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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.08.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140825013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914082501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914082501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-25
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
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Seue 2. Nr. 430. Morserr»Nussave. Leip^er Lagevlatt. vlenstay, 2S. Nugutt lS14. Stiftung -es katfers für -ie Arbeitslosen Serlias. Berlin, L4. August. Das Nachrichtenamt de, Ber liner Magistrats meldet: Aus dem Großen Haupt- quartier ist an den Oberbürgermeister von Berlin heut« nachmittag folgendes Telegramm gelangt: „S. M. der Kaiser und König haben zur Linderung der durch Arbeitslosigkeit in Berlin entstehenden Not der arbeitenden Klassen ein Gnadengeschenk von 50 000 bewilligt und die Kaiser!. Schatulle zur Zahlung dieser Summe an Euer Exzellenz zu geeigneter Verwen dung ermächtigt." Auf Allerhöchsten Befehl v. Valentint, Geheimer Kabineitschef." Berlin, 2t. August. An den Kaiser ist seitens de» Oberbürgermeisters folgendes Donk telegramm gerichtet worden: S. M. dem Kaiser, großes Haupt quartier. „Euer Majestät bitre ich für die huldreiche Gab« zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit den ehrfurchtsvollen Dank Berlins darbringen zu dürfen. Die schöne Spende eilt der Fürsorge voraus, die die Stadt Berlin sich anschickt, ihren Arbeitslosen angcdeihen zu lassen. Eure Majestät wollen mir zugleich gestatten, der begeisterten Freude Ausdruck zu geben, mit der die siegreichen Fortschritte un'erer herrlichen Armee die ganze Bürgerschaft erfüllen." General Leman in Mag-eburg. Mit dem fahrplanmäßigen Berlin-Kölner V-Zug 4,50 Uhr traf nach der „Magdeb. Zta." am Sonntag nachmittag General Leman, der Verteidiger von Lüttich, als Kriegsgefangener in Magdeburg ein. Es ist eine stattliche, mili tärische Erscheinung. Ein eisgrauer, dichter Schnurr bart gibt dem Gesicht etwas Strenges. Man sieht General Löman die Strapazen der leisten Tage an. Er trug den Degen, den ihm der Erstürmer von Lüttich, General Emmich, wieder zurückgcgeben hatte. Ein deutscher Offizier füh.te den Gefangenen in einem Auto zur Zitadelle. Ueber die Gefangennahme des Generals wird der „F. Ztg." aus Aachen berichtet. Von den stürmenden deutschen Truppen wurde der Kom mandant halb erstckt unter den Trüm mern eines zusammengeschossenen Forts aufgefunden und in Sicherheit gebracht. Die deutschen Offizier haben sich seiner in der kameradschaftlichsten Weise angenommen und labten ihn mit Erfrischungen, die ihnen gerade zur Hand waren. Dann wu^de der Gefangene dem General v. Emmich vorgeführt. In Anerkennung besten, daß General Löman die ihm übertragene Pflicht als Kommandant der Festung Lüttich bis zum Letzten er füllt hat, ließ General v. Emmich jedoch Löman den Degen. Eine solche Ritterlichkeit hatte der Gefangene nicht erwartet, und sie erschütterte ihn tief. Nachdem sich der Kommandant non den seelischen Erregungen «nd den körperlichen Stravazen erbolt hatte, fand seine Abreise in die deutsche Gefangenschaft nach Köln statt. Gegen serbische Lügenmel-ungen. Wien, 24. August. Die fortgesetzten lügen haften Meldungen über siege der ser bischen Truppen bedürfen keines neuen De mentis; sie sind durch den gestrigen Bericht hin reichend widerlegt. Der ans dem Balkan krieg bereits hinlänglich bekannte Versuch, nunmehr auch der österreichisch-ungarischen Armee Verletzun gen des Völkerrechts und sogar Grausamkeiten gegen Nichtkombattanten zu unterschieben, wird in der ge ¬ samten gesitteten Welt mit um so größerer Ent rüstung zurllckgewiesen, als es nur ern plumper Ver such ist, die Aufmerksamkeit des Auslandes von d'em unerhörten Vorgehen regulärer serbischer Truppen und Komitatschis gegen Verwundete und Sanitäts ambulanzen, ja selbst gegen im Dienste stehende Militärärzte abzulenken. Die wiederholt gemeldet« Tatsache, daß selbst serbische Frauen aus dem Hinterhalte auf unsere Truppen schossen und erschöpften Soldaten vergiftetes Wasser reich ten, wird durch noch so schamlose Lügen nicht aus der Welt geschafft. ,Vte blutigste Satire/ Men, 24. August. (W. T. B.) Das „Fremdcn - blatt" erklärt in einer Besprechung des vom russischen Generalissimus Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch erlassenen Aufrufe s an die Polen: Die Rolle des Großfürsten, der als Be freier der Polen nicht nur innerhalb der Grenzen Rußlands, sondern auch derjenigen Oesterreichs und Preußens auftritt, ist die blutigste Satire auf alles, was Rußland seit 150 Jahren getan hat, und überbietet alles, was jemals an politischer Heuchelei und Verdrehung der Tatsachen in das Gegenteil geleistet worden ist. Wenn der Großfürst den Polen zuruft, daß das russische Heer ihnen die glückliche Nachricht von der Versöhnung mst Rußland bringe, worauf sie solange gehofft hätten, woher kommt es. daß die russische Regierung nicht schon längst im eigenen Hause mit der Befreiung angcfangen hat. Erst die Proklama tion der österreichisch-ungarischen und der preußischen Armee, die den Polen die Befreiung von dem mosko- witischen Joch angckündigt haben, hat die groß mütigen Gefühle des russischen Großfürsten ge weckt. Jahrzehntelang waren die Polen ein fremdes Volk, wie die Ukrainer, die Finnländer, die Deutschrussen, die Juden, die Arme nier und die Kaukasier. Mit einem Schlage wurden sic l i e be B r üd e r, die unter dem Zepter des Zaren frei auflebcn werden. Der russische Oberbefehlshaber muß sich seiner Sache sehr wenig sicher fühlen, wenn er mit einer Kundgebung hervortritt, die kein ehrlicher Russe lesen kann, ohne zu er röten. Die kühne Behauptung, daß die russischen Heere im Vorrücken sind, ist der Proklamation wür dig. Die russischen Truppen sind in ihrer großen Mehrheit auf dem Rückzüge, und nach dem Zeugnis des Großfürsten ist ebenso die russische Politik im In nern auf dem Rückzug begriffen, auf einem Rückzug in vollster Panik. -lntiftanzösische Kundgebung in Sa- Homburg. Aus Bad Homburg wird gemeldet: In Bad Homburg kam es am Sonntag zu lebhaften anti französischen Kundgebungen vor dem Viktoria-Hotej^ als bekannt wurde, daß in dem Hotel noch immer ausländisch Angestellte, vor nehmlich französische Köche tätig waren. Es versammelten sich große Masten vor dem Hotel und verlangten die Entlassung der Ausländer. Die Menge ließ sich erst beruhigen, als der Ober bürgermeister bekannt gab, daß am Sonntag die Leute entlasten werden würden. Am Sonntag wurde man jedoch gewahr, daß die Entlassung noch nicht erfolgt sei, und erneut zogen di« Scharen vor das Hotel. Man warf die Schei ben des Hotels ein. Die Ruhe wurde erst wieder hergestellt, als die Ausländer aus dem Hotel entlassen und unter dem Schutze von Polizei und Militär hinweggejührt wurden. Der Heldentod siirs Vaterland. Die „Kreurztg." teilt mit: Es sind gefallen am fl. A'igust Hauptmann Konstantin Ewald, Haupt mann und Kompaniechef Freiherr Philipp v. Billiez, aus Karlsruhe Hauptmann Oskar Waiblinger, Oberleutnant und Regiments adjutant v. Na t» m e r ; am 18. August Leutnant und Adjutant Kurt Reinecke, der jüngste Sohn des Majors a. D. Emil Reinecke in Berlin- Friedenau: am 10. August Feldwebel-Leutnant Joachim Freiherr v. d. Goltz. Stud. rer. nat., der ältere Sohn des Ministerialrates v. d. Goltz in Straßburg; bei Lüttich Fähnrich Hans Günther v. Heeringen, Sohn des Generalmajors z. D. Emil v. Heeringen; am 11. Aunust Fahnenjunker im Dragonerreoiment „König Albert von Sachsen" sOstvreußenz Nr. 10 Franz Schröter; ferner ist der Leutnant der Reserve Ziegler, Sohn des be kannten Universitätslehrers Theobald Ziegler, gefallen. Lan-sturmaufgebot unö Volkswirtschaft. In der Tagespreste ist angeregt worden, von den zum Landsturm aestellunosnflichtigen Mannschaften in erster Linie die sich freiwillig meldenden Arbeits losen zu berücksichtigen. Hierzu kann mitgeteilt werden, daß der Kriegsausschuß der deutschen Industrie bereits vor amtlicher Verkündigung der Einberufung des Landsturms dahin vorstellig geworden ist, daß in erster Linie die große Zahl der Freiwilligen berücksichtigt werden möge, daß dagegen diejenigen Personen, die in den verschiedensten Berufszweigen eine verant wortliche und führende Stellung bekleiden und deren Aushebung unter Umständen von tiefgreifendster Wirkung durch Stillegen ganzer Wirtschaftsbetriebe sein würde, im Gesamtintereste nach Möglichkeit zu rückzustellen wären. Die Irr-er und -er Krieg. Wir werden um Aufnahme nachstehender Zeilen gebeten: ' In einem Augenblick, wo wir glaubten, ganz Asien auf Deutschlands Seite zu sehen, begeht Japan den schmählichen Verrat. Es ist daher unsere Pflicht, gegen die unglaubliche Undankbarkeit Stellung zu nehmen. Indien hat für Deutschland die wärmsten Gefühle und sieht in ihm den endgültigen Befreier von eng lischer Sklaverei. Durch die englischen Lügen, wie wir sie schon seit 150 Jahren kennen, bekommt Indien keine richtigen Nachrichten, so ist es heute, so war es 1870. Wäre cs anders, könnte Indien seine Sym pathien schon durch die Tat ausdrücken. Die Inder in Deutschland. Vie Cholera unter russischen Truppen! Nach Mitteilung des ungarischen Ministeriums des Innern sind unter den russischen Truppen in Bessarabien Cholerafälle vorge kommen. welterr Mel-ungen. * In Oestcrre-ch haben sich nicht weniger als 800 000 Freiwillige gemeldet. Die beiden Kaiserreiche haben zusammen also über 2 Millionen Kriegsfreiwillige zu verzeichnen. * Ein Teil der in Berlin eingetroffenen Leichtverwundeten hat bereits Erlaubnis er halten, die Lazarette zu verlassen. Viele von ihnen haben von dieser Erlaubnis Gebrauch ge macht und sind namentlich Unter den Linden spa zieren gegangen, wo sie mit ihren Verbänden überall Aufsehen und liebevolle Teilnahme erregten. -x- * Die amerikanische Abordnung von Offizieren unter Führung des Unterstaatssekre ¬ tärs des amerikanischen Kriegsamtes hat S Millionen Dollar in Gold und 1^ Millionen in anderer Münze mitgebracht, um diele «summe an Amerikaner zu ver teilen, die durch die Kriegsereigntst« in Not geraten sind und ihnen so die Rückreise zu ermöglichen. * * Die „Times" erzählen ein Stückchen von einem deutschen Flieger bei Lüttich. Er machte sich nächtlicherweile mit Sprengkörpern in einem der Forts zu tun. Da er nur in 300 Meter Höhe schwebte, wäre er ein leichtes Ziel für Kugeln ge wesen. So band er an eine etwa 75 Meter lange Schnur eine rote Laterne, die nun von den Belgiern in Stücke geschossen wurde, während er lächelnd darüber schwebte. * Der abberufen« deutsche Gesandte in Belgrad, Baron Freiherr v. Griesinger, ist von Wien nach Berlin abgcreist. Metz. Von Rittmeister a. D. Großmann. 1. Frankreichs Operationsplan war — entgegen 1870 — „Offensive auf der ganzen Front"; solches war zu leien in allen militäri chen Zeitschriften, in allen Reglements der drei Waffen, herauszuhören aus allen Aeußerungen und offiziellen Reden hoher Militärs. Man sprach es in Paris offen aus: „Die Deutschen sind in 10 Tagen mobil, und wir sind es auch", und die franzöfuche Mobilmachung und der Aufmarsch scheinen auch tatsächlich ziemlich fix vor sich gegangen zu sein, dennoch aber waren wir ihnen vermurlich um einige Tage voraus. Den Hauptgoz gedachte der Feind zu führen aus der Linie Epinal-Toul-Vecdun gegen die Front Metz- Bogeien, die südlich etwa in das Gebiet von Laar- lurg fällt und durch die Höhenzüge von Blamont und des Donon begrenzt ist. Neben dieser Offensive in Front war eine Um fassung beider deutscher Flüger gedacht: im Norden durch eine schnelle Besetzung von Belgien, im Süden ourch einen Einfall in das Oberelmk'. Hier setzte die siegreiche Schlacht bei Mülhausen der Offen sive ein schnelles Ziel — dort oben zeigte der Fall von Lüttich und die Besetzung von Brüssel, daß die Deutlchen denn doch noch frühzeitiger am Platze waren. „Blitzartig" nannte doch wohl unser Kriegs minister unsere beabsichtigten Dispositionen. Blieb al,o noch die Offensive in der Front, und diese scheint bei Metz tatsächlich versucht worden zu sein — erfolglos. Die vorliegende offiziöse Meldung ist sehr klar gefaßt sie spricht von Schlachten auf breitem Raum, also von einer Reihe von Teilgeiechten, von starken iranzöfiichen Kräften unternommen, vermutlich gegen die deutschen, leicht befestigten Stellungen. Hier mit großen Verlusten abgewiesen, erfolgte der deutsche Gegenstoss: defensive Offensive. Auf beiden Seiten werden mehrere Armeekorps beteiligt gewesen sein, dafür spricht der gewählte Ausdruck „Schlachten". Heule bereits vermag man zu erkennen, welche große Bedeutung der Siegesbotschaft innewohnt: sie bedeutet nichts weniger als ein Zurückweisen des französischen Offensivgebankens hier an der Haupt- iront, der Offensive, die Paris forderte uno das Volk erwartete. Vielleicht erfährt letzteres noch nicht die volle Wahrheit — die Enttauichung wird furcht bar sein. Neben dem glänzenden Siege kommt die Nachricht von einer scharsen Verfolgung, und diese krönt erst das Werk. 10000 Gefangene, mehr a,s 50 Ge schütze! Da» spricht für sich! Acht französische Armee korps standen im Feuer, d. h. also mehr als zwei Armeen. „Der Rückzug artete in Flucht aus", das ist der wichtigste «atz der offiziösen Meldung. Flucht! Das heißt die Widerstandskraft der Truppe ist ge brochen, und nicht nur die physische, sondern mehr noch die moralische. Eine geschlagene Armee braucht Zeit, um sich zu sammeln, um sich zu festigen. Ten riickflutenden Massen wird wohl erst die Maaslinie, das heißt also die Linie der Sperrforts Halt gebieten; erst hier wird man Atem schöpfen können. Aber uneinnehmbar sind Lie>e Werte nicht; wir könnten sie nehmen, wenn wir dies beabsüi tigen sollten, und besitzen in unserer schweren Feloartillerie die geeignete Waffe hierfür. Lüttich als Beweis. Und auch auf die Nachbararmeen wird diese Lagaröe. Der Name des Ortes, bei dem in einem sieg reichen Gefecht die erste französische Fahne erbeutet wurde, war bereits jedem gebildeten Deutschen ver traut als der Name des prophetischen Vorkämpfers unserer nationalen Erneuerung, Paul de La garde, der zugleich eine der größten Gestalten in der Geschichte der deutschen Wissenschaft war (1827 bis 1891). Gerade in diesen großen Tagen beginnt sich zu bewahrheiten und zu erfüllen, was er zumal in seinen „Deutschen Schriften" verkündet und gefordert hat. Sie sind das Buch, aus dem die sittliä-e Erneuerung der Nation, die wir sclfon jetzt mit Freude begrüßen und die der höchste Ge winn des Krieges werden muß, ihre nachhaltigsten Anregungen gewinnen kann. Es mag manchen Freunden, die Paul de Lagarde in der Stille um sich gesammelt hat, die Frage nahe getreten sein, ob der Ort Lagarde mit seinem Namen in Zusammenhang steht. Das ist in der Tat der Fall, wie die in sehr hohem Alter stehende verehrungswürdige Lebensgefährtin Lagardes, Frau Geheimrätin Anna de Lagarde in Göttingen, einem Leipziger Freunde Lagardes soeben brieflich mittcilt. Paul de Lagarde hieß ursprünglich P. Bötticher als Sohn des Berliner Gymnasial lehrers Wilh. Bötticher. Seine Mutter starb elf Tage nah seiner Geburt; die Pflege und Erziehung des Kindes übernahm besonders eine Schwester der Mutter, Christine de Lagarde. Dieser Umstand hat — neben anderen — Lagarde später veranlaßt, den Namen seiner Mutter zu tragen. Die Vorfahren mütterlicherseits aber stammen in der Tat aus dem heute mit so großem Ruhm genannten kleinen Ort an der Grenze Lothringens. Sie gehören zu den Flüchtlingen, die um des evangelischen Glaubens willen Frankreich verließen und in Berlin eine Zu flucht fanden. Für alles einzelne sei auf eine der schönsten deutschen Biographien hingewiesen, auf Anna de Lagardes „Paul de Lagarde. Erinnerungen aus seinem Leben." Göttingen 1894. Es gibt wenig Bücher, die so viel tiefes, reiches Leben in sich bergen, wie dieses anspruchslose kleine Buch. vom Konklave. Zehn Tag« stehen dem Kardinalkämmerer Mon signore della Volpe, der während der päpstlichen Zedisvakanz die Regierung führt, bis zum Zusammen tritte des Konklaves zur Verfügung. Ein wunder liches, reges Leben setzt im Vatikan ein, wenn der Träger des Fischerrinqes di« Augen zum letzten Schlafe geschlossen hat. Maurer und Zimmerleute beginnen mit ihrer Arbeit, der unter« Teil der Fenster wird mit Leinwand bespannt, die Fenster scheiben der Loggien Raffaels werden zum Teil mit weißer Farbe übermalt; der Kardinalmarichall legt seine Tracht eines römischen Patriziers an, schnallt den Degen um und stellt sich an die Spitze des ge samten päpstlichen Dienstes. Sind alle Zurichtungen beendet, so wohnen die Kardinale in der Paulinischcn Kapelle der Messe des „Heiligen Oicistes" bei, hören die Gebete „pro zxmi.itioo oiipconcko" und sind nun bereit, ins Konklave einzuziehen. Von der Paulini- jchcn Kapelle aus setzt sich ein langer, eindrucksvoller Zug in Bewegung: o.e Kardinale, die Parria.chen, Bischöfe, Prälaten, Ordenshäupter, begleitet von Geistlichen aller Art — der Zug richtet sich in feier licher Prozession zur Sixtinischen Kapelle, wo alle Teilnehmer des Konklaves ihren feierlichen Amtseid ablegcn, dann ertönt dreimal eine Glocke, die Zere monienmeister heißen mit den Worten „Erina omncs!" die nicht zum Konklave Gehörigen sich ent fernen — und das Konklave trat tegonnen. Es ist die ehrwürdigste aller bestehenden Wahl körperschaften. Man kann sein Alter auf beiläufig 850 Jahre beziffern, da es in leinen Ursprüngen auf das Wahldekrct des Papstes Nikolaus !I. zurückgeht. Doch gibt es ein Konklave im eigentlichen Sinne des Wortes, das heißt, eine eingc chlossene Wa.ch- versammlung. erst seit dem Jahre 1271. Gregor X. war es, der die Konstitution erließ, nach der in dem selben Palaste, in dem der Papst gestorben ist, ern Gemach hergcrichtct, die Kardinülc darin ein geschlossen und so lange von der Außenwelt völlig abgesondert werden sollen, bis die Neuwahl erfolgt ist. Gerade bei der Wahl dieses Papstes war es geschehen, daß die Kardinäle sich beinahe drei Jahre lang nicht hatten einigen können. Schließlich halten die Bürger von Viterbo ihnen die Entscheidung durch das drastische Mittel abgezwungen, daß man das Dach des Palastes über ihren Häuptern abtrug und sie so Sonne und Regen bloßstellt«. Aus bitteren Er fahrungen dies-'r Art ist die Einrichtung des Kon klaves hervorgewachsen, und seit jener Zeit sind die Päpste unablässig darum bemüht gewesen, das Kon klave zu sichern und nach allen Seiten hin auszu bauen. Es bestehen Bestimmungen selbst für die unwahrscheinlichsten Möglichkeiten. Gesetzt z. B., daß alle Kardinäle wahrend des Konklaves stürben, ohne einen Papst gewählt zu haben, so ist es festgesetzt, daß für diesen Fall das Wahlrecht auf die Kanoniker von E. Giovanni am Lateran, der eigentlichen Bischofskirche von Rom, übergeht. Die geschichtliche Bedentunz und die Ehrwürdig keit de, Konklaves geben all feinen Formen und Ein richtungen ein ganz lesonde es In.cresjc. Na ü i'' sind im Laufe der Jahrhunderte auch die Formen des Konklaves mancher Veränderung unterworfen ge wesen. Werfen wir z. B. einen Blick auf die Wahl zellen. Als 1447 da» Konklave zusammentrat, das Nikolaus V. wählt«, da waren di« Zellen nicht au» Holz, sondern nur aus Tuch, und man konnte in ihnen jeden Atemzug des Nachbarn hören. Die E leuchtung erfolgte durch Kerzen und war spärlich genug. Heut dagegen erhält jeder Kardinal eine eigene kle ie Wohnung mit elektrischen Klingeln und elektrischem Lichte. Die Kosten, die diese Bauten des Konklaves erfordern, sind nicht gering. Die Verhandlungen des Konklaves vollziehen sich der Vorschrift gemäß unter strengstem Geheimnis. Dies Geheimnis ist aber nie gewahrt worden. Wie wäre das auch denkbar bei der großen Zahl von Menschen, die direkt oder indirekt an einem Konklave beteiligt sind! Da sind die Sekretäre der Kardinäle, ihre Diener, die Aerzte und der Apotheker des Kon klaves, die Köche, die Barbiere usw. Man darf rechnen, daß außer den Kardinülen selbst etwa LOO Menjchen in irgendeiner Weise am Konklave be teiligt sind, und natürlich dringt da das Geheimnis des Konklaves bald durch seine Mauern hindurch. In Wirkliästeit haben wir so ziemlich über jedes Konklave ausführliche Tagebücher und Berichte, die uns die Kämpfe, die Zwifck-enfälle und selbst die Scherze des Konklaves mitteilen. Schon seit einer ganzen Reihe von Konklaves hat sich die Hand lung der Wahl eines neuen Oberhauptes der katho lischen Kirche völlig im Frieden, ohne jede Gewalt samkeit und Ruhestörung vollziehen können, während bis tief in die Neuzeit hinein Pöbelaufstcinde fast zu den regelmäßigen Begleiterscheinungen der Kon klaven gehörten, die für Rom gewöhnlich einen „Karneval der Canaillen" zu bedeuten pflegten. Daß cs darum auch in den modernsten Konklaven nicht an überraschenden Vorgängen und Zwischenfällen ge fehlt hat, dafür ist ja die dramatische Sz«ne des Einspruches Oesterreichs gegen die fast schon gesicherte Wahl de» Kardinals Rampolla beim jüngsten Konklave ein Zeugnis. An solchen Ueber- raschungsszenen ist die Geschichte der Konklaven sehr reich. Beim Konklave des Jahres 1447 fehlten oem Kardinal Colonna nur noch zwei Stimmen. Der Kardinal von Bologna erhob sich, um ihm die seine zu geben — da hielt ihn der Kardinal von Tarent zuruck und warnt« ihn: „Warte, beeile dick nicht. Wir haben hier eine wichtige Sache zu erledigen. Man sieht wenig, wenn man schnell geht." Er grimmt rief ihm «in Gegner zu, er wolle nur gegen Colonna arbeiten, aber Bologna antwortet«: „Du hast recht, ich gebe meine Stimme, wem du willst." „Dir", rief da der Kardinal von Tarent aus; „Dir jelbst. Kardinal von Bologna." „Ich auch!" ruft der Kardinal von Aquileja. „Ich auch!" antwortet der Kardinal Morinense. Ander« folgen, sie reißen wieder andere fort und schon zählt man 11 Stimmen, da erhebt sich der Kardinal von San Ststo und spricht: „Und ich, Thoma» von Sarzana, mache dich zum Papste!" — die Mehrheit war erreicht. So wurde Nikolaus V., der erste große Nenaissancepapst, gewählt. Kunst unö Wissenschaft. * Leipziger Künstler im Felde. Di« Intendanz empfängt als erste Nachricht von den im Felde stehen den Mitgliedern der Städtischen Theater >oeben einen Brief von Herrn Oberrcgisjeur Tr. L e r t, der als Leutnant der Reserve in Oesterreichifch-Polen an den Kämpfen gegen die Russen teilgenommen hat. Dr. Lert ist durch einen Fußschuß nach Angabe der Aerzte nicht schwer, aber auch nicht unerheblich ver wundet, und liegt zurzeit unter der Pflege seiner Gattin im Garnijonhospital in K r a k a u. In einigen Wochen hofft er wieder in die Front eintreten zu können. * Ein Schweizer Dichter für die deutsche Sache. „Hier steh' ich, außerm Reich und doch im Reich!" Dies Wort C. F. Meyers bezeichnet knapp und treffend die Stellung, die von je die Dichter der deutschen Schweiz im geistigen Leben Deutschlands und zur deutschen Kultur eingenommen haben. „Außerm Reich" als Bürger eines neutralen Staates und „doch im Reich" als Angehöriger der großen deutschen Kulturgcmeinschajt, deren schätze er durch sein eigenes Schaffen mehren hilft, fühlt sich auch der bei uns volkstümlichste d«r heute lebenden Schweizer Dichter E r n st Z a h n. Er hat der Zeitschrift „Ueber Land und Meer" ein „Sturmlte d" voll wuchtiger, ernster Krait zur Veröffentlichung gesandt und zu gleich durch den Verlag seiner Werke in Stuttgart die Summe von 1000 .A für das deutsche Rote Kreuz überweisen lasten. In dem Begleitschreiben sagt er: „Mein Herz schlägt hoch für Deutsch land. Ich weiß daß es in gerechter Sache siegen wird!" — Das Gedicht hat folgenden Wortlaut: Nun steht die ganze Welt in Brand. Die Trommeln. >ie gehen. Doch sei getrost, mein Vaterland. Dir soll nichts geschehen. Der Kimmel flammt in Glut und Glanz. Wir schreiten, wir schreiten, Bis wo die Feinde uns den Tanz, Den bittern, bereiten. Die Trommeln wirbeln wild und «eit, Kein Zögern! Kein Zagen! Der Tod will halten Erntezeit. Wir werden es tragen. Hei, wie der Sturm die Fahnen sand! Laßt fliegen! Laßt fliegen! Dich grüß' ich noch, mein Vaterland! „Sterben oder siegen!" Vjei Niederla wird «» vorne wl iedenfall Belfort - nächst v« vor fran auch dier Ein z gemeine Auch gekämpft näher ar Mar» la Sie sind Schlumn Walstatt Eaarbur 2 mn Darum s korvs in diesem H vo (Von u Die ( hören r Iedenfal Fahrt vc füllten 2 der her Schnecken fahrt. 2 unsere d schließlick teilfenstc zu bring Verspätu Stunde i wärtigen überfüllt spätung, und Bul elenden maligen die Nach» man naci ren, näm am Tage besetzt tä Kronstad getauft h nur ein Fahrzeit, stadt se Dann, al Bewegur haltgemo Stunde, eine viel deren M uns schic Wassers In G wieder e den ich 1 wabsi ick werde dt Gänsen, stirbt in mand an wir auf i nach der vallerie. In Besf, ansamml winken d ist guten Feind zi rufe krä Eile au>. den wat den Wa, manche Soldaten lin, best trifft die „Extrazu Reußen, Regt.) b Aden Horizont Blitzen, Hagel ül und mai kann der bis da. 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