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Sonnabend 17. Oktober 19ZK Brüstet bleibt dem Völkerbund treu Schiiftleltung: Dr«sden>A., Pollerstr. 17, Fermus 70711 u. 21017 S-IchäslssteN«, Druck und Brr lag: Germania Buchdruckerei ». veilag Th. u. D. Winkel, Pollerstroh« 17, Fernruf 71017, Postscheck: «r. 107», Bant: Stadtbanl Dreien Sir. M7S7 in London, wie „Messaggero" Rückkehr Belgiens zu seiner Klärung der Log« in Europa 7. reich wünscht darin zu wissen, wie Belgien sich zu dein allen Locarno-Vertrag und dem neuen Westpakt stelle, welche Ansich ten es gegenüber den Völkerbundsverpslichtungen habe und welckie Pläne es hinsichtlich der französisch-belgischen Gencrai- stabsabkommen hege. Erscheine 0 mal wiichenillch. Roaatltcher Bezugoprel, durch Irckger einschl. «0 Pfg. bj». i0 Psg. Iriigerlohn 1.70; durch di« Post 1.70 «InschU-sillch fMbeiweyungogebllyr, zuzllgUch »6 Pig. Post<B«st«llgeld. LMjrlnummer 10 Psg., Sonn- u. Festtag,Nummer 50 Psg. libbestellungen mästen lpStestcno «Ine Woche vor Ablauf der kejogszeU Ichriltltch beim Berlag eingegangen sein. Unser« Ziiirr dürse» kein« Abbestellungen enigegennehmen. Verlageort Dreide». Anzeigenpreil«! di« Ilpaltig« 71 mm breit« Jett« I Vil-l sllr Familienanzeigen t Pfg Fllr Plahwllnsch« kbnne« «tr lein« (dewähr leiste«. ÄarlflWe volkssettung Nummer 244 — 33.Iahrg Zm Fall« von höherer Gewalt, verdat, «lMretend« Velriet» ftörungen hat der Bezieher oder Werbungtretbend« lein« A» jprüche, fall, di« Zeitung in befchiSnttem Umfange, oif-iitet oder nicht erscheint cirsiillungsoit ist Dresden. Die römische Preise zum internationalen Scho des belgischen Schrittes Rom, 16. Okt. Das internationale Echo der Neuausrichtung Belgiens beansprucht auch am Donnerstag die grösste Auf merksamkeit der italienischen Presse. Im Mittelpunkt steht dabei di« in Paris trotz eines gewissen Einlenkens auch weiterhin zu beobachtende „katastrophale Bestürzung". „Frankreich erntet heute", so schreibt zusammenfassend der Pariser Korrespondent des „Popolo di Roma", ,,was es gesät hat. Die Rede von König Leopold ist eine neue Lektion, die dem unbedachten und unvorsichtigen Frankreich erteilt wird. Die Abenteurerpolitik, in die sich Frankreich nach dem Abschluß des sranzösisch-sowjctrussisäfcn Paktes eingelassen hat, konnte in Brüssel keine guten Früchte bringen, nachdem sie schon in Berlin so wenig glücklich gewirkt hatte." Die Londoner Berichte der römisckien Morgenpresse stel len übereinstimmend fest, das; in der englischen Hauptstadt der Wunsch Belgiens, sich von seinen internationalen militäriscl)«n Bindungen freizumachen, nicht wie in Paris mit Ueberraschung und Enttäuschung ausgenommen worden sei. Unter einem ge wissen Gesichtswinkel sei man schreibt, der Ansicht, das; die traditionellen Neutralität zur beitragen werde. -HW 'M WWW WU 'Ml .ÄMh Burgos, 16. Oktober. Aus einer offiziösen Verlautbarung, die General Franco Wern veröffentlichte, geht l-eroor, -atz man In Madrid die Lage so hoffnungslos beurteilt, das; man zu Verhandlungen über eine llcbergabe Madrids geneigt war. General Franco wendet sich Milchst gegen das Gerücht, das, eine Zusammenkunft zwischen »cm in Frankreich weilenden Führer der Konservativen, dem Kicheren Innenminister Miguel Maura, und Vertretern des Atonalen Spaniens zur Einleitung eines dreitägigen Waffen« milslandcs für Verl-andlungen zwecks Uebergabe Madrids statt« W.nücn habe. Ti« Aahrlfelt sei, dass einige Madrider Führer den mitz- Hiichkn Versuch unternommen lstrtten, bestimmte nrilitärisclf« ZWslänünisse gegen eine Uebergabe Madrids zu erreichen. Demgegenüber fordert General Franco die bedinzpmgslose «dergabe Madrids. Französische Piloten in spanischen Diensten Slßuenza in der Sand der nationalen Truppen - Burgos, 16. Okt. Bei den Kämpfen an der Toledofront wurde am Mittwoch von den nationalen Truppen unter anderem ein Flugzeug der roten Banditen abgeschossen, dessen Pilot sich ober durch Fallschirmabsprung retten konnte. Dem Piloten ge lang es, zu flüchten. Am Donnerstag wurde er aber nun doch von den nationalen Trup;>en ergriffen. Es stellt« sich heraus, das; erFranzole ist. Beim Einzug der nationalen Truppen in die Stadt Si- flucnza hatten sich etwa 400 marxistisch Milizen und gegen 360 uraucn und Kinder in die von den roten Truppen stark be seitigte Kathedrale zurückgezogen und erklärt, das; sie sich nicht ergeben würden. Sie hoben am Donnerstagnachmittag ihren Widerstand aufgcgcben. In der Kathedrale wurden unter anderem zwei Maschinengewehr«, zwei Tonnen Dynamit (!) und mehrere Lastkraftwagen vorgesunden. Tie nationalen Truppen der 7. Division, die an den Fron ten der Provinzen Toledo und Madrid liegen, haben nach er- bincrlen Kämpfen die Orte Mentrida, Ehipineria und Valde- magueda erobert. Die Roten wurden überall zurückgedrängt, so das; die Nationalen seht nah hi Lhavela stehen. — Am 7amicrslag versuchten die marxistischen Truppen einen heftigen llnariff an der Taledofront. Ihr Vordringen wurde jedoch sieg- wich zurückgcschlaflen. Die nationalen Truppen verfolgten die Aarrisl'n bis Alifares. Dabei wurde ein Flugzeug der Roten abgcschossen. lieber Santander erschienen am Mittwoch vier Flugzeug« ki nationalen Trupfieii, die unter anderem Flugzettel mit der strchüiidigung Hs baldigen Einmarschs in die Stadt abwarfen. Suherdcin wurden zwei Bomben abgeworfen, die Panik in der ktadl hervorriefen. Wie verlautet, wächst in der Bevölkerung immer mehr der Wunsch nach Uebergabe der Stadt. Ter zweite Befehlshahr Hs Alcazar, der Oberstleutnant drr Gendarmerie, Römers, wurde zum Polizeipräsidenten Hs psamtcn von den nationalen Truppen besetzten Gebietes er- nannl. Aranco fordert bedingungslose Uebergabe Madrids 50 sowjelrussische Flugzeuge zur Verteidigung von Bilbao? Nach Nachrichten aus Bordeaux sollen dort drei marxisti sch spanisch Handelsschiffe liegen, die die Ankunft von 50 sow- jelrussischn Flugzeugen erwarten. In Bilbao soll in aller Eile ein zementierter Flugplatz eingerichtet werden, der als Opera tionsbasis für oiesc Flugzeuge ausersehen sei. Ferner wird be- hnplet. datz sowjetrussisch Techniker die Verleidigungssteflung von Bilbao mit elektrisch geladenen Drähten versehii lsiitten. Anarchistische Setzer erfordern Zwangsmaß nahmen der französischen Regierung Paris, 16. Oktober. Das „Echo de Paris" glaubt zu wissen, datz die Regierung eine in Paris gelegene bestreikte und von ihren Arbeitern be setzte Fabrik, die optische und Präzisionsinstrumente herstellt, beschlagnahmen werde. Diese Fabrik sei ANeinhrstellerin c^- wisser Instrumente, die für di« Fortsetzung Hs Baues zweier Kriegsschiffe notwendig sind; infolge Hs Streiks kann dieser Kriegsscksiffbau nicht weiterqehen. In der Ministerpräsidenlsch-aft habe man dem Berichterstat ter Hs Blattes auf Auslage mitgcteilt, die Regierung wünfche die Wiederaufnahme der Arbeit in der betreffenden Fabrik und werde sie mit gesetzlich zulässigen Mitteln erreichen. Als folch kämen In Frage die Mobilmachung der jetzt streikenden Arbeiter oder die Säuhrung der Fabrik von der Streikbcsetzung und die Einsetzung von entsprechenden Facharhitern der Arsenale; wahrscheinlich werde man den letzteren Weg wählen. Neun Zehntel der Belegschaft -es Werkes — im ganzen 1250 Arbeiter und 400 Angestellte, Zeichner, Ingenieure usw. — sollen übri gens arbeitswillig sein, und nur dl« Machenfchaflen von fünf anarchistischen Hetzern verhinderten di« Wiederaufnahme der Arbeit. Rekordflug England - Aeuseeland geglückt Dl« Engländerin Jean Batten in Auckland gelandet. London, 16. Oktober. Di« englische Fliegerin Jean Batten, die vor einigen Ta gen zu einem Alleinslug England-Neuseeland gestartet war, ist am Freltagmorgen gegen 8 Uhr in Auckland glatt gelandet. Australische Fachkreise hatten bei Antritt des Fluchs ihr« Bedenken gegen dos Ueberfliegen oes Tasmanischen 'Meeres ge äußert. Die australischen Luftbehörden htte» fogar ein Verbot geplant, dies« äußerst gefährlich Strecke zu ührfliegen. In letzter Minute wurde aber davon Abstand genommen, da für ein solchs Verbot nicht ausreichnde. begründete Unterlagen vor- yanden waren. Verfilmte Revolution (Von unserer Berliner S ch r i f t l e i t u n g.) Hollywood lebt in einer eigenen Welt; es gibt sich eigene Gesetze. Die enorme Berindustrialisicrung der Film erzeugung hat den Rücksichten auf Wirtschaftlichkeit und Rentabilität ein solches Uebergewicht gegeben, das; selbst das Künstlerische vorwiegend unter diesem Gesichtspunkt be trachtet wird. Politische und sozial-ethische Gesichtspunkte haben bei der Auswahl und Ausführung von Hollywood- Filmen in der Vergangenheit eine ziemlich untergeordnete Nolle gespielt. Man lieferte nach Bedarf Ausstattung-,- und Charakterfilme, fromme Geschichten und Ehebruchszenen, Karl-May-Nomantik, höchstens einmal ein Kitzchen Helden dramatik, dann, wenn sie besonders interessant für die Durchschnittszuschauer schien. Erst als Amerikas Kirchen und Frauenorganijationen grotze Protestaktionen einleite ten, als aus anderen Ländern und nicht zuletzt aus kolo nialen Gebieten sehr ernste und kritische Stimmen laut wur den, besann man sich — zunächst auch wiederum aus ge schäftlicher Rücksichtnahme — auf die natürlichen Grenzen, die der Ausnutzung eines so ungeheuer beeindruckenden und weitstreuenden Instruments wie des Filmes gezogen sind, und es gibt heute in USA. nicht wenige Stimmen ver antwortlicher Leute, welche der Einführung eines wirksame ren filmischen Regulators das Wort reden, wie er in wich tigen europäilchen Ländern vorhanden ist und vor allem in Deutschland in Gestalt der Neichskulturkammer geschaffen wurde. Mit einem jener Produkte Hollywooder Filmge- ftaltung, bei denen hohe schauspielerische und technische Lei stungen einer sehr bedenklichen Thematik die Waage zu halten suchen, machte die deutsche Oeffentlichkeit die so eben erfolgte deutsche Uraufsührung des neuen Metro- Goldwyn-Meyer-Films „Biua Billa" im Berliner Marmorhaus bekannt. Seit zwei Jahren wandert dieser Film aus der mexi kanischen Nevolutionsepoche um die Welt, und allenthal ben hat die Grotzartigkeit der silmtechnischen und spiel technischen Arbeit, vor allem aber die uniibertrossene Ban ditengestalt des Wallace Beery Aufsehen und Be wunderung erregt. Lange haben wir nicht mehr einen Charakterdarsteller auf der Leinwand gesehen, der so wie dieser auf der ganzen menschlichen Skala von Hatz und Liebe, Grausamkeit und Güte, Schläue und Kindlichkeit zu spielen weitz, wie dieser Pancho Villa. Die Echtheit dieses Kolorits, die Gekonntheit dieser Reiterattacken, die Farbig keit und das Tempo dieses Nevolutionsspieles sind filmisch meisterhaft getroffen. Wenn aber der Zuschauer Zeuge wird, wie Menschen totgepcitscht, gefoltert, gehenkt und rei henweise erschossen werden, wie ein revolutionärer Aufruhr alle menschlichen Leidenschaften und Instinkte zum Auf schäumen bringt und das scheinbare llappy-anck, das psychologisch ebenso unecht ist wie historisch falsch, diese fessellose Glut nur äutzerlich zu löschen vermag, so hat das nichts mehr mit Kunst zu tun; es ist Nervenkitzel und Sen sationsbedürfnis um jeden Preis, das hier die Regie leitet. Auch in der stark verkürzten Fassung, die wir in Deutsch land sahen, lassen sich diese Widerlichkeiten nicht völlig eli minieren. Damit sagen wir nichts gegen eine gesunde Karl-May-Nomantik und ein frisch-fröhliches Abenteuer m Film, für das gerade der amerikanische Film so manche -armlos netten, wenn auch nicht allzu wertvollen Bei- piele geliefert hat. Dieser Revolutions- und Banditen ilm hat aber eine weit ernstere als blotz geschmackliche Kehrseite. So, wie er im Hollywooder Originalschnitt unter die Millionenmassen aller Länder und Völker ge schleudert wurde, bedeutet er die unfreiwillige Verherr lichung einer Art von revolutionären Dynamik, von der wir — gerade wegen ihrer Unklarheit und Unausgegoren- heit — nicht wünschen möchten, datz sie Schule macht. Revolution ist immer eine verflucht ernste Arche, bei der es um Sein und Nichtsein eines Volkes geht. Entschei dend ist nicht der revolutionäre Wille, sondern der revo lutionäre Einsatz und das staatspolitische Ziel. Nationale Revolution und Aufstand der Massen sind zwei ganz ver schiedene Dinge. Das wissen wir aus Deutschland, Italien und dem nationalen Spanien. Dessen Gegenstück erlebte die Welt in der Sowjetunion und im revolutionären Frank reich. Eewitz, dieser Pancho-Villa-Film wehrt sich eingangs gegen den Anspruch, Geschichtsdokument zu sein; er will nur eine dichterisch geschaute Episode geben. Aber diese Episode spielt nicht in irgendeinem imaginären Lande oder in einem längst versunkenen Jahrhundert. Der geschichtliche Hinter grund, den der Film deutlich genug wiedergibt, ist die mexikanische Revolution des Jahres 1910, die noch viele lebende Zeitgenossen aktiv oder beobachtend miterlebt haben und die den tiefsten Einschnitt in der modernen Geschichte dieses Landes darstellt. Da kann „dichterische Freiheit" ebenso fehl am Platze sein wie dokumentarische Echtheit, und da werden Anklagen und Urteile, die von der Lein wand in Bild und Wort reden, in die unmittelbare Gegen- Belgien und seine internat. Verpflichtungen Besprechung des belgischen Botschafters !n London mit Außenminister Gden London, 16. Okt. Der belgische Botschafter in London hat ge. slern im Foreign Office vorgesprochen und eine Unterredung mit dem englischen AutzenministerEden gehabt. Wie der diplomatische Korrespondent von Reuter erfahren haben will, habe der belgische Botschafter dabei zum Ausdruck gebracht, daß Heine Rede davon sei, datz Belgien irgend einer seiner Ver- pslichtungen ledig werden wolle. Es wolle vielmehr dem Völker bund und den Verpflichtungen der Välkerbundssatzung gegenüber loyal bleiben. Nie Londoner presse über den belgischen Schritt etwas optimistischer London, 16. Okt. Nach dem ersten etwas nkedcrdrückendcn Eindruck, den die Rede des belgischen Königs in der Londoner Preise hinterlassen hatte, beginnt man jetzt, die Angelegenheit etwas o p t i m i st i s che r zu werten. Vorwiegend stehen die «nMchen Blätter auf dem Standpunkt, das; die Auswirkungen richt io weitgelsend sein würden, wie man im ersten Eindruck missnommen hätte. HMHaltende Beurteilung in der franzöflscheu presse Paris, 16. Okt. Die Haltung der Pariser Morgeupresse yccciiiibcr Brüssel ist am Freitag auf Grund einer sichtlichen Carole des Quai d'Orsay beträchtlich sanfter geworden. Anscheinend will der Quai d'Orsay durch dies« Besänftigung Zeil gem innen, um Antwort auf seinen an den belgischen Aichcmninister zu sendenden Fragebogen zu erhalten. Frank-