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Nummer ISS — SS.Iahrg Sächsische Uolrsseitung Lischeiiit « mal wüchintlich. Monatliche« v»,ug,pr«I» durch Trüge« einichl. M Pfg. L„. « Pfg. Trügerlohn 1.70; durch dl« Post 1.70 «inlchllestlich ipostilberwelsungogeblih«. ,u,«glich l>S Pfg. P»st.B«ft«llgeld. «inzelnumme« 10 Pfg . dl« Sonnodend-, Sonnlag. und tzesttagnumme« ry Pi», veilagsoit Dr«»d«n. «n,klgrnprelf«: die Ifpaltlg« Li mm breit« Zeil« 6 Pllst für ffamlllenan,eigen b Pfg gllr Platzwilnfche können wir kein« Gewühl leiste». SchrifNeitung: Drrid'n.«., PoNerstr. 17, 8«n>r»f «711». VVU Eefchöftistell«, Druck und v«rlag: Serina»!, Buchdrucker«» u«d Verlag Th. ui» S. Mnk«l, PoMrstrast« 17, gernruf «lvl», Postfch«ck: Nr. IMS. v-irt: Etadtbauk Dre^x» Nr. »<7«7 Freilag, 1V. In« 193« 2m Falle von höherer Tewatt, «erbot, etntretend«, Betrieb» störungen hat der Bezieher »der Nierbungtreibend« ketn« 6» fprllche, falt, di« Zeitung in befchränkiem Umlange, o«rfpüt«t oder nicht «rlcheint. — TrsllNungeork Dreeden. — — — «m Nach -er Ermordung -er italienischen Militärmisfl-n Lmeuie italienische Ecklärung Gegen die Aufstandsgerüchie in Abessinien Scharfes Durchgrelfen der italienischen Reaieruna aegen alarmierende Meldungen Addis 'N be b a, 9. Juli. Tin maßgebenden ilallenisck>rn Kreisen wird den Ge, r lichte ii Uber Erhebungen von abessinischer Leite In einer erneuten Erklärung schars entgegenge. treten. Es wird nachdrUchiich vor der Verbreitung solclzer alarmierender Geriiihle gewarnt. Diese Zurückweisung, so heißt es in der Erblärung. besage nicht, das-, das Besriedungswerk völlig reibungslos vonstallen gehe. Dies sei naturgemäh aus den Nachwirkungen der llmsturzbewegung zu erklären; gewisse abes. slnische Persönlichkeiten könnten sich mit den Tatsachen nicht ab. finden. Vielleicht würden sie auch die Italienischen Mittel ver. Keimen. In der Hauptsache, so besagt die Erklärung weiter, be. ruhten die erwähnten Gerüchte aber aus einer Propaganda ge wisser interessierter ausländischer Kreise. Die Regierung glaube Grund zu der Annahme zu haben, das; das lOaslrecht nicht von allen Auslandskreisen gewahrt werde und dah die gewissen aus ländischen Kreisen zur Vcrsiigung stehenden Mittel im Sinne jener Propaganda nutzbar gemacht würden. Dieser Tage sei die Regierung gezwungen gewesen, schars Z u z u g r e i s e n. Die Mahnahmen, die sich gcgebenensalls als notwendig Herausstellen sollten, seien im Interesse eines reibungslosen Verkehrs zwisrlzen den italienisäzen Stellen und den ausländischen Kreisen bedauerlich, aber vom italienischen Standpunkt aus dringend erforderlich. Sie furchtbare Bluttat in Abessinien 4 Hohr Italienische Fllegerosflzlere von Abessiniern nieder, gemetzelt Rom, 9. Juli. Die mit drei Flugzeugen am 2K. Juni bei Lekemti sPro- vinz Wollega) gelandete, aus hohen Ofsi zieren be» stehende italienische M I l i t ä r m I s s l o n, die da mals von den örtlichen Behörden und der Bevölkerung gut ausgenommen worden war, ist nach einer Meldung der Stesani zwei Tage darauf von einer Kruppe abessinisck-er Krieger, die früher zum regulären abessinischen Heer gehört hatten, aber seit her Plünderungsziige machten, überfallen und bis auf «inen begleitenden katholischen Missionar niedergemetzelt worden. Die Mission bestand aus dem General der Lust Magliocco, aus dem Oberst des General st abes Ealderini, aus dem Majo« Loea- t e l l I, dem Ingenieur Prasso und dem katholischen Missionar Pater Borella. Nach der Stefanimeldung hat sich die Mission, die über- raschend angegriffen wurde, heldenmütig geschlagen, muhte aber angesichts der überlegenen Zahl der Freischärler unterliegen. Pater Borella allein konnte sich retten und den italienisch"» Militärbehörden am 5. Juli Mitteilung von dem tlebersall machen. Die Italienischen Militärbehörden haben sosort eine gröhere Anzahl Flugzeuge zu B e r g e l t u n g s in a h n a h m e n in das Gebiet entsandt, in das sich die Freischärler geflüchtet hatten. Llm die Vorherrschaft im Mittelmeer pariser Vlätterslimmen über die Dardarnellenfraae Paris, 9 Juli. „Oeuvre" unterstellt der englischen Politik in Montreur. dah diese nur daraus abziele, die Vorherrschaft im Mittelmeer wiederzugewinnen, nachdem es dort eine Nie derlage durch Italien erlitten habe Darum wolle England der Türkei für Krieaszsiten Rechte zubilligen, die das Blatt extra vagant nennt. Griechenland sei seit seiner Rückkehr zum Königtum mehr oder weniger sür England eingenom men Nun wolle England um jeden Preis sich das Wohlwollen der Türkei sichern. Im übrigen gehe die englische Admiralität in ihren Erwägungen so vor, als ob die Reform des Völkerbundes in englisch-m Sinne bereits durchgeführt sei, d. h sie werde den Artikel 1k des Völker- buudspaktes nur im Rahmen von Regionalpakten durchführen, an denen England beteiligt sei. also in Westeuropa. Für den Rest der Welt kommt nach englischer Auffassung die Anwendung des Artikels 1K nicht in Frage. Der Auhenpolitiker des „Echo de Paris" erörtert die For derung Italiens auf Beseitigung der im Herbst zwischen Eng ¬ land und verschiedenen Mitlelmeerstaaten abgeschlossenen Mili tärabkommen. Diese Forderung richte sich nicht an Frankreich, denn nach Frankreichs Auffassung seien die in London getrof fenen Generalstabsabmachungen, die nicht auf Gegenseitigkeit beruhten, längst hinfällig. In Ankara. Athen und Belgrad scheine man aber anders zu denken. Dort möchte man die mili tärischen Abmachungen aus dem Herbst, so schwach sie auch seien, aufrechterhalten und mit der Zeit daraus einen Miitelmeervakt hervorgehen lassen, der den Status guo gewährleiste. Im übri gen, so meint der Verfasser, werde die Bedeutung der Darda nellen-Konferenz übertrieben. D-e türkischen Streitkräfte be herrschte die Dardanellen oder würden sie beherrschen. Zur Zeit einer Krise werde die türkische Regierung ganz nach ihrem Willen und ihren Belangen die Meerenge öffnen oder schliessen. Dagegen könnten Texte nichts machen und die Abmachungen würden sich sicher in Rauch auflösen. Wichtig sei jedoch, ob Eng land. das seine Stellung im Mittelmeer wieder aufrichten wolle und die mit ihm gehenden Staaten Italien beiseitelassen woll ten oder nicht. Das werde man demnächst sehen müssen. Zweimal Todesstrafe im Mainzer Giftmord- Prozeß beantragt Mainz, 9. Juli. In dem Mainzer Giftmord-Prozeß beantragt« der Staats anwalt gegen di« Angeklagte Frieda Bögler wegen zwei, fachen Giftmordes zweimalige Todesstrafe und wegen mindestens zweier Gismordvrrsuche IS Jahr« Zuchthaus. Das Urteil ist in drn Abendstunden zu «rwarten. Mord auf der Straße in Warschau Warschau, 9. Juli. In Warschau wurde am Mittwoch der stellvertretende Generaldirektor der So. zialen Versicherungsanstalt, Gosiewskt, von einem vor einigen Monaten entlassenen Beamten durch « Revolver, schliss« aus der Straß« ermordet. lieber 100 Todesopfer im amerikan. Vürregebtet N « wyork, 9. Juli. Die Zahl der Toten im Mittelwesten ist nach den am Mittwochabend vorliegenden Meldungen aus über Uw gestiegen. Der «cherbaumtnister von Siüdakata schätzte den Ernteschaden in diesem Staat allein aus 140 Mill. Dollar. Die Bergwaldbrände nehmen infolge der Dürre weiter zu. Explosion in einem englischen Arsenal s Tote London, 9. Juli. In der Versuchsstation des Arsenals von Woolwich ereignet« sich am Mitlwochnachmittag eine Explosion, bei der fünf Personen ums Leben kamen. Di« Explosion im Arsenal von Woolwich, bei der f ü n f Personen ums Leben kamen, erregi in der Oeffent- lichkeit beträchtliches Aufsehen. Am Mittwoch befleißigten sich die Behörden größter Geheimhaltung über die Ursachen der Explosion. Sämtliche Tore des Arsenals wurden mit doppelten Posten besetzt. Nach Pressemeidumzen soll eine 15-Zoll-GranaIe explodiert sein. Der einzeln stelzende Schuppen, in dem Ver- snclze unternommen wurden, ist vollkommen zerstört morden. Das Dach wurde über 30 Meter in die Lust geschleudert. Die Opfer der Explosion waren so verstümmelt, daß sie nur unter Schwierigkeiten erkannt ivcrden konnten. Wie sich später lzer- ausstellte, ist auch ein Verletzter zu verzeichnen. Boise lIdahoj, 9. Juli. Sonator Vorclh, der im Alter von 71 Jahren lieht, lzat erneut seine Kandidatur für den Bundessenat angemeldet. Borah ist l-ereits fünfmal aus je sectz» Jahre in den Senat ,zewählt worden. Energie gegen Anarchie? Es scheint, als ob nun doch jene peinlichen Erschei- nungen wie Fabrikbesetzuugeu. Direkiorenverhastuiigen, Protest- und Demonstralionsstreiks jowie ähnliche syndika- listijche Vorgänge in Frankreich bei der Negierung Leon Blum das Bewusstsein geschärft haben, das; eine Negierung, die nicht die Machtmittel der Ordnung gegen die Zer- setzungserscheinungcn der Straße anwendet, aus die Dauer unmöglich ist. Jedenfalls gab es im Senat eine anischlnß- reiche Debatte, die beinahe mit einem Misstrauensvotum gegen die Regierung Blum geendet hatte. Ein radikaler Senator drängte den Innenminister Salengro zu ganz klaren, unzweideutigen Errlärungen über die Haltung der Negierung bei Streikerzessen. Salengro gab daraufhin zweimal die verpflichtende Erklärung ab, das; die Regie rung Blum in Zukunft keine Besetzung von Fabriken, Werkstätten oder Gehöften durch Streikende mehr dulden und jeden dahingehenden Versuch mit allen Machtmitteln unterdrücken werde. Nur durch diese Erklärungen war die Senatsfraktion der „Gauche Radicale", also die Senats- Vertretung der Radikal-sozialen Partei, die hier die stärkste Gruppe bildet, bereit, der Negierung ihr Ver trauen auszusprechen. Die Vertranensentschließung wurde daraufhin vom Senat einstimmig angenommen. Im Senat sitzen auch zwei Kommunisten. Sie haben dieser Entschließung auf Grund der allgemeinen Moskauer Richtlinien, die eine Unterstützung der Volksfront-Regie rung anbesehlen, zugestimmt. Oiienbar erst am nächsten Morgen haben sie aus der kommunistischen Presse ersehen, welchen Bock sie geschossen haben. Denn das Vertrauens votum ist ein scharfer Tadel gegen jene Moskauer Prak tiken, die immer erneut sich in innere französische Verhält nisse einzumischen sich erdreisten, und die aus Frankreich einen großen Exerzierplatz für die Formationen der Welt revolution machen möchten. Wie stark das ausländische Element überhaupt an den ganzen französischen Vorgängen beteiligt ist. erwies die amtliche Mitteilung des Ministers, daß weit über 1000 Ausländer, die an den Streikausschrei- tungen beteiligt waren, aus Frankreich ausgewiesen wer den mußten. Tas werden zweifellos nicht nur Bolsche wiken gewesen sein. Was nun die Erklärungen des französischen Innen ministers so bemerkenswert erscheinen läßt, das ist die Tatsache, daß sie in einem unverkennbaren Gegensatz zu der Rede stehen, die der Ministerpräsident Leon Blum bei der Verabschiedung der Sozialgejetze und der Beratung des Lohnabkommens vom 7. Juni in der Kammer gehalten hat. Damals suchte Herr Bium die peinlichen Vorgänge zu beschönigen. Er entschuldigte direkt die Demonstranten mit ihrer sozialen Begeisterung und ausdrücklich weigerte er sich, die Räumung besetzter Betriebe mit Gewalt vor nehmen zu lassen. Aber Herr Leon Blum ist offenbar durch den weiteren Gang der Dinge bekehrt worden. Jedenfalls Hal er die Erklärungen seines Innenministers ausdrücklich gebilligt. Freilich lat er diesen Schritt nicht, ohne sich der Zustimmung seiner Getreuen zu versichern. Er ließ den Staatsminister und Generalsekretär der sozialistischen Par tei, Herrn Faure. sowie die Führer der Gewerkschaften zu sich rufen und ließ sich von ihnen bestätigen, daß sie der Erklärung des Innenministers gleichfalls beilre'cn. Zweifellos sind durch diese Vorgänge die bürgerlichen Teil haber der Volksfront-Regierung befriedigt worden, aber die kommunistische „Humanire" hat entdeckt, daß der Senat gegen die Regierung sei. Inzwischen wird ja nun den Kommunisten klar geworden sein, daß die Volksiront-Rer gierung sich etwas anders besonnen hat als die Vertreter Moskaus es sich träumen ließen, und die Kommunisten stehen nunmehr vor der Frage, ob sie aus der Volksfront austreten wollen. Zur Regierung gehören sie ja nicht, aber sie haben sich natürlich in der Kammer die Hände frcige, halten. Unmittelbare Folgen für das Kabinett Blum hätte die Tatsache nicht, wenn die Kommunisten in der Kam« mer der Regierung das Vertrauen verweigern würden. Denn der Anlaß würde sicher die gesamten Radikal- Sozialen bewegen, für die Regierung zu stimmen, aber von der Illusion der Volksfront bliebe dann doch nur noch wenig übrig. Der Anfall von Energie bei der französischen Volks« front-Regierung ist sicher nicht unbeeinflußt durch die inner politischen Besorgnisse, mit denen man der Feier des 14. Juli entgegensieht. Es wäre nicht das erstemal. daß es am Nationalfeiertag in Paris blutige Köpfe gibt. Es kommt nun noch hinzu, daß die aufgelösten Bünde die feste Absicht haben, in irgendeiner Form am Nationalfeiertag zu demon strieren. Sie hatten ursprünglich die Auflösungsverord- nuna hingenommen. soweit sie nicht vorzogen, wie dzes dir