Volltext Seite (XML)
/Iben--Ausgabe für Leipzig «n» Vorort» »Uk» unser« rriig« "«AHAAPkk»^ k» un» Sp«»it«urr rmaltSgU<S !n» kau» gebracht: monatlich 1.4S M., vierteliührltch Z.7S M. Sri »er SeschästssteU«, unsrrn FiUaleu ua» Nu,gab«st«Uen abgeholt: monatlich 1M.,»t»rt»ljührlich SM. vnrch »i« poft: innerhalb veutschlan»« un» Ser örutfchrn Kolonien monatlich t.s» M., »lerteljährllch ».ro m., auoschlleftllch postdefteUgel». Da»Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» Lmal, Sonn»u.Zriertage'.mal. I» Leipzig, -en Nachbarorten un» »en chrtrn mit eigenen Malen wir» ti« Nben»a«»gab« noch am tzben» »r» erscheinen» in» Kau« geliefert. ' V«lln« Ne»aMon: In Sen Zelten 17, ;crnsprr»»r!nschluft: Kans» Nr.»»7. hmrdelsFeLturrg /lrntsblLtt des Rottes und des polizerurntes der Stadt Leipzig Ne-oktion un» S»schaf1,st«Ur: 1»hannl»gafs« Nr. 0. o Zernsprech-ftnschluft Nr. 1»»»2, 1«»»I un» >»»<>4. Nr. 42S. Monwg, »en 24. ftu-iilt. ISS. Jahrgang »»»ii». kür Inserat» au» Leipzig un» Umgebung »«« » ispaltige petiteeilerrps. S » Neklameeeiie l >N., von au»w<irt» Z0 Pf., «»Namen 1.20 M., «lein« ftn,eigen Siepetitzeil» nur 10 pf.b.wieüerhol.Nab., Inserat« vonSeborSen im amtlichenleil »>r pctil» zeile -0 Pf. Sescbästsaneeigen mit plaftoorlcbrist in, vreis» «rböbt. Nobatt na» Tarts. Srilagen. Sesamtaufl.Z M.Sa» Lausen» au»s<bl.poftgiduhr. sinzeigen-ftnnabm«: lokanntagasse», bel sSmklickien «>l>al»n »e« Leipzig« Tagediatte» un» allen ftnnoncen-SxpeSitionen »es In- un» NuelaaSe». S«s»äst»st«lle sür Ser>in u.»ie pr.vrnnSenbura: vireklionwaltrrZl rgrt» «erlin S.l», vr» Ürner Strafte »7. Zernspr-Ui-Nnschluß: Morikplay IS721. ISl4. Nach amtlicher MskuM: Sesamtlage günstig! von Sieg LU Sieg! Gestern spät in der Nacht trafen die neuen Siegesmeldungen ein, die wir noch im größten Teil unserer Morgenausgabe mitteilen konnten. Es handelt sich einmal um die Be stätigung des großen Erfolges in Lothringe n unter dem Kronprinzen von Bayern, wonach die siegreichen Truppen die Linie Lune- ville—Blamont—Circy überschritten haben, also jetzt zum Teil vor der sogenannten Moselpforte zwischen den Festungen Toul und Epinal stehen. Verdun und Toul einerseits und Epinal-Belfort anderseits sind durch eine Kette von Forts ver bunden. Hier wird es also wieder heiße Arbeit geben. Aber nach den neuen Meldungen des Generalquartiermeisters ist kein Zweifel mehr, daß der ganze Plan, den die französische Heeres leitung mit ihrem Vormarsch in Lothringen ver folgte, über den Haufen geworfen ist. Aus der Meldung geht auch bereits hervor, was wir als nächste Folge bezeichneten: die Aufrollung der französischen Vogcsentruppen. Wie weit diese Aufrollung vorgeschritten ist, läßt sich noch nicht erkennen; aber schon die gemeldeten Tatsachen zeigen klar, daß in den Vogesen kein Halten mehr sein wird. Tie französischen Armeekorps — ein Drittel der ganzen Heeresmacht — fluten zurück, und bald werden mir hören, ob überhaupt und wo eine Sammlung gelungen ist. An Stütz punkten fehlt es, wie eben dargetan, nicht; jene Ketten von Forts sind ja eigens dazu herge. stellt, einmal den Rückhalt für den Vormarsch zu bilden und dann, falls dieser mißlingt, dem vordringcnden Feind den Weg zu verlegen. Dazu gehört aber selbstverständlich eine große geord nete schlagfertige Armee, und ob diese dort noch vorhanden iß, fragt sich. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß Generalissimus Joffre mit allen verfügbaren Truppen vorging, und da sie vollkommen geschlagen wurden, so wird es ge waltiger Anstrengungen bedürfen, die Verteidi gung schnell zu organisieren. Dazu kommt der Vormarsch der Armee des Kronprinzen westwärts von Lang w y, und als neuer Erfolg der bei Neufchatcan in der belgischen Provinz Luxemburg (es gibt mehrere Orte gleichen Namens) nordwärts des Flusses Scmoy. Hier handelte es sich vermutlich um ein von Charleville-Msziöres-Sedan aufge brochenes französisches Heer, dessen Niederlage wiederum ein Stück Weg freigegeben hat. Ebenso wichtig ist der Fortschritt, der westlich der Maas in der Richtung auf die französische Grcnzfestung Maubeuge vordringendcn Truppen. Sie ha ben also Namur im Rücken, das beschossen wird und kaum lange standhalten kann, selbst wenn sich die Belgier besser als bei Lüttich auf die Verteidigung vorbereitet haben sollten. Von dort her, von Maubeuge her, hören wir zum erstenmal von dem Erscheinen der Eng länder. Sie sind also da, die Rotrocke. Der große Plan der Kitchencr und Frcnch ist ge glückt. England hat sein Versprechen gehalten; es schickte die sehnlichst erwartete Hilfe über den Kanal herüber. Ob es die versprochenen 150000 Mann sind, oder vorläufig nur einige Kavallerieregimenter, werden wir bald ersah- ren. Ihr Erscheinen wird in Deutschland jeden falls große Genugtuung erregen. Sie sollen da bei sein; sie sollen ihr Teil abbekommen. Tas erste Auftreten einer englischen Kavallcriebrigade endete mit ihrem Rückzug. (^11 right!) Sesamllage günstig. Unser Berliner O-Mitarbeiter drahtet uns auf Grund amtlicher Auskünfte fol gendes: Auch heute liegen Einzelheiten über den großen Sieg von Metz an hiesigen amtlichen Stellen noch nicht vor. Was sich die Blätter von ihren im Hauptquartier weilenden Kriegsbericht- erstattern melden lassen, sind Allgemeinheiten und unverbindliche Betrachtungen, die ein ge- naue- Bild der letzten kriegerischen Vorgänge noch nicht vermitteln können. Nur der allgemeine Eindruck bleibt und wird auch von unterrichteter Seite bestätigt, daß es mit uns vorwärts geht; di^ß wir Grund haben, den weiteren Ereignissen mit Zuversicht entgegcnzusehen und ans beiden Seiten den Sieg zu erhoffen. Wir unterstreichen: auf beiden Seiten. Es wird immer ängstliche Gemüter geben, die sich leicht cinschüchtern lassen, wenn da oder' dort von einem gelegentlichen Zurückweichen, von einer Schlappe auch auf unserer Seite berichtet wird. Demgegenüber kann man nicht genug da- vor warnen, derlei Eindrücken nachzugeben. Die 'Natur der heutigen Riesenschlachten verbietet es, daß man Einzelvorgänge aus dem Zusammen hang herausreißt. Nur nach dem Gesamtergeb nis kann man urteilen, und das ist — wir wieder holen — für uns bisher erfreulich g ü nstig. Siegesfeier in Stuttgart. Stuttgart, 23. August. Der stellvertretende Generalkommandant des LIII. (württembergischcn) Armeekorps gibt bekannt: „Unser heimatliches Armeekorps hat im Verbände einer Armee unter Führung des deutschen Kronprinzen an dem nördlich von Metz errungenen Sieg ruhm reichen Anteil genommen. Es lebe Seine Majestät der König! Ein Hurra unseren braven Truppen!" Nach dem Gottesdienst in der Garnison kirche, dem der König beiwohnte, verlas König Wilhelm den vor der Kirche versammel ten Mannschaften das ihm vom deutschen Kron prinzen zugegangene Siegestelegramm. Der König gab der Freude Ausdruck, dieses Tele gramm den Truppen persönlich mitteilen zu können und brachte ein Hurra auf das Vaterland und auf den obersten Kriegsherrn aus, das bei den Truppen und dem zahlreich anwesenden Publikum eine be geisterte Aufnahme fand. Später wurde dem König vor dem Wilhelmspalast durch Absingung patrio tischer Lieder durch das Publikum eine lebhafte Ovation dargebracht, für die der König, der der Menge aus dem Palais entgegengekommen war, tiefbewegt dankte. Ein von ihm auf das Heer aus gebrachtes Hurra fand jubelnde Aufnahme. Der Kaiser an -ie Ka-etten. Der Kaiser hat am 11. August 1 Uhr nach mittags an die im Felde stehenden Kadetten eine Ansprache gehalten, deren Wortlaut jetzt be kannt wird: „Kadetten! Schon in früher Jugend schicke ich euch hinaus zu den Regimentern, um als Offiziere an der Spitze meiner braven Truppen gegen den Feind zu kämpfen. Alle moralischen Eigenschaften, die man im Kadettenkorps euch eingepflanzt hat in euer junges Herz, sollt ihr hinaustragen in die Armee: Rücksichtslose Tapferkeit, kal tes Blut, klarer Kopf! In schweren Zeiten Kopf hoch und Gottoertrauen! Dann werdet ihr meine Truppen zum Siege führen. An historische Beispiele brauche ich euch nicht zu erinnern, das habt ihr ja gelernt. Jedenfalls, sollte uns Gott der Herr den Sieg geben, so bitte ich mir aus, daß der Choral von Leuthen nicht fehlt. Nun zieht hinaus mit Gott! Adieu, Ka detten!" Der Kaiser erinnert hier an die in Bild und Lied festgehaltene Szene am Abend des Sieges von Leuthen. Im Lager wurde, erst vereinzelt an gestimmt, dann von Regiment zu Regiment sich fort pflanzend, „Nun denket alle Gott" gesungen. Zur Haltung Italiens. S Berlin, 24. August. Von italienischer Seite beginnt man jetzt, den Berichten entgegen- zu treten, die von einem Ab schwenken Italiens zum Dreiverband zu melden wissen. Dem „B. T." ist gestern folgenoes Telegramm aus Rom zugcgangen: „Giolctti, der dem „Echo de Paris" zufolge in einer geheimnisvollen Mission in London weilen sollte, sitzt ruhig in Piemont. Das Gerücht, daß die Mobilmachung der italienischen Armee be- oorstehe, ist aus nationalistische Treibereien zurück zuführen, mit denen man die öffentliche Meinung zu verwirren sucht. Die Regierung beabsichtigt, im gegenwärtigen Augenblick keine Mobil machung. Es wird an allen zuständigen Quellen versichert, die Regierung denke nicht daran, ihre neutrale Haltung aufzu geben. Sie werde sich nicht von Krakehlern und Draufgängern überrumpeln lassen, und werde die Torheiten dieser Kreise nicht sanktionieren." Ver fibschie- -er Japaner. Berlin, 24. August. Gestern abend um 9 Uhr hat der Geschäftsträger der hiesigen japanischen Botschaft in einem deutschen Automobil das Haus am Königsplatz verlassen. Die Fenster des Auw mobils waren herabgelassen, und als der Wagen durch die Einfahrt auf die Straße rollte, glaubte einer der Herren, die sehr vergnügt schienen, sich mit einem lachenden „Adieu" und Handwinken von den wenigen Leuten, die neugierig ihren Weg unterbrochen hatten, verabschieden zu sollen. — Frech bis zuletzt! ZeMellung belgischer Schanütaten. Köln, 24. August lEig. Drabtb.j Wie nach hier aus Brüssel gemeldet wird, hat das deutsche Militärkommando in der besetzten belgischen Haupt stadt mit der amtlichen Feststellung der von dem belgischen PöbelinBrüsselbegangenen Schandtaten gegen deutsches Leben und Eigen tum begonnen. Ueber 10V vonDeutschen ge leitete Brüsseler Geschäfte sind voll ständig zerstö r t, auch aus den Gefängnissen wurden zahlreiche widerrechtlich eingekerkerte Deutsche befreit. Vie Wahrheit für Amerika. Berlin, 24. August. lEig. Drahtm) Die hiesige amerikanische Botschaft ist durch eine Verfügung des Staatsdepartements in Washington ermächtigt worden, infolge der Stillegung des deutschen Nach richtendienstes nach Amerika der nordamerikanischen Presse-Association die amtlichen deut schen Kriegstelegramme zu übermitteln. Die erste Nachricht der Botschaft über die neutralen Drahtwcge nach New Pork war der große deutsche Sieg bei Metz. Ausschluß lästiger fiuslänäer von öen preußischen Hochschulen. In der Behandlung russischer, serbischer und japanischer Studenten, folgt Preußen jetzt dem bayrischen Beispiel: Berlin, 24. August. lEig. Drahtm.) Wie wir bestens erfahren, hat auch der preußische Kultus minister durch Verfügung an die Senate der preußischen Hochschulen mit Wirkung vom Wintersemester an die Aufnahme von russi schen, serbischen und japanischen Stu denten und Hörern untersagt. Die Verfügung des Kultusministers gilt „bis auf weiteres", also auch für die Dauer n a ch dem Kriege. Zentralstelle zur Unterstützung bedürftiger Angehöriger von Wchrmännern. Die „Norddeutichc Allgemeine Zeitung" schreibt: Wie vor hundert Jahren, da Preußen das Joch der Fremdherrschaft brach, so heute, da Deutschland gegen eine Welt in Waffen um jein Leben kämpft, regt sich mächtig in allen Kreisen Les Volkes ein herz- erhebcndcr Opfersinn. Diejenigen, die nicht mit ins Feld ziehen dürfen, und auch die Angehörig.n von Kriegern, die in der Lage sind, zu geben, geben nach besten Kräften. Privatpersonen, Beregne und Kommunen wetteifern miteinander. Es ist zu er warten, daß weiterhin die Freigebigkeit wächst in dem Maße, in dem die Bedürftigkeit zünimmt. Hilfs aktionen sind allaemcin örtlich organi siert. Das müssen sie auch bleiben, da sich nur örtlich mit Sicherheit beurteilen läßt, wo und in welchem Umfang es gilt, der Notlage der Angehöri gen und Hinterbliebenen unserer Krieger zu steuern. Immerhin aber wird es Vorkommen, daß in einzelnen Orten mehr Mittel zur Verfügung stehen, als un mittelbar notwendig sind, während in anderen Orten ausreichende Mittel fehlen. Da gilt es. einen Aus- gl e i ch zu schaffen. Die entbehrlichen Mittel müssen einer Zentralstelle zugeführt und das Fehlen ausreichender Beträge m.lß dort angemeldct werden. Auf solche Weise kann ein Ueberschuß der besonders leistungsfähigen Organisationen und kommunalen Verbände den Bedürftigen zugcführt werden. Eine solch.: Zentralstelle bildet das preußische Mi nisterium des Innern in Berlin. Die hochherzige Spende des Kaisers von 109 000 bildet de» Grundstock für die in der Zentralstelle anzu am melndcn Mittel. Für das Ministerium des Innern ist bei der Reichsbank ein Konto zur Unter stützung bedürftiger Frauen und Kinder der deutschen W.'hrmänncr eingerichtet word.n. Diesem Konto werden gegebenenfalls die üborschicßendcn Beträge überwiesen, und es ist zu erwarten, daß ihm auch sonst von opferbereiten Vereinen und Privatpersonen reichlich Mittel zugehcn werden. Die großen woh'- tätigen Organisationen Les Roten Kreuzes, les Vaterländischen Fraucnvereins, des Nationalen Fraucndicnstcs und der unter Vorsitz des Ministers des Innern gegründeten National st iftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen sind der Zentralstelle angeschlasscn. Auf diese Weise ist dos Zusammenarbeiten der gesamten freien Liebes tätigtest mit der staatlichen Für arge gcwährle.stct, und man darf hoffen, daß nach den vorhandenen und verfügbaren Mitteln der Not überall und gleichmäßig gesteuert werden kann." Weitere Mel-ungen. Aus Stockholm meldet dem „B. T." ein Privat telegramm: Die Befürchtungen, daß der deutsche Vizekonsul von Abo, Eacd ecke, wegen Spionage in Petersburg zum Tode verurteilt worden wäre, scheinen sich nicht zu bewahrheiten. In einem Telegramm an eine schlesische Aktiengesell schaft bittet Gaedeckc um weitere Beförderung der Nachricht an seine Familie in Deutschland, daß er bald auf freiem Fuße sein werde. O Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Wie wir aus zuverlässiger Quelle hören, können deutsche Zei tungen ungehindert wieder in das neu trale Ausland gelangen. * Der Rektor der Universität Halle teilt mit. daß sich die Hallesche Studentenschaft bereit erklärt habe, sämtliche 12 Vcrbindungs Häuser als Er- bolungsheime für verwundete Krieger zur Ver fügung zu stellen. * In Frankreich ist ein unbedingtes Ab- sinthoerbot erlassen worden. Mehrere Pariser Kneipen und Cafös, die das Verbot umgangen hat ten, wurden deshalb gesperrt. Die beschlagnahm ten Absinthmengen sollen nicht mehr verwendet werden. «- Am 21. August ist der Leutnant Karl A u g u st von Oppeln-Bro nikowski gefallen. Er ist ein Urenkel des ehemaligen Reichsgerichtspräsi denten Eduard von Simson. Vie -eutsth-fein-lichen Ausschreitungen in Marseille und Nizza. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt über die deutschfeindlichen Ausschreitungen in Mar seille und Nizza: Ueber die durch die Presse bereits gemeldeten Ausschreitungen gegen Deutsche in Marseille und Nizza entnehmen wir weiteren Berichten folgendes: Vor dem deutschen Konsulat in Marseille sammelte sich bereits am 4. August nachmittags eine Schar meist jüngerer Franzosen an, die sich gruppen weise vor der Kanzlei unterhielten. Drei Schutzleute sorgten für die Aufrechterhaltung der Ordnung. Um 1 Uhr erschienen zwei junge Deutsche im Kraftwagen und baten um Visierung ihrer Pässe. Die Menge war inzwischen auf mehrere hundert an gewachsen: sic wollte die im Konsulat befindlichen Personen am Verlassen des Hauses verhindern. Es gelang noch, einem deutschen jungen Mädchen freien Abzug zu erzwingen, dagegen überfiel die Menge die beiden jungen Leute, als sic ihr Automobil besteigen wollten, und schlug trotz der Anwesenheit der Polizeibeamten von allen Seiten auf sie ein. Sic wurden dabei erheblich verletzt, konnten aber schließlich doch im Auto ent kommen. Infolge dieser Prügelszene waren von allen Seiten weitere Mcnschenmasscn herbei- gcströmt, deren Zahl etwa tausend betrug und deren Haß sich nunmehr in drohenden Aeußerungen gegen den Konsul entlud. Auf dessen Veranlassung wurde die zu ständige Polizeiwache von der drohenden Lage benachrichtigt und das Schutzmannsaufgebot sodann verstärkt, ohne daß es indessen gelungen wäre, die Menge zu zerstreuen. Gegen 11 Uhr erschien ein Polizeikommissar und riet dem Konsul, das Amtsgebäude vor 1 Uhr nachts nicht zu verlassen, bis zu welcher Stunde die Menge sich zweifellos zerstreut haben würde. Diese Annahme erwies sich indessen als irrig. Um 1 Uhr versuchte der Konsul den Präfekten des Bezirks Rhonemündung für die Sicher, hcit seiner und seiner beiden Beamtenpersonen Sorge zu tragen, da von der Menge wiederholt Versuche unternommen worden seien, die Tür zu erbrechen und das Konsulat zu erstürmen. Um 3 Uhr nachts erschien der Präfekt an der Spitze von 130 Polizisten und stellte die Ruhe wieder her. Dem Wunsche des Konsuls, das Konsulat mit den beiden Beamten zu verlaßen und ein Hotel am Bahnhofe aufzusuchen, glaubte er nicht entsprechen zu können. Er erklärte vielmehr, daß er sie nur im Konsulat selbst schützen könne. Da noch verschiedene Briefe in der Stadt zu bestellen waren und kleines Geld zur Reise gewechselt werden mußte, wurde auf Versicherung des Präfekten, daß ein Konsulats beamter dies ungefährdet tun könne, dieser mit Briefen und 500 Franken zum Wechseln hinausgejchickt. Bis 9 Uhr vormittags herrschte verhältnismäßig Ruhe. Um diese Zeit aber wurden verstärkte Wachtpocn eingezogen und es blieben nur drei Polizisten vor dem Hause. Die Menge sammelte sich abermals an. Bald nach 9 Uhr kehrte der abgejchickte Beamte (namens Lehner. D. Red.) zurück. Kaum hatte er den Hausflur be-