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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.11.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141121014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914112101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914112101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-21
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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Lvnnaveuü, 21. November l914. Leipziger Tageblatt. Nr. S9l. Morvro-Nusvave. Seue 7. Kunst- Wissenschaft und (Unterhaltung Invasionen in England. Sechzig Invasionen an der britischen Küste! Wenn ste sich auch vom Einfall Wilhelm«, des Er oberers bis zu den Landungsoersuchen Napoleon» I. über acht Jahrhunderte erstrecken, zeigen sie doch, das, der Glaube der Engländer an die unangreifbare Stellung ihres Inselreiches nur ein Phantom ist. Am meisten haben Englands „liebe Verbündete von heut«, die Franzosen, die britischen Inseln im Laufe der Zett heimgesucht. Ihr Angriffsgebiet war vor« >üglich die Franreich unmittelbar gegenüberliegende südenglische Küste. Ueberhaupt hat diese von Corn wall bis zur Themsemündung nicht weniger als 18 feindliche Heere landen sehen, darunter zwölfmal aus französischen Schiffen. An Cornwalls Weltspitze gingen König Haralds Söhne an Land, um Wilhelm dem Eroberer, der 1066 bei Hastings den englüchen Strand betreten hatte, die Herrschaft streilig zu machen. Auch der Kronprätendent Peokin Warbeck landete hier 1487. Bei Exeter schi ften 1377 die Franzosen ihre Truppen aus: Warwick ging 1470 hier an Land, und auch Wilhelm von Oranien, dem später die englische Königskrone zusiel, begann von hier au» seinen Siegeszug. An der Küste von Dorset landeten 1471 die Königin Margarethe und 1685 der natürliche Sohn Karl. II., Monmouth. Bei Porthmouth stießen außer sranzösiichen Schiffen auch die Flotte Roberts von der Normandie sowie das ge waltige Geschwader der Kaiserin Mathilde auf eng lisches Gebiet. Unweit Dover liegt die Landungs stelle Casars: wenige Kilometer nördlich davon ging Ludwig Vlll. von Frankreich an Land, und im Jahre 1667 wagten sich die Holländer gar auf die in der Themsemündung gelegene Insel Sherrnest. Das sind nur die wichtigsten Landungen an der südenglischen Küste. Im Osten ist der Humber ein beliebter Angriffspunkt feindlicher Flotten und Heere gewesen' hier landeten mehrfach die Dänen, Heinrich von Lancaster ging bei Raoenspur unweit der Mündung an Land, und auch Eduard lV. betrat hier 1471 englischen Boden. Auf Schottland kommen 12 der 60 Invasionen und Irland ist 20mal von feindlichen Heeren betreten worden, die feindliche Kriegsschiffe au seiner Küste landeten. Die fünf Invasionen de» 11. Jahrhunderts hängen durchweg mit der Eroberung Englands durch Wilhelm von der Normandie zusammen. 1067 luchte ihm Grai Gustave von Boulogne die Herrschaft streitig zu machen, und in den folgenden Jahren landeten wiederholt die Dänen, die die unterdrückten Angelsachsen unter« stützten. Das 12. Jahrhundert sieht nur zwei In« vasionen. die Roberts von der Normandie im Jahre 1101, der seinem Bruder Heinrich l. die Krone streitig machen will, und 1120 die von Heinrichs Tochter Mathilde, der Witwe de» deutschen Kaisers Hein rich V., di« dem Prätendenten Stephan von Blois nach schwerem Kampfe die Macht entreisst. Im 13. Jahrhundert landen nur gar ein einziges Mal feindliche Kriegsschiffe auf englischem Boden: Lud wig Vlll. erscheint unweit Sandwich auf der Insel Thanet und bricht die Macht des unglücklichen Jo hann ohne Land. Im 14. Jahrhundert steigt die Zahl der Invasionen aber wieder auf sechs. Der Schottenführer Bruce fällt 1315 in Irland ein, wo man ihm die Königskrone angedoten hat. Dann be ginnen die aus Shakespeares Dramen bekannten In vasionen. Eduards II. Gemahlin Isabella erscheint im September 1326 mit ihrem Geliebten Mortimer und einem Heere an der Küste von Essex. Dreimal betreten 1377 di« Franzosen den britiscl>en Boden und 1399 unternimmt Heinrich von Lancaster mit nur 100 Mann seinen kühnen Einfall nach Porkshire. Im 15. Jahrhundert, das dreizehn Invasionen sieht, er- öffnet Warwick deren Reihe mit seinen beiden Lan dungen. Ihm folgen 1471 Eduard IV. und Königin Margaret«. Ende Juli 1485 landet Heinrich Tudor an der Küste von Südwales und beginnt seinen Siegeszug, der ihm als Heinrich VIl. die Krone Englands einträgt. Er hat in den folgenden Jahren nicht weniger als acht feindliche Einfälle in das Land abzuwehren, die vor allem von den beiden falschen Thronprätendentrn Lambert Simnel und Perkin Warbeck mit französischer und irischer Unter stützung ausgeführt wurden. Von den Invasionen Les 16. Jahrhunderts ist die der Franzosen in Schott land, die 1559 die Herrschaft Maria Stuarts festigen sollte, am bekanntesten. Ende de» Jahrhunderts unterstützen der Papst und Philipp ll. von Spanien durch zwei Expeditionen den irischen Aufstand, und auch 1601 landen trotz de» Unterganges der Armada noch zweimal spanische Schiffe an der irischen Küste. Dann bringt die Mitte des 17. Jahrhundert, die Einfälle de» Grafen Montrose und Karls II. mit holländischer Unterstützung in Schottland. Der Krieg Cromwells gegen Vie Holländer folgt, und diese lan den 1667 zweimal auf britischem Boden: einmal in England und einmal in Schottland. Da» Jahr 1685 sieht den verwegenen, von Macaulay geschil derten Zug des Monmouth, und drei Jahre später landet W'lhelm von Oranien an der Küste von Deoonshire, um die Forderungen seiner Gemahlin wahrzunehmen. Die folgenden Invasionen sind Ver suche Jakobs II und später Jakobs IN., ihr« Recht« gegenüber dem neuen Herrscherhaus geltend zu machen. So landet Jakob II. 1690 mit Unterstützung der Franzosen in Irland. Doch sein Unternehmen ist ebensowenig erfolgreich, wie zwei späterhin noch mals unternommene Versuche. Die Jahre 1715 und 1718 sehen dann Einfälle Jakobs lll. mit Unter- stützung der Spanier in Schottland. 1745 versucht ein Enkel Jakobs 11., Kar' Eduard, wiederum, diesmal mir Unterstützung der Franzosen, in Schottland festen Boden zu fassen. Mehrfache Landungen unternahm 1778 der in französischem Dienste stehende amerika« nische Admiral Jones an der schottischen und iris^en Küste. Sie hatten fedoch ebensowenig dauernden Er« folg, wie die 1796 beginnenden Versuche der jungen französischen Republik, durch Schulung des Auf standes in Irland der britischen Herrschaft zu schaden. Den 16 000 Mann des Generals Hoch«, die 1796 von Brest aus nach Irland fuhren, folgten noch fünf ver schiedene Unternehmungen. Die grösste, die von Napoleon selbst geplante Invasion, musste aber ange sichts der Uebermackst der britischen Flotte unter bleiben. Im 19. Jahrhundert hat die englische Küste keinen Angriff eines feindlichen Kriegsschiffes oder gar eine Landung gesehen, bis erst die Unter seeboote und Kreuzer der deutschen Marine den da durch entstandenen Glauben, das britische Inselreich sei unangreifbar, wieder zerstört haben. Leipzig, 21. November. * Ein Tag. Lustspiel in drei Akten von Sil Dara. (Erstaufführung im Alten Theater am 20. November 1914.) Ein Lustspiel nennt Sil Vara die lose dahinplätschernden Szenen, die seine Muse ihm eingab. Er hätte es nicht tun sollen. Denn seit Lessing ist das Wort für uns ein Begriff geworden. Vielleicht hätte es zu einem Schwanke noch eher gereicht, wenn auch der bedauerliche Mangel an Erfindungskraft selbst dieses nicht eben gewährleistet. Denn wo so etwas wie eine Verwick lung auftritt, da wirkt sie derart gemacht, das; einem angst und bange wird. Immer neue Motive muffen herhalten, damit der dürre Faden sich weiterspinne, immer wieder reiht er, und etwas Neues wird heran gefädelt. Ein Ehezwist, ein Ehekupplungsversuch, ein Mißverständnis u. s. f. und dazwischen mühsame Scherze! Den besten leistete sich der Verfasser, als er sein Stück: „Ein Tag" nannte. Hatte er trübe Ahnungen? Es wird unter anderem vorgeführt, wie ein siebzehnjähriger Backfisch an einen schwerreichen Lebrmann, der abwechselnd der Mutter und der ver heirateten Tochter den Hof macht und den der Ver fasser als „Nou6" bezeichnen läßt, von der eigenen Mutter verkuppelt wird. Solch sittlich verlogenes Zeug wollen wir nicht mehr sehen. Di« Zett rst zu ernst und zu groß dazu! Das Theater hat jetzt wahr, hastig eine höhere Sendung, und wir bedaurrn er, bah unser Städtisches Theater ihr, und damit sich selbst, dies eine Mal untreu geworden ist. Gewiß schändet Heiterkeit die Schwere dieser Tage nicht, aber wir danken für derartige ästhetische und ethisch«. Unmöglichkeiten. Lieder hundertmal Benedix. Moser, L'Arronge, als Erstaufführungen von solcher Art. Leid tat es mir, Latz sich Darsteller wie Walter, Stieler, Martina O 1 t o usw. um die Nic^ tigkeit bemühen muhten. Clariffa Lindens Froh sinn und Neckerei im Spiel tröstete und versöhnte «in wenig. Aber was half's? Indessen wir glauben es seit, daß uns solche Abende in Zukunft erspart werden. vr. k'ncxlno.k Sodrookt. Leipziger Schauspielhaus. Rosenows ..Kater Lampe'' bracht« wieder einmal das ganze erz« gebirgisch« Dorf außer Rand und Band und ver anlasste sogar die an dem Streitfall eigentlich un beteiligten Zuschauer, aufs neue warm und ent schieden seine Partei zu ergreifen. Man wühle der Direktion lebhaften Dank für die Wiedereinstudierung dieser fein gearbeiteten Dorfkomödie, darin alles so lebendig erschaut ist und nichts Menschliches einem fremd bleibt. B. Wildenhains Spielleitung hielt das Ganze in stetem Fluh, und als Gemeindefürstond Ermischer gab der Künstler noch obendrein eine meisterhafte Leistung. In Aussehen, Gehaben und Sprache war nichts mehr Tptel. sonder» alles unverfälschte Natur, das Mienenspiel von unglaublicher Dvastik und jede Be wegung aut ein individuelle» Moment eingestellt. Ihm nahe kam R. BalquS, dessen Gemetndedtener die reinste Inkarnation stumpfer Subordination in außerordentlich charakteristischer Maske war. O Groh lieh dem armen Teufel Neumerkel. dem mit dem Verlust seine» Kätzchens ein ganze» inneres Besitztum zusammenzubrechen droht, einen warmen Ton und manch temperamentvollen Akzent, wie auch K. Kehler al» Gendarm viel Schneid zeigte, dagegen E. Klitsch? Briefträger mit seiner Ruhe und Gelassenheit erfreu lich abstach. A. Wötzel und O. Beckow stellt als Ehepaar Neubert den richtigen Parvenütypus hin, und die Weibergestalten einer M. Krüger-Michaelis, E. Winterberg, H. Riechert, A. Hübsch und S. David vergegenwärtigten auf anschaulichste Weise den Rea lismus der Dorfstrahe, dem auch die gut gewählten Szenenbilder vollkommen Genüge leisteten. L. 5. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leipzig. Mit Rücksicht auf di« Studierenden, di« währeno ves Krieges im Heere oder beim Roten Kreuz Dienste leisten, haben die alademiichen Behörden der Univer sität Leipzig folgende Veriügungen getroffen, die der Rektor der Univeisttät den Studierenden durch An- Ichlag am schwarzen Brett dekanntgegeben hat: 1. Die im Heere oder beim Roten Kreuz dienenden Studierenden werden während des Krieges vom Universttätsgericht mit Zustimmung des akademischen Senats ohne weiteres im Sinne von 8 20 der Jmmatrikulationsoidnuna al» Be urlaubte behandelt Sie sind demgemäh von der Verpflichtung zum Wohnen am Universitätsorte, zum Belegen von Vorlciungen und den sonstigen Ver bindlichkeiten der ihr Studium betreibenden Studie renden deireit, bebakten aber ihr akademisches Bürgerrecht. Ein Recht auf Anrechnung de» Semesters ist aus dieser Anordnung nicht herzuleiten, da hier für lediglich die Prüfungsvorichriften maßgebend und die Prüsungsbehörben zuständig sind. 2. Der akademische Senat hat beschlossen, Lag die Vor legungen und Uebungen, welche die Studierenden vor ihrer Einberufung zum Heere oder zum Dienste des Roten Kreuzes bis zum Beginne der Weihnachtsferien gehört haben, als gültig angesehen werden und das dafür festgesetzte Honorar vereinnahmt wird. Latz dagegen die belegten Vorlesungen und Uebungen nicht als gültig betrachtet weroen und das dafür entrichtet« Honorar durch die Quästur zurückgezahlt wird, wenn die Einberufung vor Beginn der Weihnachtsferien erfolgt Dieser Ve- jchtuß, der »unächit für das W. S. 1914/15 gilt, ist vom Königlichen Ministerrum vorbehaltlich der selb ständigen Entschließung etwa zuständiger Prüfungs- kommiffionen genehmigt worden. 3. Auf Beschluß des akademischen Senats und mit minuterieller Ge nehmigung sind im laufenden Semester die vom Rektor und Senat za vergevenden Benefizien durch weg nur auf ein Semester zu verleihen, selbst wenn in den Stistungsbedingungen eine längere Genußzeit vorgesehen ist. * Geheimrat Albert Köster» Rektoratsrede. be titelt „D e r K r i e g und die Universität", ist soeben im Inseloerlag erschienen Der Ab druck der in unserem Blatte bereits gewürdigten Rede, die in ihrer vollendeten Form ecn herrliches Kulturdokument unserer arogen Zeit bezeichnet und deren Inhalt allgemeine Bedeutung hat, entspricht einem lebhaft empfundenen Bedürfnis. Die kleine Schrift wird vielen willkommen sein. * Aus den städtischen Theatern. In der „Larmen"- Vorstellung, welche infolge anhaltender Erkrankung von Valeska Nigrini statt „Orpheus" für Sonnabend, den 21. d. M., angetetzt werden muhte, tritt als Micaela Luise Modes-Wolf in ihren Vertrag ein. Die „Larmen'-Vorstellung findet unter Leitung von Operndirektor OttoLohse statt. — Am Sonn tag, den 22. d. M., gastiert Kammersänger Hans Tänzler vom Hoftheater in Karlsruhe als Tann häuser. — Der Spielplan für kommenden Sonntag «Totenfest) ist dahin abgeändert worden, datz im Alten Theater um ^>8 Uhr bei halben Preisen Goethes „Iphigenie auf Tauris" in der neuen Inszenierung de» Intendanten und im Operett«ntl)eat«r um Uhr bei volkstümlichen Preisen „Glaube und Heimat" zur Aufführung gelangt. * Leipziger Schauspielhaus. Nachdem die zu ständige Behörde die Genehmigung erteilt hat, ist das zugkräftige Volksstück von L'Arronge „Mein L«op«ld" auch für Sonntag adend angesetzt worden. Ein, Wiederholung von „Gabriel Schillings Flucht'^ findet am kommenden Donnerstag statt. * Ein von Schauspielern begründ,»«» und ge l«ttete» Lazarett. Die Mitglieder des Wiener Hofbnrgtheaters, di« bereits früher «inen T«il der Gage für wohltätige Zwecke opserien, haben jetzt aus eigenen Mitteln ein Lazarett eingerichtet. Sie haben das Altenheim der Wiener Schauspieler, das Kaiserin-Elisabeth-Künstlcrheim, zum Spital umgewandelt. Die Ooerleitung liegt in den Hän den der Heroine Hedwig Bleibtreu, di« ihren ganzen Schmuck für das Rot« Kreuz gab. " Konrad Fehr, der Berliner Maler, vollendete ain Donnerstag sein 60. Lebensjahr. Fehr, der aus Toftlund in Schleswig stammt, ein Schüler der Münchner Akademie, hat in Bildnissen, in religiösen Bildern, in Laudschasten aus seiner Heimat manchen Erfolg errungen. Der Kaiser «cheukie jein von Fehr gemaltes Bildnis jeinerreit dem Negus Menelik von Abessinien. Sein „Orgelchor" Hanoi als Leihgabe der Berliner Nationalgalerie im Osna brücker Museum. In der Kieler Kunsthalle ist er mit einem Bildnis von Geheimrat Forchbammer ver treten. Auch Altargemälde für Kiek und anderwärts hat Fehr geschaffen * Ein neuer Saal im Berliner Kaiser-Frledrich- Museum. Auf der Kupfergradenseite der Gemälde galeris des Berliner Karjer-Friedrich- Museums wird jetzt der erste Saal neu ein gerichtet. Er soll die Werke der nordischen Kunst des 14. Jahrhunderts vereinigen, um als Vorbereitung für den im nächsten Saal ausgestellten Genter Altar der Brüder van Eyck zu dienen. Die deutschen, niederländijchen. französischen Werke der Malerei werden da vereinigt, wie auf der andern Seite der Gemäldegalerie im ersten Saale, den man betritt, die italienischen Bilder des 14. Jahrhunderts Zusammenhängen. * Von der Düsseldorfer Akademie für kommunale Verwaltung. Zum Nachfolger des an die Kölner Hochschule berufenen Professors von Wiese und Kaiserswaldau haben die städtiichen Behörden von Düsseldorf den Bonner Privatdozenten Dr.Kump- mann gewählt. Dr. Karl Kumpmann, geboren 1880, habilitierte sich 1009; er hat, abgesehen von Aufsätzen in Fachzeitschriften, zwei Monographien veröffentlicht, die beide von der Kritik sehr gut aus genommen worden sind: 1910 „Die Entstehung der Rheinischen Eiienbahngesellschgst 18l)4 1840": im vorigen Jahr „Die Reichs-Arbeitslosen-Versicherung". — Die Leitung der akademischen Kurse für allgemeine Fortbildung und Wirtschaftswissenschaften geht von Professor von Wiese aus den Beigeord neten Dr. Most über. Die Kurse sind in diesem Winter stärker besucht als in einem der vorher gehenden. * Hochschulnachrichten. Die voui» lexov N für neuere Ge.chich^e an der Universität Heidelberg ist Dr. Wolfgang Winoetband erteilt worben. — Der Rektor der Universität Marburg bittet alle Studenten im Felde, ihm die Kriegsadreffen sowie Kriegserlebnisse für Kriegschronik mit, zuteilen — Von der bayerischen Akademie der Wissenschaften wurden zu korrespon dierenden Mitgliedern folgende Berliner Professoren gewählt: Geheimrat Dr. Richard Will stätter, Pros Dr. Max Nubner, Geheimrat Dr. Otto Hintze und Geheirat Prof. Dr. Erna Troe lisch — Dem erd. Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Basel Dr. Julius Petersen wurde zum 1. April 1915 die nachgeiucht« Entlassung aus dem Lehramt erteilt; Prof. Petersen folgt einem Rufe an die Universität Frankfurt a.M. — Amtlich wird die Ernennung des Tübinger Staats- und Verwaltungsrechtslehrers Professor Dr. jur. Rudolf Smend zum ordentlichen Professor in der Bonner Juristenfakultät als Nachfolger von Prof. Zorn bestätigt. Prof. Smend übernimmt sein neues Lehramt mit Beginn des Sommerjemester» 1915. — Zum außerordentlichen Professor in der theologischen Fakultät der Universität Gtest en ist der Privatdozent für Altes Testament daselbst, Ober lehrer am Lundgraf-Ludwigs-Eymnasium Prof Lic. Dr. August Freiherr von Gall ernannt worden. — Die voni» Inxencki für innere Medizin ist an der Bonner Universität dem Assistenzarzt an der dortigen medizinischen Klinik Dr. med. et phil. Heinrich Gerhartz erteilt worden. — Der Prioatdozent und Adjunkt am «I Chemischen Laboratorium der Wiener Universität Dr. Aoolf Franke wurde zum außer, ordentlichen Professor der Chemie daselbst ernannt. Königreich Daheim. 23) Roman von Ada von SerSdorff. Mit dem Manne war eine Deräirdcrung vor- aegangem Urplötzlich war aus dem hinfälligen, angstltch elenden Grers, dem Jarl manchmal kaum einige Wochen Leden gab, ein gesunder Mann in besten Jahren geworden, dessen klar blickende, funkelnde Augen dem heran gekommenen Brautpaar mit herzlich frohem Lächeln entgegen blickten, während die große braune Hand mit recht kräftigem Druck Jarls und Annikas Hände gemeinsam faßte und seine Summe dabei jagte: „Grüß euch Gott, Kinder! Und segne euch und euren vernünftigen Entschluß. Im König reich Daheim ist das erste Gesetz in Kraft ge treten, ein Gesetz, um das viele Leute in der alten guten Heimat mächtige Schlachten kämp fen, weil auch sie sich paradiesischen Zustand dabei vorstellen: die Ehe aus Zeit! — Und man verschwendet hier weiter keine Zeit mit aussichtslosen Debatten, sondern läßt die Frau sogleich in die Gesetzgebung eintreten und würde auch denen, die der ersten Gesetzgeberin in Da heim in Jugend und Schönheit gleich sind, das allerweiteste Wahlrecht bewilligen, sofern es sich auf die Männer ihrer Wahl beschränkt —" „So daß die Ehe im allgemeinen so eine Art Damenpolka werden dürjte," schloß Jarl lachend die Rede des alten, braven Sammet mann, der um Himmels willen seine Rührung, sein etwas beschämtes Gewissen vor Annikas kritisch forschenden Augen verbergen tvollte. Wie er nur wieder zu seinem Humor ge kommen war! Er, der ihn doch sonst gründlich verloren zu haben schien. Das war Jarl und Annika ein Rätsel, daS ihre Hände löste und sie mit einem gewissen Zögern jovialen Aufforderung des Kapitäns folgen ließ, ganz über ihn al- oberste Behörde im Reich Dayeim zu verfügen und zunächst Platz zu nehmen und die Verlobung zu feiern und die Sache nicht ernster zu nehmen, al- sie am Ende war. Aber — die Hauptperson, Annika, die durch aus mit dem Angebot, ihren herben, ernsten Namen zu lvechseln, nicht ihre Herl«, ernste Auf gabe der Sache zu wechseln dachte, sondern in Sekunden wieder ihre ganze herbe, eckige Anna Scholastika hervorkehrte von dem goldbraunen Madonnenscheitel bis zu den Zehen, — sie trat noch mehr zur Seite, so daß sie plötzlich ge wissermaßen allein stand, wie eine Gegenpartei in dem ersten Parlamente, das ein Gesetz, wie der Kapitän vorher gesagt, proklamierte. Sie begriff, daß mit einigermaßen unlauteren Mit teln gearbeitet worden, daß sie getäuscht worden, daß ihre Güte, ihre Vernunft, ihr Mitleid nichts als Sprossen einer Leiter gewesen waren, auf denen die Gesetzgeberin den Willen ihrer Unter tanen verfügt hatte. Der Kapitän hatte Komödie gespielt und den Schwerleidenden gespielt, der kaum noch einige Wochen leben würde, um eine Handluna vorzunebmen, die in Knut Jarls, ihres Todfeindes, leidenschaftlichen Wünschen tag, da er auf keine andere Art sie zur Gattin ge winnen konnte. Daß Knut Jarl wiederum Ge walt gebraucht hatte gegen sie, daß er diese schmachvolle Spekulation auf ihre Person ins Werk gesetzt hatte, war für sie unumstößliche Geivißyeit! — Immer iveiter trat sie zurück, immer sta tuenhafter wurden ihre sehr bleichen Züge. Auch Jarl hatte ihre unglückselige Auf fassung, das Selbstverständliche seines Bündnisses mit Sammetmann annehmend, begriffen und er begegnete ebenfalls mit ernstem Warnruf dem Auge des Kapitäns. Dieser aber, erstaunlicher weise völlig, gefaßt, setzte sich wieder nieder und zog die beschriebenen Blätter an sich heran, mit einer Gebärde, die nicht ganz frei war von der Schattierung höflichen Befehls, die er einst im Verkehr mit seinen SchisfSofsizieren gehabt, Anna Scholastika und Knut Jarl hcr- anwinkend. „Mein gnädiges Fräulein, haben Sie die Ge wogenheit, Platz zu nehmen. Ich sehe wohl, daß Sie in Doktor Jarl den Urheber meine- Tun annehmen. Ich habe ein wenig den Leidenden gespielt, um die einzige Tür zu finden zu einem sehr stolzen, verschlofsenen Madchenherzen, in dessen tiefstem Grunde warme Güte und eine nicht unbeträchtliche kühle Vernunft herrscht, nur daß eben sehr schwer hcranzulommen war. Der Weg, den ich zu gehen wagte, ist selbstverständ lich mein 'Weg gewesen und ich hab«, mein Wort darauf, keinen Begleiter oder gar Führer gehabt, was Sie mir glauben wollen, mein gnädiges Fräulein?" ,Ha." Eisern hielt Knut Jarl sein aufjubelndeS, befreites Herz in der Gewalt seiner Selbstbeherr schung. „Das ist die Hauptsache, daß ,ch nicht einen Schuldlosen belastet habe," jagte Sammetmann freundlich, „und Ihre Mißbilligung meines We ges werde ich schon mit der Zeit zu bekämpfen verstehen. Jedenfalls nehme ich an, daß auch Sie niemand für das Handeln eines andern leiden lassen wollen und diese Blätter hier, — alle berde unterschreiben werden. Ihre Einwilli gung zur Ehe auf Daheim, einer Insel im Stillen Ozean, Besitzer Doktor Knut Jarl, mit eben diesem Herrn eingehcn «vollen, iwllzogen durch Kapitän Lcontino Gottfried Sammetmann auf dem Hamburger Australien-Dampfer „Anna Brinkmann", und dies zweite Schriftstück, daß Ihr Eheherr einverstanden ist, die Eyc wreder scheiden zu lassen, sobald Sie, Fräulein Anna Scholastika Nelotius deutschen Boden wieder betreten haben und diesen Wunsch noch hegen werden . . " Eine unwillkürlich schnelle Bewegung, ecu feindseliger Blick, beide- vom KavitLn sofort be antwortet. „O nein, Fräulein Relouus, Sie werden sicher fest entschlossen sein, etwas so Unmögliches gar nicht erst beginnen zu wollen, sodann: von allem Anfang an den Unschuldigen nicht be strafen, dem Schuldigen verzeihen und Doktor Jarl da- von mir erzwungene Wort halten, wie er Ihne« das seine halte» wird. Hier — bitte ist die Feder. Nun unterschrei ben Sie, Fräulein Relotius, in der Hoffnung, daß Sic Ihre Heimat bald Wiedersehen mögen! Bei Gott ist kein Ding unmöglich, der den Gang der Schisse lenkt, wie den Schlag der Herzen. Möge sein allmächtiger Wille ein Schiff an diesen Strand führen und Ihr Herz, das jetzt schläft unter der Eisdecke von Kälte und Härte, mit Wärme und Liebe füllen!" „Amen," sagte sie leise, so leise, daß es wie ein Seufzer klang und wie ein recht hoffnungs loser. Nur als er schloß: „Und ein klein wenig freuen tun Sie sich doch auch vielleicht, Fräulein Annika, daß mein körpcrlict;es Befinden doch nicht ganz so schlimm ist und traurig, wie ich cs, aus guten Gründen, machte, um eine kleine Pression aus Ihre Entschließungen zu üben, die ich eben für Ihr Bestes ansehe — nicht mir, sondern Ihnen unk Doktor Jarl, den ich sehr hoch stelle, sehr hoch achte und schätz«, zum Heil und Se gen —" da reichte sie ihm mit einem stummen, warmen Blicke beide Hände hin und er bückte sich mit zufriedenem Lächeln und küßte sie sanft auf die weiche Wange. Dann wandte sich der alte Mann ab und ivährend sie ihren Namen unter die Schriftstücke setzte, tauchte er einen schn.llen Blick über ihren Scheitel hinweg mit Jarl und war erstaunt und erfreut, daß in dessen Blick ein so siegessicheres Leuchten war. „Lassen Sie mir Zeit," meinte er strahlend, „denn im Sturme geht es hier auch nicht, das weiß ich schon Ein brutaler Petrucclno bin ich nicht und sie ist kein widerspenstiges Kät chcn mit ihrer vornehmen, kühlen Ruhe. Sie wird mir keine Szenen machen und keine Necht.' oer- weigern, lassen Sie nttr nur Zeit . . „Ach so — hm . . . ja, ich merke, wo Sie vre Äsbrecher ansetzen wollen, um das Eis von den warmen Quellen, die in ihrem Herzen sicher lich heimlich quellen, zu heben, und Zeit werden Sic haben — mein junger Freund . . (Fortsetzung in der LbewnrurgaL«.)
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