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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.11.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141120011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914112001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914112001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-20
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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Leipziger Lageviau. veire 2. Nr. S8S. Moryen-Nusgüve. Ueber die Sefthießung -es Ltbouer Krieg-Hafen» un- -eren Se-eutung schreibt die „deutsche Tages.zeitung": Der Grafen von Libau ist der «in zig, rus- iische Kriegshasen der Ostsee. der im Winter eisfrei bl:ibl. Von kleineren russischen Häfen würde das «was nördlicher liegend« Windau in Betracht komm n. Der Libauer Hasen ist ein günstiger Hafen, durch umfangreiche Längs> und Quermolen hcrgestellt. Znu:rholb des so geschaffe- n?n Kriigshafens liogt ein kleiner Handelshafen cingeschlossen. Di« oi:r Molen, die den Kri«g»haf:n bilden, enthalten drei Einfahrten bzw. Au»- führten. Dies« sind von unseren Ostsr«streitkräftcn durch versenkte Schisse gesperrt worden, wohl, verstand.'n, nachdem deutsche Torpedoboote sestgestrlli inrtten, daß sich im Kriegshafen keine feindlich,« Fahrzeuge befanden. Der Has.n non Libau ist mit hin von jetzt an für russische Kriegssahrzeuge unzu gänglich geworden, und die russische Flotte besitzt keinen eisfreien Hasen und damit für d«n Wint:r keine O p : r a t i o n s b a s i s mehr, sobald die übrig?» Häsen zugesroren sind, was bald eintritt. Ueberdies ist die Sperrung von Libau von besonderer Bedeutung im Hinblick auf die Möglichkeit, daß englische Untersee boote aus drr Nordsee durch den Sund in die Ost see kämen. Diese rvürd?n dann in Libau keinen Stützpunkt mehr finden. Mit der Möglichkeit des Erscheinens englischer Unterseeboote in der Ost sse mutz aber natürlich nach wie vor gerechnet werden. Ueberholte Nachrichten -er Nul)en. Berlin, 19. November. Di: Petersburger Mel- dung.'n über ein Borrücken russischer Trupp:« gegen Gumbinnen und Anger burg wie über die Besetzung von Laugszargen b:i Tauroggen sind durch die Ereignisse über holt. Die Nüssen waren vorgegangen, sind aber zurückgeschlagen morden. Churchill über Englan-s Zlottenverluste. Die „Frankfurter Zeitung" erfährt aus London: Im Unter Hause teilte Marineminister Chur chill die Verluste der englischen Marine bis zum 17. November mit. Sie beliefen sich an Offi zieren: 222 Tote, 27 Verwundete und 5 Vermitzte, Matrosen: 24bb Tote, 428 Verwundete und 1 Vermitzter. Nicht mitgerechnet sind 1000 Ver misste der Flottendtviiion von Antwer- pen, 875 Mann auf dem Kriegsschiff „Good Hope" und eine in Holland internierte F l o t t e n d i v i s i o n. Ein englisches Torpe-oboot gesunken. Die „Frkst. Ztq." meldet aus Petersburg: Nach hiesigen Blättcrmeldungen ist das britische T o r pe d o b o o t „D r u a n d" an der Küste von Schottland aus eine Mine gelaufen und ge sunken. Di« Mannschaft wurde gerctte». Neue Zortschritte -er Türken. Aus Konstantinopel wird berichtet: Aus dem türkischen Hauptquartier wird mit geteilt: Der türkische Vormarsch gegen Aegypten ichreitet fort. Di« arabisckien Truppen sind bereits 129 Kilometer auf ägyptischem Gebiet vorgerückt. Sic lBben sich Kalet-cl-Nahls bemächtigt und dort die türkische Fahne gehißt. Im Gebiet von La fist an an der kauka sischen Grenze haben die tückischen Truppen den Nüssen nach hartnäckigem Kampfe :inc neue empfindliche Niederlage beigebracht. Die Nüssen ließen zahlreiche Tot« und Verwundete zu rück. Außerdem fielen zwei Gebirgsgeschiitze und etwa 1000 Gefangen« in die Hände der türkischen Truppen. In der hiesigen Wohnung des Engländer« Alfred Henry ist eine Funkentclc- graphenstation gefunden worden. Henry und sein Sohn wurden vor das Kriegsgericht gestellt. Die Schulen der feindliche« Mächt« in der Türkei sind gestern alle geschlossen und die Lehrer unter Ueberwachung gestellt worden. Die hiesige fran zösische Hafengesellschast und die franzö sischen Wasserwerke am D:rkovs«e wurden aus mili tätlichen Grüi.den unter Staatsverwaltung gestellt. fB. T.s Englische Verluste in «Vstafrika. Aus Düsseldorf wird gemeldet. Aus den Listen der „Times" geht hervor, daß in den ersten Tagen des November heftige Kämpfe in unseren o st afrikanischen Kolonien stattgeiunden haben, denn sie verzeichnen 8 in Deutsch-Ostafrika am 3. dieses Monats gefallene Offiziere Außerdem sind bei dem Ger uch unseren Kreuzer „Königsberg" einzuschlienen, eine ganze Anzahl cngtischer Offiziere und Mannschaften gefallen. Der Protest -er jkan-inavischen Mächte gegen Englan-. Stockholm, 19 November. Das Amtsblatt ver öffentlicht heute abend den französischen Wortlaut der Protestnote der Negierungen von Schwe den, Norwegen und Dänemark an gewisse Kriegführende. Der Inhalt ist hauptsächlich sor gender: „Darauf bedacht, strikteste Unparteilichteil zu be obachten und in der Ausübung ihres Handels von dem Geist« vollkommenster Loyalität gegenüber den Kriegführenden erfüllt, glaubten die neutralen Län der, sich auf die Unverletzbarkeit der grundlegenden Sätze des intcrnattonalen Nechts verlaßen zu können. Indessen haben sie zu ihrem Schaden sestst.llen müssen, daß Kriegführende das Recht in An spruch nehmen, Grundlätze anzuwenden, die mit den Interessen der Neutralen ebenso unverträglrch sind wie mit dem Völkerrecht. Die gegenwärtige Krise wird eines Tages ein Ende nehmen. Dann werden die krieg führenden Staaten sicherlich nutzt darüber ungehalten lein, ernige derjenigen Grundsätze noch in Geltung vorzufinden, die ihnen in der Vergangenheit teuer waren, und deren ruhmreick»« Verfechter si: oft ge wesen sind. Sich der Grundsätze des Völkerrechts er- innern heißt Las gemeinsame Erb: der zivilisierten Nationen bewahren und zu verhindern, daß Fortschritte, die man mehr als hundertjährigen Anstrengungen verdanke, verfallen. Die Note führt kurz di: folgenden, besonders wich tigen Punkte an: Minenlegen auf großen Handelsstraßen im Meere, ohne die schul dige Rücksichtnahme auf die Sicherheit der friedlichen Schiffahrt, das bestächt!ickren Schaden verursacht und selbst den Verlust zahlreicher Menschenleben nach sich gezogen hat. Dir Freiheit der Meere und das un- wandelbare Recht der Neutralen, die gemeinsamen Straßen zu benutzen, sind vermindert und beschränk. Ferner führt die Note an: Die Grundsätze für relative und absolute Konterbande, die Grundsätze über die Durchsuchung und Kaperung, di« seit Jahrhunderten anerkannt seien, würden nicht mcb: brachtet, was dem gesetzmäßigen Handel beträchtlick>e Verspätung und Schaden zufüge." Es wäre nicht unangebracht gewesen, wenn die Protestnote nicht allgemein von „Kriegführenden", sondern bestimmter von „England" gesprochen hätte. Die „Glasgow" in Valparaiso? Aus dem Haag wird der „V. Z" gemeldet: »Central News" berichtet aus Rio de Janeiro, Die „ Glasgow " ist am Dienstag in Valparaiso angekommen, mit sichtlichen Spuren des überstandenen Kampfes, doch ohne ernst liche Beschädigungen. Das chilenische Hosprtalichiff „Valdiv'a" liegt in Taliahuano. Es hat Uebcr- lebende der Seeschlacht in den chilenischen Gewässern suchen sollen, aber leine gesunden. Vas Interniertenlager in Vorchester. London, 19. November. lRcutcrmeldung.) Dcr amerikanische Konsul Swain, d:r im Namen Deutschlands und Oesterreich-Ungarns das Konzen trationslager in Dorchester besichtigte, äußerte in einer Unterredung, die Internierten könnten Gott danken, in diesem Lager untergebracht zu sein. Sie seien in soliden Gebäuden unter- gebracht. Die sanitäre Aufsicht führten zwei Inspek toren, von denen einec Sanitätsoffizier sei, die regel mäßig das Lager besuchten. Jeder Neuausgcnommen« werde ärztlich untersucht; jeder Krankheits fall werde zur Kenntnis der Inspektoren gebracht Drei junge Männer, die hcrzleidcnd sind, seien nach dem D.'utschen Hospital in London, das nicht ge schloßen sei. iibcrgeführt worden. Zwei oder drei Internierte hätten sich nach Privatklinikn begeben. Die Beköstigung sei erheblich besser, alc sie die englischen dlcsangenen in Deutsch land erhielten. (Es wäre interessant, zu erfahren, wie Konsul Swain diesen Vergleich begründen will. D. Red.) Jeder Gefangene habe Decken und eine Matratze. Den jungen Leuten würde Tages- und Abendunterricht erteilt, dcr durchschnittlich von 200 Mann besucht würde. Für Unterhaltung, Schach- und Kartenspiel, seien Säle bereitgestellt; auch das Fußballspiel werde gepflHt. Ein besonderes Gebäude diene in der Woche als Schule und Ver sammlungslokal, Sonntags als Kirche: ein anderes Gebäude dien: als Musiksaal Unter den Inter nierten befänden sich gute Musiker und Sänger. Jeden Abend fänden Vorstellungen statt. Für Bade gelegenheit sei gesorgt. Jeder Internierte dürfe wöchentlich zwei Briefe schreiben. In Dorchester wie in anderen Lagern bestehe große Schwierigkeit, Beschäftigung für die Gefangenen zu finden. Deutsches Lod -er österreichischen Erfolge in Serbien. Die „Norddeuifche Allgemeine Zeitung" schreibt: Schlag auf Schlag haben die österreichisch, ungarischen Truppen gegen die seindlichen S'reit- kräite im Süden geführt Keine Schwierig keiten des Geländes, die bei der Krices ühruna in dem dortigen Gebiet wahrlich auch ros Gewicht fallen, haben das vordringende Heer Oesterreich- Ungarns wesentlich auszuhalten vermocht. In dem siegreichen Forischreitcn wurde der Feind an der Drina geschlaoen und der Sieg tief in das geonerische Land getragen. Hier wie überall haben die öster- reichi ch-ungarischen Truppen mit herrlichem Mut und nicht wankender Ausdauer heldenhaft gefochten und sich in der Hand einer tüchtigen Führung als vo-zügnche W'ffen bewährt. In Deutschland folgen weiteste Kreise mit rreudiger Anteilnahme den Geschehnissen auch auf dem ent fernten südlichen Krie sschaup atz und beglnckw nsck.en die in treuer Bundes enosien cha t mit Deutschland Schulter an Schuller kämpfenden österre.chi ch- ungarischen Truppen zu den errungenen Erfolgen nichr minder, wie zum Besitz einer Wehrmacht von so hohen kriegerischen Eigenichasten. Zur Seurteilung -er belgischen Neutralität. Unter dieser Ueberschrift schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Aus einer vor dem Amtsgericht in Köln a. Nh. abgegebenen Zeugenaussage s!m Verfahren zur Fest stellung belgischer Gewalttätigkeiten geaen Deutsche) teilen wir folgendes mit: Am 31. Juli und 1. August 1914 habe ich von der französischen Grenze bei Maubeuge — Grenzort Ieumont — bis Namur nur einen belgischen Husaren gesehen, da gegen war um diese Zeit die be'aisch« Grenze nach Deutschland von Namur bis Verviers dicht mit belgischen Truppen aller Waffen gattungen besetzt. In Charleroi war die Mobil machung in vollem Gange. Schon um »/-4 Uhr morgens waren alle in Tätigkeit. Am 31. Juli abends riet mir ein Belgier, dis Nacht durchzusahren. denn bei Lüttich sei alles mit Truppen dicht besetzt. Die belgische Grenze gegen Frankreich st and also ganz offen, gegen Deutschland da gegen war sie dicht besetzt. Ferner aus einer Zeugenaussage vor dem Amts gericht in Papenburg: Ich wohnte seit Januar 1907 infolge kontraktlichen Engagements als Ingenieur- Direcreur Technique d'Usine de Nickel de la Nöthe inDufel, Provinz Antwerpen lfrüher L. Chavane, Fonderies de Nickel de la Nrsttze). Meine Wohnung befand sich in einem gemieteten Hause, dessen Be sitzer das Kloster der Norbertiner Schwestern in Dufrl ist. Dieses Haus liegt in Dufel am Place de l'Eglise. Am Donnerstag oder Freitag vor der deutschen Mobilmachung wurden bei uns drei oder vier Jahresklassen ein be ruf en und in der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August 10 weitere I a h r e s k'la s's e n. Ich weiß dies von unseren Arbeitern, von denen ein großer Teil eintretcn mujste, und zwar befanden sich diese bereits am Samstag morgen, als sie ihre Löhnung entgegennehmen wollten, in Uniform. Am 1. August war bereits ein kolossales Leben bei uns in Dusel infolge der einrückenden Fortsbcsatzung und anderer Truppen. Achtung vor -en Amerikanern. Unter dem Titel: „Achtung den Amerikanern" schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Für das Verhalten unserer Oeff ntlichkeit gegen über Englisch sprechenden Personen er Ueber -ie heilsamen Wirkungen des Krieges. Don Dr. B. Peters »Leipzig. Wir stehen mitten im Weltkrieg und seh«n das Grauen, di« Not und das Verderben, das er überall verbreitet. Unnatürlich und unmenschlich crsch:int uns vielleicht dieser Krieg, und doch dürfen wir uns der Einsicht nicht verschließen, daß der Krieg an sich drn Naturgesetzen entspricht und für die Entwicklung des Menschengeschlechtes notwendig und h.'ilsam ist. Die Entwicklung der Arten beruht auf dem Kampf. Ued«rall in der Natur sehen wir grausamen, ver nichtenden Kamps. Leben heißt kämpfen! Auch das Leben der Mensch«» bedeut:t einen fortwährenden Kampf. Ohne Kampf kein Sieg und keine Ent wicklung! Die» gilt auch vom Leben und dcr Ent wicklung der Völker. Die Weltgeschichte lchit uns dies auf jeder Seite ihrer Blatter. Die starken, lebenskräftigen und tüchtigen Völker brauck-en Raum zur Ausbreitung ihrer Volksgenossen und ihrer Kultur. Die Kriegshelden, die dem Volk: dazu ver helfen, sind daher, solange cs eine Volksaeschichte gibt, in besonderem Maße gefeiert und ver:prt. Der Krieg an sich ist nicht nur für die Entwicklung des Menschengeschlechtes ein: Naturnotwendigkeit, sondern kann auch für das Volk in hohem Maße heil, fam und förderlich fein, sofern es sich um einen ge rechten Krieg handelt. Ein Krieg ist aber nur gerecht für ein Volk, das starke pbnsijche und sittlich? Kraft besitzt und wert ist, daß es besteh« und sich und seine Kultur ausdreite. Dies können wir von unserem deutschen Boll mit vollstem Recht behaupten. Es kämpft einerseits gegen russische Barbarei, andererseits gegen die kranke, ver fallend: Kultur der Franzosen und gegen den kraßen Eigennutz der Engländer. Der Krieg, den es führt, ist daher «in gerechter Krieg. Abgesehen davon, daß dieser Krieg einem Kultur volk wie dem deutschen Raum zur Ausbreitung schaffen muß. hat er auch mannigfache heilsame Wirkungen auf das Volk und die einzelnen Volks genossen. Große materielle Werte werden vernichtet, ab:r wertvolle ideale Güter erstehen. Der einzeln« intt s«in«m Leiden und seiner Rot muß da völlig zu- rücktreteu und der Blick sich auf das Dolksganze richten. Natürlich wird man den heilsamen Einfluß des Krieges auch beim einzelnen Nachweisen können. Wenn wir in den Zeitungen lesen, wie in einer Strafanstalt die Gefangenen einen groß:n Teil ihres Arbeitslohnes dem „Roten Kreuz" und zur Linderung dcr Kricgsnot stiften, so ist dies doch ein Zeicipm, wie gewaltig reinigend und veredelnd der Krieg selbst auf die tiefsten und stumpfesten Schichten der B:- völkerung wirkt. So berichtet auch ein im Felde verwundeter Offi zier, wie ein Soldat, der gerade zu seinen schlechtesten Manusckxrften gehört halt: — ein vielfach vorbestraf ter Berliner lsiclegcnyeitoarbeiter —, den er be sonders icharf „geschliffen" hatte, sich seiner in der Not in rührendster und aufopferndster Weise ange nommen l-abe. Wir sehen, wie selbst Geizhälse ihre Truhen öffnen, um fremd« Not zu lindern. Das berüchtigte Nachtleben Berlins ist ge schwunden oder yat einen ganz and:ren Charakter angenommen, denn dcr Krieg gibt dem ganzen Leben Ernst und Würde und duldet nichts, was damit im Widerspruch steht. Ueberall hört und liest man von Beweisen edelster Aufopferung und Mildtätig!.-it. selbst von Personen, bei denen man vor dem Krieg solche Eigenschaften kaum erwartet yätte. Die eigen« Not tritt zurück und wird weniger hart empfunden, jeder ist sich be wußt. daß es noch etwas Höheres, Wichtigeres gibt als die Cinzelpersönlichkeit und deren augenblickliche Interessen. Das kleine Ich ordnet sich bewußt unter die große Gesamtheit des Volkes. Dcr Idealismus dcr Tat erwacht und zeitigt die schönsten Früchte. Alenn diese Sinneswandlunq nun auch unt:r dem unmittelbaren, gewaltigen Eindrücke des Krieges er folgte. so ist doch nicht anzunehmen, daß sie nach Be endigung des Krieger alsbald schwinden wird. Wer einmal solch« Gedanken und E«fühl« mit inn«rst:r Anteilnahme durchlebt hat, für den sind sie unverlier bar und werden do, ganze Leben fortwirken. Es tann nicht verkannt werden, daß sich im deut schen Volk vor dem Kriege bereit» manche bedenkliche Erscheinungen von Entartung und verfall zeigten. Die lang« Friedenszeit halt« vielfach zu physischer und sittlich«» Verweichlichung geführt. Besonder» das Leben in den Großstädten zeitigt: schlimme Schäden am Körper des Volkes. Dazu kamen die heftigen sozialen Kämpfe, die das Volk zerrissen. Zu den erfreulichsten Ergebnissen des Krieges ist wohl zu rechnen, daß diese Schäden mit scharfem Besen fort gefegt sind und die soziale Spaltung geschwunden ist. Einig und fleckenlos steht das Volk da, zu j:der Leistung und zu jedem Oofer bereit. Es ist dies ein schöner Beweis, daß die sozialen Schäden und Spal tungen noch nicht tief in den Volkskörprr eingefressen waren. Das reinigende Bad des Krieges wird sicher lich lange nachwirkcn. auch dau:rndc Besserungen bringen und die Gesundung der sozialen Zustände fördern. Auch in politischer Hinsicht wird das Band, welches das gemeinsame Erlebnis des gewaltigen Krieges um das deutsche Volk schlingt, einen festen Kitt für unser Deutsches Reich bilden. Wie der Krieg an sich :i»e elementare urgcschicht- lichc Erscheinung ist, so läßt er aus dem Volke auch die tiefsten urgeschichtlichcn Charaktereigenschaften aufsteigen. Es tritt dabei klar hervor, daß das deutsche Volk trotz mancher Rasfemischungcn und fremder Bestandteile doch seine germanische Abstam mung im ganzen rein bewahrt hat. Unwid:rstehliche Tapferkeit und Todesverachtung, hohe Intelligenz, Unerschrockenheit. Selbstbeherrschung. Reinheit des Charakters und der Sitten, das sind lolckrc uralte Volkscigcnschaften dcr G.rmancn, die wir schon aus der „Germania" von Tacitus kennnen, und die jetzt wiederum aufleben und sich herrlich bewähren. Auch kleine Charakterzüge, die aus dem Nibelungenlied von uniercm Urvolk allbekannt sind, werden wieder lebendig, wie der nur dem Deutschen eigentümliche Humor angesichts des Todes, die Freude am Lied und Gesang auch in höchster Gefahr und Not sowie eine menschlich:, zarte, edle Gesinnung, selbst im grau sigsten. rohesten Kriegsgctümmel. Lus jenen Uranlaaen d«s Volkes hat sich dann «in« Reihe von Eigenschaften entwickelt, die aus der harte« Schule des L«b«ns beroorgingcn. Am glSn, zendstcn zeigt sich in dieser Zeit wohl die deutsch« Disziplin und Ordnung, die bereit» bei der Mobil- machung Bcwunderuna erregen mußte. Dazu tritt ein hervorragend«» Organisationstalent, das sich nicht nur bei d«r Durchführung d«r Kriegsopcrationen im Felde, sondern auch im Land: glänzend bewährt. §reu«s, 20. November l9l< scheint es angezeiat, nochmal» darauf hinzuweijen. daß alle wehrfähigen englischen Staatsangehörigen innerhalb des Reichsgebietes festgesetzt worcen lind. Die übrigen Engländer männlichen Ge- schlechts haben mit went^en Ausnahmen von der ihnen jüngst gebotenen Gelegenheit, Deutschland zu verlasien. Eevrauch gemacht. Wo in der Oeffent- lichteit englische Laute an das Ohr klingen, wird fast immer anzunehmen sein, daß «» sich um Vürger der Vereinigten Staaten von Amerika handelt. Diesen amerikanischen Gästen dürfen wir das Gefühl nicht beeinträchtigen, daß sie im deutschen Voll unangefochten leben können und uns Gegenstand besonderer Rücksicht sind, als Angehörig« einer neutralen Macht, deren diplomatische und kon sularische Beamte sich unserer im Feindesland be findlichen Landsleute annehmen. Vke ölocka-e von kiautschou aufgehoben. Die japanische Gesandtschaft in Christiania teilt, wie das „B. T." meldet, mit, daß die am 27. August erklär.e Blockade vonKiautschou am 10. November infolge der Besetzung durch japa nische Streitkräfte aufgehoben sei. Vie -eulichrn „Va.baren". Rom. 10. November. Die „Tribuna" veröffent licht ein« Unterredung mit dem Kunstgelehrten Gabriel Monrey, dem Konservator des nach Pariser Depeschen von den Deutschen angeblich mehr mals geplünderten und in Brand gesteckten berühmten Schlosses rn Campagne. Monrey erzählt, da» die Deutschen sich durchaus friedlich und gesittet de.rügen, daß die Offiziere nicht etwa im Schlöße selcht, ,andern in Hotels wohnten und in Restaurants ipeisten. ohne irgend jemano zu be. eiligem Ebenso benahmen sich die Solocnen, die, was sie kauften, bar bezahlten. Monrey erklärt, er sei seinen deutschen Gästen nicht nur nicht gram, sondern bewahre ihnen sogar gewissermaßen ein dankbares Andenken. sB. Ts Aus -em Sun-es at. rvtd. Berlin, 19. November. Zn der heutigen Sitzung des Bundesrats gelangten zur Annahme: Der Entwurf einer Bekanntmachung über das Ver bot des Handels mit in England abge- stempelten Wertpapieren, der Entwurf einer Verordnung betr. Tagegelder und Fuhrkosteu für sachverständige dcr nach dem Gesetz über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 zu bildenden Schätzunqskommission und die Vorlag« betr. Aende- rung der Bestimmungen zur Ausführung des Wein- geietzes. Eiserne kreuze. Das Eiserne Kreuz wurde ferner verliehen: den Brüdern Ebert, Söhne des Großkaujmanns Frie drich Ebert Königsberg i Pr, dem Leutnant im Feldartillerie-Rcgiment 52 Walter Kleds, Sohn des verstorbenen Landesgeologen sür Ostpreußen Professor Dr. Richard Klebs, der den Feldzug 1870/71 mitmachte, dem Leutnant und Batcnllonsadjutant im Grenadierregiment 4 Martin Diekmann, Sohn des Superintendenten Diekmann aus Quednau, dem Leutnant der Rejerve in einem Landwehr-In fanterie, eg,ment Dr. A Klee berg, Oberlehrer am Lehrerinnenseminar in Hamburg, den Oifizrer» stellvcrtreter im Infanterieregiment 2l Walter Weigert, Inhaber der chemischen Fabrik Dr. Weigert-Hamburg, der dem Obeijägcr «n der Ma- schinengeurehrkompanie eines Gardeiäeer-Bntaillons Hau» Noack, Altona lunler gleichzeitiger Betör- derung zum Vizefeldweoel), dem Oberjägec in einem Jäger-Bataillon cand. med Paul E. Jae risch, Sohn des Professors Dr. Iaerisch an der Hansa- schule in Bergedors, dem Einiahrig-Freirmiligen Unteroffizier im Grenadier-Regiment Nr. 100 Dr. jur. Ad. Rohde, Sohn des Pfarrers Rohde von der Martin-Luther-Kirche in Dresden, dem Stabsarzt Dr. H o e n n i ik e - Dresden, dem Schützen im Schutzen-Reglment 108 Paul Reiche aus Hausdorf bei Coiditz, dem Major im Neierve- Änfantene-Regiment 133 Klickens Z. Klasse, sowie das Ritterkreuz 1. Klasse vom Aibrcchtsorden mit Schwertern», dem Oberstleutnant von Erdmanns- dorss und seinem Bruder, dem Leutnant im Jäger- Bataillon 13 Gottfried van Erdmanns- dorrf, dem Negimentsarzt im Reserve-Imanterie- Regiment 214 Dr Zinsser, prakt. Arzt in Rochlitz. Zürs Vaterlari- gefallen. Wie aus den Familicnnachrichten der vor liegenden Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist. starb den Hewentod fürs Vaterland der Kriegs- sreiwittige in dcr Neseroe-Pionierkompanie 34 Kurt Pingel, Stud.-Ing. an dcr Technischen Hech chule zu Dresden. Dre Akademische Turnvcrbindung „Alemannia" widmet ihrem auf dem Felde -er Ehre gefallenen Alten Herrn Hauptmann der Landwehr Es fei nur auf die bewunderungswürdige Durch bildung der Organisation -es „Roten Kreuzes" und des gesamten Sanitätsdienstes hingcwiesen, ferner aus die Versorgung dcr Angehörigen von Kliegst.'ib- nehmern und der Arbeitslosen. Insbesondere sei nach die gewaltige Organisation der Rcichsbank für die Beschaffung der Kriegsgelder und des Kredits für -ao wirtschaftlich« Lcl«n während der Kriegszeit der- ooraehoben. Ueberhaupt ist unfer soziales Leben völlig von großen Organisationen beherrscht, von öffentlich-restlichen und privaten Genossenschaften, Gewerkschaften. Krankenkassen, Invaliditätsanstalten, Bsrufsgenossenschaften, Versicherungsgesellschaften, Banken usw. Alle diese Organisationen hatten Ge legenheit, in ernster Zeit ihre volle Leistungsfähig keit bestens zu bewähren. Alle diese Leistungen treten ins rechte Licht, wenn man damit die Einrichtungen der anderen Völker vergleicht. — Noch manche andere schöne Eigenschaften unseres Volkes hat d:r Krieg geschärft und stark hervortreten lassen, wie unbedingtes Pflichtbewußtstin und Treue, Unterordnung der persönlichen Interessen unter die Allgemeinheit, edle Menschlichkeit und Einfachheit. Eine starte Verinnerlichung -er sittlichen Kräfte führt zur Hebung d«r Religiosität. Auch hier werden wir die Bedeutung und Größe aller jener Eigenschaften erst richtig erkennen und würdigen, wenn wir sie mit denen anderer Völker, insbesondere der Russen und Franzosen vergleichen. Bei diesen Völkern werden mir aber dt« meisten dieser uns natürlich gewordenen Eigenschaften ver geblich suchen oder doch in anderer und germg- wertigerer Form wiedcrsin-cn. Die Rassenunter schiede treten hier aufs schärfste hervor. Das russische Voll zeigt deutlich in diesem Krieg: weniger slawisck)«« Ursprung als vielmehr tatarisch-mongo lischen. während bei dem französischen Volk« sich di« gallisch« Abstammung mit allen Tharaktereigentüm« lichkeltea deutlich rrweist. Nach alledem könne« wir Deutschen mit Recht stolz sein aus unser Volk, dessen Natur am bewunde rungswürdigsten in seiner Größe und Einfachheit fick» zeigt, w«n»r e» in Not und iveinhr steht. Den Krieg aber wollen wir betrachten al» ein notwendiges Uebel, au» dem da» Lott a-er auch große, -kei-Mde Werte schöpfen muß.
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