschreckoacen, »um Aeusscrstcn entschlossenen Gegnern geführt, sei'S ein Krieg, demgegenüber auch das stärkste Macht, aufgebot versage, und Spanien bilde ein fressen, des Geschwür an der ungeheuren Gewaltyerr. schast Frankreichs, eine tödliche Krankheit, an welcher sic binnen nicht langer Frist zerfallen und unheilbar zugrunde gehen müsse. So ward in der Wiener Hofburg geraunt, wohl auch vernehmbar geredet, denn jedenfalls blieb der alles wissende Imperator auch darüber nicht in Unkenntnis, welches Horoskop ihm die dortigen Sternkünoiger stellten, wozu sie reizten und rieten. Und vietleicht hatte eben aus seiner Kenntnis davon der Hauptgrund beruht, dass er im Anfang des Jahres, den Misserfolgen in Spanien ihren Lauf lassend, plötzlich nach Paris zurückgetchrt war. -schon bald aber ward ofsculuudig, der Kaiser Franz habe den Ratschlägen zur Bc- Nutzung dec günstigen Umstände, sich dem sran- zösischen Joch zu entwinden, Gehör gegeben. Oesterreich tonnte kein Helft mehr daraus macüen, daß cs seine Wafscnmacht rüste, beantwortete die dasür von Paris auö gestellte Ertlärungs- forderunH mit unverkennbar nichtigen Bor. gaben. Lchne irgendwelchen Bundesgenossen be. reitete cs sich allein zum Kamps vor: wie äuge. sichtS von etwas Unglaubhaftem blickten die Leiter des Preussischen Staates in starrer Reg. losigkeit aus das an der Donau beschlossene Un terlängen. Doch tat der Erzherzog Karl mit kühner Zuversicht den ersten Schritt zur Er. Öffnung des Krieges, rückte im April, in Bauern ein und—erliess einen Aufruf an die Fürsten und Völker SüddcutschlandS, sich mit ihm gegen ihre fremdländischen Bedrücker zu verbind.«. Nie. mand aber in den Rh inbundsiaatcn hörte dar auf, kein Arm rührte sich zum Beistand; einzig in den wilden Bergen Tirols erhob sich die Bevölkerung zu mutigem und nutzlosem Am. stand. Statt dessen dräng der französische Kaper, der ebenso in vollster Bereitsctmft gewesen, mit einer zum grossen Teil ans deutschen Truppen Bayerns, Württembergs und Badens bestehen, den Armee zum vierten Male au der Donau entlang vor, zwang das österreichische Heer zum Rückzug nach Böhmen, eroberte wie im Fluge Wien und überschritt danach zur Vernichtung der gegnerischen Streitmacht den Fluss. Hier aber an dessen linker Seite bei dem Dorfe Aspern geschah im Mai Unerwartetes; ein den: Genie Napoleons vollebcnbürtiger Feldherr war der Erzherzog Karl nicht, doch umsichtig, ent. schlossen und von persönlicher Tapferkeit, und ein günstiges Ereignis, die Wegreissung einer französischen Brücke durch den hochgcschwollenen Strom, verbündete sich mit ihm. Zum erstenmal ward der bis dahin nie Besiegte unter unge. hcnrem Verlust geschlagen und musste den Nest seiner Armee über die Donau zu der notgcdrun. gen am rechten Ufer verbliebenen Hälfte zurück, retten. Selten aber wohl in der Menschengcschichtc war eine Botschaft mit solcher Blitzcsschncllig. teil in die Weite geflogen, wie die von der Schlacht bei Aspern über alles deutsche Land. Die Wandervögel, die Wolken, der Wind schienen sie mitgenommen zu haben und warfen die mär. chcnhaft klingende Nachricht in fede Ortschaft, jedes Haus zwischen den Alpen, der Nord, und Ostsee herab, in Berlin drängte sich schon am dritten Tage die ganze Stadtbcvülkcrung aus den Strassen und Plätzen zusammen. Da ritt der Major Ferdinand von Schilt mit seinem vor zwei Jahren in Kolberg von ihm gebildeten Hnsarenregimcnt durch daS Pots, damer Tor zu einer Felddienstübung hinaus. Zn der hatte der König Friedrich Wilhelm III. widerstrebend seine Bewilligung erteilt; wo sie stattfindcn solle, wollte er nicht hören, nichts weiteres von ihr wissen. Wie die Kriegs, crttäruug Oesterreichs an Frankreich ergangen, hakle aber der junge Major sich nicht weniger als die Kaiser Franz und Napoleon für sein Vorhaben dieser „Felddienstübung" in Bercit- sclmft gesetzt, uno unmittelbar nach dem Ein. treffen der Botschaft von Aspern führte er cs aus. Schweigend ritt er eine Stunde weit bis vor Berlin ins märkische Land, dann liest er haltmachcn, versammelte die Offiziere des Re. gimcntcS um sich und sprach sie an: Er wolle inS Königreich Westfalen einfallen, allerorten das Volk zum Freiheitskainpf aufrufen, in Kassel den französischen Usurpator vom Thron vcr. jagen, diesen seinem rechtmäßigen Besitzer zu. rückzugebcn. Keine Stimme unter den Hörern erhob sich dagegen, alle jubelten ihm begeistert zu; sic waren seines Geistes Kinder, von ihm im Kopf und Herzen erzogen, und nach einem Augenblick staunender Ueberraschung brachen sie in den einmütigen Ruf aus: „Auf Leben oder Tod!" Im Schloß zu Berlin konnte der preu ßische König beschwören, er habe von dtesem Vorgänge keine Ahnung gehabt. Rasch durchmaß das kleine Korps die Strecke bis zur Elbe, überkreuzte diese bei Wittenberge ins westfälische Gebiet hinein und wandte sich nach Süden. Die starte Festung Magdeburg tonnte cs nicht anzugrcifcn wagen, doch die fran. Zösischcn Besatzungen der Städte Köthen und Bernburg ergriffen bei seinem Herannahcn schleunig die Flucht; das Gerücht lief den Rci. tern vorauf und kam ihnen entgegen. Ein be. deutsamcS erklang aus Westen her: im hessischen Lande habe der Freiherr Ferdinand Wilhelm von Dürnberg, den der König Jerome zum Obersten seiner Gardejägcr ernannt, in der Stille einen weit ausgedehnten Aufstand vorbereitet und heimlich Kassel verlassen, um an der Spitze der bewaffneten Landbevölkerung geaen dre Resi denz zu marschieren, wo zweifellos sein auS Westfalen bestehendes Jägerregiment sofort ge. mcinsame Sache mit ihm machen werde. Bon der Schlacht bei Jena her war er Schill persönlich bekannt, dann mit in den Rückzug des Blücher, schen Korps nach Lübeck geraten und durch die Kapitulation bei Ratekau in Gefangenschaft ge fallen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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