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MM«, 2». MM 10« R Gegrun-et 18S6 »nick u. Nertazi Liepsch t Nelchrrtt, Lrelden. Postlcheck-tNo. lOII Dretdea Nachdruck nur mH d«ulI.0ueUenangab« (Lreldn. Nachr.i »uILIIIg. Unverlangl« SchrilMücke werd» ntchi ausbewahrl Drabianschrift, Nachrichten Dretden Sernlvrecher-Sammelnummer! »»»«I Nur lür Nachlgelprckcher Nr. 2001» Echrlltleliung «. Hauptgelchäst-llelle: Lrrtden.«. l, Martenstrabe «»/«» Netuargedü-r lei ttgNch iwetmallger ZusteNung monatNch 2.20 Ml. (etnlchlle blich ra Pfz. für krüge» lohn«, durch Postbe-ug 2.20 Ml. einIchNebNch «« «Ist. «astgebsthr lohne Pofljuftellunglgeblchr) bei 1 mal wSchenlttchem «erfand. Einzelnummer «0 Pf»., außerhalb Sachfen» lb «fg. Nnzelgenpreile: Di« einfpalliae «o mm breile gelle 5» Vts-, für aulwckrl, 10 PIg., die 20 mm breite R-llamezeU- 200 Ma., außerhalb rs» Pfg. ab,, lkrifenablchlag l«. Larif, gamittenan,eigen und Etellengefuche ohne Rabat« » «lg., außerhalb 2» Pf», vlleriensebühr t>0 «kg. «lulwbriiae Aultrlge gegen Vorau,be,ahlung. Relchskanzler Brüning vor -er Weltpresse „Dkl zwMlmuNan» Genf. 28. April. Reichskanzler Dr. Brüning empfing heute abend die Vertreter der Weltpresse, um sich vor ihnen über seine Genfer Besprechungen zu äustern. Er erklärte einleitend, er sei nach Genf gekommen, nicht, um in die öffentliche Debatte des Hauptauöschusscö der Abrüstungs konferenz einzngreifen, sondern um mit den führenden Staatsmännern der verschiedensten Rationen sich über die schwebenden wichtigen Fragen zu unterhalten. Er verspreche sich von solchen Unterredungen immer a u si e r o r d c n t l i ch viel, nud auch diesmal sei der Boden sttr eine ganze An zahl von Fragen geklärt worden. Er habe a n ß e r o r d e n t- ltch bedauert, daß der sranzösische Ministerpräsident erkrankt sei, znmal infolge dieser Erkrankung die Be sprechungen in dieser Woche nicht fortgesetzt werden können. Die deutsche Stellung in der A b r ü st u n gs f r a g e habe sich «tcht verändert. Deutschland halte an seinem Standpunkt der Gleich» berechtiguug und an der Rotwendlgkeit einer tatsäch lichen Abrüstung fest. Darüber sei sich das deutsche Volk durchaus einig, so grost auch sonst die Partetunterschiebe sein mögen. Der Reichs kanzler betonte den Zusammenhang der politischen und wirtschaftlichen Fragen, die gegenwärtig die Welt bewegen, und wies daraus hin, das« man auch in der Ncparatioussragc den Tatsachen ins Gesicht sehen müsse. ES handele sich nicht nur um wirtschaftliche und technische Dinge, sondern darum, die psnchtsche Grundlage fiir ein grös; eres Vertrauen der Völker zu schassen. Man sollte sich nicht dadurch ent mutigen lassen, dast die Dinge nicht so schnell gelöst «verden können, wie man es wünschen möchte. Die Tatsache»« hätten ein ganz austcrordentlich schnelles Tempo an genommen, und ihm müsse sich auch da« Tempo der Be ratungen anpasscn, wen«« die Lösungen nicht zu spät kommen sollten. Der Reichskanzler warnte vor einer zu langsame« und «icht völligen Lösung der angedeuteten Fragen. Deutschland wisse, das, die Probleme nicht allein von Deutschland gelöst werden können und dast eine inter nationale Zusammenarbeit und insbesondere die Mitarbeit Frankreichs heute notwendiger sei denn je. Man müsse heute Schluß machen mit dem Zwischen« znsland zwischen Krieg und Frieden und zu einem wirk« lichen, ans freier Verständigung beruhenden Frieden ge« langen. Man dürfe nicht vergessen, dast die erregte pvlitischc Stimmung in Deutschland zu einein ganz groben Teil muß beendet werden" zurückgtnge aus die wirtschaftliche Not, die aus dem deutschen Volk lastet und daraus, dast Deutschland in all- gcmcinpvlittscher Hinsicht allzu viele Enttäuschungen zu gemutet worden sind. Das deutsche Volk, so betonte der Relchskanzler zum Schlust, sei in jeder Beziehung ein friedliebendes Volk und von der Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit überzeugt. Diese Haltung werde ihn, aber erleichtert werden, wenn man ihm Ge rechtigkeit widerfahren lasse und ihn in schwierigen Augenblicken Hilfe leiste. Dann werde Deutschland ein starker Garant des Weltfriedens sein. Neues Genfer Treffen am 18. Mai Genf, 28. April. Reichskanzler Dr. Brüning verlädt in Begleitung von Staatssekretär Dr. v. Bülow und Ministerialdirektor Dr. Zechliu morgen vormittag Gens. Er wird am Sonnabend früh 8,47 Uhr am Potsdamer Bahn hof in Berlin etntrefscu. Der deutsche Botschafter in Paris, v. Hoelch, ist heute hier eingetrofsen und von Dr. Brüning empfange«« worden. Er wird den Reichskanzler morgen bis nach Basel begleiten. Nach Mitteilung von englischer Seite besteht der Plan einer neuen Zusammenkunft zwischen Brüning, Tar, dien und Macdonald in der Woche nach Pfingsten. Vorläufig ist der 18. Mat dafür in Aussicht genommen. ES soll dann versucht werden, diejenigen Fragen zu behandeln, die jetzt infolge der Erkrankung/TardieuS nicht eingehend burchberaten werden konnten. Man nimmt auf englischer Seite an, dast in dieser Besprechung vor allen» die Grund fragen der Abrüstung, die Frage der Gleichberechtigung Deutschlands und die französischen JnternationalisierungS- pläne behandelt werden solle««. Die Abrüstungskonferenz wird während der Pstngst- ferien ihre Arbeiten vom 18. bis 17. Mat für vier Tage unterbrechen. Die Glnla-unv nach Lausanne angenommen Berlin, 28. April. Wie wir erfahren, hat die Reichs regierung die durch üei« britischen Botschafter übermittelte Einladung zur Lausanner Konferenz am 10. Juni angenommen. Die NeichSrcgicrung hat sich gleichzeitig damit einverstanden erklärt, dast die Einladung der kleineren Staaten durch die britische Regierung erfolgt. Treueklm-geblmg -es Gaarsevlets Geste Sitzung -es neuen Lan-esrats Saarbrücken, 28. April. Der am 13. März neugewählte Landesrat trat am Donnerstagvormittag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Mit 2ll gegen 8 kommunistische Stimmen wählte bas Haus zu seinem Präsidenten den Zcn- trulnsabgeordnctcn Scheuer, der dieses Amt schon seit einigen Fahren austibt. In der allgemeinen Aussprache über die Lage beö Saargebietes war man sich von den Kom munisten bis zu de«, Nationalsozialisten einig in der Met- nung, baß baS Saargebiet so schnell wie möglich noch vor dem Jahre IMS an baS Reich zurückgegeben werben müße. Einstimmig wurde die Aushebung aller Gesetze und Ver ordnungen gesordert, die mit Rücksicht aus die französischen Wirtschastöinteressen entstanden seien. Als Beispiel der französischen Druckmethoden zngunsten der französi schen Schulen wurde angeführt, dast unter den 200 Berg« keuten, die auf Grube „Herstenbach" entlassen wurden, sich kein einziger Saarbündler «nd Vertreter von Schülern der Dominialschule befand. Abgeordneter Schmelzer teilt mit, dast der Haushalt der RcglcrungSkommisslon für die Förderung des fakul tativen französischen Unterrichts 100 NW Franken vorscbe. Zur „Förderung des VölkerbuubSgedankenS" seien eben falls 05 MN Franken eingesetzt. A«S dem HauShaltplan gehe nicht hervor, waS das Deutsche Reich für das Saargebiet leiste» auch nicht, dast baS Reich jährlich V314 Millionen Franken sttr die Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebcuc» in« Saargebiet zahle. Die Aufstellung dieses Haushalt« sei ein Trick de« französischen Mitgliedes der RegierungSkvm- mission Maurice. Sollte der neu« Präsident der Regie« rungSkommifsion ebenso wie sein Vorgänger die Jnterenen Frankreichs wahrnebmen. dann könne bie Vertretung der Saardevölkerung nicht mit ihm znsammenardeiten. Dreimächteschrttt in Kowno Kowno, 28. April. Di, Vertreter Frankreich», Groß« ßrUanniens nnb Italiens setzten heut, den Minis»,r de» Aenßere« von der Ausfällung ihrer R,gi,r«ng,n dinsichtUch der Wahlen zum Memel«, Landtag in «enntni», di, sol« »end, Punkt« betrifft' 1. Die Ernennung und die Tätigkeit der Wahlausschüsse dmß unter gerechte» Bedingungen gewährleistet werd«». 2. Das Recht der Abstimmung darf nur Personen ge mährt werben, die einer« fester« Wohnsitz im Gebiet voi« Memel haben. 8. Während der Wahlen must Gewähr für Presse- und Versammlungsfreiheit bestehen. Der Minister des Aeusteren erklärte, die litauische Negierung stimme mit der Ausfällung der Signatarmächle vollkommen überein. Er habe schon vorher alle Maßnahmen ergriffen die er für nötig halte, um die Freiheit und Un verfälschtheit der in einigen Tagen stattfiudenden Wahlen zu gewährleisten. In Berliner politischen Kreisen hat die Erklärung des litauischen Außenministers Erstaunen hervorgerufen. Bis jetzt ist nicht beobachtet worden, daß den Forderungen der Slgnatarmächte durch irgendwelche Maßnahmen litanischerscits Rechnung getragen worden sei. Die Wahl- auSschttsse lWahlkommtssioneii) sind nach wie vor vorwie- gcnd einseitig mit großlitautsch eingestellten Per sonen besetzt und üben auf dieser Grundlage ihre Tätigkeit aus Die Einbürgerungen von Litauern auf Grund der bekannten, plötzlich vor der Wahl erlassenen Verord nungen, welche u. a. die Voraussetzung des einjährigen Wohnsitzes zur Erlangung des Bürgerrechts abge schasst haben, sind nicht rückgängig gemacht worden und ge- eignet, das normale Wahlblld künstlich zu verändern. Zur Illustrierung der angeblich gewährleisteten Verkamm- l u n g s f r e i h e t t genügt es, auf die Vorfälle hinzu weifen, die tu den letzten Tagen in Schmallen«ngken und M emel sich bei den Versammlungen Leutschrucmellän- dischcr Parteien abgespielt haben. Der Wkerbund für Sonnabend Memsen Gens» 28. April. Die heutig« Sitzung b«S Neun» zehneranöfchusteS für den chinesisch»japanischen Konslikt hatte das überraschend, Ergebnis» daß bi« Völker« bunbSversammlung auf kommenden Sonnabend vormittag znr Annahme der Entschließung über die Schang haier WassenstillstandSverhanblunge« «inberufen «urde. Wie verlautet, hat sich Japan nunmehr damit ein verstanden erklärt, daß die Schanghaier Komoromtß- sormel über die Befugnisse der Gemischten Massen- stiNstandSkommisflon in der Räumungsfrage auch in den Tert der Entschließung ausgenommen wirb, so bah deren einstimmigen Annahme nichts mehr im Keg« stehen dürste. Kries der goldenen Kugeln ES wirb vielfach gegen die nationale Opposition der Vorwurf erhoben, sie leugne die Weltwirtschaftskrise und wolle dadurch die herrschenden Parteien mit einer Ver antwortung belasten, kür die diese nicht haftbar gemacht «verden könnten. Dieser Anwurf ist unrichtig. Er beruht auf ganz falschen Meinungen über die politischen Ansichten der deutschen Rechten. Es bestreitet niemand in Deutsch land, daß die Weltwirtschaftskrise ihren tiefsten Ursprung im Weltkrieg hat. aus den. wie übrigens ans jeden Krieg, infolge des Warenhungers, der während dieser Zeit nicht gestillt werden konnte, ein wirtschaftlicher Aufschwung folgte, der aber infolge Uebertrcibung der Erzeugung namentlich von Rohstoffen schließlich in eine Depression umschlagen mußte, auf die bisher gesetzmäßig nach einiger Zeit eine erneute Blüte des Wirtschaftslebens zu folgen pflegte. Daß es dazu nicht gekommen ist, daß vielmehr die Depression in eine Krise von geradezu katastrophalem Ausmaß auS- artete, die mit den Besiegten schließlich auch die Sieger in den Abgrund zu reißen droht, ist Schuld und Fehler der verantwortlichen Negierungen. Die besondere Schwere der deutschen Krise, die wett gefährlicher ist als die Schwierig keiten der anderen Länder, ist insbesondere unmittelbares Versäumnis der herrschenden Parteien, deren sinanz-, wirt- schaftS- und steuerpolitischen Erpcrimcnte selbst eine ge sunde und erst recht eine durch die Weltdeprcssion ge schwächte Wirtschaft ruinieren mußten. Hinzu kommt die Be reitschaft unserer Regierungsparteien, Tribute so lange aus leichtfertig aufgcnommenen Anleihen zu zahlen, bis dadurch Deutschland so überschuldet wurde, daß eS heute ZinS- Zahlungen an das Ausland zu leisten hat, die den Tri buten der Höhe nach fast gleichkommen und die selbst nach Einstellung der Reparationen bie dauernde Gefahr einer wirtschaftlichen AuSblutung Deutschlands so lange bestehen lallen, bis eine zielbewusste Negierung in Deutschland die riesigen Zinssätze durch eine Verständigung mit den Gläu bigern aus ein erträgliches Maß herabsetzt. Der Vorwurf, der gegen die Regierungsparteien zu erheben ist, ist also ein doppelter. Er bezieht sich auf die innere Wirtschaftspolitik und auf die Außenpolitik. Auf letzterem Gebiet muß dem herrschenden System vor geworfen werden, daß es eine von Anbeginn ar« falsche Tribut- und Schulbenpolitik getrieben hat, und daß eS in seiner Nachgiebigkeit gegen Frankreich dellen Finanzkrieg, der schließlich alle Staaten in eine katastrophal ,»gespitzte Krise stürzte, indirekt gefördert hat. ES ist deshalb sehr wertvoll, ans dein Munde des in seiner Heimat großes Ansehen genießenden englischen Finanzsachverständigen Paul Einzig die Ansicht bestätigt zu hören, daß Tribute, internationale Schulden und vor allem Frankreichs Finanz krieg gegen die ganze Welt schuld an der Verschärfung der Depression zu einer Krise ist, die die ganze Welt an den Rand einer Katastrophe treibt. WaS man der natio nalen Opposition bezüglich ihrer Ansichten über Weltwirt schaftskrise nicht zugestehen will, wirb man vielleicht einem Engländer glauben, der sa, wie die Stimmen ans Neuyork und Italien hinreichend beweisen, mit seiner Ansicht weder in England noch in den übrigen, von Frankreichs Finanz krieg betroffenen Ländern allein dasteht. Seine kellelnd ge schriebenen Bücher*) sind für uns Deutsche von außer ordentlicher Bedeutung, weil Ne mit schärfster Logik unb unwiderleglichem Tatsachenmaterial vom angelsächsischen Standpunkt aus beweisen, daß die chaotischen Zustände auf den Märkten der Welt von Frankreich verursacht wurden, und weil sie vor allem dazu beitragen die davon betroffe nen Staate«« gegen den Wcltstörcnkried auszurütteln. Möge dann Deutschland, das von diese,n Krieg mit goldenen Kugeln ja nach Frankreichs Willen am schwersten be troffen worden ist, daraus die notwendigen außenpolitischen Folgerungen ziehen. Vor allem tut uns not, zu erkennen: Die Weltwirtschaftskrise ist keine Naturkatastrophe, vor der wir Menschen, wie etwa vor einem Erdbeben hilflos stehen; Ne ist auch keine Krise der Privatwirtschaft, wie sozia listische Doktrinäre behaupten, sondern die Folge der Tri but- unb internationale», Schulbenpolitik die von Frank reich dazu benützt wurde, um zur militärischen auch noch die politisch-st na nztclle Vorherrschaft über Europa zu errichten. Um Deutschland nicht nur militä- risch, sondern auch wirtschaftlich ohnmächtig zu halten, hat *) Deutsche Ausgaben: „Der Krieg der goldenen Kugeln' und „Da» Schicksal de» Pfunde».' Deutsche BerlagSaustalt, Stuttgart unb Berlin. SS »eule- Oer U/s G KraMskrer Seite 13 und 14