Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.08.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140826016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914082601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914082601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-26
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sette 2. Nr. 432. Morsen-Nussade. Leipziger Tageblatt Mtttwory. 26. Nuguv lSl< Arm« fehlt«. Die Einwohner von Serbisch- Ecbabatz und der umliegenden Ortschaften schossen auf unsere Truppen meist von hinten, besonders auf Offiziere und kleine Ab. teilungen. Selbst als Schabatz schon 2t Stunden in unserem Besitze war, wurde noch auf vorüber, gehende Soldaten geschossen. Die Schuldigen wurden standrechtlich erschossen. Aus einer Fabrik in Schabst, wurde wiederholt auf unsere Leute gefeuert, einmal sogar aus einem Fabrik schlote aus in der Offiziersmenage dort ver sammelte Offiziere. Die Fabrik wurde von uns niedergebrannt. Bet Mi schar wurden Leute, die auf durchziehendes Militär geschossen hatten, gefangcngcnommen. Der Leutnant, dem die Gefangenen vorgeführt wurden, verfügte aus Menschlichkeit die Freilassung einer schwangeren Frau. Kaum war sie frei, gelassen, zog das Weib einen Revolver und erschoß den Leutnant von hinten. Während de« Kampfes Lei Tekcrijch wurde von den serbischen Truppen die Parlamcntärflagge gehisst. Der öster reichisch-ungarische Kommandant befahl daraufhin die Einstellung des Feuers und näherte sich den Serben, die sodann aus WO Schritt Entfernung geaen ibn und leine Leute ein mörderische» Feuer eröffneten. Mit Vorliebe beschiessen die serbischen Truppen unsere Verbandplätze und Verwundetenträgcr. Eine P-trouille, die einen verwundeten Oberst transportierte, wurde aus nächster Nähe niedcrgelchossen. Selbst serbische Kinder beteiligen sich an diesen Un menschlichkeiten. Sesthlagnahme japanischer Guthaben. Aus Frankfurt a. M. wird gemeldet: Das Reichs schatzamt hat di« Beschlagnahme der japa nischen Guthaben in die Wege geleitet. Neber daS neue Kruppgeschütz schreibt der „Tag": Die Tatsache, das, es möglich war, im Frieden Ge schütze von derartiger Wirkung unbemerkt herzustellen gibt uns einen Beweis für Deutschlands Vorbereitun gen im Frieden. Es wird ja ohne weiteres ein leuchten, das; eine grosse Anzahl Leute beim Zustande kommen eines derartigen Geschützes mitwirkten, wo bei eines jeden Fertigkeit an den Tag kommt. Der Deutsche hat imFriedensohcimlichgebaut. und dies Geheimnis zu bewahren gewußt, daß der Feind er st beider Wirkungder Geschütze davon erfuhr. Ergreifen-es öeisplel -eutscher Helüengröße. Aus Wilmersdorf wird geschrieben: Ein Elternpaar bekommt von seinem Einzigen einen Kartengruss vom Schlachtfelde: „Mir geht's soweit ganz gut; befinde mich den Umständen angemessen wohl: bin bloß ein Ende kürzer geworden". Die Verlustliste des letzten Tages belehrt di« Alten daiin, daß ihrem wackeren und standhaften Sohn beide Beine wcggeschosien wurden. weitere Melüungen. * Der Ausschuß der Deutschen Kolonialgcsellschaft hat in keiner Sitzung vom 18. August eine Hilfs tätigkeit für die zurzeit in Deutschland weilen, den und in Not geratenen Ansiedlerfamilien aus unseren Kolonien beschlossen. Zn Ge meinschaft mit dem Frauenbund der Deutschen Kolonialgescllschaft ist ein Kolonialer Hilfsausschuß gebildet worden. Unterstützungsgesuchc sind an die Deutsche Kolonialgesellschast oder an den Frauen bund der Deutschen Kolonialgesellschast, beide Ki3U 5, t/7 MM» '-V- (/?/?/* /v? * Lkw; / ZN?-"/ - — . 06? 5cti3upl3t2 der' lelrten gl'vlZen äiege. ^'/«/-cl > X. / .-.MTV/? - Berlin 35, Am Karlsbad 10, Afrikahaus, zu richten. * Am Dienstag vormittag verließen 300 Ame rikaner Stuttgart mit einem Sonüerzug, der sie nach Rotterdam führte. Sie sangen bei ihrer Abfahrt dcutschpatriotische Lieder. * Die Weltausstellung in San Fran cisco ist endgültig auf 1916 verschoben worden. * Das Kanadische Parlament Hal einstweilen keinerlei feste Zusicherungen gemacht, daß es England mit seiner Flotte unterstützen werde. * Der Kommandierende General des 12. Armee korps, v. Vroizem, erläßt folgende Bekannt machung: Innerhalb des Korpsbereiches werden sämt lich« dauernden Milrtärverbote von Gast wirtschaften usw. hiermit aufgehoben. * * Ein österreichischer Flieger, dessen Apparat beschädigt worden war, landete auf russischem Boden. Er versteckte seine Uniform und reparierte den Schaden inmitten des Feindes. Dann stic^ er wieder auf und landete wieder glücklich bei seiner Truppe. * ! Der Vorsitzende des Vereins zur Errich tung eines Bismarck-National-Denk- mals, Abgeordneter Dr. Beumer, bezeichnet dem Wölfischen Büro die Zeitungsmeldung betr. die Ver wendung von 1 Million Marl aus dem Bis- marck-Nationalfonds für die Kricgsfürsorge als völlig unrichtig. Sowohl die Satzungen des Vereins als auch die mit den Künstlern und Unternehmern geschlossenen Verträge ständen einem solchen Vorgehen durchaus entgegen. Auch sei Deutsch ¬ land noch nicht so arm, das; es einen solchen Fonds zur Kriegsfürsorge zu verwenden gezwungen sei. vom östlichen Kriegsschauplatz. Von Rittmeister a. D. Großmann. Bisher war unsere am meisten exponierte Ost grenze durch eine Reihe von kleineren russischen Ein fällen heimgesucht, meist unternommen von größeren oder schwächeren Kasallerieverbänden. Die sämt lichen, aus der Linie Kowno —Grodno geführ ten Angriffe endeten mit bedeutenden russischen Ver lusten. Während die in Polen vorgeschickteu russischen Armeekorps sich bis hinter den Bug zurückgezogen hatten (Brest— Litowik als Zentrum), durfte die russische Heeresleitung ihren rechten Flügel hinter dem Riemen belassen: Also die Linie Kowno— Grodno—Brest — Kiew und östlich, sehr, sehr weit östlich bis Kasan, bezeichnet das Gebiet, in dem das weite Reich seine Truppen zusammenzieht, mo bilisiert, nach Westen heransührt, auf marschiert. Die Strecke Kasan—Warschau, also von der Wolga zur Weichsel, legen russische Militärzüge in zirka 17 Tagen zurück, und da man den Truppen eine so große Strapaze im engen Viehwagen oder in offenen Loren nicht zumuten darf, so ist vorgesehen, dass die Transporte ein- bis zweimal ansladen und 24 Stun den Rast halten. Nun gehen heute offiziell Nachrichten aus Wien ein, die die Erklärung dafür geben, daß die Ope rationen gegen Serbien nunmehr den Charakter einer Nebenaktion tragen würden, mährend die Monarchie „ihre ganze Kraft für den Hauptkamps iin Rordosten zusammenfassen würde". Diese Maßnahmen müssen durchaus als zweckmäßig erscheinen: die Entscheidung fällt für unseren Bun desgenossen im Nordosten, nicht in Serbien — für die deutschen Heere im Westen flies „Frankreich") und nicht in Togo oder Kiautschou; und bei der Ent scheidung kann man nie stark genug sein! Die österreichische Armee hat ihre allgemeine Offensive in nordöstlicher Richtung wieder ausgenom men, die feindliche Kavallerie soll sehr lebhaft ge worden sein, und diese etfrtae Tätigkeit wird unter anderem als Anzeichen dafür angesehen, daß Ruß land seine Feldarmee nunmehr zur Hand hat und, wie es scheint, die Offensive aufzunehmen beabsichtigt. Diese Auffassung vermögen wir nur bedingt »u teilen: Selbst wenn Rußland unserer deutschen Mobilmachung um mehrere Tage und der öfter- reichischen etwa um eine Woche voraus ist, vermag die gesamte Armee ihre Mobilmachung nie und nimmer in drei bi» vier Wochen zu beenden. Es könnte sich also im besten Falle um die vorderste Armeestasfel, etwa um die Militärbezirke an und westlich der Düna und des Dnjepr handeln. Man beginnt sich vorwärtszusch'eben, gegen die Weichsel, wohlverstanden zu Fuß. Brest—Warschau sind 20Ü Kilometer gleich mindestens 10 bis 12 Marschtage. Anders liegen die Verhältnisse an der Ostgrenze von Ostpreußen; die Linie Kowno—Grodno liegt nur 80 Kilometer entfernt; die hier in Frie denszeiten gesammelten Verbände wurden nicht zu rückgenommen, konnten also schneller ihre Mobil machung beenden. Sie fühlten sich sicherer und kennten darum rühriger sein und waren auch tätig, wie die zahlreichen Vorstöße beweisen, allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Nunmehr scheinen größere Bewegungen hier im Gange zu sein. Das Generalkommando des ersten Armeekorps meldet heute starke russische Kräfte gegen die Linie Gumbinnen —Anger- bürg im Vorgehen; am 20. hatte dieses vorgeschickte, tapfere Armeekorps den Feind angegriffen und ge worfen und 8000 Gefangene und 8 Geschütze als Siegesbeute heimgebracht, während eine beim Korps befindliche Kavalleriedivision gegen doppelt starke Reitermassen erfolgreich blieb und 500 Gefangene beibrachte. Man sieht also, taktische Erfolge auf der ganzen Linie gegen gewaltige Uob.-r- macht — und hierin allein liegt das überaus wert volle Ergebnis dieser sonst ziemlich resultatlos ver laufenen Gefechte; es zeigt die Ueberlegenheit der deutschen Truppe und berechtigt zu den besten Hoffnungen. Aber nicht nur von Osten her regt sich der Feind, auch im Norden hinter dem Pregel und im Süden der masurischen Scenlinie sollen russische Verstärkun gen im Vorgehen sein. Nun, wir lassen uns nicht schrecken, unsere Ost armee ist zur Stelle! Numerische Ueberlegenheit — ganz allgemein ge nommen — ist bei gleichwertigen Truppen gewiß von Stutzen; die Zahl allein vermag über den inneren Wert der Truppe nicht zu triumphieren. Das beweist die Kriegsgeschichte auf jedem Blatt, besonders be weiskräftig ist der mandschurische Feldzug 1904/5. Vie Kriegsgefangenen. Binnen kurzem werden sich rund 20 000 Kriegs gefangene auf deutschem Boden befinden. Da diese Zahl wohl noch erheblich größer werden wird, ist es natürlich, wenn d c L eh.msiung der Kriczsg f n^e- nen auf die Tagesordnung der öffentlichen Erörte rung gelangt. Dabei wird die Hauptfrage, ob die Kriegsgefangenen von uns nur zu ernähren seien oder durch Arbeit sich ihren Unterhalt verdienen sol len, wohl durchweg in letzterem Sinne beantwortet werden. Vom Standpunkt der Menschlichkeit er scheint die Beschäftigung der Kriegsgefangenen na mentlich dann geboten, sobald es sich um eine Ge fangenschaft von längerer Dauer handelt. Es wird freilich mit Schwierigkeiten verknüpft sein, die Kriegsgefangenen mit nützlichen Arbeiten zu beschäf tigen, ohne unseren eigenen Arbeitslosen Verdienst zu entziehen. Die Entweichung von Kriegsgefangenen muß natürlich so gut wie unmöglich gemacht werden. Trübe Erfahrungen sollten uns abhalten, auf das Ehrenwort kriegsgefangener Offiziere zu vertrauen. Nachdem wir es erlebt haben, daß französische Offi ziere, die 1870/71 unter Bruch ihres Ehrenwortes aus Deutschland entwichen waren, in ihrer Heimat Kriegsminister werden konnten, müssen wir im Punkte der Bewertung des Ehrenwortes französischcr Offiziere jetzt die größte Vorsicht üben. Was aber die russischen Offiziere angeht, so dürfen sic sich nicht wundern, falls ihnen gegenüber derselbe Standpunkt mit noch größerer Schärfe vertreten wird; denn unter Verpfändung ihres Ehrenwortes haben, wie jeder- Gebet. (Nach unseren ersten Siegen.) Kaum WM begonnen der Krieg, Führest du. Lenker der Schlachten, Ehe wir s dachten, Don Siegen zu Sieg Unsere wackeren Scharen, Die Leben und Blut Jetzt mit frohlockendem Mut Opfern dem heiligsten Gut, Daß cs die Feinde erfahren, Die uns bedräuet mit Tod: Mit uns ist Gott! Hast das Wunder vollbracht, Himmlischer, ewiger Vater: All' innern Hader Erstickte die Macht Der gerechten Empörung, Daß nun vor dem Feind, Der uns zerklüftet gemeint. Eisern wir stehen geeint! Schenke, o Herr, uns Erhörung: Bleib' uns getreu in der Not, Helfender Gott! Gott, du Herrscher der Welt, Der unser Volk hat zum Hüter Heiligster Güt«r Der Menschheit bestellt: Brünstig laß uns dir danken! Ob um uns es loht. Ob alle Welt uns bedroht, Dennoch nur deinem Gebot Folgen wir ohne zu wanken! Herr du der Helden der Tat, Hilf uns mit Rat! Führ' uns weiter im Streit, Führ' uns zu gutem Gelingen, Laß uns vollbringen. Wozu du geweiht Unser Volk der Germanen! Mit Demut vor dir. Mit Mut vor Feinde» Spalier. M't dieser köstlichsten Zier Rüste uns, Herr, um die Fcchnen Zu unserm heiligen Krieg! Dein fei der Sieg! Sisertrtock Rot»» Vas lothringische Loch. Das „lothringische Loch" — unter diesem Namen ist in der französischen Literatur, insonderheit in der Militärlitcratur, die Streck« zwischen den starken Festungen Epinal im Süden und Toul im Norden bekannt. Dieser Teil Französisch-Lothringens, dessen Hauptorte Nancy und Luneville sind, bildet die natürliche Einfallspfortc von Westen nach Deutsch land, und es war seit langem bekannt, daß die Franzosen dieses „lothringische Loch" auscrschen hatten, um ins deutsche Land einzudringcn. Ihr Vorstoss ist nun vollständig gescheitert, ihre Heere fluten zurück in den Schutz der Festungen Epinal und Toul, verfolgt von dem deutschen Heere. Zst die 70 Kilometer breite Lück« zwischen Toul und Epinal auch nicht durch ein«n Sperrgürtel von Forts verschlossen wie die starken Sperrgürtel von Belfort bis Epinal und von Toul bis zur belgischen Grcn.ze, so ist sie doch ein Gelände, das dem Vor dringen erhebliche Schwierigkeiten entgegensetzt: die Berge uird Wälder, die Flusse und di« Kanäle, die kunstvoll angelegt sind, zum Teil höher liegen als die Eijenbaynjlrecten und zuweilen sogar ui Tunnels durch die Berge geführt sind, werden Feind und Freund in gleicher Weise hindern. Den natürlichen Schutz des Lothringer Loches bilden die drei vielfach gekrümmten, zum Teil tief eingeschnittenen Fluß täler der Mcurthe, ihres linken Nebenflusses M^tnane und de" Mo'cl. Geht man aus dem deutschen Lothringen, etwa von Chütcau Salins her, über die Grenze auf Nancy zu. so bildet der dichte Wald von Chapenoux das erste große Hindernis; Nancy selbst ist ungeschützt, obwohl die Berge seiner Umgebung geradezu zur Anlage von Forts, die das Flußtal beherrschen, hcrauszusordern scheinen. Die Schönheit dcs Meurthe-Tales hat hier durch die Industrie bedeutend gelitten; gewaltige Sch'.oie senden überall ihren Rauch gen Himmel, und die sanften Hügel sind durch Drahtseilbahnen, die die Bodenschätze den Fabrik«,, zuführen, entstellt. Fluß aufwärts beginnt das Gebiet des Salzes, die Lothrin ger nennen die Gegend le Vernois (eigentlich heißt sie l« Saulnois), und sie verstehen unter dieser Be zeichnung nicht nur den französischen Teil d«s Landes, sondern unter le Vernois ist ein größeres Gebiet be griffen, das auch deutsch« Teile einschließt, und die obengenannte Stadt EHLteau Salins ist der natürliche Hauptort dieses Gebiete». Nicht nur Salz wird hier verarbeitet, nicht nur Schätze der Berge, sondern auch Ackerbau wird im Gebiete zwischen Meurthe und Mosel betrieben. St. Nicolas-du-Port beispiels weise ist ein besonders anziehender Punkt des acker bautreibenden Gebiete». Er liegt etwas oberhalb von Nancy, und die Meurthe ist hier durch eine Brücke überspannt. Der Mittelpunkt der Salzlndustrie da- i gegen ist Dombasle. Obwohl die Geologen behaup ten, daß man, wenn man genügend tief in den Boden bohrt, im weiten Umkreise auf Salz stoßen müsse, wie im Tale der Seill« und im Sanongebiete, werden die Salzlager in Französisch-Lothringen doch nur an einigen Stellen ausgebeutet, nämlich im Meurthe- Tale zwischen Nancy und Rosiöres-aux-Salines. In Lunöville, dem nur -venia flußaufwärts ge legenen „Versailles" dcs Königs Stanislas, dagegen gewinnt inan kein Salz mehr. In dieser prachtvollen Stadt mit ihrem herrlichen Schlosse, ihren ausgedehn ten Parkanlagen und den schönen Häusern aus rotem Vogescngranit hat sich eine ausgedehnte Kleinmou- strie für Luxuswarcn, Stickereien usw. entwickelt, und die Stadt inmitten der grünen Berge mit den Wein gärten und den schonen Eichenbeständen macht einen wundervollen Eindruck. In dem Abschnitt zwischen Mcurthe und Mosel wird besonders viel Wein ge baut Die Berge enthalten zwar, wie man wohl weiß, große Eisenichätze, besonders in dem nordwest lichen Teile, allein aus strategischen Gründen werden sie nicht ausgenutzt. Ter linte Nebenfluß dec Meurthe, die Mortaane, bildet ein zieml.ch breites, reiches, al>er etwas langweiliges Tal: Hop enfelder, zuweilen Weingärten und Ackerflächen ziehen sich am Wasser .wisckxn den Wäldern entlang. Das dritte Flußhindcrnis des „lothringischen Loches" ist die Mosel, die östliche Grenze der als Haye bezeichneten, sehr waldreichen Landschaft um Toul herum. Wenn man von Nancy aus nach Toul oordringt, erreicht man bei Pont St. Vincent den Fluß. Hier liegt ein stark ausgebautcs Fort auf einem steil aufragenden Berge, dessen Höhe ringsum die Flüsse, die Kanäle, die Eisenbahnen und die Landstraßen beherrscht. Das Flußial der Mosel ist hier ziemlich eng, von Pont St. Vincent aus steht man den Fluß teilweise als schmales Band sich durch die Bergwäldcr winden. Ein schmaler Wiesenrand begleitet ihn stellenweise; meistens sind die llfer- hängc mit Wein bepflanzt, und im Flußtale findet sich eine Reihe blühender, lieblicher Ansiedelungen, z. B. Chaligny, Sexey-aux-Forges. Unmittelbar vor Toul liegt das Dorf Villey-le-Sec, das außerordent lich start befestigt ist und mit seinen zahlreichen Ver schanzungen von Eisenpfählen, hinter denen Artillerie-Anlagen im Buschwerk versteckt sind, bei den Franzosen als uneinnehmbar gilt. Toul selbst liegt im Herzen des gewaltigen Haye-Gebietes, das sich bi» nach Thtaucourt und bi» zur Mündung des Rupt-de-Mad in die Mosel ausdehnt. Ueberall dehnen sich auf dem Bergrücken die Baumbestände, tiefe Seitentäler vereinigen sich mit dem Haupttale, aber größere Ortschaften gibt es im Haye-Gebtete nicht, außer am Laufe der Mosel selbst. Der Fluß ist nicht schiffbar, und der ganze Wasserverkehr des Gebietes wickelt sich auf dem gut ausgebauten Kanalsysteme ab. Wenn man dem Laufe der Mosel immer aufwärts folgt, gelangt man schließlich bis nach Epinal, der Festung, die seit dem Deutsch- Französischen Kriege aus einer kleinen Kavallerie garnison zu ein«r außerordentlich starken Feste ge worden ist. Am rechten Ufer des Flusses liegen die Forts unmittelbar der der Stadt, und im weiteren Umkreise ist ein starker Gürtel von Außenforts an gelegt. Non der Stadt aus, die das Zentrum einer Baumwollindustrie rst, deren Fabriken über die ganze Umgegeno verstreut sind, führen zahllose Schienenstränge nach den Erzgruben der Berge, und andere Eisenbahnanlagen (französische Reiseführer fabeln von 300 bis 400 Kilometer) verbinden die Festung mit ihren Forts. Natürlich sind diese auf gewöhnlichen Karten nicht verzeichnet, sondern sie werden streng gcheimgehalten. Kunst UN- Wissenschaft. * Aus den städtischen Theatern. Die Intendanz der städtischen Theater hat „Die Tat". Drama aus den Tagen von Tauroggen von Gertrud Prellwitz, zur baldigen Aufführung erwoiben. Das Stück arbeitet .m Gegensatz zu anderen Porck- dramen mit dramatischer Knappheit und Konzen tration nur die weltgeschichtliche Tat selber in ihren inneren Motiven heraus. — Ihr erster Teil ist der Heldenmut des Gehorsams, der die besondere sittliche Kraft Porcks ist, welcher einst in jungen Jayren wegen Insub ordination aus dem Dienst entlassen wurde und in iremden Zonen begreiien lernte, „was das preußische Heer ist". Auf diesem Untergründe baut sich die „Tat" selber auf: wie dieser Held der strengen preußischen Soldatenpflicht dann doch, durch innere Gründe dazu gezwungen, den höheren Gehorsam übt und über das Zögern seines von Feinden umringten Königs hinweg den entscheidenden rettenden Schritt wagt, „aus dem Geiste aller Hotzenzollernent» schließungen, die Preußen groß gemacht haben". * Kündigung am Altenburger Hoftheater. Der Herzog von Altenburg hat, wie uns gemeldet wird, sämtlichen Mitgliedern der Altenburger Hofbühne zum kommenden Winter gekündigt. Fall» diese Mitteilung auf Wahrheit beruht, muß sie um so schmerzlicher berühren, als wir gestern erfreulicher weise von einer neuen Regeluna der Angelegen heit vom Meininger Hoftyeater berichten konnten. Hoffentlich wird wenigstens anderweit für die Mitglieder gesorgt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)