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ra. ArrUay, ». gunl«« »»-htiischriftr RachNckft«« »»««den Sernweecher-Sammelnumme»; »5»«l Ru, sü, RachI,«Ivr»ch«l «r. «voll SckMftftftung u. Haupt,«IchüftlsteN«! Dretden-«. 1, Mafttnltratz« SS/«« Gegründet 18S6 »ejugtgedühr »N tLgllch »weiinoNge» Zustellung awnaUIch «.»0 «k. keinlchllestllch ?0 »kg. fL» D»r,«r- lohn), durch Postbezug 3.10 Ml. einlchlletUch SS PI» Postgebühr (ohne Postzustettungtgehühr) bet 7 mol «bchenUlchem verlond. «tnjelnummer Ist Big., außerhalb Sachlen« l» Psg. «ujelgenprelle: Dl« etnlpaltig« SO mm br«tl« Zell« SS Psg-, Ist« aulwSrt« «0 Ps,., dl« »0 mm breit« «tellame,ell« »00 Pfg., außerhalb »so Psg. ab,, »rtlenabschla, lt. Darls, klamtllenan,eigen und Ltellengeluche ohne Rabatt l» Psg., außtchalb iS Psg. vllertengebühr so Psg. «ubwürtige «ulträge gegen vorautbet-hlung. «tll Dresden. Postscheck-ikto. lvSS Dretden Rachdruck nur mit deuti.Quellenangabe (Dretdn. Rachr.) tulülllg. Unverlangt« Schriftstück« werden nicht oulbewahrt RelchstaMMn vlellejcht schon lm Zunl «»erttler lest«» »aß Arbcilsmlnifterium ab vr-dtm-lüuog u«8«ror Berlin, 2. Juni. Am DonnerStagnachmittag um SM Uhr sand in der Reichskanzlei die Vereidigung der Mit glieder des neuen Reichskabinetts durch den Reichspräsi denten v. Hindenburg statt. Im Anschluß daran trat das Kabinett zu seiner ersten Sitzung zusammen, die natur gemäss der Erledigung der zahlreichen Formalitäten diente, die mit dem Kabinettswechsel verbunden sind. Die Ernennungen der an die Stelle der auöscheidcnden hohen politischen Beamten, wie des Staatssekretärs der Reichs kanzlei, des NeichspressechefS usw., tretenden Persönlich keiten wurden bestätigt. Bereits am Freitag wird aber das neue Kabinett die sachliche Arbeit ausnehmen und zunächst im Nahmen einer Mlnisterbesprechung den Wortlaut der Regierungserkläruns sestlegcn. Die Frage, ob die Regierungserklärung, wie das bisher üblich war, vor dem Reichstag abgegeben werden wird, ist noch nicht geklärt. Der Acltestenrat des Reichstags dlirste zwar am Sonnabend zusammentreten, um den Termin fidr den Wiederbeginn der Reichstags- Verhandlungen festzulegen, »nd bis dahin dlirste auch eine Fühlungnahme des Reichskanzlers mit dem Reichstags präsidenten Löbe tiber die glei he Angelegenheit stattgesnn- den haben; doch gewinnt in politischen Kreisen die Ansicht an Boden, bah der Reichstag ähnlich, wie cS bereits im Jahre ll>24 unter der Kanzlerschaft von Dr. Marx geschah, durch ein Schreiben an den RetchStagSprllsidenten und eine ent sprechende Verordnung des Reichspräsidenten anfgelöst wird, so das, dieser Reichstag gar keine Gelegenheit mehr hat, sich über seine Stellung gegenüber dem neuen Kabinett schlüssig zu werden. Sollte die Auflösung beS Reichstages beschlossen werden, so hält man es kür möglich, daß nicht, wie ursprünglich angenommen, «ine Berschiebung der Neuwahlen aus einen möglichst späten Termin, sondern vielleicht eher aus «inen möglichst nahe« Termin erfolgt. Man nennt dafür beretts bas Ende des Monats Juni, um ans diese Weise eine Störung der Erntearbeiten durch die Kahlpropaganda zu vermeiden. Der Führer der ZentrümSpartei, Prälat KaaS, will aus den Bries des Reichskanzlers von Papen eine Antwort geben, die im Lause des Freitags zur Veröffentlichung ge langen und in der nochmals begründet werden soll, warum das Zentrum mit Herrn von Papen zusammenzuarbeiten LarUustr 8vbrlttl«ltung nicht in der Lage sei. ES ist möglich, daß dieser Brief über die Kundgebung der ZentrumSsraktion vom Mittwoch hin- auSgeheud die Ankündigung bringt, daß das Zentrum sich zur Bekundung seines Mißtrauens genötigt sehe» würde. Inzwischen liegen auch von einigen der kleineren Parteien Aeußerungen über die Stellungnahme zum Kabinett Papen vor. Daß die Staatspartei das Kabinett, wie es in einer entsprechenden Mitteilung heißt, „mit aller Bestimmtheit" ablehnt, ist nach der Einstellung dieser Partei nicht weiter verwunderlich. Der C h r i st l i ch s o z i a l e B o l k s d i e n st, dessen Fraktion heute im Reichstag tagte, hat sich zunächst für eine abwartende Haltung entschieden. Ma» will „selbst verständlich auch diese Negierung nicht von vornherein in ihrer Arbeit zu hindern suchen, wenn auch ihre Bezeichnung, als „Regierung der nationalen Konzentration", sachlich un begründet ist". Die Landvolkpartei, die glcichsallS heute eine Sitzung abhielt, hat noch keinerlei Beschlüsse gefaßt. Amtlich wird setzt mit geteilt, daß der Leip ziger Oberbürgermeister Dr. Goerdeler das ihm angebotene Arbeitsministe« rium abgelehnt hat. Mit der vorläufigen Verwaltung dieses Ministeriums ist, wie schon gemeldet, der NeichSivirtschastsminister Prof. Dr. Warmbold betraut worden. Bei dieser Betrauung handelt cs sich aber, wie betont wird, lediglich um ein Provisorium. Wer als definitiver Arbeitsminister in Aussicht genommen ist, ist eine Frage, die znr Zeit noch nicht entschieden ist, die aber auch nicht mehr von erheblicher Bedeutung ist. Lutz Graf Schwerin von Krollst, der im 48. Lebensjahre steht, war nach Abschluß des Studiums der Rechts- und StaatSwissenschaften zunächst bet der preußischen Verwaltung tätig »nd stand während des Krieges von Anfang bis zu Schluß im Felde. Nach dem Kriege kam er als Regterungöassessor an das LandratSamt in Hindenburg nnd 1020 in das Reichösinanzministcrtum, wo er zunächst in der FriedenSvertragsabtcilung tätig war. Er wurde >024 Ministerialrat, 1025 GencralctatSrcsercnt und 1020 Ministerialdirektor und Leiter der Etatöabteilung. Das neue Reichskabinett Reichskanzler v. Papen Retchmvehrmtnister General v. Schleicher Retchsaußenmtntstrr Frhr. v. Neurath Retchstnnenmtntster Frhr. v. Gayl post- und verkehrsmtnister Eltz v. Rübenach Retchswtrkschaftemintster Prof. Or. Warmbold Ernährung-Minister und Vstkonnniffar Frhr. v. Braun Rrtchrfinanzmtnister Graf Schwerin v. Arostgk Dee Mi-eehaU tm Ausland Soviel kann man heute schon seststellcn, daß der deutsche Regierungswechsel nicht die katastrophalen Folgen für die AuSlandöbcziehungcn gehabt hat, die von der Presse des abgedanktcn Reichskanzlers für den Fall seines Sturzes vorausgesagt ivarcn. Es ist nicht so, daß mit seiner Person und mit den Verbindungen, die er in Genf und in den ver schiedenen Hauptstädten Europas angeknüpft hat, die deutsche Außenpolitik steht und fällt. Natürlich ist eS nicht schwer, in der französischen und polnischen Prelle Stimmen zu sam meln, die Brünings Sturz und PapenS Ernennung mit gehässigen Kommentaren begleiten, und unsere Linkspresse hat, alter Gewohnheit treu, wieder ihr möglichstes getan, um solche Unkenrufe in den Vordergrund zu stellen. Im übrigen erkennt man tn diesen Betrachtungen über das „Ende der deutschen Republik" und den „Triumph der Jun ker und Generale" alle die Fangbälle wieder, die feit Wochen und Monaten von der deutschen Linkspresse ins Ausland geworfen wurden und die von den Gegenspielern setzt prompt zurttckgeschleudcrt werden. Davon brauchen sich die Männer, tn deren Händen seht die Führung der deutschen Außenpolitik liegt, nicht kopf scheu machen zu lallen. Um so weniger, als im großen gan zen die Ausnahme der Negierung, die auch tm Ausland al» Wegbereiterin iür die Herrschaft der nationalen Opposition ausgefaßt wird, gar nicht lo ungünstig ist, daß man für ihren außenpolitischen Start Befürchtungen hegen müßte. Im Gegenteil, der Geiamteindruck zeigt, baß die Mächte, mit denen wir uns demnächst über die wichtigsten Fragen des europäischen Zusammenlebens auSeinandcrzusetzcn haben, ein Gefühl der Erleichterung empfinden über die beginnende Klärung, die den bisher widernatürlichen NegiernngSver- hältnissen in Deutschland ein Ende bereitet. Die Grund- note in fast allen Pariser Erörterungen läßt sich znsammcn- sassen in den wie ei» Stoßseufzer klingenden Worten: Jetzt sehen mir wenigstens klar, daß der deutsche Kurs nach rechts geht; die auälendc Ungewißheit der letzten Monate hat io- mit ein Ende. Den gleichen Ton schlägt die maßgebende Presse in England nnd Amerika an, wenn Ne schreibt, der deutsche Regierungswechsel werde nicht so störende Wir- kungen haben, als viele anzunehmen geneigt seien. Daß Italien eine nationale Konzentration in Deutschland sym pathisch begrüßen würde, stand ta von vornherein fest. Ueber alle Länder verteilt findet man die Meinung, daß „der starke Turm Hindenburg" Gewähr dafür biete, baß die Neuorientierung der deutschen Politik nicht tn Abenteuer und unüberlegte Experimente auSartet. Zwischen den Zeilen kann man sogar ganz deutlich lesen, daß Brüning infolge der innerdeutschen Ereignisse, die seinem System den Boden weggezogen hatten, nicht mehr in der Lage gewesen wäre, die bevorstehenden Verhandlungen mit der notwen digen Autorität zu führen und daß man in den rcalpolitisch eingestellten Kreisen des Auslandes zwar größere Schwie rigkeiten befürchtet, aber auch fruchtbarere Ergebnisse er hofft, wenn bet den bevorstehenden Konferenzen deutsche Vertreter das Wort führen, die sich aus das Vertrauen der nationalen Mallen stützen. Ueber einen für die nächste Zukunft scbr wichtigen Punkt ist sich die ganze Gemeinschaft unserer Tributgläubi ger völlig klar: daß, wie „Daily Telegraph" cs formuliert, die deutsche Sache tn Lausanne dieselbe ist, was immer für eine Negierung «m Amte sei, nämlich die, daß die „Reparationen" verschwinden müßten. Diese zum Gc- meingut Europas gewordene Einsicht wird e» Herrn von Neurath als Außenminister auch dann ermöglichen, in Lau sanne mit voller Autorität die deutsche Stimme zu führen, wenn das Kabinett Pape» mit der NeichStagSauslösung seine Geschäftsführung beginnt. Denn die Bonngplanpartner wißen nur zu gut, daß in diesem Falle bereits ein BolkS- urteil unterwegs ist, das den deutschen Trlbutwiderstand nur bestätigen und versteifen kann. Und sie sind sich auch darüber klar, baß der Kurswechsel in Deutschland die Eintet- tung einer aktiveren und energischeren Außen politik bedeutet. Das Pariser „Journal" meint mit Recht, baß die Herbeiführung einer solchen Wendung nicht zuletzt der Grund von Hindenburgs Eingreifen gewesen sei. Er wolle, noch nicht zufrieden damit, baß er in Gemeinschaft mit Brüning erklärte, daß Deutschland nicht mehr zahlen könne, noch Gelb verlangen und behaupten, daß zuviel gezahlt war- den sei, und auf dem AbrNstungSgebiet wolle er wohl da» Recht der Wiederbewaffnung verlangen. Die Ruhe, mit der Neute: Der SN D O O Kl-aktkslirvt te 9 unü 10