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Nr. 22S Selte 5 — «Dresdner Nachrichten* -- Dienstag. 17. Mal 1SS2 Englands Fußballmeister gewinnt nur 3:2 «lämendes Spiel »«« Deutschen »er über t«vm» ««schämen - Suerten kam, nicht »NI»« bemtftem - Richard Kaftnam, «rktzl «Kveschteten - MU »tee Sttirmeen «in Lee «Ml« Ntirlclfturmer Dean im Zsinpfc mit -er -eukschen Verteidigung. San; links Haringer (D), Dran (E), Rnöpflc fD), Schütz (D), Lei,»Verger (D). Areß (D) fängt hart bedrängt einen Llankenball ab Wir h.iiten in unserer guSführlicken Vorschau geschrieben. Saft Sie Ge'ghr benniDe. daß auch dieser würdige Träger des englischen Kußvallmeiüertitels, der ,3(5. Evertvn iLiverpvvlj, enilänschen iviirde. ^öeun dies auch nichi reitloS einlral und wir den Engländern hohes siinballlechnischeo können im Ni'annschasle-ganien und vollendete Ausbildung des einzelnen nachsagen müssen, so konnte doch keinesfalls der sogenannte englische Kußballstil befriedigen. Er mag produktiv und er- folgerheiichend durch seine iveiten halbhohen und hohen Vor lagen sein, die bei Everton fast vorwiegend auf den Mittel stürmer Dean mgeschnitten waren, aber begeistern konnte er nicht. Wohl kommt dadurch rasantes Tempo ins Spiel, aber dieser englische Stil wirkt nicht schon und er »»erinag nie und nimmer io zu begeistern, wie die Wiener Schule, die nicht unproduktiver ist, ja die man sogar über ein Süßem wie das am Sonnabend gesehene stellen muß. ES ist be stimmt nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet, daß ^ver ton einer Wiener Mannschast mit dem gezeigten Süßem glatt unterlegen wäre. Denn wenn unsere zehn Amatcur- spieler nach dem Ausscheiden Richard Hofmanns eine dauernde Feldüberlegenheit herausarbeiten konnten und so gar noch ein Tor gegen diesen ,3unballmeister der englischen Profis zu erzielen vermochten, so war eine Gleichwertigkeit der beiden Staffeln zu erkennen, die sich nur in dem Lnsiem unterschieden und in der Begeisterung, die wir nur bei den Unsrigen festzustellen vermochten. Wir konnten uns des Eindrucks nicht verwehren, daß die Engländer dieses Spiel von Anfang an leicht nahmen, ob wohl sie zunächst ein Kenerwerk höchster Kußballkunst loS- ließen und damit nicht mit Unrecht brillierten. Als aber die Gäße merkten, daß sie hier einer Mannschaft gegenüber standen, die sich auch vor dem Kußballmeister Englands nicht fürchtet und die zu ihrer größten Ueberraschung sogar das Führungstor schoß, nahmen die Liverpooler das Spiel weit ernster und wurden dadurch leider auch härter. Dieses harte Spiel sah wohl unauffällig aus, doch der Kenner merkte dieses „Knöchelpoliercn" nur zu deutlich. So gab eS bald hinkende Deutsche, die als schwerstes Opfer das Aus scheiden des T S E. e r Richard Hofmann beklag ten. Bei einem harten Kernschuß wurde Hofmann in der 84. Minute von dem eingreifenden zweiten englischen Ver teidiger so hart an, Knöchel getroffen, daß er nach einer Statistenrolle in der 60. Minute ganz ausscheiden mußte. Aber gerade dieses Ausscheiden Hofmanns war der Ansporn für die Unsrigen, nun mit aller Kraß und Energie dem ein stigen Lehrmeister, England, zu beweisen, was wir ans dem Festland jetzt sür Kukballkönner sind. So kam nur eine ehrenvolle Niederlage der deutschen Nationalmannschaft zu stande. Ein Unentschieden, ja sogar ein Sieg lag in der Luit, und hätte nicht Kreß zum zweiten Male in Dresden einen Rückgang in seinen Leistungen bewiesen, dann wären die ersten beiden reichlich überslüssigen Tore der Engländer nicht gefallen und das Endergebnis hätte ganz anders gelautet. WaS hat nnö nun dieses Lehrspiel alles gebracht: Die Uebcrzengung e r st c n S, daß Englands Nerussfußballspieler keine Sonderklasse in Europa mehr entnehmen, zweitens, daß Englands Kußballsiil nicht der allein seligmachende ist und daß die deutsche Splelweije und noch mehr die der Wiener, genau so ersolgvcrsprechend ist, zumal sie dem Ange vielmehr bietet, drittens, daß man in England dann auch zu harter Spiclweisc übergeht, wenn die Gefahr besteht, daß der Gegner einen fast sicherstehenden Sieg doch noch in eine Niederlage umwandcln könnte, und viertens, daß man zuletzt in einem beinahe skandalösen Ausstößen des Balles zur Zeitgewinnung zeigte, daß man viel Angst hatte, der Lieg könnte doch noch verloren gehen. So bleibt ein sünstes, daß wir solche englische oder überhaupt englische Mannschaften nicht mehr für unser teueres Geld verpflichten sollten, wenn der „Lehrmeister" sabgcfehen von den Leistungen^, einen so wenig guten Ein druck macht, daß er ausgcpfisscn wird. Mit solchen Lehrspielen sollte man uns lieber ver schonen. Warum droht man nicht den Profis damit, daß, wenn sie nicht restlos ihr Bestes hcrgebcn, ihnen die Entschädigung gekürzt wird, wie es schon anderwärts geschehen ist? Viel leicht lernen ivir Deutschen endlich einmal, uns mehr Würde aufzucrlegen. Eine eigenartige Nolle spielte der Schiedsrichter FuchS- Lcipzig, der uns diesmal nicht befriedigte. Kein anderer Schiedsrichter der Welt hätte eine getroffene Entscheidung wieder znrückgcnommen. Aber Herr KnchS brachte cs fertig, einen übersehenen Kehler erst auf Protest der Engländer nnd nach Rücksprache mit dem Linienrichter zu korrigieren, und das bereits gegebene Tor zurückzunehmen. Das war eine gänzlich überflüssige Konzession an Evcrton. Wir fragen nur, ob wir ähnlich so in England behandelt worden wären. Die Erfahrung lehrt, daß wir Deutschen gerade im Aus lande kolossal „verschoben" werden. Eine einmal getroffene Entscheidung wieder znrückzunekunen, zeigt Schwäche gegen sich selbst, nnd die hat Herr Fuchs an den Tag gelegt. Das durfte ein internationaler Schiedsrichter niemals tun. Das schönste an -tesem Lehrsptet war unsere deutsche Mannschast, die ein Spiel .chinlegte", von dem man restlos begeistert war. Wir müssen die Aus stellung der elf Deutschen: Kreß; Schütz, Haringer; Grämlich, Leinberger, Knöpfle: Dörfel, Heimchen, Nutz, R. Hofmann und Kobicrskn als sehr glücklich bezeichnen, denn die Mann schast übertraf alle Erwartungen, nachdem einige Neulinge in der Els das Lampensicber abgcschüttelt hatten, besonders in der zweiten Spielzeit. Da gab eS nur ein „Bravo" siir die Deutschen, als sic sich auch mit nur zehn Mann nicht untcrkriegcn ließen. Die Kritik -er elf Deutschen fällt gut aus bis aus den Tormann Kreß, der in der ersten Zeit beängstigend schwach war, zwei Tore passieren ließ, die überslüjsig waren und vor weiteren durch das hervorragende Spiel der beiden «lasseverteidiger Schütz und Haringer ver schont blieb. In der zweiten Zeit war Kreß wohl besser, aber als er nnbcdräng» an einem Ball vorbeischlug, wäre wieder ein Tor gefallen, wenn nicht der schnell startende Haringer der „rettende Engel" gewesen wäre. Und vor dem überragenden Verteidigerpaar stand wohl Deutschlands zur Zeit beste Läuierreihc, die es bei dem hohen Spiel der Geg ner besonders schwer hatte. Aber Grämlich, der ehe malige Krciberger, Leinberger und Knöpfte kämpften mit einer Erbitterung und so erfolgreich, daß sie sich eine ganz glänzende Note erspielten. Im Sturm war zunächst Döricl reichlich schwach und verpatzte viel, aber nach dem Lcitentausch leitete er kreuzgefährliche Angriffe ein, so daß die Verteidigung Evcrtons vor schwere Aufgaben gestellt wurde. H e l m ch e n spielte unauffällig aber produktiv, schoß ein brillantes Tor und dürste sich wohl sür das nächste Länderspiel gualisiziert haben. Rutz kam mit der Länge der Spielzeit erst richtig in Schwung und gefiel auch nachher Pause besonders durch seinen Eifer und seine Energie. Richard Hofmann spielte mit dem linken Flügelmann Kobierski ausgezeichnet zusammen und sie waren, wie wir auch vorausgesagt hatte», ein kreuzgefährlicher Flügel. Aber Hofmann hatte Schußpcch, er zögerte auch etwas zu lange mit dem Antritt und überschoß regelmäßig. So mar es auch in der 34. Minute, in der er, wie schon vorstehend geschil dert, bei einem Bombenschuß verletzt wurde. Nach sechs Minute» versuchte er eS wieder, beifällig begrüßt, aber man merkte, daß er „fertig" war. Nach der Pause versuchte er cs aus dem linken Flügel, auch das ging nicht, und in der <iü. Minute mußte er seine Mannschaft mit zusammcn- gebinenen Lippen schweren Herzens ganz verlassen. Ein Bluterguß im Knöchel wird ihn wohl für die nächsten Spiele zum Pausieren zwingen. Trotzdem wünschen wir schnellste Genesung. Solange „Richard" im Felde stand, war er die treibende Kraft im Angriss Kobierski spielte dann für ihn mit, denn dieser Westdeutsche lies zu einer fabelhaften Form aus und ließ die Engländer „einfach stehen". Vielfach bekam er tosenden Beifall aus offener Bühne, der verdient war. Kaltblütig war er in allen seinen Handlungen, wie auch bei dem von ihm erzielten zweiten Tore. Als Ganzes genom men war unsere Mannschast glänzend in Schwung, und mit dem gleichen Kampfgeist dürsten wir es auch gegen Oesterreich wagen, um die zwei schweren 5:0- und 6:0- Niederlagen wieder wettzumachen. Mas zeigten uns -te GngtSn-er? Es wäre ja — aus deutsch gesagt — eine Pleite gewesen, wenn uns der englische Profisnßballmetster mit einer schwachen Mannschast den Niedergang des englischen Fußball sports demonstriert hätte. Soweit kam es nun Gott sei Dank nicht und Everton trat tatsächlich mit den besten Spielern an. Was sic uns als Cinzelkönner zeigten, war höchste Fußballknnst in jeder Beziehung. Da enttäuschte nicht ein Spieler. Aber als MannschaftSganzeS gestel v-S der Stil nicht. Zwei außerordentlich schlaggewaltige Vertei- digcr, Williams und Ereßwell, beförderten den Ball zu -en weit vorn stehenden Stürmern und gewöhnlich zn dem mas sig aber schön gebauten und schnellen Mittelstürmer Dean, der mit -em Kops den Ball nach links oder rechts verteilte. So ähnlich benahmen sich auch die Läufer, die in halbhohen Vorlagen ihre Stürmer „fütterten", dabei nicht den Seiten wechsel vergaßen. Dadurch kam natürlich ein lebhaftes Tempo in das Spiel, das dadurch außerordentlich lebendig wurde, schon durch di« schnellen Außenstürmer Stein und Grtsftth. Gefährlich sah es oft vor dem deutschen Tore aus, aber Schütz und Haringer waren in Hochform und ließen selbst Englands besten Ligatvrschützcn Dean nur selten zum Schuß kommen. Besser gefiel uns der Halblinke Johnson, der zwei Prachttore schoß. Die Engländer können schon Fußball spielen, aber sie sind nicht unschlagbar, und man darf gespannt sein, wie sie nach diesem sür sie sicher schweren Kampfe in den kommende» fünf „Lchrspielen" ab schneiden werden. Das Drum un- Dran Ausverkauf» sind die beiden großen Tribünen nnd über 80 000 Zuschauer um das einem Rasenteppich gleichende Spielfeld versammelt. Lustig flattern die Fahnen im Wind, darunter auch Großbritanniens Nationalflagge. Aus der Steintribüne fehlen diesmal viele Ehrengäste. Besonders zahlreich sind dafür die Mitglieder der StaatSoper und des Schauspiels vertreten. Pünktlich erscheinen die Engländer in blauem Dreß un weißer Hose und betreten langsam das Spielfeld, die ehe maligen Hostrompctcr stimmen die englische Nationalhnmne an, die die große Menge entblößten Haupt anhört. Kurz daraus stürmen die Deutschen im Dresdner Städtedreß durch die Gasse junger Sportler ans das Kampsfcld. Mit dem Erklingen des Deutschlandliedes stehen sie in einer Linie nnd feierlich wirkt die Stille im »»eiten dichtgefüllten Rund. Nachdem beide Mannschaften das Kreuzfeuer der vielen Kameramänner bestanden haben, losen Leinberger und Wil liams die Seiten auS. Der Deutsche darf wählen und nimmt die Spielseite mit der Sonne im Rücken. Vorher wird noch Hofmann dem riesigen Dean vorgestcllt, dann stehen die Mannschaften zum Kampfe bereit und -aS Spiel beginnt mit einem Vorstoß der Deutschen, der ebenso abgeschlagen wirb, wie der Gegenangriff der Engländer. In der 2. Minute bedient Rutz Hosmann gut, der aber knapp llberschießt. Eine kritische Situation vor dem deutichen Tore klärt Grämlich. Dann kommen die Deutschen zu zwei Ecken, die nichts cinbringcn. In der 7. Minute ist Dürfet im Strafraum, aber fein Schuß trifft nicht da» Aiel. In der v. Minute fchicßt Kobierski scharf, aber knapp daneben. In der N. Minute kann Schütz nur zur ersten Ecke für Everton retten. Den abgcwehrien Ball erhält dann Kobierski, der aut durchläuft, doch fischt ihm der englische Tormann den Rast vom Fuße weg. In der ,3. Minute flankt tkobiciskt, den Ball stoppt Heimchen und unhaltbar sitzt er im Tor SagarS. 1:0 sür die Nationalmannschaft Die Engländer nehmen das Spiel zwar ernster, aber Ihre Angriff« werden immer rechtzeitig unterbunden. Aus unserer Sette Uber- Ichießt Hofmann abermals. Dann geht Dean allein durch, aber Schützt stoppt ihn tu glänzender Weise. Der Gegenstoß aus dem linken Flügel sieht dann Hofmann mit dem Ball knapp an der Torlinie. Er spiel» zu Nutz, doch dieser kann di« groß« Ehancc nicht auSnutzen, sondern gibt Sagar Gelegenheit, den Schuß noch zu meistern. In der 20. Minute fällt der Ausgleich. Der Ball kommt zum rechten FlügelsiUrmer Grtsftth, Kreß will — obgleich der Verteidiger Haringer eingrcist — auch nach klären und verläßt das Tor. Elie er sich's versieht, kommt der Ball vor das leere Tor, in das Dean ihn mit dem Kops besördcr«. Die Partie steht 1:1. Der Druck von Evcrton hält etwas an. Dann arbeitet sich Dürfe! gut durch, aber sein Flanlenball bleibt aus. Nachdem Grämlich abermals gereitet hat, schießt in der 82. Minute Johnson aus etwa 2S Meter Entsernung scharf aus da» Tor, und diesen wohl etwas gesälschten Ball läßt Kreß zum allgemeinen Erstaunen knapp au sich vorbei passieren. r: 1 führt Everton. In der »1. Minute «reignet sich dann der oben geschilderte Au» sammenstoß Hosmann», dabei saust dessen Schuß nur knapp über die Torlatte. Hosmann hink« vom Spielscld. In der 37. Minute läßt Kreß einen schwachen Schuß neben dem Tor stehend durch die Hände zur Ecke gleiten. In der 43. Minute erscheint Hos mann wieder. Dieser Hai wieder «inen Ball von Kobierski schußgerechi vorgelegt bekommen, doch auch diesmal verseht! das Geschoß da« Atel. Die dritte Ecke sür Deutschland bringt ebenso wenig ein wie ein Kopfstoß von Rutz, den Sagar sängt und die dritte Ecke sür Everton verschuldet. Vaufe s:i für Gverlon Wieder werden die Manuschaslen mit Beifall überschtttlet, be» sonders di« deutsche, di« diesmal tm DSE.-Dreß erschein«. Au- nächst entspinnt sich ein lächerlich wirkender McluuiigsauStausch um den Sptelball. Mi« dem Neuanstoß sitzen die Deutschen losort in der Evcrton-Hälste. Einen Strafstoß von Kobierski hält Sagar glänzend, ebenso «Inen Heimchen-Schuß, der von der Latte inS Feld springt, dann aber in« Aus getrcieu wird. Eine kritische Situation vor dem englischen Tor geht glücklich vorüber. Dann kommen aber auch die Gäste zu Wort und Grämlich verwirkt be drängt di« vtert« Ecke. Hosmann stellt sich auf den linken Flügel, aber er hinkt stark. Haringer unterbindet einen Rechtsangriff. In ZVSil unlsr f^rsi» KLumunss-^usvsrksuf /zukgitd« et«« S«»oNttkt« S«»«tr»0« 10