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MA Der Arzt spricht Gesundheitspflege im Herbst Der Herbst, die Uebergangszeit zum Winter, ist diejenige Jahreszeit, die einer besonders sorgfältigen Gesundheitspflege bedarf, um den Organismus auf die licht- und vitaminarme Winterszeit vorzubereiten und die natürlichen Abwehrkräste unseres Körpers so zu stärken, daß sie den zahlreichen winter lichen Erkältungs- und Jnfektionsmöglichkeiten erfolgreichen Widerstand leisten können. . . Licht ist ein Lebcnsauell für den Menschen, zugleich ein grimmiger Feind vieler Krankheitskeime, die ihn bedrohen. Der nahende Winter aber ist lichtarm, und wir müssen deshalb jeden sonnigen Herbsttag ausnützen und uns möglichst viel im Freien aufhalten. Für unsere Kinder ist das von ganz besonderer Wichtigkeit, denn Licht vernichtet die Diphthcriebazil- len; je mehr sich Kinder im sonnigen Freien aufhalten, um so geringer ist für sie die Gefahr, diese gefürchtete Krankheit zu er werben. In Großstädten, die im Herbst häufig von licht verzehrendem Dunst erfüllt sind, sollen sich die Kinder außerhalb dieser Dunsthülle im Freien ergehen. Erwachsene selbstverständ lich auch. Beide müssen hierbei berücksichtigen, daß die Hrrbst- mcrgcn und -abende ost schon recht kühl sind und deswegen eine leichte Unterkleidung oder eine wärmere Oberkleidung ge tragen werden mutz, um Erkältungen vorzubcugen. Wer früh morgens fortgeht und erst nach Sonnenuntergang nach Hause kommt, Vars trotz des Sonnenscheins den leichten Ueberzieher nicht zu Hause lassen und ihn lieber tagsüber über dem Arm tragen, als sich in der Morgen- oder Abendkühle zu erkälten. Das gilt besonders für Rheumatiker! Die Nahrung des Winters ist bedeutend ärmer an Vitaminen wie die des Sommers, der Herbst bietet uns aber reichlich vitaminspendendes Gemüse und Obst. Diese Vitamin quellen müssen wir voll ausnutzcn, um unseren Körper sür die vitaminarme Winterszeit zu stärken und ihn mit einem Vilaminoorrat zu vcNeken. Dor allem sind die viraminlmirincn Kohl arten zu bevorzugen. Blumen-, Rosen- und Lvinrer- kohl, ferner das Sauerkraut. Genießt man diese Koblarten als Rohkost in möglichst fein zerkleinertem Zustande, so ist ihre von vielen so gefürchtete blähende Wirkung ganz geringfügig. Auch Sauerkraut ist am besten roh oder nur zur Hälfte gekocht zu ver zehren. Von irischem Obst soll man besonders Weintrauben reichlich genießen, die infolge ihres Zucker- und Obstsäuregehaltes eine günstige Umstimmung des Organismus veranlassen. Als hervorragendes vitamin-K-haltiges Nahrungsmittel tritt im Herbst der frische Seefisch in den Vordergrund, den über vorsichtige Hausfrauen während des Sommers nicht gern auf den Tisch bringen. (Mit Unrecht, denn die neuzeitliche Seefisch- Beförderung und Aufbewahrung leistet auch im Sommer für einwandfreie Ware volle Gewähr!) Besonders der Hering als stark Vitamin- und fetthaltiges Nahrungsmittel von billigstem Preise ist hoch einzuschätzen und auch Kindern zu geben. Der Herbst ist diejenige Zeit, in der die A b h ä r t u n g d e s Körpers unter besonders günstigen Umständen eingeleitet werden kann. Hat doch jedermann während des Sommers Luft- und Wasserbäder genommen und dadurch seine Haut an die wohl tätige Einwirkung beider gewöhnt. Regelmässige Luftbäder und kalte Waschungen des ganzen Körpers, zweckmässig mit einer der Körperkonstitution entsprechenden Zimmergymnastik verbunden, sind weiter täglich vorzunehmen und dadurch der Körper so daran zu gewöhnen, dass man sie auch den ganzen Winter über bei behalten kann Sie sind der beste Schutz gegen alle Erkältungs krankheiten. denn sie veranlassen eine normale Hauttätigkeit und machen das so überaus wichtige Körperorgan Haut, das bei ungenügender Tätigkeit die Einfallspforte so vieler Erkältungs krankheiten ist, widerstandsfähig gegen diese. Die Widerstands kraft wird durch Bürstenmassage der Haut nach der kalten Waschung lebhaft angeregt: diese einfache Art der Sclbstmassage kann aufs wärmste empfohlen werden. vr. 8t. Erprobte Rezepte Wiener Zwetschgcnknödcl: 500 Gramm gekochte, geriebene Kar toffeln vermischt man mit einem ganzen Ei, einer Prise Salz und so viel Weizenmehl, wie der Teig annimml. Die Masse wird auf einem Holzbrctt gut durchgeknctet und dann dünn ausgerollt. 500 Gramm Pflaumen entsteint man und gibt in die Vertie fung, in der vorher der Stein war, Streuzucker. Die Pflaumen hälften umwickelt man nun mit dem Klotzteig, gibt sie in kochendes Salzwasser und lässt sie darin gar werden Man reicht braune Butter dazu. — Die Knödel können auch schwim mend in Fett gar gemacht werden; dann reicht man nur Zucker und Zimt dazu. Pslaumcnauflauf: 750 Gramm frische Pflaumen (oder Zwetschgen) teilt man in Hälften, nimmt die Steine heraus und läßt die Früchte, dick mit Zucker bestreut (nach Eeichmack etwas Zimt darunter mischen), etwa eine Stunde stehen. 250 Gramm alte Wcissbrötchen schneidet man in Scheiben und legt diese nun — schichtweise abwechselnd mit dem Weissbrot — in eine gefettete Form. Die oberste und unterste Schicht besteht aus Brötchenscheiben, in X Liter frischer Milch ver quirlt man zwei Eier, einen Eßlöffel Mehl, gießt die Flüssig keit über den Auflauf, gibt noch geriebenes Weißbrot und Buttcrflöckchcn darauf und lässt ihn im Ofen goldgelb über backen. Zwetschgenstrudrl: Aus 250 Gramm Mehl, einem Ei, einer Prise Salz, einem Esslöffel Butter und einigen Löffeln lau warmen Wasser macht man einen Teig, den man. nachdem er gut durchgearbeitet ist, eine Stunde ruhen läßt und danach zu einem Strudel dünn ausrollt. Man bestreicht ihn nun mit zerlassener Butter, streut etwas Reibbrot darüber, legt in Viertel geteilte Pflaumen daraus und bestreut diese mit Zucker. Nachdem der Strudel zusammengerollr ist. legt man ihn in eine gefettete Pfanne, läßt ihn etwa 10 Minuten backen, gießt Liter kochende Milch darüber und i^tzt den Strudel fertig backen. Birnenklötze mit Vanilletunke: 500 Gramm Birnen werden geschält, das Kerngehäuse entfernt und die Früchte in kleine Würfel geschnitten. Dann gibt man etwa drei Eier hinzu, die man in '/i Liter frischer Milch verquirlt hat. eine Prise Salz, zwei Löffel Reibbrot und so viel Mehl, daß man Klöße mit dem Löffel abstechcn kann. Diese werden in Salzwasser gar gekocht und mit Vanilletunke, die man aus beliebigen fertigen Tunkenpulvern bereiten kann, zu Tisch gegeben. Birnen mit Hammelfleisch: 500 Gramm mageres Hammel fleisch setzt man in reichlich Salzwasser auf und läßt es weich kochen. Dann nimmt man das Fleisch heraus, entfettet die Brühe und kocht darin 500—750 Gramm geschälte Birnen weich. Nun macht man die Brühe mit Mehl sämig, schmeckt mit Essig ab und reicht die Speise al» Eintopfgericht zusammen mit dem in Stücke geschnittenen Fleisch und einigen in einem besondern Topf gekochten einfachen Mehlklößen. Schweizer Birnenkrapsen: Man verwendet hierzu recht saftige Birnensortcn. Die Früchte werden geschält,, in recht dicke Scheiben geschnitten, mit wenig Rum beträufelt, mit Zucker bestreut und so eine Stunde stehen lassen. Dann wälzt man die Birnenstücke in dickem Eierknchenteig und bäckt sie schwimmend in Fett Beim Anrichten werden dje Krapfen mit Zucker und- Zimt bestreut. Das erkaltete Fett mit Wasser durchkochen und wieder verwenden! Praktische Winke Wußten Sie . . . dass Kasseeslcckc in Decken Mundtüchern usw., die sonst schwer zu entfernen sind, durch B.feuchten mit Gl?<er!a nach späterem Auswaschen verschwinden? daß bei Bienen- und Wespenstichen Schmierseife das beste Mittel ist? Man streicht sic über den Stich und die gerötete Stelle und verhindert sc das starke Anschwcllen. Auch der Schmerz wird dadurch geringer. daß man restlichen Eiweitzschnee aus einem Gefäß am besten herausnehmen kann, wenn man Wasser hineingießt? Das Eiweiss schwimmt dann obenauf und läßt sich leicht ent fernen. dass Eierkuchen besonders schön locker werden, man außerdem an Eiern spart, wenn eine bzw. zwei gekochte Kartoffeln daran gerieben werden? dass man Kuchen in einer Schüssel leichter rühren kann, wenn ein gut durchnässtes Tuch unter der Schüssel liegt? daß Tüllgardincn, die sich durch zu starkes Stärken schwer auf hängen lassen, nach der Wäsche zufriedenstellend ausfallcn, wenn man zum Steifen Gelatine genommen hat? Vier Blatt kann man auf jedes Liter Wasser rechnen. dass Stockflecke sich durch folgende Mischung entfernen lassen: Ein Kaffeelöffel voll feingestoßenem Kochsalz wird mit ebenso viel pulverisiertem Salmiakgeist gemischt und zu einem Brei verrührt. Diese Masse wird auf die Flecke aufgetragen. lv. Hagcbuttentee, welcher auch Heilzwecken dient, hat einen zart vanilleartigen Geschmack. Bei der Bereitung mutz er :!0—10 Minuten lochen. Man nimmt dazu vier glatt gestrichene Teelöffel Kerne auf ein Liter Wasser. Zu beachten ist, datz der Tee nur rosa, aber nicht dunkel in der Farbe sein darf. Der zu dunkle Tee hat einen mehr bitteren Geschmack. Der Hagebutlentee bietet mit Zucker und Sahne oder Milch eine angenehme Abwechslung im Tcegenug. prsktrsthe Hsusfrsu BLLtdsv für- wsLL»creHs MMWWWWMM Von der Gastfreundschaft Natürliche zwanglose Geselligkeit Gastfreundschaft kann überall daheim sein; vielleicht ist Gastfreundschaft unter bescheidenen Verhältnissen sogar herzlicher als bei Menschen, wo die Fülle aller Dinge selbst verständlich ist. Jede Gastfreundlichkeit im großen Haus geht leicht über den Rahmen des Persönlichen hinaus und entbehrt so ihres tiefsten Reizes. Und noch eins' Laden Menschen, die so gut wie alles sich leisten können, einen schlechter gestellten Freund ein, ist dann nicht immer die Gefahr da. den Aerme- ren zu verletzen? Gastfreundschaft ge deiht am besten unter Menschen ungefähr glei cher Lebenslage. Wenn wir Gäste ha ben, wünschen wir, daß sie sich bei uns wohl fühlen. Feder will Ünd tut sein Bestes, und doch fragt man sich oft: Warum sind nicht alle Beteiligten so recht von Herzen zufrieden? War um ist manchmal das Auseinandergchen eine Freude? Denken wir dann dar über nach, werden wir zu dem Schluß kommen, daß nicht etwa ein „Zu wenig" an Gebotenem schuld ist, sondern ein „Zuviel" Im Wesen der Gastfreundschaft liegt es, den Geladenen etwas anzubieten. Zu nächst einmal rein äu ßere Dinge, wie Kaffee, Abendessen, ein Glas Wein oder Rauchbares. Wir alle kennen die Sitte des Zuredens: der Gast soll viel essen, reich lich trinken, tüchtig rau chen. Herzensgute Men schen sind es, die immer wieder nötigen; sie glau ben, der East sei aus Bescheidenheit — beschei den. Natürlich gibt es das. Aber diese über große Zurückhaltung wird sich um so schneller leaen je aufrichtiger und herzlicher der Gastgeber ist. Man spürt schnell, ob man aus leerer Höflichkeit gebeten wird, noch zuzulan'gen, oder ob es wirklich so gemeint ist. lleber- triebene Bescheidenheit des Gastes ist bei echter Herzlichkeit unangebracht; es ist so quälend, immer erst lange bitten zu müssen ehe noch ein Stück Brot genommen wird. Genau so quälend und lästig ist es aber, immerzu zum Zulangen aus- aefordert zu werden, wenn schon gar kein Anreiz zum Essen mehr da ist. Gastgeber und East müssen im gol denen Mittelweg sich be gegnen: im unbefange nen Zulangen, im freundlichen Zureden, das aufhören soll, wenn ein abschließendes „Danke" gesagt wird. Wie viele Menschen gibt es, die aus beson deren Gründen, auch aus Gesundheitsrücksich ten, manches vermeiden müssen: z. B. starken Kaffee, Tabak, Wein. Man soll diese Sachen dann nicht aufzwingen, auch in allerbester Ab sicht nicht. Beneidens wert gesunde Menschen glauben dann oft, es sei doch nur Zurückhaltung dieser Dinge aus Spar samkeitsrücksichten und nötigen dem East alles auf, so verzweifelt er sich auch wehrt; sie meinen, ihr Meiden der Genuß mittel sei „dumme An stellerei" und wollen den East bekehren. Das alles ist natürlich unerquick lich, und mancher Mensch, der vorsichtig leben muß. hat sein Nachgeben auf das Zureden und Drän gen schon mit einer schlaflosen Nacht bezahlt. Oder wir haben Be kannte, die zum Stark werden neigen; es ist doch verständlich, daß d'"ie vorsichtig mit zu nahrhaften Speisen siad. Scherenschnitt von Lola Brandenburg-München (Das dl. Bild-M)