Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.11.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141120011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914112001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914112001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-20
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
/keuüg» 20. Hvvemükk l9l^. Lekp^tger Sogedlatl Nr. 989. Ülvr8eu*NUS8SÜL. örur 7. Kunst- ^Wissenschaft und Unterhaltung Im weichsellanüe bel Wloclawek. Das Weichselland auf jener Strecke, wo der grobe Strom südöstlich von Thorn seine trüben Wasser lang, sam der deutschen Grenze entgegenwälzt, ist der Schauplatz, wo es den deutsck)en Waffen vergönnt war. den andringenden russischen Streitkräften so schwer; neue Schläge zu versetzen. Zu beiden Seiten des Flusses, hüben im Gouvernement Warschau, drüben im Gouvernement Plozk, sind die Russen zurückgeworfen worden. Es ist ein alter, geschicht- licher Boden, auf dem hier gestritten worden ist: es ist das Land der einstigen Herzogtümer Masowien nnd Kujawien. die ja beide später im polnischen Ge- iamtrüch auigegangen sind. Die wechselnde Ge schichte dieser Landschaften spiegelt sich auch in der Schichtung der Bevölkerung, in der noch heute verschiedene Stämme erkennbar sind. Neben dem polnischen Bauern sitzt hier westlich der Weichsel die alte kujawisch« Bevölkerung, während östlich, im Gouvernement Plozk, die Masuren einen großen Teil der bäuerlichen Bevölkerung stellen, und ichliess- lich kommen als weiter:s, in dieser ganzen Gegend sehr bedeutendes Bevölkerungsclement noch die Juden hinzu, deren Zahl besonders in Plozk selbst erheblich ist. Von diesen verschiedenen Stämmen sind die Ma- suren besonders interessant. Si: pflegen das Haupt, haar über der Stirn kurz zu scheren, sonst aber lang herabfallen zu lassen, und lang herabhängcnve Schnurrbärte zu tragen. Gleich den Russen tragen sie das Hemd über den Beinkleidern, durch einen wollenen Gürtel zusammengehalten, darüber eine Art Kaftan von weißer oder schwarzer Farbe, den Suk> man, und auf dem Kopf eine niedrige Säurffellmiitzr, im Sommer wohl auch einen niedrigen Strohhül. Dor einstige Herzog von Masowien pflegte im festen Plozk zu residieren, aber die alte Hauptstadt von Kujawien mutz man in der Einsamkeit und Einöde suchen. Das ist Brest, das durch den Beisatz „Kujawst" gekennzeichnet und von dem litauischen Brest, de: bekannten starken Festung Vr.'st—Litowsk, unter- schieden ist. Etwa 13 Werst westlich von Wloclawer liegt diese einstige Residenz, heut noch erkennbar an ihren alten Mauern und grabrnumringten Wällen, und interessant durch ein: bis ins 13. Jahrhundert zurückreichend« Kirche. Aber sonst ist die alte Herr lichkeit der kujawischen Hauptstadt dahin, die, vom Strome der Geschichte verlassen, heute nur noch ein elendes, vergessenes Landstädtchen ist. Di: beiden Mittelpunkte dieses Weichsellandes bilden die Städte Wloclawrk und Plozk. Beides sind alte Gründungen, alte Knot:npunkte des Flug- und Landverkehres. Wloclawek liegt auf dem lin ken Weichselufer und gehört also zum Gouvernement Warschau, roähr.'nd die Gouvernementsstadt Plozk sich auf dem jmfettigen Wnchselufer erhebt. Diese Lage bedingt die Verschiedenheit der beiden Stadt- bilder; denn auf dem ganzen Lauf« der Weichsel von Nowo-Georgiewsk ist das recht« Weichselufer das hohe, welches weithin das westliche Flachland beherrscht. Bei Plozk steigt das rechte Weichselufer his zu 60 Metern an, und so bietet die Stadt, mit Alt- und Neustadt, über und an dem Flusse sich ausdehnend, ein hübsches Bild, das besonders von den hochgelegnen Domanlagen b:deutend wirkt. Der Dom von Plozk stammt noch aus dem 12. Jahr hundert, und es birgt dies altertümliche Bauwerk so manches alte polnische Königs- und Herzogsgrab, wie denn überhaupt d:r Reichtum der Stadt an Kirch?» ein beredtes Zeugnis ihrer einstigen Herr lichkeit und ihrer wandlnngsvollen Geschichte bildet. Hier gleiten auf dem breiten Strome die Schiffe vorüber, die von Warschau die Weichsel strom abwärts fahren. Oft ist es eine schwierige Schiff fahrt, denn dir Weichsel ist ein unzuverlässiges Wasser, das bisher unregulirrt grblieben ist, und wiederholt im Jahre tritt d:r Strom aus, um dann gen Westen hin das Land weithin zu über schwemmen. Besonders im Hochsommer ist die Schiffahrt dadurch sehr empfindlich gehindert. Hin ter dem regen Plozk wird der Stromlauf wieder ?in- sam, und er blribt es auf eine lange Strecke, bis endlich Wloclaw:! als gemnnsamer Knotenpunkt des Eisenbahn- und Flutzverkehrcs in Sicht lommt. Wloclawek hat an Regsamkeit und Einwohnerzahl heute selbst die Gouvernementsstadt Plozk über troffen. Zwar nicht so alten Datums wie Plozk, ist doch auch Wloclawek eine der ältestrn Städte Polens, deren Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist. M:hr als einmal hab.'n hier schon di« Deutschen Kämpfe geliefert; im 14. wie im 15. Jahrhundert sind die Scharen der Deutsch- ordrnsritter bis nach Wloclawek vorgedrungen, das sie wiederholt zerstört haben. Die b:deut:ndst«n Gebäude der Stadt sind die Kathedrale und das Bischofsschloß, jene ein au» dem 14. Jahrhundert stammendes stattliches, von zwei Türmen gekröntes Baudenkmal der Gotik, di:s ein: ansehnliche Resi denz au» dem 18. Jahrhundert. Neben dem Hand:! hat in Wloclawek auch die Industrie sich angesiedelt, und speziell für Deutschland sind die Zellulose fabriken von Interesse, die vi.'l Zeitungspapi:r in das westliche Nachbarland liefern. Denn an Holz fehlt es in der Nachbarschaft nicht, und besonders ist das Gouvernement Plozk reich an Wäld.'rn, meist Tannen und Fichten. Das Land östlich der W:ichsel ist im ganzen ein wenig einladendes, düsteres G«- bi:t, während auf der anderen Sette des Stromes nicht sowohl der dunkle Wald als auch ausgedehnt: Ackerbreiten vorherrschen. Es ist ein guter Lveizcn- boden, den das Volk hi:r bearbeitet. Aber ein förmig ist das Land auch in diesem Teile; und wer etwa mit dem Zuge von Thorn nach Wloclawek fährt, der blickt zu beiden Seiten nur auf die weit:, ununterbrochene Ebene, aus der nur hier und da einmal «in dürftiges Dorf sich erhebt. Es ist ein Land, über dem der Hauch der Schwermut ruht, und schwermütig sind ja auch die W.'isen, die das Volk am Weichselstrom: singt und liebt. Vi:l hat es im Laufe der Jahrhundert: erfahren müssen, leit es von seinen eigenen Herzogen in Brest und Plozk regiert wurde, und wieder geht jetzt die Geschichte mit ihrem unbarmherzigen Schritte durch das Land um das rührige Wloclawek. st. Konzert in der Petrikirche. Welch überaus starken Zuspruchs sich die von dem so rührigen Leipziger Männerchor und seinem nimmer, müden Leiter Herrn Königl. Musikdirektor Gustav Wohlgemuth veranstalteten Wobltät'gke ts« konzerte in Leipziger Kirchen bei freiem Eintritt er freuen, das zeigte sich aufs neue am gestrigen Abende. Die Petrikirche war bis auf den letzten Platz dicht ge üllt, und aufmerksam lauschten alle den chorischen und solistischcn Darbietungen. Auch dies mal war schöner Chorklang und eine auf Grund sorg fältiger Beachtung des dynamischen Teiles erzielte ausdrucksreiche Vortragsweise den einzelnen Chören nachzurühmen. Das aalt insbesondere von Erells ach.stimmigem Graduale und den sechs altnieder ländischen Volksliedern, in den:n das Tenor- und Daritonsolo durch die beiden Mitglieder des Derc ns. die Herren Schwenke und Teichmann, in sehr lobenswerter Weise vermittelt ward. Aber auch in Schuberts „Allmacht" und Kremsers „Hnmne" wirkte der Chor erfolgreich mit. Die Sopransoli sang Frau Konzertsängerin Charlotte Mäd«r mit klang voller, wohloebildeier Stimme und innigem Empfinden. Wie ihr, so gebührt auch Fräulein S ch m i d t - E u t h a u s. die ein Andante für Violine von Philipp Em. Bach tonschön und aus, drucksooll zum Vortrag brachte, und Herrn Orqanist Mar Fest für die wohlaelungene Wiederaabe der D Moll-Toccata von Job Seb. Bach hohe An erkennung. Herr Geh. Kirch?nrat Superintend nt Övr. Hartuna icbloss sein« kurze, gehaltvolle An sprache voller Trost an die Anfauasworte der vorher vernommenen beiden Chöre „Gnädig und barmherzig ist der Herr" und „Groh ist Jehova, der Herr" an, nahm auch Bezug auf den gestrigen Tag. den Butz tag. und das kommende Totenfest. Mit dem gemein sam kra'tooll angestammten Türmsrlied. d-essen Text von Albin Mittelbach stammte, ward das von bestem Erfolg begleitete Konzert beschlossen. Bcethovenabend von Wilhelm Backhaus. Die Zusammenstellung des Sonatenabcnds war sehr gut. Am Anfang eine C-Moll spathetique) und am Schlüsse eine (Op. 111), die letzte. Es ist eigenartig, wie Beethoven gerade diese Tonart zu gewaltiger Darstellung, zu einem Vordringen in eine seelische Tiefe anregt, wie sie nicht zu überbieten ist. Schon die technisch einfachere Sonate aus Op. 10 gibt das kund. Und wie überzeugt erst die Sinfonie, zu der wohl jeder Musiker mit. starker Verehrung und heiligem Staunen emporschaut. Ueberall zeigt sich die starke Empfindung im schmerzerregten, aber durchaus männlich sieghaften Charakter, die ja gerade Beet hovens Kennzeichen ist. — Zu den beiden So-aten trat die Appasionata, die ja auch in das Reich ge- hört, und dann vermittelte die empfindungsnolle, mehr aber freudiger, zum Teil geradezu kindlicher Erregung entsprossene A-Dur sOp. 101), worin sich Ausdruck und kontrapunktische Arbeit so wundervoll verbinden. Herr Backhaus zeigte als Beethoven» fpieler denselben Charakter wie früher. Ein Tech niker ist er ja ohnegleichen, wie alle wissen, und dar um wird er ja auch genügend verehrt. Aber al» Beethooenspieler find ihm verschiedene überlegen. Was ihm noch am meisten entspricht, sind Gebilde, wie in Opu» 101 der zweit: und letzte Satz oder der Mittelsatz aus d«r F-Moll-Sonate, wo sich ruhigere Gedanken entwickeln, auch zum Teil der letzt? Satz von Opus 111. Was aber fehlt; das ist die charakteristisch« Tiefe von Beethoven, die dekla matorische Darstellung der ernsten Themen, wie in der Appassionata, in der Einleitung von Opus 13 und in der von Opus 111. Hier wollte überhaupt der ganze erste Satz nicht qewalttg genug zur Tiefe dringen. Di: Anschlagskraft allein tut's nicht, viel wichtiger ist die seelische Wucht, wie sie Beethoven erfordert. Verschiedenfach wurden durch das Peda' die wichtigen, charakteristischen Pausen verdeckt. Auch gingen v«! schieden« Allegroteile ins rein Technisch« über. So konnte man sich z. B. im Blondo von Opus 13 nicht mit der Beschleunigung im Zeitmaß befreunden, ebenso girret der dritte Satz aus Opus 57 zu stark ins rein Virtuos«. Gefeiert wurde der Künstler sehr. Dotz er den Ertrag des Konzerts der Kriegsnotspendr für Leipzig zugute kommen ließ, sei lobend hervorgehoben. ^ttur Sekloxol. * Vom Leipziger Schauspielhaus. Das Schau, spielhcrus wird, wie bereits bekanntgeg.'ben wurde, am Sonntag nachmittag 3 Uhr mit d:n Volks- Vorstellungen beginnen, und zwar mit der Auffüh rung des neueinsludiertcn und überall beifällig auf, aenomm.'nen Bolksstückes „M:tn Leopold". Ferner weist die Direktion hierdurch daraus hin, datz sie sich entschlossen hat, den Reingewinn aller folgenden Vorstellungen des sich als Zugstück be währenden „Leopold" cin:m Weihnachts- lirbesgaben-Transport zuzuführcn. Die ser hochherzig« Entschluß wird, wie wir glauben, den entsprechenden Widerhall finden. " Hermann Emil Pohle gestorben. Aus Düssel dorf wird gemeldet, datz der Maler Prof. Hermann Emil Pohle während einer S tzunq an e nem Sch'aganfall plötzlich gestorben ist. Pohle war 1831 in Berlin geboren. Sein« Stärke lag in Land chatts- bildern. Besonders Motive aus der Alpenwelt hat er gestaltet. * Die jüngsten deutschen Ausgrabungen in Per gamon. Ueber die diesjährigen deutschen Aus, grabunaen in Pergamon berichtet Professor Knacks uh, datz zunächst über die östlichen Zu. gänge zur Terrasse des Gymnasiums Gew tzheit ge schaf en wurde. Dabei fand man an der Nordeck« der Gymnasionsthermen in den Ruinen eines helle nischen Hauses eine Töpferwerkstatt mit dem er haltenen Unterteile eines Töpferofens. Er enthielt eine grotze Anzahl Formen und Bruchstücke von Reliefgefätzen, so datz der Fund für die Geschichte der pergamenischen Keramik gute Aufschlüsse vermittelt Ausserdem wurden zwischen dem grossen Eymnasion und dem inneren Burgwege in der Höhe des Hera- bezirks Grabungen veranstaltet, di« neben dem Phi- lätärischen Thor einen großen Wohnpalast zutage förderten. * Ein neuer Komet. Nach verspätet einge troffenen nordamerikanischen Mitteilungen ist, wie die „Naturwissenschaften" berichten, auf der Höhen, sternwarte Arequipa, die ein in Südamer ka ge legenes Zweiginstitut der Harvard-Sternwarte (bei Cambridge in Nordamerika) darstellt, von Camp bell bereits im September ein Heller Komet 1914a im südlichen Sternbild „Dorado" aufgefunden. In zwischen hat die Helligkeit dieses stark nach Norden sich bewegenden Kometen sehr bedeutend abgenommen. Im ganzen sind nunmehr während dieses Jahres fünf Kometen gesunde » worden, wober allerdings der vierte, 19146, mit c ! periodischen Kometen Encke identisch ist, dessen Wie-. ehr mit einer Umlaufszeit von 3 3 Jahren (bisher die kürzeste Umlaufszeit eines per odischen Kometen um die Sonne) in diesem Jahre erwartet wurde. Der im Dezember vorigen Jahres von De la van entdeckte Komet 1913k liegt so günstig hinsichtlich seiner Bahnverhältnisi«, datz er voraussichtlich noch für mehrere Jahre beobachtet wer den kann. Es ist dies unter den sporad scheu, also mit parabolischer Bahn sich bewegenden Schweis sternen ein äusserst seltener Fall, so datz für Viesen Kometen die Dahnbesttmmung mit ganz besonderer Sicherheit ausgeführt werden kann, wenn er von den Astronomen aufmerksam verfolgt wird. * Willibald Mattschob, der al, Hauptmann dar Landwehr aus dem belgischen Kriegsschauplatz« ge fallen ist. war durch die Leitung der Monatsschrift „Technik und Wirtschaft" in weiten Kreisen der Industrie bekannt geworden. Daneben hat er feine reichen Gaben und vielseitigen Kenntnisse durch viele Jahre mit grosser Selbstlosigkeit in den Dienst der staatswissenschaftlichen Fortbildung gestellt. * N. E. Du»«» s. Ein schwedischer Veteran der Wissenschaft, der Professor der Astronomie an der Universität in Upsala, Nil» Thristofrr Dunör, ist in Stockholm gestorben. Er war einer der Stifter der 1863 gegründeten Astronomischen Gesellschaft, zu deren Vorstand er dann gehörte. In den Jahren 1801 und 1864 nahm er an den von Nordenskzöld geleite ten Expeditionen nach Spitzbergen teil, bei denen es sich um grundlegende Arbeiten zur Gradmessung Spitzbergens handelte, und bei der späteren Durch führung der Gradmessung war Dunör eine der ler- tenden Kräfte. In der Astronomie wirkte Dunör namentlich aus dem Gebiete der Astrophysik, worin er zahlreiche Abhandlungen veröffentlicht hat. * Eine amerikanische Stimme für die Fortsetzung des Profrssorenaustansches. Die Amerikaner find dafür, den Profejsorenaustausch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten fortzu setzen. Nichts, so meinen sie, ist bester, zwei Völker' einander näher ,zu bringen, als der Austausch ihrer Wissenschaften: diesen Gedanken spinnen die in Ciicapo erscheinenden „News" folgendermassen aus: „Ein allgemeinerer Austausch dieser Art unter den Völkern würd: in weitem Masse Gegensätze beseitigen und Kriege verhindern. Im Grunde war es Rasten hass, auf mangelndem Verständnis beruhend, der den aeaenwärtigen Krieg hervorrief. Kenntnis und Würdigung der Künste, der Gelehrsamkeit und der sozialen Einrichtungen anderer Länder bringt die Völker einander bedeutend näher. Die engen Be ziehungen auf dem Erziehungsgebtete. die zwischen unserem Lande und Deutschland bestehen, haben viel rnr Erieuaunn guter Beziehungen beigetrngen. Die Bereinigten Staaten haben von deutscher Kultur und Gelehrsamkeit viel gewonnen. Amerikanische Studenten haben in grosser Zahl aus dem Studieren an deutschen Universitäten Vorteil gezogen." * Da» Blitzen der Blüten — die Losung eines 180jährigen Rätsels. Vor rund 150 Jahren, im Jahre 176-', beobachtete Elisabeth LinnS, die Tochter des grossen »Naturforschers, dass die rolgelben Blätter der Kapuzinerkresse ab und zu „blitzten". Lange haben die Gelehrten darüber gestritten, wie die seltsame, von vielen Forschern bestätigte Erschei nung zustande käme, und durch die neusten Unter suchungen darüber, die von A Schteiermacher 1908) und Friedrich Ambr Thomas (1V14), ist das Rätsel endgültig gelöst. Ein Aussatz von Dr. O. Damm im „Prometheus" macht über dies Blumenratiel und seine Lösung fesselnde »Mittei lungen. Die Beobachtung gelingt nur in der Dämmerung, an lethaft feuerroten Blüten, die sich v m gllliien Blalthmteri rund abheben und man kann sie künstlich mit buntem Papier nachahmen: man nehme ein grösseres Stück kornblumenblaues »Papier und klebe ein feuerrotes, möglichst glanzloses Stück »Papier darauf, das etwa 1 bis 4 qem gross ist. Dann be wege man das »Blatt lchnell hin und her, ohne dass der Blick dem Papier folgt Es enlsleht ein deut liches Au,blitzen. Nach einiger Hebung gelingt der Versuch auch bei ruhendem Objekt und wanderndem Blick und ichliesslich nimmt man das Aufleuchten auch wahr, wenn man den Blick nur gerade bis auf das rote »Papierstück und nicht darüber hinaus lenkt Die Gelehrten, die in dem »Blitzen der »Blüten eine elektrische Erscheinung vermuten, sind nun durch Versuche endgültig widerlegt worbe-: in der Nähe einer aujblitzenden Blüte zeigt ein empfindliches Elektrojkop keinen Ausichlag: es ist daher keine elektrische Erscheinung in der Art des St. Elmsieuers Es kommt überhaupt keine physi kalische Kratt in Frage, die das Blitzen bervorruft, vielmehr ist die Erscheinung nicht objektiver sondern subjektiver »Natur und findet in der physiologischen Optlk iyre Erklärung. Der scheinbare Btttz. der von der »Blüte oder dem Farbenpapier ausgeht, hat in Wirkiichleit seinen Sitz im Auge des »Beobachters und ist nichts anderes, als das Nach bild, bas le, ruhenoem Objekt und bewegtem Auge ebenso Himer dem Hellen Oojekt erscheint, wie wenn das Auge ruht und der Gegenstand bewegt wird. Der Untergrund der Blumenblätter, di« viele , laue Strahlen aasenden, wie das Papier bei dem künst lichen Venuch — gibt ein belle» Nachbild: die Empfindung seiner Helli'keit summier: sich mit der bereits vorhandenen Rotempstndung, und so kommt das plötzliche Aufleuchten zustande. Königreich vastrim. 21s Roman von «da vo» GerSvorff. Knut Jarl blieb die Nacht über in des Kapitäns Kabine und machte einige 'Aufzeich nungen an Ort und Stelle. Erst gegen Morgen, alS schon der Himmel sein rosiges Kleid anlegte und die Sichel des zunehmenden »Mondes wie ein silberner Kahn am Himmelsrande schwamm, «rahm er seine Vorräte und bestieg wieder fein Schiffchen, die Richtung nach Daheim ein schlagend. Knut Jarl hatte sein Schifflein in dem Hafen des Daheim gelandet und stieg aus. Sein »Luge erhellte sich, als er den Blick über di« maiestätisck wunderbare, fremde Natur schweifen ließ, die leise sich im Morgenhauch wiegenden Palmenwipfel, das tief grün-blau schillernde, weite Weltmeer. Der Doppelhauch, der wunder bar frische Duft des Salzwassers und der gött lichen Himmelsluft, der vielfarbig gemischten »Pflanzenwelt auf dem kleinen Stück Land um fing den Mann. Dort kamen zwei Gestalten den »Abhang hinunter ihm entgegen, Gottfried Sammetmann und sein töchterlicher Schützling. Sie hatte ihre Linke in seine rechte Hand gelegt und ihre zarte Gestalt in dem weißen, wie ein loses griechi sche- Gewand zugeschnittenem Kleid hatte sich dicht an seine breite Brust geschmiegt. Ihr braungoldenes Haar hing in welligen tiefen Scheiteln, wie bei einem Gretcl-enbilde, an den schmalen, bräunlich-rosigen Wangen nieder in zwei schweren Zöpfen über ihren Rucken, bis fast zu den Knien, mit einem blauen Bande zusammengehaltcn. Sic hatte keine »Nadeln mehr, um es aufzustecken. Langsam und langsamer mit fedem Schritt, iah Jarl die beiden aneinander gelehnten Ge stalten den Wep herunterkommen zu ihm. ES war, al- stütze und führe der alte Mann seine zarte, hilflose Tochter, die ihn leise bit tend -urückhielt ,.. Wär sie kamen doch ohne Halten näher und näher zu ihm, der zögernd stand, wartend, regungslos — und alles Blut war aus seinen Wangen gewichen, seine Lippen zuckten im schwcigenocn Gebet seiner S.ete: „Herr Gott, behüte uns vor neuem Schicksal, oder hilf uns tragen, was du schickst!" Denn da war etwas geschehen in seiner »Abwesenheit, etwas, das sie betraf, sie, sein Liebstes, alles, was ihm das Leben lobenswert, lebensnötig, auch lebensselig maclM konnte! Wie tiefernst sah der alte Mann aus. Wie feucht umflort waren seine guten, klugen »Augen! Und sie, wie seltsam anders kam sie ihm vor, cr meinte, sie noch nie so gesehen zu haben. Jetzt löste sie ihre Hand aus der des Äapv- täns. Der wandte sich und kehrte um. Jetzt kam sie allein — näher, — ganz nahe zu Knut Jarl heran, stand still, einen Schritt von ihm, der sie mit atemlosem Staunen erwartete, und streckte ihm die Hand hin, in langsamer, sonder bar feierlicher »Art, als reiche sie ihn: etwas darin, sorgsam, vorsichtig, dass cS nicht zu Boden falle und zerbreche. „Fräulein RelotiuS . . ." tum es endlich fragend über seine bebenden Lippen, ass er die weiche Mädchenhand erfaßte. „Nicht, nicht mehr Fräulein Relotius, bttie," sagte sie mit leiser, aber ganz fester Stimme, „nur Annika, — so nannte mich meine Mutter. Und sie hatte mich lieb, sehr lieb. Und nicht wahr, deshalb wollen Sie auch »Annika sagen, — ja?" Er wollte sprechen, fragen, aber kein Wart kam über seine Lippen! Sie sah seine tiefe Fassungsloslgtett und sprach weiter, mit dieser sanften, mittigen Stimme, die nicht zitterte, so still entschlossen. »Aber die Augen, diese »Augen, die so wunderbar die Farbe wechseln konnten in der Erregtheit des Herzens, ach, sie blieben ganz gleichmäßig klar und blau und keine Erregtheit stieg aus dem Herzen, die sie verdunkelte oder so himmlisch leuchten machte. Klar und still blickten sic an ihm vorüber in eine weite Ferne, als sähe sie weit da draußen am fernen Meereshoritzont etwas Schönes, Liebes, das diesen heiteren, feierlichen Glanz in die »Augen bracht«! Ach — die Heimat wohl „Ich fehe — Sie würden es nie, nie sagen, nie fragen, Herr Doktor, und deshalb mußte ich cS sagen, ich selbst, — ja, ich müsste eS wohl fragen, was Vater Sammctmann sagte . . . . Ganz, ganh offen und ehrlich sollte :ch cs tun und Sie würden eS richtig verstehen. Ich denke, er hat recht, und cs geht nicht anders, das muß sein und ist für uns alle hier das Gute und Rechte, — wenn," ein tiefer »Atemzug, ein schnel les, furchtsames »Aufoncken, das ab:r nicht bis zu feinen Augen sich wagte, „ia, das einzige, — meinte der Kapitän mü! — ich meine es auch, — ich natürlich auch. Sie müssen nicht glau ben, daß cs unter irgend welcher Ueberrcdung gesagt wird, was ich jetzt — jetzt gleich sagen werde, — fragen werde, ob Sie es nicht auch für uns hier für das Richtige halten, — ivenn ich und Sic Manu und Hrau wären, — so gut wie eS eben geht — meint er — und wenn ich . . . denn es wird ja nie, ach Gott, niemals ein Schiff kommen, das uns nach Hause bringt —" <ric stockte und ihre Lippen zuckten in un aussprechlichem Weh. Große Tränen stahlen sich :n die langen goldigen Wimpern, daß er «S fast nicht anschen konnte, ohne sie heiß an sich zu reissen und ihr alles, alles Undenkbare, Un- mögliche zum Trost zu versprechen, in der Ohn macht seines namenlosen Schmerzes. Er nahm aber nur ihre beiden Hände und sagte vc» klommen: „Sic ivissen, dass ich Sie lieber als nGcn Leben habe, aber daß ich es nie, niemals gesa,)tz haben würde, denn — wie sollte das sein — wie sollte das geschehen können! Oder wäre es Ihnen denn möglich — ohne den Segen dec Kirche, so, wie Gort — ich neiss nicht, wie ich mich ausdrücken soll, — ich meine, eine Ehe einzugehen, die in Ihrer Heimat keine Rechtsgültigkeit hätte?" Sie nickte: „Ich glaube selbst nicht, daß ich es täte — nie. »Niemals möchte ich da-. — wenn Vater Sammetmann auch meinte —- ich dürfe es, ich soll cS . . . daß ich eine Ehe schlösse, die in meiner, unserer Heimat keine Rechtsgültigkeit hätte , . „Mein Gott, liebe, liebe »Annika, ach, du liebes, süsses Kind, ich kann dos ja nicht be greifen! Wie soll es dann nur sein können?" Sic fassen jetzt nebeneinander auf einem grossen Stein, unweit des schaukelnden Bootes, und der goldglanzende Sonnenschleier wallte leise über das still atmende Weltenmeer. „Er sagt — Vater Sammetmann nämlich sagt, daß der Kapitän eines Schiffes im »Notfall auf seinem Schiff Leute rechtsgültig trauen könne, und in allen Notfällen rechtsgültige Be Hörde sein könne, die in allen europäischen Län dern anerkannt würde," sagte sie ernst und be stimmt. Einen Moment blieb er stumm vor Ueber-- raschtheit, dann siel ihm ein, dann erinnerte er sich, daß dem tatsächlich so war. Ja gewiß. Ein Kapitän auf seinem Schiffe war massgebend« rechtliche Behörde, er konnte eine Trauung vor^ nehmen, ivie ein Standesbeamter, wie ein Geist licher. Aber Sammetmann war nicht auf seinem Schiff! Er hatte keines mehr, dort lag daS Wrack und war vielleicht schon nicht mehr zu betreten ohne Lebensgefahr. „Solange nur noch eine Planke von seinem Schiff da ist, auf dem wir drei und Tino als Zeuge stehen können, kann er «S! Und die ist ja doch noch do?" „Ich weiß eS nicht. Ich weiß es bei Gott nicht. Aber, so Gott mir helfe, ich werde sie suchen, diese Planke, diese Grell«, wo wir sicher stehen können, und Sie — o nein, du — du »Annika, meine »Braut, wirst dort mein werden." -Ja," sagte sie ernst, aber ein Schimmer ihres alten stolzen Selbst trat in ihre sehr kübl blickenden »Augen, „jo, aber eine Bedingung, eine einzige habe ich —" „Eine Bedingung?" (Fortsetzung st, tz« Abendausgabe
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)