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Genntas, i». Amt w» Gegründet 18S6 »ruck u. verlas: Llepsch » Reichard», Lreiden. Postlcheck-ÜIo. tvss Dresden Nachdruck nur ml» deutt.Ouellenangab« IDre-dn. Nach».) »ulMg. Unverlangl« Echrlftslacke werden nicht ausbewohrt Lrahlanlchrift: Nachrichlen Dresden gernIprecher-Sammelnummer: »L»«t Nur >ür NachlgeßirLche: Nr. «0»tl Schrilileltunz u. HaupIgeichiislSIIell«: Dresden«», l, viarienstrabe »»/«» ve»ug»gedl>hr del tlglich zweimaliger Zustellung monaiUch ».10 MI. teinlchlleblich70 Psg. lür Träger« lohn), durch Postbezug o.ro Ml. einlchlieblich s» Psg. Postgebühr lohne Posizusteliungegebübr) bei 7 mal wSchenillchem Berland. Siuzeinummer lb Psg., außerhalb Sachsen« ro Psg. «nzeigenpreise: Die einspaliige so mm breiie geile Sb Psg., sür audwüri« «» Psg., die «0 mm breiie Rcllamezelle roo Psg., auberhalb »S0 Psg. abz. Krisenabjchlag lt. Darts, Famllienan,eigen und Stellengesuche ohne Rabatt l» Psg., außerhalb iS Psg. vsseriengebühr so Psg. «uswLrlige Austrüge gegen Vorausbezahlung. Dle ersten Wirkungen vvn Lausanne MlnungAmwwung in England Oute Presse sür Papen und die SA. London, 18. Juni. In der Londoner Presse ist ein ganz deutlicher Umschwung zugunsten der Negierung von Papen sestzustellen. „Times" schreibt in einem Leitartikel, der völlig diesem Thema gewidmet ist, der neue deutsche Kanzler habe die Befürchtungen entkräftet, die im Ausland hinsichtlich der Rückwirkung des Regierungs wechsels aus die internationalen Beziehungen gehegt worden seien. Seine Rede in Lausanne habe den deutschen Stand punkt mit Nachdruck und UeberzeugungSkrast, aber auch mit einer Mäsiigung dargelcgt, die den allergünstigsten Eindruck, nicht zum mindesten aus die französische Abordnung, gemacht habe. Die neue Negierung sei zur internationalen Zu sammenarbeit zum mindesten in demselben Mähe wie Brüning bereit, wenn cö sich darum handele, Heilmittel sür die internationalen Krankheiten zu finden. Es sei be dauerlich sür die politische Stellung der neuen Neichs- ministcr, dah sie nicht die Männer seien, für die die Mehr heit des dculschcn Volkes gestimmt habe. Ossensichtltch wollten die neuen Männer die Mahnahmen durchführen, die sie für die Rettung Deutschlands für nötig erachten, so unpopulär sie vielleicht auch seien. Bon einer Regierung, die dies tun wolle, könne man wohl annehmen, dah sie auch die Beipflichtungen erfülle, die sie der Aussenwelt gegenüber übernehme. „Times" betont dann die Schwierigkeiten, die die Negierung vvn Papen zu überwinden habe. Hierbei weist das Blatt darauf hin, dah General von Schleicher die SA.«Neweg«ng dem Staate nutzbar machen «olle. Die Bewegung sei von dem Geiste der Disziplin erfüllt und entspreche dem tief im Volke sitzenden Drang nach Gehorsam. Eie trage in sich eine etwas abgeänbcrte Form der Tradition des alten deutschen Heeres und mache zum Teil wieder gut, was durch die erzwungene Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht der Jugenderziehung entzogen worben sei. Die „positiven Kräfte" der Rechten seien jetzt in den Dienst der allgemeinen Sache in Uebereinstimmung mit dem Willen des deutschen BolkcS gestellt worden. „Daily Telegraph" vermerkt die verbindliche Art der Acuhcrnngen PapenS und sagt, bah seine Nede einen günstigen Eindruck von der Berechtigung der deutschen Forderungen hinterlassen habe. In ähnlichem Sinne äuhern sich auch fast sämtliche anderen Zeitungen Londons. rlnrMtM Plirasen und Warlaeklinael London, 18. Juni. Die Londoner Presse gibt sich einem beschränkten Optimismus über die Aussichten von Lausanne hin. In englischen Kreisen, so sagt „Daily Telegraph, betrachte man es als sehr bedeutsam, dah Herrtot die noch gelegentlich des Hoover-Moratoriums stark betonte Unterscheidung zwischen geschützten und ungeschützten Tributzahlungcn in der neuen Lausanner Formel still schweigend habe wegfallen lassen, obwohl er noch nicht offiziell die französischen Ansprüche auf die Reparationszahlungen aufgegebcn habe. „T i m e S" erklärt in Sperrdruck, dah das Abkommen den Weg für eine ununterbrochene Vor- bcrcttungöarbcit zu einer endgültigen europäischen Klärung löse und möglicherweise einen weitgehenden Einfluh ans die Arbeiten der Konferenz haben werde. Die Konferenz könne sich nun ohne Nebengedanken ans eine endgültige und ab- schlichende Regelung der Reparationen konzentrieren. Be merkenswert sei, dah bas Abkommen für keine bestimmte Zeitdauer vorgesehen sei. „Financial NcwS" schreibt, das Abkommen be deute, dah cS kein weiteres Moratorium sür eine bestimmte Zeitdauer mehr geben werde. Es deute eine endgültige Ne- parationörcgelnng an. Die Rede HerriotS wird in der Londoner Presse im allgemeinen recht scharf kritisiert. Die Nläter sprechen von einer grohcn Enttäuschung. Die Nede habe, so schreibt „T i m c s", in einem ungünstigen Gegensatz zu der Nede von PapenS gestanden. Sie habe unzählige Phrasen und viel W o r t g e k l i n g e l enthalten. Hcrriot, so meint „Daily Heralb", habe teil weise einen noch unversöhnlicheren Ton angeschlagen, als dies Tardteu getan haben würde. Der Lausanner Bericht erstatter des Blattes führt die plötzliche Abreise HerriotS nach Parts auf den nngiinstigen Eindruck seiner Nede zurück, der ihn selbst auherordcntlich erschreckt habe. Er sei, so meint der Berichterstatter, durch und durch verärgert gewesen. Der Zweck seiner Abreise nach Parts sei, die Wirkung seiner Rede In den französischen VInkskreiseu abzuschwächen, die äuherst erregt über seine Aenhcrungcu seien. Sv könne man in französischen Kreisen Lausannes die Worte hören: „Schlimmer als Tardieu! Eine Poincar«-Rede!" Die inoffiziellen Lausanner Beobachter der Sozialisten und Radikalsozialisten hätten bereits in diesem Sinne nach Paris berichtet. Hcrriot hat, so schreibt „Financial News", die Politik der NcparationSstreichung abgelehnt, ohne einen anderen Bvrschlag zu unterbreiten. Die Meinnngsäuderung HerriotS sei ans den Etnfluh seines Finanzministers, Ger main Martin, der der starke Mann in der französischen Ab ordnung sei, zurückzusühren. In französischen LinkSkrcisen sei man der festen ilcbcrzcugung, dah Hcrriot nachgeben werde, wenn England sestbleibe. Die Tatsachen sprächen gegen ihn. Sirrtet erläutert die zlinf-MMte-Erklttrimg Keine Bindung für die Zukunft Paris» 18. Juni. In einer dem „Matin" übergebenen Erklärung änhcrt Ministerpräsident Herrtot, er sei der Ansicht, dah die gestrige Erklärung der Mächte den Inter essen und dem Willen Frankreichs entspreche, das immer den Standpunkt vertreten habe, dah das Neparationöproblcm owohl als rechtliche Forderung wie hinsichtlich seiner wtrt- chaftltchen Auswirkungen nicht ein französisches Problem ei, sondern ein europäisches Problem. Die Formel der Erklärung sei klar, loyal und vorsichtig. Sie regele die Gegenwart und lasse die Zukunst ossen. Seine, HerriotS, Beziehungen zu seinen Kollegen, auch zu Reichskanzler v. Papen, seien ausgezeichnet. Man habe sehr ersprießlich mit England zusammengearbeitet. Auf der Meise nach Paris hat Herrtot in Lyon auch dem Sonderberichterstatter der Zeitung „Lyon-Nepubli- c a t n" ein Interview gewährt. Hcrriot erklärte, er sei mit den ersten Ergebnissen der Lausanner Konferenz zufrieden. Er behaupte nicht, dah man schon eine Lösung sür die grohen Probleme gesunden habe, beispielsweise für das Problem des Wiederaufbaues Europas. Aber es sei schon ein sehr beachtlicher Borteil, dah man überhaupt so weit gekommen sei. Die Erklärung der fünf Mächte mache die europäische Regelung von einer späteren Regelung mit den Vcr- einigten Staaten abhängig. Sie regele in sachgemäßer Weise das viclumstrtttenc Moratoriumsproblem. Man habe heftige Zusammenstöße, vor denen sich die öffentliche Meinung mit Recht fürchtete, vermieden. Die erste Phase der Lausanner Konferenz, die am Frei- tag mit der Fttnsmächteerklärung endete, wird in der Pariser Presse, abgesehen von den ganz rechtsstehenden Blättern, mtt Befriedigung ausgenommen. Man unter streicht besonders, dah Frankreich nicht auf das Recht der Reparationen verzichtet habe, sondern daß eS sich lediglich nm einen Aufschub handele, der an der augenblicklichen juristischen Lage nichts ändere. Die Blätter heben ohne Unterschied der politischen Richtung hervor, baß Reichs- kanzlcr v. Papen in sehr geschickter, aber gemäßigter Form die deutsche Auslassung verteidigt habe. Seine Ausführungen seien unbedingt von dem guten Willen zu einer Verständi gung diktiert gewesen. Man erkenne in ihm den Diplo maten der alten Schule und des guten Tones. Perttnax be ¬ tont Im „E cho dePart S", wenn man in Kreisen der fran- zösis^cn Abordnung darauf Hinweise, dah daö Recht Frank reichs ans Reparationen unberührt geblieben sei, so müsse man sich fragen, welche Bedeutung ein Recht habe, zu dessen Nichtansübung man sich moralisch verpflichtet habe. Der „Figaro" betont, wenn man behaupte, dah der Aoung- vlan wieder in Kraft trete, wenn cs nicht gelinge, in Lau sanne zu einer Einigung zu gelangen, so handele cs sich um eine» geradezu ungewöhnlichen Optimismus. „Petit Parisi en" betont, dah man das erste Ergebnis der Kon ferenz mir begrüßen könne, da es Frankreich voll befriedige. Deutschland hätte angesichts der amerikanischen Haltung nicht mehr erwarten können. Man habe Deutschland ein Geschenk slj gemacht, das sogar die Hoffnungen eines Brü ning, der gewiß habgierig gewesen sei, übertreffe s?). Wenn Macbonald und Hcrriot, von dem Wunsch einer sofortigen Entspannung ausgehend, keinerlei politische Bedingungen an ihre Geste geknüpft hätten, so verlange die Haltung der beiden Mächte doch eine Gegenleistung. Deutschland müsse endlich daran denken, auf dem Gebiete der Sicherheit ernste Garantie» zu geben. „Journal" betont, daß man den Mut haben müsse, anzuerkennen, baß der Boungplan endgültig begrabe« « sei. Wenn eS in Lausanne nickt gelinge, diejenigen Mittel zu finden, die eine Wtederaufrichtung der WtrtschastS- und Finanzlage Europas ermöglichten, so werbe die Wiederauf nahme der Reparationszahlungen noch unmöglicher werden, als dies bereits heute der Fall sei. Für den Vertreter des alten deutschen Regimes sei eS ein guter An fang, in zwei Tagen das erreicht zu haben, worauf Brüning seit Anfang Januar wartete. Der MManzin SoiniMnd im »Mfimk Dresden, 18. Juni. Wie die Mirag mitteilt, spricht in der sür Kundgebungen der ReichSregiernng vorbehaltenen Nundsunkstunde Sonnabend, den 18. Juni, 19 Uhr von Lansanne ans Reichskanzler v. Papen. Di« An sprache des Reichskanzlers wird «ngesähr 19 Minuten dauern. Sie wirb aus alle deutfchen Sender übertragen. Die Lausanner Rochade Die Erklärung Macdonalds im Namen Großbritan niens, Frankreichs, Italiens, Belgiens und Japans, für die Dauer der Lausanner Konferenzarbeiten aus die Zahlun gen von Tributen und Kriegsschulden zu ver zichten, ist zweifellos ein erstes günstiges Ergebnis auf dem steinigen Gebiete der Reparationen, das für Deutschland gute Möglichkeiten bietet, das Ziel der endgültigen, allseitig anerkannten Streichung der Tribute zu erreichen. Aber man hüte sich auch, die Erklärung in allzu optimistischer Weise als eine große und entscheidende Sensation zu werten. Die nüchterne Betrachtung ergibt, baß es sich zunächst gegen über dem Hoovcrmoratorium um einen Fortschritt handelt. Zum ersten Male seit Kriegsende wird auch von feiten der Tributgläubigcr anerkannt, daß die gegenwärtige Lage eine bedingungslose Aussetzung der Leistungen erfor dert. Diese Tatsache wird sür den Fortgang der Verhand lungen sehr wichtig sein. Bor einem Jahre noch machte Frankreich die größten Schwierigkeiten bezüglich der un geschützte» Tribute, aus denen es mit solcher Hartnäckigkeit bestand, daß dadurch die psychologische Wirkung des Hoover- moratoriums völlig zerstört wurde. ES hat der katastro phalen Zuspitzung der Weltwirtschaftskrise, sa ihrer unheim lichen Verschärfung in eine Krise der abendländischen Kultur bedurft, um diesen Widerstand Frankreichs in Lausanne wenigstens für einen abgegrcnzten Zeitraum zum Schweigen zu bringen. Das Neuartige an dem Tributaufschub von Lausanne ist der Verzicht auch Frankreichs aus die unhaltbar gewordene Unterscheidung von geschützten und nicht- geschtttztxn Tributen. Diese Tatsache wird wahrscheinlich dann eine MM spielen, wenn Frankreich den Versuch macht, wenigstens die ungeschützten Zahlungen, und sei eS auch nur teilweise, unter dem Titel einer Abschlagszahlung zu retten, ober hieraus Forderungen politischer Art, Verzicht auf Re vision und den Anschluß, sowie neue SicherhcitSgarantten, anzumclden. Bemerkenswert an dem Lausanner Tributauf- schnb ist schließlich noch, -aß es sich um kein Mora torium handelt, bei dem ja die ausgefallenen Leistungen später nachgezahlt werden müssen, sondern um eine reine und klare Aussetzung, bei der auf jede spätere Nachzahlung verzichtet worden ist, also um einen vorläufigen Verzicht auf Tribute schlechthin. Aber für wie lange soll dieser Verzicht gelten? Die Er klärung sagt für die Dauer der Konferenz und fügt weiter hinzu, -aß die Probleme eine endgültige und prä zise Lösung erfordern, die ohne Verzug oder Unter brechung gesucht werden muß, um im Nahmen eines Welt- ab kommens, also zusammen mit Amerika, verwirklicht zu werben. Damit ist die Zeitdauer des Tributaufschubs wenigstens negativ ziemlich klar umschrieben. Sie erreicht ihr Ende erst mit der endgültigen Lösung, praktisch sogar mit der Annahme des Weltabkommens durch alle Staaten. Daraus ergibt sich, daß die Lausanner Konferenz, falls die Schwierigkeiten jetzt nicht überwunden werden, als in Per manenz tagend erklärt werben muß und wir ebensolange, das heißt aus eine zeitlich völlig unbegrenzte TributauS- sctzung Anspruch haben. Auch die Endlösung kann nur als solche gewertet werden, wenn wir ihr völlig freiwillig untere Zustimmung geben. ES ist also mit in unsere Hand gegeben, wann die TributauSschnng beendet sein soll. Das kann nach der einmütigen Ansicht des deutschen Volkes nur dann -er Fall sein, wenn die Endlösung auch tatsächlich die Streichung der Tribute bringt. Ohne Zweifel sind demnach die Möglichkeiten nicht ge ring, die sich für Deutschland bet entschlossener Ausnutzung der Erklärung Macdonalds ergeben. Ebensosehr steht aller dings außer Zweifel, daß unter unseren Gegnern namentlich Frankreich andere Absichten verfolgt. Für Hcrriot bleibt die Tatsache bestehen, daß Frankreich mit dieser Er klärung nicht auf das Recht aus Reparationen verzichtet hat und, wie der französische Ministerpräsident selbst sagte, zwar die Gegenwart geregelt wurde, aber die Zukunft offen geblieben ist. Diesen Standpunkt HerriotS braucht Hn unsskv poslbsrisksrl Dio Ssstoiiung ckoc „vi»s»<tn«f Hf aotinisktsn" für dckonst Juli «oiion Sio spStosisns bis >» - dsi Isirom Postamt ocksr Scioktitigoi voinatzmon.ctsmlt kstn» Onlor- dfovkrtnginckoiTuatsllunostntrstt U ll I 25.! Zonnsbsnci Vsk!sscisrl)fss^nsf^!sekflrrk1sn