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Sächsische Volkszeitung : 16.10.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193610169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19361016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19361016
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-10
- Tag 1936-10-16
-
Monat
1936-10
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.10.1936
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Requiem in Notre-Daine Lrauerrfeiev füv die Toten dev „Ksurquol.pas?" in j)aris — Lhaeests letzte Fahrt mit ihnen die südlichen Meere bis in di« antarktischen Konti« nente erforschte und mit reici>«m wissenschaftlichen Erfolg zurück- k ehrte. Nack) der Vernichtung dieses Schiffes lieh Charcot einen gröheren Segler b.ruen, dem er den Namen „Pourauoi-Pas?" gab. Mit einer neuen Gruppe von Gelehrten, doch mit den gleichen Matrosen wie vorher, fuhr er zu den entlegensten Herbstmorgen über Paris! Im leichten Nebel stehen etwas verschwommen die markanten Konturen der Türme von Notre- Tsme. Dumpf klingt das Läuten der Glocken iveithin durch die Strohe». Menschen in schwarzen Kleidern eilen Uber den iveiten Temhos dem hohen Hauptportal zu. Ein gedämpftes Licht erfüllt den Niesenraum von Notre- Tame. In der Mitte der Kirche, dort, wo Haupt- und Quer- i.-R »ck kv''">u l'-bt -"höbt ein Sarg von flackernden Kerze» mngebcn und von der Trikolore umhüllt. Ihm zu Füßen in langer Reihe den ganzen Hauptgang hindurch 21 weitere Sorge. Ein groher Baldachin in den Farben Frankreichs Uber wölbt sie. Zu Häuplen der Reihe sieht man einen schwarzaus gischlogenen Katafalk mit der Inschrift: „Den Offizieren und Mrojen, die am ü. September 1936 auf hoher See gestorben sind." Zu beiden Seiten stehen Marinoffizicre mit blankem Tegen. Ein erschütternder, unvergeßlicher Anblick! Das Sckzauspiel, dos wir hier sehen, ist der letzte Abschied der französisel-en Nation von einem ihrer Großen, von dem Forscl>er und Seefahrer Eharcot. von seinen Begleitern und der Mannsck-aft seines Schiffes „Pourguoi-Pas?". die vor einigen Woclzcn im furcht bare» Herbststurm an Islands Küste gescheitert sind und den TH in der See gefunden Halen. Man hat die Toten mit dein Dampfer „Audacieux" von ,Island nach Frankreich lzerübergeholt. Am Sonnabend traf das Schiff nut der traurigen Last in St. Malo ein. Dort fand am Sonntag eine offizielle Feierlichkeit in Amvesenheit des Marine ministers statt. Der Erzbischof von Rennes, Msgr. Mignen, segnet die Leickxn bei der Ankunft auf französisclzem Boden ein. Tonn wurden die Särge in einem Sonderzug nach Paris ge bracht Am Bahnhof Montparnasse trafen sie ein und wurden Nach dem feierlichen Totenamt beginn das Libera Kar dinal Verdicr erhebt sich von seinem Sitz, um die Absolution zu erteilen, um die Leiel>en zum leßten Male einzusegnen. Dann verläßt die Trauerversammlung die Kirche: die 22 Särge werden auf den großen Platz des Domhofs hinaus getragen und dort unter den Hohen Säulen, die mit der Triko lore umkleidet sind, aufgestellt. Den Bahren folgen Staats präsident Lebrun und oie Minister, Nuntius Valeri und das Diplomatisch« Korps, die Familienangehörigen, der Klerus und das übrige Trauergefolge. Eine große Mensckrenmenge hat sich im Domhof, wo die 22 Särge auf Katafalken aufgebaut stehen, eingesundcn. Präsi dent Lebrun begibt sich mit den Regierungsmitgliedern und den Angehörigen des Diplomatischen Korps zur Ehrentribüne, wo auch Kardinal Bcrdier und die übrige» hohen Kleriker Plaß nehme». Auf der Ncbentribiine sieht man die Angehöri gen der Toten, man bemerkt dort ferner eine Delegation der Männer, die sich an den Rettungsarbeiten an der isländischen Küste beteiligt halien, ferner sieht man den Obermaat Le Coni- dec, den einzigen ll« b e r l e b e n de n der Katastrophe der „Pourguoi-Pas?" Das Trauergeläute verstummt. Ein Hornsignal! Jean Perrin, der Unterstaatssekretär für wissenschaftliche Forschung hält in der Uniform der Mitglieder der „Acadcmie srancaise" die Trauerrede. Er beginnt mit einer Lebensschilderung des Dr. Charcot. der mit 32 Jahren auf eigene Kosten einen kleinen Schoner ausrüstete und damit seine Forschungen auf den Shet- lairdinseln, den Farröcrinseln und den Hebriden begann, der dann ein Schiff von etwa 1000 Tonnen ,,Le Francais" bauen ließ, einige junge Belehre und wenige Seeleute um sich sckmrle, Gegenden unseres Planeten, um dort seine geographischen und physikalischen, meteorologiscl;en und biologischen Studien zu machen. Die erste „Pourguoi-Pas?"-Expedition machte ihn be rühmt. Unermüdlich setzte Charcot von da an seine Krenzecfahr- ten in die Polarmeerc fort. Der Krieg unterbrach die wissenschaftlickze Tätigkeit. Mit 47 Jahren meldete sich der Forscher freiwillig an die Front. So fort nach dem Weltkrieg nahm er seine Forschungen wieder auf. 26 Krcuzersahrten hatte er mit der „Pourguoi-Pas?" lx-reits zu rückgelegt. Noch einmal reiste er in diesem Jahre mit seinem erprobten Schiffe aus. Es ivar oie letzte Fahrt. Es war, wie Minister Perrin in seinen Schlußworten ansführte, „das Drama, das Ende. Matrosen und Gelehrte sind tot. Ich richte Len er schütterten Gruß der Regierung an die Familien, die erdrückt sind durch das gleiche Unglück vereinigt, in gleichem Schmerz." Der Obermaat Le Conidcc war während der Rede des Ministers schluchzend zusammengcbrochcn. Nach der Rede lxul- digten die Truppen in einem letzten Borbeimarsch den Opfern der Wissenschaft. Armee, Marine und Flieger marschierten auf, Präsident Lebrun grüßte zum letzten Male die Toten und drückte den Familienangehörigen das Beileid aus. Dann übernahmen 22 Leichenwagen ihre iraurige Last. Der letzte Weg des toten Forschers durch die Straßen von Paris begann. Auf dem Friedhof von Montmartre hat Dr. Charcot seine letzte Ruheställe gefunden. In rührender Einiachheit wurde der Gelehrte in Amvesenheit seiner Familienangehörigen und nur weniger Freunde in der Familiengruft lw gesetzt. Der Obermaat Le Conidee konnte seinem Kommandanten das letzt« Geleit nicht mehr geben, die Trauerseier vor der Kirche hatte den letzten Mann der „Pourguoi-Pas?" so erschüttert, daß man ihn kränk nach Hause bringen mußte. von hier in 22 Totenwagen in die Notrc-Dame-Kathedrale Uber- Mihrt. Auf der ganzen Fahrt durch Paris bildeten Marine- siililiere Spalier. Offiziere hielten oi« ganze Nacht hindurch die Ehrenwache Und nun beginnt in der größten und schönsten Kirckze von Paris das feierliche Requiem für die Männer, die im Truste der Forschung, im Dienst« der Wissenschaft gestorben sind. Heilung durch Sittlichkeit / Tclnveizend kniet die Trauerversammlung. Man sieht die An gehörigen Ckarcots und seiner 21 Kameraden. Man sieht eine Knyipc von bretonisclien Schiffern, oie in ihren eigenartigen Trachten herleigekommen sind, um der leßten Ehrung ihrer Landsleute bcizuwohnen. Man sieht die znhlreiciren Reil)«» ocr Ehrengäste, unter ihnen Marschall Petain und viele hohe Offi ziere des französischen Heeres und der Marine. Man bemerkt ferner in ihren Galauniformen die Angehörigen des Diploma- lilcken Karos, das unter Führung des Doyen, Nuntius Valeri. erschienen ist. Feierlicher Orgelklang unterbricht gegen 9 Uhr die heilige Stille. Staatspräsident Lebrun ist eingetrosfen. An der Seite Erzbischofs von Paris, Kardinal Beroier, durchschreitet er d e Kirche und begibt sich zu dem Betstuhl, der am Eingang zum Eher kir bn ausgestellt worden ist. Kardinal Derdier selbst leitet die Trauerfeicrlichkeit. Er n'mml aus dem erzbischöflichen Thron im Chore Platz: auf einem zivntcn lx>sonders errichteten Throne sieht man den Erzbischof von Algier, im Chorgestühl hol)« Vertreter der französischen EüßlA'-.c't unter ihnen den Generalvikar von Paris. Tis Pcquiem beginnt. Der Chor der Kathedrale stimmt das ff.me eleison" an. Unter allgemeiner Sammlung nimmt o/c -c'.'hte Messe, die von Msgr. Merito gelesen wird, ihren lsar'gang. Beim Zeichen der Glocke, die die heilige Wandlung anhchiögt, ertönen laut die Clairons der Marinesüsiliere. Dann liegt wieder das feierliche Schiveigen über der Menge der Pctcnden. Die Einsicht in oie Vereinseitigung der wissenschaftlichen Blickrichtung durch den rationalistischen Erkenntnisliegriff der vergangenen Jahrhunderte hat zu einer umfassenden Umformung der Erkenntnislehre von heute geführt. Nicht nur wurde die kon struktive Erkenntnistheorie Kants endgültig durch Schöler in ihren Grenzen aufgczeigt und an ihre Stelle neben Deduktion und Induktion auch dem intuitiven Schauen und den, gläubigen Zugang zu den Dingen wieder die Ttedeulung für die Erkenntnis zuerkannt, gleichzeitig wurde auch die Welt aus ihrer Verarmung durch das allzu einseitige begriffliche Denken wieder zurück in ihre Fülle gebracht. Dalvi vollzog sich zweierlei: der Geist wurde an den ihm gebührenden Platz zurückgedrängt und das Lelwn trat wieder mehr in den Voidergrnnd: und als not- wenoige Folge davon rückte der Mensch erneut in den Mittel punkt des Interesses. Anthropologien entstanden. Kunden vom Menschen, von seinem Wesen und von seinem Charakter. Neben den experimentellen Einzeluntersuchungen einzelner Funklionen mehrten sich die Versuche, ihn in seiner Ganzheit zu sehen. Das führte zur Neuaufrollung der Frage von Körper und Geist und Leib und Seele, im Bereich der philosophischen Untersuchungen, in der Psychologie, aber auch im Bereich der Medizin. Gerade in letzterer wurde der Bück auf di« Zusammenhänge von Leib uno Seele gerichtet. Nicht nur entstand die Psychoanalyse, oie troß allen Bemühens um das Seelenleben dennoch im Be zirk der Trieb- und Libidostörungen blieb, es entfalteten sich eine Reil)« von Psychotherapien, die mehr oder weniger tief die Frage, um die es geht, erfassen, die aber im Grunde genommen Lines Taschenspielers Glüek und Ende Die Formel -es „Diamantenmachers" Siebzigtausend ^>sund Sterling erbeutet — Tine ganze Fabrik wurde erbaut Der ..Privatgelehrte" Gaston Lemoine wurde wegen einer geradezu unglaublichen Betrügerei, bei der er unerhörte Sum men crlvutele, zu einer langjährigen Gesängnisstrafe verur teilt. Er hatte es verstanden, maßgebenden Persönlichkeiten der Diamantenindustrie glaubhaft zu machen, daß er in der Loge sei. aus künstlichem Wege und mit geringen Kosten wertvolle Diamanten herzustellen. Es zeigte sich später aber, daß es sich bei ihm lediglich um einen sehr geschickten Taschen spieler handelte. „Ja, wenn ich eine Fabrik hätte . . „Das ist ein guter Gedanke von Ihnen, meine Herren, sich duckt an mich zu wenden, nachdem Sie erfahren haben, daß meine Laboratoriumsarbeiten abgeschlossen sind und daß ich nunmehr in der Lage bin, künstlickfe Diamanten k)«rzustellen, die der Fachmann nur noch mit Mühe von den echten unterscl-eiden dann. Ich bin ein Privatgclehrter und lebe für nichts, als für meine Forschungen. Aber selbstverständlich habe ick) den Wunsch, mir durch die Auswertung meiner Entdeckungen die Mittel zu weiteren Forschungen und für einen ruhigen Lebensabend zu verschossen. Ihre Bedenken, daß durch meine künstliclzen Dia manten die gesamte Diamantenindustrie schweren Schaden neh men konnte, teile ich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich bin über- I>i:gl. daß die Industrie einen neuen Aufschwung nehmen wird, mcnn sie täuschend naclfgeahmt« Diamanten zu billigen Preisen dcn Markt bringen kann; denn dann wird sie Käuforkreise maßen, die unter normalen Umständen für dcn Eriverb eines cklen Diamanten nicht in Betracht kommen. Die wenigen reichen lkntc aber, die sich wirklich einen echten Diamanten leisten kön- acn. werden auch fernerhin den Ehrgeiz haben, ausschließlich echte Edelsteine zu tragen. Wie gesagt, meine Laboratoriums- cibcitcn sind abgeschlossen. Ich bin jederzeit bereit, unter steeng- llcr Kontrolle Experimente vorzuführen. Ich halte es überhaupt für dos beste, Sic überzeugen sich erst einmal selbst, ehe ich nvitcr mit Ihnen verhandle!" Dies in großen Zügen der Inhalt der kleinen Ansprache, dic dcr Privatgeiehrte Gaston Lemoine einigen Beckistragten dcr Diomanlenindustric hielt, die ihn in seinem bescheidenen Pnilcr Laboratorium ausgesucht hatten. In den Kreisen der Tiamontcnhändler hatte schon seit Wochen das Gerücht von dem biinsHich.m Diamanten des Monsieur Lemoine einige Unruhe imvorcerufen. Man wollte sich nun selbst überzeugen, was es mit dcn Gerüchten aus sich hclbe. Der Privatgeiehrte machte auf im dcn allerbesten Eindruck. Ganz angenscl-einlich war er ein <l!)."»ikcr von überragenden .Kenntnissen und Fähigkeiten. Sein Auilcrcs paßte haargenau zu den Vorstellungen, dic man sich im ollocmeinen von einem großen Entdecker macht: das Gesicht durchgcistigl, der Blick grüblerisch aller doch energisch. Seine mohlocletzte Rede fand Aleifall. „Tic Steine, die Sie uns hier als Muster vorgclegt hüben, Mvnsicur Lemoine", bemerkte einer der Herren, „sind nicht siöhcr. als die in anderen Laboratorien erzeugten." — „Nun, des ist kein Wunder, sic stammen ja auch aus einem kleinen kixissmäßigcn Laboratorium. Ja, ivenn ich eine Fabrik hätte, Koo sollten Sie staunen!" Man schritt zu dem cntscl>eidcnden Experiment. Der Ge lehrte unterzog sich einer sorgfältigen Untersuchung zum Be weis, daß er nicht einig Diamanten mit einein Trick unbemerkt in dcn Tiegel praktiziere. Dann wurden in einem Tiegel von ihm allerlei geheimnisvolle Chemikalien gegossen, die der Hiße eines elektr>"'en Ofens ausgcscßt wurden. Einige Minuten atemlosen Schweigens vergingen. Als Lemoine den Tiegel aus dem Ofen zog. enthielt er tatsächlich einen kleinen Diamanten. Die Herren prüften dcn kleinen Stein lind waren befriedigt. Natürlich konnten sie nicht verlangen, daß ihnen der Erfinder sein Geheimnis preisgab. Aber dieser erklärte sich großzügig lvreit, die Formel für dic Herstellung der künstliclien Diamanten in einem versiegelten Briefumschlag einer englischen Bank zur Aufbewahrung zu übergeben. Nachdem noch eine ganze Reil)« ähnlicher Exzrerimente mit dem gleichen Erfolg lxrlaufen waren und nachdem mehrere Sach- verständige günstige Urteile abgegeben hatten, schloß man einen Vertrag mit dem Privatgelehrtcn, der ihm für die nächsten Jahre ein statt!icl)«s Einkommen und eine hohe Beteiligung an dem Reingewinn der von ihm erzeugten Diamanten zusichert.'. Mit ungeheurem Kostenaufwand wurde in Siidf>ankreich, in der Nähe von Pau, eine große Fabrik errichtet. Man spricht von Investierungen in Höhe von annälzernd siebziatausend Pfund Sterling. Dann vergingen Jahre. Die Austraagelvr hörten und sak>en nichts mehr von Monsieur Lemoine. Als sic ihn dräng ten, machte er Ausflüchte. „Es ist noch nicht so weit", erklärte er immer wieder. Und als er schließlich künstlicl)« Diamanten vorlegte, da waren diese nicht größer, als dic dcr ersten Probe- versucl)«. Erst jetzt schöpfte man Verdacht. Diamanten aus der Hosentasche Die Fabrik war auf das beste eingerichtet. Sie repräsen tiert noch heute einen großen Wert, aber Monsieur Lemoine wußte nichts rechtes mit ihr anzufangen. So übergab inan ihn der Polizei, von der er energisch ausgefordert wurde, nun end lich zu zeigen, was er wirklich könne. . Laßt mich eine Woche allein in meinem Laboratorium und ich werde euch einen großen Diamanten vorlegen", bat der Privatgeiehrte. Man erfüllte seine Bitte, dach das Ergebnis war wiederum nur ein sehr win ziger Diamant. Hatte man es mit einem M'triiger zu tun. oder nur mit einem Gelehrten, der seine Versprechungen nicht er füllen konnte? Dies fragte sich die Polizei und forderte nun mehr dcn versiegelten Brief mit der geheimnisvollen Formel aus der «nglisclzen Bank an. Zwei Tage später war Lemoine üus seinem Laboratorium bei Nacht und Nebel geflüchtet Der versiegelte Brief enthielt einen Zettel mit Zahlen und Buch staben, aus denen niemand klug werden konnte — Lemoine war ein Schwindler! Es gelang der Polizei, ihn zu rvrhasten und ihn zu einem Geständnis zu bewegen. Er hatte einen Taschen spielertrick bei seiner Diamantenerzeugung nngcwendet und die kleinen künstlichen Diamanten jedes mal aus der Hosentasche in dcn Tiegel „gezaubert". Obwohl er dadurch große Summen erbeutete, ist die Industrie doch nicht allzu sehr geschädigt wor den, denn sie besitzt ja die große Fabrik» bei Pau, di« das in vestiert« Geld schon wert ist. mehr auf d!« Heilung selischer und nervlicher Slörungen ge richtet sind. Nun aber hat der Prager Gelehrte und Arzt M U. Dr. Ctibor Bezdek den Zusammenhang von Leib und Seele in Hinsicht auf den Gesundhciis- bzw. Krankheus,zuüand des Menschen mit aller Entschiedenheit mit dein moralischen Verhallen des Patienten in Verbindung gesetzt. Und zwar -.st er auf Grund jahrelanger Praxis zu dem Resultat gekommen, daß sittliche Fehler oder auch Vorzüge auf die Körpergewebe uns deren Funktionen eindeutig feststellbar Einfluß haben. Diese Gedanken sind nicht neu. Im Bolksbewußtsein früherer Jahr hunderte ivar das Wissen nm die Folgen von Neid. Haß Geiz, Zorn nsw. auf das Wohlbefinden des Menschen bekannt. Dieses Wissen wurde mit dem Anwachsen der exakt wissenichastlichen Medizin und dem Fortschritt der Anatomie zurückgedränzt. Das Materielle des Menschen kam immer einseitiger in Sen Blick« punkt der Behandlung, und seine seelische Lage wurde vielfach übersehen. Auch hier, wie auf fast allen Gebieten wurde die materialistisch-rationale Weltanschauung führend zum Schaden der ziveiten Seile der Welt und des Menschen: der gcislig- seclischen. Ctibor Bezdek versucht in seinem Buch ..Das Rätsel von Krankheit uno Tod", das bei Rascher in Zürich in deuilckvr Uebersetzung erschienen ist. mit dem Untertitel „Ethikotherapie oder Heilung durch Sittlichkeit", zum ersten Male i» zuiammen- hängender Weisen den Einfluß der Sittlichkeit ans die physische Gesundheit an Hand zahlreicher Krankengeschichten zu zeigen, und was vielleicht noch wichtiger ist, er umreiß: d e Grundlinien, wie in Zukunft die wissenschaftliche Medizin eine Ethikotherapie ausbauen könne, die der wirklichen Beziehung von Seele und Geist zum materiellen Körper wieder Rechnung trage. Dabei weist er auf eine Reihe feinster nhynologisel>er Methoden hin, die zur sesten wissenschaftlichen Basis d-eles Zweites der Medizin der Zukunft führen werden. Zum Beispiel zur Beobachtung der Veränderungen in den Zusammensetzungen des Blutes bei Lei« denschaflen oder bei der Befreiung von ihnen, der Veränderun gen der Säuren und Alkalien im Blute, der Veränderungen des Schweißes, des Harns, der nusgeanneten Gase, des Blutdrucks, röntgenologische Beobachtung der Gallenbla>eniüllnng bei Zorn, Aufzeichnen der elektrischen Ströme der Herztätigkeit. Einfluß der Tränen bei den verschiedenen Affekten, der Sekretion von Speichel und Magensaft uff. Neben dem Bemühen, soweit wie heute schon möglich das sympathische Nervensystem als Vermittlungsorgan zwilchen dem materiellen uno geistigen Prinzip zu erklären und dic Be ziehung der moralischen Grundsätze zu Hygiene und Therapie wissenschaftlich darzutun. ruht die Schwungkraft des Buch'? auf sittlichen und religiösen-Impulsen. Der Verfasser ist nicht nur Arzt, er ist auch Priester. Seelenkenner und Seelensreund. Er weiß um den Wert des guten Gewissens und der sittlichen Kraft auch für die organische Gesundheit Und er möchte die Störungen, die aus dem unrechten Verhältnis des modernen Menschen zu Natur und Gott entstehen, heilen, weil die anatomische Medizin allein sie nicht liefeitigen kann. Denn was aus der inneren Unruhe hervargeht. wird erst Wegfällen, wenn die innere Not und Unsicherheit geschwunden sind. Den Weg hierzu sieht er in der Vollziehung der Ansaalv. die das Gewissen dem Menschen auferlegt, d. h. in dem Gelingen eines sittlich einwandfreien uno guten Lebens und der Rückgewinnung der Stellung zu Gott, die dcn 'Mensciien in die rechte Haltung zu Golt bringt. Das ist es. was er mit .Heilung durch Sittlichkeit meint: die Befreiung des neuzeitlichen Menschen von all den Vorurteilen und Hemmungen, die ihn abhalten von seiner ülvr- nntürlichen Aufgabe. Dann eingeschlossen die psychologischen Schwierigkeiten und Fehlgrisfe des täglichen Lelxns. Sicherlich hat Bezdek damit an den Kern der Problematik in der Klärung oes Verhältnisses von Leib und Seele und Geist gerührt. Und es ist dabei nicht wichtig, daß seine Ergebnisse und Feststellungen erst zum Teil auf exakt wissenschaftlicher Be gründung beruhen. Er wird weiter forschen und der Elhiko- theranie die Wege ebnen. Als eine der Aul-mben der Zukunft zur Heilung der Kranken und zur inneren Befriedung der un ruhig gewordcnen Menschheit. Daher sollte lein Buch ernst ge nommen werden. Nicht nur von Aerzten. auch von Laien. Für alle ist es geschrieben. Uno jeder wird für sich selber einen Rat darin linden. Doch sei erwähnt, daß die religiöse Auffassung des TKrfassers sich mit der katholischen, trotz aller Annäherung, nicht deckt, wodurch der Wert seines Buches in keiner Weife herabgesetzt ist. Nur wäre es vielleicht mögl ch, daß auch von katholischer Seite die Anregung, die wohltuend von seinem Buch ausgehl, aufgcgrisfen und hinzugefügt würde, was noch nicht ge sagt wurde. Das Suchen um die Lösung der Beziehungen zwilchen Dis harmonie uno Harmonie der Seele und dem Ablauf der Körper funktionen liegt in der Lnfi. Erst kürzlich war in England eine Tagung, auf der sich Bifchöse und Mediziner trafen, nm eine Arbeitsgemeinsclmft zu beschließen, die gerade die Bedeutung des moralischen Zustandes des Patienten für die Genesung untcrsuclfen will in gemeinsamem Austausch fachärztlicher und seelenärztlicirer Kenntnisse lleberall mehren sich die Anzeichen, daß die Entwicklung wieder hinausführt aus der allzu ein- festigen Sicht auf Teilgebiete des menschlichen Seins und hin führt auf den zzanzen 'Menschen, der iveder allein im Bereich des Geistes, noch allein im Bereich des Körperlichken zu leben
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