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Aben-Aussa-e WM«, ». Mat 1932 V». Kcheaana. kN Dra-tanschrlst! «achrichlen »relden Zemiprecher-Lammelnumnier: >仫l Nur >ür Nachtgeipräch«! Nr. »00>ä «chNIUeUuni u. vauvlL,Ich»Il«fteNe: Dresden - «l. t, Masenstrab« «s/s» »M «. «Ai-gi'eMq » «elchordt, Dresden. Postcheck-SW. »00» Dresden Nachdruck nur mit deull.vueNenangab« iDreSdn. Rache.) jUlLIIig. Unverlangt« Lchriststücke werden nicht aulbewahrt Gegrünoet 18S6 »eeualgehahr »et täglich zweimaliger Zustellung monatlich I.»0 Ml. (etnschllebllch 10 Pfg. sür Träger- lohn), durch Postbezug S.«0 Mk. -inschll-hlich »« Psg. Postgebühr lohne PostzustellungSgebühr) bet »mal wbchenllichem verland, ikinjtlnummer t<> Psg. ilnjeigenpreise: Die einlvallige »o mm beeile Zeile »b Plg., sür autwlrtS so Psg., die »0 mm breite «eklamezeile »oo Plg., außerhalb »L0 Vlg. ab», tkrilenablchlag U. Doris, llamilienanzeigen und Stellengeluche ohne Rabatt lb Psg., auher- hald »o Psg. vllertengebühr »0 Psg. Auswärtige «ullräge gegen voraulbejahlung. Endgllltjges Wahlergebnis in Frankreich TstMit Ms»lMll - Lerriot Neger Paris, v. Mal. DaS französische Jnnenministe» »inm verössentlicht heute srtth einen vorläufigen Ueberblick tlber das Wahlergebnis, der «OS Kammersitze umfaßt, Daö Ergebnis lautet: Die Reckte: Rechtsstehende Konservative Ryublikantsch-demokratische Bereinigung (Marin) Unabhängige Republikaner Katholische Demokraten Linksrepublikaner (Tardieu) Rechtsstehende Radikale Die Linke: Radikale (Herriot) Sozialrepublikaner und rechts stehende Sozialisten Sozialisten Unabhängige Kommunisten Kommunisten AN« Kammer 8 I. und 2. Madlgana > Gewinn od.Berluft — S 8 6 90 44 7« —14 SS 18 28 -i- 2 19 10 18 — 8 101 87 72 —29 90 28 62 -28 109 08 157 -i-48 »2 9 87 -i- 5 112 40 12» ^17 5 8 11 -i- 6 10 1 12 -i- 2 ES sehlen noch die Ergebnisse aus Guayana und Guadeloupe, während di« Wahlen in Rsunion erst am 18. Mai stattsinden. Tartlru verzichtet aut Wtederbeaultragung Paris, v. Mai. Der franzöfische KabinettSrat ist am heutigen Montag um 1« Uhr vormittags unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Tardieu im Außenministerium zusammengetreten, um sich mit den Ergebnissen der Kammer» mahlen und der bevorstehende» Wahl des Präsidenten der Republik zu besaffen. Der KabinettSrat hat einmütig beschlossen, der Ueberlieferung entsprechend dem neuen Präsidenten am Dienstagabend den Gesamtrücktritt zu unter breiten. Der Ministerpräsident wird den Staatspräsidenten bitten, von einer neuenBetrauung mit der Regierung abznsehen. Ergänzend erklärte Tardieu der Presse, daß das Kabinett bereit sei, die Geschäste bis zum 1. I«ni weiterzusühreu. Das Kleinbürgertum hat gesiegt Paris, 9. Mai. Die N a d t k a l sozialistcn und die Sozialisten, die beiden Grundpfeiler des Kartells von 1924, verfügen jetzt in der Kammer über 288 gegen bisher 217 Stimmen. Wenn man die übrigen Linksgrnppcn hinzu rechnet, so könnte sich eine absolute Mehrheit ergeben, doch ist bet solchen Berechnungen einige Borsicht am Platz, da die Gruppterungen der neuen Kammer nicht unbedingt mit denen -er alten gleichzusehen sind. Die Rechte zählt heute rund 199 Mandate gegen 145 tn der alten Kammer, während die Mitte, die BolkSdemokratcn hinzugcrechnct, etwa 149 gegen bisher 204 Sitze einnimmt. Selbstverständlich sind auch diese Daten mit Vorsicht aufzunehmen, da das amtliche Ergebnis Noch schwankt. Wenn es heute noch zutrifft, dasi HerriotS Nadikalsoziali- sten ein Linkskartell mit den Sozialistcn ablchnen und eine Erweiterung nach der Mitte ««streben, so wäre eine etwa 910 bis S20 Abgeordnete zählende Konzentration der Mitte denk bar, der eine allerdings sehr starke Opposition von der äußer- sten Rechten und äußersten Linken gegenüberstchen würde. In politischen Kreisen macht man geltend, cs sei nicht aus geschlossen, dasi die französische Kammer in die Lage gerate, nicht arbeitsfähig zn sein. Angesichts dieser Drohung laste auf de» einzelnen Gruppen eine besonders schwere Ver antwortung. Das Hauptgewicht dieser Verantwortung ruhe auf H e r r i o t. In zweiter Linie hänge sehr viel von Tardieu ab, der sich entscheiden müsse, ob er unter Ansschlusi der Rechten mit Herrtot zusammengehen wolle. Zuerst fällt es auf, dasi die Zeitungen der bisherigen Mehrheit und besonders der Rechten sehr kleinlaut ge worden sind. Mit ganz wenigen Ausnahmen wird der starke Linksruck unumwunden zugegeben. Die Gründe für diesen Linksruck erklären sich aus der Mentali tät des französischen Volkes. .,8 nichts so sehr fürchtet wie Unruhe, Unsicherheit und sinanzielle Gefahr. Der französische Sparer zittert um seine Spargroschen. Vielen Franzosen ist klar geworden, dasi die Welt in einen politischen und moralischen Strudel geraten ist, der auch die „glückliche Insel" Frankreich mitzureisien droht. Es sragt ich natürlich, wieweit man bereit ist, praktisch eSchlusi- olgerungen daraus zu ziehen. In dieser Hinsicht ist eder übertriebene Optimismus unangebracht. Gewisi kann >er Franzose politisch denken, doch ist seine politische Er ziehung so konservativ und tn vieler Beziehung so eng herzig, dasi ihm jede Umstellung ausierordcntlich schwer fällt. Von den Radikalsoztalipeu willen wir, daß sie «ine aus» gesprochen kleinbürgerliche und nationale Partei dar» stellt. Dieser Partei wohnt ihrem ganzen Aufbau nach kein grosser politischer Schwung inne. Dazu lebt in ihrer alten Genera tion in ausienpolitischer Hinsicht der Geist des Jakobiner tums. Wohin die Wege Frankreichs gehen werden, wird sich erst deutlicher zeigen, wenn die neue Kammer zusammen getreten ist, die Gruppen sich gebildet haben und die zukünf tige Mehrheit sich deutlicher abzcichnet. Richt wte-ergewahlt Paris, 9. Mai. Zu den Abgeordneten der französischen Kammer, die gestern beim zweiten Wahlgang kein Man dat mehr erhalten habe», gehört u. a. der ehemalige Unter- staatssekretär für nationale Wirtschaft, Gtgnoux, der der deutsch-französischen Wirtschaftskommission als General sekretär angehört. Ferner erhielten kein Mandat: der ehe malige französische Botschafter in Bern, Jean Hennessy, der Führer der rechtsstehenden Sozialisten Chabrun, der ehemalige Delegierte tn der Abrüstungskommission LouiS Dubois, der Unterstaatssekretär sür Fremdenverkehr, Gaston Gsrard, die elsässischen Regionaltsten Rvsi, Schall und Heil, die Kommunisten Cachin und Marty. Unter den neugemählten Abgeordneten befindet sich Jean Deschancl, der Sohn des ehemaligen Präsidenten der Republik, Paul Deschanel. anträge gegen Brüning und Dietrich. Die national sozialistische ReichStagssraktton bestimmte als Redner die Abgg. Goertng und St rasier. Misitranens- anträge werden eingebracht gegen das Gesamtkabinctt und gegen Dietrich, Groener und Stegcrwald. Ferner wird ein Antrag aus Aufhebung der Notverordnung über das Verbot der SA. und SS. und ein Amnestieantrag eingcbracht werden. In der Fraktion der DVP. gab der Parteiführer Dr. Dinge ldey den SituationSbertcht. Danach wurden die innerhalb der Fraktion notwendig gewordenen Neuwahlen vorgcnomnten. Den Fraktionsvorsitz behielt Dr. Dingel- de y. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden die Abgg. Dr. Hugo (für den auf einer längeren Auslandsreise be findlichen Abg. Dauch) und Dr. Kalle gewählt, zu Ge schäftsführern die Abgg. Morath und Dr. Regh. IN; Millionen Defizit tm ReWhauSlmlt Berlin, 9. Mat. Nach Mitteilung des ReichSftnanzmtni- steriumS betrugen tm März 19S2 (Angaben tn Millionen Reichsmark) tm ordentlichen Haushalt die Ein- nahmen 891,9 (Februar 009,0) und die Ausgaben 1068,9 (009,9). Unter Berücksichtigung von 010H früherem Fehlbetrag stellt sich das Defizit Ende Mär» 1992 auf 874,9 (Ende Februar 742,0). Für den außerordentlichenHauShalt ergibt sich für Mär» eine Mehrausgabe von 83,1 (Februar 2,7), so dasi sich hier für daS Ende des BcrichtSmonatS unter Berück sichtigung des aus dem Vorjahre übernommenen Fehlbetrags von 201,4 ein Defizit von 421,4 (Ende Februar 988,9) ergibt. Das Gesamtdestztt beider Haushalte etnschltesilich der au» -em Vorjahre übernommenen Fehlbeträge errechnet sich also aus 1298,4 (Enste Februar USoH, Der ReMtm tritt zusammen Bor einer großen Rede Dietrichs Vrak1u>«l«iuug oovvrar KorUuor SvdrlMvltaag Berlin, 9. Mai. Heute tritt der Reichstag zu eiuer drei-, Möglicherweise auch viertägigen Sitzungsperiode wieder zu sammen. ES ist damit zu rechnen, dasi Neichösinanzministcr Dietrich schon in der heutigen Sitzung tm Zusammenhang mit dem SchuldentilgnngSgcsetz und dem Kreditermächti- gungsgesetz einen Ueberblick über die augenblickliche Finanzlage de» Reiches geben wirb. ES ist zu erwarten, dasi bis Ende der Woche der NetchSetat noch nicht fertiggestellt sein wirb. Infolgedessen wird der Netchstagsprästdcnt, nm weitere Zeitverluste zu vermeiden, voraussichtlich zum ersten Male von der geänderten Geschäftsordnung Gebrauch machen und den Etat ohne erste Lesung dem HauShalt- ausschusi zuleiten. Der HanöhaltauSschusi dürfte sür die Etatberatungen dann etwa 14 Tage bis 8 Wochen brauchen. Werden diese Fristen eingehalten, dann könnte die zweite Lesung -es Haushalts im Reichstag Anfang Juni beginnen. Für -en Wtederznsammentrttt des Reichstages sind »o« der Polizei umfassende Vorkehrungen getroffen worden, nm etwaige Demonstrationen zu ver hindern. Der Reichstag und die Bannmeile sind in der üblichen Weise gesichert. Darüber hinaus ist aber auch Alarmbereitschaft für die Polizei ««geordnet worden. Die deutschnattonale ReichStagssraktton bestimmte al» Redner sür finanzpolitische Fragen den Abgeordneten Dr. Bang und für die ausienpolittschen Angelegenheiten den Abg. Dr. Kleiner. Die Fraktion beschloß weiter die Einbringung eines MisitrauenSantrageS gegen die Reichs- Legierung tq ihre, Gesamtheit vud besondere Mißtrauens- Ruck nach links Die französischen Stichwahlen haben nun doch noch die Ueberraschung gebracht, die nach dem Auftakt im ersten Wahlgange sehr unwahrscheinlich geworden war. DaS Ge samtergebnis deutet einen Ruck nach links an, wie ihn selbst die Optimisten der Linken und die Pessimisten der Rechten nicht erwartet hatten. Er ist zwar nicht so katastro phal wie der politische „Erdrutsch", der vorher in Deutsch land und England in umgekehrter Richtung die Verhält nisse von Grund auf verändert hat, aber doch bedeutend genug, um auch in Frankreich eine Aendcrung der allge meinen Politik zu erzwingen, die seit vier Jahren von dem Schatten Poincarss beherrscht war. Tardieu ist der Ge schlagene dieses Wahlganges. DaS steht nun unwiderruf lich fest. Vielleicht hat ihm der gestrige Tag gelehrt, daß er besser getan hätte, trotz seiner Heiserkeit zu den Ftinf- Mächte-Beratungen nach Genf zu reisen. Jedenfalls hat ihm die Verschleierung seiner außenpolitischen Absichten beim französischen Volke nichts mehr genützt, das sein Urteil über das inner- und wirtschaftspolitische Versagen der Ne gierung Tardieu längst gefällt hatte. Zwei Setten dieses Wahlergebnisses müssen besonders hervorgehoben werden. Als interessanteste vor allem die, daß die B o l k S st i m m u n g aus die Ermordung des Staatspräsidenten politisch nicht rea giert hat. Allgemein wurde erwartet, daß dieses Er eignis den Rechtsparteien neuen Austrieb geben, zum min desten ihre Niederlage verhindern würde. ES hat auch von dieser Sette nicht an Versuchen gefehlt, Verwirrung zu schassen und daS Unglück parteipolitisch auSzunützen. Die Wähler haben sich aber diesem Druck entzogen, und sic haben sich auch nicht — das ist die andere bemerkenswerte Tat sache — durch das Hitlergespenst schrecken lassen, das ihnen vor allem Tardieu in der Rcgicrungspropaganda als nationale Gefahr für Frankreich vorgcsührt hatte. Der deutsche Nationalsozialismus wirkt nur in den Pariser Amtsstuben nnd Redaktionen als Schrecken, sür die Stimm abgabe der Bürger und Bauern blieben die eigenen Sor gen maßgebend, der Steuerzcttcl und die Besorgnis, dasi mit den bisher angewandten Mitteln die Ausbreitung der Wirt schaftskrise über Frankreich nicht eingedämmt werbe» könne. Darüber hinaus erklärt sich der Erfolg der Linken aus ihrer besseren KoalttionSdisziplin, die darin zum Aus druck kam, daß die drei maßgcbeuden Linksparteien, die Radikalen, die Svzialrcpublikancr und die wirklichen So zialisten, sich in der Weise Mahlhilsc leisteten, daß jede ihren Kandidaten des ersten Wahlganges tm zweiten Wahlgang zugunsten desjenigen Kandidaten znrttckzog, der vor einer Woche die höchste Stimmcnzahl erreicht hatte. Für uns hat es wenig Zweck, die Gewinne und Ver luste der einzelnen Parteien gegeneinander abznwägcn, schon weil ihre Bezeichnungen irreführend und mit deut schen Verhältnissen nicht vergleichbar sind. WaS sich aus dem Zahlcngewirr als Wesentliches herausschält, ist die Tatsache, daß die große NcchtSgruppc unter Marins Führung für die künftige Regierungsbildung entbehrlich wird, und dasi daS Gesetz des politischen Handelns von der Mitte auf die bürgerliche Linke, von Tardieu aus Herrtot, übergeht. Wider Erwarten haben sich die Ge winne der Linken ziemlich gleichmäßig auf HerriotS bürger liche Demokraten und auf Lson BlumS marxistische So zialisten verteilt, ein Umstand, der unseren deutschen So zialdemokraten zur besonderen Freude und zum Trost über Ihren eigenen Krebsgang gereichen wird. Zusammen verfügen die Linksparteien über eine solide Mehrheit: sie mnsi aber nicht die neue Kammermehrhctt werden, denn die Entscheidung liegt, wie gesagt, bei Herrtot, der als Führer der Radikalen auf deren rechtem Flügel steht, mehr der Mitte als den Sozialistcn zngewandt. Ihm stehen zwei Möglichkeiten offen: er kann entweder in einer Erneuerung des Links- kartellS die Sozialisten elnbeziehcn und znr Ergänzung nur die linksgerichtete Mitte herannchmen, oder eine Kon zentration der Mitte vornehmen, die auf die Sozialisten ebenso verzichtet wie auf die rechtsstehende Maringruppe. Den Sozialisten bietet also die neue Lage die Möglichkeit, zu entscheiden, ob sie an einer bürgerlichen Linksregierung tetlnehmen wollen, die Radikalen HerriotS dagegen sind in der eigentlichen Schlüsselstellung: sie können wählen, ob sie die Sozialisten oder die nach rechts neigende Mitte von der Regierung auSschlicsien wollen. Eine andere Frage ist die, ob sich der überraschende Wahlausfall auf die Wahl deö Präsidenten der Republik auSwtrken wird. Hätte die neugewählte Kam mer darüber zu entscheiden, so würbe zweifellos ein Kan didat au» ihrer LinkSmehrheit auf den Präsidentenstnhl er hoben werben. Die alte Kammer, die zusammen mit dem Senat den Wahlakt in Versailles durch eine sonderbare Ver. kcttung der Umstände noch zu vollziehen hat, steht dagegen vor der schwierigen Frage, ob Ne nach ihrer überholten politischen Zusammensetzung oder unter Berücksichtigung »c» gestrigen VolkSurteilS das künftige Staatsoberhaupt be stimmen soll. Wenn sie ihren parteipolitischen Neigungen nachgeht rmb Len von Poincard empfohlenen RechtSkanbidm»