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Morgen» Ausgabe v«»«g»prei,: fSr ,»d «Vorort, ,»»ti»«I UtzUch Ist -»»« ,«dr«cht «»»atltch M. »I»i1»lieb«vch M. L7S; str Adholor »»nalltch Vk. 1.—; d»rch o«l«r< ch»«»er«^» UUI«I«« I»« -««« gebracht monatlich M. 1^0, »tartal. MrUch M. tLt>: dirch dl, Post Innerhalb Deutschlaabt »»»«!- tch Bl. »I,r„l,Sbrllch M. LL0 <a°Slchll,illch P,std«p«ll^l»). SchNMelton, mrd SelchSstlfi.lle: Iohannllgaff« «r.1 handels-IeUung ?llntsblatt des Kates und des poUzeumrtes -er Stadt Leipzig ISS. Jahrgang Anzeigenpreis: slr Anj«lg<» «>t Lilpjlg,nt Umgebnng bl, «lnspalttg, P,tltz«ll« N Pf. »o» aal». SS Pf.' Anjelg«, o.B«ddrb«a lm amtlichen Teil dl, P,Ill,,ll< SV Pf, ». «ad». 7S Pf^ dlein, Änj<lg,a dl« P«tltj«Il, 2V Pf, m ,a«m SS Pf^ Famlllenanjtlgea 2L Pf^ DelchSfI«anj,lg,n «II Platzvorlchils!«« im Prell« «rhSht. V«llag«n: T«l,mt,aflag, M.7^ d.r«»l«»d ««lchl. P»str«dähr. Feralorech -riaschlab «r. l««2. N«« mrd l««S4 Nr. 66S ISIS Donnerstag, den 30. Dezember Wehrpflicht in England Dc? deutsche Tagesbericht Wiederholt, well nur In einem Teile der Auflage enthalten. Das Molfffche Büro meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 29. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz Westende wurde wiederum durch einen feindlichen Monitor beschossen, diesmal ohne jede Wirkung. Der gestern berichtete feindliche Borsloh am Hirz stein brach bereits in unserem Feuer zusammen. Am Abend griffen die Franzosen zweimal die von uns zurückeroberten Stellungen aus dem.Hartmannsweilerkopf an. Sie drangen teilweise in unsere Gräben ein. Nach dem ersten Angriff wurde der Feind überall sofort wieder vertrieben, die Kämpfe um einzelne Grabenstücke nach dem zweiten Angriff sind noch im Gange. An Gefangenen bühken die Franzosen bisher fünf Offiziere und über 200 Mann ein. Die Engländer verloren gestern zwei Flugzeuge, von denen das eine nordöstlich von Lens durch das Feuer unserer Abwehrgeschütze zur Landung gezwungen, das andere, ein Grohkampfflugzeug, nördlich von Ham im Luftkampf abgeschoffen wurde. Am 27. Dezember verbrannte ein weiteres englisches Flugzeug westlich von Lille. Oestlicher Kriegsschauplatz An der Küste bei Raggasem (nordöstlich von Tuckum) scheiterte der Borstoh einer stärkeren russischen Abteilung. Südlich von Pinsk wurde eine russische Feldwache überfallen und aufgehoben. Dalkankriegsschauplatz Nichts Neues. Gefangene vom Hartmannswellerkopf Eigener Drahtbericht (-.) Straßburg i. Els., 29. Dezember. Aus Mülhausen t. Els. wird der „Straßburger Post" berichtet: Die in den Gefechten am Hartmannswellerkops gefangenen Franzosen wurden gestern in Mül hausen in zwei Zügen um 2 und 4 Uhr nach dem Bahnhof ge bracht, um ins Innere Deutschlands transportiert zu werden. Es waren größtenteils junge Leute, die meisten feldgrau und mit den neuen Stahlhelmen ausgerüstet. Die Stahlhelme waren stark ver beult. Das erstemal wurden 880, das zweitemal 530 Fran zosen ablransporkierk. Das Eingeborenen-Expeditionskorps gegen Kamerun Telegraphischer Bericht wtb. London, 29. Dezember. Ein Korrespondent der .Mornlngpost' berichtet über das Ex peditionskorps nach Kamerun, dah es aus britischen, französischen und belgischen Eingeborenentruppen zusammengesetzt sei, die von weihen Offizieren und Unteroffizieren aus gebildet und befehligt würden. Das Korps zähle ungefähr 8 000 Mann und werde von dem britischen Generalmajor Dobell komman- diert. Das Hauptquartier befinde sich in Duala. Den Befehl über das britische Kontingent habe Oberst Georges. Einstellung des Jahrgangs 1917 in Frankreich Telegraphischer Bericht "tb- Paris, 29. Dezember. Der Senat erörterte den Gesetzentwurf über die Einberufung des Jahrganges 1917, den die Kammer bereits angenommen hat. Gervais, der Berichterstatter des Heeresausschusses, erklärte, der Ausschuß habe die Frage der Truppenstärken geprüft und sei nicht beunruhigt, denn man habe genug Männer, um bis zum Ende durchzuhalten. Kriegs minister Gallient griff in die Verhandlung ein und erklärte: Die Einstellung des Jahrganges 1917 ist nur eine Vorsichts maßregel, dieser Jahrgang stellt nur einen Teil der Hilfs mittel dar, die uns zur Verfügung stehen. Wir wollen sie alle nutzbar machen und zu diesem Zweck mit den Irrtümern der Ver waltung brechen, und uns weder vor Entschlüssen noch vor Ver antwortlichkeiten fürchten. Nach Ausführungen über die Vor kehrungen für die Einstellung des Jahrganges 1917 schloß Gallieni mit folgenden Worten: Frankreich, das vor 18 Monaten den Frieden wollte, will heute den Krieg mit aller Wil lenskraft und wendet alle seine Hilfsmittel daran. Wer das Work «Frieden" ousspricht, wird als schlechter Bürger betrachtet. Der Jahrgang 1917 wird hinausgchen und das Volk begleitet mit seinen Wünschen die jungen Leute, die wir zu großem Kampfe vorbereiten werden, der erst endigen wird, wenn Frank reich in llebereinstimmung mit den Alliierten sagen kann: Hier mache ich halt; ich habe erreicht, was ich wollte, und nehme meine Friedensarbeit wieder auf. (Allgemeiner Beifall.) — Der einzige Artikel des Gesetzentwurfs wurde angenommen, ebenso wurde beschiessen, die Ncdc d"s Mir'l'crs vsse-tlich an zuschlagen. Der Zug gegen Aegypten Eigener Drahtbericht (r.) Wien, 29. Dezember. Dem „Wiener Fremdenblatl" zufolge meldet «Daily Mail", daß zuverlässigen Nachrichten zufolge der Zug gegen Aegypten mit nicht weniger als einer Million Mann unternommen werde. Die englische Negierung habe in Paris Schritte getan, umFrankreich zu veranlassen, sich an der Verteidigung des Suez Kanals zu be teiligen, doch habe Frankreich abgelehnt. Die weitere Tendenz der „Friedensgedanken" Von unserer Berliner Schriftleitung D Berlin, 29. Dezember. Zu dem Artikel «Friedensgedanken' der «Neuen Zürcher Zeitung", der in der Fassung des Wolffschen Bureaus, ungleich vielen früheren Friedensaufsätzen der neutralen Blätter, nunmehr wohl in die gesamte deutsche Presse übergegangen sein wird, sei noch angemerkt: Der Umstand, dah der Artikel im Gegen satz zu früheren beinahe iu extenso, jedenfalls in den entschei denden Hauptteilen, von dem amtlich benutzten deutschen Telegraphen-Bureau übernommen worden ist, hat wohl vor allem dazu beigekragen, ihm in den Augen weiter Kreise eine Bedeutung zu verschaffen, die ihm der von Wolffs Bureau hinzugefügke Schlußsatz bestreitet. Dieser Schlußsatz ist jedoch nicht etwa, wie zunächst vielfach angenommen wurde, ein die Wirklichkeit verschleierndes Dementi, sondern entspricht nach unserer Kenntnis den Tatsachen. Damit erledigt sich auch die Frage nach dem Verfasser des Artikels, der unbekannt ist. Es sei auch noch gesagt, daß der Inhalt mit seinen vielfach so eigenartigen Einzelheiten eine reine Privatmeinung dar stellt, der der Verfasser durch das Mittel der neutralen Presse einen breiteren Widerhall zu geben trachtet. Der ganze Aufsatz verfolgt auch in seinen übrigen Teilen die Absicht, dem feindlichen Auslande klarzumachen, was etwa auch der Reichskanzler kürz lich deutlich zum Ausdrucke brachte: daß nämlich, je länger der Krieg daure, desto schwerer auch die Bedingun- gen notgedrungen würden, die Deutschland seinen Gegnern auf erlegen müsse. Mit dieser Tendenz aber verfolgt der schwei zerische Artikel einen Zweck, der gerade in der gegenwärtigen Zeit nur anzuerkennen ist, und diesen Wunsch zu unter streichen, war, wenn man denn überhaupt nach Gründen sucht, die Absicht der Stellen, denen der Artikel vor seiner Veröffentlichung vorgelegen hat. Im ein zelnen zu den Angaben des Artikels Stellung zu nehmen, er übrigt sich danach, auch wegen des Verbotes der Erörterung der Kriegsziele. Der österreichische Tagesbericht vtb. Wien, 29. Dezember. Amtlich wird mitgeteilt: Russischer Kriegsschauplatz An der beharabifchen Grenze wiederholte der Feind gestern feine von starkem Artilleriefeuer eingeleiteten Angriffe in der tags zuvor geübten Art. Seine Angriffskolonnen brachen überall — stellenweise knapp vor unseren Hindernissen — unter unserem Kleingewehr- und Geschützfeuer zusammen. Die russi schen Verluste sind groß. Oestlich Burkanow nahmen wir einige Sicherungsabteilungen vor stärkeren russischen Kräften näher gegen unsere Hauptstellung zurück. In Wolhynien stellenweise Geschühkämpfe. Italienischer Kriegsschauplatz Auch gestern hielt die lebhaftere Tätigkeit der Italiener an der Süd- und Südostfront Tirols an. Im Sugana-Ab schnitte wurde ein feindlicher Angriff auf den Monte Lar - bonile (südöstlich Barco) abgewiesen. Ebenso scheiterten nächtliche Unternehmungen des Gegners im Col di Lana- Gebiet. An der KSstenländischen Front fanden an mehreren Stellen Geschütz-, Handgranaten- und Minenwerferkämpfe statt. Südöstlicher Kriegsschauplatz Lage unveränderl. Keine besonderen Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes sonHoefer, Feldmarschalleutnank. Die Wehrpflicht in Engmrw cvib. London, 29. Dezember. Nach einer Neuter- Meldung erklärte ASquiih im gestrigen KabinettSrat, daß die Dienstpflicht notwendig sei. Die „Times" schreiben dazu, daß das Kabinett beschloß, in Bälde einen Gesetzentwurf zur Einführung der Dienstpflicht im llntcrhause vorzulcgcn. * «England macht in der Tat schwere Tage durch, und wir hoffen, daß ihm so schnell keine Erleichterung wird." So schlossen wir gestern abend unseren Leitartikel. Wenige Stunden später traf die Rcutcrmeldung ein, daß der englische Premierminister am Dienstag in der Kabinettssihung die Einführung der Dienstpflicht für notwendig erklärt habe, und daß ein Ge setzentwurf zur Einführung der Dienstpflicht im llntcrhause in Bälde vorgetcgt werde. Mit einer Hartnäckigkeit und einem Ge- chick, die einer besseren Sache wert gewesen wären, hat die »ritische Negierung und die englische Presse es verstanden, die chwere Not, in der sich England seit Monaten befand, zu ver- chlciern, damit die Bundesgenossen in Rom, Paris und Peters- )urg nicht stutzig wurden und ihre eigenen Wege gingen. Noch kürzlich mühte sich der Pariser «Temps" sogar im Schweiße seines Angesichts ab, die gewaltigen Leistungen Englands in diesem Kriege herauszustreichen, um damit den in Frankreich offenbar immer stärker hervortretenden llnmut zu beschwichtigen, der sich einstellen mußte, wenn man die Leistungen des eigenen Landes mit denen Großbritanniens verglich. Ilnd wie in Paris, so ist'S wohl auch in Petersburg. Taucht doch von dort her die ziemlich bestimmt sich gebende Meldung auf, daß der Ruf nach einem Sonderfrieden immer lauter werde, und daß namentlich die kon servativen Parteien der Duma offen für den Frieden agitierten. Es war darum höchste Zeit, dah die britische Politik vor kurzem die Bundesgenossen von neuem in den Londoner Seplemberver- trag vom Jahre 1914 zwang, der den Abschluß eines Sonder friedens verbietet. Die Erneuerung dieses Vertrages ist Mr. Asquith noch geglückt, aber was er damit bezweckte, nun auch weiter die Bundesgenossen für die britischen Interessen bluten zu lassen und sich selbst von weiteren Opfern zu drücken, das hat er nicht erreicht. Wir haben cS seit Monaten immer und immer wieder be tont, der Tag müsse kommen, an dem man in Frankreich und Ruß land erkenne, daß man den Krieg nur noch für Englands Interessen führe, und an dem man aus dieser Erkenntnis die Folgerungen ziehen werde, llns will scheinen, als ob die britische Presse, die seit langem einem gemeinsamen Kriegsrat das Wort geredet hat, damit die Schlinge bereiten half, in der England sich endlich fing. Schon seit Wochen wußte man aus Andeutungen in französischen und italienischen Blättern, daß Generalissimus Ioffre in London ganz energische Töne geredet halte und nun end lich von England auch Taten sehen wollte. Er war des Spiels mit der Millioncnarmce Kilchcncrs leid, er stellte unausweichliche Fragen nach dem wirklichen Ergebnis des mit so großem Tamtam angekündigten neuen Werbesystems Lord Derbys, und vor diesem hartnäckigen Drängen zerriß der Lügen- und Phrascnncbcl, in den man von London aus die Bundesgenossen weiter einzuhüllcn bemüht war. In Paris mehrten sich Clcmenceaus Anhänger, die cinsahen, daß bei Saloniki und auf Gallipoli französisches Blut in Strömen vergossen ward lediglich für britische Interessen, wäh rend selbst dort England das Blut seiner eigenen Landcskinder zu schonen suchte. Und als nun gar die schlauen Briten Frankreich und Italien auch zur Verteidigung Aegyptens mißbrauchen woll ten, da mußte das Kartenhaus zusammenbrechen. Man darf es als sicher annchmen, daß das Bekenntnis, zu dem nunmehr Eng lands Premierminister sich bequemen mußte, daß die Einführung der Dienstpflicht notwendig sei, die Folge der Weigerung der Bundesgenossen ist, weiter für Albion zu bluten, wenn dieses nicht endlich selbst ernstliche Anstrengungen mache, das Heer ausd.ie Beine zu stellen, das es längst auf dem Papier in Paris und Rom präsentiert hatte. Das ist aber nur möglich, wenn England die allgemeine Wehrpflicht einführt, denn das Wcrbcsystem hat, das ist jetzt nicht mehr zu leugnen, gründlich versagt. Merkwürdigerweise spricht die Reutermeldung nur von der Einführung der Wehrpflicht, nicht der allgemeinen Wehrpflicht. Sollte das mit einer Mitteilung der «Daily Mail zu erklären sein, daß Lloyd George in einem Briefe an Asquith die Einführung der Dienstpflicht nur für die Unverheira teten gefordert habe? Es wäre dieser Ausweg ja immerhin möglich, aber in England ist sich wohl niemand mehr im Zweifel, besonders nach den letzten Erklärungen selbst der regierungs freundlichen Arbeiterführer im llntcrhause, dah die Einführung der Dienstpflicht den Ausbruch des Bürgerkrieges bedeutet. Zwar trösten die Pariser Blätter bereits die britischen Verantwortlichen mit dem Hinweis, das englische Volk wünsche eine starke Regie rung, die ihm den Willen aufzwinge, doch Mr. Asquith wird wohl gerne darauf verzichten, diesen starken Mann zu spielen, und des halb bereitwillig den Lloyd George, Fisher, French und Carson Platz machen, damit diese das heiße Eisen der Wehrpflicht an fassen. Denn heiß ist und bleibt es, ob Lloyd George sich auch mit der Dienstpflicht für die Unverheirateten — vorläufig — be gnügen zu wollen scheint. Ja, es wird vielleicht dadurch, daß man diese unterschiedliche Behandlung der Wehrpflichtigen zu wagen gedenkt, noch heißer, als es ohnehin schon ist. Gewiß, Lloyd George ist ein energischer Mann, und wenn es einem britischen Minister gelingt, in dieser schweren Zeit das Staatsschiff durch die Klippen zu führen, so mag er es sein. Aber darüber wird auch er sich keinen Augenblick im Zweifel sein, daß er vor einer Riesenausgabe steht, nicht nur was die zu überwindenden inneren Widerstände angcht, sondern auch, wenn es gilt, die Wehrpflicht praktisch nutzbar zu machen und aus den zum Dienste Gezwunge nen für diesen Krieg noch brauchbare Soldaten zu schaffen. Mir sagten dieser Tage schon einmal, für England gelte er entweder Soldaten oder Munitionsarbeiter. Beides zuglci'