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Men»««ss<»»e V». Sahrganp. M.» Sanner 1SZ2 kN Gegründet 18S6 Lr-HI<msck)Uft: Nachschln« Lresde« 8eni,prech«r-rammklnummer; »»t«t Nu, sür NachtgklprSche: Nr. »voll «chrylleUung u. HauvIgklchSIItslrlle; »rr-d-n - «l. l, MaUenliraz« »«/«» »ruck u. »erlag: eieplch ck «ei-ardt, Lreeden. »ostlcheck-Klo. :o«8 Dretden Nachdruck nur mit deutl-vuellenangab« IDresdn. Nachr.» »ulili.g. Unverlangt« EchrilMück« «erden nicht aulbewahrt »ejugbgebilhr bet tckgltch gwetmaliger Zullellun« Monatlich »N> tNk. ietnlchliehlich »o Mg. sür krlger- l-hn), durch v»l>be,u, ».«> ««. rinichiiehltch »« »1g. Psstgebichr «ohne »ost,usteNun,»gebühr) bet »mal «bchentlichem verland, «in,,,nummer tv »lg. «n,elgenpre«le: »ie einlpalttge »0 mm breit» Seile 8» »lg., lür -u»wLrt» «0 P,g.. die »0 mm breit« «eN»me,eile »00 »sg., auberhak» »bü »lg. »d». «rtlenablchla, lt. L-rtl. «amtlienan,eigen und «tellengeluche ohne «abatt I» »I,„ auher- halb »» »lg. vllertengebühr 80 »lg. «u»w»rtl,e «uslrSge gegen v-rau»be,ahlung. Der AntwortbM Sugenbergs an Brüning SenWrlst Stilett an Berlin, 12. Januar. Der «orfitzende der Denlsch, nativnalen BolkSpartei, Geheimrat Dr. Hugen-erg, hat he« Reichskanzler folgendes Schreiben übermittelt: Gehr geehrter Herr Reichskanzler! Sie legte« mir gestern -ie Krage vor, «ie fich die Denlschnational« Bolks- Partei z« Ihrem Borschlage der parlamentarische« Verlängerung der Amtszeit des Herrn ReichSpräflbenten, Generalseldmarschall von Hindenburg, stelle. Gi«, Herr Reichskanzler, könnten diese Krage nicht ansgerollt habe«, wenn Gi« dabei nicht des Einverständnisses des Zentrums und der GPD. sicher gewesen wären. SS sind dies die Parteien, die seinerzeit die Wahl »es Reichspräsidenten aus daS schärfst« bekämpft haben. Mit dem Rückhalt dieser Parteien treten Sie jetzt an uns heran, di« «ir einst seine Wahl angeregt «nd durchgesetzt haben. Gie begründen Ihr Borsehen mit der anßenpolitischen Notwendigkeit einer Stärkung der Stabilität der deutschen NegternngSgewalt. Gleichzeitig schwächten «ie aber selbst diese Stabilität empfindlich durch die zähe Aufrechterhaltung ein«, Regie» rung im Reich nnd in Preußen, hinter der keine Mehr» hett »es «olkeS steht. Sie begründet, di« Rotwendis» leit Ihres Schrittes «eiter mit der außenpolitischen Wirkung einer einheitlichen BertrauenSknn^gebnng lür den Herr« Reichspräsidenten. Demgegenüber sind wir der Anssaffung, daß die außenpolitische Stellung Deutsch» landS am meisten durch «inen Rücktritt der jetzige« Negierung gestärkt wird, deren Vergangenheit es ihr erschwert, dem »er» änderten Willen des deutschen Volkes dem Ausland« gegenüber glaubhasten Ausdruck zu gebe«. Sie, Herr Reichskanzler, erstreben di« Wiederwahl auf dem Wege der Beschlußfassung des Parlamentes. Nach der Verfassung geht die Wahl des Reichspräsidenten un mittelbar vom Volke a«S. Dieses Recht aus den Reichs tag zu übertragen, liegt um so weniger Anlaß vor, als der Reichstag der wahren Bolksmeinnng nicht «ehr ent spricht. dm ReltWrMenstN MS die alten Anhänger d«S unS «ach wie vor »er» ehruugSwürdigeu Ge««ralseldmarschallS glauben wir zu der Bemerkung berechtigt zu sein, daß die Art seiner Hmeinziehung in parteimäßig« und parlamen» tarlsche Erörterungen der verfaffungsrechtlicheu Stellung «nd dem hohen Ansehen nicht gerecht wird, das der Herr Reichspräsident im deutschen Volk« genießt. Diese Tatsache wird durch die össentliche Behandlung der Angelegenheit be dauerlich verstärkt. Der parlamentarisch« Wahlakt würbe weniger als eine BertrauenSkundgebung sür den Herrn Reichspräfideuten, als sür die von «nS bekämpste Politik «nd insbesondere Außenpolitik der jetzigen Reichs regierung wirken. Unter diese« Umstände« muß ich Ihnen nunmehr eudgSlttg mitteilen, daß «ine Billigung oder Unterstützung Ihres Vor habens sür «nS nicht tu Frag« komm«« kann. B«rlin, 12. Jan. Adols Hitler hat s«in« Antwort aus die Krage der Verlängerung der Amtszeit des Reichs präsidenten in Form einer längeren Denkschrift dem Reichspräsidenten selbst, nicht aber der Reichs kanzlei übermittelt. Sie enthält ein« ausführliche Dar legung der juristischen Bedenke«, di« «ach nationalsozialistischer Ausfassung einer Lösung aus parlamentarischem Wege von der verfassungsrechtlichen Seite her entgeaenftehen. Sin glattes Net« enthält die Antwort wohl nicht, vor alle« glaubt «an tu politischen Greisen ihr aber entnehme« z« dürfen, daß anch die Nationalsozialisten fich kaum einer Volks» wähl ans breiter Basis entgegenftelle« würden. DaS läßt fich vielleicht schon daraus erkennen, daß Hitler seine Auffassung dem Reichspräsidenten direkt übermittelt «nd die BolkSwahl ossen gelassen hat. Der Reichs, Präsident hat den Reichskanzler nunmehr gebeten, von weiteren Verhandlungen abzusehen. Damit ist di« Aktion Dr. Brünings nunmehr abgeschlossen, von welcher Seite der Faden letzt weitergesponnen wird» muß man abwarten. In politischen Greisen rechnet «an jedoch sicher damit, daß es nun z« der BolkSwahl Hindenburgs aus breiter Basis kommen wird. Es ist zu erwarte«, daß in parlamentarischen Greise« schon bald «ine entsprechende Fühlungnahme erfolgt. Das Volk wählt Die Absage, welche die Parteien der nationalen Oppo sition .nach viertägigen Verhandlungen dem Reichskanzler in der Frage der parlamentarischen Amtsverlängerung des Reichspräsidenten erteilt haben, ist deutlich als eine Absage an Brüning, nicht an Hindenburg gekennzeichnet. Das un erquickliche Zwischenspiel hätte vermieden werden können, wenn die Aktion der Negierung mit mehr Geschick und Dis kretion eingelettet worden wäre. So wie es Brüning ver sucht hat, überfallartig, vor aller Oesfentlichkeit, mit einem Ausnahmegesetz, besten Annahme zugleich ein Votum für seine Regierung gewesen wäre, ging eS nicht. Die Führer der nationalen Opposition konnten eine so schwerwiegende Entscheidung, die ihren seit Jahren geführten Kampf gegen das herrschende System aufs engste berührt, nicht übers Knie brechen. Sie konnten nicht sür Hindenburg und für Brü ning im gleichen Atemzuge optieren. Sie mußten das Für und Wider des Vorschlages untereinander klären, damit nicht als einziges Ergebnis Mißhelligkeiten in der Harzburger Front zurückblteben. Dadurch ist eine Verzögerung entstan den, die zusammen mit der Heretnziehung des Namens Hin denburg in die politische Debatte peinlich drückte. Trotzdem darf man die jetzt erfolgte Klärung begrüßen. Sie besteht auf dem verfassungsmäßigen Grundsatz, baß daSBolkden Reichspräsidenten wählt, und zeigt zugleich den Ausweg, in dem sie die Neuwahl Hindenburgs auf diesem Wege keines wegs verbaut. Wenn es der NetchSregterung, wie sie sagt, nur darum zu tun ist, baß in einer Zett schwierigster außen politischer Verhandlungen ein selbstzerfletschcnber Präsident schaftskampf in Deutschland vermieden wird, so ist dieses Ziel bei gutem Willen erreichbar auch ohne Durchlöcherung -er Verfassung im Artikel über die Präsidentenwahl. Die Bestimmung der BolkSwahl für das Staatsober haupt ist ja nicht aus Laune oder Zufall in die Verfassung gekommen, sondern in der wohlüberlegten Absicht, ein starkes Gegengewicht gegen die Machtsülle zu schaffen, die in anderen Teilen der Verfassung dem Parlament gegeben worden ist. Bewußt ist in diesem Gedankengang daS französische System der Präsidentenwahl durch die Nationalversammlung abge lehnt worben, weil alle Erfahrungen gezeigt haben, daß es dabet zu unwürdigen Handelsgeschäften der Parteien kommt und daß nicht der würdigste, sondern der den Parteien be- Rodert Steel E Am 10. Januar ist in Naundors bei Pötzscha, seinem Wohnsitz, der Maler Proseffor Dr. Robert Sterl nach langem Leiden, öl Jahre alt, ge storben. , Mit Robert Sterl ist ein Vertreter einer großen Epoche der deutschen Maleret ins Grab gesunken. In seinen Werken hat der deutsche Impressionismus «inen seiner Höhepunkte erreicht. Unter den Lebenden stehen jetzt nur Liebermann und Slevogt in so klarer Entschiedenheit auf dem Boden dieser künstlerischen Weltanschauung, wie Sterl ihn sich erobert hatte. Die Stellung Robert SterlS »wischen den beiden Meistern trat am klarsten zutage, als 1928 zur Nachfeier seines öl). Geburtstages eine Ausstellung von mehr als 800 seiner Werk« in Chemnitz gezeigt werden konnte. Immer war Sterl für sich gegangen, Sammelbar- bietungen seiner Gemälde abgeneigt, die meist in Privat besitz verschwanden. Damals aber konnte man seine ganze Entwicklung und seine hohe Meisterschaft übersehen. Das gab eine wundervolle Schau über das Lebenswerk einer starken, zielsicheren Kttnstlerpersönltchkett. Sterl stand end lich da als daS, was er geworden war: der Dresdner Meister des Impressionismus nach Gotthard Kuehl. Er war es geworden aus eigener Kraft, weil er nur seiner malerischen Natur gefolgt war, sobald er sich den Einflüßen seiner Lehrer entwunden hatte. DaS war mit einer gewißen revolutionären Heftigkeit geschehen. DaS be greifen wir noch heute, wenn wir erfahren, daß der am 29. Juni 1897 in Großdobritz bet Dresden geborene Schüler der Dresdner Akademie gerade in jenen Jahren von 1881 bis 1887 seine Studien betrieb, als -ie Dresdner Nazarener und der belgische Historienmaler PauwelS eine ganz natur- und weltfremde Atcliermalerel pflegten. Der junge Sterl empfand aber damals „modern", das hieß: naturalistisch; ihn drängte es ins Freie, vor die Natur, und wenn «S bi« schlichte Landschaft südlich von Dresden war, wo er seine ersten eigenen Motive sand. Zunächst war er noch nicht frei von der novellistischen Maleret. Seine frühesten Bilder batten einen Zug von Menzel, wie «Die Versteigerung", das „Begräbnis", die „Vesper in der Kr«uzktrchc< Aber man braucht nur das schlichte Frühwerk zu betrachten, das einen Mann schüchtern an einem Pfeiler der katholischen Hosktrche stehend darstellt, um zu erkennen, wie schon hier das novellistische Motiv in rein malerische Absicht der Zu sammenwirkung von Hell und Dunkel überging. Damals begann Mar Liebermann aus sterl zu wirken. Nnd daS Glück wollte, daß Sterl sein Thema sand, das Ihn zunächst Jahre HIndnrch beschäktigte. DaS waren die Stelnbritche von Postelwttz und Schmilka, In denen die von Sanbsteinstaub mehlig überkrusteten, an Gesicht und Armen braungebrannten starken Steinbrecher arbeiteten, die gelb weißen Wände, die die Sonnenglnt widerstrahlten, die hauenen Blöcke, die primitiven Tranvportkarren, dieses ganze Stück eigenartigen ArbeitSlebenS.. Stetl sah das mit sonnetrunkenen Augen, ganz ohne irgendwelche Neben gedanken, die etwa der „Verherrlichung der Arbeit" wie bet Mennter oder der StlmmungSvertiesung wie bet Mille« gegolten hätten. Er war nur Maler, nur «ugenmensch. nur Sch'.lderer der Dynamik der Arbeit, ihrer rhythmischen Bewegtheit, ihrer alle» anspannenden «rastentäuberung. So entstanden jene Gemälde, die außer den Steinbrechern di« EwestMer, LU Basserer, -le Leut« mit Le» Schub karren bei ihrer Arbeit, aber auch in strahlender Freiheit d«S Lichtes und Schönheit der Landschaft darstellten. Wahr lich deutscher Impressionismus, weil er nicht nur schim- mernde Oberfläche, sondern auch Gehalt und Sinn zu geben hatte. Nach kurzem Aufenthalt in Paris und an der nord- französischen Küste, sowie in Holland sand Sterl ein neues Gebiet, in daS er sich ein Jahrzehnt hindurch einlebte: Heßen mit seinem Bauerntum, das Bantzer mehr volks kundlich, Sterl mehr landschaftlich erlebte. Doch sind diese Heffenbtlder SterlS weniger selbständig und persönlich ge raten, so daß sie mehr Episode in seinem Schassen bilden. Da trat er in ein ganz andere» Stoffgebiet ein, da» ihm seine glanzvollsten, geistreichsten Schöpsungen schenken sollte. Er malte Musik und Musiker. Etwa seit 1999 trieb er Studien in Opernhäusern und Aonzertsälen, skizzierte als aphoristisch knapper Zeichner musizierende Orchester, dirigierende Meister, den Glan, und da» Flirren des Lichtes über den Notenpulten und die prickelnde Atmo sphäre der Opernbühncn. Au» diesen Studien gingen jene Mustkbilder hervor, die ziemlich einzig in ihrer Art Nnd. Schuch und Nikisch beim Dirigieren hat Sterl mit aller geistigen Konzentration der genialen Schöpsertätigkcit er faßt, um sie herum die Ltchtblihe der Instrumente, die ver- schwimmenden Gesichter der vrchestermusiker, da» zerstreute Licht -er Lampen. DaS sind ein paar geniale Bilder, die mit malerischen Mitteln Musik in ihrer vibrierenden Körverlostgkett zu spiegeln scheinen. DaS „Petrt-Quartett" gehvrt in diese Reihe wie die Szenen aus „Nosenkavalier" und „Ariadne", die viel mehr als Menzels Theaterbilder nur die flimmernde Impression, den flüchtigen Glanz be wegter Buntheit wiedcrgebcn. 1901 war Sterl als Lehrer an die Dresdner Akademie berufen worben. 1999 unternahm er mit Nicolai v. Struve seine erste Reise nach Rußland, denen noch vier weitere folgen sollten. Zunächst spann er das musikalische Thema fort. Die russischen Virtuosen, Dirigenten und Komponisten Kussewitzky, Rachmaninofs und Scriabine malte er als Bild nisse wie beim Musizieren. Nun führten ihn Reisen die Wolga hinab, in Städte wie Kasan, Astrachan, in daS bunte, damals noch volksfrohe Leben der Rußen hinein. Mit einer Virtuosität be» Pinsels, die ihm juwelenhafte Glanzwtrknngen zu geben befähigte, sprühte Sterl jene Bilder von Wolgaschisfern, Prozessionen, Marktszenen, Volksfesten auf die Leinwand, die unsere höchste Bewunde rung erregt haben. Etwa nur Slevogt» Bilder au» Aegyp ten sind an impressionistischer Leuchtkraft und tropischer Koloristtk damit zu vergleichen. Von SterlS Rußland bildern sagte selbst Gorkij, baß Ne russische» Leben so wider spiegelten, wie man e» von einem Fremden nicht sür mög lich halten sollte. In der Kriegszeit war Sterl. al» Maler an der Front in Frankreich «nLi Ttral. 1Ü1L «g« « »l» Nachsolastz