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Die Landtagswahlen in Mkülenburg Sozialdemokraten 1» Mandate (20), Kommnnisten 4 Mandate (8), Nationalsozialisten SS Mandate (2), Bürgerl. Arbeitsgemeinschast 1 Mandat (2), Dentschnational« 8 Mandate, Arbeitsgemeinschast nationaler Mecklenbnrger 1 Mandat («), Soz. Arbeiterpartei a (—). lES fehlen noch 20 Bezirke von 1500.) Gesamtergebnis Mecklenburg-Schwert« Stimm- berecht. 10.4.32 SPD KPD NSDAP Bürgerl. Arbeitsgem. «StaaUvartel, Mieter) DNBP Arbeitsgem. nat. Mecklenbg. «Shr.^o». «D. und Mrtlchollsp.) SAP Landtag-Wahl S. «. 1VS2 447 047 107 bb9 28 850 17S884 7 807 32683 7 443 947 -kich-tag-wahl 14. 0. 1030 —m 124 022 27 «44 72033 800« 30 874 40 412 - Landtag-Wahl 23. S. 1020 ME I2O87O IS 461 12 721 IS 423 — — r. Wahlgang Reich-Präsidentenwahl.... — 23 604 178 07« — — MM» —- I. Wahlgang Reich-Präsidentenwahl.... — — 33 104 130 030 — 48 403 — Die Bürgerliche Arbeitsgemeinschast der Mitte umfaßt die Deutsche StaatSpartet und die Gruppe für BolkSwohl. fahrt lMieter, Hypothekengläubiger, Sparer und Pächter). In der Arbeitsgemeinschaft nationaler Mecklenburger sind die Deutsche Bollspartei, die WirtschastSpartet und die Ehristlichsoztalcn vereinigt. Bet der Landtagswahl von 1S29 gehörten ihr auch die jetzt gesondert auftretenden Deutschnationalen an. * Vielleicht noch stärker als die Landtagswahlen vom vori gen Sonntag in Oldenburg, die bekanntlich aus die Entschei dungen -es Reichspräsidenten nicht ohne Einfluß geblieben sind, werben die heutigen Landtag-Wahlen in Mecklenburg- Schwerin im In- und Ausland allgemeine Beachtung fin den, ist doch inzwischen die Reichstag-Neuwahl in greifbare Nähe gerückt, wodurch das Interesse an -em Stimmungsbarometer einer Ländermahl naturgemäß eine erhebliche Steigerung erfährt. Damit verschärfen sich die Rückwirkungen. Die Parteien sind sich dessen be wirbt gewesen. Ein in Mecklenburg-Schwerin bisher ohne Beispiel dastehender Kampf wühlte in den beiden letzten Wochen bas Land bis in seine letzten Winkel auf. Die Nationalsozialisten sahen Hitler, Gregor Straßer, Dr. Goebbels, KlaggeS und Dr. Frick im Kampfe neben einem starken Aufgebot nationalsozialisti scher Redner zweiter Garnitur. Die Deutschnatto- na len traten zum ersten Male nach langer Zeit wieder allein in einem mecklenburgischen Wahlkampf auf. Sie waren vor allem durch ihren bisherigen Fraktionsführer, den StaatSmintster a. D. Dr. v. Oertzen, vertreten; ferner beteiligte sich als Vertreter der bisher regierenden Nationalen Rechten der Ministerpräsident Eschenburg an der Werbeaktion für die DNBP. Die Mitt« freilich schien das Spiel fast verloren zu geben; die führenden Persönlichkeiten der Deutschen Volkspartei, WtrtschaftS- Partei und Christlichsoztalcn, die die „Arbeitsgemeinschaft nationaler Mecklenburger" bilden, zogen es vor, im Wahl kamps nicht zu erscheinen, nur die VolkSpartet ries den früheren Reichssinanzmintster Molbenhauer auf den Plan. Anders die Linke. Sie führte den Wahlkampf mit Aufbietung aller Kräfte und versuchte» auch die letzten Ereignisse in der RetchSpolitik noch zu verwerten. ÄeichstagSpräsident L ö b e, der Reichsbannerfüh ¬ rer Höltermann und Kultusminister Grimme stellten sich den Wählern vor. Die Sozialdemokraten scheuten weder Mühen noch Kosten und trugen besonders nach der Er nennung des Kabinetts v. Papen einen Zweckoptimismus zur Schau, der erklärte: „Jetzt haben wir eine ganz neue Situation. Sie birgt gewiß große Gefahren in sich, sie bietet aber auch der Sozialdemokratie ganz neue, unerhört günstige Aussichten. Es ist genug, jetzt ergreifen wir die Offensive." Die SPD. hat ihren Rückgang nicht verhindern können; der Verlust von 17 000 Stimmen seit der letzten Reichstags- wähl und von zwei Landtagsmandaten zeigt, daß sie auch in Mecklenburg in unaufhaltsamem Abstieg begrissen ist. Dabei handelt es sich nicht um eine vorübergehende Er scheinung, sondern um baS Absterben der marxistischen Weltanschauung. Die Nationalsozialisten haben gegenüber dem ersten Wahlgang zur RetchSpräflbentenwahl nicht weniger als 87 000 Stimmen gewonnen, und zur absoluten Mehrheit fehlt ihnen nur ein einziges Mandat. Sie hat elf Mandate mehr als die SPD. Die Deutschnationalen werben voraussichtlich nicht fünf, sondern sechs Mandate im neuen Landtag erhalten, da ihnen hierfür nur noch 817 Stimmen fehlen. Sie haben ihre Stimmenzahl von der ReichStagSwahl 1080 gut be hauptet, obwohl sie in Mecklenburg belastet waren durch das frühere Zusammengehen mit den Mittelparteten. Diese letzteren sind auch in Mecklenburg zur Bedeutungslosig keit herabgesunken. Bedauerlich ist, baß es in Mecklenburg keine Zentrumspartei gibt, denn überaus lehrreich wären die Auswirkungen der letzten Ereignisse gerade auf diese Partei gewesen. Eine Lehre aber zeigen auch die Wahlen von Mecklenburg: ES hat keinen Ginn mehr, Splitterparteien der Halblinken und der Mitte zu wählen; die kommenden Entscheidungen liegen allein bei den großen Gruppen, die die weltanschauliche Wende im Deutschen Reich zu Trägern der Zukunft bestimmt hat. Bet Schluß der Redaktion verlautet: Die Möglichkeit, daß der NSDAP. a«S den Ergebnissen der noch ausstehen den 20 Bezirke «in weiteres Mandat -uiällt, (ft durchaus vorhanden. I« diesem Falle würben die Nattonalsozia, listen wie in Oldenburg über eine absolute Mehrheit ver« füge«. Sie Mm des neuen ReMinnenminifterr rung werde es sich angelegen sein lassen, nicht nur für Ruhe und Ordnung, sondern auch für baS Recht und die Sicherheit des einzelnen Staatsbürgers zu sorgen. Zu der Frage der ReichStagSwahl dementiert der Minister die Gerüchte über die Aenberung des Wahlgesetzes, wie sie vom Kabinett Brüning bereits vorbereitet worden sei. Die Wahl, so betont der neu« Innenminister mit allem Nachdruck, solle die unverfälschte WillenSmeinuna des deutschen Volkes zum Ausdruck brin- gen. Jede Einschränkung und Behinderung dieser Willens meinung werde vom Kabinett abgelehnt. Wie wir hierzu erfahren, ist im Reichsinnenmintfterium bereits der Entwurf einer entsprechenden Notverordnung fertiggeftellt, der als erstes daS ReichSkabtnett bei seinem Wiederzu sammentritt voraussichtlich am Dienstag beschäftigen wird. Di« neue Notverordnung soll zunächst alle bisherigen politischen Notverordnungen (nicht di« wirtschaftlichen) ausheben und nur einig« Nestimmnngen in neuer Faffuna enthalten. Ansgehoben würbe vor allem das SA» «nd SS-Berbot sowie das Untformverbot. Die Ver sammlungsfreiheit «nd die Pressesreiheit würde« in weitestem Umfange «iederberaestellt. Vesteh«« bleiben würben in erster Linie bie Beftimmnngen über Wassen- besitz und Wafsentrage«, ferner einige Bestimmun gen, bie grobe unrichtig« Angrisse in ber Presse nnb in Bersammlnnge« »erhinbern solle«. Auch b«S Kontroll recht beS Reiches über bie Wehrverbände bürste a«f» rechterhalten bleibe«. Mit »er Berössentlich«ng ber N»tverordn««g ist End« ber Woch« ,« rech«««. Mit großer Bestimmtheit wirb t« politische« Kreise« angenommen, baß a«f bie Beschästigte«ste«er «««mehr ver zichtet wirb. A«ch bi« Siedlung-pläu«, bi« ja be« ««laß für be« Konflikt bildete«, Werbe« «na«Sgesiihr 1 bleibe«, AiMbmig dt- SA.' und «nArmvrrbetS Berlin, v. Juni. ReichSinnenminttter Freiherr v. Gayl empfing ein RebaktionSmttglteb der „Ostpreußi- scheu Zeitung" zu einer Aussprache über die politische Lage und die nächsten Absichten beS Kabinetts. Der Minister betonte zunächst, baß er guten Mutes und mit Zuversicht an die ihm geworbene Aufgabe heranginge, obwohl sie ihm erhebliche Opfer auserlege. Nur auf ausdrücklichen Wunsch des Reichspräsidenten und nach schwerwiegenden anfäng lichen Bedenken sei er in baS Kabinett eingetreten. Vor seinem Eintritt in bas Kabinett habe er eine Aussprache mit Geheimrat H«genberg gehabt, in der festgestellt worden sei, baß bl« Deutschnatio- «ale Bolköpartei dadurch dem Kabinett gegenüber nicht ver pflichtet wäre, baß bi« Partei andersettS aber zunächst ruhig abwarten werde, wie sich di« «eitere Tätigkeit des neuen ReichSkabinettS gestalten «erbe. Alle KabinettSmitglteber hätten ihren Austritt aus den ihnen nahestehenden Par- teien erklärt. Auch sein Amt im ReichSrat habe er nieder gelegt. Auf die Frage nach dem Programm für sein Ressort, insbesondere hinsichtlich b«S «« -BerbotS, erklärte ber Innenminister, in kürzester Zett »erde «ine Neoordnung «nd Neusassung sämtlicher Bestimm««-«« iiber die Anfrechterhaltnng ber Nnh« «nb Ordnung er gehen, dnrch bi« alle Ungerechtigkeiten gegenüber ber «atto- aalen Bewegung in ihre« verschieben«« Forme« a«sgehobe« «erden würben. Im Gegensatz zu früher werbe das Kabinett nicht jede kleine Anrempelung in der Oesfentltchkett mit der ganzen Schwere seiner Machtvollkommenheit ahnden: nur große «ngrtsse und Beruimltmpsunaen, besonder» solche auf de« Reichspräsidenten, soll«« bestraft werde», D« Regte- Absolute Mehrheit -er Nationalsozialisten? Sie Sicherung der tlassenlagr vrabtmalckung unnoror UvrUnor Svbrtttlottung Berlin, 5. Juni. Da zwei Mitglieder des Reichs kabinetts Berlin zu Reisen verlassen haben, nämlich der Neichsinnenminister v. G a y l, um in Ostpreußen ge wisse Dinge abzuwtckcln, und ber Außenminister v. Neu rath, der sich nach London begeben hat, um dort eben- falls seine Dienstgeschäste abzuschließcn, wird wahrscheinlich die nächste Kabinettssitzung erst am Dienstag stattfinden, wo die beiden Herren nach Berlin zurlickgekehrt sind. Die in Berlin verbliebenen Minister und der Reichskanzler werden indes bereits morgen in Ministerbesprechungen über die dringcnsten neuen Aufgaben eintreten. Am Sonn tagabend war über die nächstliegende Frage, nämlich über den Wahltermin, noch nichts in Erfahrung zu bringen. Diese Frage wird wahrscheinlich erst am Diens tag entschieden werden. Die dringendste Ausgabe ist die Sicherung der Kassen- läge des Reiches. Das Kabinett wird zweifellos daran gehen, weitere erhebliche Einsparungen zu erzielen, die u. a. durch eine wesentliche Vereinfachung der Verwaltung unterstützt werben sollen. Gelingt es, er hebliche Ersparnisse zu machen, bann wird es nicht nötig sein, die «00 Millionen neuer Stenern, di« in ber vorbereiteten Notverordnung der vorhergehenden Regierung vorgesehen waren, in ganzem Umfange dem dentschen Bolle ansznerlege«. Die Lausanner Konferenz wird schleunigst im Kabinett vorbereitet. Die Zusammensetzung der deutschen Delegation ist noch nicht bekannt. Nachrichten, nach denen sich Reichskanzler v. Papen erneut bemüht habe, Dr. Brüning für bie Mitarbeit in der Delegation zu ge- winnen, um dessen Vorbereitungsarbeit personell mit nutz bar zu machen, wird man zunächst skeptisch gegenüber stehen müssen. Schließlich sind wichtige sozialpolitische Maß nahmen in der Schwebe. In ber Regierungserklärung ist zu lesen, daß die Sozialversicherung bankrott sei. Auch vier wirb sofort eingegrtffen werden müssen, damit das Gebäude des deutschen SoztalversicherungswesenS noch in letzter Minute vor dem Einsturz bewahrt werden kann. Welche Pläne im einzelnen dabet vorliegen, «st noch nicht bekannt. Die Aufstellung eines umfangreichen ArbettsbeschasfungsprogrammS kann indes als sicher gelten. Es heißt, daß das Kabinett an diese positiven Arbeiten ohne Rücksicht aus den Wahlkampf sofort heranzugehen beabsichtigt. Revolution in Chile Santiago de Chile, 8. Juni. Unter der Führung deS Obersten Marmadnke Grove brach in Chile eine Meuterei der Lustftreitkräste auS, denen fick andere Truppenteil« anschloffen. Der Ausstand bat mit dem Sieg« der Armee geendet, die de« Staatspräsident«» Monter» gestürzt «nd am Sonntagvormittag die sozialistische Republik auSgerusen hat. Der in ber Militärfliegerschule BoSque bei Santiago gebildete revolutionäre Ausschuß richtete am Sonnabend früh an die Negierung ein Ultimatum, zurlickzutreten. Gleichzeitig wurde ein Dreierausschuß, an dessen Spitze der General Puga stand, beauftragt, die Macht zu über nehmen. AIS die Regierung sich weigerte, schlossen sich die Truppen ber Provinz der Bewegung an und verweigerten der Regierung den Gehorsam. Militärflieger überflogen die Stadt. Der Versuch des früheren Staatspräsidenten Alessandri, zu vermitteln, wurde vom Militär abge lehnt. Am Sonnabend früh trafen die Führer ber Revo lution unter Oberst Grove im RegterungSpalast ein und zwangen Montero, abzubanken. Bei «ine« Menschenauslanf in den Straßen der Haupt stadt wurde scharf geschossen, wobei «S drei Tot« «nd «1 Berwnnbete gab. Die neue Negierung, bie bereits gebildet morden ist, setzt sich wie folgt zusammen: Inneres: General Puga, Finan zen: Larrtgue, AeußereS: Barriga, Wehrmtnister: Grove, Unterricht: Gonzalez, Wirtschaft: Navarrette, Justiz: Fajarbo, Landwirtschaft: Martinez, Wohlfahrt: Cifuentes. AIS stärkster Mann im Ministerium gilt ber Wehrmtnister Grove. Die Negierung hat eine Kund gebung ausgesprochen nationalsozialistischen Cha rakters erlassen. Sie tritt für Außenhandelskontrolle, Be lebung der Wirtschaft durch StaatSetngriffe ein und wendet sich scharf gegen den Liberalismus und das inter nationale Kapital. Die Ruhe in der Stadt ist In zwischen völlig wteberhergestellt. Außer General Puga befanden sich in dem Revolu- tionSauSschuß noch Davtla, ber unter Ibanez Botschafter in Washington gewesen war, und ber Großmeister der Freimaurerloge Matte. Die KvnfervKttvrn verrichten auf Wahlkampf Berlin, 8. Juni. Di« Volk-konservative Vereinigung teilt mit: «Die Volk-konservative Vereinigung lehnt e» ab. ihren Namen «nb Ihre Organisation bet parlamenta rischen Wahlen einzusetzen,"