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Dienstag ls. September l9l4 Leipziger Tageblatt Nr. 469. Moryen-Nusgave. Seite 3. schnitt versammelt, in dem sie nun ihrerseits den Angriff der Russen abwarten kann. Der Plam durch kühne, weit «»»holende Offen» sive die russische Armee zu verschlagen, ist nicht ge» glückt, aber nicht etwa aus Mangel an Führung oder wegen Unterlegenheit der Soldaten. Im Gegenteil. Führer wie Truppen haben in diesen dreiwöchigen Kämpfen Uedermenschlichr» geleistet. Jetzt stellt sich heraus, daß die Ruffen in der Mobilisierung weit voraus waren, da sie mit dieser wett vor dem offiz.ellen Ansana begonnen haben. Es ist sestgesteüt, das; die Uebermacht der Ruffen viele Divisionen beträat. Eine Zahl, die sich trotz aller glänzenden Erfolge bei der ungeheuren Aus dehnung des Operationsgebietes doch fühlbar machen mußte. Aber die Oesterreicher sind trotzdem nicht geschlagen worben. Ein Heer, das dem um viele» stärkeren Gegner an 10000 Gefangene und an 300 Geschützen abnimmt, ist nicht geschlagen und wird auch nicht -u schlagen «ein. Die Russen, die ja bei Lemberg ungeheure Ver luste erlitten haben, werden sich mit ihrem Angriff Zeit lassen, so dag eine längere Operationspauie zu erwarten ist. Diese Pause wird den heldenbaften Truppen nur zugute kommen. Seit drei Wochen stehen sie ununterbrochen im Feuer. Jetzt endlich werden sie sich ausschlasen und essen können, ohne daß ihnen die Russen Schrapnells in die Schüsseln werfen. Und ausgeruht und neugestürkt, werden sie mit demselben Mut den Kampf ausnehmen, der sie jetzt auszeichnete. Die österreichische Armee ist nicht be siegt. Sie ist stark genug, um jedem Feind die Zähne zu zeigen. Das kann der Welt nicht deutlich genug gesagt werden. Der Draht meldet uns ferner: Berlin, 14. September. (E i g. Drahtdericht.) Aus dem österreichischen Kricgsprcßguarticr wird dem „Lok.-Anz." berichtet: Die Ablösung der österreichi schen Heere ging in größter Ruh« und ohne Störung durch den völlig erschöpften Feind vor sich. Die Truppen führten 80 erbeutete Geschütze und über 10 000 Gefangene mit, ein Umstand, der natürlich nicht geeignet ist, das Gefühl eines Miß erfolges aufkommen zu lasten. Die Wahl neuer Stel lungen, die bereits bezogen sind, erfolgte lediglich aus strategischen Gründen, weil sie vorzüglich als Basis für eine neue Offensive geeignet sind. Wien, 14. September. (W. T. B.) Der Kriegs berichterstatter des „Morgen" meldet: Die Schlacht bei Lemberg wurde abgebrochen, unsere Truppen zurückgezogen und in einem Abschnitt versammelt, der für die Verteidigung die günstigsten Bedingungen bietet. Unser Plan, durch rasche und kühne Offen sive die russische Armee zu zerschlagen, scheiterte nicht wegen mangelhafter Führung oder Inferiorität der Truppen, im Gegenteil, die Führung und die Trup pen leisteten Uebermenschliches, aber der Heroismus der Truppen scheiterte an der großen, kolossa len Uebermacht des Feindes. Es ist fest gestellt, daß die Uebermacht der Ruffen viele Divi sionen beträgt, wobei zu bedenken ist, daß die russische Division stärker ist als die unserige. Ferner sind die Russen in der Mobilisierung weit voraus, da sie damit lange vor dem offiziellen Kriegsbeginn einsetzten. Endlich haben wir fast die gesamte Haupb. macht der Russen gegen uns. Wenn man das be denkt, kann man erst die Leistung unserer Truppen richtig einschätzen. In fast ununterbrochenen dreiwöchigen Kämpfen hielten sie in fort währender Offensive dem Feinde nicht nur überall stand, sondern nahmen ihm auch fast Kü vvll Ge sungene und ZOO Geschütze ab. Aber diese Teilerfolge, so groß sie auch waren, konnten nicht zu dem ge wünschten Eesamtresultat vereinigt werden, weil die Russen buchstäblich für jede geschlagene Division eine neue heranwerfen konnten. Höhere strategische Rück sichten verlangen jetzt die Versammlung unserer Truppen in einer Stellung, an der sich die Uebermacht der Russen brechen muß. Wir können hier ruhig ihren Angriff abwarten. Ich wiederhole nochmals: Unsere Truppen sind nicht ge schlagen, sie fühlen sich auch nicht geschlagen. Die österreichisch-ungarische Armee bezieht «ine Stellung, die so stark ist, daß sie jedem Feinde Trotz bieten kann. Ueble Hetzereien. Daß es doch überall Brunnenvergifter geben muß! Daß immer einige sich melden werden, die eine Sonderrechnung mit Ausnahmeforderunaen vor- zuzeiaen haben, die niemals verstehen wollen, sich dem Großen und Ganzen, dem Einigen unterzuordnenl „Ich tenne keine Parteien mehr!" rief Deutschlands Friedenstaiser seinen Bürgern am Abend der Ent scheidung über Krieg und Frieden zu, Burgfrieden sollte im Lande herrschen. „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr". Ein Treuschwur, in blutig ernster Zeit mit heiligem Herzen geschworen, hätte, so meinen wir, nimmermehr gebrochen werden können. Aber — sechs Wochen sind ins Land gegangen, und schon konnten manche Leute den Burgfrieden nicht mehr halten. Mit der einen Gruppe von Friedensstörern haben wir uns bereis beschäftigt; heute zwibgt uns der Hammerbund, erneut zu warnen. Die Leute vom Hammerbund können es nicht lassen, mit Verdäch tigungen gegen die Bürger auf den Plan treten, die gleich uns allen ihr Hab und Gut, ihr eignes Leben und das Leben ihrer Söhne und Brüder dem Vaterlande weihen, die gleich uns zu ihrem Herrgott um den Sieg der gerechten Sache flehen und nichts anderes sein wollen und sind als Deutsche! Es ist bezeich nend und bemerkenswert, daß es dem Leipziger Antisemitismus, der sich nicht scheute, im vorigen Jahr« Vie Festfreude jenes strah. lenden Oktobertages zu vergällen «.oder rich tiger: den Versuch machte, sie zu vergällen), vorbehalten blieb, in der Stunde der Gefahr seinem eigenen Volke in den Rücken zu fallen. Jetzt glaubt er die Stunde gekommen, da der „Hammer." den er so lange dräuend in der Hand hielt, ohne zu wagen ihn zu schwingen, zerschmetternd nieverfallen kann. Wer daran noch gezweifelt hat, der lese die Nr. 294 des „Hammer" vom 13. September 1914. Da kommt «in F.Roderich Stoltherm in einem Artikel, den er„Zio- nistische Kriegsdegeisteruna, uraltes Adels-Geschlecht und die Fundament« der Sittlichkeit" nennt, zu dem Ergebnis: „Möge unser herrliches, siegreiches Volk auf der Hut sein, daß ihm im Augenblick seines größten Triumphes nicht die Zügel aus der Hand gewunden werden, und daß es nicht nach Ueber- windung aller äußeren Feinde schließlich in die mammonistische Zwingherrschaft eine» heimlichen Aichnei Kriegsanleihe! Schleicher» fallt!" Als „Merkspruch'' lehrt Rud. Huch den folgenden Satz: „Die Duldsam keit ist auf Seiten der Deutschen, deshalb schon weil sie den jüdischen Geist selten erkennen." In einem Aufsatz „Deutsche Tracht" heißt es: „Wenn in diesem furchtbaren Läuterungskampfe, den da» deutsche Volk gegenwärtig durchzukämpfen hat, die deutsche Kraft und der deutsche Sinn gesiegt Haden werden dann wird die neugeborene Nation mit allen fremden Flittern und Schlacken auch das Undeutscheste ab tun. was es auf Erden gibt — das Judenwesen." Um für diesen „Zutunftskampf de» deutschen Volkes" schon jetzt Stimmung zu machen teilt der „Hammer" unter der sattsam bekannten Rubrik „Zuschriften und Erwiderungen" dann einiges mit, was die Kriegsbegeisterung nach seiner Meinung erhöhen muß. Es sind die übelsten Hetzereien, die, wenn man so will, ein Gegenstück nur in den Erzeugnissen der Lügeniabrik unserer Feinde haben. Da wird z. B. unter der Spitzmarke „Hebräische Franzosenfreunde" dargetan, daß - „nach einwandfreien Meldungen" — die jüdischen Ein wohner Mülhausens beim Einzug der Franzosen die blau-weiß-rote Flagge gehißt, ihre Töchter mit den französischen Offizieren auf der Straße und in den Anlagen Tango getanzt hätten und der Sekt in Strömen geflossen sei. Nun ist es ja leider Tatsache, da» die Bewohner des Elsaß zum Teil sranzofen-freundliche Kundgebungen veranstaltet haben, aber sicherlich waren dies nrchr nur die jüdischen Einwohner der Städte. Wer weiß, ob nicht mancher darunter war, der in Friedens zeiten sich den Kopf durch die phantasievollen Artikel des „Hammer" verwirren ließ. Erne Anpöbelung plumpster Art ist die Behauptung, daß. da jetzt so viele junge Ehemänner ihre Ehefrauen ver einsamt zurücklaffen mußten, der „schleichende Hebräer" seine Zert für gekommen hält, um seine Verführungs künste spielen zu lassen" Eine direkte Gemeinheit ist es aber, wenn der „Hammer" sich zu folgender Behauptung ver neigt: „Infolge der Allgemeinen Wehrpflicht stehen auch einige Renommier-Juden im Feld, vielleicht fallen sogar einige, und ich fürchte, dies wird nach reichlicher Verherrlichung durch die jüdische Presse genügen, um unser argloses Volk von der „treuen vaterländischen Gesinnung" und der Gleichberechtigung der Juden ru überzeugen." Es lohnt sich wirklich nicht, derartige Schwindeleien all ud-iuräum zu führen, sie fallen aus sich selbst in nichts zusammen. Eegenübergestellt sei nur die Tatsache, daß sich bei „allgemeiner LVehrpflicht" nicht von „Renom mier-Juden im Feld" sprechen läßt und der Eroberer der ersten französilchen Fahne der Infanterist Fijchel aus Rimbeck bei Warburg der Sohn armer jüdischer Eltern ist. Und der erste Reichstagsadge- ordnete, der fürs Vaterland fiel, war der jüdische Rechtsanwalt Dr. Frank. Daß es der „Hammer" selbstverständlich nicht unter lassen würde, von dem Profit zu schwatzen und zu phantasieren, den jüoische Firmen bei den Kriegs lieferungen machen, ist selbstverständlich. Das also sind die Leute, die als „echt deutsche Leute" dte treueste und allein vaterländische Gesinnung in Erbpacht zu haben meinen. Der wahrhaft Deutsche aber, der keine Par teien mehr kennt und für den der Burgfrieden ein heiliger Begriff ist, wendet ihnen den Rücken zu. Letzte Depeschen und Fernsprechnreldungerr. (Nach Schluß der Redaktion eingegangen.) Der Krieg, kiittlenbulgs venedt. Großes Hauptquartier, 14. September. (W. T. B.) Amtlich. General von Hindenburg tele graphierte an Se. Majestät: Die LVilnaer Armee, 2., 3., 4., 20. Armeekorps, 3. und 4. Rescrvcdivision, 5 KavaUeriedivisionen, ist durch die Schlacht an den Masurischen Seen und die sich daran anschließende Ver folgung vollständig geschlafen. Die Grodnoer Reservearmee, 20. Armeekorps, 22. Armeekorps, Rest des 6. Armeekorps, Teil des 3. Sibirischen Armeekorps, haben im besonderen Gefecht bei Lyck schwer gelitten. Der Feind hat starke Verluste an Toten und Verwun deten. Die Zahl der Gefangenen steigert sich. Die Kriegsbeute ist außerordentlich. Bei der Frontbreite der Armee von 100 km, den ungeheuren Marschleistungen von zum Teil 150 km in vier Tagen, bei den sich auf dieser ganzen Front und Tiefe abspielenden Kämpfen kann ich den vollen Umfang noch nicht melden. Einige unserer Ver bände sind scharf ins Gefecht ge kommen. Die Verluste find aber doch nur gering. Die Armee war siegreich auf der ganzen Linie gegen einen hartnäckig kämpfenden, aber schließlich pichenden Heind. Die Armee ist stolz darauf, daß ein kaiser licher Prinz in ihren Reihen gekämpft und geblutet hat. (gez.) Hindenburg. König Luöwlg an feine Sapern. München, 14. September. (W. T. B.) Die „Korrespondenz Hoffmann" meldet: Ein von S. M. dem König am 11. September Seiner König!. Hoheit dem Kronprinzen von Bayern übergebener Tages befehl wird vom Kriegsministerium mitgeteilt: Tagesbefehl l Meine braven Bayern! Doll Stolz und Freude über da» heldenmütige Verhalten Meiner Truppen bin Ich auf den Kriegsschauplatz geeilt, um allen Angehörigen Meiner Armee, den sämtlichen Generalen, Offi zieren, Unteroffizier'N und Mannschaften Meine volle, uneingeschränkte Anerkennung und Meinen königlichen Dank auszusprechen. Soldaten! Eure Taten verdienen, den besten kriegerischen Leistungen un serer Vorfahren an die Seite gestellt zu werden und gereichen Euch zu unvergäng lichem Ruhm. Viele und große Erfolge sind bereits errungen. Aber es werden noch schwere Kämpfe erforderlich sein, bis unsere Feinde, di« frevelhaft uns angegriffen haben, niedergekämpft sind. Ich hege das feste Vertrauen zu Euch allen, daß Ihr in unerschütterlicher Treue und Tapferkeit aushalten werdet bis zum siegreichen Ende des Krieges. Soldaten! Meine besten Segenswünsche be gleiten Euch. Gott der Allmächtige möge den Sieg dauernd an unsere Fahnen heften. Dies tst mein tägliches, heißes Gebet in dieser großen, aber für uns alle schweren Zett. Gegeben in Lothringen, am 11. September 1914. (gez.) Ludwig. Hilfe für England. Rotterdam, 14. September. (Eigener Draht bericht.) Zwei Söhne Loyd Georges haben bei einem Bataillon Dienst genommen. Rotterdam, 14. September. (Eigener Draht, bericht.) Der geistliche Führer der Mohamme daner in Englisch-Indien, der Aga Chan, traf in London ein, um sich selbst und seine Mittel der Re gierung zur Verfügung zu stellen. Er ist bereit, als Soldat im Expeditionskorps Dienst zu nehmen. Unnötige Aufregung. Frankfurt a. M., 14. September. (W. T. B.) Die .^Franks. Ztg." meldet aus Rom: Die aufreizenden Berichte aus Paris über große Siege der Franzosen auf der Marnelinie und Rückzug der deutschen Armeen auf der ganzen Linie (s. S. 1 Red.) haben der Agi tation der deutschfeindlichen Kreise neue Nahrung gegeben, doch beschränkt sich die Be wegung, wie zuverlässige Berichte erkennen lassen, auf Rom und Genua. Ein Sündenbock. Berlin, 14. September. (W. T. B.) Ein Pariser Brief der „Neuen Züricher Zeitung' sagt: Der Wechsel im Kriegsministerium sei vor genommen worden, weil Messimy dem Generalstab seine Ideen diktieren und die Operationen selbst leiten wollte. Auch habe er angesichts der durch die Verletzung der Neutralität Belgiens und Luxem burgs gesck>afsenen strategischen Lage die Ent. scheidungen nicht mit der nötigen Raschheit getroffen. Im Namen -er ottomanisihen flrmee ... Konstantinopel, 14. September (W. T. B.) Alle Blätter veröffentlichen eine Verlautbarung des stellvertretenden Generalissimus, in dem er sein Bedauern über den Tod des Stabchefs der 10. Division, des Majors Aubert, auf dem Schlachtfeld ausdrückt, der früher als Lehrer an der Kriegsakademie in türkischen Diensten stand. Die Verlautbarung rühmt die Eigenschaften und Ver dienste des Gefallenen, der allgemeine Hochachtung genoß, und drückt im Namen der ottomani- schen Armee der Familie das Beileid aus. Der Kriegsminister übermittelte der Witwe telegraphisch sein Beileid und ebenso seinem Schwiegervater Imhof Pascha. Vie -rutschen Kriegsanleihen. Wien, 14. September. (W. T. B.) In Be sprechung der deutschen Kriegsanleihen schreibt die „Montags-Revue": Deutschland emittiert Reichssch.itz- anweisungen mit durchschnittlich fünfjähriger Laufzeit und eine für die nächsten zehn Jahre unkündbare fünf prozentige Reichsanleihe, deren Gesamtbetrag nicht sestge etzt wird, weil die deutsche Reichsregierung den Zeichnern den Vorteil der Zuteilung des ganzen subskribierten Betrages weit erschließen will und zu gleich von dem Gedanken geleitet ist, die ihr vom Reichstage bewilligte Summe von fünf Milliarden möglichst in solchem Umfange zu erhalten, daß sie zu einer zweiten Finanzoperation so bald keine Veranlass un g mehr hat. Bei der im ganzen Reiche herrschenden, durch die ver blüffend rasch aufeinanderfolgenden Siege auf be den Kriegsschauplätzen aufs höchste gesteigerten Begeiste rung ist diese Voraussetzung um so berechtigter, als sowohl der Emissionsturs und die sich daraus er gebende Verzinsung, als auch die Einzahlungs bedingungen in beiden Fällen so günstig sind, als die Umstände überhaupt zulassen. Das Deutsche Reich findet bei dem sorgsam rechnenden Kapital die volle Würdigung seiner inneren Kraft, während d ie Zer- rüttungFrankreichs und die ungeheure Größe der Opfer, welche diesem unglücklichen Lande am Schluffe des Krieges noch bevorstehen, vom Kapital ebenso deutlich durch den Uebernuhmekur» der franzö- ischen Anleihe gekennzeichnet werden. Was Ena- and betrifft, so erwägt das Kapital die außerordenr- ichen Einbußen, welHe Englands Handel chon jetzt erleidet, die aber, wenn die Würfel un- sünstig für das Jnselreich fallen, ins völlig Unas ch urre wachsen müssen. Die Begebungskurse der i- eihen der drei Reiche rücken ihre Existenzbedingung.'n in den Vordergrund. Dabei muß das Deutsche Reich naturgemäß als das be st fundierte unter ihnen erkannt werden. So spricht auch das Kapital zur ganzen Welt. Die Regierung des Deutschen Reiche» wendet sich direkt an die Bevölkerung. Der Staat kämpft für seine Ehre und Existenz, die auch di« Ehre und Existenz der deutschen Volke» find. Also soll dieses deutsche Volk au» seinen eigensten laschen die Mittel dafür aufbringen. Es wird diesen Ver trauensbeweis des Reich«, glänzend rechtfertigen. Dem Reiche werden ungezählte Milliarden angeböten werden, und man wird vielleicht zu einer Herabsetzung der Zeichnung freudigen Anlatz hab«. Der Dank der Schweizer. Schweizerische Staatsangehörige, die auf der Rückreise aus Schweden durch Deutschland geleitet worden sind, haben, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung mitteilt, an das Auswärtige Amt folgende» Telegramm gerichtet: „Heute, wo wir augenblicklich die deutsche Grenze verlassen, ist es uns Schweizern eine Pflicht, unfern verbindlichsten Dank zu äußern für die musterhafte Stellung de» Sonder zuges direkt durch Deutschland am 10. September und für die Gefälligkeit der Behörden, mit welchen wir zu tun hatten " Im Namen von 150 Schweizern Odier, Gesandter; G. Rahm, eidgenössischer Kommissar. Die Aufhebung der Kapitulationen. Frankfurt a. M., 14. September. (W. T. B.) Di« „Franks. Ztg." meldet aus New Pork: Infolge der Abschaffung der Kapitulationen in der Türkei fürch ten einige Sekten, wie die Presbyterianer, ihre Schulen könnten leiden, aber die Regierung ist dar über unbesorgt. Konstantinopel, 14. September. (W. T. B.) Den Blättern zufolge bereitet die Regierung ein Gesetz vor, in welchem der Tag, an dem die Aushebung ber Kapitulationen erfolgte, als nationalerFeier- tag erklärt wird. Ferner wird ein Gesetz vor bereitet, das die Vorschriften enthält, die an die Stelle der Bestimmungen der Kapitulationen treten sollen. Die fremden Schulen werden als ottomanische Privatschulen betrachtet. Die Pforte wird vom 1. Oktober ab Zucker, Kaffee, Tee, Petroleum, Alkohol. Zündhöl-er, Zigaretten papier und Spielkarten mit einer Verbrauchs steuer belegen. Argentiniens Finanzen. Frankfurt a. M., 14. September. (W. T. B.) Der „Finanzherold" teilt mit: Infolge der Störungen, die der europäische Krieg verursacht, ist es auch der argentinischen Regierung unmöglich gewesen, di« nötigen Mittel aufzutreiben und sie Mitte August nach Berlin zu überweisen, wozu sie für den Dienst der Staatsanleihe verpflichtet war. Die argentinische Regierung hat daher beschlossen, daß die Einlösung der Fälligkeit in Buenos Aires durch die Re gierungskasse erfolgen soll. Sollte die außergewöhn liche Situation anhalten, wird auch der Dienst für die auswärtige Schuld, die am 1. September fällig war, auf gleichem Wege erfüllt werden. Weg mit den feindlichen Orden. Berlin, 14. September. sE i g. Drahtbericht.) Herzog Karl Eduard von Sachien-Koburg und Gotha hat seinem Flügeladjutanten Rittmeister Ma reell v. Schack befohlen, sich seiner englischen und belgischen Orden zu entäußern und den Erlös dmi Roten Kreuz zu überweisen. Die Irrfahrt des Bankdefraudanten Zebell. Berlin, 14. September. Der Bankdefraudant Leon Zebell, der sich im Untersuchungsaefängnis in Moabit dem Richter gestellt hat, wurde heute einer Vernehmung durch den Kriminalkommissar Eennat unterzogen. Er gab dabei an, daß er die Unter schlagung begangen habe, weil ihm sein Urlaub ent zogen worden war und weil er fürchtete, am 1. Juli 1912 entlassen zu werden. Nach seiner Flucht hat er sich meist in Deutschland, später aber auch in Italien und schließlich in Frankreich aufgehalten, und zwar immer nur ganz kurze Zeit an einem Orte. In Lyon erreichte ihn die Nachricht vom Ausbruch des Krieges zwischen seinem Vaterlande und Frank reich. Darauf ist Zebell — immer nach seinen An gaben — nach Thamonix in der Schweiz gereist und hat hier angeblich bei einer Schlägerei zwischen Fran zosen und Deutschen seine Handta'che mir einem In halt von über 80 000 verloren. Dann ist er über Zürich, Augsburg und Leipzig nach Berlin ge fahren und htt sich hier mit einem Rucksack auf dem Rücken dem Untersuchungsrichter zur Verfügung gestellt. Washington, 14. September. (W. T. B.) Das Küstenwachschiff „Bear" meldet, es werde am Mon tag mit acht Weißen und einer Eskimofamilie von der kanadischen Nordpolexpedition Stefans son eintrefsen. Drei Mitglieder der Ex pedition seien auf der Wrangclinsel gestorben; acht würden vermißt. Letzte Lokalrmchrichten Leipzig, 15. September. * Bezirksverein für den Norden und die innere Stadt. Die am Montagabend im Hotel „Palmbaum" unter dem Vorsitz des Baumeisters Max Uhle- mann abgehaltene außerordentliche General versammlung hatte als Hauptberatungsgcgen- stand die Bewilligung eines Betrage» zur Linderung der Kriegsnot. Der Vor sitzende betonte die oringende Notwendigkeit, daß alle Vereine einen erheblichen Beitrag zur Linderung d«r durch den Krieg entstandenen Not bewilligen. Der Vorstand des Bezirksvereins habe deshalb beschlossen, der Versammlung vorzuschlagcn, aus dem vorhan denen Vereinsvermögen von 3500 einen Betrag von 2500 .tt der Leipziger Kriegsnotspende zuzuführen. Vom Vereinsschatzmeister Köhler wurde oor- gesHlayen, auch für die durch den Krieg so schwer geschädigten Ostpreußen einen Betrag, und zwar in Höhe von 200 ^t, zu bewilligen. Herr Stadtrat R yssel beantragt« schli.»blich daß auch d«r Rest des Dereinsvermögens bis zum Ende des Jahres zur Milderung der Kriegsnot bereitgestellt und dessen Verwendung dem Vorstand anheimgestellt werde. D'e Versammlung genehmigte nach kurzer Debatte ein stimmig alle drei Anträge. Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 4 Seite«, die vorliegende Ausgabe 10 Seite«, prsammen 14 Leiten. LauptschrifUeiter: Er. Berutz. tztzrsten^rgee. Lerantw.'etliche Schriktleiter: sür Politik Dr. Arn» Gstuttzer: sür dte bandel«,eitung Maltder Gchtutzler: für Leipziger und sächsisch« «ngelegenbeiten Aruoltz Fstukr; für Lunk and Wissen- schall Dr. Frietzrich Letzrechtr sttr Musik Enge» Ge»«itz: Gericht g. -aarseltz; sür die Reis«., Bäder- uno Berkedr«zeitung L«V»i» Metzer. — Für den Anzeigenteil Hetur. Balser. Verlag: ketvtiser Taaetzlatt, Gesellschast mit beschränkter Lattung Druck: Fischer ch Kür gen. Sämtlich <a Leipzig. guschristen siro nicht persünlich ,» adarsftrmu, sondern an den Verla,, die Redaktion oder di« Geschäftsstelle de« Leipziger Tageblatte«. Gesellschast mit beschrankter baftung, „ richten. Uu»«rlau,t«u Mauuskritzten ist stet« da« Rück- tzvrM'tzelti'ktt-it,. Für «usbewa-rung und sttüchgab« Mrd keine