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es Richard Wagner i« Rudolstadt. Von Wilhelm Henze» (Leipzig). RachUaxk Ixrdotni. Die kleine anmutige thüringische Residenz Rudolstadt wieder einmal zu besuchen, war für mich ein angenehmer Gedanke. Man erinnert sich bei Nennung ihres Namens sofort an -en dort zur Blüte gekommenen Liebessrühling Schillers. Aber neben dem Dichter -eS Idealismus taucht auch -er ingrimmig lächelnde Philo soph -eS Pessimismus auf. Hat -och Schopenhauer nn Gasthaus zum Ritter seine Vierfache Wurzel -es Satzes zum Grunde ge schrieben! Und noch einer schließt an, -er in jungen Jahren ebenfalls in Ru-olstadt geweilt hat, der große, dem Philosophen innerlich verwandte Meister der Töne, Richard Wagner. Wenn man von Beziehungen Schillers und Schopenhauers zum Rudolstadter Theater nichts weiß, so verhält sich das mit Richard Wagner anders. Glasenapp allerdings erwähnt des Meisters dortiges Wirken nur mit ein paar Worten. Um Näheres zu erkunden, be schloß ich, einen Ausflug nach Rudolstadt zu machen. Ich habe den Aufenthalt dort nicht zu bereuen gehabt, und allerhand, wie ich hoffe, nicht ganz uninteressante Einzelheiten in Erfahrung gebracht, die ich den Verehrern des Meisters — und wer ist das nicht? — be kannt geben möchte. Richard Wagner war in der Spielzeit 1833/34 am Würz burger Stadttheater tätig gewesen, wo sein Bruder Albert als Opernsänger und Regisseur tätig war. Nach Schluß -er Würz burger Spielzeit berief der Direktor des Magdeburger Stadt theaters, Heinrich Bethmann, den jungen Musiker als Chor- -irektor zunächst nach Rudolstadt, wo das Magdeburger En semble während -er Monate August und September seine Vor stellungen zu geben pflegte. Bethmann galt als einer der tüchtig sten Theaterdirektoren -er ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und seine Verdienste waren auch vom fürstlichen Hofe durch eine Sub vention von 300 Talern anerkannt worden. Doch scheint es seinem Charakter an -er nötigen Energie gefehlt zu haben und seine Ver hältnisse sollen in finanzieller Beziehung wenig geordnet ge wesen sein. Herr Hofamtsrat Vater, dem ein Manuskript des Rudol stadter Buchhändlers Bernh. Müller zur Verfügung stand, eines Neffen des Hofkapellmeisters Müller, unter welchem Richard Wagner seine Einstudierungen vorzunehmen hatte, konnte mir mitteilen, -aß die Tätigkeit Richard Wagners am 19. August 4834 mit der Einstudierung von Mozarts „Figaro" begonnen habe. Er brachte außerdem heraus: „Zampa", „Barbier", „Entführung", „Fidelio", „Fra Diavola", „Weiße Dame", „Unbekannte" (Bellini), „Frei schütz", „Unterbrochenes Opferfest" (Winter) und als Neuheiten „Templer und Jüdin", „Romeo und Julia", „Des Adlers Horst" (Glaser). Die Künstler, die damals Richard Wagner einzustudieren hatte, waren die Herren Grapow, Kneisel, Unzelmann und die Damen Frau Grapow, Fräulein Leisring und Fräulein Schindler. In einem noch unveröffentlichten, mir zur Einsicht vorgelegten Briefe an seinen Leipziger Freund Theodor Apel, den Ver fasser -es Columbus, zu welchem Wagner eine (leider verloren gegangene) Ouvertüre geschrieben hat — einem Briefe, der zu einer größeren hochinteressanten Sammlung gehört, die sich im Besitze -es Enkels -es Adressaten befindet — beklagt sich Richard Wagner auf das Bitterste darüber, daß er genötigt gewesen sei, Bellmis „Romeo und Julia" in einem Zeitraum von nur fünf Tagen einzu studieren. Mit -en Mitgliedern der Theaterkapelle soll Wagner wenig Verkehr gepflogen haben und befreundet nur mit dem Cellisten Ottmar v. Roda gewesen sein. Mit diesem habe er, laut münd lichen Mitteilungen, eine Kunstreise nach Kopenhagen geplant, es sei aber zur festgesetzten Stunde nicht dazu gekommen, -a sich heraus gestellt habe, -aß Herr v. Roda jein Cello versetzt gehabt. Uebrigens habe dieser -en Spitznamen „Panther" geführt. Im Jahre 1876, als Bayreuch zur Wirklichkeit wurde, habe er fich an Richard Wagner um Gewährung eines Billetts zum Ribelungenringe gewen-et und wirklich ein solches erhalten. Als er sich dann in Wahnfried nur schüchtern zu zeigen gewagt habe, fei Richard Wagner mit dem Rufe: „Mein P anth er !" auf ihn losgesturzt und habe ihn auf das herzlichste begrüßt. In Rudolstadt war es auch, wo Richard Wagner seine nach malige erste Frau, die erste Liebhaberin des Theaters, Minna Planer, kennen lernte, die seinen Liebesbewerbungen gegenüber — . > > .--s lden _> es tig eine fruchtbare », in dem Wischnu Scharen der Menschen noch der Honig der w r aus. Da begannen die zu bestellen, zu säen und zu Sie begaben fich daher vor Wischnus Thron und klagten: »Herr, schwer ist das Leben im Leid." Und er antwortete: „Die Liebe soll euch erquicken." ! Als sie dies hörten, gingen sie beruhigt von dannen, denn -ie Liebe verscheuchte tatsächlich das Leid, das angesichts des Glückes, das sie verleiht, so geringfügig erschien, daß es kerne Be achtung verdiente. Aber -ie Liebe rst gleichzeitig ei' Mutter -es Leben-: obwohl -aher das Land, waltete, ungeheuer groß war, reichten für -ie Sä bald weder -ie Beeren des WaldeS, no Bienen, noch die Früchte der Bäume Klügsten, Walder auSzurotten, Aecker z ernt«. So entstand auf Erd« -ie Arbeit. In kurzer Zeit mußt« sich alle ihr unterziehen, io daß sie nicht nur die Grundlage des Leb«-, sondern fast das Leb« selbst wurde. Doch -ie Arbeit gebar die Mühe und die Mühe die Mattigkeit. Haus« do» Mensch« fanden sich wieder vor -em Throne WischnuS ein. „Herr", rief« fie händeringend, „die Rübe hat unser« Leib geschwächt rnrd oße Mattigkeit m unserem Gebein ihre Wohnung ^geschlagen; wir möchten arr-ruh«, aber da- Leb« -wsngt uns wrWesetzt zur Arbeit. nicht lange spröde verblieb. Auch der Hofkapellmeister Müller soll sich um rhre Gunst beworben hab«, aber angewiesen sein — Grund genug, daß fich das Verhältnis zwischen ihm und feinem bedeutens jüngeren Chorrepetitor nicht besonder- erfreulich gestalt« kormtel Was ich über -en Eindruck von Wagner- Persönlichkeit, über sein Leb« und sein« Umgang habe in Erfahrung bringen können, ist eben nicht viel Günstiges. Es heißt, er habe ein hochfahrendes und rücksichtsloses Wesen zur Schau getragen — -ie Genies sollen das bedauerlicherweise öfters an sich haben! —, habe ein lockeres Leben geführt und sei in beständiger Geldnot gewesen. Diese An gabe findet ihre Bestätigung in dem schon erwähnten Briefe an Apel, worin er dem Glücksspiele gehuldigt zu haben bekennt. Doch soll überdies die Direktion Bethmann ihren Verpflichtungen gegen die Mitglieder oft nur sehr säumig und unregelmäßig nach gekommen sein. Richards Gesundheit, von welcher überhaupt niemals Vieh Gutes zu sagen gewesen, scheint schon damals eine schwächliche un feine Gestalt eine nur schmächtige gewesen zu sein. Dies bestätigte mir der 88jährige Rudolstadter Kkavierfabrikant Sempert. Dieser joviale alte Knabe konnte sich noch auf Paganivi besinnen, von dem er im Jahre 1827 im Theater ein Thema mit Bariationen auf der 6l-Saite hatte spielen hören. Ebenso erinnerte er sich deut lich, den jungen Chordirektor Richard Wagner mit dem Kapell meister Friedrich Müller vor dem Theatergebäude stehen gesehen zu haben — wohl die am weitesten zurückgehende Wagner-Erinnerung eines Lebenden! Zweifellos befand sich Richard Wagner in Rudolstadt in einem Zustande hochgradiger künstlerischer Gärung. Seit früher Jugend, einem glühenden Beethoven-Kultus huldigend, hatte er zu Anfang des Jahres 1833 Heinrich Laube kennen gelernt und sich mit den Bestrebungen des Jungen Europa befreundet, das die Parole eines rückhaltlosen Lebensgenusses und einer kecken Sinnlichkeit auf die Fahne geschrieben. Ein mächtiger künstlerischer Eindruck hatte diese Richtung nur noch verstärkt: in Leipzig hatte der junge Ton dichter die große Schröder-Devrient als Romeo bewundern können und die gewaltige Wirkung der weichlichen Berlinischen Musik von den Lippen der gottbegnadeten Sängerin hatte ihn in der Ueber- zeugung bestärkt, daß auch im Gebiete seiner Kunst die größten Wir kungen nur durch die Glanzmittel einer schönenSinnlichkeit zu erreichen sein würden. Einen Opernstoff, der diesen An forderungen entspräche, glaubte er in Shakespeares „Maß für M a ß" gefunden zu haben, und auf einem Sommerausfluge nach Teplitz war die Textdichtung dieser seiner zweiten Oper: „Das Liebesverbot" entstanden, dessen Handlung in dem Triumphe südländischer Sinnlichkeit gegenüber nordischen! Rigorismus gipfelte. Dementsprechend bekennt denn auch Wagner von dieser Zeit: „Ich gab mein Vorbild Beethoven auf; seine letzte Sinfonie erschien mir als der Schlußstein der großen Kunstepoche, über welche hinaus keiner zu dringen vermöge und innerhalb deren keiner zur Selbständigkeit gelangen könne." Es kann deshalb nicht Wunder nehmen, daß er von seiner zweiten, von Tappert wieder entdeckten Sinfonie in Läur nur den ersten Satz, ein Allegro, und zwar am 29. August 1834 in Rudolstadt zu Ende brachte, während das Adagio nur bis zum 29. Takte gediehen ist. Seine erste Oper: „Die Fee n" soll in Rudolstadt eingereicht, aber nicht angenommen worden sein. Das „Liebesverbot" kam unter dem Titel: „Die Novize von Palermo" unter der Direktion Bethmann in Magdeburg zu einmaliger Aufführung. Daß es eine Periode des Sturmes und Dranges gewesen ist, in welcher Wagner sich dazumal befand, erhellt auch aus jenem Briefe an Apel; Unmut und Uebermut wechseln darin wie die schwarze und rote Tinte, deren er sich bedient, um beides zum Ausdruck zu bringen. Doch scheint ihm der Aufenthalt in Rudol stadt sehr gefallen zu haben, denn er freut fich darauf, mit dem Freunde die paradiesische Gegend durchstreifen zu können. Einen Anhalt für die Bestimmung seiner Wohnung bietet die Bemerkung« daß sein Logis aus zwei Zimmern, darunter einem sechsfenstrigen Salon, bestehe. Von den zwei Häusern, die überhaupt in Betracht kommen: Angerstraße 9 und Schulstraße 4 (früher Graben) enthielt nur das letztere, nach Angabe der Frau Witwe Schiller, einen jetzt leider verbauten sechsfenstrigen Salon. Hier muß sich also die Woh nung Richard Wagners befunden haben. Nachdem in den Jahren 1835—1837 der bekannte Theaterfex Graf Hahn in Rudolstadt das Direktionsszepter geschwungen^ folgte abermals Bethmann bis 1840. Im Jahre 1844 beabsichtigte Darauf erwiderte Wischnu: „Der große Brahma hat mir nicht gestattet, das Leben weiter zu entwickeln; aber ich darf etwas hervorbringen, das eine Unterbrechung und damit eine Erholung sein wird." / Und er schuf den Schlaf. Die Menschen empfingen mit Freuden das neue Geschenk un erkannten es bald als eine -er größten Gaben, die sie aus Gottes Hand erhalten hatten. Der Schlaf linderte ihre Sorgen und Ent täuschungen, stärkte ihre ermatteten Kräfte, trocknete gleich eines guten Mutter die Tränen des Leides und hüllte das Haupt der Schlaf«-« gleichsam in einen stillen Nebel -es Vergessens. Di- Mensch« priesen daher den Schlaf und sagten: „Sei gebenedeit, denn du bist besser als das Leb« des Tages!" Rur eins hatten fie an dem Schlaf auszusetzen, nämlich -all er nictz ewig dauerte, -aß auf ihn -a- Erwach« folgte und -amU die Arbeit, neue Muhe un- Ermattung. Dieser Gedanke quälte fie so, daß fie fich -um -ritt« Mal an Wischnu wan-ten. „Herr!" baten fie, ,,-u gabst uns ein große-, unaussprechliche-^ aber unvollständige- Gut. Richte eS so ein, daß der Schlaf ewig dauern wird." Wischnu runzelte seine göttliche» Brauen un- entgegnete wie unwillig über ihre Zudringlichkeit: „Diese Bitte kann ich nicht