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Abenü-Ausgabr. t"» e»tp?>g a«0 Vorort, »ur» unser» »r«a,r UN» Sprottrur» rmolt«,n<k ta» kouogedrocht! »»notll0> >.4L M.. vtrrtrllührltch L.7Z M. Sri »rr Sr8k>SsI»0,U«. uasrrn Z!U«l»u und Nu»gad«N»U«n adgrhoU: m»oattt»lM..vtrrt»y<tdrl>chrM. durch «ms«, »u»»artt>iu Ztllolrn >»» Kau» grdracht: monatlich 1^0 M., »tertrytldrUch 4.»» M. turch »i, Post taarrhald veutsch- lm»-» uuö der dratschrn lolontro monatlich >^4 M., vlert«l>ahrlich 4^0M., aaaschUrstlich postdrstrllgelü. prri» -« <in,,lnumm,r topf. 2» LripK», ü«n Nachdarort«» anü »rn Orten mit «tgeorn jlllalrn wir» -t« p»,u-o«»gab« noch am stdrn- »r» «rscheinrno in» hau» ,«lt,f«rt. ^rntsblE des Rates und des polrreuuntes der Stadt Leipzig Nr-aNtvu m>- SrschLftsstrll«« ^»dann>»gaffr Nr.». » Zrrntprech-stnlchluk Nr. >4d»r. >4»43 uaü >4444. ISS. Jahrgang »ar stn;,»s,n au, krtp«, UN» Umgedun, »>e » t»paltig«pelil»»ilrrrpf.,!i« kteklameieilel m . »an auswart» 3» p».. Nrkmmen 1.20 M., stlrinr stnzeigen »iepetltzeilr nur r»p».d.wie»rrl>»l.Nad.,stn,ei-en»»n S«d4rSen im amrii»en«ril ü rpelit« «eil« L» p» Seschallranzrigen mit plahrorlchrift 'm vrrtie erdökt. NadaU na» kari». Setlagrn: Oesnmtauk'. 5rN.Saoraufen» au,s»l poligedudr. Nazrlgen-Nnnakm«: ?odonni»gaI7e», dc, iamtliOr» > >o.ci> »e« L»lp)i-»e La-«diatte, un» allen Annoncen «xprSit.onrn »eo tn. un» ^u^lanöe». va.riipzigerrogeblalt »rKdeint Werktag» rmal.Sonn.u. ;«irrtag»>mal. verllner Neüatuon: SndenAeilen »7, )ern pr«<t>»f.nl»lutz^ Kania Nr «»7. Nr. 588 vllnnersisg, üen lS. Nimemlier. 1Sl4. Amerika als Schützer der Neutralen. Einberufung der siebzehnjährigen in Belgiens) und in Frankreich. — Tsingtau, japanische Flottenstation? — Ausweisung der Schweizer aus Frankreich. — Die Lage in Belgien. Erfolge der türkischen Truppen. — Tarnow und IVieliczka von den Oesterreichern wieder besetzt. Krieg, Kunst un- Künstler. Vvm Oberverwaltuiig-gerichtsrat Eugen Schäfer, Mitglied des Reichstages und des Abgeordneten hauses. Künstler von Ruf, anerkaunte Dichter, Schriftsteller, Musiker und Maler haben sich im Laufe und aus Anlaft dieses Krieges zu schweren Schmähui.zen und Beschimpfungen Deulseplands hinreiften lassen. Männer wie d'Annunzio, Kip ling, Vcrhaeren, Richepin, Shaw, Lconeavalto, Hodler wetteifern darin, das deutsche Bott und das deutsche Reich, den deutschen Kaiser und das deutsche Heer mit den sinnlosesten Beschuldigun gen zu überhäufen. Ein abscheulicher Vorgang. Kein Künstler, sei er der größte, steht so hoch, das; er augerhatb seines Ba.erzandes pünde; kei ner überragt seine Volksgenossen so weit, das; er nicht zu ihnen gehörte. Ich habe es von Deutschlands grösstem Dichtergenius nie recht begriffen, daft er gegenüber dem Ringen seuies Volkes um die Befreiung von dem Joch des Eroberers so kühl und teilnahmlos geblieben ist; und habe sein Abseitsstehen stets als einen schmerzlichen Mangel seiner gewaltigen Persön lichkeit empfunden, den ich mit olympischer Er habenheit nicht zu entschuldigen vermochte. Aber es ist ein Unterschied zwischen der ehrlichen und anständigen Bekämpfung und dec Besudlung und Beschmutzung des Gegners. Bon ihr sich fern zuhalten ziemt gerade dem Künstler ganz beson ders. Die Kunst hat neben aller nationa.cn Wur- zelhaftigkeit zugleich einen internationalen Zug, der nie über örtliche und zeitliche Entfernungen hinweglrägt; rind mehr als andere Menschen stehen ihre Jünger persönlich un Weltverkehr. Wenn sie dessen nicht mehr eingedenk sein wollen, mögen sie es lassen; aber wir sind dann auch mit ihnen sertig. Immerhin verdient hervor gehoben zu werden, daft in Deutschland sogar die hohe Obrigkeit nach Postkarten fahndet, die in Wort oder Bild den Feind unziemlich herab würdigen, während sene Künstler des Auslandes in ihren Aenfternngen und Betätigungen so ziem lich auf das Niveau solcher Postkarten herab steigen. Mit diesen Herren also wollen wir nichts mehr zu schassen haben; darüber ist wohl auch alte Welt bcc uns einig. Wie aber steäen wir uns zu ihren Werken? Hier scheiden sich die Geister. Das Kunstwerk ist etwas anderes, als der Künstler, heißt es, etwas Selbständiges, für sich Bestehendes; es hat sich von ihm losge.öst und mw. losgelöst vv.t ihm bcl.a >ster. gewürdi. r und gewertet werden. Die Kunst «vu uno muß neutral bleiben, auch wenn es der Künst.er nicht ist. Tenn wir haben cs ganz und gar nicht mit dein Künstler zu tun, sondern ausschließlich init dem Kunstwerk. Wenn wir seinen Schöpfer überhaupt nicht kennten — was würde es ver schlagen? Mögen also die französischen und belgi schen, italienischen und englischen Künstler geifern — uns geht das nichts an; wir versenken uns in den Zauber ihrer Vcrse, den Flug ihrer Gedan ken, den Wohllaut ihrer Töne, den Reiz ihrer Farben und kümmern uns den Teufel um die Erbärmlichkeit ihrer Person. Ich muß gestehen, das; ich für eine wiche Ani- fasjung kein Verständnis habe. Vielleicht ist sie zu hoch für mich. Aber ich finde, daft sic nicht nur etwas Uclwrmcnschliches, sondern auch etwas Unmenschliches an sich Hal. Sie verlangt eine übermenschliche Objektivität und Abst.a.kions- fähigkeit, eine unversöhnliche Gotläbnlichkeit gegenüber dem Fremden und enthält noch Zu gleich eine unmenschliche Gleichgültigkeit und Ge fühllosigkeit gegenüber dem eigenen Bo.kstum. Sie ist mir eine Unmöglichkeit, aber nicht nur eine tatsächliche, sondern anch eine sittliche; ich kann mich zu ihr nicht ausschwingen, weil ich nicht zu ihr hinabsteigen will. Mein Gcdankcngang ist sehr einfach. Wenn ein berühmter Künstler die Ehre meines Bat.rs gekränkt oder den Ruf oder das And.nken meiner Mutter angetastct hä.tc, so würde mein Herz zusammenzucken, sobald auch nur sem Name vor inir genannt würlu'; und als eine sastmpfliche Zu mutung würde ich es ausnehmen, seine Werke zu kaufen, seine Koinposiiioncn zu spielen, feine Bilder in meinem Zimmer anizuaüngen. Tas scheint mir ein natürliches, aber auch ein ge- sundes Empfinden zu fein. Mag ich nur bei der Anhörung des Dramas oder der Over, dem Anblick des Bildes oder der Statue hundert- mal vorsagcn, daft es gar nicht daraus aukommt, wer hinter dem Kunstwerk steckt — mein Herz Der Tagesbericht -er Obersten Heeresleitung. Das Wölfische Büro meldet amtlich. Großes Hauptquartier, 19. November vormittags. In Westflandern und in Nordfrankreich ist die Lage un verändert. Ein deutsches Flugzeuggeschwader zwang auf einem Erkundungsflug zwei feindliche Kampfflugzeuge zum Landen und brachte ein feindliches zum Absturz. Von unseren Flugzeugen wird eins vermißt. Ein heftiger französischer Angriff in Gegend Seroon am West rand der Argonnen wurde unter schweren Verlusten für die Franzosen zurückgeschlagen. Unsere Verluste waren gering. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz find die erneut eingeleiteten Kämpfe noch im Gange. Der Hafen von Liban beschossen. Berlin, 19. November. Am 17. November haben TeUe unserer Ostseestreitkräfte die Einfahrten des Libaner Hafens durch versenkte Schiffe gesperrt und die militärischen wichtigen Anlagen beschossen. Torpedoboote, die in diesen Hafen eindraugen, stellten fest, daß feindliche Kriegs schiffe nicht im Hafen waren. Der stellvertretende Chef des Admiralstabs gez. Behncke. wird mir ebensooft antworten, daß das nicht wahr, sondern das gekünstelte Erzeugnis einer verstiegenen und verschrobenen Deunlngswei,e ist. Der Ruhm eines Menschen bedeutet, daft er für die Menschheit in seinen Werken lebt; aber auch ;ür mich als einzelnen lebt er als einzelner in ihnen, und sie erinnern mich an ihn als an denjenigen, der mir Schweres zugefügl hat. Und das sollte nicht auch für die Verächter, Verkwine- rer, Verleumder meines Volkes gelten? Ich bin der letzte, der in künsttert.chen Din gen engherzig wäre und nationalistische Scheu klappen vor Augen und Ohren und Herz und Sinn trüge. Mich in die eigenartige Welt frem der Kunst zu versenken, war mir stets Freude und Genuß. Der ganze Reichtum des Menschengeistes, wie er sich in immer neuen Farben bricht, steigt mir aus ihnen entgegen; ich glaube, mein eigenes Volk und seine Kunst tiefer zu erfassen, klarer zu erkennen und inbrünstiger zu lieben, wenn ich es in Vergleich stelle mit den künstlerischen Offenbarungen anderer Völker. Nun meine ich nicht etwa, daft für uns Beziehungen zu den Werken der uns jetzt bcschimv,enden Künstler auf ewige Zeit ausgeschlossen wären. O nein: die Menschheit wird den Weg schon wieder zu- einander finden, und unsere Nachfahren, die das brennende Leid nicht mehr an sich selbst er duldet haben, mögen imstande sein, auch drs Kunstwerk nicht mehr entgelten zu lassen, was der Künstler unS getan. Aber es wird lange >väh- rcn, bis das geschieh!; und es ist nicht die kleinste der Anklagen, die ich gegen unsere Feinde erhebe, daft sie durch den Haft, den sie entzündet, die Entwicklung der Menschlniisgemeinschait viel leicht um eine Generation zurückgewor.en haben. Wir selbst sind nicht imstande, den Künstler über seinem Werk zu vergessen... Uns schmerzt die Wunde, die er uns schlug, in unseren Adern fließt rotes Blut, das bei allem in Ballung gerät, was uns an den Schänder unserer Ehre erinnert; wir können nicht vergessen — und wir wollen nicht vergeben. die Lage in Selgien. Amsterdam. 19. Nov.'mber. Aus Sluis wird dem „T.'legroai" gemeldet: Am Dienstag wurde an dauernd Kanonendonner aus der Rich tung Vpcrn vernommen. Viele Züge mit Ver wundeten fuhren über Oudenaarde nach BrüssK. Bc deutenLc Erfolge von einer der beiden Parteien können nicht gemeldet werden. Es ist ein Wogen und Schwank:n der Kampflinie. Einig' Explosionen, di: gleichfalls in Sluis gehört wurden, sollen durch Bombenwürfe englischer Flieger verur sacht worden sein, die, wie gesagt wird, ein: Fabrik in Zcebrügg: zerstörten. — Zwischen Gent und Brüssel si.'ht man hier und dort Bauern aui dem Felde arbeit:«, aber die Fabriken liegen fast überall still. In D:ndermonde sind nur hundert Einwohner. Der größte Teil der Stadt liegt in Trümmern. Dagegen sind in Aals viele Wohnungen wirderhergestellt. In vielen Orten werd:« Bäume gesällt. die als Brennmaterial gebraucht werden, da Steinkohlen f.'hlen. In anderen Orten holen sich die Einwohner zu dem gleichen Zweck Bretter aus den verlassenen Laufgräben. Zwischen Brüssel, M:cheln und Dender- mondc begegnet man vielen zerlumpten Männarn und Frauen, welche die Ruinen ihrer Wohnungen suchen. Beim Garnisontömmando in Sluis meldeten sich acht belgisch: Soldaten, dre in den von dm Deut schen besetzten Geboten zurückgeblieben waren und die Flucht rrgrisfen hatten. Die deutschen Behörden geben sich große Mühe, normale Zu stände wi.'derherzustellm. In Aals sängt der Marktverkehr an sich wieder zu entwickeln. Oer Mut -er jungen -eutjchen Ersatzmannschasten. Wie die ..V o s s i s ch e Zeitung" mit teilt, rühmt der Augenzeuge aus dem eng lischen Hauptquartier, der sich von Zeit zu Zeit in der „Daily Mail" nernehmen läßt, die H a r t- näckigkcit und den Mut der jungen deut schen Ersatzmannschaften, denen der Ruf „Deutschland, Deutschland über alles!" keine leere Phrase sei. Sic kämpjtcn mit einer Bravour, zu der ein Jahrhundert Disziplin gehöre. Einberufung -er Siebzehnjährigen Selgien ua- Frankreichs! Genf. 19. November. lE i g. D ra h t m o l d u n g.) Aus Bordeaux wird gemeldet: Dos Amtsblatt der belgisch:» R:gicrnng in Havre veröffentlicht die Einberufung der Siebzehnjährigen des Königreichs Belgier l!j zu dem Waffendienst. Auch di: französische Negierung trifft Vorberei tungen für die Gestellung der S i : b z e h n j ä h r »- gen für die letzten Tage des Dezember. Der belgischen Regierung wird dieser Aufruf nicht viel nützen, da das deutsche Gouvernement in Belgien in dm besetzten Gebieten die Befolgung dieses Rufes sicher zu verhindern wissen wird. Ausweisung von Schweizern aus Frankreich. Zürich, 1. November. (Eigene Drahtmeld.i Wi: der „Tagesanzeigcr" erfährt, wurden viele in französischen Grenzgebieten ansässige Schweizer ausgewiescn. Man stelle si: vor die Wahl, entweder in die Fremdenlegion einzutrercn oder nach der Schweiz zurückzukehren. Augenscheinlich handelt es sich um Gegenmaßnahmen wegen der in den Spio- nagesällen von Bas:l schweizerischerseits oorgenom- mencn Verhaftungen französischer Staatsangehö rigen. (2. Oer Prinz voa Wales A-jutant -es englischen Gbeckomman-^e enüen. * Amsterdam, 19. November. „Nieuws van Len Dag" meldet aus London vom 18. November' Amtlich wird mitgeteilt daß der Prinz von Wales zum Adjutanten des englischen Ober kommandierenden Sir John French ernannt wor den ist. Vie italienische presse über -en Sieg bei Kutno. Die Blauer Italiens können sich nur schwer mit dein Erfolg: Hindenburgs bei Kutno absinden. Die „T r i buu a '. die in den letzten Wochen durch Ueber- schristen wie „Die russische Lawine nähert sich un widerstehlich der preußischen Grenze". „Der Ein bruch der Rusten in Schlesien" usw. die öffentliche Meinung aüs eine vollkommene Niederlage der Deut schen im Osten vorbereitete, muß mit bittersüßer Miene zugesiehen. daß dir große Geschicklich keit Hindenburgs in der Benutzung ter glän zenden Transportmittel Deu.schlands durch Ver legung großer Truppenmasten von Norden nach Russisch-Polen den ruüiichen Kriegsvlan vollkommen vereitelt hat. — „K i o r n a l e d Italia" will noch nicht recht an die E n d g ü l t i g k e i t der deutschen Siege in Polen glauben; es meint, man müsse die Ereignisse der nächsten Tage abwarten und ieben. ob cs der Neberleqenheik der Russen an Zahl nut ihrem Manövrieren fUd) gelingen werde, die Scharte auszuwetzen. Echt russische kampfesweije. Kopenhagen, 19. November. lEig. Drahtm.) Aus Petersburg wird berichtet: ..Nowoje Wremja" gibt mit Genehmigung der Zensur bekannt: Aus dem Lemberger Ossolineum sind 1084 Gemälde, LI090 Kupferstiche, 5000 Autogramm: und.zahlreiche Bände der Bibliothek nach Petersburg üb:r- oeführt. Unter Anerkennung des Eigentumsrechts der Stadt Lemberg an den Kunstgegenständen er folgt: ihr« Uebersührung nach Petersburg zum Schutze vor Repressalien des Feindes, falls :r vorübergehend die russische Grenze überschrei ten sollte, Amerika als Schützer -er Neutralen. Amsterdam, 19. November. sEig. Droht» bericht.) Wie aus dem Haag gemeldet wird, hat das nordamerikanijch« Staatodepart«, ment sim bereiterklärt, das Mandat der vier neutralen Nordsee st aalen zum Zweck« einer offiziellen Intervention gegen die Sperrung der Nordsee zu übernehmen. Der Nordamerika, nisch« Gesandte im Haug fordert die niederländischen Handelskreise aus, ihre Verlust« durch di« Nordsee, sperre durch Vermitrelunq des Königlichen Ministe, riums des Aeugern an die Gesandtschaft einzu, reichen. ) Line Seeschlacht in -er Ostsee! Lhriftiania, 19. November. Van Naers Leucht turm aut der Nordscite von Gotland wird ge meldet, daß man non dort gestern nachmittag auf dem Meere in nordöstlicher Richtung «ne Ka nonade gehört habe von schwerem, darauf von