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S-MMM, 4. Amt 19« kN Vra-!<mtchkift! NaihNcht« Vr««dei, »ernIprecher-Vamm-Inummei! »»»«1 Nur fü, N-chlgetprüch-l Nr. »voll VchNItleUun, u. Hauvtgelchililllrlle, Lretden - «. t, «arirnstrat» »S/t» Dr»« «. N«r«ai «-Pfch 4 Nrtch«^, Lrr-de«. vostlcheL-ln». IO«» vrelde, Nachdru« nur mt« deuLOueHrnang-b, <Lre«dn. «achr.» »uliM. Uiwrrlangt« Vchrytftück« »«de« müh« «uldewshtt Gegründet 18S6 Nqng»««»üdr »U UgN<- ,»«<m-N«« Zuftellmig monaMch ».»» «7. t-kschNeVU- 7» Pf«. f«- LB-e» l»dn), durch Postbeeug ».»0 Mk. etnlchlledttch «« VIg. Vosts-dichr (-»»- V«ft»ustellimg»gkbü»,) »e« 7 »al »dchenülchem »«land. Sln,«Inummn l» VIg-, auterhalb Sach!en« U Hl», «nietarn-retlei Dt« «<nlpaltt,e »o mm »re«« Lei!« »» Pf,., für aulwLrl« «0 Vls-, dl« »o mm »relt« Reklame,eil« X» Vi„ »utechald »SS Vlg. ad». Rrllenadjchl», ll. Varls, gamlllenan»eigen und Stellengesuch« ahn« Nad«tt IS Wg., außechald »» Vk». vsferlengedühr «0 VI». AuZwSrtige Aultrlg« gegen Voransdeto-lung. Der Reichstag wir- aufgelöst RkMlmMklüklmi MN Sonnabend Berlin, 3. Juni. Amtlich wird milgelellt: „Das Relchskabinelt Hal in seiner heutigen Sitzung beschlossen, dem Herrn Reichspräsidenten die Auflösung des Reichstags am 4. Juni 1SZ2 in Vorschlag zu bringen.- — wie verlautet, wird der Erlaß des Reichspräsidenten über die Reichstagsauflöfung im Laufe de» Sonnabends veröffentlicht werden. Am Sonn- abendvormittag ist außerdem eine Veröffentlichung der Reichsreglerungüber ihr Programm zu erwarten. Reber den Jettpunkt der Reuwahlen wurde noch kein Veschtuß gefaßt. Er wird durch eine besondere Verordnung des Reichspräsidenten noch bekannlgegeben wer den, doch rechnet man in unterrichteten Kreisen damit, daß die Reuwahlen voraussichtlich Mitte bis Ende Zull angefeht werden. Reuwahlen Ende Juli vrul»iiu«läaa» vo»«r»r AorUuor SvdrUUoUaug Berlin, 8. Juni. Wie man angesichts der polttisch- -arlamentarischen Sachlage ganz allgemein erwartet hat, bat baS neue NeichSkabtnett heute nachmittag beschlossen, die RetchStagSauflösung herbeizufiihren. An den Reichspräsi- teilten ».Hindenburg ist entsprechend diesem Kabinetts beschluß das Ersuchen gerichtet worden, den Reichstag mit dem 4. Junt 1932 aufzulösen. Der Reichspräsident wird diesem Ersuchen stattgeben und auf Grund der Vollmacht, tie ihm Artikel 25 der RetchSverfassung gibt, die Reichstag»- auslvsung vornehmen. Der äußere Vorgang wird dabei der gleiche fein wie im Jahre 1924, wo der damalige Reichs präsident Ebert auf den Wunsch deS damaltgen Reichs- kanzlers Marr hin die Auflösung verfügte. Der Erlaß de» Reichspräsidenten, der die Auslösung anordnet, wirb mit einem Begleitschreiben dem NeichStagSpräsldenten Löbe übersandt werden, womit praktisch der am 14. September 1930 gewählte Reichstag nach einem Bestehen von «och nicht zwei Jahren sein Ende nimmt. Das Parlament, mit dem sich 1930 Dr. Brüning unter Zerschlagung der Rechtsopposition eine starke Mehrheit zu schaffen gedachte und bas dann entgegen allen Erwartungen der Regierung das starke Ansteigen der nationalsozialistischen Bewegung zeigte, weicht einem neuen, -essen Zusammensetzung mehr dem inzwischen immer stärker gewordenen Willen des Volkes nach nationaler Führung entsprechen dürfte. Der Reichstag mit seiner immer kleiner gewordenen Mehrheit, einer Mehrheit Übrigen», die aus geradezu heterogenen Elementen bestand und die ihre höchste Aufgabe darin sah, bas Notverordnungs regiment Dr. Brünings immer wieder zu tolerieren, war in dem Augenblick überlebt, al» Reichspräsident von Hindenburg den Entschluß zur Aenderung des Kurses im Reiche faßte. An und für sich hätte die ReichötagSauslösung schon ruhig zu einem früheren Zeitpunkt kommen können. Man braucht in diesem Zusammenhang nur an den Bor- schlag des deutschnattonalen Parteiführers Hugenberg zu erinnern, den zweiten Gang der Reichspräsidenten- wähl überhaupt nicht mehr in Szene gehen zu lassen, sondern statt dessen die Volksbefragung über eine den neuen Ver- hältntssen entsprechende Zusammensetzung des Parlaments zu ermöglichen. Da der Reichstag nun sein Ende gesunden hat, braucht der von Löbe für Sonnabend nachmittag ein berufene Aeltestenrat, der sich mit der Frage be» WiederzusammentrtttS des Parlaments befassen sollte, erst gar nicht mehr zu tagen. Die Regierungserklärung, die bisher stet» vor dem Parlament abgegeben z« «erde« pflegte, wird zum ersten Male in der deutschen Nach, kriegögeschichte aus dem direkten Wege der Presse «« das Volk gelangen. Der sonst übliche Umweg der Verlesung vor dem Parlament fällt fort. Was die Regierungserklärung im einzelnen ent halten wird, läßt sich zur Stunde, wo die neue« Minister noch mit ihrer Ausarbeitung beschäftigt sind, naturgemäß noch nicht sagen. Der Geist, von dem sie getragen setu wird, kam bereits in dem Erlaß des neuen NctchSwehrmtnister» v. Schleicher an die Reichswehr -um Ausdruck. Hier, wie in den Telegrammen, die mit der österreichischen Regierung gewechselt wurden, wurden neue Töne an geschlagen. Man wird gespannt sein dürfen, wie der neue Weg, den das Kabinett v. Papen ganz osfenbar einzu schlagen gedenkt, in der Regierungserklärung angegeben werben wird. Die brennenden innen- und außenpolitischen Probleme, wie die endgültige Erledigung der Repara tiv n S s r a g e, sowie die etat- und stnanzpolitlschen Fragen, werden in der Erklärung selbstverständlt^ einen breiten Raum etnnehmen. Dollfuß Antwort an Papon Wien, 8. Junt. In Antworttelegrammen an den Reichs kanzler von Papen und den NetchSanßenmtnister spricht Bundeskanzler Dr. Dollfuß den Wunsch au», di« Reichsregierung möge reich an Erfolgen zum Wohle des eng befreundeten Deutschland sein, sowie den Wunsch, daß sich die zwischen den beiden deutschen Staaten bestehenden herzlichen Beziehungen auch weiterhin immer inniger gestalten mögen. Neurath veradschto-ot sich tu London London, 8. Junt. ReichSaußenminister Freiherr von Neurath wirb am kommenden Sonntag hier er wartet. Er beabsichtigt, wie verlautet, bis Freitag in London zu bleiben und sich dann endgültig nach Berlin zu begeben. MißlkamnSkun-gebung gegkn Braun «t» SrWMNnmm tm PrMenIimdtao abgeichnt Berlin, 8. Juni. Im Preußischen Landtag wurde am Freitag die allgemeine politische Aussprache fortgesetzt. Kür die Nationalsozialisten sprach Abgeordneter Lohs« aus führlich über die Wirtschaft», und ArbeltSbeschaffungS- sragen. Er beschäftigte sich dabet auch mit der Währung und bezeichnete die Rentenmark als Beispiel dafür, -aß eine Währung vom Gold nicht abhängig zu sein brauche. Durch zusätzliche Geldmengen könnt« Arbeit geleistet und Wert« geschaffen werben. Eine Jnslation gebe «S nur dann, wenn Geldmittel in Umlauf gesetzt werden, ohne daß produktive Arbeit geleistet werde. Abg. Nuschle (StaatSp.s vermißt bet -en Nationalsozialisten politische Ansbaupläne. Abg. Freister sNatsoz.s wandte sich in scharfen ÄuSfükrungeä g«gen die Rechtsprechung in Preußen, die sich aus dem ge- samten politischen Gebiet zur Dienerin eines partetpolt- tischen und einseitigen System» gemacht habe. Präsident Kerrl verlas bann die Antwort d«S Ministerpräsidenten dus den gestrigen Beschluß de» Landtag» auf HerVelrufung des StaatSmintsteriumS. In dem Briefe heißt «», bab^bas Kabinett die Rechtsfrage dahingestellt sein lasse, ob bt« Mög- llchkeit, da» StaatSmtnistertum herbeizuzitieren, auch für bi« ßeschästsführende Regierung gelte. Aus den gestrigen Reben hat sich aber ergeben, baß es den Antragstellern nur um eine verunalimpsung der StaatSregterung zu tun gewesen sei. E» widerspreche dem Geiste der Verfassung, MißtrauenS- änträge gegen ein« zurückgetretene Regierung tm Parlament »u verbandeln. Da» StaatSmintsterium würbe e» begrüben, b« Landtag recht bald seine verfassungsmäßig« Auf gabe erfüllen und einen neuen Ministerpräsidenten wählen würbe. Nachdem Präsident Kerrl noch sestgestellt bat, daß er die Beleidigungen gegen die Regierung nicht gehört hab« und andernfalls Ordnungsrufe erteilt haben würbe, be- ginnen die Abstimmungen. D«r »eutschnationale Antrag, die Geschäft», ordnnng b«S alten Landtag» in der Fassung -« übernehme«, di« vor der Erschwerung der Wahl des Miutfterpräsideute« bestand, wird in «amentlicher Abstimmung mit rill Stim me« der ReglernngSparteie« «nd der Kommunisten gege« ror Stimmen der Deutschnationalen, Nationalsozialist«« «ud der übrigen RechtSpartese« abgelehnt. Der kommunistische Antrag, dem Geschästsminifierium Braun—Sevrriug das Mißtraue« anSznsprechen, wird mit «8 Stimmen der Nationalsozialisten, der Deutschuatt,. «ale«, der Deutsche», BolkSpartei «nb der Kommunisten an genommen. Die anderen Parteien nahmen nicht an der Ab« stimm««» teil, «eil sie diese nicht für zulässig hielte«. Der beutschnattonale Antrag, wonach da» Ge- schäftsministerium nicht da» Vertrauen de» Landtag» habe, ist damit erledigt. Btt der Abstimmung über den Antrag der Kommunisten, alle Zahlungen aus Grund de» voungplane» und die Ztnsen- unb TikgungSzahlungen für die DaweSanleihen einzustell««, ergibt sich die Beschlußunfähtgkett des Hause». Für den Antrag haben die Kommunisten gestimmt; da gegen wurden Stimmen -er Sozialdemokraten, der Zen- trumSpartei und der GtaatSpartei abgegeben. Alle übrigen Parteien beteiligten sich nicht an der Abstimmung. Di« nächste Sitzung wirb voraussichtlich am W. Junt stattsinden. Schluß geg«u X4 Uhr. Das Anflationsmärchen Kaum war bekannt geworden, baß Männer der Rechte» da» neue Kabinett bilden sollten, da tauchten in den Spal- ten der Linkspresse auch schon zwei Gerüchte auf, die eine sachliche Arbeit der Regierung unterminieren sollten, ehe überhaupt etwa» Nähere» über ihre Absichten bekannt war. Mit der einen Behauptung haben wir uns an dieser Stelle bereit» auSeinandergesetzt. ES handelt sich um die noch über sede nationale Regierung aufgestellte Behauptung, sie würbe da» Mißfallen des Auslandes erregen. Diese satt sam bekannten Tendenznachrichten erledigen sich sa erfreu licherweise sehr rasch. Ernster, weil sie viel Verwirrung beim Publikum anzurichten vermögen, sind die Behauptun gen, die neue Regierung beabsichtige eine Inflation ober sie werde zum mindesten Pläne zur Durchführung bringen, die eine mehr oder minder starke Wertverringerung der Mark zwangsweise im Gefolge haben müsse. ES blieb insbeson dere gewissen demokratischen und sozialdemokratischen Blät tern vorbehalten, diesen JnflattonSnachrichten kräftig Vor schub zu leisten. Die Absicht ist nur zu deutlich. Man sucht auf Seiten der Linken nach dem Zusammenbruch einer Re« gierungS- und Wirtschaftspolitik, die zwölf Jahre lang im Zeichen des Linkskurse» stand, natürlich vergeblich nach einer zugkräftigen Wahlparole, und glaubt, in unseliger Ver blendung über die wirtschaftlichen Schäden der Unruhe, die damit naturgemäß gestiftet wird, gegen die sichere Wahl niederlage ankämpsen zu können. So nimmt e» nicht wunder, daß sede wirtschaftliche Er scheinung von erregten Zeichendeutern der Linken mit mehr oder weniger Absicht gründlich mißverstanden wirb. Ja diesen Tagen der KabinettSneubilbung war eS das Verhal ten -er Börse, da» den Nährboden für die Gerüchte der Krisenmacher geben mußte. Die Linke hätte mit lebhaftem Mißfallen festgestellt, baß die Börse nicht wie üblich bet einem Regierungswechsel mit einem Abbröckeln der Kurse geantwortet hatte, sondern im Gegenteil mit nicht unbedeu tenden Kurssteigerungen. Dadurch konnte beim un befangenen Beobachter leicht der naheliegende Eindruck entstehen, die Börse begrübe den Rücktritt des Kabinetts Brüning, baS sa gerade in der letzten Zeit, wie das vorzei tige Ausscheiden des seht wieder zurückgekehrten Wirt« schaftSministerS Warmbolb bewiesen hat, namentlich unter StegerwaldS Einfluß eineu zunehmend wirtschafts feindlichen Kurs gesteuert hat. Die Linkspresse setzte alles daran, um diesen fatalen Eindruck umzudeuten. Sie er klärte in möglichst aufgeregtem Tone, die Börsenhausse sei nichts weiter als die Angst vor der Inflation, die sich setzt bereits in der Flucht in die Sachwerte äußere. Man hat nur vergessen zu sagen, wie wenig heute zu einer kurzen Hausse gehört. Die Kurse der deutschen Aktien Haven näm lich einen Tiefstand erreicht, der bei vielen Papieren weit unter ihrem tatsächlichen Wert liegt. Wer deshalb seinen Aktienbesitz in dieser Zett noch burchhalten konnte, hat begreiflicherweise angesichts dieser Kurse kein Interesse daran, ihn gerade setzt zu veräußern. ES ist deshalb auf den deutschen Börsen überhaupt kein nennenswertes Angebot mehr vorhanden. Schreiten aber nur wenige Spekulanten zu Deckungskäufen, so müssen auch bet geringen Umsätzen angesichts der Marktleere die Papiere verhältnismäßig stark in die Höhe gehen. Die Börsenhausse war also au» markt technischen Gründen entstanden, mit einer allgemeinen „Flucht in die Sachwerte" aus Furcht vor einer drohenden Inflation hatte sie so gut wie gar nicht» zu tun. In der Tat war die Börse schon früher wieder ruhig, bevor bis gemeinsam« amtliche Erklärung de» Reichskanz lers «nd des RetchSbankprästbenten bekannt wurde, in der beide Stellen in völliger Ueveretnstimmnng sich gegen jedes Währung«, «nb Krebitexperiment auS- sprachen. Die Linke könnte also, wenn es ihr um sachliche Be fürchtungen gegangen wäre, beruhigt sein. Ihre Inflations angst, soweit sie die Börse betraf, war unbegründet. Sie ist es schon um deswillen, weil die JnslationSspezialisten sa in ihren Reihen sitzen und weil die Männer, die die Inflation beendet haben, in erster Linie Helfs er ich und Schacht, doch der so sehr verleumdeten Rechten zuzurechnen sind. Die Rechte hat aber kein Interesse daran, ihr Veste» Werk, da» sie in der Nachkriegszeit geschaffen hat, selbst zu gesähr- den. Und schließlich ist der Finanzminister der Stabiltsie« rungSperiode sa der derzeitige Wächter der Währung, der ReichSVankpräsident Dr. Luther. Die ReichSbank aber ist auf Grund de» für vo Jahre nicht abänderbaren Bank gesetze» autonom, da» heißt von der Reichsregierung unab hängig und ihrem Einfluß völlig entzogen. Auch wenn irgendeine Reichsregierung wollt«, könnte sie gegen den Willen be» nicht durch sie, sondern nur durch eine qualtft- ziert« Mehrheit des Generalrat» der ReichSbank absetzbare» ReichSVankpräsidenten an keinen Notendruck denken. Außerdem weiß man gerade in den Sachverständigen kreisen der Rechten viel besser al» etwa die sozialistisch ein gestellten wirtschaftStheoretiker der Linken, baß «ine In- slation in Deutschland überhaupt nicht durchführbar ist. ES ist ja gar nicht so. wie gerne bebauvtet wird, baß Industrie und Landwirtschaft an einer Jnslation Interesse hätten, um ihre mit gutem Selb gemachten Schulde» mit schlechteui