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Sächsische Volkszeitung : 03.10.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193610038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19361003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19361003
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-10
- Tag 1936-10-03
-
Monat
1936-10
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.10.1936
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Nr. 232. — 3. 10. 36. Siichsifche Volkszeitung Seite b s>lOkirsn Sensu so u/ie es einst bei uns «/an! Wir Deutsche können uns sehr gut vorstclle», was heute in der Seele des französischen Sparers vorgeht, der über Nacht inn ein Drittel seines Kapitalvermögens betrogen wurde. Wir haben jene traurigen Zeiten selbst durcl)gemacht, in denen wahl los gekauft wurde, nur um die entwerteten Papierscheine vor dem vollständigen Verlust zu retten, in denen kein Mensch Ver trauen in die Regierung und ihre papierenen Beschlüsse seht«. Und darum glauben wir ein Stück unserer eigenen traurigen Vergangenheit wieder zu «rieben, wenn mir im „Jour" lesen, wie es am Tag nach der Abwertung in Paris zuging: „Seit heute morgen, erzählte mir ein Kleidcrhändler, habe ich für 5000 Frs. Waren verkauft, keine Luxusmaren; es ist der Mittelstand, der kauft. Eine Klientin sagte mir heute mor gen: „Ich nehme mir auch noch diesen Mantel. Derjenige, den Sie mir letztes Jahr verkauft haben, ist noch sehr gut; aber das macht nichts, ein schöner Mantel ist gut angelegtes Geld." In einem Lebensmittelgeschäft klingelt das Telephon ohne Unterlatz. Die Bestellungen fliegen uns nur so zu, sagt mir die Kassiererin, ob es sich nun um Wein handelt, der bereits um 0,15 Fr. pro Liter iu die Höhe gegangen ist, oder um Zucker, Sei oder Konserven. Nock) nie haben die Kunden so viel ans Vorrat gekauft. In einem Möbelgeschäft sucht sich ein junges Paar in Begleitung von Vater und Mutter ein Esszimmer aus. „Ein verstanden, Madame", sagt der Verkäufer, „wir notieren die Bestellung, aber die Ausführung wird wohl einen Monat in An spruch nehmen. Wir können daher keinen festen Preis machen. Wir werden uns jedoch so viel wie möglich der Basis unseres Kataloges anpassen." „In dem Fall werden wir noch warten", sogt der Vater. „Es ist erstaunlich", sagt mir etwas weiter ein Automobil händler: „Ich kwbe in 24 Stunden 4 Wagen verkauft. Das ist mir schon seit 3 Jahren nicht mehr passiert. Einer meiner Klien ten, der in einem Vorort eine kleine Schenke betreibt, zog 18 Tansendfranken-Scheine aus einer Zigarrcnschachtel." „Edelsteine!" sagte mir ganz erstaunt einer der grötztcn Iuwolenhändler von Paris . . . „ich l-abe überhaupt keine ver kauft. Glauben Sie denn", fügte er hinzu, „das; das Wort „De valvation" genügen wird, um die grotzen Gelder lpnworzulockcn? Vein, nein, das ist eine Luftspiegelung, die eine andere Krise vorbereitet. Alle Transaktionen der wertvollen Steine sind aus dem internationalen Markt eingestellt worden, und niemand will mehr eine Verpflichtung aus Paris eingchen, bevor er weis;, wie es mit dem Franken bestellt ist." „Man ivartet ab . . . man schaut zu . . . und man hofft." l.ebensveesickei»ung uncl fesne kbu/enlung Der Anteil der Fremdwährungsversicherungen am deutschen Lebensversicherungsbestand hat sich schon im Laus der letzten zwei Jahre, d. h. seitdem der Neuabschlutz solcher Versicherungen unterbunden morden ist, auf einen geringfügigen Restbcstand, hauptsächlich durch Umstellung, vermindert. Um die Rückwirkun gen der jüngsten Abwertungen auf den Bestand der deutschen Leknsversicherungsgesellschasten ungefähr abzuschähen, wird man am besten von den Zahlen der „Victoria zu Berli n" misgehen, mif die nach der amtlichen Statistik von 1935 rund 83 Prozent der ausländischen Prämieneinnahmen deutscher Le- bensversickn-'rungsgesellschasten entfielen. Von dem Versicherungs- testand der Victoria in ausländischer Währung Ende 1935 in Höl;« von 302,12 Mill. RM. kamen auf die französische und die schweizerisä;« Valuta rund 11 Prozent oder 3305 Mill. RM. An Hand dieser Zahlen errechnet „Die Bank" schätzungsweise einen F r e m d w ä h r u n g s be st a n d der deutschen Lebens versicherung im ganzen von 364 Mill. RM.. wovon aus Franc und Franken höchstens 40 Mill. RM. entfallen dürften. Bei einer Abivertung in Frankreich um 25 bis 33 Prozent und einer sangenommenen) Abivertung in gleichem Ausmatze in der Schweiz würde sich eine Kürzung des deutschen Lebensversichc- rungsbestandcs infolge der französischen bzm. schweizerischen Wäh- rungsmatznahme von rund 10 bis 13 Mill. NM. ergeben, also um «inen angesichts der Milliardengrötze der unter Risiko stellenden Lebensr»ersicl>erungssuminen in Deutschland ziemlich be langlosen Betrag. Wie weit sich dieser unter Einbe ziehung der Sari)- (namentlich Transport-) und Riickversicl>«rung erhöhen könnte, lätzt sich nicht errechnen, da hierfür statistiscl-e Unterlagen fehlen. Dabei verdient ausdrücklich festgestellt zu werden, datz es sich nicht um irgendwie geartete Ausfälle handelt, denn der währungsmätzigen Schmälerung der Reserven steht eine entsprechende Minderung der Verpflichtungen gegenüber. Die wiedergegebcnen Zahlen umreitzen somit lediglich die Grötzen- ordnung der valutarischcu Kürzung der Destandsziffern in der deutschen Lebensversicherung. Die älteste Aerztln Deutschlands gestorben Bern, 2. Okt. In Bern, wo sie die letzten Jahre ihres Le bens weilte, starb im Alter von 08 Jahren die älteste Medizine rin Deutschlands, Frmi Dr. Mathilde Theyssen. Frau Dr. Theyssen wurde lxft Kriegsende aus Stratzburg ausgewiesen und wohnte dann in Freiburg im Breisgau. Vor einigen Jahren siedelte sie in die schweizerisä)« Hauptstadt über. Frau Dr. Mathilde Theyssen ivar die erste Frau der Welt, di« vor 70 Jahren den Doktorhut errang. Prozeß um Rittergut Schwanbach Betrugsanklage gegen einen früheren Landrat Weimar, 2. vkt. Ein Rittergut des Landkreises Weimar bildet den Mittel punkt eines Strafverfahrens, das mn Donnerstag vor der Straf kammer des Landgerichts Weimar begann. Angeklagt sind der frühere Landrat Dr. Otto Röhrig und der Verwal- tungsamtmann i. R. Hermann Gräntzel. Beide sollen sich des Betruges zum Nachteil« des Landkreises Weimar schuldig gemacht haben, und zwar im Zusammenhang mit der Erwerbung des dem Kreise Weimar gehörenden Rittergutes Echwantxtch bei Halberstadt. Dor Kreis Weimar, der finanziell immer gut fundiert war, hatte seine Gelder in der Hauptsache bei dem 1028 zu- Iammcng«bro<i)eiwn Bankhaus Johannsen, Weimar, angelegt. Die Sici-erl-eiten bestanden vorwiegend aus Hypothekenbriefen, die meistens auf grotze Güter lauteten. Als nun infolge des Zusammenbruchs des Bankhauses auch das Rittergut Schwanbach zwangsversteigert wurde, erwarb es der einzige Bieter, näm lich der Landkreis Weimar, der damit seine eigene Sicherungs- hnpotl>ek in Höhe von 385 000 RM. rettete. Gräntzel wurde dort als Vcrivatter eingestellt. Zwei Jahre später, im Juni 1934, kauften die beiden Angeklagten das Rittergut dem Kreise ab, Oie Trümmer des Alcazar ein Heldendenkmal Wenn man die Trümmer des Alcazar sieht, erscheint es fast unmöglich, datz unter diesem riesigen Steinhaufen noch Men- scl)«n leben konnten. Aber die heldenhaften Verteidiger hatten aus den Trümmern immer neue Befestigungsanlagen gebaut, wobei sie riesige Stcinblöcke mit den unzulänglichsten Mitteln bewegten. Bei dem Anblick des Trümmerhaufens erhält man erst den richtigen Eindruck davon, was für ein grotzcs Bauwerk der bolschewistischen Zerstörungswut zum Opfer gefallen ist. Die vier als Wahrzeichen der spanischen Geschichte früher weit hin sichtbaren riesigen Ecktürme sind vollständig den Dynamit sprengungen. den Granaten und Fliegerbomben der Roten zum Opfer gefallen. Einzelne architektonisch wertvolle Portale und Teile der Südsassade, alles mit den Spuren der Artillerieein- schläge gezeichnet, ragen aus den Steintrümmern hervor. Die unterhalb des Alcazar liegende Stratze von Puerto Bisagra ist durch mächtige Stcinblöcke versperrt, die bei den Sprengun gen den Abhang hinunterrollten.' Die Verteidiger hatten täglich Andachten abgehallen — auch bei stärkstem Feuer der roten Artillerie. Die kommu nistischen Belagerer beschimpften sie dabei mit den unflätigsten Zurufen. * Unter den in Toledo gefangengenommenen Marxisten be findet sich auch der Chef des roten Hauptguartiers. Er erklärte bei seinem Verhör, das; die Artillerie der Marxisten von fran zösischen Offizieren kommandiert worden ist. Diese Mitteilung hat bei der spanischen 'Bevölkerung grötzte Entrüstung über die Dreistigkeit der sranzvsisch-sowjelrussischen Einmischung und die aktive Beteiligung an der Zerstörung Spaniens hervorg'.uken. Man erinnert daran, das; der Alcazar schon einmal — im Jahre 1809 — von Franzosen in Brand gesteckt worden ist. Heute sei das Baudenkmal, das zu den wertvollsten Europas gehört, er neut — mit moderneren Mitteln — vernichtet worden. Der Lebenslauf des Generals Franco Divisionsgeneral Francisco Franco Vahamonte, der mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet wurde, wurde am 4. Dezember 1882 in Ferrol geboren. Am 29. Anguss 1907 trat er in die Militärakademie in Toledo ein und beendete 1910 sein Studium, nach glänzenden Examinas zum Fähnrich befördert. Er wurde dann in das in Marokko kämpfende Heer eingereiht. Als Leutnant wurde er später von General Beren- guer für ein neugegriindetes Regiment farbiger Truppen ange fordert: durch Tapferkeit und Umsicht lenkte er die Aufmerk samkeit auf sich, und er wurde rasch zum Hauptmann befördert. Bei einem Kampf nm Biutz erhielt er einen lebensgefährlichen Bauchschutz. Während seiner Genesung, die lange Zeit in An spruch nahm, wurde er zum Major befördert. Der Gründer der spanischen Fremdenlegion, Killan Astray, erwählte Franco als '»«> Führer eines Bataillons, niit dem er beinahe Unglaubliches leistete. Bei jeder Kampfaktion setzte er sein Leben aufs Spiel, wofür er zum Oberst der Fremdenlegion befördert wurde. Bel der Ausrufung der Republik im Jahre 1931 mar Franco der Leiter der von ihm gegründeten Militärakademie in Saragossa, 1934 war er Unterstaatssekretär bei Krieasminister Gil Nobles. Seit 27. Mürz 1934 ist Franco Divisionsoencral. Franco, sicherlich der jüngste General seines Ranges, ist einfach, wortkarg, lebt nur für seinen Dienst und sein Studium und verachtete die Politik. Aus glühender Vaterlandsliebe stellte er sich an die Spitze der nationalen Truppen, die er nun dank seiner soliden strategischen Kenntnisse ohne nennenswerte Verluste von Sieg zu Sieg führt Die Beauftragung Francos wird von der gesamten Bevölkerung gutgeheitzen und sichert Spanien eine segensreiche grotze Zukunft. Amerlkareise des Kardinalstaatssekretärs Rom, 2. Okt. Der überraschenden Reise des Kardinalstaatssekretärs Pa celli nach den Vereinigten Staaten von Amerika wird in hiesigen politischen Kreisen starke Beachtung geschenkt, da es das erste Mal ist, das; ein Staatssekretär der Kurie sich nach Nordamerika begibt. Von vatikanisci)er Seite wird lediglich erklärt, es handele sich um eine Urlaubs reise, die Kardinal Pacelli hauptsächlich zum Besuch van New- york und Washington benützen werde. Die Rückkehr des Staats sekretärs der Kurie wird gegen den 10. November erwartet. Wie das „B. T." hierzu weiter hören will, wird Pacelli Gelegenheit haben, den Präsidenten Roosevelt zu spre chen. Der Kardinal wird dabei Roosevelt gewisse Anregungen des Vatikans unterbreiten, die einen eminent politiscl)en Cha rakter tragen. Die Wünsche des Vatikans lausen darauf hin aus. in den USA. ein« Nuntiatur einzu richten. Visi)er gibt es in den USA. nur einen apostolischen Delegaten als diplomatiscl)«n Vertreter des Papstes. Außerdem liege dem Vatikan daran, Raosevelts Hal tung gegenüber dem Bolschewismus zu er fahren. Ter Ausgang der Gespräch werde auf die Haltung der amerikanischen Katholiken im bevorstehenden Wahlkamps, wie man hier behaupt«, «inen entscheidenden Einflutz ausüben. Der Papst wieder im Vatikan Vatikanstadt, 2. Okt. Der tflapst ist mn Mittwochabend von seinem Sommerausenthalt in Laste! Gaudolso nach dem Balikan zurückge kehrt. Beim Verlassen seiner Sommerresidcnz, aus dem Wege und nm Vatikan wurde er von der Bevölkerung, die ihn erwartete, lebhaft gefeiert. Verurteilung eines Verleumders Falsche Gerüchte über einen Kreisleiter. Hamburg. 2. Okt. Wegen Verleumdung des Kreisleiters der NSDAP in Har burg-Wilhelmsburg hatte sich vor dem dortigen Schöffengericht ein vierzigjähriger Mann zu verantworten. Ter Angeklagte, der als Werber eines Adretzbuches tätig war, hatte in seiner beruf liche» Eigenschaft versucht, den Krcisleitcr D. auf der Geschäfts stelle der Partei zu sprechen, dart aber nur einen Geschäfts führer angetroffen. Bald darauf stellte er sich vor versammelten Gäste» In einem Lokal als „Ministerialrat d. Reichspropaganda- mlnistcriums" vor und behauptete, er sei daun mit dem Kreis leiter und den übrigen Angehörigen der Kreisleitung bei einem Abendessen gewesen, das In einem „grotzen Festgclage" geendet habe. Ein zufällig In dem fraglichen Lokal anwesender Leiter einer höheren Dienststelle stellte den Angeklagten zur Rede und bewirkte seine Festnahme. Vor Gericht konnte der Angeklagte keine Beweise für seine Behauptungen aufbringen und versuchte seine Handlungsweise mit den Nachwirkungen einer Malaria zu entschuldigen. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu einem Jahr Gefängnis und zur Tragung der Kosten, unter Anrechnung der Untersuchungs haft. In der Begründung des Urteils stellte das Gericht fest, datz die Verleumdung gegen den Krcislciter um so übler sei, als bekannt sei, datz Kreisleiter D. weder rauche noch Alkohol trinke. Mit seinen verlcnmderiscken Bebanvtungen stabe der Angeklagte nickt nur den Kretsleiter getroffen, sondern darüber hinaus die Partei Sa stabe man in diesem Fall einen Menschen gefaßt, der nicht nur Gerüchte verbreite, sondern sie selbst erzeugt habe, die dann von urteilslosen oder böswilligen Personen als wahre Begebenheiten weiter kolportiert würden. und zwar für 940 000 RM.: die Summe setzte sich aus jener Hypothek des Kreises und seinen bisherigen Aufwendungen für den Betrieb zusammen. In der Ausstellung, die Röhrig sich von dem Finanzbeamtcn seines Kreisamtes über die Aufwen dungen des Kreises machen Netz, sollen jedoch zwei Posten von 32 000 RM. und autzerdcm noch 58000 RM. Gewinne der Guts verwaltung aus den Jahren 1932 und 1933 gefehlt Haden. Der Gesamtschaden des Kreises wird von der Anklage auf 103 000 RM. beziffert. Der Angeklagte Röhrig erklärte, datz der Kreis von An fang an eine Mederabstotzung des Gutes versucht habe. Später habe er sich entschlossen, selbst in die Bresche zu springen, um den Kreis vor Sck)aden zu bewahren. Aus finanziellen Gründen habe er das nicht allein tun können, und so habe mif sein Zu reden Gräntzel, der sich als tüchtiger Verwalter bereits bewährt hatte und der auch über eigenes Vermögen verfügte, sich zur Milbeteiligung entschlossen. Beide Angeklagte stellen jede Be trugsabsicht in Abrede. Ihr einziges Streben sei gewesen, den Kreis vor Fehlschlägen zu bewahren. Es lägen auch keine ver schleierte Gewinne vor, denn dl« in den ersten beiden Jahren nur durch Raubbau erzielten Gewinne seien durch die in der Folgezeit notwendig gewordenen erheblichen Zuschüsse längst wieder aufgesogen worden. — Wegen der ausgedehnten Beweis- aufnalMe dürfte der Prozess srül-estens am Sonnaibend beendet sein. Gehelm-Sststachtilngen Verhaftungen In der Nähe von Bremen Bremen, 2. Okt. Wie die „Oldenburgische Staalszeitung" meldet, bemerkte in einer der vergangenen Nächte ein Gander- keseer Einwohner einen Lastkrastivagen zu ungewohnter Zeit an unbewohnter Stelle. Er schöpft« Verdacht und meldete seine Wahrnehmungen dem zuständigen blendarmcriestandorl Gander kesee. Ein Kommissar fuhr dann mit SA.-Männern hinaus und entdeckte auf einem in einem Seitenweg stehenden Lastkraft wagen 21 schlachtiertige Schweine. Weitere Ermittlungen er gaben, datz man auf dem (tzehöft des Bauern Schnier in Stein kimmen die Schweine erwartete und alles zum Schlachten bc- reitgestellt hatte. Die beteiligten Personen wurden sofort ver haftet. Es konnte ein Bremer Schlächtermeister ermittelt und festgestellt werden, der in dieser unerfreulichen Angeleaensteit eine Hauptrolle spielt. Ter Einwohnerschaft war das Dreisten auk dem Gehöft schon längere Zeit verdächtig voraekommen. Höchstwahrscheinlich ist es mäst der erste Fall, in denen Ge heimschlachtungen vorgenommen wurden. Weitere Ermittlungen sind im Gange. Schuhhast für Preiswucher Koblenz, 2. Okt. Im Rahmen der scharfen Maßnahmen ge gen Ueberschrcitungen der Höchstpreise sind auch im Gau Koblcnz- Trier Vorkehrungen gegen Preiswncl)er getroffen worden. So wurden ein Metzgermeister aus Hannes und ein Landwirt aus Roth (Kreis Simmern) in Schutzhaft genommen, weil sie seit längerer Zeit in zahlreichen Fällen beim Ankauf von Schlacht vieh die Höchstpreise überschritten ha freu. Die Verkäufe er folgten außerdem nicht den Vorschriften entsprechend nach Le bendgewicht, sondern nach dem geschätzten (tzewicht. Die Staats polizei kündigt an, das; derartigen Preisüberschreitungen be sondere Aufmerksamkeit zugewendet und in allen bekannt wer denden Fällen unnachsichtlich eingeichrilten wird. Es wird dar aus hingewiesen, daß die Inhaftierten auch noch strafrechtlich in schärfster Weise zur Verantwortung gezogen werden. Mißbrauch mit einem gefundenen Parteiabzeichen Dreieinhalb Jahre Zuchthaus für einen gemeinen Heirats schwindler. München, 2. Okt. Tas Sondergericht München verurteilte den 33jährigcn Joses Bachmann aus Nördlin gen zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus, 100 RM Geldstrafe und sünf Jahren Ehrverlust. Bachmann, dessen SIrasliste bereits 25 Einträge auswies, hatte von Anfang 1935 bis zu seiner Verhaftung im März 1936 gleichzeitig mit drei Frauen ein Verhältnis angeknüpft und ihnen die Ehe versprochen Dabei hatte er sich wahrheftswidrig als Parteigenosse und alter Kämpfer, ja sogar als Mitgründev der Partei ausgegeben. Seiner ersten „Liebe" stahl er dann einen Ring und eine goldene Armbanduhr und behielt ein von dieser gefundenes goldenes Parteiabzeichen, das ihm zum Zweck der Ablieferung üstcrgeben worden war. Tas Abzeichen benützte er dazu, seinen anderen Opfern aegenübcr zu prahlen. Schwerer geschädigt wurde das zweite Opker, angeblich seine „richtige Brant", da diese, eine Wäschereibesitzerin, durch Besckafiung neuer Maschinen und Errichtung einer Filiale zur Gründung einer Existenz für ihren Verlobten in wirtschaftliche Bedräng nis geriet. Trotzdem hielt diese Frau noch immer zu dem An geklagten und erklärte, nicht betrogen worden zu sein, so datz in diesem Falle das Verfahre» eingestellt werden mußte. Am schwersten wurde dem Angeklagten aber sein Verhalten gegenüber dem dritten Opfer angerechnct. Dieser — einer Halb jüdin — schwindelte er vor. daß er infolge seiner guten Be ziehungen zu höchsten Parieistellen die Eheerlaubnis sicher er halten werde, so datz sie scklietzlich der Verlobung zustimmte. Dann schwindelte er ihr 70 RM. ab. Gr wollte selne junge Gattin in ein schönes Seim führen Zwei Jahre Zuchthaus wegen Brandstiftung und Versicherungs betrugs. Das Schwurgericht Coburg verurteilte den 23 Jahre alten Ernst Lieb aus Scheuerfeld bei Coburg wegen eines Verbrechens der vorsätzlichen Brandstiftung in Tateinheit mit einem Verbrechen des Versicherungsbetrugs usw. zu zwei Jah ren und einem Monat Zuchthaus unter Äberstennung der bür gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren. Der Staatsanwalt hatte drei Jahre und einen Monat Zuchthaus beantragt. Der Angeklagte hatte kurz vor seiner Verheiratung sein Wohnhaus durch Zeitzündung in Brand gesteckt, um seine zukünftige junge Frau In ein schöneres und besseres Heim führen zu können, hatte aber noch Schulden, so datz er den Neubau mit der Versicherungssumme von 4000 Mark auszu führen gedachte. Bei der Schadcnersatzregelung hatte er fälsch lich Gegenstände als verbrannt angegeben, was ihm noch eine Anklage wegen des Versuchs des Versicherungsbetrugs cinbrachte. Auch in dieser Verhandlung wurde die Notwendigkeit der Be kämpfung der herrschenden Brandstlftvngsscuche durch exem plarische Strafen hervorgehoben.
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