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38. Jahrs Volkszeitung Sonnabend, 1v. Oktober 1S3K LchrtstkUung: Drrsd«»«., PoN«rstr. 17, Fernruf 20711«. H012 vcschljtsstell«, Druck und Verlag: Germania Buchdruckerei ». Verlag Th. ». D. Winkel, Polierstrab« 17, Fernruf 11011, v-stfche«: Nr. 10«, Bank: Stadtbanl Dreod«» Nr. «7S7 3m Fall« von HSHerer Lewa», verbot, etntietender Betrieb»» ftSrungen Hal der Bejieher .der Werbungtreibend« lein« Bn» fprllche, fall» di» Zeitung in befchränktem Umfange, oerf-Stet oder nicht erscheint Lrtiillungoort ist Dresden. Lrfchelnl S mal wöchentlich. Nenailicher Bezugspreis durch Tröger einfchl. »0 Psg. bj>». t» Psg. Irögerlohn 1.70; durch di« Post l.7ll «Infchllebllch YeMberwelfungsgebilhr, »uzagllch SS Pfg. Post-Bestellgeld, kiezelnusimer 10 Pfg.. Sonn» u. Festiagsnummer R Pfg. Ibbestellungen miiffen fpötesten, «Ine Woche vor Ablauf der vezr-szeit schrlfillch beim Berlag «ingegangen fein. Unser« Irlger dürfen kein« Abbestellungen «nigegennehme», Verlagsort Dresden. Anzeigenpreise: di« lfpaltig« 11 mm breit« Zeil« b Pfg.f für Familienonzeigen b Pfg Für Plahwünsche vnnen wir lein« Gewähr leiste». Sächsische Aussprache Blums und Oelbos' mit (Wen Vemteiluns des russischen Vorstoßes französische Blätter zur Moskauer Drohung Pa r'I s, 9. Okt. Die Drohung der Sowjetregierung mit ihrer Rote Uber den Nichteinmischungspakt (vcrgi. die Meldungen In der gestrigen Ausgabe der S. V.) hatte in Paris wie eine Bombe eingeschlagcn. Ministerpräsident Blum und Aichenminister Delbos werden am heutigen Freitag mit dem tirolischen Aussenminister Eden, abgesehen von der Fllnfer- konserenz, auch iiber die etwaigen Folgen des sowsetrussisckren Schrittes und, wie viele Blätter wissen wollen, iiber di« ge meinsame Haltung Frankreichs und Englands beratschlagen. Es sind nur wenige Blätter, die den sowsetrussl- sst^n Borstoh billigen oder zu rechtfertigen versuchen. Der „Petit Parisicn" verzeichnet die Möglichkeit, dass di« Atmosphäre Europas gestört werden könnte und gewisse Be mühungen der Diplomatie zweifellos erneut notwendig werden winden, um die Ruhe wiederherzustellen und den Boden für dir grossen Verhandlungen im Hinblick auf die europäifelse Be- kirdung vorzubereiten. „Le Jour" schreibt, der sowjetrnssiscl)« Schrill sei eine Warnung an Europa. Jetzt müsse sich erweisen, o- 0/c Grossmächte etwa die Absicht hätten, der Moskauer Er pressung nachzugsben. Das „Echo de Paris" hält es für wenig wahrscheinlich, das; Sowjetrufslands Schritt die Rettung der spanischen Republik bedeute. Hierzu sei es viel zu spät. Kein sozialistisches oder Volksfront-Land könne heute noch, selbst mit den grössten Hilfsmitteln, den Zusammenbruch des Madrider Regimes verhindern. Es handele sich also eher um ein be ¬ stimmtes Manöver. Das Blatt glaubt an eine aus der innen- politisä,«» Lage Sowjetrutzlands zu erklärende Initiative: Durch di« im Londoner Kontrollausschutz eingenommene Haltung wolle der Sowsetdiktator die öffentliche Meinung be ruhigen, deren Wortführer er beiseite gebracht habe, und gleich zeitig versuche er, die Anhänger der Komintern zu besänftigen, die Moskau durch den Mitritt zum Nichteinmischungspakt sehr stark verstimmt habe. Der „Excclsior" meint, das internationale Manöver werde anscheinend durch ein innenpolitisches, auf England abgemünz tes Manöver ergänzt. Zweifellos wäre Sowjetrutzland nicht böse, wenn es die konservativ« Londoner Regierung in (Gegen satz zur Arbeiterpartei bringen könnt«, die sich gleiclszeitig für die Nichteinmischung in den spanischen Konflikt und für die Nichtzulassung der Kommunisten zur Labour-Party ausgesprochen habe. Das „Journal" spricht von den verdoppelten Bemühungen der Sowjets, das Neutralitätsabkommen zunichte zu machen, und glaubt, deu Hintergrund in der Opposition Sowjetrutzlands gegen dir Einstellung der Westmächte zu finde». Die Haupt aufgabe sei deshalb, alles zu vermeiden, was Europa in zwei seindliclx: Lager spalten könnt«. „La Republique" erklärt, datz es sich für Moskau unter dem Vorwand, Spanien zu retten, lediglich darum handele, Frankreich zu missbrauche». Moskau habe geschworen. Frank reich zu zwingen, Farbe zu bekennen. 72 französische Abgeord nete als Söldlinge Moskaus arbeiteten für das Moskauer Spiel. Einhellige Ablehnung des neuen Sowjet manövers in England London, 9. Okt. Die S o w j e t d r o h u n g, unter Umständen die rote spa nische Regierung aktiv unterstützen zu wollen, unter gleich zeitigem Ausscheiden aus dem Nichteinmischungsabkommen, wird von der englischen Morgenpresse nicht sehr ernst genommen. Non iveist vielmehr darauf hin, datz die Sowjets damit aus die innerpolitischen Verhältnisse Englands und Frankreichs ein wirken wollten Die „Times" meint, datz propagandistische Erwägungen im Hinblick auf die gegenwärtigen Diskussionen der Arbeiter partei in Edinburgh die Sowjetpolitik wesentlich bccinslutzt hät ten. Die Moskauer Veröffentlichung des Textes der Note ver- Kohe gegen den Geist des Nichteinmischungsabkommens. Da durch sei die Aufgabe aller schwieriger geworden. Der russische Verdruss erkläre sich aus der Tatsache, datz die Nationalisten immer näher auf Madrid rückten und datz die Lage der Links regierung verzweifelt werde. Moskau befürchte nun, die Nieder lage der Rolen in Spanien werde sich auf die gesamte kommu nistische Aktion in Europa auswirken. In Moskau hoffe man wohl, durch eine Versorgung der Madrider Regierung mit Kriegsmaterial das Glück noch einmal zugunsten der Noten wen den zu können. Unter abermaliger Betonung, datz alles getan werden müsse, um ein Uebergreifen des spanischen Krieges auf Europa zu verhindern, erklärt die „Times", die somjetrussische Oie Stadt Madrid Die Nationalisten werfen Flugblätter in Burgos, 9. Otzt. Der Madrider Innenminister Galarza beabsichtigt, wie hier verlautet, di« Hauptstadt mit Sirenen- anlagen auszustatten, um die Bevölkerung bei Luftangriffen warnen zu können. Bei einer Prüfung der Luftschutzwarn- anlagen hab« es sich nämlich herausgestellt, datz keine Kir- chenglocken mehr zum Alarm läuten im Notfall vorhanden seien. Zwanzig nationalistische Flugzeuge warfen am Mittwoch iiber Madrid Millionen Flugblätter ab mit der Ankündigung, day demnächst der Angriff der nationalistischen Truppen aus die Hauptstadt beginnen werd«. Mdrlder Minister besucht Sowjeldamyfer Moskau, 9. Okt. Der Kapitän des im spanischen Hafen Alicante eingetrossenen Sowjetdampsers „Kuban" meldet nach -: m Bericht der „Tatz" sunkentelegraphisch, das; das Schiss d aus Sowjetrutzland stammende Ladung in zwei Schichten zu losch::; begonnen habe. Der Dampfer erhalte andauernd Besuch von rolen Abordnungen ans Madrid und von Verwundeten. Von dem Arbeilsminister der Madrider Regierung und dem stoininandanten des Marinebereichs von Alicante sei dem sow« lilrusjischcn Schiss ein Besuch abgestattet worden. Aktion sei schon deswegen verdammenswert, weil sie zweifellos provokatorisch sei. Der Geist der Zerstörung und Anarckie sei ein so wesentlicher Teil des kommunistischen Programms, datz der Verdacht aufkommen müsse, ob die sowjetrussische Regierung nicht etwas unternehme, um den Konflikt allgemein zu machen. Der „Daily Telegraph" meint, die Moskauer Drohung sei als,eine Absicht anfzufassen. der Regierung Blum und in einen; geringeren Umfange auch der Regierung Englands Schwierig keilen zu machen In; Leitartikel des „Daily Telegraph" heitzl es, wahrschein lich sei es der Wunsch Litwinows, in der Stunde der Enttäu schung iiber den Mitzerfolg des raten Spanien ein gewisses Matz an Trost zu geben. Die Motive Litwinows jedoch gingen das internationale Komitee nichts an. Der diplomatische Korrespondent der „Daily Mail" rügt die Tatsache, datz Moskau seine Note veröffentlicht hat, ohne die Diskussion vor den; Ausschutz abzuwarten. Die Sowjeldrohung sei eine beispiellose Frechheit genannt. Die Sowjets hätten nie mals ihr Versprechen der Nichteinmischung gehalten. Die spa nische kommunistische Regierung sei ein Kind des bolschewi stischen Komplotts und bolschewistischen Geldes, das immer nach von Moskau nach Madrid zusammen mit Lebensmitteln herein ströme. Der wahre Grund sei der Versuch, auf die französische Regierung einen Druck; auszuüben, Caballero zu unterstützen. Die britische Nation sei entschlossen, sich nicht in einen europäischen Krieg zwischen „Rechts" und „Links" zerren zu lassen. Sie halte es für richtig, sich aus allen; hcrauszuhalten und aufzurüsten. ohne Kirchenglocken MMoneN'Auflage über der Hauptstadt ab Wie aus Odessa gemeldet wird, wird der aus Alicante dorthin zurückgekehrte Sowjetfrachter „Newa" bereits seit 2 Tagen eilig wieder für eine neue spanische Hilfsfahrt beladen. prlmo de Rivera soll vor ein Volksgericht gestellt werden Paris, 9. Oktober. Der Sender La Eoruna meldet, datz nach einen; Funkspruch aus Alicante der Führer der faschistischen Pl-alanx, IosL Anto nio Primo de Rivera, der in Alicante von den Marxisten gefan gen gehalten wird, demnächst durch ein Bolksgericht abgeurteilt würde. Göring auf der Durchreise nach Budapest in Wien einaetroffen Auf der Durchreise zu den Belsetzungofelcrllchkelten für den verstorbenen ungarischen Ministerpräsidenten Gömböo ln Budapest traf Ministerpräsident Generaloberst Görtng am Freitag früh in Wien ein. Zu seiner Begrützung halten sich aus dem Wiener Westbahnhof der deutsck)« Geschäftsträger, Ge- sandtschastsrat von Heinz eingesunden. Belgiens Aeutralitätsslandpunki In Frankreich beobachtet man mit einer gewisjen ner, vösen Unruhe den wachsenden Einfluss der Flamen aus die belgische Politik, und zwar aus einem durchaus konkreten und aktuellen Anlatz. Es ist dem Anscheine nach in Genf nicht gelungen, die geplante Westpaktkonserenz diplomatisch vorwärts zu bringen. In; Gegenteil, neben den Schwierig keiten, die in der immer noch nicht aufgegevenen Absicht liegen, den geplanten Westpakt mit einer Regelung im Osten unmittelbar zu verbinden, ist als neue Komplikation der englische Wunsch getreten, die Bereinigung des britisch italienischen Gegensatzes im Miltelmeer mit der Fünfer- Konferenz zu verkoppeln, was in der nicht unrichtigen An sicht begründet liegt, datz Italien als Garantiemacht solange keine vollwertigen Verpflichtungen übernehmen kann, wie es sich in einem noch unbereinigten Konflikt mit der zwei ten Garanticmacht England befindet. Ausserdem zeiyl man sich in Paris aber auch besorgt über gewisse belgische Auffassungen, die die französischen Anfmarschpläne völlig über den Hausen zu werfen drohen und welche das „Oeuvre" eben auf den wachsenden Einflntz der Flamen zurüclfllhrt. Die belgischen Wünsche, die keineswegs aut die flämischen Bolkskreise beschränkt sind, sondern seit einiger Zeit auch in wallonischen Blättern wie „Libre Velgiyue" und „Le Bingtiöipe Siöcle" geäutzert werden, lassen sich im Kern auf die Formel bringen: Belgien wünscht von einem künftigen Westpott eine Garantierung feiner Grenzen, ist aber nicht gewillt, selber Garantie;; zu über, nehmen. Mit anderen Worten, Belgien will keine Verpflich, tungen eingehen für den Fall, datz Frankreich und England angegriffen werden, ohne das; gleichzeitig belgische Inter, essen materiell berührt sind. Bis zur Stunde war es nicht völlig klar, ob es sich bei dieser Ausfassung lediglich um dir Wünsche gewisser Bolksströmungen in Belgien handelte, oder ob die Meinung der Negierung selber dahinter sichtbar wurde. Der beabsichtigte Borstotz der Kommunisten in der belgischen Kammer, der soeben bekannt wird, dürfte aber geeignet sei», den Zweifel» datz sich das Kabinett mit den Wünschen zu einer bedingten Neutralitätspolitik identi» fiziert, aus dem Wege zn räumen. Dieser Klarstellung hätte es jedoch nicht einmal be durft, um Frankreich-über die Wandlungen _in der bel gischen Autzenpolitik mit Sorge zu erfüllen. Frühere Er klärungen des Ministerpräsidenten van Ze e land und seines Autzenministers Spaak sowie vor allen Dingen bedeutsame Wandlungen in der Auffassung des belgischen General st abes gaben für französische Augen schon hin reichend Anlatz zur Unruhe. Solange das französisch-bel gische Militärbündnis besteht, ist es bekanntlich das Be- streben des französischen Generalstabes gewesen, die Maginot-Linie durch Belgien hindurch bis zur holländischen Grenze zu verlängern, selbstverständlich mit der Front stellung gegen Deutschland. Trotz des Widerstandes einer bestimmten Gruppe im belgische» Generalstab ist das bel gische Verteidigungssystein tatsächlich auch in; wesentlichen nach den französischen Vorschlägen aufgebaut worden, ein Ersolg, für den Paris namentlich dem langjährigen belgi schen Kriegsminister Devöze dankbar sein kann. In zwischen hat sich aber gerade hier am empfindlichsten Punkt der französisch-belgischen Beziehungen eine grundsturzende Veränderung angebahnt. Seit Ende März d. I. ist in Bel gien eine Kommission an der Arbeit, die die Aufgabe hat, das gesamte Verteidigungssystem des Landes einer General- Prüfung zu unterziehen. Anfang September nahm die Kommission eine Entschlietzung an, die, politisch betrachtet, zu dem Ergebnis kommt, datz Belgien in Zukunft nicht mehr einseitig Matzregcln zur Abwehr eines eventuellen deutschen Angriffs an feiner Ostgrenze zu ergreifen hat, sondern auch den Fall im Auge behalten mutz, datz es an der franzö sisch-belgischen Südgrenze zu _ Verwicklungen kommt. Borgeschlagen wurde in diesem Sinne von dem Gcnerallentnant van den Berghc und von den Obersten van Dael nnd van Overstreet, datz 1. die befestigte Regio« von Antwerpen aus die Höhe der angenblicklick)«» Dringlich keit gebracht wird, datz 2. die Verteidignngssnsteme der Plätze Lüttich und Namur für den Fall unerwarteter An griffe von rückwärts zu geschloffenen Anlagen ausge« baut und datz die Wasserläufe an der belgischen Süd grenze in Verteidigungszustand gesetzt werden. Es ifk selbstverständlich, das, solche Vorschläge, die völlig vergessen lassen, datz ein belgisch-französisches Militärbündnis besteht, nicht mit der Verstimmung erklärt werden können, die in belgischen Militärkreisen entstanden ist. weil von Paris, aus Mitztrauen gegenüber der Schlagkraft der belgischen