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Sächsische Volkszeitung : 23.09.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193609230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360923
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-09
- Tag 1936-09-23
-
Monat
1936-09
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.09.1936
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Substanz unseres Leibes, in das Gehirn, den Motor menschlicher Macht und Gröhe, gewagt. Die elektrischen Ströme, die betäubenden Slosse, die ge- nauestc Kenntnis des anatomischen Baus der Gewebe, des Kreislaufes der Taste, der physiologischen Funktionen, der In- sektionsverhütung, der hygienischen Technik, alle diese heiligen Güter der Forschung, seit Jahrhunderten mühselig erworben, unter Qualen und Gefahren zusammcngetragcn, unter Ge wissensnot und Einsamkeit, Hohn und Haß behütet und ver mehrt, sammeln sich so in der Hand eines Mannes, der mehr mals die Woche im Operationssaal zu New Haven in atem loser Stille den menschlichen Körper vom böse» Unkraut des Leidens besreit. Drsrclsn Tag des NelchslustschuhbundeS Millionen deutscher Männer und Frauen stehen heute schon einsatzbereit, lm Ernstfall Heim und Herd gegen die Wirkungen der Luftangriffe zu schützen. Als Luftschuhhauswart, Lustschutz- Hausfcuerwehr und Laienhclserin bekennen sie sich zum Natio nalismus der Tat. lieber 10 Millionen Männer und Frauen, die als Selbstschuhkrafl oder Amtstrager des RLB. aktiv nicht Mitarbeiten können, haben sich als Mitglieder hinter die Fah nen des Reichsluslschutzbundes geschart. Aber noch gibt es Männer und Frauen, die dem Gedanken des Luftschutzes nicht das volle Verständnis entgegenbringcn. Diese gilt es jetzt von der eisernen Notwendigkeit des Luftschutzes zu überzeugen. Deshalb wirbt der Reichsluftschutzbund erneut um jeden Volks genossen und um jede Volksgenossin. De» Auftakt zu dieser Werbung bildet die Weihe st unde am Tage des Reichsluslschutzbundes in Dresden, Sonnabend, d. SS. September, 20,16 Uhr, aus der I l g e n k a m p f b a h n, bei der 5000 Dresdner Luftschutzhauswarte durch de» Polizei präsidenten verpflichtet und 14 RLB. Fahnen geweiht werden. Diese feierliche Grotz-Kundgebung wird ein machtvolles Be kenntnis der Dresdner Einwohnerschaft zum Reichsluftschntz- bund als des Trägers des Selbstschutzes im zivilen Luftschutz sein. Als Eintritlsausweise werden handgeschnihte Holzfiguren ausgegebcn, crzgcbirgischc Heimatkunst, die vielen Heimarbeitern lm Notstandsgebiet Wcstsachsens Beschäftigung gegeben haben. Diese kleinen holzgeschnitzten Figuren, die die einzelnen Selbst- schutzkräftc darstellen, sind gleichzeitig ein bleibendes Erinne rungszeichen an diesen Tag des RLB. 1936 in Dresden. GauWrerweclrsel lm ASS. Mrlnebund Damit der Nationalsozialististlie Deutsch Marinebund, dem tre Kameraden der ehemaligen Kaiserliclien Marine, der ehe maligen Reichsmarine und die ausgeschiedencn Kameraaen der neuen Kriegsmarine angehören, die ihm gestellten Aufgaben voll erfüllen kann, ist eine Neugliederung innerhalb des Bundes not wendig geworden. Jin Zuge dieser Neuordnung ernannte der Bundcsführer. Fregattenkapitän a D. Hintzmann, den Kapitän z. S. a. D. Otto Feldmann (Dresdenl rum Gauführerder jetzt vereinigten Gaue Tachsen Nord uno Süd. Bei der feierlichen Uelcergabe der Leitung an den neuen Gauführer in Dresden, der als Vertreter des Generalkommandos Fregattenkapitän Bachmann beiwohnte, dankte der Vundesfüh- rer dem bisherigen Gauführer Naumann für die anerkennens werte Leitung der Gaue Sachlen Nord und Süd während oer letzten elf Fahre. Der Bundesführer sprach sodann vor den an der Feier zahlre-ch teilnehmenden ehemaligen Marincangehöri- gen Mrer die Ausgaben, die der Bund im nationalsozialistischen Deutschland erfüllen lall' Erfassung möglichst aller eliemaligen Marinekam'roden. Aufrechterhaltung der engen Verbindung mit oer neuen Kriegsmarine. Der neue Führer des Gaues Sachsen des NSD. Marine bundes. Kavitän z. S. a. D. Feldmann, führte ivähren-d des Weltkrieges die 2. Unterseebootsslottille und später den Kleinen Kreuzer „Rostock" sowie den neuen Kleinen Kreuzer „Danzig". : Recollektlo der Nnlo apostolika findet am Dienstag, 29. September, 15 30 Uhr, in Dresden-A. 1. Käusferstratzc 2, statt. Dampferfahrten und Reichsgartenschaubesuch für Dresde ner Erwerbslose. Ol>erbürgermcstter Zörner bat 3500 erwerbs lose Dresdner Volksgenossen mit ihren Angehörigen, die sich am Montag an der ersten Dampferfahrt in die Sächsische Schweiz beteiligten, zu einem kostenlosen Besuch in die Reichsoarlcnickau eingeladen. Auch für die übrigen Erwerbslosen in Dresden die in den nächsten Tagen ebenfalls mit dem Dampfer in das sächsi- scl)e Fellengebirge fahren werden, gilt diese Einladung. : Preisweltliochen In der Nelchsgartenschau. Im Rahmen der Leistungsschau „Der gedeckte Tisch" findet in der Halle 13 vom 22. bis 25. September täglich um 15 Uhr ein Preis-Well- kochen statt. Fe 16 Bewerber werden gestellt am 22. von der NS. Frauenschast, am 23. von den Kochlehrlingen ocs 3. Fahr ganges. am 24. vom 2ldM. und am 25. von der Es wird täglich eine bestimmte Aufgabe gestellt, die vor den Augen des Publikums an 16 verschiedenen Kochstellen zu lösen ist Fe- desmal winken 3 .Haupt- und 3 Trostpreise den ersolgreichsten KochkUnstlcrn. Auch die Zuschauer können sich beteiligen, indem sie erraten, wer voraussichtlich den 1. und 2. Preis erhält. Für die richtige Voraussage ist täglich ein wertvoller Preis aus gesetzt. Blick auf die Kunst des Mtelaliers Dr. Fosef Müller van der Städtischen Kunstsammlung Chemnitz sprach am Montag vor einer gut besuchten Versamm lung des Katholischen Kunstkreises im Belvedere über „Die Kunst des Mittel alters und ihre Be deutung für die Gegen war I". An Hand sorgfältig aus gewählter Lichtbilder gab er einen Begriff vom Wesen mittel alterlicher Kunst, die bestimmt ist durch das Erbe der Antike, die Lehre der Kirche und die Geistigkeit der jungen nordischen Völker. Drei Stufe» der Entwicklung zeigt diese Kunst: die Ausdruckskunst des frühen Mittelalters, die Lebenssülle des Hochmiltclalters und die mystische Verinnerlichung des Spätmit- telnlters. Besonders deutlich wird diese Entwicklung dem Be trachter der mittelalterlichen Kleinkunst, der Buchillustration, die das Wesen des mittelalterlichen Menschen vielleicht am rein sten widerspiegelt. Nicht die äuszerc Erscheinungsform natur getreu wiedergeben will der mittelalterliche Künstler, sondern das innere Geschehen. Ein mittelalterliches Kaiserbild etwa ist nicht das Porträt irgendeines Fürsten, sondern das Bild des Herrschers schlechthin. Nicht Abbild, sondern Sinn bild ist das mittelalterliche Kunstwerk. Fm Hochmittelalter versucht diese Ausdruckskunst, die zur Zeit der Öttonen fast abstrakt, fast ohne Rücksicht auf die For men der Natur war. dze Fülle des Lebens in den wesenhaften Zügen zu sassen. Bewegung kommt in die Figuren der Buch illustrationen, reichere Formen zeigen die Werke der Plastik. Die Architektur gibt ihre starre, strenge Linie auf und sucht mit leichterer Hand mächtige Baukörper zu einein kraftvollen, malerisch bewegten Ganzen zu fassen. Die Stifterftguren im Dom zu Naumburg, die Standbilder Heinrich des Löwen und seiner Gemahlin im Braunschweiger Dom, der Bamberger Rei ter und das Kaiserbild auf dem Magdeburger Markt sind Zeug nisse dieser Kunst des Hochmlttclaltcrs. Mit dem «usklang des Mittelalters steigert sich die Fähig- Medizin und Biologie 94. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Dresden, 22. September. Der erste Arbeitstag der 94. Ver sammlung deutscher Nalurfors«i>cr und Aerzte stand unter dem Leitivort „Medizin und Biologie". Hinter dieser Formel ver birgt sich eine der großen Streitfragen unserer Tage ans dem Gebiet der Heilkunde, die Frage nach der Stellung der sog .„Schul medizin" zur „Naturlzeilkunüc". Die breite tlzeoretis<l>e Grund lage der Erörterung gab Professor Max Hartmann (ükrlin) in seinem Vortrag „Wesen und Wege zur biologischen Erkennt nis". Er führte aus. daß die biologische Erkenntnis als Grund lage auch der wisseirschastlielzen Medizin anerkannt sei. Drofes- sor Aschoff (Freiburg) bel-andelte sodann das Tlzema „Patho logie und Biologie". Professor G. von Bergmann schilderte in seinem Dorträa über . Leistungen und Ziele der Medizin" zu nächst die beispiellosen Erfolge der Chirurgie seit der Erfindung der Narkose, der keimfreien Wundbehandlung und Blutstillung. So oft man von der Volksmedizin ausging, hat man doch immer wieder mühselig und systematisch forschen müssen, denn die wis- sensä-aftlichk Erforschung begründet erst das schlichte Erfahrungs gut. So ergibt sich das Zusammenwirken der Medizin als Wis- seiftcliaft mit der natürlichen Heilweise zur Gesundheitspflege des Volkes. Die neue Einstellung zu diesen Fragen vertrat Professor Kö tschau (Jena) in seinem Vortrag „Biologisches Denken im Rahmen der neuen deu!scl)en Heilkunde". Die vorsorgerisch-bio logische Heilkunoe will den Organismus durch Uebung an und in der Natur stark und leistungsfähig machen. Natürlich kann entwickelt und gesteigert werden, was erb- und rassenmätzig im Organismus vorlzanden ist. Es darf nicht dazu kommen, daß der Leistungs- und Kannzusland des Volkes absinkt. Darum Vor sorge statt Fürsorge. Es gilt, die Kranken gesund zu machen, die Schwachen zu stärken und die Leistungsfähigkeit für Gesunde zu steigern. Diese vorsorgerisch-biolngische Heilkunde steht nicht im (Gegensatz zur fürsorgerischcn Schulmedizin. Das deutsch Volk fordert Gesundheitshäuser, in denen Schulung und Kräf tigung planmäßig betrieben wird. Professor Grote (Dresdens ergänzte den Vortrag von G. von Bergmann, indem er .Hie Stellung der Therapie zu den Grundsätzen der allgemeinen Krankbeitslchre" geschlossen unter suchte Die Ganzheit des menschlichen Wesens, die in jedem Krankheitsfall als erstes und letztes dem Arzt zur Beurteilung gegenübersteht, ist der rein auflösenden und zergliedernden For schungsart nicht zugänglich. Grote unterscheidet Zustandsdiag- nosc und Bedeutungsdiagnose, nämlich die Kenntnis oer zuftänd- lichen Veränderungen der Organe und bestimmter Leistungen und die Erkenntnis der Bedeutung dieser Veränderungen im Sinne der Wiederherstellung der Gesundheit. Die enge Zusam- : In der Stammarbeitersledlung Niedersedlitz fand das Richtfest statt. Bürgermeister Schiekmann und Negierungs baumeister Kleindienst hielten Ansprachen. Amtshauplniänn Venus schlug den letzten Nagel in den Sparren. : Ein Festakt lm Gemeindesaale der Kreuzklrche fand aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Evangelischen Bundes statt. Die Festansprache hielt der Präsident des Evangelischen Bundes, Professor Dr. Vornkamp, Leipzig. Geleitei wurde die Ver anstaltung von dem Landesvorsitzcnde» des Evangelischen Bun des in Sachse», Oberkirchcnrat Iagsch sLöbau). : Die Friedhosverwalter Deutschlands trafen sich an, Mon tag im Gewerbchaus zu ihrer Hauptversammlung und Schulungstagung. Oberbürgermeister Dr. Brunner (Pirna) be handelte in einem größeren richtunggebenden Vortrag d. Thema „Das Recht am Friedhof". Oberinspektor Winkler (Halle) sprach über „Friedhofs- und Denkmalsrcsorm". Der Redner gab zahlreiche Anregungen für eine würdige Friedhossgcstal- tung. : Im Zirkus warf am Montag Budruß (Litauen) nach fast einstündigem Kampfe den Westfalen Iansing. Ter Kampf Ali den Abdu gegen Leuschke (Bayern) blieb unentschieden. Nilsfon (USA) erledigte Gosch (Brandenburg) bereits nach 6 Minuten. Das Ringen zwischen Hans Schwarz jr. (Berlin) und Dose (Hamburg) blieb unentschieden. Green (Oesterreich) zeigte mit Fröhncr (Frankreich) einen schönen Kampf, der unentschieden endete. Szymkowski (Polen) warf Grikis (Lettland) nach 33 Minuten. — Die Paarungen am Dienstag: Fort setzung des wegen der Zirkusfchlußstundc abgebrochenen Ent- scheidungskampfcs Ali be» Abdu (Tripolis) gegen Veckcr-Szer- binski (Polen). Ferner ringen: Zeisig (Estland) gegen Green (Oesterreich): Cziruchin (Rußland) gegen Homann (Berlin); Hans Schwarz jr. (Berlin) gegen Fröhncr (Frankreich). Ent- schcidungskämpse: Nilsson (USA) gegen Budruß (Litauen); Leuschke (Bayern) gegen Szymkowski (Polen). : Vom Lastkraftwagen erfaßt. Am Montagnachmittag wurde auf der Leipziger Straße ein 20jähriaer Motorradfahrer, der einen Lastkraftwagenzug überholen wollte, von diesem er faßt uno überfahren. Der verunglückte Motorradfahrer geriet unter den Triebwagen des Lastzuges uitü wurde nach Hochwin den des Wagens bewußtlos unter diesem hervorgezogcn. Der Verunglückte wurde mit Krankenwagen nach dem Friedrichstäd- ter Krankenhaus gebracht, erlag jedoch schon auf dem Trans port seinen Verletzungen. : In den bayrischen Berge» vermißt. Wie von der Ret tungsstelle Mittenwald berichtet wird, wird seit einigen Tagen der 32 Fahr« alt« Horst Nollacher aus Dresden vermißt. Er hielt sich zuletzt in Mittenwald auf, von wo aus er am 9. Sep- keit, die Formen der Natur darzustellen, aber cs tritt doch gleich zeitig eine Entkörperlichung ein. Tie äußeren Züge werden zum Ausdruck inneren Erlebens. Der Ausdruck des Schmerzes in den Werken jener Jahrzehnte, vor allem in den Pieta-Grup pen und den Kreuzigungsbildern ist von ergreifender Kraft. Typisch für jene Zeit sind die Darstellungen der „Frau Welt", die vorn als Ausdruck aller Schönheit, rückwärts aber als Schlangen- und Otterngezücht erscheint. Der Künstler bedient sich der Formen der Natur, aber so, daß man siihlt, daß diese Natur, diese Welt des Scheins nicht das wesentliche ist, daß sic etwas ist, das überwunden werden muß. Durch die Formen dieser Erscheinungsmelt sucht der Künstler die Wahrheit einer höheren Wirklichkeit hindurchleuchtcn zu lassen. Sehr sorgfältig verglich nun Dr. Müller religiöse Bilder des Mittelalters mit Darstellungen des gleichen Stosses aus Renaissance und Ncuzeit. Die Renaissance zeigt zwar einen Fortschritt an technischem Können, eine größere Annäherung an die Natur, aber es fehlt ihren Bildern die religiöse Ausdrucks kraft. Sie sind nur noch Abbilder, aber nicht mehr Sinnbilder. Das 19. Jahrhundert vollends versagt in der Gestaltung religiö ser Stoffe: es versagt aber in der monumentalen Kunst über haupt, weil hier die einheitliche Schau, die innere Beseelung fehlt. Betrachtung mittelalterlicher Kunst kann uns lehren, was die Beseelung für ein Kunstwerk bedeutet. Nur dort kann ein großes Kunstwerk entstehen, wo eine große Begabung und ein großes handwerkliches Können zu Dienern einer großen Idee werden. — Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Heeresoberpfarrer Klesse dankte Dr. Müller im Namen des Kunstkrcises. Dem Abend wohnten u. a. auch Markgraf Friedrich Christian von Meißen und Generalmajor a. D. Baron O'Byrn bei. — Die nächste Veranstaltung des Kunstkreises wird ein Brunne r-Abend unter Leitung von Karl Maria Peinbaur am 19. Oktober sein. y. menarbeit, die oie Medizin und Wissenschaft im Sinne der neuen deutschen Heilkunde erstrebt, eröffnet Forschungsmöglichkeilen und Notwendigkeiten gerade in der Richtung der Bedeutungs diagnose. Am Schluß der ersten allgemeinen Sitzung mit dem Thema „Medizin und Biologie" ergriff Geheimrat Professor Sauer- bruch das Wort. Er stellte zusammenfassend fest, daß die neue deutsche Heilkunde auf die Mitarbeit der NalurwissensHasl und ihre bewährten Arbeitsmethoden unter keinen Umständen verzichten kann. Geheimrat Sauerbruch betonte, daß man sich davor hüten müsse, die beiden nicht selten miteinander verwes selten Begriffe Heilkunde und Heilkunst miteinander zu ver quicken. — Heilkunde sei unter enisprechcnden Voraussetzungen für jeden erlernbar. Heilkunst dagegen nicht, da sie auf dem irrationalen Gebiet der persönlichen Begabung oes Arztes liege. * In der Staatlichen Frauenklinik tagte am Montagnachmit- tag unter starker Beteiligung die Abteilung für Ge burtshilfe und Gynäkologie in Gemeinschaft mit der mitteldeutschen und südostdeutlchcn Gesellschaft für Gynäkologie. Nach einem einleitenden Vortrag über allgemeines Körperwachs tum und geschlechlsspezisisches Wachstum folgten Vorträge aus den Universitäts-Frauenkliniken Leipzig. Halle und Jena, die sich vor allem mit Hormonuntersuchuigzcn befaßten. Enilich wurde das bevölkerungspolitisch überaus wichtige Problem der Fehlgeburt behandelt; es wurden neue Gesichtspunkte zu ihrer Verhütung vorgcbracht und erörtert. Am Montag begann auch die Sitzung der Kolloid-Ge sellschaft, in der zunächst die Verteilung von Preisen der Gesellschaft bekanntgegeben wurde. Die 11. Hauntversammlung hat diesmal zwei Leonhardpreise verliehen, und zwar den Preis für 1935 an Arthur Imhausen, Direktor oer märkischen Seifen industrie in Witten, für seine mannigfachen Arbeiten auf dem Gebiete der kolloid-chemischen Technologie der Seifen, und wei terhin den Preis für 1936 an Professor Leo Ublrelohde-Charlot- tenburg für seine Arbeiten auf dem Gebiete der kolloid-chemi schen Technologie der Kunstfasern. Der dritte öffentliche Abcnovortrag am Mon tag galt den die breite Oesfentlichkcit interessierenden Fragen der Fernsehtechnik. Prof. F. Schröter (Berlin) berichtete um fassend und ausführlich über Entwicklung, Stand und Grenzen der Fernsehtechnik. „Sudhoff-Vorlesung." Auf den Naturforscher- und Aerzte- Tagungen wird jedesmal zu Ehren des Altmeisters der Ge schichte oer Medizin, des Geheimrats Prof. Dr. Karl Sudhoss (Leipzig) eine solche Vorlesung gehalten: bis ietzt war Geheim rat Sudhoff jedesmal — auch am Sonntag in Dresden — bei dieser Ehrung zugegen. tcmber eine Karte an seine Mutter schrieb, daß er in einigen Tagen hcimkehren werde. Er kam bisher nicht nach Hause, und es fehlt seitdem jede Spur von ihm. Dresdner polizeibericht Gcslügcldicbe. In der Nacht zum 21. 9. wurden nach einem Einbruch an der Ockerwitzer Straße 4 weiße und 8 dunkelbraune, gelbgcpunktete Hühner abgeschlachtet und gestohlen. Diebe ln einer Tankstelle. Eine Großtankslelle in der P.r- naiscl-en Dorstadt wurde von unbekannten Einbrechern in oer Nacht zum 22. d. M. heimgesucht. Die Täter kletterten über das Dach und drangen in die im Erdgeschoß gelegenen Räum« ein, wo sie einen Wandtrcsor und andere Behältnisse aufwuch- teten, aber keine Beute vorfanden. Ein« raffinierte Schwindlerin. Seit einiger Zeit treibt in und außerhalb Dresdens die geschiedene Elsa Lehmann, am 31. 1. 06 in Sietzsch bei Dresden geboren, als Betrügerin ihr Un wesen, ohne öaß cs bisher gelungen wäre, sie zu ergreifen. Die 30jährige, mittelgroße Frau mit zigeunerhaftem Aussehen impo niert durch ihr sicheres Auftreten. Sie findet mit ihren phanta sievollen Vorstellungen in saft allen Fällen gläubige Menschen, denen gegenüber sie sich mit Namen „Hilde Melzer", „Johanna Pelermann" n. a. ausgibl und dabei vor Urkundenfälschungen nicht zurückschreckt. Ihre gesch'ckt angelegten und vielseitigen Schwindeleien veranlassen zur Warnung. Die tile trüge rin ver legt sich neuerdings darauf, Männerb.'kanntschäften zu machen, um deren Frauen und andere bekanntgewordene Personen hin einzulegen. Die Festnahme der Gesuchten wolle man im Betreff falle durch den nächsten Polizeibeamten veranlassen. Ein Licht- bilo der Lehmann liegt im Polizeipräsidium, Zimmer 86, aus. Aus Dresdner Gerichtssälen Mädchen büßten ihr Geld ein. Vor dem Dresdner Amtsgericht stand der 31 Jahre alte, bereits vorbestrafte Franz Erich Walter Prüsert wegen zahlrei cher Betrügereien. Der Angeklagte hatte vier Mädchen um er hebliche Geldbeträge gebracht und in einem Falle sogar über 800 Mark erschwindelt. Er gab sich den Mädchen gegenüber als Sportlehrer aus. versprach ihnen die Ehe oder ließ sie in dem Glauben, er iverd« sie heiraten. Durch die Behauptung, er habe eine gute Stellung, oder er werbe eine solcl>e Stellung demnächst anlrelcn, machte er die Mädchen sicl;er. In allen Fällen kamen die Frauen um ihr zum Teil mühsam erspartes Geld. Der An geklagte bestritt, auf Betrug ausgegangen zu sein und wollte glauben machen, daß die Mädchen ihm das Geld von sich aus ge geben hätten. Das Gericht hatte nach Vernehmung der Zeugin nen eine andere Meinung und verurteilte den Angeklagten zu einem Jahr zwei Monaten zwei Wochen Gefängnis. Aus dem Dresdner Kunstleben Ian-Dahmen-Quartett. Der Beethovenzyklus, in dem sämt liche Streichquartette des Großmeisters zur Aufführung kommen sollen, wurde am Montag im Künstlerhaus eröffnet. Sechs uni- fangreicl>« Kompositionen Hot Beethoven zusammengefaßt uns als Werk 18 (seine erste Streichquartett-Veröffentlichung) heraus gegeben. Wir hörten davon die Nr. 1 in F-Dur und die Nr. 3 in D-Dur. Hier Hann man so recht beobachten, wie der jugend liche Meister dos von Joseph Haydn angebahnte und von W A. Mozart fortgcführte „echt quartettmäßige" Motivspiel sich be wußt zu eigen maclst. Jedoch nicht nur auf kompositionstech nische Vervollkommnung ist der Blick des Tondichters gerichtet, sondern er läßt die Instrnmcnte auch Melodien von ergreifenücr Innerlichkeit und von köstlicliem Liebreiz anstimmen. Am glei chen Abend kam noch ein Spälwerk zum Vortrag: Quartett Ol>. 127 in Es-Dur. Ausfallend ist in diesem Werk der charakteristi sche Gegensatz der zwei ersten gegen die zwei letzten Sitze. Wäh rend jene ganz in Seelenstimmung getaucht sind, sind diese mehr eine Art phantastischen Tonspieles, allerdings eines Tonspieles, wie es eben nur Beethoven geben konnte. Die vier Konzert meister unserer Staatskairelle (Jan Dahmen, Willy Fanda Georg Seifert. Karl Hesse) blieben weder den jugendfrischen Friihwcr« Ken noch der schwierigen Spätschöpfung (deren 2. Satz ein« Prachtleistung ivar) etwas schuldig. Der reiche Beifall, der so recht der Hörerschaft vom Herzen kam und gern gelvendet wurde, war wohlverdient. H. E. Das 50jährige Bühnenjubiläum kann in diesen Tagen Oberspielleiter Hanns Fischer vom Altonaer Stadtthealer feiern, der früher längere Zeit auch ln Dresden tätig war. Von 1004 bis 1918 wirkte er am Schauspiellwus Dresden und war eine Zeitlang einer der beliebtesten Darsteller. Er wurde zum Oberregisseur und Schauspieldirektor ernannt, folgte aber 1018 einem Rufe nach Berlin.
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