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ganuar iszz VT» Kchr-im-» kll Gegründet 18S6 »w« «. «N«»«I «Ws« « »«<»««, Lreldnl. Poftlchrck-ikt«. »0«» Dre«de» Nachdruck nur mH deuIl.Quellrnungab« <Dr«Idn. Nach«.» ,uI»M«. Unverlangt« kchrtststück« werden nicht ausbewadrt LcahIaiöchNftl NachNck»«« Drredr, gernIorecher-Lammelnuuimert «»««I Nur für Nachtgelpräch«: Nr. »soll Gchriitleitung u. HaupIarlchiiiesteNei »relden-A. l, Viarienstrab« 3»/«» »N lll,Nch »»N«.ll,er «uftellu», m»n»M» I.« «U. <ei»,chll«Mch 7» tz» kr»,«» l»hn>, durch V-ftdezu, 3Zo «k. «inlchltevlch »» Vs» NeftgedLtzr <»hne vostjuitellu»a«,r»tchr> »et 7 mal wdchenrllchem Verland. «tn,,lnummer 10 PI,„ -udechald «achien« I» Big. «neetgenpretiei Di« rinipaltt,« »0 n>n> »rette Zette »» Vlg., für autwirt» «0 Psg., dte »0 mm »rette Neklamejelte »00 Psg., au »erd al» »»» Psg. ad», »rtlenablchlag I«. lartt, ffamilienanj eigen und Stell engeiuche ohne Nada« >6 Via., »udeichalb 7» Big. vllerienaebichr »0 v>g. Nu.wärttae NnUräge gegen Baranederahlung. Kugenbergs und Hitlers Absage an Brüning ReWMidentwwM nur dunb das Bell vr«l>1io«>ckn»g n«»»r«r v»rUa«r SvtzrUUiltnng Berlin, 11. Jan. Der sür die gesamte Oessentlichkeit s» überraschend gekommene Borftotz des Reichskanzlers Dr. vriintng in der Angelegenheit der Reichs präsi, beutenwahl ist heute gescheitert. Die Führer der «attonalen Opposition haben eS abgelehnt, der von Dr. Brüning vorgeschlagenen BerlLngerung der Amtszeit d«S ReichSprSsibeute« dnrch versassungSänberndeS Gesetz beiz«» trete«. Sowohl Geheimrat Hngenberg als auch Adois Hiller habe» dies dem Reichskanzler in inhaltlich gleich lautenden Briese« mitgeteilt. Die Briese selbst werden a m Dieustagvormtttag der Oessentlichkeit übergeben werden. Der Absendung dieser Schreiben mar eine Unterredung Mischen Hugenberg, Hitler und Beauftragten des Stahlhelms voraingcgangen. Makigebend siir dte Ab lehnung sind siir die Führer der nationalen Opposition in erster Linie verfassungsrechtliche Bedenken ge wesen. Besonders hat der deutschnattonale Parteiführer, Geheimrat Hugenberg seit Jahren -en Standpunkt ver treten, das, die Machtbefugnisse des Reichspräsidenten gegen über dem im parlamentarischen Lnstem nahezu allmächtig gewordenen Reichstag gestärkt werden müssten. Nach dem Plaue Dr. BriiningS aber sollte eine Zweidrittelmehrheit von Parlamentariern den bedeutungsvollen Akt vornehmen, den selbst die Schöpfer der Verfassung nicht in die Hände de» Parlaments gelegt wissen wollten. Hu diesen versassung»- rechtllchen Bedenken der nationale» Opposition traten dann noch politische. Bo« de«tschnatio«aler Seite wird Wert ans die Fest» fteüung gelegt, batz in der Annahme des Vorschlags Brünings zugleich eine VertrauenSkundgebung sür den Kanzler zu sehen gewesen wäre. Zu einer solchen BertrauenSkundgcbnna sür Brüning lei aber sür die Deutschnationalen kein Anlatz gegeben. In voller U e b e r e i n st I m m u n g mit dem Stahl- Helm halte man an dem Standpunkt fest, das, eine oarla- mentarische Lösung nicht eine Machtstärkung der Stellung des Reichspräsidenten bedeuten würde, sondern im Gegen teil eine Vermehrung der Machtbefugnisse des Reichstages herbcisühren würde. — Ter den Deutschnationalen nahe stehende „Scknelldtcnst" weist in diesem Zusammenhang daraus hin, das, im Hinblick aus die bevorstehende» antzen- politlschen Verhandlungen tu Lausanne eine Wiederholung solcher Versuche — auch in abaeänderter Form oder ge tarnt — eine Gekahr bedeuten würde. Dte Volküwahl, die der Reichskanzler vermeiden wollte, wirb nun doch vorgcnommen werden müllen. Gc- rächten zufolge, kür die allerdings die amtliche Bestätigung noch auSsteht, soll die RcichSregterung nun Erwägungen an stellen, ob und in welcher Form der Reichspräsident von Hindenburg sich zur Wiederwahl durch -aS Volk stellen kann. Hier dürsten aber erst die nächsten Tage Klarheit bringen, denn «ach de« bisherigen Verlautbarungen a«S dem ReickS- präsidentenpalaiS wollte Hindenburg sein Amt über di« am ö. Mai d. I. ablausende Zeit hinaus nnr dann auS» üben, wenn er dies, ge st ützt aus sämtliche Par teien, tun könnte. Hu beachten ist in diesem Zusammenhang noch, das, sich die bisherigen Besprechungen der nationalen Opposition nur auf den Vorschlag einer Verlängerung oder Erneuerung der Amtszeit des Reichspräsidenten durch Verfassung S- änberndeS Gesetz bezogen. Zu dem Gedanken einer neuen BolkSwahl Hindenburgs hat die nationale Opposition noch nicht Stellung genommen. Sie ist gemätz ihrer Einstellung, datz die Frage der Reichs präsidentenwahl in keiner Weise übereilt zu werden brauche, auch der Auffassung, das, der Gedanke einer neuen BolkS wahl Hindenburgs in aller Ruhe geklärt werden müsse. Man nimmt an, das, erst etwa Anfang Februar von der zuständigen Stelle mit den Parteien darüber Fühlung genommen wird, ob cS möglich ist Hindenburg als gemein samen Kandidaten der Rechts- und Mittelparteien, mög- licherwetse auch der Sozialdemokratie, wieder aufzustellen. Im Falle der Zustimmung Hindenburgs zu einer Wieder ausstellung als Präsidentschaftskandidaten wird vermutlich nur ein kommunistischer Gegenkandidat ausgestellt werden, und eine Wahl Hindenburgs in» ersten Wahlgang würde dann gesichert sein. Man hält eS in unterrichteten Kreisen für möglich, batz sich der Aeltcstenrat des Reichstages aus Wunsch der Negie rung in seiner morgigen Sitzung bereits mit der Frage be saht, ob das RclchStagöplennm zur Terminfestsetznug der MelchSpräsibcntenwahl vor dem ursprünalich in Aussicht genommenen 28. Februar zusammentretcn soll. An und 'Ur sich sollte der Aeltcstenrat am Dienstag lediglich den kom munistischen Antrag aus vorzeitige Einberukung des Parlaments zur Besprechung der autzcn- und innenpoliti- schen Lage behandeln. Dieter Antrag wird sicherlich ab- gclchnt werben. Sin Zusammentritt des Reichstages vor dem SS. Fe bruar würde nur beschlossen werden, wenn dies di« Regierung zur Erledigung des Wahlgesetzes wünschen sollte. Heute war an den amtlichen Stellen allerdings noch nichts darüber bekannt, ob die ReichSregierung im Aeltcstenrat einen tolchcn Wunsch zum Ausdruck bringen wird. Lässt man den Rclcholag erst zusammentretcn, so besteht immer hin die Möglichkeit, datz er dann die Vornahme grober politischer Debatten beschliesst, denen die Regierung bisher auSgewtchen ist. So Ist nun das clngctretctt, was wir schon bei B.ginn der Brüningichen Aktion siir wahrscheinlich hielten, das, sic nämlich unter Verkennung der Stimmungen und der real- politischen Verhältnisse zu einem Mitzcrsolg führen müsse. Dr. Brüning hätte das vermeiden können, wenn er sich früh genug Aufschluss über die tatsächliche Lage verschafft hätte, ehe er dte Verhandlungen einleitcte, von denen von vorn herein anzunchmen war, das, sie sich nicht gcheimhaltcn lassen würden. Am bedauerlichsten ist aber, dass die Per- sou des verehrten Reichspräsidenten v. Hindenburg, gegen die sich auch, wie ausdrücklich betont wird, die Stellung nahme der nationalen Opposition in keiner Weise richtet, im Mittelpunkte von Verhandlungen stehen musste, die der Reichspräsident selbst in dieser Art kaum gewünscht haben dürste. Ob sich aus dem Scheitern der Aktion der Regie- rung Verstimmungen zwischen der Reichskanzlei und dem RclchSprästdcntcnpalaiS, wie man sie verschiedentlich setzt befürchtet, ergeben können, wird abzuwarten sein. Meißner het Hitler Berlin, 11. Jan. Der „Börsen,Courier" weih zu berichten, datz esMontag um i 1 Uhr unerwartet im Hotel „Naiserhos" noch ,n einer Besprech»»« zwischen Staatssekretär Meitzner und Hitler gekommen sei. An der Besprechung habe auch Hauptmann a. D. Goering teil genommen, der Staatssekretär Meitzner abgeholt hatte. Ein« Bestätigung dieser Meldung war Montag abend nicht mehr zu erhallen. Eine nem Aarmattimi »n Regittimv? Schiele spricht im Run-funk Berlin, 1l. Jan. Rcichsmlntstcr Schiele sprach heute im LandwtrtschaftSsuuk der Deutsche» Welle über „Die Landwirtschast an der Jahreswende". Er bezeichnete die fortschreitende Senkung der LebcuSmittclctnsnhr als die entscheidendste Tatsache der Agrarpolitik der letzten Jahre. Der Einsuhrttbcrschuss an Nahrungsmitteln sei seit 1N27 im Jahre 1»8t aus ein Drittel des Wertes znrückgegangen. Die volle Ausnutzung der in der Landwirtschast noch vorhandenen ProouktlonSrelerven würde «nS von jeder Sorge und Abhängigkeit in der Sichernng unse rer Ernährung in kurzer Zeit besreien könne«. Deshalb sei eS gereckt und klug, wenn Massnahmen ergriffen worden sind, die vielleicht eine völlige Umkehr der bisheri ge» wirtsckastSpolitiscken Auslastungen bedeuten, die aber dazu dienen sollen, besonders die bänerlickc Landwirtschast in ihrer Prodttktionskrast Im Interesse des VolkSganzen und der Sicherung der Ernährung zn erhalten und zu stärken: das sei eine Lebenssrage des gesamten Volkes Der Reichskanzler habe erklär«, dass Deutschlands ver- »weiselte Lage bi« Fortsetzung politischer Zah. lungeu unmöglich macke. Wie wäre ev um unsere Verhandlungosrclhett bestellt? fragte der Minister, wenn wir ln dieser Krtlcnzcir von ausländi schen N a h r n n g S m t«t c l c « n s u h r e n und damit prak- tisch von ausländischen Kredttcinsuhrcn abhängig wären? Ein Volk, daS sich nicht selbst ernähren kann, ist a»ch nicht fähig, seine nationale Unabhängigkeit und Frei heit zu behaupten. Zum Schluss wandte sich der Minister an seine landwirt schaftlichen Berufsgenossen nnd erklärte: ,Jch kau» »nd will Ihnen znm neuen Jahr kein neues Pro- gramm bringen Ich will Ihnen nur sagen, dass die ReichSregierung sich nicht irre macken lässt in ihrem Ziele, den, sie schon in den allernächsten Tagen einen neue», deut lichen Ausdruck verleihen wird. Sie wird für die Sicher heit der deutschen VolkSernähruna nud siir die Lebens- sähigkeit der deutschen Landwirtschast alles da- Inn. wa» die Lage erfordert und was die Lage möglich mack« Sie tu« es in der lleberzcnguug, das, sie hiermit zugleich wichtigste Pionierarbeit an dem Fundament für dte bessere Zukunst des deutschen Bolles leistet." Der Magier tritt ab Stünde die Welt nicht vor den größten autzenpolitischen Ereignissen, dem Endkamps um dte Liguibierung des Welt krieges, der mit der deutschen Erklärung der Tributcln- stellung in sein letztes Stadium getreten ist, würde dte Welt wirtschaftskrise nicht die Gedanken der politischen Welt eben- sosehr in Anspruch nehmen, wie die unmittelbar bevor stehende AbrüstungSkonierenz, dann wäre die Ankündigung des Rücktritts des französischen Autzcn« Ministers Aristide Briand ein welthistorisches Er eignis geworden, Anlatz zu einer Flut von sreundlichen und seindlichcn Betrachtungen in aller Herren Ländern, se nach der Einstellung ded bctrcfsenben Politikers oder Journa listen. So aber spiel« sich der Abtritt des grössten Zauberers der Nachkriegszeit von der Weltbühne ziemlich am Rande der Zeitgeschichte ab. Freilich, Briand zögert noch, ob der Abgang wirklich sein mutz, aber es ist niemand, der ihn ernst haft halten will. Frankreichs Aussenminister ist tatsächlich alt geworden. Er ist müde und vergrämt. Seine Frennde erzählen von den riesigen Anstrengungen, dte er täglich macht, um der Sache seines Volkes auch mit immer kränker werdendem Körper zn dienen. Aber seine Gegner weisen daraus hin, datz Briand längst viel zu alt geworden sei, um den erhöhten Anforderungen, dte die letzten Monate an die sranzösi'cke Autzenpolitik stellten, gerecht zu werden. Tat sächlich ist das französische Autzenamt schon seit langem nicht mehr von Briand selbst, sondern von dem Ministerpräsidenten Laval in eigener Person verwaltet worden. Hum letzten Male trat Briand an die Oessentlichkeit, als er versuchte, mit den unzulänglichen Mitteln des VölkerbnndSrateS den fernöstlichen Konflikt zu schlichten. ES ist ihm, obwohl er noch einmal dte reichen Mittel seiner glänzenden Verhand- lnngSkunst spielen liess, nicht gelungen, einen Konflikt zu schlickten, der ans dem Gegensatz der sapanischcn Uebervöl- kerung und der dünnen Besiedlung der unter Chinas Ober hoheit stehenden Mandschurei mit der Naturkraft eines ElcmcniarcrcignisieS entstanden ist. Mährend er sich aber im historischen Uhrcnsaal des AnsscnamtcS vergeblich ab- mülstc, sand in der sranzösischen Kammer die aussenpolitische Aussprache statt. Als Briand ans den VvlkerbundSbcra- tungcn In das Parlament kam, um wenigstens einem Teil der Debatte als zuständiger Ressortminister bcizuwohncn, schlief der alte Mann schon nach kurzer Zeit ein. Gegnerische Deputierte, die den eingentckten Minister sahen, riefen ohne Rücksicht mit gutgcspielter Entrüstung: „Frankreichs Aussen politik schläft!" So «var Briand ziemlich unmöglich gewor den und tatsächlich nicht mehr zu halten. Die Spuren des Alters liessen sich nicht länger verstecken. DaS Drängen der inngen Generation wurde immer stärker. Als der KrtcgSmtuister Maginot starb, erklärten die Parlamentarier neuerdings, nun müsse, um das Kabinett in der Balance zu halten, nach dem Tode des rechten Flügelmannes auch der linke Flügelmann Briand ab treten. Tarbten, der daS Ackerbauministrrtum schon längst wieder mit einem einflussreicheren Ministerium ver tauschen wollte, drängte. Anderseits erhob Paul Bon- cour, der aus den bisherigen Abrüstungskonferenzen mit grösstem Geschick alle Gefahren vom französischen Militaris mus ferngchalten hatte, und der als Sozialist dte Einbe ziehung selbst der Frauen und Kinder in die militärische Organisation des Landes durckgelctzt batte, ictzt den An spruch, für sein Ausscheiden au» der Sozialdemokratie be lohnt zu werden, die er doch nnr verlassen hatte, nm Kar riere zn machen. Beide Rivalen sind die Hauptintriganten gegen Briand. Sie haben den Vorzug, viel sünger alS Briand zu sein. Tardteu ist unbedingter Mann der Reckten, Schüler ClcmenceauS nnd PoincarS». Paul Boncour ist nicht weniger nationalistisch. Aber er kommt von der Lin ken, an die Laval Anschluss suchen will, um ihren Angris'cn bei den demnächst stattsindendcn Kammerwahlcn besser be gegnen zu können. Auch Briand kam sa au» dem Lager Paul Boncour». Er. der am 28. März leinen 70. Geburts tag wird seiern können, stammt au» der Bretagne, dem kleinen Filckerhasen S«. Nazaire. Sein Vater war der Inhaber einer verrufenen Kneipe. Aber der iunge Briand, ehrgeizig und Intelligent, studierte die Reckte und ergriff dann den Berus, der in Frankreich am leichtesten eine poli tische Laufbahn zu garantieren scheint. Mit 20 Jahren war er bereit» Advokat in Nantes. Aber eine LiebeSassäre, durch die er in Konflikt mit Behörden und Oessentlichkeit kam, vernichtete seine berufliche Stellung. Er wurde au» dem Abvokatenstanb au-gestossen und wandte Nck. völlig mittel los, nach Part», wo er sich der Sozialdemokratie anichlotz und an Zeitungen dieser Richtung mitarbeitete. Seine Freunde sind Millerand, der spätere Präsident der Re- publik und nationalistische Hetzer gegen Deutschland, und RenS Vi viant, der französische Ministerpräsident im ersten Krteg»Iabr. Beide verraten, nm Minister zu werden, kurze Zett später ihre sozialistische Gesinnung. Unterdessen bat Nck Briand durch seine zttndende Bered'amkeit grossen Einkluss bet den revolutionären Massen in Pari» gesickert. Im Anktrag Jean Jaurd»' versuchte Briand keinen abtrünnt- gen Freund Mtllerand zur Rückkehr »« bewegen. Aber