Volltext Seite (XML)
7». gahrvans. Nr. 288 DtenStas, 21. Auni 1SS2 kll Gegrünöet 18S6 Dk»-I«nI4r<ftI »«ckiNckN«» »rrlde« gernIvrkcher-Eamm-Inummni »5»4t Nur >a, «och«,sprich«! Nr. «ckwllleUun, ». ymq>«»-i<d»I»IIeN«, Lrerden-N. l, Mertenftra»« »»/-» Bq«r<4«^« §»t tlgtlchiw«t»<M«r, gustellnn, rmnraMch »« «k. (ekg-ll-Mi- r< Pf» W LrI->» lehn), »ur» VoKbeeu, ».»<> Mk. etnichlttvich »6 Vs» Post-etühr t»hn« P»ftrustellim»»««bü-,) bei I mal wdchentllchem «ert-md. Mrqelnummee »S Wg., ,u»«r»ol» «achten» U V». Unrrt-enpeetlei Di« «tnw-Itt^ »0 mm »reit« Aetl« »» Vs,., für auswir«» 40 Psz., »i« »0 mm »reit« N«rl-me,eU« »00 W,., «n»er»«l» »»» Ps». »b». Krtsenoblih!», It. Laris, gamtttenanjetgen und vtellen-esuch« »hn« N»»«tt U VI», -u»N»aw »» VI» Osserten,e»ü»r »0 Vs» «uswLrti,« «ustrt,, ,e,e» vorautterahlun^ Dr»ck «. «nl-al «epsch « «eichard^ Dresden. v°sts»e<l-«N«. l0«» Dretde» Nachdruck nur mit deuU.Quell«nangab« sDretdn. Nachr.) »ultssi«. Und erlangt« Lchrtststück« »erden nicht aus»«wahrt Kerrlvt enthüllt lelne Tributplüne Nie Les» in Lausanne Werst Manat Lausanne, 2a. Juni. An einer Besprechung mit der französischen Presse legte der sranzöstsche Minister, Präsident Herriot heute abend dar, bast eS sich in der Tri- butsrage für Frankreich um eine durchaus konkrete Zahlen srag- handele, Vorläufig bestehe eine Ueb-reinstimmung zwischen der deutschen und sranzöstsche» Auffassung nicht. FranzöstscherseitS sanden »es,« in erster Linie Verhandlungen mit der englischen Negierung statt, da der englische Ministerpräfldent teilweise die dentsche Anssasinng unter» Pütze und die sranzöstsche Regierung die englisch« von der Richtigkeit der sranzöstschen Auffassung überzeugen wolle. Sobald eine Uebereinpimmung zwischen England «nd Frankreich hergestellt sei, würden die Beratungen von französischer Seite mit der deutschen Negierung beginnen. Er, Herriot, wolle in den nächsten Tagen eine Unterredung mit dem Reichskanzler haben. Die englische Negierung trete sttr eine völligeStreichnngder Revarattonen ein, der sich jedoch die sranzöstsche Regierung widersetze, da sie ans Grund der internationalen Schnldenregelung einen Anspruch aus einen jährlichen Ueberschust von Zahlungen von 889 Millionen Äoldmark auf die Dauer von 87 Jahren habe, während England nnr SS, Italien SS, Belgien SS Millionen Goldmark beanspruchen könnten. Hieraus ergebe sich «in» dcntig, dast Frankreich an der endgültigen Schnldenregelung bei weitem am meisten interessiert sei. Diese hentigen amtlichen sranzöstschen Mitteilungen über den französischen Standpunkt in der Tribut« frage «erde« von deutscher Seite aus daS rrachdrttck- lichste abgelehnt. Besonders wendet man sich deutscherseits grundsätzlich da, gegen, di« Tributsrage in der gegenwärtig außerordentlich erusten Lage der Weltwirtschaft als eine reine finan z i e l le Frage zu behandeln, wie dies Herriot in seiner Erklärung vor der sranzöstschen Presse getan hat. Die deutsche Aus« sassung stütz« sich aus die sich immer breiter seftsetzenbe lieber» zengung der gesamten Wcltössentlichkeit, baß ohne sosortige Streichung der Tribute an eine Wiederherstellung des von allen Seiten geforderten vertrauens und an eine Wieder belebung der Wirtschaft nicht zu denken ist und die Tribut» frage als eine internationale Frage jetzt endgültig gelöst «erden must. Im Laufe des DtenStagS findet eine Unterredung zwischen dem Reichskanzler und dem französischen Minister präsidenten statt. NerSaslins -er Vollsitzung Lausanne, 20. Juni. Nach Schluß der heutigen Nach- mittagSsihung, die nur wenige Minuten dauerte und an der alle Hauptbclegierten teilnahmen, wurde folgendes Kom- nruniquS ausgegcben: „Die ChesS der Delegationen und andere Delegierte der einladenden Mächte versammelten sich heute nachmittag um 4 Uhr im Hotel du Chateau. Der Präsident der Konferenz benachrichtigte seine Kollegen, dast Besprechungen zwiichen den Delegationen über die Haupt- Probleme der Konferenz im Gange seien und fortgeführt würden. Um Zeit für die Entwicklung dieser Gespräche zu gewinnen, wurde entschieden, die Vollsitzung, die für Diens tag, den 81. Juni, um 1ü Uhr vorgesehen war, zu vertagen." Anschließend an die kurze Nachmittagssitzung sanden sich die deutschen, französischen und englischen Hauptdelcgierten zu einer zwanglosen Besprechung im Garten des Hotels Beau-Rivage zusammen. Die Auslegung des heutigen Beschlüsse-, die sttr morgen anberaumte Konferenz zu vertagen, ist in hiesigen Konfercnzkreisen verschieden. Im allgemeinen wird angenommen, basi man bei den vorangcgangenen Be sprechungen, wenn man auch nur leise Möglichkeiten zur Schaffung praktischer Pläne sich abzcichnen sah, diese erst etwa konkretisieren will, bevor man zu einer neuen Plenar sitzung zusammentritt. Eine pessimistischere Aussastung geht dahin, das, die Vertagung eben deshalb notwendig erscheine, iveil noch nicht genügend Uebercinstimmung In bezug aus die vorhandenen Möglichkeiten zur Schaffung eines konkreten Arbeitsprogramms vvrliegt. WS. mobMett tm Nuhrmbikt Frech» SerauSsorderuns der RetchSamalt Esten, 20. Junt. Am Montagvormittag hat die plan mäßige Mobilisierung fämtltcher KPD. - Organisationen tm Ruhrgebiet begonnen. In Beleg- schastSversammlungcn und in der gesamten kommunistischen Presse des rhetnisch-westsältschen Industriegebietes wird folgender Befehl der BezirkSleitnng des Kampfbnndes gegen den Faschismus bekanntgegebcn: „An alle Ortsgruppen «nd Stasselleitungen ergeht die dringende Anweisung, alle Kampsbundmitglicder und alle Angehörigen des roten MastcnselbstschnheS zu mobilisieren. Alle Kameraden haben die offizielle B u n d e S k l e t d n n g des Kampsbundes und der Kampf lugend — schwarzes oder braunes Hemd und blaue Mütze — zu tragen. Ferner müssen alle Mitglieder das Kampsbund- abzeichen tragen. Uniformiert «nd mit Abzeichen versehe« sollen sich die Kameraden möglichst auf der Straße zeigen, damit überall das Stadtbild unter dem Eindruck unseres Auftretens steht. Gemeinsame Spaziergänge mit R e t ch s b a n n e r ka m c ra d e n werden auch nach außen hin die wachsende proletarische Einheitsfront dokumentieren. Unverzüglich muß die Aktion des proletarischen Selbst schutzes auf der Basis der breitesten Einheitsfront erfolgen. Parole: Stnrmbereitl VeztrkSvcrbandsleitung des Kampf bundes und Kampssbundlugend gegen den Faschismus." DaS „N uh recho", das KPD.-Organ tm Ruhr- gebiet, schreibt: „Die Arbeiter marschieren zum Selbst schutz auf gegen den Naztterror. Wer sich diesen Masten zum Kampf stellt, der ist verloren. Schlägt die proletarische Faust zu, dann gibt eS Zunder. Dann gibt eS Damps und der Beginn des Endes der faschistischen Herrlichkeit ist da." Bezeichnend stir die erneut einfctzenden Demonstrations versuche der KPD. ist die Feststellung ausfallend zahlreicher ortsfremder Komm»ntsten in Dortmund, Esten, Gelsenkirchen, Bochum, Duisburg, Hamborn und Ober bauten, die Unterschlupf in den Büros der KPD. und ihrer Organisationen, sowie bet den kommunistischen Funktionären finden. Die ganze Aktion stellt eine Herausforderung der RetchSgewalt dar, die in der politischen Notverordnung da» Verbot kommunistischer Uniformen usw. ausdrücklich aus- techterhalten hat. Schwere kommunistische Bluttaten Düsseldorf, 2ü. Juni. Au» einem Hause Eck« Karl-Anton- und Kölner Straße wurden heute abend aus «ine Zivilstreis« der Schutzpolizei mehrere Schüsse abgegeben. Bei der Durchsuchung des Hauses fand man Im ersten Stockwerk in einem Koffergrammophon «Ine scharfgeladene Pistole und zahlreiche Munition. In den späten Abendstunden kam e» Ecke Eintracht- und Kölner Straße zu schweren Zusammen- stöben zwischen Kommunisten und der Polizei, wobei wieder um die Polizei beschossen wurde. Die Beamten er widerten daS Feuer, wobei ein Zivilist durch Kopfschuß schwer verletzt wurde. — In Erkrath bet Düsseldorf wunde in der Nacht zum Dienstag ein Nationalsozialist von Kommunisten erschossen, ein zweiter schwer verletzt. * Gelsenkirchen, 2N. Juni. Ans der Josephinenstraße hatten sich heute abend gegen IN,80 Uhr etwa 200 Kom munisten angesammclt. Als ein Angehöriger der NSDAP, mit seinem Fahrrad vorübcrsuhr, wurden aus ihn mehrere Schüsse abgegeben. Beim Herannahcn des Uebcrfall- kommandoS stoben die Demonstranten nach allen Seiten auseinander. Die Täter konnten im Schutze der Dunkel heit in den benachbarten Anlagen entkommen. Der Natio nalsozialist hat einen schweren Oberschcnkelschuß erhalten. Die Kriminalpolizei fand am Tatort sechs leere Patronenhülsen. * Berlin, 2ll. Juni. Am Montagabend wurden neun Nationalsozialisten beim Passieren -er Donaustraße in Neukölln von der m Hause Donaustraße 108 gelegenen Filiale der kommunistischen „Welt am Abend" aus von Kommunisten überfallen. Bet dem Ueberfall wurden zwei Nationalsozialisten schwer verletzt. Dl« Polizei verhaftete fünf Kommunisten. Katholiken yeven -as Zentrum Berlin, 20. Juni. Die Haltung des Zentrums und -er Bayrischen VolkSpartet zu den politischen Entscheidungen der letzten Zeit und angesichts der bevorstehenden Reichs- tagSwahl hat die Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher und die von der katholischen Vereinigung für nationale Politik errichtete „Abwehrstelle gegen Klrchenmtßbrauch", letztere mit einer Eingabe an Sie katholischen Bischöfe, zu einer scharfen Stellungnahme veranlaßt, in der die Tätigkeit der konfessionSvolittschen Parteien als volkspaltend und -urch ihr Paktieren mit dem vaterlandslosen Marxis mus als schädlich bezeichnet wird. Die Kundgebung -er Arbeitsgemeinschaft wendet sich an -I« katholischen Volks genossen, bet der Wahl geschlossen gegen den Marxismus und -essen Helfershelfer zu stehen, mähren- die Eingabe an bi« Bischöfe von den Seelsorgern die Aufgabe jeglicher zen- trumSpoltttscher Betätigung verlangt. Svtr-elstmm im Elsaß Straßburg, 2ll. Juni. Der Sunbgau wurde heute nachmittag von einem Wirbelsturm hetmgesucht. Hun derte von Bäumen wurden entwurzelt und viele Häuser ab gedeckt. In Uffhetm wurden fünf Scheunen eingerissen. Der Schaden, -en das nur wenige Minuten andauernde Un wetter angertchtet hat, wird auf mehrere Millionen geschäht. Die innew Entscheidung In der letzten Wahlnacht gab eS wieder lange Gesichter auf der Linken, als die hessischen Ergebnisse bekannt wur den. DaS Rezept sür den Erfolg war doch so wirksam und einfach zusammgestellt: Man war in bequemster Opposition und schob die Brüning-Erbschaft der Steuernotvcrorbnung dem Nationalsozialismus in die Schuhe. „Vom Hitlerstaat in die Elendsanstalt", hieß die Parole. Da mußten die Massen doch zurückströmen in den marxistischen Stall und den Stimmungsumschwung bringen, der so notwendig ge braucht wurde als Hoffnungsschimmer für die ReichStagS- wahl und als Drohung sttr die ReichSregierung, wenn sie sich einsallen lassen sollte, der Zcntrumsrevolte in den süd deutschen Ländern gegenüber energisch zu werden. Aber die vcrlorcngegangencn Massen blieben wieder aus. Der nationale Gedanke hat in ihnen zu tief Wurzel gefaßt, als daß er durch demagogische Kunstknlsfe auSgerissen werden könnte. Die Hessen haben den schwarz-roten Brüdern nicht den Gefallen getan, das alte System von der Verantwortung sür die Verelendung Deutschlands zu entlasten. WaS ist schon erreicht? Wenn sich die Sozialdemokraten mit zwei wiedergcwonnenen Mandaten brüsten, nachdem sie vor einem halben Jahre nenn verloren hatten, bann zeugt daS bloß für die große Bescheidenheit, die ihnen eigen ge worben ist. Denn sie haben nur einen Teil der abgespaltcnen „Sapistcn" der Seydewitzgruppe znrückgewonnen, nachdem sttr diese der SpaltungSgrnud, nämlich die Tolerierung der Brüningpolittk durch die SPD., gegen deren Willen weg- gefallen war. Das ist gewiß kein Fortschritt und das Gegenteil von einem Aufschwung. In der Mitte steht allerdings der Zentrumsturm noch einigermaßen fest: aber die Rebellion der Zentrumsführer gegen das Reich hat die hessischen Wähler nicht begeistert, auch Brünings Einsatz konnte die schwarzen Scharen nicht vorwärts reißen, der Erfolg der OppositionSstellung ist auSgcblieben. Im Bürgertum steht außerhalb des Zentrums nnr noch die Deutschnationale Volkspartei als Sammelbecken aufnahme fähig bereit, nachdem die Etntopsliste von den Demokraten bis zum Landvolk die Wähler in die Flucht getrieben hat, und die Gewinner sind wieder nur die N a t i o n a l s oz i a l i st e n, -le es von 88 Prozent der Ge samtstimmenzahl bet der zweiten Präsidentenwahl auf 44 Prozent gebracht haben. Da man annehmcn muß, daß die beiden Vertreter der „Nationalen Einheitsliste", ein VolkSparteilcr und ein Lanbvolkabgeordneter, für eine nationalsozialistisch geführte Negierung stimmen werden, ist das Verhältnis tn Hessen jetzt SS: 88. Ein Mandat fehlt aus der Rechten zur ab soluten Mehrheit. Und die noch regierende LtnkSkoalitton von Sozialdemokratie und Zentrum verfügt nur mehr Uber 27 Sitze. Trotzdem wird schon als feststehende Tat sache angekündtgt, baß die 27 weiter geschäftsführend über «nd gegen die 88 herrschen wollen — zur höheren Ehre der Demokratie! Der Landtag bleibt unter diesen Ver hältnissen gewiß arbeitsunfähig, aber was schiert das die „StaatSpolitiker" vom Zentrum? Und wenn sich die Reichs- gemalt pslichtgemäß einschaltet mit dem Hinweis, daß solche Zustände dem Gedanken der echten Demokratie ins Gesicht schlagen und daß dem Volkswillcn in den Ländern ebenso wie im Reich Rechnung getragen werden müsse, dann gibt eS großes Gezeter, föderalistische Schwüre und separatistische Drohungen. Immerhin, angenehm ist diese Lage für bi« machtgieri gen ZentrnmSherren nicht und auch wenig aussichtsreich. Auf die Dauer läßt sich mit parteipolitischem Eigensinn gegen die VolkSmehrhcit und gegen eine kraftvolle Reichs gewalt nichts auSrlchten. In dieser Verlegenheit, die be kanntlich nicht nur tn Hessen herrscht, hat die Bayrisch« VolkSpartet ein ganz probates Mittel gesunden, wie man, ohne das Volk zu befragen, die parlamentarische Minderheit tn eine Mehrheit verwandelt. Sie hat ganz einfach durch ihren Landtagspräsidenten die ganze Nazi- fraktion, ein Drittel des Bayrischen Landtage-, für zwanzig SItzungStage auöschließcn lassen und sich damit selbst, ob wohl sie ebenfalls nur über ein Drittel der Mandate ver- fügt, die absolute Mehrheit verschafft. Der Anlaß und die Durchführung dieser Aktion sind Kapitel für sich. Die Nationalsozialisten glaubten mit gutem Recht, daß die Ver ordnung -eS Reichspräsidenten über Aushebung des Uni- sormverbotS auch sür Bayern gelte, und traten in ihrer Einheitskleidung an. Sie hatten nicht damit gerechnet, daß unter der Diktatur der Bayrischen Volkspartei das bay rische Polizetgeseh NelchSgcsche bricht, und flogen ins gesamt hinaus, da sie zur Exekution die Polizei tn An spruch nahmen, gleich für zwanzig SttzungStage. Man über lege sich die staatsrechtlichen Folgen. Bei der Spärlichkeit der Landtagssitzungen kann sich diese naztlose Zeit sehr lange, vielleicht bis zum Herbst, vielleicht noch länger, auS- behnenr der forsche LandtaaSpräsident und seine Partei haben die Bestimmung ja in der Hand. Während bteser unbestimmten Periode ist die seit dem 24. April fällige Regierungsbildung unmöglich, und das bayrische Zentrum kann bank seiner künstlich geschaffenen absoluten Majorität schalten und walten, wie es will. Man denk« sich einmal den Fall umgekehrt. Wenn zum Beispiel der nattonal- foztaltstische hessische Landtag-Präsident eine« der übliches