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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.09.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140907026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914090702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914090702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-07
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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velir 2. nr. 4SS. «dena-Nurigüde.r,>pz«,«r-g,dl<m. wenns möglich tst, werdet so feste und starke Teu tonen mit blitz-lauen Augen wie er. H. Die Flüchtlinge. Lvas bedeuten die paar hundert Ostpreußen, die ins Land hinein geflohen sind, gegen die Tausend«, die hier in den Städten und Dörfern und auf den Landstraßen Herumliegen. Am besten haben es noch die getroffen, denen Leerzüge zur Verfügung gestellt werben konnten. Zwischen Deutsch-Eylau und Osterode sah ich so einen Zug von etwa -10 Güter wagen, in deren jedem 2 bis 3 Familien hausten. Neben den Schienen brannten überall die Feuer- stellen, rasch aus Feldsteinen errichtet, mit dampfen- den Töpfen darüber. Die Kinder kletterten auf dem nahen Holzplatz herum, wippten aus den improvi sierten Treppen vor ihren Wohnbäusern oder spielten auf der ebenso improvisierten Dorfstraße, wo sonst nur die strenge Ordnung der K. P. E. V. herrscht. Ein wahres Glück diese Ahnungslosigkeit der Kleinen — in allem Jammer ein Stückchen goldenes Kinderparadies. Freilich, die seit zehn Tagen auf dem Wagen hocken oder an der Scheunenwand vor dem Städtchen, die hungern und frieren müssen, merken wohl mehr vom Ernst der Zeit, wenn auch nicht das volle Be wußtsein der Lage auf ihnen lastet, wie auf den Eltern. Gestern sah ich eine kleine Kruppe auf dem Marktplatz, die einem Steuerbeamten lauschte. Er kam aus ihrem Heimatdorf und berichtete, welche Häuser verbrannt, links von der Kirche und jenseits des Schulbaues, welche Leichen in oder vor den Häu sern lagen, totes oder verstümmeltes Vieh. Die Männer lauschten mit krausen Stirnen, einer mit Schnupftabak und grau dunklem Vollbart, ein paar Ordenszcichen auf dem Sonntagsrock und einer Schnapsflasche in der Hand, sprach mit kläglicher Stimme dazwischen und wischt« sich zitternd die Au gen. Eine schwangere Frau mit gefalteten Händen und weit aufgerissenen Augen starrte entsetzt in das Gesicht des Sprechers. Dann gingen alle an, Schauer geschichten zu erzählen, von gcvierteilten Kindern, ausgcstochcncn Augen, abgesckmittenen Brüsten — ein wenig Wahrheit und viel Dichtung, llnd dann be rieten sie, wie man es heimzahlen wolle. Wer wollte die bittere Wut der Beraubten. Vertriebenen nicht begreifen? Eine behäbige Bäuerin kutschierte, auf ihren Habseliokciten wie auf einem Thron sitzend, mit strengem Ausdruck vorüber, während die Tochter hinter dem Wagen schreitend ein bildhübsches, un- ruhiges Füllen zu beruhigen suchte. Einige Waaen voll polnischer Arbeiter eines Rittergutes. Der Herr im Kriege, der Inspektor verwundet. 200 Rinder, 1000 Schafe fortgetrieben, 300 Schweine geschlachtet und zum Teil liegen ge- lassen, der ausgedroschene Roggen mit den Gebäuden verbrannt, und sie als herrenloses Häuflein seit zehn Tagen verängstigt auf ihren Leiterwagen hockend. Gutherzige bescheidene Leute. Abends sah ich sie draußen bei der Feldbäckcrei wieder, angeblich um Brot bittend. Bei dem fortwährenden Abbrechen und Weiterziebcn kann nur gerade für die Soldaten ge- nug gebacken werden. Auch in der Stadt wurde alles Brot aufgekaust. So zog das Häuflein weiter, trau rig, hungrig, aber ohne Murren in die Nacht hinein, ihrem abgebrannten Gute entgegen. Rudolf von Koschiitzki, Kriegsberichterstatter. Der Reichskanzler an Sie amerikanische presse. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt folgende Mitteilung des Reichskanzlers an die Vertreter der „United Preß" und der „Asso ciated Preß": Großes Hauptquartier, 2. September. Ich weiß nicht, was man in Amerika über diesen Krieg denkt. Ich nehme aber an, daß dort inzwischen der Telegrammwechsel des Kaisers mit dem Kaiser von Rußland und dem König von Eng land bekanntgeworden ist, der unwiderleglich vor der Geschichte Zeugnis dafür ablegt, wie der Kaiser bis zum letzten Augenblick bemüht gewesen ist, den Frieden zu erhalten. Diese Bemühungen mußten aber vergeblich bleiben, da Rußland unter allen Umständen zum Krieg entschlossen war und England, da» durch Jahrzehnte hindurch den deutschfeindlichen Nationalismus in Rußland und Frankreich ermutigte, di« glänzende Gelegenheit, die sich ihm bot, die so ost betonte Friedensliebe zu bewähren, ungenützt vor übergehen ließ; sonst hätte wenigsten» der Krieg mit Frankreich und England vermieden werden können. Wenn sich einmal die Archive öffnen, so wird die Welt erfahren, wie oft Deutschland England die Freundeshand entgcgenstreckte. Aber England wollte eine Freund, schäft mit Deutschland nicht. Eifersüchtig auf die Entwickelung Deutschlands und in dem Ge fühl, daß es durch deutsche Tüchtigkeit und deutschen Fleiß auf manchen Gebieten überflügelt wurde, wünschte es Deutschland mit roher Gewalt nieder- ruwersen, wie es seinerzeit Spanien, Holland und Frankreich niedergeworsen hat. Diesen Moment hielt es jetzt sür gekommen und so bot ihm denn der Einmarsch deutscher Truppen in Belgien einen willkommenen Vorwand, am Kriege teilzunehmen. Zu diesem Einmarsch aber war Deutschland ge'wungen, weil es dem beab sichtigten französischen Vormarsch zuvorkommen mußte und Belgien nur auf diesen wartete, um sich Frankreich anzuschließcn. Daß es iiir Englund nur ein Vorwand war, beweist die Tatsache, daß Staatssekretär Grey bereits am 2. August nachmittags, also bevor die Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland erfolgte, dem fianzö- sischen Botlchaf er die Hilfe Englands bedingungslos sür den Fall zusicl erte, daß die deutsche Flotte die tranzösische Küste angreife. Moralische Skrupel aber kennt die englische Politik nicht, und so hat das eng lische Volk, das sich stets als Vorkämpfer iür Freiheit und Recht gebürdet, sich mit Rußland, dem Ver treter des furchtbarsten Despotismus, verbündet, mit einem Lande, das keine geMige und keine religiöse Freiheit kennt, das die Freiheit der Völker wie Individuen mit Füßen tritt. Schon be ginnt England emzu ehen, daß cs sich verrechnet hat, und daß Deutschland seiner Feinde Herr wird. Daher versucht es denn mit den kleinlichsten Mitteln Deutschland wenigstens nach Möglichkeit in seinem Handel und seinen Kolonien zu «chädigen. indem es, unbekümmert um die Folgen für die Kulturgemeinjchait der weißen Nasse, Japan zu dem Raubzug gegen Kiautschou auf hetzt, die Neger in Afrika zum Kampf gegen die Deutschen in den Kolonien führt und, nachdem es den Nachrichtendienst Deutschlands in der ganzen Welt unterbunden Hat, einen Feldzug der Lüge gegen uns eröffnet. So wird er Ihren Landsleuten erzählen, daß deutiche Truppen belgische Dörfer und Städte nieder gebrannt haben, Ihnen aber verschweigen, daß belgische Mädchen wehrlosen Verwundeten auf dem Schlachtfelds die Augen aus.-.estochen haben. Beamte belgischer Städte haben unsere Offiziere zum Essen geladen und über den Tstch hinüber erschossen und gegen alles Völkerrecht die ganze Zivilbevölkerung Belgiens auigebolen, die im Rücken unserer Truppen nach amänglich freundlichem Empfange mit ver- steckten Waffen in grausamster Kampsesweise sich erhob. Belgische Frauen durchschnitten den Soldaten, die sich, im Quartier ausgenommen, zur Ruhe leglen, die Halse. England wird auch nichts von den D um - D u m-K e s ch o s s e n erzählen, die von Eng ländern und Franzosen trotz aller Abkommen und heuchlerisch verkünde.en Humanität verwendet worden sind und die sie hier ln der Originalpackung einsehen können, so wie sie bei englischen und fran zösischen Gefangenen gefunden worden sind. Der Kaiser hat mich ermächtigt, alles dies zu sagen und zu erklären, daß er volles Vertrauen in das Gere chtigkeitsgesühl des amerika nischen Volkes hat, das sich durch den Lügen krieg. den unsere Gegner gegen uns führen, nicht täuschen lassen wird. Wer seit dem Ausbruch des Krieges in Deutschland gelebt hat. hat die große moralische Volkserhebung der Deutschen, die, von allen Seiten bedrängt, zur Verteidigung ihres Rechtes aus Existenz freudig ins Feld ziehen, selbst beobachten können, und weiß, daß dieses Volk keiner unnötigen Grausamkeit und keiner Roheit fähig tst. Wir werden siegen Dank der moralischen Wucht, die die gerechte Sache unseren Truppen gibt, und schließlich werden auch di« größten Lügen unsere Siege so wenig wie unser Recht verdunkeln können. Der gesperrte Verkehr Paris-London. Köln, 7. September. (Eigene Drahtmel dung.) Londoner Blätter verbreiten immer noch spaltenlangc Spezialtelegramme ihrer Pariser Mit- arbeiter. Die Mehrzahl der Telegramme ist unmög lich aus Paris nach London gelangt. Wie wir er- sahrrn, ist seit dem 3. September der direkte Draht verkehr Paris—London von den Deutschen abge schnitten worden. Zwischen Paris und London be steht nur noch Funkenverbindung, jedoch ist es ge lungen, die Funksprüche de» Eiffelturm» im deutsck>en Lager abzufangen und deutschen Zwecken dienstbar zu machen. Nähere Angaben sind zurzeit aus militärischen Gründen untunlich. Vie Gründe für die französifthen Nieder lagen. Frankfurt a. M., 7. September. Die „Franks. Ztg." meldet: General Joffre hat einen an alle fran zösischen Armeen gerichteten Tagesbefehl er lassen, in dem die Gründe für die Verluste und Niederlagen einiger Armeekorps angegeben werden. Immer, wenn man die Infanterie zu einem Angriff auf weite Entfernung vorfiihrte, bevor die Artillerie in Aktion getreten war, sei die Infanterie in das Feuer der Maschinengewehre geraten und habe Verluste erlitten, die zu vermeiden ge wesen wären. Außerdem sei der Insanteriekampf nicht immer in genügend verteilter Ordnung geführt worden, wodurch der Gegner die Infanterie vernichten und die Offensive auf halten konnte. Der Tagesbefehl gibt auch inter- essante Aufschlüsse über die deutsche Taktik, nament lich der Kavalleriedivisionen, die stets von bereit gehaltener genügender Infanterie unterstützt wor den waren. In Zukunft solle auch die französische Kavallerie mehr auf diese Umstände achten. Meuterei in einer Marseiller Kaserne! Matt and, 7. September. (Gig Trahtmel-.t „Nntone" bei ichtet aus Marfeille: An der Stadt geht da» behö dlich unwi ersprochrne Gerücht, daß in der Kaier ne der Kolontaltiuvve» die »eueinqezoacnen MannkMastcu, denen die fran- zönschen Niederlagen bekannt w reu, aeme « tert haben Tatsache ist, daß die Kaserne seit drei Tagen geswlosien und von jedem Verkehr mit der .iivilbrvölkernng abgewerrt ist. An dem Kasernc- mrnt liegen ?n reit zwei Ersatzregimrnter der Garnison Tunis. ,Ein Schwabenstreich*. Das württembergische Generalkommando in Stuttgart gibt folgendes bekannt: Der Leutnant der Reserve Matthes hat in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend mit seinem Zuge eine feindliche Batterie vernichtet und sechs Geschütze und 13 Munitionswagen sowie viele Pferde erbeutet. — Leutnant Matthes ist ein Sohn des Stuttgarter Kanzletrates Matthes. Unter deutscher Aufsicht. Berlin, 7. September. (E i gen« Drahtmel dung.) Auf Grund der Verordnung des Bundes rats betreffend die Ueberwachung ausländischer Unternehmungen in Deutschland ist über zwei der größten ausländischen Kapitalunter« nehm ungen in Deutschland bereits die behörd liche Kon troll e verhängt, um die Kapitalien der Gesellschaften nicht feindlichen Mächten für Kriegs zwecke zuwcnden zu lassen. Die Englische Gas anstalt in Berlin und die Grafen st adter Deutsche Männer. 20) Geschichtlicher Roman von Wilhelm Jensen. Drunten ward das Gebäude bis iu alle Win kel hinein von französischen Pvlizcisvldatcn durch- suchl; sic betrugen sich durchaus höflich, versicher ten dein Inhaber der Wirtschaft, sein guter Ruf belasse ihn anszer allein Verdacht, zumal da seine Deinoiselle Tvchter eine Zeitlang am Hose zu Kassel in Dienststellung gewesen sei. Doch man wisse, das; der vormalige Herzog von Braun schweig sich schon seit Monaten bald da, bald dort diesseits der Elbe im Westfälischen aufhalte, so gar bei dein Gastwirt Stösse im „Wstnßcn Roß" unmittelbar vor der Stadl Braunschweig über nachtet haben solle, und mehrmals hätte nur ein Zufall, fast wie ein Wunder, seine Entdeckung und Ergreifung vereitelt. Deshalb sei nachdrück licher Befehl ergangen, auf ihn zu fahnden, und die Beauftragten müßten ihrer Vorschrift streng Nachkommen, da die Polizei mutmaßte, daß der Gesuchte sich zurzeit in der Umgegend von Halle verborgen halte. Den« hörte Lorenz Falke zu, entgegnete dann und «vann, ihm sei nichts davon zu Gehör gekommen, und geleitete mit einer Leuchte die Rachforscheuden überallhin, doch vor her nach mehreren entlegenen Abseiten, ehe er, lantstiminig auf den« Flur sprechend, die Lür der kleinen Herrenstube öffnete. Bei ihrem Auf gehen entfuhr ihm unwillkürlich vom Munde: „Hier ist'S ja stockfinster," rasch indes fügte er hinterdrein: „Die Mägde werden immer unzu verlässiger, keine paßt mehr aus ihren Ticnst, daß sie rechtzeitig Licht macht. Aber auch die Herren Studenten sind nicht mehr wie frülscr; zu meiner Zeit kannte man's nicht, sich durch ein bißchen Wind und Wetter von einem gesunden Abend gang zur Tränke abschrecken zu lassen. Ra, wir ncüsscn dankbar sein, daß Seine Majestät der König sic uns überl-aupt wieder geschickt hat; wenn sie wcgbleibcn, spart man schließlich in der teuren Zeit an Lampen und Oefen. Es tut mir recht leid, mc-mwv«-», Sie umsonst durchs Haus bemüht zu haben, aber ich kann's mit nichts gutmachen als der Bitte, in der Gaststube einen Trunk von mir anzunehmcn, denn Sic müssen durstig geworden sein. Natürlich ohne Entgelt, ich bin Ihnen sehr verpflichtet dafür, datz Sie mit soviel Eifer für da- gute Renommee meiner Wirtschaft besorgt gewesen sind Und ihr mit bestem Gewissen bei der hohen Behörde em empfehlendes Zeugnis ihrer Unverdächtigkeit ausstellen können. Dadurch kann mir Ihr Besuch vielleicht doch einen Gewinn einbringen, ich meine eine gelegentliche Einkehr auch Ihrer .Herren Vorgesetzten bei mir, denn ei«« bißchen darf unser einer doch an seinen Vorteil denken." So andauernd hatte Lorenz Falke leit langer Zeit nicht mehr gesprochen, und sein Gesicht er schien dabei wie um ein paar Jahrzehnte ver. jüngt, denn zum erstenmal wieder war ihn« sein ehemaliges trocken verhaltenes Zwinkern nm die Mundwinkel gegangen, und es regle fast den Eindruck, als ob er am Schluß des Vorteils, den er sich in Aussicht stellte, nur Erwähnung getan habe, um darüber offensichtlich die Lippen zu einem spaßhasteu Schmunzeln verziehen zu können. Die velobten Polizisten sprachen in der Gaststube den« unentgeltlichen Trunk bereitwil ligst zu, und der freigebige Spender begleitete sein wiederholtes Anfullen der Gläser noch mit mancherlei Aeus;erlichkeitcn, doch hielt er auch nicht mit voller Anerkennung zurück, wie srendlg em ruhiger Bürger empfinden müsse, die öffentliche Ordnung und Sicherheit von so pflichtaetreuer Aussicht behütet ,m wissen. Dann verließen sie, von ihm vor die Tür gebracht, als letzte Abend gäste die Wirtschaft, und seine Gedanken sam- melnd, blieb er noch, in die Nacht hmausblickcnd, stehen. Absonderlich war's, daß er bei der Nach suche im Haus nirgendwo seine Tvchter zu Gesicht bekomme» hatte, das ließ ihu hineiugcheu und überall nach ihr Umschau halten, ob sie sich unauffindbar versteckt habe; einen Grund dafür wußte er sich freilich nicht klarzumachcn. Doch blieb sein Bemühen umsonst, sic war nicht vor. Händen; zuletzt begab er sich in die Herrenstubc und betrachtete darin nachdenklich die ausgelöscht auf dem Tisch stehende Kerze. Da ging die kleine Zistrndtür auf, und plötzlich stand die vergeblich Gesuchte neben ihn«, aber so anders als sonst, das; sic seinem ersten Blick beinahe fremd 'vorkam. Ihr Gesicht überdeckte eine rotblühcndc Farbe, und ihre Augen lenclucteu; mit gedämpfter Stimme fragte sie hastig: „Isis fick^r, daß sic nicht wiederkommcn?" Danach legten ihre Lippen sich an das Ohr des Vaters, flüsterten atemlos einige unvernehmbave Satz«, nach txnen sie eil« fertig an einen Wandschrank trat und daran? eine kleine messingne Blendlaterne hervornahm, um die Wachskerze drin anzuzündcn. Ihr Tun vollzog sich gleicherweise mit Schnelligkeit und ruhiger Sicherheit; im nächsten Augenblick war sie wieder durch die Wandtür weggeschwunden. Kurz sah Lorenz Falke ihr mit einem stau, »enden Gesichtsansdruck nach, stieg darauf hurtig die Treppe hinan nach einer der kleinen Gast stuben, in denen ab und zu zur Sommerzeit Stu denten über Nacht verblieben, und schloß sorg lich den Vorsatzladcn des Fensters. Dann ging er in den Garten hinunter und hielt den Blick in die Richtung des Gibichensteins gewandt. Von dem ließ sich nichts gewahren, nur eine schwarz gegen den Himmel angetürmte Masse ahnen, wie alles rundum ebenso in toter Finsternis lag. Aber nach einer Weile war's einmal, als ob in der Lust ei«« Glühwürmchen aujtanche und aus der Höhe sich langsam ans den Garten zu, herabbewege. Der Schimmer verschwand und kehrte wieder, bis erkennbar ward, daß er voi« einer Laterne herrühre, deren Blendklappc so fest angezogcn sei, daß aus ihrem Spalt kaum mehr als ein haarbreiter Lichtschein aus den Boocn uiedcrfalle. Nun erreichte er den Warte, vlatz Falkes, der, zwei Ankömmlinge«« voran schreitend, die Haustür öffnete, sie von innen rasch ^nit einem Riegel verschloß und als Führer die Treppe hinausstieg. Dam« stand der am Abend ««« der Fuhrmannskleidung Eingetroffenc in dern kleinen Studcntengclaß und sagte: „Ihr habt eine brave Tochter, Hatte, die für die Ge. sinnung ihres Vaters Bürgschaft gibt. Daü ist noch ein deutsches Mädchen, ohne sie weiß ich nicht, zwischen welchen Wänden ich jetzt säße. Aber ich hätte auch nicht das Vergnüge«« ge. habt, mich «nit ihr unter dem alten Eulenturin zu unterhalten; sie war offenherzig, ich wäre ,hr lange der verhaßteste Mensch auf der Welt gewesen, weil ich ihr einmal da unten ihre Blumen wcggenommen und danach einen rohen Streich gemacht. Den hab' ich dem, auf welchen ick« damals in der Trunkenheit lvsgeschlagen, schon vor Jahren abgebcteu, und die Schäferin hat c«n gutes Herz, daß sie's mir heut nicht «nehr nachgetragcn, sondern mich wie eilt Lamm vor der einbrechenden Wolssmcutc aus dem Pferch herausgezogen hat." Montag, 7. September lSl4. Waffensabrtk (Elsaß) sind von der Aufsicht». -«Hörde von ihrer Unterstellung unter die Kontrolle benachrichtigt worden. ölumenthal steckbrieflich verfolgt! Straßburg, 7 September. (Eig. Drahtmeldung ) Die Staat»anwaltlchaft in Kalmar hat gegen den in französische Dienste übergetretenen Bürgermeister Blumenthal in Kalmar Steckbrief wegen Betrugs und Unterschlagung von 1009 zum Schaden der Stadthauptkasse erlassen. — Leider sind nicht nur die bisher genannten Eliässer Blumen, thal, Hansi usw. Landesverräter geworden, sondern die Zahl der Landesverräter, besonders in den Grenzbezilken, ist nach den bisherigen behörd- lich en Feststellungen bedauerlich groß. Ein diebischer russischer General. Von durchaus zuverlässiger Seite erhalten wir die Mitteilung, daß man in dem Gepäck des einen der beiden russlschen kommandierenden Generale, die in der Schlacht bei Tannen, berg gefangen worden sind, die silberne Bowle gefunden hat, die der Kreis Neiden burg seinem Landrat verehrt hatte. Also die russischen Spitzbuben leben und stehlen noch. Vie Se-ienung kriegsgefangener Offiziere. Berlin, 6. September. Amtlich. Zur Be dienung k r i e g s g e f a n g e ne r Offiziere werden keine Mannschaften des deutschen Heeres kommandiert. Sofern die Offiziere keine Burschen oder Diener mitgebracht haben, werden Leute ihrer Nationalität in der unbedingt notwendigsten Zahl aus den Mannschaftsgefangen- lagrrn herangczogen werden. Zur Handhabung -es Prisengerichts. Berlin, 6. September. (Amtlich.) Am 5. Sep tember hat Deutschland durch Vermittlung der Ver einigten Staaten von Amerika bei Belgien, Frank reich, Großbritannien und Rußland angefragt, wie dort das Prisenverfahren eingerichtet sei und in welcher Weise Deutsche vor den Prisengerichten vertreten werden können. Bisher haben Frank reich und Großbritannien geantwortet. In Frank reich gehören Prisensachen vor den Prisen rat (Eonseil des prises); Berufungsgericht ist der Staatsrat (Eonseil d'statj. Die Interessenten können sich von beim Staatsrat zugelassenen An wälten vertreten lassen. — Großbritannien er- klärte, daß kein feindlicher Ausländer vor dem bri tischen Prisengericht vertreten werden könne. Sle lügen weitert Amsterdam, 4. September. Das englische Kriegsministerium gibt bekannt, daß in Lille, Arras, Douai, Bethune usw. kein Deutscher mehr gesehen werde. Es ver schweigt aber das Vorrücken der deutschen Front. Ferner teilt das Kriegsmtnisterium mit, daß starke deutsche Truppen zurückgezogen würden, da sie für die russische Grenze gebraucht würden und läßt durch blicken, daß deshalb die Entblößung im Norden Frankreichs erfolgt sei. Vor Rethel und ander Maas zeigten die Deutschen, wie der Kriegsminister behauptet, keine Aktivität. Diesem unwahrhafttgen Bericht steht die letzte Meldung der „Times" gegenüber, daß Amiens sich friedlich ergeben und La Fere von den Deut schen genommen ist, woraus auch der Voreingenom menste ersieht, daß der Bericht des englische«« Kriegs ministeriums seine Haken haben muß. Das Pariser „Journal" vom 29. August will wissen, daß ein Ei in Berlin 3 ein Kilo Salz 2 .L koste I I Sollte hier nicht eine Verwechslung mit Paris vorliegen? Hörbar von Dank erfüllt hatte er's trotz seiner düsteren Miene in guter Laune gesprochen; oer Wirt stand etwas befangen und brachte ein wenig stotternd hervor: „Durchlauchtigster Herr—." Doch der Angeredete fiel ihm ins Wort: „Firlefanz! Ich habe Euch schon gesagt, daß ich kein Herr bin, in Deutschland grbt's nur noch Knechte. Aber «venn Ihr noch einen Trunk für mich habt — hätte die mir den von vorhin nicht in die Stube gebracht, krächzten die westfälischen Dohlen mir jetzt wohl eine Hohnlache auf den Kopf herunter." Lorenz Falke blicb noch ein paar Sekunden lang stehen. Seine Augen hatten sich auf seine Tochter gerichtet, und das Aufleuchten eines Stolzgefühls strahlte aus ihnen hervor; zum erstenmal seit undenklicher Zeit streckte seine Hand sich aus und glitt ihr hastig einmal über das schöne, weiche Haar. Dann lies er hurtig nach unten hinab, den Trunk herauszuholcn. Die kleine Stube ließ durch den geschlossenen Fensterladen keinen Lichtschimmer nach außen satten, scheinbar lag das Wirtschaftsgebäude in lautlosem Dunkel. Doch brannte hinter dem Laden die Lampe noch über eine Stunde lang fort, und mancherlei Wechselrcde ging hin und her. Lorenz Falke drang in seinen Rachtgast, das Haus nicht in der jedenfalls ruchbar ge wordenen Kärrnertracbt wieder zu verlassen, son- dern eine andere anzulegen, brachte aus seinem Kleidervorrat alles, was benutzbar sein konnte, herbe«. Dazu nickte jener: „Ich habe schon man chen fremden Rock getragen, und in der Statur sind «vir ziemlich gleich," und er wählte die am meisten abgebrauchten Stücke für den Zweck aus. Dan«« sagte er: „Jetzt will ich eil« paar Stunden die Augen zumachen, weckt mich also, wenn Ihr's nicht verschlaft, uin fünf Uhr, da komme ich rechtzeitig im Dunkel eine Strecke von Halle fort." Beiden die Hand rei chend, setzte er noch hinzu: „Ich fühle hier ein gutes Dach überm Kops und bi«« sicher, daß der Sturm es nicht wegrcißt; das haben viele Schlösser nicht von sich rühmen können. Gute Rächt, Sckuisertind! In den« Zeug da werde ich morgen ungefähr ausschen, als könnt' ick) die Ehre haben, dein Vater -u sein." (Fortsetznna in d«r Morgen <n»aav«.) " Monn Sei-er (Mit 1 dem Straße. Hacdenbei Da» Kc lands ist c von Gesang besondere ( Hosen und t Dum-Gejchc so leistet di die en Dien Ge angene au Dresden. Zwei K Hauptstadt städtchen w erst durch prächtig au Kiefer«« lie Kommanda anziehungs datenfreunl minder er fangenen b sicherer Obl brück vollto hoher, gar fangenen l oder eine i Landwehr das Gelüst weichen, ge besser als i Schlachtfeld westlicheren Roßplatz 1 Harkortstr, Stephanst« warrenst Tomenius gartenst zahl. Sie — einen vi zosen. Sin unterlegen, straffer, ihi deutschen s Ganz so ve immer gesci sein, wie sich auch hi daß es völl So sieh stchtern au« einigen v sprechende man rein zahl Mon§ unterwürfe wenn Best sind sehr g< den Schna kunft eine natürlich i aus dem f sein und können. 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