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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191409132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140913
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140913
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-13
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. 4SS. Sonnra-s»Nossade. Leipziger Lagedlatt. Auster grasten Versammlungen inStambuk fanden nachmittags auch Kundgebungen von Volksgruppen statt, die singend und nach Trommelschlag tanzend die Strasten durchzogen. Die Kundaebungen setzten sich drs rn die Nachtstunden fort. Abend« gab der Stadtpräsekt ein grostes Bankett, dem Vie Minister und andere hervorragend« Persönlichkeiten bei- wohnten. Ein türkisches Zlugzeug über Lemnos. Athen, 11. September. Ein türkische» Flug- zeug erschien gestern morgen Uber der griechischen Insel Lemnos, angeblich in der Richtung auf den griechischen Marinehafen Mud ros Als es von Lemnos beschossen wurde, machte es kehrt und verschwand in der Richtung nach den Dardanellen. Nußlan- plant eine kciegssieuer. Zürich, 11. September. (Eia. Drahtmeld.) Aus Petersburg wird gemeldet, dast die Duma ein berufen wurde, um eine Kriegs st euer zu be- schliesten Die russische Negierung hat die Telegramm patte von 5 aui 7 Kopeken erhöht. Auch die Post pakten sollen erhöht werden. Der König von Hapern im Zei-. Aus München wird gemeldet: Der König, der wieder ins Feld gereist ist, traf mit seinen Söhnen unterwegs zusammen. Er besuchte zahlreiche bayrische Regimenter und überreichte dem Kronprinzen einen Tagesbefehl an die bayrischen Truppen, in dem er ihnen seine Anerkennung und den wärmsten Dank für ihr Verhalten aussprach. Vie Dum-Dum-Geschosie. Kopenhagen, 12. Sept.'mber. tEig. Drahtm.) Gegenüber den dauernden Ableugnungen über die Anwendung von D u in - D u m - G c s ch o s s c n ver öffentlicht der hiesige deutsche Gesandte eine Mitteilung des Auswärtigen Amtes, in der es u. a. hetstt: „Bei den gefangenen französischen Soldaten, insbesondere bei denen von Schirmeck, Mont ur.'-dy und Longwy, sind zahlreiche Stahl- Mantelgeschosse angetroffcn worden, deren Spitze cingekerbt war. Bei Durchsuchung der Festung Longwy wurde eine Maschinen einrichtung vorgefunden. die dazu diente, Patronen in der obenerwähnten Weise zu verändern. Auch sind ganze Päckchen mit solchen Patronen vorgefunden worden. Es unterliegt keinem Zweifel, dast non der französischen Militär- l>ehörde derartige (Geschosse an die Truppen aus gegeben sind. Andere bei den Franzosen ge fundene Patronen weifen Geschosse aus. di: teils durch Einkerbung mit starker hcrvortretcnder Buchtung versehen, teils gespalten sind. Die mili tärische Untersuchung hat festgeslellt, dast die Mannschaften auf Befehl ihrer Offi ziere iHv: Geschosse auf diese Weife behandelt haben. Die BeröffentlichttNst der Perlnstlisten. Berlin, 12. September. «Amtlich.) Non zustän diger Seite wird uns geschrieben: Das Zentral- n ach weisbureau des Kriegsministeriums in der Dorotheenstraste wird noch immer mit An fragen überhäuft, die zn beantworten es gar nicht in derLagc ist. Es sei daher auf folgen des hingewiesen: Als Material für die Auskünfte über An gehörige Les Heeres dienen dem Nachweisbureau altern die Verlustlisten, die cs von den Truppenteilen erhält, und dann die Rapporte der Lazarette. Da die Verlustlisten sogleich nach ihrem Eingang veröffentlicht weroen und in den Lazarettrapporten die Namen der von den Truppen als verwundet Gemeldeten natur- uemäfz noch später eingehen, ist doch klar, Last man frühestens dann darauf rechnen kann über einen Ungehörigen eine Auskunft zu erhalten, wenn man seinen Namen in einer Verlustliste ge funden hat. Die manchmal lautwerdende An ächt. Last die Deröffenttichung der Verlustlisten vom Kriegsministerium aus irgendwelchen Gründen z u r U ck q e h a l t e n würde, ist dnrchaus irrig. Jede von der Truppe hier eingehende Verlustliste wird so schnell wie möglich veröffentlicht. Wenn jetzt erst Verluste veröffentlicht weroen, die wochenlang zurück«legen, so liegt das daran, dast unsere braven Truppen während der fortdauernden Kämpse und der N>esenmär che der ersten vier Wochen des Krieges eben teine Zeit gefunden haben, Verlustlisten auf- zustcllen. Zur Erledigung diejer Arbeit gehört doch ein Augenblick der Nube. Ein solcher ist vielen Truppen seit dem Ausrücken aber noch nicht be- schieden gewesen. Daher aber auch unsere Erfolg». Cine dreiste Erfindung. Tie ..Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet Die im Haag erscheinende Zeitung „Het Vadcrland" hat in einem Pariser Bries eine Mitteilung gebracht, wonach der deutsche Botschafter Freiherr v. Schön zu einem der bekanntesten sranzöjiichen Schrift st eiter geüufzcrt haben sollte, derKrieg bedeute für Deutschland einen Selbst, mord. Der Botschafter, dem der Bericht des hol ländischen Blattes vorgelegt worden ist. hat diese Angabe als eine überaus drei st e Erfindung bezeichnet. „Krkgswohlfahrtspflege." Unter diesem Titel veröffentlicht die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung'' einen Erlast des preußischen Ministers des Innern vonLoe bell an die Re- glcrnngspriifidenten und den Obcrpräsidenten in Potsdam, in welchem cs u. a. heistt: Auf dem Gebiete der Kricgswohlsahrtspflege fallen den G e m e i n d e n die wichtignen Ausgaben zu. Die vornehmste Pflicht ist das Eintreten für alle infolge des Krieges hilfsbedürftig oewordenen Personen, denen gegenüber eine aus demRahmen der ge wöhnlichen Armenpflege völlig heraustretcnde Kriegs wohlfahrtspflege zu üben ist. Die Erwartung, dast die Kommunen ihre Pflicht in diesem Sinne aujfassen, darf umsomehr gehegt werden, als sie schon ver schiedentlich freiwillig sich mit patriotischer Hingabe dieser Aufgabe gewidmet haben und als sie mit jeier einzelnen derartigen Mastnahme in den Kriegs zeiten in erhöhtem Maste auch der Allgemeinheit und dem eigenen Interesse dienen. Ein« Ver. mehrung der Zahl der Obdachlosen ist unbedingt zu vermeiden. Die Gewäh rung barer Unterstützung zur Ermög- lichunq der M i e t s z a h 1 u n g wird sich im allae- meinen n i ch t empfehlen, vielmehr ist eine direkte Einigung der Kommunen mit den Vermietern vor- zuz egen. Besondere Aufmerksamkeit wird auch dem - ch t a f st e 1 l e n w e s e n in den Groststädten ,uzu- wenden fein. Das wirkiamst« Mittel gegen Obdach- losigteit bleibt natürlich in allen Fällen die Schaffung von Erwerd«mögltchk«rten All- gemein wird sich die Wohlfahrtspflege besser und wirksamer al» durch Hergabe von Barmitteln aus dem Wege der Naturalleistungen üben lassen. Ein beachtenswerte» Beispiel für prak- Vie Schlacht bei Verdun. Der deutsche Kronprinz hat am 10. September mit seiner Armee di« befestigte feindliche Stellung südwest- lich Verdun genommen. Teile der Armee greifen die südlich Verdun liegenden Sperrsorts an. Die Forts werden seit Mittwoch durch schwere Artillerie beschossen. Der Drehpunkt der ganzen strategischen Vorwärts- bewegung ist Verdun, und zwischen ihm, Toul, Nancy und Epinal ballt sich das französische Ostheer zu hart näckigem Widerstand. Alles, was die erste bis fünfte deutsche Armee an französischen Heeresteiien vor sich her getrieben hat, setzt sich südlich der Marne fest, während offenbar ena- tische Truppen aus weylicher Rich tung sich gegen unseren rechten Flügel richteten. Die in Paris zurück gehaltenen und dahin geflüchteten Heeresteile hoben sich gleichzeilig der vom General Ioffre schon vor mehreren Tagen angekundlgten Offensive an- geschlossen. tische Wohlfahrtspflege bieten die vom Roten Kreuz in Berlin ins Leben gerufenen Bürger speisehollen. in denen Bedürftige für 10ein nähr- Haftes Mittagsbrot erhalten. Es wird sich empfehlen, Lay die Kommunen unter entsprechender Herabsetzung der baren Unterstützung die Verpflegung der not leidenden Bevölkerung durch Ausgabe von Speise marten sicheistellen. Durch weitherzige Uebung der Kr-egswohliohltspflege in dem dargelerten Sinne ist zu erhoffen, dast es den Gemeinden gelingen wiro. ohne allzugroste finanzielle Belastung Nahrung und Obdach für alle ihre An-e-hörigen dauernd sicher- zuste'.lcn, ohne dast ein Ein reifen der Aufsichts behörde zur Erfüllung dieser Pflicht nötig wird. Zürs vaterlan- ge,-allen. Wie aus den Familienanzeigcn der vorliegenden Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starben den Heldentod fürs Vaterland der Major und Abteilungs kommandeur im 7. Feldarttllcrie-Rcgiment Nr. 77 Erichvon W i t t e r n, der Gefreite im Infanterie- Regiment Nr. 179 R u d o l f Re i ch e und der Schütze Martin Berger. Ferner sind für das Vaterland gefallen der Leut nant im Feldartillerie-Rcgiment Nr. 77 Helmuth Kaden, der Gefreite im Infanterie-Regiment Nr. 1.19 Arthur Moritz und der Landwehrmann im Infanterie-Regiment Nr. 107 Emil Paul H o l t s ch. Unter den fürs Vaterland gefallenen Offi zieren befindet sich auch eine Reihe höherer Beamten unserer Reichsämter und Bundes regierungen, und zwar der Regierungsassessor Iunghann aus dem preußischen Handels ministerium, der Geheime Negierungsrat und vor tragende Rat aus dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten Dr. Rundnagel, der Regierungsrat an der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte Dr. Michelly, der Schwiegersohn des Ministerial direktors Dr. Caspar, der Regierungsrat im koburgi- schcn Staatsministerium Dr. L o tz, der Regierungs- rat im Kaiserlichen Aufsichtsaint für Privcitversichc- rung Dr. Avcllis, der Legationsrat im Auswär tigen Amt v. Weizsaecker, ein Sohn des württem- bcrgischen Ministerpräsidenten. In der Sonnabend morgenausgabe unseres Blattes brachten wir unter den aus dem Felde der Ehre Gefallenen auch die Mitteilung, dast von dem Brauereidirektor Witze- Zclla -1 Söhne gefallen seien, es must aber heißen: von der Brauereidirektorswitwe Köhler. Ehre ihrem Andenken! Aum Toöe -es Nelchstagsabgeor-neten Vr. Zrank. Der Präsident des Reichstages Dr. Kaempf hat an die sozialdemokratische Fraktion folgendes Schreiben gerichtet: Unser Kollege, der Reichstagsabgeordnete Dr. Frank- Mannheim hat ,m Kampfe für die Ehre des Vaterlandes den Heldentoa gefunden. Zu Lem schweren Verluste, den daourch die sozial- demokratische Fraktion und der Reichstag erlitten haben, gestatte ich mir Ihnen die aufrichtigste und herzlich st e Teilnahme auszusprcchen. Dr. Kaemps, Präsident des Reichstages. Ferner ist von dem Stellvertreter des Reichs kanzlers Dr. Delbrück bei dem Präsidenten des Reichstages ein Schreiben folgenden In halts eingegangen: Im Kampf um Deutschlands Verteidigung ist als erstes Mitglied des Reichstages der Abg. Dr. Ludwig Frank aus dem Felde der Ehre gefallen. Er besiegel: damit die Gesinnung, die er durch seinen Eintritt als Kriegsfreiwilliger bekundet hat, mit dem Tode. Ew. Hochwohl geboren beehre ich mich zu ersuchen, dem Reichs tage den Ausdruck meiner wärmsten Anteilnahme an dem Verluste, den er durch den Tod Dr. Franks erlitten hat, zu übermitteln. Die Krieflöflefanffcnen in Torqan. Torgau, 12. September. lEig. Drahtbcr.) Die hier einguarticrten französischen und englischen kriegs gefangenen Offiziere sind in dem Fort Zinna und in der Brückenkopfkaserne untergebracht. Täglich kommen neue Transporte hier an. Gestern abend trafen 200 französische Offizier? der Besatzung von Maubeuge ein, darunter zwei Generale. Die Gesamtzahl der hier unterqebrachten Offizier« beträgt 700, darunter KOO Franzoien und 100 Engländer. bestrafte Angeberei. Mülhausen (Elfast), 12. September. Bet dem Einmarsch der Franzosen Mitte August hielten manche Leute es für angebracht, den Fran zosen grundlos eine Reihe von Beamten zur Verhaftung zu empfehlen, so Last über diese Angeberei sogar der fianzösische Lpezialkommissar seinen Unwillen aussprach. Einer dieser Angeber, aus dessen Verdächtigungen hin drei Schutzleute von den Franzosen abgeführt wurden, der Arbeiter Mohl au» Dörnach, ist vor einigen Tagen vom Feldgericht zu drei Jahren Zuchthau» ver urteilt worden. ver Gummiknüppel für -le russischen Sol-atea. Von einem im Felde stehenden Leser wird dem „Berl. Lok.-Anz." aus Königsberg, am 10. September, gemeldet: „Vorgestern bracht« ein Infanterist von der Rad fahrerkompanie als Stegestrophäe von einem russischen Offiuer ein Seitengewehr mit, mit Trottel und Schärpe. So unglaublich es klingt; die Scheide ist rund und am Griff steckt statt des Degens ein „richtiggehenoer" Gummiknüppel!" Was mag das für Gesindel fein, das erst mit einem Polizeiknüppel vorgetrieben werden mutz! Weitere Ordensniederleflunflett. Als der berühmte Physiker Gustav Robert Kirchhoff zusammen mit Dunsen die Spektral analyse entdeckte, wurden ihm auch von Frank reich und England drei grohe goldene Medaillen verliehen, die einen Wert von un gefähr 1800 haben. Seine Kinder haben diese von ihnen bisher heiliggehaltenen Andenken dem Minister des Innern v. Loebcll übergeben mit der Bitte, sie einschmclzen zu lassen und den Erlös für die Hinterbliebenen der im Krieg Gefallenen verwenden zu wollen. Der in Lübeck ansässige frühere Major im Großen Gencralstab und einstmalige Adjutant Lord Kitckfencrs während des Sudanseldzuges von Tiedemann verzichtet auf hohe eng lische Orden und Auszeichnungen. Des weiteren schrieb er an Kitchener einige Zeilen, in denen er seine Entrüstung über die Haltung des englischen Oberbefehlshabers ausdrückt: „Sic?! . . . Sie auf einer Seite mit Mongolen und Königsmördcrn?! Wo findet die brennende Scham einen Platz, um sich zu verbergen?!" französische Einflüsse in Italien. Wir hatten dieser Tage unter dieser Uebcrschrift dem „Hamb. Korresp." einen Hinweis auf das Mai länder Blatt „I l S e c o l o" entnommen, das sich durch eine besonders deutschfeindliche Haltung aus zeichnet. Als Geldgeber des Blattes war Herr Franz Gondrand genannt worben, der auch als Chef der Firma Internationale Transport-Gesellschaft Ge brüder Gondrand bezeichnet wurde. Die Leitung der Filiale Leipzig der Internationalen Transport-Ge sellschaft Gebrüder Gondrand schreibt uns, dast Herr Franz Gondrand telegraphisch mittcilte, dast er keinerlei Verbindung mit dem Blatte unterhalte. Wie hinzugefügt wird, ist die Internationale Trans port-Gesellschaft Gebrüder Gondrand eine schweizerische Firma mit dem Sitz in Basel. Die hiesige Filiale fordert uns auf, jene Angaben als ein verleumde risches Konkurrenzmanöoer zu kennzeichnen. Erbeutete russische Geschütze in Budapest. Budapest, 12. September. (Eigene Draht meldung.) Mit einem Transport russischer Gefangener kamen hier 16 russische Ka nonen an, die am Nachmittag vor dem Parla mentsgebäude aufgestellt wurden. weitere Meldungen. Die russischen Behörden gestatten, dast die im Auslande weilenden Re ervistcn bei den Bun desgenossen Kriegsdienste nehmen. In Ergänzung der Bekanntgabe des preußischen Kricgsministeriums vom 10. September 1914 wird noch mitgetcilt, daß über Reichsangehörige im Auslande von der dem Auswärtigen Amt unterstellten Zentralauskunstsstelle für Auswanderer Am Karlsbad 9/10 Auskunft erteilt wird. n Aus Rom wird gemeldet: Gabriele d'Annunzio ist am Frcrtag von französischen Vor posten als Spion verhaftet worden, als er in der Umgegend von Paris literarische Notizen niederschrieb. Nach Ausklärung des Irrtums wurde er wieder freigelassen. In der Sonnabendsitzung des Bundesrates wurde dem Entwurf einer Bekanntmachung betreffend das Verbot des vorzeitigen Schlachtens von Vieh die Zustimmung erteilt. Sei -en verwundeten von Tannenberg. Von Balduin Möllhausen. „Bitte, folgen Sie mir", mit weicher Stimme forderte uns die Mutter Priorin des St-Norbert- Krankenhauses in Schöneberg zum Besteigen des Fahrstuhls auf. „Es geht gleich nach dem Dach garten." Lautlos schwirrten wir hinauf. „Dann gehen Sie ruhig zu allen Verwunde en im dritten und vierten Siockwerk; die Leute freuen sich immer herzlich, wenn sie lieben Besuch bekommen — darf ich bitten" Der Fahrstuhl hielt, wir stiegen aus und traten auf den lichten Dachgarten hinaus Es war doch so etwas wie ein beklemmendes Gefühl, das aus uns lastete. 2n wenigen Augenblicken sollten wir den Schrecken des Krieges ins Auge sehen, wenn diese Schrecken auch durch Entfernung und Umgebung ge mildert waren. Und da lagen auch schon die ersten in bequemen Liegestühlen, mit sauberen blauweitz gestreiften Drellanzügen bekleidet. „Na, wie geht'»", und es ist, al» ob man das zu einem altbekannten Freunde spräche; der junge Bursche dreht sich herum: „Ach, ganz gut. Macht sich." Ein braunverbranntes Gesicht lacht uns an. „Schwer verletzt?" „Die Schulter ist wohl ziemlich zum Deibel, aber mit der Zeit wiro es schon wer den." Und dann kommen ihm die Worte von den Lippen immer hastiger, die Episoden überstürzen sich, so zum Zerspringen voll ist ihm oa» Herz. Er ist ein junger Kerl, 24 Zai re, und hat wie alle serne Käme- raben, die hier liegen, bei Tannenberg gefochten. vonnmg, 13. Sevtemver 1914 War verwundet liegen geblieben. Abend, hatten ihn die Ruffen mit einem großen Leiterwagen auf gelesen und nach Neidenburg geschafft, das sie damal« besetzt hielten. Er konnte sich nicht beklagen, die russische Infanterie hatte wacker und ehrlich gekämpft: und auch als Gefangener war es ihm nicht schlecht gegangen. Russische Offiziere hatten ihm Tee und Zigaretten gebracht und sich der Verwundeten wohl angenommen. Es lag kein Groll in leinen Worten. Aber vom Nebenlager blitzt es herüber. „Ja. die Infanterie! Aber die Kosaken! Diele verfluchten Hunde!" Und Tränen drohen dem Braven die Stimme zu ersticken. Die Kameraden berichten: er ist jung verheiratet, sein Heimatsdorf mit seiner Besitzung ist niederaebrannt und seine Frau ist — ja. wer weist, wo. Zu Haus« hielt man ihn schon für tot, endlich hat er ein Lebens zeichen von seinen Eltern. „Aber bald komm ich hier wieder 'raus," grollt er herüber, „dann — — Der Rest ist eine Bewegung der Wut; er will sofort zur Front, zu seinem geliebten Hauptmann — H Zigarettenringel steigen fröhlich in die warm« Sommerluft empor Frieden atmen rings di« Schläier. Langsam schreiten wir weiter. Vom Dachgarten geht's hinunter über blitzende Fliesen durch saubere Küchen und Waschräume in die Stockwerke. Die Mutier Priorin weist auf eine neue Tür. „Der ist immer ganz allein, gehen Sie nur zu ihm." Doppeltüren llavven, auf weißem Be.te sitzt aufrecht ein lachender Mann. Durch seine Hände gleitet eine kleine chwarze Bleikugel. Auch er ist gleich > ut Freund. Am Tage zuvor haben sie ihn „geröntg't" — wie sie alle iagen — und dann das Ding herausg-holt. Im Knie war es ihm steckcngebliebcn. „Die Ruffen schossen m immer zu kurz, die Kunel war auch schon v, rher aufgeschlagen". Dann erzählt auch er: 8001 Mann, hatten sie lange, lange 35 000 Russen nicht nur aufgehalten, «andern zurückgcschlagen, dis dieie in den Wäldern asten; da konnten sie dann nicht mehr raus. „Die Sümpfe waren cs weniger, a er die Wälder, da er stickten sie in der eigenen Masse." Auch dieser war nach Neideilburg gekommen. 60 qualvolle Stunden ba te die Bahnfahrt gedauert von dort bis Berlin, lieber Danzig. Köslin. Stettin war es gegangen, lleberall hotten sie verwundete Kameraden abge geben. Drei waren nicht mehr zum Ziele gekommen. E.ne Schwerer hat ihm Reiten, rote glutende Nelken hingestellt, er freut sich so lehr darüber Sie würden hier alle verwöhnt, cs gehe ihnen viel zu gut, der Frontdienst würde ihnen zunächst wohl sauer ankommen. Da war es wieder, das Wort, das wie ein elektrischer Kontakt sich lei allen auslöste, mit denen man sprach: „Frontdienst". Das war etwas so Selbstverständliches, daß es in wenigen Tagen, höchstens Wochen wieder hinaus ging zu gleichem Kampfe, zu gleicher Not, vielleicht zu gleichen oder 'chlimmeren Leiden, daß alles andere daneben verblaßte. Ich betrat noch viele, viele Krantenstuben, ganz allein, und immer wieder der selbe Eindruck Begeisterung für das Vaterland. Das läßt sich gar nicht in Worte fassen oder ver- gleichen. Gehungert hatten sie beinahe eine volle Woche, immer nur Wasser und Kommißbrot und wieder Kommißbrot und Wasser. Tag und Nacht in S tützen- linien, erzählte mir ein Unteroffizier, von morgens um 4 bis avends um 7 ununterbrochen Gefecht und wieder Gefecht. „Nicht zu halten waren die Kerls, La gab es k inen Befehl uno kein Kommando, wenn es ertönte „Bajonette aufgepflanzt", da rief es irgend woher „los!", und da stürmten die Kolonnen über das Schlachtfeld unwiderstehlich, fiel, was fiel; er lachie breit und gestikulierte mir feinem verwundeten Arm „und immer hielten die Russen die Arme hoch und ergaben sich, das gab's gar nicht anders". Dann zeigt er mir seinen Unrformrock: vorn am Oberarm in die Kugel eiugetreten und hinien wieder heraus. Auch er zeigt die Kugel — eine runde einfache Blei murmel — ein ehrliches Eeichoß — beinahe gut mutig sieht's aus, wie es da so auf dem Tisch herum- tullcrt. — Ilnd weiter geht es durch Helle, sonnige Stuben, in denen sonnige Gesichter liegen. Manchen geht es schon wieder so gut, Last sie lustig einen „Schafskopf" spielen. Grostes Hallo, als wir ihnen einige Zigaretten zum Preise aussetzen. Hinten am Tischchen, auf dem rote Lilien stehen — Blumen stehen überhaupt in fast allen Zimmern — schreibt ein Rekrut an seine Mutier uno tegt ihr eine Blüte in den Brief ein. Seinen Vornamen wird er dick unterstreichen, be- rich et er treuherzig, das ist so eine geheime Ver abredung zwischen Mutter und ihm. dann weig sie. daß es ihm wi: klick) gut geht und „daß er nicht bloß so schreibt". Eine Schwester steckt ihren Kopf mit der großen weißen Haube herein. Leise tlappert der Kru ifixus und der Rosenkranz gegen die Tür Sie führt uns zu den Operationssälen; gerade sind sie aufgeräumt nach einem arbeitsreichen, blutigen Vor mittag. Lust und Licht flutet von allen Seiten herein. Ein prachtvolles Bauwerk ist das Krankenhaus; entstanden aus kleinen und kleinsten Beiträgen der Gemeinde. Uno kaum war der schöne Bau vollendet, da starb der junge Architekt — Anton Weber hieß er — als erster in seinem Hause. Die Waschrüume besichtigen wir noch, hinter denen ein Sonnenbad an das Haus angebaut ist. dann geht's wieder ein Stock werk tiefer ntriab. Und alles atmer den gleichen Frieden. Leise machen hier einige an den Füßen verwundete Soldaten ihre ersten Gehversuche Ge stützt auf einen Stock — da oeht es ichon wieder. Ernannt frage ich die Schwester, ob denn die Heilung häufig so rasch vor sich gebt. „Ob," erwidert sie. „da sind etliche hier, die haben schon Stadt' urlaub und sehen sich Berlin an." Und dann erzählt sie mir von der lieben Eitelkeit der hübschen Soldaten. Keiner wollte unrasiert auf die Straße; wer ausging, wanderte zuerst zum Friseur und liest sich schaben und die Haare schneiden. „Kaum waren sie wiederzuerkennen, als sie zurücklamen." „Wollen Sie noch einen Schwerverletzten fprechen?" Ich klopfte an die Ltubentllr, die man mir gewiesen hatte. Keine Antwort. Dann also so hinein. Ja, der gute Junge tonn e allerdings nicht antworten. Er hatte einen Granatsplitter in den Oberkiefer be kommen und war ganz und gar verbunden. Aber die Augen sprachen eine um so beredtere Sprache. Ich fragte ihn, und ec nickte oder schüttelte den Kopf. So unterhielten wir uns. Auch er hoffte auf baldige Genesung und beklazre es nur, da» er nicht rauchen könn e. Dafür liest er, liest ununterbrochen, durch einen Büchelberg hatte er sich schon hindurchgelesen. Dann nahm ich Abschied von ihm. Draußen traf ich seinen Kompanicgenosien, der nur einen Armschutz erhalten hatte. ..Liegen bleiben, wenn man ge troffen ist, ruhig liegen bleiben must man. bloß nicht aus der Front zurückgehen, da kriegt man immer noch eines hinten drauz", sagt er lachend und riecht in einen schönen Nelkenstrauß hinein, den ihm eine Besucherin gebracht bat. „Nächste Woche bin ich wieder draußen - da geht's welter mit dem Sie ien." — Es war Zeit zum Gehen. Unten angelangt, übermittelte uns die diensttuende Schwester noch die Grüße der Murter Priorin, dann schieden wrr von der stillen stätte, wo Krieg und Frieden neben einander hausten, und fuhren erhobenen Herzens »urück zur Stadt. Solange wir solche Soldaten im Osten und im Westen haben, kann wirklich das Vaterland ruhig jein. S0NN! -er ft« T von Een Der bei, ganze Well Ringen zei deutsche Vo haben eine Mit gerade durch, ohne lieren. Je! dieser ausb heroischer L Tat des C ergreift un Erhebung i den Hals fi gen, wenn fachen, sell vollen Aeri wir könnet grimmen r ohnegleichei nehmen, al freudigkett und Russen Reglement« von der A die Uebert schen den . des Eedan Truppe zug sind Phrast nur einma sanier istisch getragen, einer versck das Gesüh nach schwe Tat werde, nicht. 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