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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.08.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140822016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914082201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914082201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-22
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
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Sette 6. Nr. 42S. Morgen»rlurvave. Leipziger Tageblatt. Leiprig «na Umgebung Leipzig, 22. August. was unsere Sol-aten schreiben. An alle» gewöhnt «an sich. In Belgien, 10. August. Liebe Eltern! Liebe Geschwister! Endlich linde ich einmal Gelegenheit, Euch etwas ausführlicher zu schreiben. Zn einem Bauernhause haoe ich an einem Tisch ein stilles Plätzchen zum Schreiben ge funden. Aus weiter Herne dröhnt fortwährend dumpfer Kanonendonner, ab und j)u Hatscht ein Ge wehrschuß von den Vorposten in die Luft; es klingt, als ob ein Bauer auf der Heimkehr vom Felde mit der Peitsche knallt. So friedlich! So ganz ohne Auf regung saugt man ermattet alle die Geräusche in sich ein. All das Schreckliche, wag man am Tage er lebt, und alle Strapazen sind vergessen, und man genießt jede Ruhestunde mit urkräftigem Behagen. Die Anstrengungen des Tages sind aber auch zu groß, so daß die/e Gleichgültigkeit erklärlich ist. Dazu kommt noch, daß inan vom Kriegsschauplätze nichts, aber auch gar nichts Bestimmtes hört. Ich darf Euch allerdings nichts von unserem Aufenthalt oder unseren Märschen erzählen, aber, offen gestanden, wissen wir selber nichts Bestimmtes iiver uns. Da bei schwirren hier die tollsten Gerächte, natürlich nur die gewaltigsten S i e g e s n a ch r i ch t e n, durch die Lust, bis sie, zur Lächerlichkeit aufgebauscht, in sich selbst zusammensallen. Zch sage Euch, ein Optimismus lebt in meinen Kameraden, der gerade zu rührend ist. Es wäre ein Zanimer, wenn der durch Unglück Deutschlands im Feldzüge vernichtet würde. . . . Seitdem wir in Belgien und, habe ich noch kein Bett zu selben bekommen. Zch darf jetzt mit Recht sagen: „A uf Dornen schlaf ich wie auf Flaum." Ueberhaupt: schlafen und immer wieder schlafen — man hat fast keinen anderen Wunsch mehr. Ach, doch: essen, essen. Weißt Du, Muttel, so Makkaroni mit Kalb und Tomatentunke, das wäre was für einen bebarteten Rcservemann! Und dann noch — trinken! Vorgestern nnd gestern kamen wir durch eine Typhusgegcnd und durften keinen Tropfen Wasser trinken! — Bier ist nur noch ein imaginärer Begriff. — Das einzige, was die Lebensgeister weckt, ist eine Zigarre, d. h. wenn man noch eine hat. Meine sind schon lange alle!! — Die Bevölkerung hat uns bis jetzt verhältnismäßig un behelligt gelassen, wenn wir aber jetzt nach .... zur Belagerung kommen, ist äußerste Vorsicht nötig. Rücksichtslosigkeit ist hier das Gebot der Selbsthilfe. Ihr würdet Eurem Zungen gar nicht gleich wicdererkenncn, falls ihm ein Wiedersehen beichiedcn sein sollte. Man wird schreck lich hart. Zch entsetzte mich oft vor mir selber, und meine einzige Bitte an den Himmel ist, daß ich nicht ganz verrohe. Man sollte nicht so viele Steine auf die Belgier werfen; es ist viel, was von den Leuten verlangt wird, und cs ist schwer, beim Anblick so vieler Häßlichkeit gut zu bleiben. Aber freilich, schuftig ist ihr Vorhaben doch, und man bekommt bei jeder neuen Greuclnachricht ein« unmäßige Wut auf das Schwei nepack! Wie lange wird das Elend währen? Zch habe ein paar gute Kameraden gefunden, einen Schlosser und einen Bäcker. Auch W. ist mir ein guter Freund. — Wir arbeiten zusammen, wir schlafen gemeinsam auf der nassen Erde und erwärmen uns gegenseitig und teilen auch jeden Dissen miteinander. Freilich gibt es da nicht viel, weil alle Gegenden teils von den Belgiern und Franzosen, teils von unseren Truppen vollständig kahl gefressen worden sind. Und beim Marketender ist alles unverschämt teuer. Geld und immer wieder Geld ist auch hier das einzige, was hilft. Wurst ist hier nicht mehr zu habe». So bleibt es meist dabei: Mittags aus der Feldküche labgekocht wird fast gar nicht mehr) einen Teller Reis oder Erbsen und abends ein kleines Stückchen Speck. Auch sonst trockenes Kommißbrot. <"v5t la. jruorro! — An alles gewöhnt man sich! Ra, wartet nur, wenn ich wieder nach Leip zig komme! — Wann werdet Zhr wohl den Brief bekommen? Zch nehme an, daß Zhr mir schon oft geschrieben habt. Erhalten habe ich leider noch nichts. Wie ich mich darauf freue. Lebt wohl, bleibt alle recht hübsch gesund, soweit es in meiner Macht steht, tue ich es auch, und denkt recht oft an den Euch liebenden Paul. * Echt russische Zustände Ein Leipziger Postschaffner schreibt an sein« Amtsgenosscn: Westpreuhen, 1». August. Wir befinden uns jetzt in Russiscl)-Polen, nachdem wir in 36stündiger Fahrt bis Thorn ge kommen waren. Von dort kamen wir nach 5 Tagen über Strasburg (Westpreußen) über die russische Grenze auf Vorposten. . . Hier herrschen echt russische Zustünde. Unser schlechtester Arbeiter lebt herrlich und in Freuden gegen so einen polni schen Grafen, der uns augenblicklich beherbergt. Unsere halbe Kompanie besteht aus Leipzigern, darunter 30—10 Postbeamten. . . ." Seit 8 Tagen im Alarmquartier. vor Frankreich, 18. August. „Liebe Geschwister! Seit acht Tagen liegen wir hier im A l a r m q u a r t i e r. Einen Tag um den anderen müssen wir aus Vorposten stehen. Bisher war schönes Wetter, heute regnets. Wir haben uns aus Bäumen und Zweigen Unterstände gebaut, immerhin wird es eine nasse Nacht werden. Seit heute morgen 4 Uhr hören wir starken Ka nonendonner. Hoffentlich bekommen wir bald mal einen Franzosen zu sehen, in Freiheit dressiert, bisher waren es nur Gefangene. Die Kompanie unserer Landwehrleute ist sehr nett. Dor allem der Hauptmann, ein Rittergutsbesitzer, Mitglied des ,. . . Landtags. . . * Zn Lüttich und Umgebung. Lüttich, 10. August. „Meine liebe Martha! .... Die erste Nacht hatten wir Biwack, dicht an der Grenze; es regnete. Bei Dunkelheit brachen wir wieder auf. Jetzt kam ein tüchtiger Marsch, die Straßen waren aufaerissen, um uns das Vordringen zu erschweren, aus Wagen, Bäumen und anderen Sachen waren Hindernisse aus gestellt. Hier sahen wir auch die ersten toten Sol daten. Auf dem ganzen Marsch gaben uns die Leute Wasser, Kaffee, Zigaretten, Zigarren, Schokolade, Obst, kurz und gut, die Bevölkerung war sehr zuvir kommend gegen uns. So ging es fort, bis zur nächsten Stadt Hier bezogen wir Quartier. Am anderen Morgen ging es wieder bei Dunkelheit fort. Kaum waren wir ein Stück marschiert, da ging eine Schießerei los. Die Bevölkerung beschoß unser« Truppen, ob hier Verluste waren, weiß ich nicht. Unsere Kompaniedaaage war aber ver schwunden Trotz des Gewehrfeuers marschierten wir immer weiter, und di« Schießerei hörte bald auf. Bald wurde auf einem Gehöft halt gemacht, hier hörten wir die Artillerie immer schießen; ob es unsere oder feindlich« war, wußten wir nicht. Ein paarmal mußten wir vorgehen, da sich feindliche Trup ven zeigten. Schließlich übernachteten wir im Stalle. Mitternacht wurden wir geweckt. Unser Kompanie führer faste: „Nun, Kerl», beißt einmal die Zähne zusammen und zeigt, daß ibr deutsche Soldaten seid? Zch dachte mrr, da» kann ja gut werden, aber es kam schlimmer al» ich gedackst hatte. Wir mußten durch verschiedene Dörfer. Dor uns gingen die Jäger. Kaum waren wir mitten im Dorfe, da schoß es von allen Häusern und Setten. Du mußt Dir nun vorltellen, daß man die Hand nicht vor den Augen sehen konnte, die Dors, straßen waren gedrängt voll von unseren Truppen. Das war aber nicht belgische» Militär, sondern die Dorfbewohner sind so fanatisch und deutschfeindlich. Allein Anschein nach sind sie durch Pfaffen aui- gehetzt. Da» haben mir mehrere belgisch« Gesänge re erzählt. Wir konnten selbst nicht schießen, da wir >n dem Gedränge unsere eigenen Kameraden er schossen hätten. Wir konnten uns nur dadurch ver teidigen, daß wir die Türen einschlugen und die Be wohner herausholten, erschossen und die Häuser an zündeten. Jetzt ist dre ganze Gegend nieder gebrannt, und das nur durch die Dummheit der Bewohner. Hätten die nicht geschossen, wären wir ruhig durchgegangen. Nun mußten wir noch ein Fort stürmen. Unsere Zager waren sehr tapfer, sie waren die Vordersten, die den Belgiern gegen überstanden. Wir waren an zweiter Stelle, trotzoem sind unsere Verluste auch ziemlich stark, ich selbst hatte die Hoffnung ausgegeben, aus diesem Hexenkessel herauszukommen; endlich war das Fort gestürmt, und wir kamen einen Augenblick zur Rude, aber nicht lange, da ging es wieder weiter. Zn fedem ein zelnen Hause waren jetzt belgische Sol daten, und wir wurden noch immer fortgesetzt be schossen. Die Soldaten wurden fast alle nach un) nach gefangen genommen. So kamen wir Lüttich immer näher und besetzten eine Höh« vor der Stadt. Von hier aus beschoß unsere Artillerie fortgesetzt ein anderes Fort und die Stadt. Mittlerweile war es Nachmittag geworden, ich wurde zur Bagage abgejchoben. Wir verlebten eine ruhige Nacht, die Leute waren hier nicht jo feindlich. Die'e Nacht fing es aber wieder an zu regnen, es regnete den ganzen Tag noch fort. W»r hatten keinen trockenen Faden. Während dieser Nacht hatte sich auck die Stadt und das eine Fort über geben. ...» öem Nückwrge in -ie hrlmatsgarnijon haben gestern inittag einige Leichtverletzte des . . . Regiments unsere Stadt passiert. Ein Mitglied unserer Redaktion hatte auf dem Bahnhöfe Gelegenheit, mit den jungen Kriegern zu sprechen, die nichts weniger als erbaut davon waren, wenn auch nur vorübergehend zur Ausbil dung des Nachschubes besohten zu jein. „Hoffentlich sind wir in drei Wochen wieder draußen." Das war der Grundton. Wo sie Herrinnen? Aus der Nähe von Lüttich, das wir aber nur liegen sahen. Ueber- haupt hatten wir Pech. Blos ein paar lumpige Belgier konnten wir abschießen. Das Gesindel reißt ja aus wie Schasleder. Aber nichtswürdig heimtückisch ist die Bande, an den Schwerverwundeten lassen sie hündisch ihre Mordlust und Raubgier aus. Schade, daß man nicht eine kleine Kriegstrophäe, ein Achsel stück oder eine Kokarde, mitnehmen durfte. Aber das gibts nicht. Achtung vor dem toten Gegner! Die Verpflegung? Großartig! Alles funktioniert aufs prompteste. Nur dre scheußliche Rückfahrt — mehr als drei Tage, seitdem dre mit gejährten Gefangeiren abgeliefert sind. * Freiwillige Helfer überall. Die Firma Oren- stein dr Koppe«, Att.-Gej., hat folgendes beschlossen: Dem Roten Kreuz wird für dessen Zwecke ein Betrag von 50 000 .ck überwiesen. Ferner stellt die Gesell schaft dem Roten Kreuz zur Verfügung: 1. das mit 35 Betten ausgejtattete unserer Firma gehörige Er holungsheim in Blankenburg am Harz, 2. drei Stock werke unseres Geschäftshauses in Berlin, Möckern- straße 121. Die Gesellschaft hat ferner beschlossen, während der Dauer des Krieges aus dem ca. 750 000 Marl betragenden Fond der Benno-Orenstein- Stiftung bis zum etwaigen vollständigen Verbrauch sowohl an die Familien der zum Heeresdienst «unbe rufenen Arbeiter als auch Beamten angemessene Unterstützungen zu zahlen. — Die Schlaraffia Lipjia hat 3000 .8 gespendet, und zwar j« 1000 .kl an die Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen, die Volkssammlung der Aus- landdeutjchen und an den Flottenverein „Kriegs spende". — Die Firma Gustav Steckner, Hof lieferant, Inhaber Herr Wilhelm Bielmann, stiftete dem Roten Kreuz zum Besten unserer Krieger 1100 Mark. Die Angehörigen der verheirateten im Felde stehenden Angestellten erhalten die Hälfte des Monatsgehaltes. — Der Bayern-Verein Leipzig E. V. beschloß in seiner letzten außer ordentlichen Generalversammlung unter anderem, den unterstützungsbedürftigen Familien der zum Krieg einberufenen Mitglieder pro Woche 3 und jedes Kind besonders 50 Pf. zu zahlen. — Der Medizinalabteilung des Kriegsministeriums sind von der süddeutschen Pharmazeutischen Fabrik F. Hoff mann, la Roche K Eo. in Grcnzach (Baden) größere Mengen pharmazeutischer Präparate für die Behandlung und Pflege im Felde verwundeter Krieger als Geschenk zur Verfügung gestellt worden. Die Spend« (Digalen, Pantopon usw.) wurde am 4.August vom Kriegsministerium angenommen.—Der Eoan g.-N ationale ArbeitervereinLeip- zig beschloß, den gesamten Bestand .der Unter- stiitzungskasse für Kriegsnotfälle bereitzustellen. — Zn der letzten Versammlung des Parochial-Näh- vereins der Friedensgemeinde Leip zig-Gohlis wurden zu Zwecken der gemeinsamen Näh- und Strickarbeit 435 Z aufgebracht und 242 .kl zur Einhebung gezeichnet. — Das Damenkränz chen der Leipziger Alten-Herren-Der- einigungdes Weinheimer S. E. stiftete dem Roten Kreuz seinen Kassenbestand im Betrage von 200 Mark. * Bvrgerjubiläum. Der Privatmann Gottlob Ernst Werner in Leipzig, Arndtstraße 61, begeht heute sein üOjährtges Bürgerjubiläum. * Der Krieg»tag«ng de» verband«» Sächsischer Industrieller, die am Donnerstag in Dresden statt sand, wohnte außer den bereit» genannten Leipziger Herren auch Landtagsabgeordneter Dr. Zoep Hel- Leipzig bei, der dem Vorstande des Verbandes an gehört. * Lebt Blume» an di« Lazarette! Der Ver band der Handelsgärtner Deutschland, in Berlin Neukölln richtet in seinem Berbandsorgan folgende Aufforderung an seine Mitglieder: Wenn schon in ruhigen Zeiten in diesen Monaten vielfach ein Ueberfluß von Blumen vorhanden ist, wieviel mehr noch unter d«n jetzigen schweren Verhältnissen! Ehe aber unser« Schnittblumen ziehenden Mitglieder die Blumen verblühen lassen, können sie jetzt einen schönen Gebrauch von dem Ueberfluß machen, indem sie in den Orten, wo Lazarette eingerichtet sind, dort hin Blumen senden, um unseren tapferen, verwun deten Soldaten damit eine Freude zu bereiten. Ver wundete wie Pflegerinnen werden hierfür gleich dankbar sein! * Die Betriebseinschränkunae« und de« Arbeit» geberschutzverband für das deutsche Holzgewerbe. E» wird uns geschrieben: Durch den Krieg sind den Industriezweigen, die in erster Linie für den Export arbeiten, außerordentliche Schwierigkeiten entstanden, die vielfache Betriebseinschräntungen zur Folge hatten. Ganz besonder, machten sich die Wirkungen inderPtanoforte- und Möbelindustrie bemerkbar, indem beim Ausbruch des Kriege» die Aufträge, die noch Vorlagen, zurückgezogen wurden. In einer Bez i r ks v e rsam mlung des Arbeit geberschutzverbandes für da» deutsche Hol,, gewrrbe erstattete der Vorsitzende, Möbelfabrikant Th urner. Bericht über den Umfang der not wendig gewordenen Arbeiterentlassungen und Be- triebsschließungen. Die Mitgliederversammlung war sich einig, in dieser Zeit der Not, die über unser Volk berernbricht, helfend mit einzugreifen, um Not und Elend in der Arveiterschaft zu mildern. Ein stimmig wurde beschlossen, dem Vorstände zunächst 10000 ./t zur Verfügung zu stellen zur Unterstützung von bedürftigen verheirateten Arbeitslosen Frei lich wird auch hier unerbittliche Notwendig, keit manchem Wollen unüberwindliche Schranken setzen, denn auch die Arbeitgeber in der Holzindustrie werden in gleichem Maße, ja meist noch in höherem Umfange von den verheerenden Wirkungen, die der Umschwung der Verhältnisse bringt, betroffen. Herr Thurner gab in seinem Schlußwort noch der Erwartung Ausdruck, daß die Mitglieder des Bezirksverbandes alles, was in ihren Kräiten steht, run werden, um die Weiterbeschäi- tigung der Arbeiter mit verkürzter Zeit auch unter persönlichen Opfern zu ermöglichen; wo die Beschäf tigung jedoch nicht möglich ist, möchte die Not der Arbeitslosen mit wöchentlichen Unterstützungen ge mildert werden. Hierzu hatte sich e»n Teil der größeren Firmen in der Versammlung bereit erklärt. * Landesausjchuß für Kriegshilfe. Die Frau Prinzejiin Johann Georg hat den Ehren vorsitz in dem Landesausschuß für Kriegshilfe über- nommen. Die Gründungsveriammlung, zu der noch besondere Einladung ergeht, findet Donnerstag, 27. d. M, mittags 12 Uhr, im Königl. Belvedere auf der Brühl,chen Terrasse in Dresden statt. Die Geschäfte werden in Stellvertretung des Staats ministers Grafen Vitzthum von dem Geh. Rare v. Nostitz-Drzewiecki geführt. Zuschriften sind zu richten an den Landesausschuß Kriegshilse, Ministeriums des Innern, woselbst sich die Geschäfts stelle Zrmmer Nr. 304 befindet. Da die Unter stützung der Familien der eingezogenen Mannschaften und die Föroeiung der auf Linderung der Arbeits losigkeit und ihrer Folgen adziclenden Bestrebungen groize Mittel beansprucht und der Landes ausschuß vor allem hierin dem Ausgleich zwischen den besonders wohlhabenden und den ärmeren Landesteilen dienen soll, ist die Zuwendung reicher Mittel zu diesem Ausgleich seitens vermögender Ge meinden, Körperschaften und Privatpersonen dringend erwünscht. Als Kassenstellen sind die Kassen der Kreis- und Amtshauptmannjchaften ,owie der Städte mit revidiercer «tiKteoronung auser,ehen. Haupt- lammelstelle ist die Sächsische Bank. In weitherziger Betätigung des Opfersinnes ,ür die weniger bevor zugten Landesteile ist die Kriegsorgamsation der Dresdner Vereine unter Führung von Oberbürger meister Beutler vorgegangen, indem sie dem Landesausschuß zunächst 10 000 .>t überwiesen hat. Ebenso hat der Wettinschützenbund in dankenswerter Wei,e 1500 .^, der Verband von Arbeitgebern der Suchst,chen Textilindustrie aber nicht weniger als IOOi.00 zur Verfügung gestellt. * Eartendirektor Doebner s. Aus Meiningen ko-mmt die Kund«, daß dort in seiner Heimat nach längerem schweren Leiden der frühere Gartendirektor des Leipziger Palmengartens, Hermann Doebner, verstorben ist. Mit ihm ist «in hervorragender Gartenkünstler, ein feinsinniger, prächtiger und liebenswerter Mensch dahingegangen. Diese Eigen schaften und sein langjähriges Wirken in unserem Palmengarten sichern ihm ein ehrendes Gedächtnis. * Jubiläen. Das Jubiläum 25jährigcr ununter brochener Tätigkeit in einer Stelle begehen heute der Schaffner Johann Gottlieb Weiser in Leipzrg- Eutritzjch in dem Betrieb« der Großen Leipziger Straßenbahn in Leipzig und der Lackierer Gustav Bühl and in Leipzig-Anger-Crottendorf in der Fabrik für Buchbindereimaschinen von August Fomin in Leipzig-Reudnitz, Kohlgartenstraße 7. * Was ist Neutralität? Aus unserem Leserkreise wird uns das folgende niedliche Geschichtchen mit geteilt: Zn einem Kinderhort fragt ein kleines Mäd chen die Lehrerin: „Nicht wahr, Fräulein, Italien bleibt neutral?" — „Weißt du denn, was neutral heißt?" — „Jawohl", sagt die Kleine, „das heißt, sie bleiben mit den Finge rn davon!" * Die Jäger und das Rote Kreuz. Wie aus dem Anzeigenteile der vorliegenden Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, hat eine große Anzahl der Mitglieder des Vereins Nimrod, Leipzig, D. C. E. V., beschlossen, von ihrer Jagdbeute einen wesentlichen Teil zur Erleichterung der Pflege für die Verwundeten und Kranken im Kriege dem Roten Kreuz unentgeltlich zur freien Verfügung zu stellen und an noch näher zu bezeichnende Stellen ab zuführen. Alle Jäger, die diesem lobenswerten Ent- schlusse beitreten wollen, seien auf die Anzeige be sonders hingewiesrn. * Zur Unterstützung unverschuldet in Not geratener Firmen hat sich rn Leipzig ein Hilfsausjchuß gebildet, dem unter dem Ehrenvorsitz des Kreisbaupt- manns v. Burgsdorff eine große Anzahl hervor- ragender Leipziger Burger und Firmen angehören. Der Hilisausscyuß wird zweifellos in der jetzigen schweren Zeit nach den verschiedensten Richtungen hin sehr Günstige» erwirken können. Alles Nähere ist aus der heutigen Anzeige ersichtlich. * Arbeitsvermittlung»^!!« für Ingenieure. Der Verband deutscher Dipl om- Ingenieuer hat, wie aus dem Anzeigenteile der vorliegenden Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, seinen Stellen- nachweis zu einer Arbeitsvermittlungsstelle für alle Gebiete der Technik und für verwandte Gebiete ein gerichtet und bittet alle diejenigen Stellen, die Inaenieurarbeiten zu vergeben haben, sich an die Geschäftsstelle zu wenden. * Neue Zugverdindung Leipzig — Magdeburg. Von Sonnabend, den 22. August, ad verkehrt außer den Lokalzügen zwischen Leipzig und Mägde- bürg ein beschleunigte» Personenzugpaar zweiter bi» vierter Klasse: ab Leipzig Hbf. 7^2 vorm., an Halle a/S. 8^ vorm., an Magdeburg 10i- vorm.; ab Magdeburg nachm.. ad Halle a/S. 6Z7 abends, an Leipzig Hbf. 7» abends. * A« die Verufsvormüader de» Deutschen Reiche» sowie an alle Dormundschastsrichter und alle, die mit Vormundschaft zu tun haben, richtet sich folgender Aufruf, um dessen Veröffentlichung wir gebeten wett»en: Das Archiv deutscher Berufsoormünder hat Sornwbenü. 22. Suyutt lS14. es mit Hilfe befreundeter Reichstagsabgeordneter erreicht, daß die Unterstützung für die Familien der Kriogiteilnehmer jetzt auch den unehelichen Kindern zuteil werden soll. Dieser wesentliche Fort schritt in der Behandlung des unehelichen Krndes wird zweifellos bei der praktischen Durchführung bei den Behörden eine ganze Reihe Schwierigkeiten ver ursachen, da er bei uns noch nicht wie in Oesterreich- Ungarn praktisch erprobt worden ist. Um eine mög lichst einheitliche und entgegenkommende Auslegung dieser Bestimmung im Deutschen Reiche durchzufüh ren, bitten wir alle, die mit diesen Dingen zu tun haben, uns so rasch wie möglich jede einschlägige Sach« mitzuteilen. Es wird sich dabei um schwierige Einzrlfälle, allgemeine Anweisungen von Behörden, Formulare und dergl. handeln können. Wenn dieses Material schon sofort nach seiner Ent stehung bei uns eingeht und sachverständig verar beitet werden kann, so werden wir damit dem Reichsamt des Innern nicht unwesentliche Unter lagen für jene einheitlich« Ausgestaltung liefern und dabei das Wohl des unehelichen Kindes wahrnehmen können. Ze schneller dies geschieht, um so besser wird es siir den Schutz dieser Aermsten sein. Jode, auch die kleinste Mitteilung kann dabei von Wert s«in., Ze eingehender die Mitteilungen sind, um so besser ist es für die Sache. Alle Mitteilungen für da» Archiv deutscher Berufsvormünder bitten wir wäh rend des Krieges zu senden an Prof. Klumker, Wilhelmsbad bei Hanau. * Die letzten Japaner haben Leipzig verlassen. Wie man bemerken konnte, hatten sie es ziemlich eilig, so daß man bei uns heute kaum noch eine Er- rnnerung an die „gelbe Gefahr" wird wahrnehmen können. Die japanischen Studenten waren die ersten, die hinauseilten, um dabei zu sein, wenn Rußland das verteilt, was es seinen gelben Freunden ver sprochen hat. Der letzte Zapaner, ein kleiner, blöder Kerl, schrie gestern mittag mit Aufbietung aller Lungenkräfte jeden vorbeifahrenden Droschkenkutscher an. Keiner achtete auf ihn. Er schleppte seinen Koffer bis zur nächst?» Straßenecke an der So- phirnstraße, hier stellte er sich wieder auf: „Droschke, Droschke!" Endlich versuchte er es, einen vorüber fahrenden Kutscher anzuhalten, wobei er schmerzlich schrie: „Bannof, Bannof!" . . . Der Kutscher wehrte ihn mit der Peitsche sacht, mit kräftigen sächsischen Worten aber derb ab:„Siehdunur zu.wiedu hinkommst, du gelbes Luder, ich fahre dich nicht!" - Wieder Führungen durch die Bugra. Seit Mon tag dieser Woche haben in der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik die Führungen auf besonderen Wunsch der Besucher wieder begonnen, und zwar zunächst die Führungen für Lehrer, die nachher ihre Schüler durch die Ausstellung rühren wollen. Da auch vom Publilum aus der Wunsch in letzter Zeit verschiedentlich geäußert wurde, die all gemeinen Führungen wieder aufzunehmen, hat sich die Ausstellungsleitung dcnu entschlossen, in be schränktem Maße diese einzurichten, und zwar Dienstags und Freitags nachmittags von 3 Uhr ab. Treffpunkt: Eingang der Kultur halle. * Die Feuerbestattung im Monat Juli. Im Monat Zull erfolgten in Deutjchlano 945 Feuerbe stattungen, 132 mehr als im Juli 1913. Die meisten Feuerbestattungen hatte wieder Leipzig, nämlich 100; dann folgen: Berlin mit 84, Chemnitz mit 65. Bremen mit 62, Gotha mit 59 und Dresden mit 52. Stuttaart hatte 40, Hamburg 36, Jena 31 und Mainz und Zittau re 30 Feuerbestattungen. Die wenigsten Feuerbestattungen erzielten die Veraschungsstätten in: Freiburg i/Br. und Treptow je 5, Reutlingen 4, Göppingen, Greifswald und Heilbronn je 3 und Dessau 2. — Die verhältnismäßig meisten Feuer- defrattunoen hatten wie immer die 5 sächsischen An stalten, nämlich 261 oder 27,5 Proz.; die 9 thüringi- schen hatten 199, die 8 preußischen 134, die der drei Freistädte 106 Feuerbestattungen usw Die 14 sächsisch thüringischen Veraichungsstätten weisen demnach nahezu die Hälfte sämtlicher Feuerbestattungen Deutschlands auf. Mehr als dreivrertel der Feuer bestatteten stammten aus den Krematorienstädten und ihrer Umgebung. Die Gesamtzahl aller bisher in Deutschland vorgenommenen Feuerbestattungen beträgt 63 415. l'. Berichtigung. Zu unserer gestrigen Mitteilung über das Verschwinden des Realschülers Rothe wird berichtigend bemerkt, daß der vermißte Schüler nicht Paul Adolf, sondern Paul Rudolf Rothe heißt. D> elfter Diebstahl. Am Donnerstag ist eine hiesige Kassiererin in überaus dreister Weise bestohlen worden. Während sie nämlich in einem Nebenraum ihren Hut holte, betrat eine Bettlerin den Laden und nahm die von der Kassiererin auf die Ladentafel gelegte schwarze Ledertasche mit 80 Inhalt an sich, mit der sie die Geschäftsräume ebenso schnell wieder verließ, wie sie gekommen war. Die Bettlerin ist schou wiederholt in dem Geschäft gewesen, um zu betteln. Sie soll etwa 50 Jahre alt, 1.50 m groß sein und abgetragene duntle Kleidung sowie ein buntes Kopftuch getragen haben. Sie ist daran sehr leicht erkenntlich, baß ihr die Nase fast vollständig von einerErkranlungzerfressen ist. Außerdem soll sie noch andere Narben im Gesicht haben. Wer etwas zur Ermittlung der Frau angeben kann, teile dies der Kriminalpolizei mit — Aus einem am Grundstück Eeorgiring 1 angebrachten Schaukasten sind in der Nacht zum Freitag drei marmorme Bildhauerarbeiten gestvklen worden, die sämtlich unter dem Sockel mit den Buchstaben k Al. gezeichnet sind. Das eine Bildhauerstück ist 20 em hoch und stellt eine Büste Bismarcks dar. das zweite ist 12 cm hoch und stellt das Brustbild einer Holländerin dar, das dritte, zwei Eulen, ist 23 em hoch. Sollten die Gegenstände bemerkt wer den, so wolle man sofort die Kriminalpolizei benach richtigen. L. Der Pfadfinder beim Militärtransport. Nach einer beim Postamt eingecangenen Mitteilung ist am 6. d. M. ein 14 jähriger Pfadfinder Fritz Leh mann aus Leipzig-Gohlis mit einem Militär- transportzuge Mitgefühlen. Er sollte von der Aus ladestation aus mit einem Leerzüge wieder zurück fahren, hat dies jedoch nicht getan, denn er ist später bei einer Fuhrparklolonne gesehen worden. Die Ellern des Pfadfinders können Näheres über ihn beim Polizeiamt erfahren. Llütlmvr» Xaleerl. uack livulgl. Uok-LlanokortekabrUianr riÜAvI Mül Inprßettkt »il nc müi slstlnutststurttMl». nütz» Z ürüssel 1910 wir a«w..Orantt krix" I-elprlU ILI3 (Ivtern. Uausaeüausstvlluvirt KSiiixl. 8»e! 8. ÜüinlMM
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