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«enntag, ro. «ak iszz kl! Gegründet 1KS6 Dr«t«qS>nsl! Nachnchltn Lrtlden Kernlprkcher-Sammelnummer: rs»«l Kur für NachlgelprSche: Nr. «voll Echrytlellung u. HauptgelchLIUfttllc: Lrelden-il. 1, Marlcnftrab- LS/4» Lruck u. Verlag: LIeplch t Nelchardt, Drelden. Posychick-Mo. los« Lreeden Nachdruck nur mit deutl.Quellenangabe lDretdn. Nachr.) iuIL>!>g. Unverlangt« Cchrtslstücke werden nicht aulbewahrt Bejuglgedühr bei tLgllch »welmallger ZufteNung monatlich ll.io Ml. (einlchlieblich 70 Psg. M LrSger- lohn», durch Poftbejug ».»0 Ml. eln>chlteb»ch SS Psg. Postgebühr lohne PastgusteNung«gebühr» bei 7mal wbchenillchem Berland. «ingelnummer tb Psg., auterhalb Sachlen» »0 Psg. «njeigenpreile: Di« einspaltige so mm brette geile SS Psg., sür audwLri« «o Psg., di- so mm breite lliellamezetle rvo Psg., auberhald »so Psg. ab,. Nrisenadschlag lt. Laris, tzamilienangeigen und Ltellengesuche ohne «abalt IS Psg., auberhalb IS Psg. vssertengebühr S0 Psg. Autwiirtig« AustrLge gegen Borauibejahlung. Hindenburg nach Berlin zuMgekebrt Solorligc Ausfprmbe mit Briintng vrabtmoläung uugoror KorUnor SostrUtloltao- Berlin, 28. Mat. Reichspräsident von Hindenburg bricht heute abend seinen Erholungsurlaub in Ncudcck ab und begibt sich mit dem Nachtschnellzug nach Berlin zuriick. Der Reichspräsident reist in einem Salonwagen durch den .liorridor. Morgen früh trifft er in Berlin ein und hat bereits für die Vormittagsstunden die entscheidende Unter redung mit dem Reichskanzler angesetzt. In dieser Unter redung wird der Reichskanzler versuchen, den Reichsprä sidenten davon zu überzeugen, dass sein weiteres Verbleibe» im NeichSkanzleramt angesichts der Lausanner Kon- scrcnz und ungeachtet verschiedener jnnerpolitischcr Schwierigkeiten durchaus notwendig set. Am Sonntag abend wird man erkennen können, inwieweit der Reichs präsident bereit gewesen ist, den Darlegungen des Reichs kanzlers zu entsprechen. Gleichzeitig mit der morgen wahr scheinlich ebenfalls zu vollziehenden Unterzeichnung der neuen Notverordnung werden dann auch die Personalveränderungea im Reichökabinett be- lanntgcgebcn werden. Sie gerechte" velntiche MItsrenze Warschau, 28. Mai. Jp einer politischen Glosse legt da» maßgebendste Regierungsblatt „Gazeta Polska" in be zug aus die Frage der Grenzrevtsio« seinen endaül- tigen grundsätzlichen Standpunkt dar. Zunächst wird der Maud, der im FrtebenSvertrag an der polnischen West grenze geschaffen wurde, als „richtig und gerecht" anerkannt und in „nationaler, geschichtlicher und wirtschaft licher Hinsicht außer jedem Zweifel" gestellt. An diesem Standpunkt könne nicht gerüttelt werden. Es gab und es werde niemals eine Negierung tn Polen geben, die diese Frage als noch ungelöst anerkennen würbe. DaS sei nach Meinung des Blattes der einzige Fall, in dem es tn Polen keine Meinungsverschiedenheiten gebe. Jeder, der irgendwie von der Grenzrevision spreche, „gleiche einem Menschen, der mit einer brennenden Fackel um ein Pulverfaß Herumlaufe". Sachverstan-ioenausschuß über Danzig Danzig, 28. Mai. Der Zusammentritt der beiden S a ch- ue rst ä n d t g e n an S sch ll sse in Danzig, die über die Frage der vollen Ausnutzung des Danziger Hafens durch Polen und die Frage des Beredelungs- und Lagerhausvcr- kehrS ein Gutachten ausarbeiten sollen, wirb im Juni erwartet. Die Zusammensetzung der Ausschüsse steht noch nicht fest. Ihren Arbeiten mißt man tn Danziger maßgebenden Kreisen außerordentlich große Bedeutung zu. Die Richtlinien sür das Gutachten des Gdingen-Ausschusses sind durch das letzte Gutachten des juristischen BölkerbunbskomiteeS gegeben. Sie besagen, daß Polen sein finanzielles Uebergewicht über Danzig nicht dazu mißbrauchen darf, um tn Gdingen Ein richtungen zu schaffen, die geeignet sind, den Verkehr von Danzig abzuziehen. Beide Ausschüsse werden ihre Arbeiten möglichst beschleunigen. Durch NatSentscheidung ist auch die Frage der Organisation der Verwaltung der Danziger Eisenbahnen in ein neues Stadium getreten. Polen ist nach der Entscheidung verpflichtet, einen besonderen Verwaltungsorganismus für die Danziger Bahnen zu schassen, die bisher der tn Danzig ansässigen pommerellischen Etsenbahnbircktton mit unterstanden haben. Es ist zu erwarten, baß von Danziger Seite demnächst auf die Verlegung der Pommereller Etsenbahnhtrektton in eine« polnischen Ort und ihren Ersatz durch eine besondere Danziger Eisenbahnbirektion, was schließlich die logische Konsequenz aus der Ratseutscheidung ist, gedrungen werben wird. Auch Marin be-tnvi sür Serriot Paris, 28. Mai. In politischen Kreisen erregt eS großes Aussehen, daß sich der Führer der Rechten, Louis Marin, wohl gegen die Sozialisten, nicht aber gegen Serriot geäußert hat. Er erklärte u. a.: „Wenn die Nadtkalsozialistische Partei die Ideen des Sozialismus vertreten wirb, bann werden wir sie erbarmungslos be kämpfen. Wenn sie jedoch ihre eigenen Ideen vertritt, dann werden wir sie unterstützen, ganz gleich, ob wir von der Mitarbeit ausgeschlossen sind oder die Vorteile der Zu sammenarbeit genießen." — Aus diesen Worten geht klar hervor, daß auch die Rechte gegenüber dem Kabinett-Serriot nicht an eine unbedingte Opposition denkt, son dern bereit ist, ein bürgerliches Negierungsprogramm zu unterstützen, sofern eö nicht unter dem Einfluß der Sozia listen steht. Man hat den Eindruck, daß auch Marin dem rabikalsozialistischen Parteiführer Herriot den Weg zur Mitte nach Möglichkeit erleichtern will, um der Schaffung eines Linkskartells vorzubeugen. Elnbtniftm einer WelttErmwAonserenr? London, 28. Mai. „Daily Herald" fordert, daß die NcltwährungSkonserenz sofort nach Lausanne cinberuscn wird und die Vereinigten Staaten hierzu eingeladcn werden sollen. Die Konferenz solle parallel mit der Repa- ralionSkonserenz stattftnden. Sie habe sich mit folgenden vier Haupifragen zu beschäftigen: 1 Wiederherstellung der Kaufkraft: 2. Regelung der Wäh- rniigsbeztehungen zwilchen den Staaten, die den Goldstan dard verlassen haben, und denen, die an ihm festhalten; s. Begrenzung und Aufhebung der Beschränkungen sür den internationalen Handel, und 4. Verminderung der Last der „kommerziellen" Schulden besonders tn Zentralcuropa und tn Südamerika. — Wenn die zünftigen Diplomaten Lau sanne pessimistisch beurteilten und sich jetzt mit dem Gedanken einer Verlängerung des Moratoriums sür ein paar Monate abiänden, so set cs Sache der Staatsmänner, dle Konferenz »» dem Erfolg zu führen, der unbedingt notwendig set, um die Welt vor dem Zusammenbruch zu retten. Lausanne sei die letzte Gelegenheit hierzu. Zu dem Vorschlag der „Financial News", daß England auf der Lausanner Konferenz nötigenfalls selb ständig vorgehen und seine eigenen Wege zur Rege lung der Reparationen und seiner Schulden mit Amerika gehen solle, schreibt Professor KeyneS, daß natürlich eine derartige Regelung besser als reine Passi vität sei. Dennoch sollten dle europäischen Staaten einen Plan ausstellen, mit dem sie gemeinsam vor Amerika hin- trctcn könnten. Es set nicht notwendig, daß dieser sich nur a„> die Reparationen erstrecke, sondern er solle auch die Ab rüstung und das Währungsproblem umfaßen. Man könne sich nicht vorstellen, daß dle amerikanische Regie rung sich dann rein negativ verhalten werde. Sie »«länoemtig de» KediSkentkreditt Parts. W. Mai. Dt« Frag« der Berlängeruna des internaltonale« RediSkontkrebste» der Reichsvank fall ans der nächsten BerwaltnngSratSsttznng der Bank von Frank« reich erörtert «erden. Dt« Verlängerung des französischen Anteils an diesem »RMillionen-Dollar-Krebit macht infofern gewisse Schwierigkeiten, als die Regier««- Tardie« der Ansicht ist, daß sie nicht mehr befugt sei, eine Entscheidung in dieser Angelegenheit zu tresfen und gern die Berant« wortung dafür der kommenden Regierung, bas heißt Herriot, überlassen möchte. Trotzdem nimmt man in hiesige« Finanzkretsen an, daß die Verlängerung erfolgen werde. Es fragt sich nur, ob eS der R«ichsbank gelingen wird, «ine neue Herabsetzung des Zinsfußes, der schon einmal von 8 aus S Prozent herabgesetzt worden ist, z« erreichen. Die Reichsbank wünscht eine neu« Senkung ans 8 Prozent. Dteser Wunsch stößt aus Schwierig, keiten, und zwar nicht nur bet der Bank von Frankreich, sondern auch bet den anderen kreditgebenden Notenbanken. Hingegen scheint die Frage der von einige« Kreditgeber« und namentlich von der Bank von Frankreich gewünschten nenen teilweisen Tilgung des Kredites an Aktualität ein» gebüßt zu haben, da die Erkenntnis an Boden gewonnen hat, baß die augenblickliche Devisenlage der Reichsbank ihr eine derartige, wenn auch geringsügtge Tilgung schwer möglich machen könnte. Sie »wtsOMikchea AWnmaömhandlmgrn völlige Einigung erzielt Kopenhagen, 28. Mat. In den Verhandlungen zwischen den deutschen Unterhändlern und Vertretern der Däni schen Nationalbank über deutsch-dänische Währungsfragen Ist eine völlige Einigung erzielt worden. Die Ver handlungen betrafen vorwiegend die Frage, wie die in Deutschland eingefrorenen dänischen Kredite, sür die keine Kronendevisen vorhanden waren, sreigegeben werden können. Auf welche Welse diese Konten abgewtckelt werden sollen, wird tn den nächsten Tagen bekanntgegeben werde». AnfMM Seibabztedang au» Amerika Neuyork, 28. Mai. Die GolbauSsuhr nach Europa dauert an. Am Freitag hat wieder «in GolbtranSport im Werte von »8 Millionen Dollar Neuvork verlaßen, davon sind 28 Mtlltonen für Frankreich, kitt Millionen für Holland. 4 Mtlltonen für Belgien, eine Million für die Schweiz und eine halbe Million für England HefttnruU. Brüninss Stunde , Die Unterredung, die der Reichskanzler heute mit dem nach Berlin zurttckgckehrten Reichspräsidenten hat, ist von entscheidender Bedeutung für die politische Entwicklung tn Deutschland. Der Reichspräsident pflegt ja seine Gedanken gänge und Entschlüsse nicht im voraus der Ocssentlichkett zu unterbreiten, aber aus verschiedene» Anzeichen hat man ent nommen, daß er nach den Erfahrungen der letzten Zeit am Ende seiner langen Geduld mit einer Staatsftthrung ist, auf die er Berge des Vertrauens gebaut und die er über zwei Jahre unter groben persönlichen Opfern allein mit seiner Autorität gehalten hat. Man begreift, daß er einer Politik müde geworden ist, die nach und nach alle seine Freunde auf die Seite der Gegner dieses Regierungssystems treibt. Schließlich ist auch das sachliche Fiasko dieser Negie rung auf allen Gebieten ihrer Betätigung unverkennbar und nach den letzten Ländrrwahlen die Richtung dcS VolkS- willenS auf eine gründliche Acnderung der NeglcrungSver- hältnisse offenbar. Unter diesen Umständen bedarf es durch aus nicht des Einflußes irgendeiner Generalskamarilla oder sonstiger politischer Verschwörungen, von denen die Links presse in ihrer Angst säbelt, um den Reichspräsidenten, der sich immer als konstitutioneller Präsident erwiesen hat — auch dann, wenn eS ihm sehr gegen den Strich ging —, zu Entschlüßen zu bewegen, die die Veränderung der Lage erfordern. In dieser kritischen Stunde muß Brüning unter dem Zwang der Kabinettsumbildung den Gang zum Reichsprä sidenten antretcn, um sich noch einmal dessen Vertrauen zu sichern. Die Rechenschaft, die er hier abzulcgen hat, ist un gleich schwerer als die Verteidigung vor dem Reichstag, wo der Kanzler immer mit der Mandatsangst von dreißig bis vierzig Abgeordneten rechnen kann, die ihr Schicksal mit dem seintgen verbunden fühlen und ihn deshalb trotz ausgesprochener Gegnerschaft zu der Politik des Fort- wurstelnS nicht zu stürzen wagen. Wenn trotzdem nach all gemeiner Ueberzeugung noch einmal die Möglichkeit, ja so gar die Wahrscheinlichkeit besteht, daß Brüning auf seine Frage, ob er noch daS Vertrauen des Reichspräsidenten besitzt, keine verneinende Antwort und damit die Chance erhält, sein brüchiges Kabinett umzubilden, so hat er das wohl der drängenden Nähe der großen Konferenz zu ver danken, auf der um die wichtigsten außenpolitischen Pro bleme der Tribute und der Rüstungen, gerungen wird. Brüning macht geltend, daß e r diese Konferenz "an langer Hand vorbereitet hat. Aus die Hoffnung eines Erfolges tn diesem diplomatischen Ringen baut er alle ZukunftShofsnun- gen seines Regimes, und er wird in seiner Eigenschaft als Außenminister die Lage dem Reichspräsidenten so darzustellen wißen, baß dieser es als unritterlich empfinden würde, dem Reichskanzler in diesem Augenblick — „hundert Meter vor dem Ziel", wie Brüning meint — durch die Entziehung seines Vertrauens gewissermaßen in den Rücken zu fallen. Es fällt zwar nachgerade auf, baß Brüning die inner politische Entwicklung so lange laufen läßt, wie sie eben läuft, und die Entscheidung über innere Vertrauenskrisen mit großer Geschicklichkeit auf solche Augenblicke außen, politischer Spannung verschiebt, in denen er sein internatio nales Ansehen zu seinen Gunsten in die Waagschale werfen kann. Aber dieses Verfahren gehört nun einmal zu der Taktik, mit der Brüning aus dem NcichSpräsidentenpalaiS drohende Schwierigkeiten zu umgehen pflegt, ebenso wie er sich im Reichstag durch Vertagung über dle Zeit der ärgsten Aufregung über NotvcrordnunaSkrisen hinweghilst. Wenn man also annehmen muß, baß Brüning wahr scheinlich vom Reichspräsidenten noch einmal die Gelegen heit zu einem letzten Versuch erhält, so ist damit noch nicht gesagt, baß seine Stellung schon befestigt ist, vor allem wenn es -utrtfft, baß er die Kabinettsumbildung nur unter Opfe rung seine» Kampfgefährten Groener auch als Reichsinnen minister erreichen kann. Neben dieser Frage ist es ziem lich unwesentlich, wer sich zur Besetzung der anderen Ministerposten zur Verfügung stellt. Die Entscheidung bar- über, ob eS wirklich zu einer vorübergehenden Konsoli dierung des BrttnIngkurseS kommt oder ob die jetzige Um stellung nur das letzte Stadium der Auslösung ist, bürste in der aufsteigendcn zweiten Groenerkrise fallen. Der Kampf der Rechtsopposition gegen Groener ist seit seinem Rücktritt, von der Leitung der Wehrmacht weiter- gegangen. Er wurde damals von Brüning im ReichSinnen- ministertum festgehalten zur Beruhigung der Linken und zum Zeichen dafür, baß der mit dem SA.-Verbot ein- geschlagene ReichSbannerkurS nicht verlaßen werden soll. Das liegt erst zwei Wochen zurück. Wenn es sich nach dieser kurzen Frist Herausstellen sollte, daß-diese Linie nicht .ein gehakten werben kann, und wenn gar ein Mann ins Innen- Ministerium einzöge, der au» den Reihen jener kommt, die da« SA.-VerVot Nir die grüßte politische Dummheit der Regierung Brüning-Groener halten, so würbe vieler Wechsel al« Signal wirken. Die Linke läßt jetzt schon keinen Zweifel darüber, baß sie eine solche Wendung alh eine