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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.05.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320517011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932051701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932051701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-05
- Tag 1932-05-17
-
Monat
1932-05
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.05.1932
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-- -Vea-Ner Xachrichße*" Ikr. 22V S«ve » SrMmmerwIme W WnMn PrSchNgere» »etter, als mrS -leSmal »um Pffi »Most beschert war, konnte man fich nicht wünschen. Scho» als dt« gefürchteten EtSbotkigen glücklich überstanden waren und am Sonnabend schöner warmer Sonnenschein herrschte, da wurde« schnell noch Pläne sür einen PftngstauSflug ge schmiedet und mancher Ankauf getätigt, der sonst unter, bl leb vn wäre. U«g«zählte Schare« von kluSslüglern lockte der strahlend blaue Himmel hinaus. WaS kvnnffe es auch HerrNchere» geben, als -et solchem Wetter htnauSzuwandern in die Natur, di« gerade fetzt vor Mer höchsten Entfaltmrg steht. In den Gärten und an den Alleen der Vorstädte haben dt« Kastanienbäume ihre wetßen und roten Blütenkerzen angezündet. In der Dresdner Heide, die besonders stark besucht war, leuch, teten im dunkeln Nadelwalde das zarte Birkengrlln nnd auf dem WalbeSteppich das Heidelbeerkraut, das reiche Früchte angesetzt hat. Auch die schattenspendenden großen Buchenwälder der Tharandter Gegend bildeten wie immer einen be sonderen Anziehungspunkt. Die Heiligen Hallen und der brennende Kohlenmeiler im Bretten Grund dürften währen der Festtage von vtelen Tausenden besucht worben sein. In besonderem Schmuck zeigten sich auch die Apfelbäume. Ueber und über mit weißem Blütenschne« bedeckt, boten sie besonders in der Gegend von Loschwitz und weiter ström- aufwärts «in ungemein packendes Bild, das stellenweise unterbrochen wurde von blauem, duftendem Flieder, der ebenfalls während der Pfingsttage fein« Kelche zu voller Pracht geöffnet hatte. An der Stadt Dresden selbst gab eS an -en bekannten Brennpunkten im Zwinger, in der Umgebung der katholischen Hoskirche, im Großen Garten, von früh an ein lebhaftes Menschengewimmel. Biel« auswärtige Besucher und Reichswehrurlauber konnte man beobachten, die das Fett benutzt hatten, um Dresden einen Besuch abzustatten. Aus der Brühlschen Terrasse stand währen- des ganzen TageS ein bunter Saum von Schau lustigen, die das Leben und Treiben auf den Brücken, be- sonders aber den Verkehr aus dem Elbstrome beobachteten. Ununterbrochen fuhren hier unter den Klängen von Musikkapellen die schmucken Dampfer, mit pfingstlichen Malen und wehenden weiß-grünen Fahnen geschmückt, nach der Sächsischen Schweiz und nach Meißen ab. Natürlich waren sie bis auf den letzten Platz beseht. Einen Massen besuch hatten auch dt« Bäder in der Umgebung Dresdens und an der Elbe auszmveisen. Bei einer Elbwaffertempera- tur von ungefähr 16 Grad Celsius zogen es jedoch noch viele vor, sich nur mit einem Lust- und Sonnenbad zu be gnügen. Di« unaemetn heißen Sonnenstrahlen dürften viele Hautverbrennungen hervorgerusen haben. Auf der Elb« selbst glitten ganz« Flottillen von Paddelbooten mit langem Kielwasser dahin oder ließen sich gemächlich und wohlig von -er Strömung treiben. Durch einen großen Einsatz von Wage« konnte dann am Abend dt« Völkerwanderung, die sich Uber die Umgebung von Dresden ergossen hatte, ohne größere Reibungen durch Eisenbahn, Straßenbahn und Autobusse wieder in die Stabt zurückgeleitet werden. ES waren golden«, sonnendurchlohte Pfingstfeiertage. Sie werden bet allen, die sie genieße» dursten, noch lang« in Erinnerung bleiben. Auch in Berlin und dem größten Teil« des Reiches herrschte während der Pfingstseiertag« wahres Hochfommenvetter. Sahlrelche Vftnoftftnsen haben auch diesmal nach schönem, altem Brauch, begünstigt durch das herrliche, strahlende Pfingstwetter, an vielvn öffentlichen Plätzen Dresdens sowie an der Peripherie der Stadt stattgefunden. Bereits am Psingstionnabend abends um 7 Uhr vermittelte ein Trachauer Gesangverein vor dem schönen Ehrenmal in Alt-Trachau die weihevolle musi kalische Einstimmung. Festliche Ehorklänge konnte man am ersten Feiertag bereits früh 5 Uhr aus dem Burgberg Loschwitz vernehmen, ebenso «ine Stunde später tn Dreöden-Plauen, und zwar im Bienertpark. Feierlicher Gesang einer bekannten Dresdner Sängerschaft ries um 7 Uhr in di« P i k a r b i e im Großen Garten, Chor- und Instrumentalmusik auf die Waldschlößchen- ter rasse. Auch vor der Hetlandökirche sowie auf dem Konzertplatze im Waldpark aus dem Weißen Hirsch konnte man am ersten Feiertag festliche Pfingstmusik hören. Auf dem Konzertplatze im Waldpark wurden schöne, feier liche Chöre von Haydn, Richard Wagner, Mendelssohn, Geilsdorf, Silcher und Nohvbach abgelöst durch festliche Jnstrumentalklänge von Tschaikowsky, Weber und Wagner. Auch der zweite Feiertag zeitigte zahlreiche, wohlgelungen« und durch das schöne Wetter begünstigte Pfingstsingen, so im Groben Garten, aus dem Wolfshügel nnd bei der UllerSdorfer Schmiedeschenke. Der Verkehr auf -er Eisenbahn war trotz des schönen Wetters schwächer als im Vorjahre, waS aus die schlechte Wirtschaftslage zurttckzusiihren ist. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung hat leider kein Geld mehr, sich einen größeren PstngstauSflng zu gönnen. Insgesamt wurden in den Tagen vom 11. bis 16. Mai, 18 Uhr, aus den Dresdner Bahnhöfen 281121 Fahrkarten verkauft, darunter etwa 70 Prozent Sonntagsrückfahrkarten. Im Jahre 1031 belief sich die Zahl auf 307 270. Auf den Haupt- bahnhof entfielen hiervon 228 000 Karten gegenüber 260000 im Vorjahre, auf DreSden-Neustadt 80 181 (80 177), auf den Bahnhof Wettinerstrabe 10633 (10 548), auf Trachau 1800 (1600), auf Pieschen 4607 (5048). Besonders nach der Sächsi schen Schweiz war der Verkehr am Sonnabend und Sonn tag außerordentlich lebhaft. Entlastungszüge fuhren bis Pfingstmontag 18 Uhr vom Hauptbahnhof 77 ab, wäh rend 70 ankamen. 1031 fuhren 75 ab und 83 kamen an. In DreSden-Neustadt fuhren 60 (06) Entlastungszüge ab und 55 (04) kamen an. Oertliches un- Sächsisches Eis Netküf ter eri-edir-ißhea «renzimttntvftrt» Dte Gruppe Obere- Erzgebirge, Olbernhau, im Ber ste»« b e Sächsischer Industrieller veranstaltete tu vlvernhcm ihr« Jahresversammlung, die sich bei überwäl- ttge«-em Besuche zu einer wuchtigen Kundgebung des ge samten Jndustriebeztrkes gestaltete. Ueber 400 Vertreter des Wirtschaftslebens hatten sich in seltener Einmütigkeit rmd Geschlossenheit zu dieser aus ärgster Not und Erbitte rang erstandenen Kundgebung vereint, an der auch zahl- reiche Vertreter der Staats- und Gemeindebehörden tetl- aahmen. Im Mittelpunkte der Kundgebung stand der vor trag des VerbandSvorsttzenden, Direktor Wtttk«, der ausschließlich die Not der Grenzlandtndustrte behandelte. Der Redner kennzeichnete die Entstehung der Industrie im Vogtlande und im Erzgebirge und betonte die überragende staats» und wirtschaftspolitische Bedeutung der kleinen Mittelindustrie, 2800 erzgebirgische Orte unter 5000 Ein wohnern beherbergen den grüßten Teil der sächsischen In dustrie. ES dürfe nicht heißen Export oder Binnenmarkt, sondern Export und Binnenmarkt, nicht Stärkung der Kaufkrast eines einzelnen Wirtschaftszweiges, sondern Stärkung der Kaufkrast der Gesamtheit. Als alleiniger Ausweg zur Behebung der Not der Grenzlanb- tndustrte müsse die Aufhebung aller Bindungen der freien Wirtschaft gefordert werden. Die Wirtschaftsprogramme der ReichSregterung seien Fehlleitungen gewesen. Sehnlich der Osthilfe brauche Sachsen eine Sachsenhtlfe, weshalb auch der Antrag, Sachsen zum Notstandsgebiet zu erklären, erneut dringlich erhoben worden sei. Die Versammlung «ahm eine Entschließung an, in der erneut gesordert wurde, Sachsen, insbesondere den erzgebirgischen Grenz- Brtel, -um besonderen Notstandsgebiet zu erklären. MleimlleziMnms md deutsches Mater Im Rahmen eines Sprechabends der „Theaterfach gruppe" der NSDAP. Dresden hielt am Pfingstsonnabend Schauspieler Nudvlf Schröder vom Staatlichen Schau spielhaus einen inhaltlich fesselnden, auch in der Form aus gezeichneten Vortrag, in dem er die Stellung Hitlers und des Nationalsozialismus zur deutschen Kunst, insbesondere »ur deutschen Bühnen- und Schauspielkunst der Gegenwart, umriß. Schröder schilderte die Rühnenkunst von gestern, heut« «nd morgen. Das deutsche Theater der Gegenwart, so führte er aus, stünde heute in einer Periode bedeutsamer Umwer tungen und Umschichtungen, die den Ungeist, das Stillose, die Entartungen und die Niederungen — Dinge, von denen die deutsche Kunst immer mehr heinmesucht werde — bald mehr und mehr beseitigen würden. Wie auf vtelen anderen Gebieten der Kunst, so mache sich auch auf dem Gebiet der Schauspielkunst und in der Führung vieler deutscher Büh nen seit dem Kriegsende ein stilloser, vielfach gänzlich un vaterländisch gerichteter Ungeist breit. Er habe durch die Schuld verantwortungsloser, spekulativer und nur mate riell interessierter Elemente, die zum Beispiel falsch ver standene russische Kunst mit Ncubcrliner Warenhaus- ober Nevncstil zu verquicken suchten, das Theater und die Schau spielkunst auf seinen, beute vor allem in Berlin heimischen Tiefstand herabgedrückt. Das zeige etwa der seinerzeit be rüchtigte „Hamlet im Frack" ober auch die neueste Ver ballhornung der Freytagschen „Journalisten" zur Operette. TaS Publikum aber bekunde glücklicherweise mehr und mehr Uebersättigung an der ihm seit mehr als einem Jahr zehnt dargebotenen Talmikunst. Der deutsche Theatersptel- plan müsse wieder einen weltanschaulichen Charakter ge winnen, der deutschen, vaterländischen Geist bewußt pflege und unkünstlerische Verballhornungen klassischer deutscher Meisterwerke zu Revue-Operetten oder ähnliche Experi mente energisch ablehne. Der Tiefstand vieler deutscher Theaterspielpläne habe die völlige Abwanderung deS noch künstlerisch empfindenden deutschen ThcaterpublikumS zur Folge. Ein neues Theater, nicht der äußeren Formenglätte, sondern der Tiefe, Größe, Glut und inneren Sittlichkeit, müsse aufgebaut werden, das berufen und geeignet sei, aus der deutschen Jugend das Beste herauSzutzolen. Eine Wiedergcnesung des deutschen Theaters und der deutschen Schauspielkunst, die freilich dann nicht wieder zur Neu berliner „Mode" oder „Sensation" hcrabgewlirdigt werden dürfe, könne nur aus einem neugeborenen Glauben des ganzen Volkes — im Sinne eines neuen, sittlichen Ger manentums von heute — erfolgen. In diesem Sinne faßten Hitler und der deutsche Nationalsozialismus ihre kulturelle Sendung auf. Die Ausführungen Rudolf Schröders, denen u. a. Be grüßungsansprachen und kurze Einzelreferate der National sozialisten Heger, v. Wilcke und ScholtiS vorangegangen waren, sanden lebhaften Beifall. — Generalmajor a. D. Hetnicke 70 Jahre alt. Am 16. Mat beging der in Dresden wohnhafte Generalmajor a. D. Max Otto Hetnicke seinen 70. Geburtstag. Er trat im Jahre 1881 in das Infanterieregiment Nr. 104 in Chemnitz «in. dem er bis zum Jahre 1003 angehörte. In dieser Zett bekleidete er die Stellung eines Regiments adjutanten unter Oberst v. Malortie, später war er Kom- panieführer der 6./104. In seiner wetteren militärischen Laufbahn hatte er die Stelle des Kommandanten der Festung König st ein inne und wurde 1018 zum Kommandeur des LandwehrbeztrkS Chemnitz ernannt. Ein schwere» Herzleiden verhinderte ihn, den Krieg an der Front mitzumachen. So führte er in dieser Zeit die Geschäfte des Kriegsgefangenenlagers in Chemnitz-Eberödors. 1018 trat er wieder als Kommandeur an die Spitze des Landwehr bezirks Chemnitz, bis er dann Vorstand des Versorgungö- amteS Chemnitz wurde. Im Jahre 1021 schied Hetnicke aus dem Dienste aus. — Todesfall. Im Alter von 79 Jahren verstarb am ersten Pfingstfeiertage Herr Gustav Emil Kuhnert, Seniorchef der Firma G. Emil Kuhnert, Sägewerk in Hosterwttz. — Naturtheater i« Heibrpark. Auch das Natur- theater des Vereins Volkswohl hat sein Pre- mterenpubltkum, baS am Eröffnungstage ein paar hundert Plätze besetzt. Da erscheint der Stamm der Getreuen des Vereins, da sind die Heidewanderer, nicht zuletzt die vielen, die ein herrlicher Pfingstsonntag unter dem Plafond licht grüner Buchenblätter bei goldener himmlischer Schein ¬ werferbeleuchtung und erquickender Ostwindventilation zu- sammengesührt hatte. Nun war zwar das Schauspiel, da geboten wurde, gerade keine Neuheit. Man könnte fast sagen, „Flieg', roter Adler von Tirol" ist schon ein wenig überholt. Aber Richard Bendey, der diese Sommer spielzeit letten wird, hatte nicht nur ein tüchtiges Ensemble zusammengebracht, sondern auch so fleißige Probenarbeit geleistet, daß man an dem Spiel seine ehrliche Freude haben konnte. Vor allem errang sich Rosa Mühl als alte Egg- thalerin den Beifall der Zuschauer. Aber auch Lore Sie gelt und Margarete Hamm fanden lebhafte Anerken nung. Von den männlichen Darstellern traten besonders Albert Willi (Kapuziner) und Otto Melcher (Lorenz Eggthaler) hervor. Die Vertreter der übrigen Nollen taten gleichfalls ihr Möglichstes, echte Tiroler Gestalten auf die Szene zu stellen. So nahm die Eröffnungsvorstellung einen glücklichen und glückverheißenden Verlauf. Weitere zng- kräftige Stücke sollen Tat werden, wenn — der Himmel will. — Wiederverhaftung eines Freigesprochenen. Vor kurzem hatte sich, wie erinnerlich, vor dem Dresdner Schöffengericht Ncgierungöamtmann Schaale von der früheren staat lichen Poltzeiverwaltuna wegen Unregelmäßigkeiten bei der Vergebung von Pclzlteferungen zu verantworten. Schaale wurde mangels Beweises fretgesprochen. Nunmehr ist er wieder verhaftet worden, da sich neues belastendes Material gegen ihn ergeben haben soll. — De« 80. Geburtstag begeht am Mittwoch t« körperlicher an» geistiger Frische Fräulein Anna Weickelt, wohnhaft Dre-den-N., Döbelner Straß« 8. Kunft un- Wissenschaft Se-ermann Aeftsptele tn Vautzen In diesen mailich schönen Pfingsttagen, die einen strah lenden Kranz von Bllltenbäumcn um Ruinen, Tore, Giebel und Mauern der alten Stadt Bautzen legen und ihr mittel alterliches Wesen doppelt sinn- und bedeutungsvoll machen, haben die „Jedermann"-Festspiele verheißungsvoll be gonnen. Der Gedanke ist zunächst aus Not geboren; aber er rühmt Ihre Verfechter Paul Skotzkt und HanS Ber de r. die hier zuerst Selbst- und Gemeinhtlfe üben, aber ebenso hohen, hingebungsvollen Kunstsinn, wie zielstrebige Energie beweisen. Ihrer Tatkraft ist es vor allem zu ban ken, daß auch wirklich eine Kunsttat zustande kam, die wett- hin Beachtung finden dürste. ES muß seltsam erscheinen, daß noch niemand den Ge danken von Fretltchtausfiihrungen auf einem so glücklich ge legenen Platze wie bei der wendischen MichaeliSktrche auf griff. Er liegt durchaus zentral und völlig in sich ab- gefchlosscn. Der Hintergrund der Kirche fordert wiederum gerade zu „Jedermann" heraus. Und wenn — etwa im Ver gleich zu den Freilichtaufführungen vor einigen Jahren in Meißen — manches auch recht primitiv erscheint, so gibt gerade das Primitive gewisse holzschnittartige Linien, die dem Gehalt des Stückes und seiner Wirkung sehr von Vor teil sind. ES ist wirklich so, daß man ganz von fern die Lärmruse des modernen Lebens hört und doch wiederum wie versunken vor einer anderen Welt, die, märchenhaft und »änderbar, mit großen erstaunten Augen und mit ergriffe nem Herzen sitzt. In diesem Sinne geht es auch nicht um letzt« künst lerische Fragen, um Abwägen der höchsten Feinheiten, um sondierende Kritik. Hier sehe man bas Ganze in seiner Wirkung, in diesem Raum, in dieser Zeit — und man wird dankbar sein, baß solches heute noch gewagt und schließlich «ich gewonnen wird. Trotzdem müssen einige Leistungen besonder» hervor gehoben werben: Hans Berber als Jedermann uno Paul Skotzki als Tod und Teufel sind scharf umrissene Cha- raktergettalten. Petra Oxse und Maria yiora, Buhl- sKaft, Werke und Glaube verkörpernd, ofsenvare« reife Sprechkunst. Auch Trude Conrad, Bruno Klockmann, Rudolf Lahobe und Alfred Borchert zeigen beachtlich« Lrtstungen. W iÄLÄ'iT LÄ L'ÄL schöne Bemühen aller Mitwirkendcn nnd hinterließ einen tiefen Eindruck. Sie wird allabendlich 8 Uhr wiederholt. Wer Bautzen in diesen Frühlingstagen besucht, sollte an diesem Erlebnis nicht vorübergehenl Max Zetbtg. ff Dresdner Theaterspielplim für heute. OpernhavS: „Die ZwtllingSesel" (8). Schauspielhaus: „Die gött- ltche Jette" (8). Die Komödie: „Der Mann mit den grauen Schläfen" (8,15). Centraltheater: „Liebling adieu" (8). ff Di« Schlußv»rles«,-e« des DautekursuS. Der tu diesem Jahre vom König!. Italienischen Generalkonsul Dr. Graf Pon- zone gehaltene Dantekursu« wird mit noch zwei Vorlesungen ab- geschlossen werden: eine findet am Mittwoch, dem 18. Mat, abend» SO Uhr, im Europahof statt und behandelt den 26. Ge sang der Hölle, genannte der „Gesa na von Ulysses": die andere, kür welche da» Datum noch bestimmt wird, zeigt «in« Sammtnng von Lichtbildern, welche zahlreiche Meister werke der Malerei, Skulptur und Stcchkunst über bi« „Gött- ltche Komödie" darstellen. E» folgen bann Schlußworte über di« bteSIährigen Vorlesungen nnd erläuterten Gesänge. - ff Kleine Mnflknachrichte«. Für Paul Graener« neue» Orchesterwerk „Stnsonta breve" sind bi» setzt Ausführungen in Dresden (Busch) «nd Leipzig (Walter) festgesetzt. ff Goldenes Doktorjubiläum. Am 2. Pfingstseiertag konnte Oberstudienrat i. R. Professor Dr. phil. Paul ArraS in Bautzen den Tag begehen, an dem er vor fünf Jahrzehnten von der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig mit einer Dissertation „Die Ronkaltschen Beschlüsse vom Jahre 1158 und ihre Durchführung" die Doktorwürde erlangte. ff Generalintendantin Luise Dumont gestorben. Die Generalintendantin des Düsseldorfer Schauspielhauses, Frau Luise Dumont, ist Montagabend in einer Privatklinik an doppelter Lungenentzündung gestorben. Luise Dumont- Lindemann wurde 1866 geboren. Sie ist die Gründerin des Düsseldorfer Schauspielhauses, das sich vor wenigen Tagen mit dem Kölner Schauspielhaus unter dem Namen „Deut sche» Theater am Rhein" vereinigt hat. In der deutschen Tcheaterwelt hat sich Luise Dumont durch ihre hervorrageu- be« Leistungen einen unvergeßlichen Namen gemacht. ff Uraufsühruua i« EHemuttzer Schauspielhaus. Da» Chemnitzer Schauspielhaus bracht« am Pfingstsonnabend die Uraufführung einer Tragödie eine» Chemnitzer». Thema der Tragödie ist der Kampf de» machthungrtgen Kardinals venebetto Gaetant gegen den Papst Coelestin V„ der auch auf dem päpstlichen Tyron noch der fromme Einsiedler und Büßer blieb und nicht saht- «ar, in einer Zett chaotischer -errchMGk-ftOK, Ahz chk noei fettrem Ea-tte» b-stb zur Abdankung gezwungen wurde. Gaetani wurde als Bonifatius Vlll. -er Nachfolger des Gestürzten: sein ein- zigeS Ziel war die Weltherrschaft des Papsttums im Sinne Gregors VII. Coelestin und Gaetant sind die beiden großen Gegenspieler. Alle anderen Personen sind nur Hintergrund dieser Auseinandersetzung, die nur eben von Coelestin ohne den entschiedenen Willen zum Kampfe geführt wird. Und nun wird diese Auseinandersetzung in Beziehung gebracht zu dem Chaos der Gegenwart: Auch hier steht die mcnsch- liche Güte und Liebe im Gegensatz zu all dem unerhörten Streben der Ichsucht nach Macht nnd Besitz. Diese Be ziehung zur Gegenwart ist eS, die den Verfasser Siemens zu seinem Werke angeregt hat. Vielleicht ist aber gerade daraus eine Schwäche der ganzen Beweisführung ent- standen. Dieser Coelestin, dieser Gaetani «nd die anderen Personen sind manchmal zu sehr für die zeitgebundene Gegenwart geschaffen und zu wenig für die zeitlose Ewig- keit des Dichters, von wo aus allein sie am stärksten aus jede Gegenwart wirken könnten. Siemens will uns, wie wir heute sind, etwas sagen: darum ist auch die Szene die innerlich gesündeste, die am besten überzeugende, in der Coelestin seine ergreifende Bußpredigt hält, die Frommen aufforbert, den Haß avzuleaen, der die Menschheit Unglück- lich macht, und sich znr Menschenliebe zu bekennen. Die seelische Anteilnahme aber, aus der heraus Siemens seinen Coelestin gestaltet hat, bringt er dem Gaetani nicht ent gegen, was doch seine Dtchtcrpfltcht wäre. Darum mißrät Gaetant zu sehr zu einem manchmal naiv gesehenen Böse wicht schlechthin, der niemanden zu der UeVerzcnguna zu verhelfen vermag, baß er der Mann wäre, die Kardinäle zu willenlosen Werkzeugen zn machen. Kommt dann noch von Zeit zu Zeit das Volk mit Hoch! und Nieder!, so schim mern die „Jctztzettabsichtcn" ein bißchen zu sehr durch, und es tut einem leid um die Gestalt des Coelestin, die ebenso lebensecht ist wie -um Untergang bestimmt in allen Zetten eines Chaos, sei es nun 1204, sei es 1032. Erwin Kltetsch gab den guten, der Leipziger H. A. E. Boehme den bösen Papst, beides gute Leistungen. Für die Leitung zeichnete Litten. Der Beifall war sehr herzlich. 8. ff Fretluftkouzert be» Dresdner Tannhäuser. In den ver schiedensten Gegenden Dresdens haben am ersten und zwei te« Feiertage, nach schönem, altem Brauch, Pfingstsingen von DreSbne:' Sängerschaften stattgefunden. Sie bildeten einen guten Auftakt zu dem Ende Juni wiederum geplanten „Deutschen Liedertag", welcher gerade heute, wo der deutsche Männerchorgesang gewiss« Krisen,eiten durchwacht, et» schöne» Werbemittels einen wertvollen Ausdruck deutsche«
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