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111. Jahrgang Abend-Ausgabe Rr. »S 1»>7 Sonnabend, den 24 Februar S«r»>,r»- An!chlad: Rr 146».', 14 6W und 1462« SchrMl«lNm> »«ö V,schSst«ft,ll« : Rr. I NanzösW Angriffe Weitert Der deutsche Heeresbericht Das Wölfische Bureau mecket amtlich: Drohet Hauptquartier. 24. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz ImWytschaete- Bogen war der Artilleriekampf lebhaft. A» der ArtoiS-Front wurden mehrere englische Er- kuaduugSadteiiuagen abgewiesen. 2m Somme-Gebiet Haden die Engländer einzelne von unS aufgegebene verschlammte Stellun.,steile beseht. 2» der Champagne grissen die Franzosen abends und nachts dl« von uns am IS. Februar gewonnenen Linien südlich voa Rtpout an. Die Angriffe sind gesche.lert. Auf dem Westaser der Maas drang eine feindliche Abteilung nordöstlich oon Avoeourt in einige unserer vor deren Gräben. Durch sofort eln'ehendia Gegenstoh sind sie gesäubert and Gefangene «inbehalteu worden. Oestlicher Kriegsschauplatz Bet strenger Kälte keine besonder«» Ereignisse. Mazedonische Front Feuer von See gegen griechische Ortschaften östlich der Struma wurde durch erfolgreiche Beschiehong der Schiffe und englischer Stellungen erwidert. Der erste Geueralquartiermeister. Lod endorsf. Li« englisch-russisches Ultimatum an Persien? fr.) Budapest, 24. Februar. <Drahtbericht »nsereS Sonderberichterstatters.) «Rohkost Slowo' meldet, dah di« Gesandte» Rotzland« and Englands eine gemeinsam« Rot« l» bezug aus die rnssisch-engllsche Finanzkontrolle der persi schen Regierang übergebe» haben. Di« Role betont di« grohea Opfer, di« fettens Rußlands and Englands zugunsten Persiens bisher gebracht warben. 3a dem weiteren Te§t der Rote wird dem persische» Kabi nett zam Borwrrrf gemacht, dah es nicht jenen Dank der Entente ent- gegeabrlng«. mit dem Rußland und England mit gutem Recht gerechaet haben. Das Ultimatum soll ziemllch kurzfristig sein. Wl« «Ruhkoje Slowo' weiter z» melden weih, wäre ein Kabinetts- wechsel la Perslea bevorstehend, da di« groh« Mehrheit der Be völkerung gegen di« Entente eingenommen ist und wünsch«, dah das Ultimatom seitens der Re^erang nicht barchgesührt werde. Sperrung der ru,fischen Briefpost vtd. Beru. 23. Februar. (Drahtbericht.) Die Oberpost- direktion teilt mit: Seit dem 10. Februar tstketneBrtefpost aus Rußland nach der Schweiz gelangt. Die belresfende Briefvost wird seit Kriegsbeglnn über Schweden. England und Frankreich befördert. Die englische Zentralpostver- walkung teilte auf telegraphische Anfrage der Oberpostdirektton mit, die letzte Post aus Rußland sei in England etngekrosfen. Rußlands religiö e »Toleranz- fr.) Stockholm, 24. Februar. fDr«h»b«rlcht »nsere« Souderbertchterstalters.) Der Oberbefehlshaber an der nörd lichen Front. General Rlhki, fertigte nach dem «Rahkoje Slowo' ein Berdo» für die evangelischen Sekte«. Baptist«« »nb Adventisten, ans. öffentlich Gottesdienst abzahaltea; «rr ge schloffen« Bersamtungea sind gestattet. Allgemeine Kampfpause in Rumüuleu fr.) Budapest, 24. Februar. fDrahtbericht unseres Sonderberlchlerstalters.) Bom rnmünische» Kriegs schauplatz wird berichtet: Die vergeblichen gestrigen Versuche der Russen, in imser« Stellungen an der Südsront der Erzh«rzog-3os«ph- Arme« einzndringea. hat dl« rassisch« Heeresleitnng mit schwere» Verlusten bezahlen müssen, ohne den geringsten Erfolg erzielt z» haben. An diesem Teil« der rumänische, Front herrscht fetzt vollkommen Ruh«. Auch di« mehrere Lage andauernde heftige Arttllerietätigke», die sich zellweif« bis za Trommelfeuer steigert«, hat merllich »ächze- taffen, was freilich nur dem Umstand zngeschrirben werde« Kaan, dah entlang der ganze» Front starkes Schneetreiben eingesetzt hatte »nb der Schneefall schon aut einig« Meter Entfernung die Aussicht versperrt«. Bom Zentrum der rumänische« Front und voa unseren Stellungen ent lang der Donaumündang flick kein« wichtigen Ereignisse z« melden. Der Kamps richt entlang der ganze» Front, und nur zeitweise hört man bei Ramoloaso »ad bei Golatz Arülleriefener. Dl« Meldungen voa der mozedoalsche» Front berichte» gleichfalls öder «ine all gemeine Kampfpause, die nur dnrch starkes ArNverlefener zwischen Dolranse« «ck Wardar unterbrochen mnrd«. Die rrrffische ValtanpolML fr.) Sofia. 24. Februar. fDrahtbericht anseres Sonder berichterstatters.) Die Zeitung .Lombana' bringt aus Risch nachstehende Aeuherungen eines der serbischen Königsfamilie nahe- stehenden Diplomaten über die russische Balkanpolttik: 3m 3ahr« lSil war ich der serbischen Gesandtschaft in Konstantinopel zü gele'lt. Dort wurde damals die Stimmung zur Gründung eines Bal- kandundes sondiert. Oft fanden in der russischen Gesandtschaft in meiner Gegenwart mit GierS und seinem Sekretär Unterredungen statt Di« russischen offiziellen Kreise waren gegen jedes Bündnis zwt- fche» den Balkanftoaten. da es vtsrö als Hindernis für -tn Er reichung des Ziele- einer 300 jährigen russischen Politik im nahen Osten ansah. Eines Tages sagte mir GierS wörtlich: 3ch bin überzeugt, dah kein einziger Staatsmann in Rußland ein serbisch-bulgarisches Bündnis zulossen würde, weil uns dann eine zweite Türkei erstünde. Unsere Politik gebietet, dah Bulgarien isoliert und Serbien unterstützt werde, da dies immer unseren Interessen dienen wird. Der russischen Po ltik kann Bulgarien nicht dienen, und ein serbisch bulgarischer Bund würde nur Bulgarien nützen, aber für Ruhland eine große Gefahr bedeuten. Unser 3ntercsse erfordert dringend, dah Ser bien und Bulgarien in Feindschaft leben, denn nur so können wir leicht deS Zaren Peter großes Ziel, Konstantinopel und die Dardanellen, erreichen. Wir können nur eine Annäherung Serbiens und Bulgariens zulassen, falls sie eine Schwächung der Türket bezwecken. Mir wollen aber Immer nur eia kleines Bulgarien. daS unS immer gefügig sein muh. Außerordentliche Tagung des amerikanischen Senats "Id. Washington, 23. Februar. (Amtlich.) Wilson hat entschieden, denSenatzueinerauherordenttichen Tagung zum S. März einzuberufen. tu. Amsterdam. 24. Februar. fDrahtberlchk.) Die .Times' melden: 3n Washlugtoa ist man der allgemeinen Ansicht, dah « tn dem Kriege vorangehender Schritt bevorstehe. «New Jork World' behauptet, Berlin betrachte das Vorgehen Amerikas gegen Oesterreich als einen Versuch, Zwietracht zwischen die Bundesgenossen zu säen. Di« Tatsache, dah Amerikaner an Bord des Dampfers «ökog- land' waren, Hal dl« Spannung erhöht. f-4 Rotterdam, 24. Februar. fDxahlbertcht nnseeas Sonderberichterstatters.) Englische Blätter erfahre» aas Rew D»rk: Das Staatsdepartement erklärt« amlUch gegenüber den Gerüchten, dah ein« Entspannung eingetrelen sei. das Verhältnis zu Deutschland könne sich nicht bessern, solange der U-Boot- Krieg in Kraft bleib«. * fr.) Von der Schweizer Grenze, 24. Februar. (Draht- bericht unsere« Sonderberichterstatters.) Laut «Für- cher Post' meldet dl« von englischer Selle bedient« aea« Korrespondenz aas Re» Dork:3m grohen und ganzen bleibt dl« Lag« »«sicher, di« Vorbereitungen für all« Möglichkeiten werden fortgesetzt. Wilson lieh sich am Mittwoch einen las einzeln« gehenden Bericht über die militärischen »nd maritimen Streitkräfte der Vereinigten Staaten erstatten. Die Armee- and Marineverwaltung beeilte sich mit der Ausfüllung der Bestände der Land- und Seestreltkräft« und beabsichtigt ein« demnächflige Einberafnag der Veteranen »ad pensioniert«, Offizier«. tu. Lugano. 24. Fedraar. fDrahtbericht.) Rach Washingtoner Berichten englischer Blätter herrscht daselbst allgemein die Ueder- zeugung, der Kongreh werde di« Vollmachten an Wilson nicht ohne langwierig« Debatten erteilen. Wahrscheinlich würde die Partei der Friedensfreunde eine Einschränkung der Befug nisse durchsetzen. Seien doch Senat und Repräsentantenhaus eifersüchtig aus die Wahrung ihrer Vorrechte, über Krieg und Frieden entscheiden zu dürfen, bedacht und würben es vorziehen, in dringenden Fällen einberufen zu werden, als auf diese Vorrechte zugunsten des Prä sidenten zu verzichten. Besonders die Weststaaten werden diese Mei nung vertreten. Die angeblich deutschfeindliche Tätigkeit Gerards D Berlin, 24. Februar. (DrahtberichtonsererBer- liner Schriftlettung.) 3n der .Deutschen Tageszeitung' hat Graf Reventlow neuerdings aufsehenerregende Mit teilungen über den Verkehr in der amerikanischen Botschaft und angeblich« Treibereien, die von dort ausgegangen wären, veröffentlicht. Vielfach ist daraufhin dann auch «ine Auf klärung und Richtigstellung von amtlicher Stelle verlangt worden. Die Erregung lst verständlich und der Drang nach Auf klärung nur zu begreiflich. Leider ist es in diesem Falle nicht ganz so leicht, das Ltchf der Wahrheit leuchten ,u lassen. Ganz ohne Umschweife gesprochen, wie will man feststellen, was an dem Gerede richtig ist, was nicht? Die Dinge liegen doch wohl so, dah die Nlögllchkelt, dah dergleichen vorgekommen ist, sich nicht be streiten läßt, der Wahrheitsbeweis indes kaum zu erbringen ist. Solange Herr Gerard hier als Botschafter wirkte, war er im Verkehr in allen Punkten frei. Sein« Post unterlag nach völkerrechtlichen Grundsätzen keiner Bewachung. Es hätte an sich also immerhin schon geschehen können, dah der Botschafter, wenn er besondere starke Sympathien für die Entente im allgemeinen und England im besonderen hatte, von diesem auch Gebrauch machte. Wie gefotzt, eS hätte geschehen können, aber ob es ge schehen lst, läßt sich nicht erweisen und wird menschlicher Voraus sicht nach nie sich erweisen lassen. Unter solchen Umständen möch ten wir fast finden, die nachträgliche Beschäftigung ihlt diesen Ge rüchten sei nicht einmal sehr fruchtbringend. Aehnllch steht es mit der Beschuldigung, das Str Roger Cafe ment von der amerikanischen Botschaft an England verraten worden sei. Auch das wird sich niemals erhärten lassen. Männer, die diesen Dingen nahegestandcn und auch Sir Roger persönlich gekannt Haden, wollen die Behauptungen der «Deutschen Tageszeitung' rundweg verneinen. Und sie meinen aus ihrer Kenntnis -es Charakters und der Art dieses unglücklichen Opfers englischer Rachgier, daß Sir Roger, der vertrauensselig war, während seines Berliner Aufenthalts nicht immer das nötige Schweigen gewahrt, und daß er vielleicht di« Hetzer und Spürer selber auf setne Fährte gelenkt Hut. Nationale Auseinandersetzung in Oesterreich Von Hosral Professor Dr. H. Rauchberg-Prag Der Streit der österreichischen Nationalitäten kann nur durch Ihre reinliche Scheidung in Staats- und Selbstverwaltung beendet werden. Die Frage ist nur, ob diese Scheidung innerhalb des Rahmens der geschichtlichen Kronlünder möglich ist oder deren Zerschlagung und Umformung zu national möglichst einheitlichen Volksgebieten erfordert. Diesen Standpunkt hat bekanntlich zuerst die österreichische Sozialdemokratie in der von dem Brünner Parteitage von 1899 beschlossenen Resolution eingenommen. Seither w'rd er von ihren österreichischen Wortführern, besonders von Dr. O. Bauer und Dr. K. Renner, unermüdlich mit Geschick und Erfolg vertreten. Dah dieser Gedanke auch in bürgerlichen Kreisen Wurzel gefaßt hat und selbst von wissenschaftlicher Sette Zustimmung findet, beweisen die Gutachten über die wünschens werte Stellung der Kronländer im Gefüge der österreichischen Ver fassung, die die .Oesterreichische Zeitschrift für öffentliches Recht' von Hochschullehrern des Staats- und Verwaltungsrechts ein- gekolt und kürzlich lm Manzschen Verlage als Sonderheft ver^ öffentllcht bat. Von den 14 Gutachtern stehen drei, ein deutscher, ein Tscheche und ein Ruthene, auf dem Boden der .nationalen Autonomie' im Sinne des sozialdemokratischen Programms, das Oesterreich als eine Föderation seiner Volksstämme, als einen Nakionalitätenbunüesstaat aufrichten will. Dieser Plan ist ebenso überflüssig wie gefährlich, lieber flüssig, weil die nationale Auseinandersetzung in den meisten hier für in Betracht kommenden Ländern ohne «ine Zertrümmerung durchaus möglich ist. DaS wichtigste Mittel hierzu bildet die auch aus verwaltungstechnischen Gründen notwendige Krei-blntetlung. Sie dient zur Entlastung der Landesstellen, ermöglicht in den natio nal getrennten Kreisen einheitliche Amtssprache und konnakionales Beamtentum, faßt die Volksstämme zu nationalen Wirtschafts gemeinschaften zusammen, die für ihre Kultur- und Wirtschafts bedürfnisse selbst aufkommen, und verhindert so, daß etwa die Eteuergclder der Minderheit von der nationalen Mehrheit für Ihre eigenen Zwecke mißbraucht werden. Ergänzend müßten nationale Landtagskurien und nationale Sektionen der LandeS- ausschüsse, beide mit Selbstbestimmung oder doch mit Einspruchs recht in allen nationalen Belangen, und die Aufteilung der Landes beamtenschaft und der Landesleistungen nach der Steuerleistung der beteiligten Volksstämme hlnzutreten. Damit könnte man die Länder auch für die nationalen Minderheiten wohnlich etnrlchken. In dieser Richtung bewegt sich tatsächlich die Entwicklung. Wenn ich mich solchermaßen für die Erhaltung des geschicht lichen Landesverbandes ausspreche, so tue ich es nicht etwa wegen des romantischen Nachglanzes aus der Zelt ihrer früheren Eigen staatlichkeit, sondern wegen ihrer Gegenwartsbedeutung für da politische Bewußtsein der Bevölkerung. DaS Gefühl der Landes- zunebörinkcit ersetzt in vielen politisch rückständigen Gebieten noch immer daS Skaatsbewuhlsein. Fre lieh hak daS Gesetz der wachsen den Staatstätigkeil die Wechselbeziehungen zwischen dem Staat« und seinen Bürgern vermehrt und gekräftigt. Aber auch die Länder haben sich in dem politischen Bewußtsein befestigt durch I^re Verwaltungsleistungen, als die Vermittler staatlicher Sub ventionen, als die Rahmen der Parteiorganisationen und zahl reicher gesellschaftlicher Bestrebungen. Damit müssen wir rechnen. Zugleich mit den geschichtlich überlieferten Ländern wird man staatlich wichtige Gefühlswerte zerstören, die nicht so leicht erseht werden können. Am wenigsten durch den ausschließlich nach nationalen Ge- stchtSpunkten orientierten Geist der VolkSgebleke, die nach den Wünschen der Sozialdemokratie und ihrer Mitläufer an die Stelle der alten Länder treten sollen. Denn die bisherige Gemeinschaft des Landesgebiets und der darauf beruhenden Interessen mildert trotz der Reibunpsflächen und gelegentlichen Zusammenstöße die nationalen Gegensätze und nötigt so zur Verständigung. Durch die nationale Auseinandersetzung innerhalb der Länder wir st« weiterhin erleichkert werden. In den neuen .DolkSgebieten' aber würden die Volksstämme zu Nationalstaaten oder nationalen SkaatSfragmenten gegeneinander, ja vielleicht der ein« od«r andere von ihnen sogar gegen den österreichischen Staat organi siert werden. Die lleberlleferunaen, die die Länder mit dem Staate, die Landeseinwohner untereinander verbinden, würden verblassen, und die nationale Selbstsucht fände freie Bahn. Was das bedeutet, kann nach den Erklärungen unserer Feinde auch das blödeste Auge nicht mehr verkennen. Wir wissen, in welcher Weise die Entente da- Nationalttätenpriniip — aller dings in gänzlicher Verkennung der wahren Verhältnisse — zur Zertrümmerung Oesterreichs zu verwenden gedenkt. Diese Pläne find nicht etwa plötzlich« Improvisationen der leitenden Staats männer, sie sind literarisch sorgfältig vorbereitet worden durch eine ganze Literatur, die sich mit den angeblichen ErlösongSbedürfnifien und den Erlösung-Möglichkeiten der nichtdeutschen Volksstämme Oesterreichs beschäftigt. ES würde sich lohnen, zu untersuchen, ob und inwieweit jene Literatur auf Studien lm Inlands beruht oder durch — wenn auch unwahre — Mitteilungen von Angehörigen der beteiligten Volksstämme unterstützt worden ist. Wie auch immer dem sei, jedenfalls wäre «S nach den Erfahrungen di^es KriegeS der Helle Wahnsinn, die Nationalitäten, die unsere Feinde von unS .befreien' wollen, aus ihrem geschichtlichen Rahmen ays- zolösen und zu staatSähnltch«n Gebilden mit selbständigem Staats- bewotztseln und eigenen aoßerpolttischen Idealen zusammen»-