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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.04.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19170428026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1917042802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1917042802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-04
- Tag 1917-04-28
-
Monat
1917-04
-
Jahr
1917
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Händler :h-«, Nrü Ks zafamen-efchloffen und ihnen vnler ge- wlsser. Vedinauic;;!'. die Versorgung mit Gemüse in Auftrag ge geben Dic-lc- Einiiy tung hat sich bis setzt gut bewährt, wenigsten» hat man es s«r das neue Erntejahr hierbei getassen. Einzel r Giotzsiädte aber haben diese vorhandenen Hilfskräfte mit ihren we: tvv!!e i Einrichtungen, Erfahrungen and Beziehungen beiseite gesellt und sogenannte Grohmärkte eingerichtet, die den Kleinivndei und vielleicht auch klein« Großhändler beliefern. Zu nächst h 'cü.iehf i und durch nicht zu widerlegend« Tatsachen zu hl'wei'c!-. dno dc. behördliche Apparat keine Senkung der Er zeuger;', ein. ivi.^ern da- Gegenteil herbeigeführt hat. Meiler sieht ,;rv !'e'n.i' >0. das) bei dieser Einrichtung der Verderb eine wrsent! - > nil'Ne Rolle spielt, als das sonst prozentual der Fall si. Eci'n. '-! cn auch keine Verringerung der Unkosten festzu stellen b -. .>.. Großhandel beanspruchte Nutzen augewogen wird durch d > N ; en, die an die Vermittler gezahlt werden, denen die so,.''. Nam Händler auSgeübte Tätigkeit der Abgabe an den Klelnb»'-" -o c,l igeu ist. Gewissenhaft vorgenommeneStichproben ergäbe! -rcb d ie Form der Bewirtschaftung eine beträchtliche Bclast'.in,, - '' rbraucherS. Hinzu kommen noch unverhältniS- uläszig bol-c- b ' enste der NeichSstelien, die überhaupt ein Kapitel für sich Und ?i> sind oliv auf dem Wege von dem Erzeuger bis rum Ve>i'^ »Ut Verdienst an dem Warenverkehr beteiligt: die Nmch-ch >. xr Vermittler, der Großhandel und der Klein handel, ma nan mit zwei Stellen, dem Groh- und dem Klein händler. e - . . ren mühte, denn auch die Aeichsstelle sollte sich eines be'?7d> Verdienstes enthalten. Also «in regelrechter ^etkenhandc!. d u man doch sonst mit Recht energisch bekämpft. JedensaNi '!?< > die für die Versorgung mit Frühkartoffeln und Friikgemme ge'rofsenen Maßnahmen in entschiedenem Wtder- ipruch mit de: vom Präsidenten des Kriegsernährungsamte- ge- negebcnen Zusicherung, dah für die Folge der freie Handel seiner Bedeutung .v orcchend hinzugezogcn werden sollte. Daä betrüb liche dabei ist. >ah alle leicht zu umgehenden Unkosten und Ver ¬ dienste noi'i Verbraucher getragen werden müssen. Nelchstagsarbeiteu Aus .'seia StagSkrelsen wird der .Deutschen ParlamentS- erreipond'" ) geschrieben'. Der Reichstag hat biS zu Pfingsten in: Plenum b.ch erhebliche Arbeit zu leisten, und es wird der möglichsten ichrankung der Erörterungen bedürfen, um die FrühjayrStacmüg vor Pfingsten abzujchliehen. Der Reichs bau S h a l t 5 pl a n für 1917 ist in zweiter Lesung noch nicht nnllig.erledi7 . und eS stehen hier noch ausführlichere Erklärungen d?i ^raktiom aertreter zu erwarten; daS gleiche gilt von der Be- nanbiung dc, Er nährun 0 sp 0 litik. In der dritten Lesung Reichsbo. shaltS ist auf Erörterungen über die auswär tige. Politik zu rechnen. Der Gesetzentwurf über die Ver einfachung der Rechtspflege wird für diese Tagung nickt mehr zur Erledigung kommen, da er starkem Widerstande bei den Fiktionen der Mehrheit begegnet. 3m Hinbli« auf die noch zu erledigenden Ausgaben wird die ReichSregieruna voraussichtlich kaum noch weitere Vorlagen einbringen, die noch eine eingehende Ausschuhderatung notwendig machen würden. Die mit den Fragen der Be Völker ungSpoltttk zu- lammenhängenden gesetzgeberischen Maßnahmen, die für diese Tagung in Aussicht standen, werden daher der Herbst beratung Vorbehalten bleiben müssen. Ob der Ver fassung---auSschuß noch die eine oder ander« Anregung an dos Plenum bringen kann, läßt sich zunächst nickt beurteilen, da er erst nach seinem Zusammentritt über den Arbeitsplan nähere Festsetzungen treffen wird und der Gang der Erörterungen ab- , uwarten bleibt, welche Fragen in den Kreis der Beratungen ge zogen werden sollen. Ihre letzte Hoffnung: der Streik in Deutschland Man braucht nur «Inen Blick auf die dicken Ueberschristen Zu mc-csen, die der .Malin" seinen Meldungen über die Streik- Bewegung in Deutschland gibt, um zu ahnen, mit welch ge- tk^ cker AiOmerksamkeil in Paris diese Vorgänge verfolgt werben. Da hc-ihi e.i am 22. April: .Ein gewaltiger Streik ist auch bei Krupp, in Solingen. Magdeburg aus Mangel an Brot ausgebrochen? — .Di« Streikenden ocpar.isterten Massenaufzllge mit schwarzen und roten Fahnen. - .Die Streikbewegung dehnt sich über ganz Sachsen aus? - .Da^, Getreide ist vollkommen ausgegangen (?!)' — .Soldaten ictzbern aiic Privatdrsihungen in Stadt und Land nach Getreide durch? - Höhere Beamte bestätigen, daß selbst in den am meisten begünstigten Gebieten d e Kvrnlager, die für die Herstellung von Brot bestimmt wann, schon zwei Monate vor der neuen Ernte vollkommen geleert iein wecde.r, und daß die Kartosfclvorräte säst durchweg schon auf gebraucht sind? — .Dos Vieh wird wahllos adgeschlachlei? — Am April aber heißt cs: „Die Streiks vermehren sich. In Magde burg sind gewaltsame Aufstände ausgebrochen. Der Belagerungs zustand wirb erklärt? — .limeutes g^uärsles". — .In allen Industrie gebieten sind ernsthafte Unruhen ausgebrochen? — .Revolten «rnst- baiirn Charakter» sind in Berlin ausgebrochen, die Polizei mußt« er'* die Menge schießen? — .Auch in den rheinischen Bergwerken wütet Streik und Aufruhr? — Herr,« ist vor Freuds wieder einmal ganz außer sich geworden. Das erste Mal wurde er eS am 18. März vor Freude über di« russisch« Revolution, setzt ist er et vor Freude über di« R«volution in — Deutschland. Unter dem 22. April jubelt er: ,D«r Hunger hat den Mols au« dem Wald ge scheucht. Hetzt zeigt er sich in den Straßen von Berlin und andertw». Bet ans fragen bi« Leute: .Werden bi« Deutschen auch wirklich dlc Revolution machen?' 2a, gewiß doch! Sie werden st« machen. Sie werden ft« machen, ober nicht bevor wir bi« preußisch« Arm«« verntchtet Haden. Dean die ist der Wachthand des Reichet? Gerard, der vor Selbstenttäuschung gewarnt habe, hätte tausendmal recht. Von einem Frieden ohne Annexionen will H«rv4 nichts wissen. .Hst die deutsche Arbeiterschaft, die jetzt einen Frieden ohne An nexionen fordert, bereit, Polen herauszugeben, das die preußischen Könige 1778, 1781 und 17S8 gestohlen haben? An Frankreich Elfah-Lothringen zurückzugeben, bat der preußische König (!!) 1871 gestohlen hat ti!)? Wat geht unt dos an, ob die Deutschen morgen eine Republik Haden ober nicht? — Hervt lehnt Scheide- mann.Südekumab. Er will mir einem Wort ein zerschmettertes Deutschland, eher läßt er mit sich nicht reden. Das „Reuter"-Gefecht im Kanal A-tll. London, 28. April. (Meldung des Aeuterfchen Bureaus.) Nach Erzählungen von Offizieren und Mannschaften wurde folgender Bericht über den Kampf im Kanal vom 20. April zusammen gestellt: Die Anzahl dec am Gefecht beteiligten feindlichen Zerstörer, di« man anfangs auf fünf schätzte, ist nach Aussagen deutscher Ge fangener jetzt auf sechs festgestellt worden. Die britischen Zerstörrr- sührerschissr .Swift" und .Broke' hatten nacht» im Kanal Wachtdienst und fuhren mit westlichem Kurse, als um tl Uhr 40 Minuten nachts .Swift" ein feindliches Geschwader über Backborvbug sichtete, das in entgegengesetzter Richtung in hoher Fahrt herankam. Die Nacht war ruhig und außerordentlich dunkel. Als zum ersten Male der Feind gesichtet wurde, betrug der Abstand 800 V«rd. Man hörte der Reihe nach die Feuerglocken auf den feindlichen Zerstörern, und die Deutschen eröffneten unter dem Ausdlitzen der Scheinwerfer das Feuer. .Swift' antwortete sofort, und sein Kommandant be schloß ohne Zaudern, das feindliche Feuerschiff zu rammen. Das Steuer wurde herumgertssen, aber .Swift', dessen Brück en besatzung zeit weilig durch die Scheinwerfer geblendet war, fehlte und schoß un beschädigt durch di« foindliche Linie. Das Schiss drehte um, wie sich ein Habicht aus die Deut« stürzt, und torpedierte beim Wenden sofort ein anderes Boot la der deutschen Linie. Von neuem stürzt« es sich auf das führend« Schiff, das aber wteber aoSwtch und, ohne einen Schuh abzuseuern, in voller Fahrt in der Dunkelheit verschwand, verfolgt von .Swift'. Beim eilten Sichten des Feinde« fuhr di« .Brok«' östlich von der .Swift'; wahrend dte .Swift' den Kor« ändert«, um da« deutsche Führerschlff zu rammen, feuerte dt« .Broke' einen Torpedo auf da« zweit« Boot in der deutschen Linie ad, traf e< und eröffnete bann daS Feuer mit allen Geschützen. Die Maschinen der sechs feind lichen Schiff« arbeiteten mit aller Kraft. SS gab einen schwachen Feuer schein aus jedem Schornstein, wodurch der Oberteil der Schiffe beleuchtet und der Kommandant der .Broke' in den Stand gesetzt wurde, seine Taktik etnzurichlen. Er wandle da« Schiff nach Backbord und rammt« ln voller Fahrt da« dritte Boot nahe an dem Hinteren Schornstein. Di« beiden Boote, die aneinander festsatzen, kämpften buchstäblich im ver zweifelten Handgemenge. Die .Brok«' überschüttete dt« Deäi« d«S Feinde« mit Kugeln aus Geschützen, Maschinengewehren und Pistolen. Von den übrigen Torpedobootzerstörern überschütteten zwei in der deutschen Ltnte dte .Broke' mit verheerendem Feuer; dt« Bedienungs mannschaften ihrer vorderen Geschütze verminderten sich von 18 auf 8 Mann. Fähnrich zur See Gyles, der di« Wache auf der Dark hatte, brachte, obgleich selbst am Auge verwundet, alle vorderen Geschütz« tnS Gefecht, indem er selbst den gelichteten Geschühmannschaften laden half. Mährend er so beschäftigt war, erkletterte «in« Anzahl .rasen- der" Deutscher von dem gerammten deutschen Torpedobootzerstörer die Back der Broke" und stürzte sich achteraus aus dte feuernd« Menge. Der Fähnrich, inmitten seiner toten und verwundeten Geschütz mannschaften und kalbblind durch daS Blut, warf sich allein mit seinem Selbstladcrevolver ihnen entgegen. Er wurde von einem Deutschen ge faßt, der ihm die Waffe zu entwinden versuchte, aber sofort von einem Matrosen erstochen wurde. Die übrigen Eindringlinge wunden bis auf zwei, die an Deck lagen und sich tot stellten, über Bord getrieben; diese beiden wurden später aefangen.genommen. Von den ursprünglichen sechs deutschen TorpedooootSzerstörern waren fetzt noch drei am Leden. Zwei Minuten nach dem Rammstotz gelang «S dem Brok«', von dem sinkenden Gegner frei zu drehen und einen Rammstoh ans da« letzte Boot in der deutschen Linie zu versuchen; «S verfehlte sein Ziel, aber beim weiteren Drehen gelang e« ihm, einen Genosten dieses Boote« mit einem Torpedo am Vordersteven zu treffen. Während die .Broke" mit den beiden fliehenden Zerstörern in heftigem Gefecht begriffen war, traf sie eine Granate in den Kesselraum, wodurch die Maschinen außer Tätigkeit gesetzt wurden. Der Feind verschwand daraus in der Dunkelheit. Die .Brok«' ändert« ihren KurS in der Richtung auf den Zerstörer, der stark in Brand stand. Der Be richt sagt weiter, daß, als di« .Brok«' sich näherte, di« Bemannung de« deutschen Schiffes zuerst um Hilfe r!«s und dann auf die .Broke" daS Feuer eröffnet«. Darauf Hobe die .B'r o k e" vi«r Salven und dann «inen Torpedo abgefeuert, der daS deutsche Schiff mittschiffs traf. In- zwischen setzt« di» .Swift' die Verfolgung deS deutschen FührerschiffeS fort, di« sie infolge der Schüsse, di« ste früher getroffen halten, verhin dert war, mit Volldampf zu fahren. Sie gab daher die Verfolgung aus und kehrte um. Sie traf dann aus d«r gerammte« deutschen Zerstör«, der sich in sinkendem Zustand befand. Di« Mannschaft rief, daß sie sich ergeben wolle, at-er dt« .Swift", .die nicht ohne Grand Verrätern arg- wöhnte', ließ das Schiff sinken. Da kein Feind mehr zu sehen war, und das Gefecht. das etwa fünf Minuten g«daoert hatte, vorüber zu sein schien, ließ dt« .Swift" die Scheinwerfer spielen und iteß tbr« Borte herab, um die Schwimmenden zu retten. Das vorstehende neueste Phantafieprodvkt von Reuter wird wtedergegeben als Beweis dafür, daß dieser Meister der Lüge gelegentlich doch auch erheblich danebengretft. Dte Ün- aeschtckuchkeit seiner Dichtung liegt nicht so sehr ln der Belxurv- tung, daß im Laufe be« Seegefechts nicht weniger als fünf deutsche Torpedovootszerstörer vernichtet seien (tatsächlich waren es be kanntlich nur zwei), sondern darin, daß sich Reuter in seiner Er zählung in Gegensatz zu seiner eigenen Admiralität setzt. Diese hatte bekanntlich in ihrer offiziellen Meldung behauptet, dah die englischen Seestreitkräfte bei dem Gefecht keinerlei Ma terialschaden erlitten hätten. Nach Reuter hatten aber dte 2000 Tonnen großen englischen Fahrzeuge so schwere Havarie erlitten, daß ste an der Verfolgung des angeblich fliehenden Feindes ver hindert wurden. Es ist für Reuter selbstverständlich, dah er diese Gelegenheit benutzt, um den Besatzungen der deutschen Torpedo boote wieder feige Handlungsweise zu unterstellen. Wjr kennen unsere Blaujacken glücklicherweise bester als der englische Ltloen- Held. Wir wollen aber doch die merkwürdige Auslassung niedrige'' hängen, wonach die englisch"». Zerstörer die angeblich sich ergebende Besatzung eines sinkenden deutschen Torpedoboote« nicht retteten, weii sie .nicht ohne Grund Verräteret arg wöhnten'. Diele AuSrede erinnert zu sehr an frühere Vor fälle. in denen die Engländer Besatzungen deutscher Schiffe er trinken ließen. Es sei hier nur an das Gefecht von vier alten deutschen Torpedobooten mit überlegenen englischen Kreuzern im Oktober 1914 erinnert, als die Engländer das zur Rettung der Schiffbrüchigen ausgesandte Lazarettschiff .Ophelia' auf brachten und auf diese Weise das Rettungswerk unmöglich machten. Auch den .KingStephen und die Falkland-Scylacht, in der die . L a r n a r v o n ' die schiffbrüchige Besatzung des , Echarn - horst' ertrinken tieß, werden wir nicht vergessen. U-Bootsdebatte im errqttfchen vberhairse vid. Rotterdam, ?8. April. (Drohtdertchk.) Der.Ntellwo Rotterdamjche Courant" meldet aus London: Lord Beresford hat vorgestern im Oberhaus an di« Regierung eine An frage über dte U-Bootsgefahr und die Maßregeln, dt« zv ihrer Be kämpfung ergriffen worden sind, gerichtet. Er sagt« Dt« wöchentlichen Veröffentlichungen der Admiralität über den Schiffs- verkehr und dt« Schiffsverluste seien irreführend. Dte eigentlich; Schwierigkeit mit den deutschen U-Booten komme da her, daß sie Minen streuten. Die Admiralität hab« »der jetzt «inen ausgezeichneten Plan, nm dagegen aufzatreten. Vie jetzig« Ad miralität sei die beste, die England jemals gehabt hebe. Der Bau von neuen Schiffen sei wichtiger »k« alles ander; Dl« Schiffe seien Englands Lebensnerv, und ihre Zahl werbe von Ta" zv Tag kleiner. Lord Lytivn antwort«« tm Namen der Admiralität, daß einige von den Etandcndlchiflen, die tm Bau l«ien, im Asli fertig sein würden; die Fertigstellung der anderen würde rasch folgen. Mit dem Bau von Torvedolägern und der Beschaffung von Handelsschiffe» mache man gut« Fortschritte. Wegen der Veröffentlichungen d»r Admiralität gab Lord Lytton zu, dah lle nicht ganz genau seien, da «i« und dasselbe Schiff manchmal zwei- od«r dreimal auf der AbfahrtS- »der Ankanfts stell« gezählt werde, andererseits würden in den Liste« der Verluste Schiffe ausgenommen, die nicht von oder nach englischen Häfen fahren Aber die Mitteilungen der Admiralität gäben doch ein treues Bild der Lage. Lord Lytton teilte schließlich mit, daß «S wahrscheinlich notwendig sein werde, die Lintvhr von U«b«rs«e «och mehr ein- znlchränken. Ein Feldgrauer über öle Streiks Ein Leser unseres Blattes stellt uns einen Brief aus den, Felde zur Verfügung, dem wir folgende- entnehmen: .Den Fall Amerika hat man bet uns recht gletchmättg ausgenommen. Was aber bet uns viel böses Blut gemacht hat, find die het - mischenSkretks: die Leute müssen ganz verbohrt sein, kein-: Ahnung hoben von dem, was ste tun; sie hegeben einfach ein Verbrechen, wenn sie uns hier wehrlos machen, gerade jetzt, da die Schlacht an der Westfront tobt. Gefährlicheres konnte kein Feind uns antun. lind das wegen des .ver dammten bissel Fressens', um im Schühengradendeotsch zu reden. Was sollen wir da sagen? Wir leben auch knapp, und jetzt hat man uns Munsten jener streikenden Herrschaften wahr scheinlich die Brotration gekürzt. Wir müssen auch unsere Pflicht tun, und die ist eine ganz andere! Der Lanzer räso niert wohl auch über die Verpflegung, aber er hat, glaube ich, noch nie den Dienst verweigert, und gerade in kritischen Togen, wo es ln der Regel mit der Verpflegung schlecht steht, verstummt auch daS Schimpfen. Den Herrschaften drinnen tm Lande geht es zu gut, das merkt man? Wir lernen durch Irre» und Fehlen, und werden Meister durch Hebung, ohne zu merken, wie es zngegangen ist. Wieland. Alter und Herkunft des deutschen Märchens Von K. Spieß?) Die Brüder Grimm, die uns die klassische deutsche Märchensamm- lu. g geschenkt haben, sind auch die Begründer der Märcheniorichung geworden. Es spricht für den genialen Ticfbiick vor allem Wilhelm Grimms, wenn viele Beobachtungen, die er in seinen .Anmerkungen" niedergclegt hat, von der späteren Forschung, der ein unendlich viel reichhaltigeres Vergleichungsmaterial zu Gebote stand, bestätigt vorder, sind. Hn der Hauptsache allerdings hat seine Ansicht übe? dte Entstehung und Herkunft der Märchen wohl fahrzehntelang die Märchenforschung beherrscht, ist dann aber auf entschiedenen Widerspruch gestoßen. Die B'üder Grimm liebten die Märchen, die sie so sorgfältig sammelten, nicht nur um ihrer selbst willen; sic waren ihnen darum so wichtig, weil sie tn ihnen «lleberrcste eines in die älteste Zeit hinauf reichenden Glaubens" sahen, .der sich in bildlicher Auffassung übersinnlicher Dinge ausfprlcht'. Sie brachten sie mit der altgernra,rischen Götter- und Heldensage tn Verbindung und glaubten, daß sich tn Ihnen Reste dieser grvharttgen mythologischen Dichtung erhalten hätten. Am Anfang stand ihnen der Mythus, der ln Bilder von starker Wucht und heldenhasler G öhr gefaßte Volksglaube unserer Altvordercn. Der Mythus zerfiel; waS von ihn, nicht unterging, slüchteic sich ins Märchen und führte dort in schlichterem Gewand, der Wucht und Gröhe entklcidel, ein stillver- borgeneS Dasein. Einzelne Märchen bringt Wilhelm Grimm unmittelbar mit der Heldensage tn Verbindung. Dabei beschränkt cr> sich nicht auf den germanischen Sagenkreis, sondern sieht tn den Märchenstosfen altes arisches Erbgut. Darum war ihm jeder Anklang eines MärchenmottvS an eine Sage willkommen« Stütze feiner Anschauung. Dar Motto von der »unterbaren Geburt des Hewen. von dem eine Spielart lm Märchen von den Dvlbktndern benutzt Ist. erinnert an Züge auS dem griechtsch- idmischen Sagenkreis: Danae wird durch Hupiler, der in Gestalt eines *) Wir enlnehmen diese Aussiihrungen dem soabcu crschiü.ienen Bich von K. Spieß- Das deutsche Volksmärchen. (Aus Natur «mb Gerste-wett Bd. !S87. Vertag von B G. Teubner, Leipzig und Bsrfiv. goldenen Regens ihr tn den Schoß fällt, befruchtet und Huno empfängt den MarS durch Riechen an einer Blum«. Der Zug vom Drachen oder Riesentöter, der di« Königstochter errettet, wie er 'm Zweibrüder- Märchen vorkommt, billigt schon ln der Andromedasage durch. . . . .So- dann enthält daS Märchen auch die Sage von den Blutsbrüdern. Beide Kinder sind zugleich und wunderbar geboren. DaS Wahrzeichen bei Ihrer Trennung, das tn den Baum gestoßen« Mester, entspricht den Goldbechern d«S Amtens und AmeliuS. Der eine nimmt des andern Stelle «in zu Hau» und bei seiner Frau, doch trennt er ihr Lager durch daS Schwert. Die Krankheit, die den einen befällt und ihn aus der Gesellschaft der Menschen treibt, ist hier der Zauder der Here, der zu Stein macht und welchen der ander« wieder aufbebi? Dies« arische Theorie hat lang« Zett bi« Mäichenforschung be herrscht und die wunderlichsten Auswüchse getrieben. Si« wurde rund ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen des erlleir Bandes dec Grimmsch«» Sammlung von der Indischen Theorie avgelöst. Hm Hahr« 18S9 trat der Göttinger SanSkr'.iforschcr Theodor Beniey mit einer Behauptung auf, die einen vollkommenen Umschwung her Anschauungen verursachte. Er sprach dem deutschen Volksmärchen den Charakter eines selbständigen Erzeugnisses ad und erklärte es als Entlehnung aus dem Märchenschah der Inder. Ans Indien seien die Märchen znr Zeit der Kreuzzüge und In den folgenden Jahrhunderten nach dem Abend land gewandert und hätten infolge ihrer Vortresflichkeit die wenigen einheimischen Geschichten, die «lwa vor ihnen vorhanden gewesen seien, verdrängt. BenfeyS Anschauung von Indien atü der Urheimat der Märchen sand rasch Anklang. Da» Neue tn Bcnseyü Behauptungen gegenüber der Meinung Grimms war zunächst eine beträchtlich« Herab setzung deS Alter» der Märchen. Während Grimm st« in der grarwn Vorzeit entstanden glaubte und ste darum als einzigarttgr und um ihrer Einzigartigkeit willen Überaus wertvolle, unersetzlich kostbare Erbstücke des Geistesleben» unserer Ahnen ansah. rückte Bensen ihren Ursprung tn die geschichtliche Zeit herab. Er nahm ihnen gerade damit daS, was ihnen tn den Augen der älteren Forscher ihren hohen Wert verlieh, und indem «r sic ihrer geheimnisvollen mythischen Hülle entkleidete, ver- setzte er ste in di« nüchtern« Wirklichkeit d«s Alltagsleben». . . . Sv liebgeworden die Vorstellungen auch waren, die Bensen zerstörte, dte Märchenforschung mußte sich entschließen, sie aufzugeben, sobald die indische Theorie der Nachprüfung standhtelt. Die großen Fortschritte, die die Völkerkunde vor allem unter der Führung von Adolf Battinn machte, erweiterte auch den GesichtSkieis der Märchenforscher. So itiezz man dai den Griechen auf Märchen, die weit älter Ivaren, alg die großen Indischen Sammlungen und dit übor da» 2. Jahrhundert v. Ehr. zurüchreichten. Ferner kamen Märchen au« her N«uen Welt zu uns, dt- 1»« U»" mit de« indisch«» Märchen zeigten. Dann lernt« man auch dte Märchen der afrikanischen und australischen Urvölker kennen und fand bet ihnen dieselbe starke Aehn ltchkeit mit unseren Märchen. Wenn «S schon für Grimm» Behauptung vom Zusammenhang zwischen MythnS und Märchen, etwa de» Zrvei- brlidermärchens mit der Stgurdsag«, eine unüberwindliche Schwierigkeit bedeutete, dah das Märchen als Ganze» — nicht nur seine Motive für sich, sondern auch ihre Verflechtung miteinander — schon tn Aegypten um 1500 v. Chr. anzuirefsen ist, so hätte man bei der Verwandtschaft, die man jetzt zwischen griechischen und indischen, zwischen australische", afrikanischen und westeuropäischen Märchen «ntdeärt«, ein« Wanderung der Märchen von Indien nach Amerika und um die ganze Welt an nehmen müssen, um BenfeyS indische Theorie zu retten. Waren aber beide Thcorten mit der umfassenden Kenntnt» de» Weltmärchenschahe-? nicht mehr vereinbar, so mußte man eine neue Lösung suchen. St« war ebenso einfach wie grundstürzend: weder dte Inder noch da» arisch; Urvolk haben das Märchen geschaffen; «S Hot überhaupt kein« Helmot; es llt übcioll entstanden. Von der Universität. Privatdozent Dr- med. Paul Wagnor feierte am 27. April b. I. seinen 60. Geburtstag tn körperlicher uud geistiger Frische. Er ist ein Sohn des verstorbenen Geh. Medizinalrais Pros. Dr. Wagner in Leipzig und seit 1880 als chirurgischer Arzt in Leipzig tätig. 1886 habilitiert« er sich als Prtvatdozent der Chirurgie an der Universität Leipzig. Eine Reih« von Abhandlungen aus dem Gebiet« der Chirurgie entstammt seiner Feder. Hochschulnachrlchten. Von der Kaiserlichen Leopoldtnisch-Carv- livischen Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle wurden als Mitglieder ausgenommen: Dr. Alfred Merz, außerordentlicher Professor an der Universität und AbtetlungSvorsteyer am Institut für Meereskunde in Berlin, und Dr. Ernst Küster, Extraordinarlu-, und KustoS am botanischen Institut in Bonn. — Wie .vtr erfahren, hat Professor Dr. tbeol. Albert Lauscher, Ober- und ReUgtvks- lehrer tn Köln, den an ihn ergangenen Ruf auf den Lehrstuhl der praktischen Theologie tn der Bonner kathestsch rheologischen Fakul tät als Nachfolger de» verstorbenen Profeffors Dr. A. Brandt ange nommen und wird sein neue» Lehramt «och zu Bogin« diese» Sommer semester» antreten. — Professor Dr. med. Pool von Grütznor, Ordinarius der Physiologie an der Tübinger UniverfitÜi, der mtt Ablaut des Wintersemesters in den Ruhestand getreten ist, begeht am HO. April seinen 70. GebuUstaa. — Dem Vernehmen nach wird Prsfefsor Dr. med. et phil. Wilhelm Brüning» tn ä»na dem Nnfo nach GratfSwold al» auherordentficher Prrtteffor and Disaksor her Poliklinik für Ohren-, Nasen- und HalskvankhetNm « LVE« 0. Wagever» F»ig« leist«. —
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