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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.09.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140912012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914091201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914091201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-12
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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Sonnsdenü, lL. Sevtemver lSl4. Leipziger Tageblatt. Nr. 464. Morgen-Nusgsve. Selle 3 nach Kamemn und Togo befand, gelungen, über La» Palmas nach Madrid zu entkommen. ii- * Die gestrige Ausgabe der deutschen Verlustlisten enthält die vierte Marineverlu st liste. * Die Tracht der katholischen Geist» lichen in Elsah-Lothrtnaen in und außer Dienst war bisher immer noch die französische lange Soutane, die sogenannte Abbetracht. Eine Äende» rung dieser in deutschem Sinne ist durch eine bischöfliche Verordnung im „Elsässer" angebahnt worden, die an die Kantonalpfarrer gerichtet ist und besagt: Mit Rücksicht auf die neuen Verhältnisse halten wir es für angezeigt, die Soutanelle als gleichberechtigtes geistliches Kleid im bürgerlichen Verkehr neben dem bisher üblichen Talar gelten zu lassen. Ruhig Slut und Nachdenken I Von Dr. Paul Rohrbach. Von der ersten Stunde an ist es charakte ristisch für den deutschen Krieg gewesen, das; alle unsere Dienststellen mit eiserner Selbstbeherr schung nicht nur ihre Handlungen, sondern auch ihre Mitteilungen, d. h. Mistens die Verweige rung alles dessen, was nach Mitteilung aussah, dem Kriegsziel entsprechend gestalteten. Der Krieg aber ist nach dem Wort des berühmten Lehrers der Strategie, des Generals von Clause witz, nicht etwas für sich Bestehendes, sondern nnr die Fortsetzung der Politik mit veränderten Mitteln. Jede politische und folglich auch jede kriegerische Arbeit dient dem Wohl des Staates. Wer es daher in Kriegszeiten unternimmt, öffentlich für eine bestimmte politische oder mili tärische Gestaltung der Dinge einzutrcten, must mit doppeltem VerantworlUchteitsgefühl reden, denn in Zeiten der Gefahr wiegt jeder began gene Fehler doppelt. Stellt man sich das vor, so must man mit Bedauern die Haltung ein zelner Blätter verfolgen, die sich nicht darin genug tun können, die härtesten Maßregeln gegen eins oder das andere der von uns besetzten oder noch zu besetzenden Gebiete zu verlangen. Es ist einer der größten Nachteile, worunter wir in diesem Kriege zu leiden haben, daß die Presse des neutralen Auslandes mit Nachrichten überschwemmt wird, die sür uns ungünstig lau ten. Diese Nachrichten sind erlogen, aber einst- weilen tun sie ihr Werk. Eine stets wieder kehrende Rubrik in ihnen bildet die Verleum dung Deutschlands wegen der angeblichen Bru talität und Härte des deutschen Charakters und der deutschen Behörden. Was mit den besetzten feindlichen Land schaften und ihrer Bevölkerung geschehen soll, ist eine Frage, die von vielen, im Augenblick un möglich abzuschließendcn Ueberlegungen abhängt. Wir können aber sicher sein, daß jede deutsche Stimme, die zu extremen Maßnahmen rät und sich in der Ausmalung der erdenklichsten Strafen für ganze Länder gefällt, in noch weit ver gröberter und entstellter Form in die Presse der Neutralen gelangt und dort gegen uns aus genutzt wird. Angenommen, mau wäre in der Tat zur Strenge entschlossen, so ist es über flüssig und schädlich, diese Notwendigkeit vor aller Welt zu empfehlen, und ebenso schädlich, militärische Maßnahmen, die besser in der Stille geschehen, öffentlich zu erörtern. Auch solche minder glücklichen Wendungen entspringen dem nationalen Empfinden und dem patriotischen Zorn. Politisch nützlich sind sie auf keinen Fall. Dasselbe gilt, und zwar zugleich in politischer und in militärischer Hinsicht, gegen über dem allmählich immer lebhafter werdenden Verlangen, unsere Flotte solle mehr „unter nehmen"! Hier und da hört man, namentlich in privater Unterhaltung, selbst von Personen, deren Stellung ihnen eigentlich ein zutreffendes Urteil über die Lage gewährleisten sollte, Aeuße- rungen des Unmuts darüber, daß, wie sie meinen, „nichts geschieht". Mit Reden dieser Art wird unwissentlich nur dem Feinde in die Hände ge arbeitet. Es ist der brennende, ja voraussichtlich bald der verziveifclte Wunsch unserer Gegner, eine Entscheidung gegen unsere Flotte herbeizuführen, Lei der der Ort und die sonstigen Bedingungen des Kampfes nicht in unserem, sondern in feind lichem Interesse liegen. Um darauf einzuwirken, wird in den Zeitungen des Gegners kem Mittel unversucht gelassen. Man wirft uns Mangel an Entschlossenheit, Unsicherheit, Furchtfamkeit und alles mögliche vor. Man sucht diese Mei nung soviel wie möglich auch unter den Neu tralen zu verbreiten, und man wird über nichts glücklicher sein, als über die Gelegenheit, auch deutsche Stimmen dafür anführen zu können, daß unsere öffentliche Meinung selbst anfängt, von der Flotte „Talen" zu fordern. Wer eine Vorstellung von dem Zusammen hänge der Dinge hat, der kann aua) in dieser Frage von nichts lebendiger überzeugt sein, als davon, daß gerade zu dem gegenwärtigen Ver halten unserer Seestreitkräfte das höchste Maß von Tapferkeit gehört. Wenn es an der Zeit ist, das heißt, wenn die angestrebten Erfolge da sein werden, so wird sich das, was jetzt zur See zu geschehen oder nicht zu geschehen scheint, ebenso rechtfertigen, wie unsere Stra tegie zu Lande. In diesem Kriege muß nun einmal zu Wasser wie zu Lande von der Nation Vertrauen und immer wieder Vertrauen gefor. dert werden. Es ist kurzsichtig und unpatriotisch, wenn namentlich Personen, auf deren Urteil wci- tere gesellschaftliche Kreise zu hören gewohnt sind, oder nationale Blätter sich zu Ungeduld und Zweifeln hinreißen lassen, die in der Heimat Beunruhigung erwecken und dem Gegner in die Hände spielen. Zlottearüstung uns Sozialdemokratie. -». Bekanntlich ist eine Flottenaktion bürger licher Parlamentarier von der Regierung dahin „authentisch interpretiert" worden, daß es sich hier nur um eine Besprechung gehandelt habe, die eine gemeinschaftliche Aktion aller Parteien vorbereiten solle: die verbündeten Regierungen würden ihrerseits, soweit sie zur Fortführung de» Krieges etwa noch weiterer gesetzlicher Boll» machten bedürfen sollten, nicht unterlassen, dem Reichstage die erforderlichen Vorlagen zn machen. Diese amtliche Feststellung hat im sozialdemo kratischen Lager, wo jener Schritt bürgerlicher Parlamentarier als ein Ueberaehen der Sozial demokratie unmutig empfunden wurde, den besten Eindruck hervorgerufen. „Es war ja von vornherein vorauszusetzen", bemerkt die „Münchener Post", „daß die Regierung diese merkwürdige Sonderkonferenz Paasche-Erzberger nicht angeregt hat-, es besteht daher auch nicht der geringste Grund, gegen die Regierung einen Borwurf zu erheben." —Das sozialdemokratische Münchener'Blatt beschränkt sich jedoch nicht auf diese regierungsfreundliche Kundgebung, son dern läßt auch feine Bereitwilligket er kennen, am Ausbau unserer Flot te nrüstung mitzuwirken. Die „Mün chener Post" führt nämlich folgendes aus: „Es dürfte ja noch in frischer Erinnerung sein, daß der Reichstag zur Deckung der Kriegskosten ein stimmig eine Anleihe von fünf Milliarden bewilligt hat, und es ist die selbstverständlichste Pflicht der obersten Reichsbehörden, diese Summe so zweck mäßig wie möglich zur Verteidigung des Landes zu verwenden. Allerdings war zur Zeit der Bewilligung der Kredite die englische Kriegserklärung noch nicht bekannt und Deutschland palte zunächst nur mit Frantreich und Rußland als Gegner zur See zu rechnen. Nach dem auch England in die Reihe der kriegführenden Mächte eingetreten ist, ist es selbstverständ lich. daß der Krieg auch gegen England ge führt werden muß und daß die bewilligten Mittel zum Teil auch für den Seekrieg gegen England zu verwenden sind " Von solchem grundsätzlichen Standpunkte aus muß die Sozialdemokratie folgerichtig zu dem Entschlüsse gelangen, gemeinsam mit den bürgerlichen Parteien für die Ergänzung unserer Seerüstung einzutreten, die behufs einer erfolgreichen Beendigung des Kampfes notwendig werden sollte. Zrankreichs letztes Rufgebot. Von Rittmeister a. D. Großmann. „Paris wird der Mittelpunkt der kommenden militärischen Bewegungen", so äußerte sich der Mili tärgouverneur von Paris, General Gallieni, nach einem amtlich zugelassenen Telegramm vom 4. Sep tember — und ein Londoner Kommentar fügt hinzu, „Paris wird der Mittelpunkt der Operationen bei der Armeen"; hierzu tritt alsdann noch eine über Kopenhagen aus Paris stammende kurze Meldung, wonach „die Hauptmacht des französischen Heeres sich konzentriert zwischen Dijon und Nevers in der Gegend von Moroaut. Sieht man näher zu, so liegt in diesen knappen Angaben ein Widerspruch: Die französischen Heeresteile sind bereits seit ge raumer Zeit in zwei Gruppen getrennt: die Hauptmasse, Zentrum und linker Flügel, befindet sich in fortgesetztem Rückzüge und mehrfach empfind lich geschlagen und ist heute südlich der Marne anzunehmen, vielleicht auch bereits in den Bergen südlich der Seine zurückgegangcn, während die Ostgruppe sich unter den Schutz der befestigten Waffenplätze des Ostens zu retten vermochte. So dürften Verdun, Toul, Epinal einen Teil der Ver sprengten ausgenommen haben, die geschlossen ge bliebene Hauptmasse aber hinter der oberen Mosel auf der Linie Epinal—Toul zu hartnäckigem Wider- stand entschlossen scheinen. „Paris bleibt Mittelpunkt der militärischen Be wegungen" — sollte dies sich auf beide getrennte Armeegruppen beziehen, so wäre dies heute bereits ein Trugbild; bezieht sich dieser Ausspruch aber nur auf die Westgruppe und die Armee in Paris, so steht demgegenüber die in die Welt hinausposaunte Nach richt, daß die Hauptmacht des französischen Heeres sich konzentriert auf die Linie Dijon- Nevers! Wie man sich auch dreht und wendet, etwas Gescheites kommt nicht heraus aus dieser Kette von Widersprüchen, und vielleicht liegt hierin gerade die Absicht: ein Angstprodukt, das Unsicherheit stiften soll? Unser Eeneralstab wird dieser Seifenblase nicht nacheilen, er marschiert seinen oorgezeichneten Wog, unbekümmert um die rednerischen Ergüsse der Gegenpartei — denn er diktiert das Gesetz, bereits seit Lüttich und Metz! Vielleicht, daß Herrn Millerand vorschwebt, in der Linie Dijon—Nevers die Hauptmacht des Heeres zu konzentrieren, sobald alle anderen wichtigen Ab schnitts verloren gegangen wären, speziell die Posi tion hinter der Seine um Troyes; vielleicht will er auch hier „die letzte Kraft" des Landes zusammen- trommeln? Ein solcher Entschluß gestattete einen wertvollen Einblick in die Seel« der leitenden Män ner, denen lediglich nur noch eine Verteidigung in weit zurllckgelegener Stellung als begehrenswert vor zuschweben scheint. Das letzte Aufgebot des Landes! Das wären die Rekrutenjahrgänge von 1914 und 1915, das wären junge Leute von 20 oder 19 Jahren, deren oberflächlichste Ausbildung immerhin einige Monate beanspruchen müßte. Die Kopfstärke dieses Zuwachses an „Kraft" wird in normalen Zeiten die Zahl von 250 000 nicht erreichen, wird aber ansehnlich hinter diesem Soll Zurückbleiben, da die nordöstlichen und östlichen Departements zurzeit vom Feinde besetzt sind. Welcher Wert einer so improvisierten Armee inne wohnt, zeigt ein Blick auf die ähnlichen Verhältnisse im Jahre 1870: Die von Gambetta aus der Erde gestampften Armeen von ca. 450 000 Mann vermochten die Ein- schließungsarmee von Paris, die etwa 160 000 Mann betrug, nicht zu durchbrechen; Go eben warf die dreifache Ueberlegenhett unter Führung des tüchtigen Faidherbe in den Kämpfen um St. Quentin, und General Werder in ähnlicher Minorität die Bour- bakischen Scharen an der Lisatne, südwestlich Bel fort. Das Eroßkreuz des Eisernen Kreuze» war der Lohn für diese beiden großen deutschen Heerführer. Wege zum Schlachtfeld. Unser nach dem Osten entsandter, vom Großen Generalstab genehmigter Kriegs bertchterstatter Herr Rudolf v. Koschützki schickt uns aus dem Hauptquartier im Osten folgenden Bericht vom 3. September 1914: Der Landrat von Netdenbura, O^-Pr., teilt mir soeben mit, daß das dortige Johanniterkrankenhaus von den Russen nicht zerstört, Verwundete, Letzte und Pflegepersonal nicht behelligt worden sind. Be« ihrem Einzug haben die Russen die Verwaltung de» Krankenhauses übernommen, und jetzt ist die Ver waltung wieder in unseren Händen. TL» Gerücht, «der russisch« Gremfomkeito« ßnd kn diesem Falle unwahr. Es ist notwendig, das fest zustellen; denn wir wollen den Grundsatz der un bedingten Wahrhaftigkeit auch unseren Feinden gegenüber festhalten. Gestern haben wir wieder den Ort gewechselt. Sechs Meilen bergauf, bergab, meist durch Wald. Weite, rein ländliche Gegend; wunderschöne Aussich ten über Wälder und Seen. Unterwegs große Blutlachen auf der Straße. Aber im übrigen die Feldarbeit im gewohnten Geleise, als wenn nicht vor wenig Tagen der Kampf hier getobt hätte. Dennoch ist die brutale Gewalt des Krieges in unsere Straße wie mit einem Riesen griffel eingeschrieben! Die Ränder zerstampft, der harte Fahrdamm kilometerweit wie mit dem Dampf- pjlug aufgerissen, ein Eemengsel von Sand und Steinen mit Löchern, in die der Wagen bis zu den Achsen einsank. Au einer Stelle lag «in Pferd im Straßengraben, die Beine nach oben, den Kopf gegen die Böschung gelehnt. Ich denke natürlich: tot. Beim Vorüber fahren sehe ich, wie es die Augen aufschlägt, und steige aus, um es durch einen Pistolenschuß zu erlösen. Es ist aber keine Verletzung an ihm zu bemerken. Eine schöne, wohlgenährte, braune Stute. Wir versuchen, sie auszurichten; es geht nicht, die Schultermuskeln zittern. Das Tier ist völlig übermüdet; frißt aber das Gras, soweit es reichen kann. Eine Strecke weiter im anderen Graben wieder ein solches Pferd. Mitten im Walde. Am Abend hörte ich hier von unserem sozialdemo kratischen Berichterstatter, der mit dein Rade gefahren war, daß er sich auch um die beiden Maroden bemüht hatte. Er hat jedem eine Weile Gesellschaft geleistet und ihnen den Kaffee aus seiner Feldflasche ein geflößt. Kehle Depeschen und FerufprechMeldungen. Der deutsche Sotschafter in Amerika über den Krieg. Berlin, 11. September. (E i g. Drahtbericht.) Graf Johann von Bernstorff, der deutsche Botschafter in Washington, ist von seinem Urlaub nach den Vereinigten Staaten zurückgckehrt und gab, wie amerikanische Blätter melden, die Erklärung ab, daß Deutschland in dem Krieg« gegen die ver bündeten Mächte siegen müsse, denn seine Sache sei gerecht. Er fügte hinzu, daß Amerika dieLage sehr bald in dem gleichen Lichte sehen würde. Kämpfe in den Kolonien. Berlin, 11. September. (W. T. B.) Nach eng lischen Nachrichten fand in der Nähe des Songue - Flusses (Französisch-Kongo) zwischen deutschen und englischen Truppen ein Kampf statt, wobei aus beiden Seiten mehrere Europäer gefallen sind. Aus gleicher Quelle wird auch von Toten und Verwundeten in Kamerun be richtet. 11V Eiserne Kreuze für ein Regiment. Kassel, 11. September. (Eigener Draht bericht.) Nicht weniger als 110 Eiserne Kreuze 2. Klasse sind an die tapferen Angehörigen des hier und in Arolsen garnisonierenden Infan terieregiments von Wittich, 3. Kur hessisches N r. 83, verliehen worden. Offiziere und Mannschaften haben sich bei dem Sturm auf Lüttich in Belgien ausgezeichnet. Obenan stehen der Oberst und Regimentskommandeur Graf Moltk« und Major von Winterfeld, ferner 6 Hauptleute, 2 Oberleutnants, 12 Leutnants, davon 6 der Reserve, 5 Feldwebel 15 Unteroffiziere und Sergeanten so wie 65 Ein.ahrig-Freiwillige und Musketiere. Wieder ein Flieger ausgezeichnet. V Berlin, 11. September. (Eigener Draht bericht.) Dem Fliegerleutnant See hagen ist für gute Dienstleistungen im Elsaß das Eiserne Kreuz verliehen worden. Ein Kuftuf öes Heneralgouverneurs von öelgien. Generalgouvcrneur v. d. Goltz hat, wie die „Rhein.-Westf. Ztg." berichtet, in Belgien einen Anschlag verbreiten lassen, in dem er die Be völkerung ermahnt, von Handlungen gegen die öffentliche Ordnung abzusehen. Der Aufruf schließt; „Bürger Belgiens! Ich verlange von niemand, daß er seine vaterländischen Gefühle abschwört, aber ich erwarte von allen eine verständige Unter werfung und einen vollkommenen Gehorsam unter die Befehle des Gouverneurs. Ich rufe euch auf, Vertrauen zu der Regierung zu haben. Diesen Aufruf richte ich besonders an die Staats und Gemeindebehörden, die auf ihrem Posten ge blieben sind. Je mehr der Ausruf befolgt wird, desto mehr dient ihr eurem Vaterlande!" Auch für Belgien und Serbien leinen Separat frieden. Köln, 11. September. (Eigener Draht bericht.) Die Abmachung des Dreiverbandes über gemeinsamen Friedensschluß umfaßt nach der „Köln. Ztg." auch Belgien und Serbien. Vie Schul- am Zalle von Namur. London, 11. September. Nach Meldungen hiesiger Blätter soll der Fall von Namur den Belgiern einen Verlust von 14000 Mann ausschließlich der Verwundeten verursacht haben. Die Besatzung und da» Berteidigungsheer hätten 24 000 Mann be traget». Der Fall von Namur wird dem Zaudern des belgischen Generals Michel zu geschrieben, der auf dem «inen Ufer der Maas so lange gezögert habe, bi» die Deutschen an dem anderen Ufer ihre schweren Geschütze aufgestellt hatten. Zur La-« in Galizien. Budapest, 11. September. (Gia. Drahtber.) Nach einer Meldung de» „Pester Lloyd" entwickelt sich die militärische Lage an der russischen Grenze genau so, wie es gewünscht wird, so daß Hoffnung besteht, daß der gestrigeTag der Au»gangs- punkt der günstigsten Eretgutsse sein eva^a. Erneute Kundgebung -er Ukrainer. Sofia, 11. September. Das Blatt „Utro" ver öffentlicht einen Appell der Ukrainer an das bulgarische Volk, in dem es heißt, Bulgarien mußte im vorigen Jahre als erstes Land seine so genannte slawische Politik büßen. Rußland verfolge unter dem Deckmantel der slawischen Einheit das Ziel, alle Slawen zu unterjochen und ihnen dasselbe unglückliche Schicksal zuteil werden zu lassen, dem die anderen Völker verfallen seien, die das Unglück ge habt hätten, unter die russische Herrschaft zu kommen. Der Appell schließt: Bulgaren! In diesem heiligen Kriege gegen die russische Herrschaft stehen wir m i t euch und den Völkern Oesterreich-Un garns und Deutschlands auf einer Seite. Mit verhaltenem Atem folgt der Bund zur Befreiung Ukraines euren Vorbereitungen zur Ab rechnung mit Rußland und zu eurer Verständigung mit Rumänien und der Türkei. Zwei Großfürsten gefallen? Paris, 11. September. Dem „New Pork Herald" zufolge sind in der Schlacht bei Gumbinnen, in der das russische Eardekorp» große Berluste hatte, die Großfürsten Johann und Oleg Konstantinowitsch gesallen. Ist diese Nachricht zutreffend, so sind die beiden Großfürsten vermutlich in der Schlacht gefallen, die nach dem Bericht des Generalquartiermeisters von Stein vom 10. September mit dem Rückzüge des linken russischen Fiügcls auf den Njemcn endete. Ein englisches klagelie-. London, 11. September. Unter der Spitzmarke: „Schnelligkeit, Schnelligkeit!" schreibt „Daily Telegraph": Die Nachricht, daß 5 schnelle deutsche Kreuzer ihre Arbeit, britische Han delsschiffe zum Sinken zu bringen, im Atlantischen Ozean noch fortsctzen, trotzdem sie von 24 engli cken Kreuzern und außerdem von zahlreichen französischen Schiffen verfolgt werden, zeigt den Wert der Schnelligkeit. Viele Jahre hat Deutschland schnelle Kreuzer gebaut, und es besitzt jetzt 9, die eine Schnelligkeit von 27 Knoten haben. Seit Erspar nisse in der britischen Marine gemacht werden mußten, um eine parlamentarische Mehrheit zu be friedigen, hat sich die Admiralität so gut wie möglich mit älteren und langsameren Schiffen behelfen müssen. Sie datieren von einer Zeit vor der Er findung der Turbinen. Der Krieg sieht uns daher wohl mit einer starken Ueberlegenhett von Kreuzern, aber kaum einer läuft schneller als 25 Knoten, die meisten langsamer. Es gibt keinen englischen Kreuzer im Atlan tischen Ozean, dem die deutschen Kreu zer nicht entfliehen können. Unsere Ge schäftsleute müssen nun unter diesen Umständen Mangel leiden. Vie Vahlweiber mel-en stchl Aus Rom wird gemeldet: Nun treten auch die englischen Stimmrechtsweiber gegen Deutschland auf den Plan. Miß P a n k h u r st läßt in London einen wilden Kampfruf an alle Suffra getten los, in dem sie zum Kampf gegen Deutschland auffordert. Die neutrale Handelsschisfahrt und der Seekrieg. Frankfurt a. M., 11. September. (Eigener Drahtbericht.) Die „Franks. Ztg." meldet aus Amsterdam: Wegen der Beschlagnahme mehrerer holländischer Dampfer ordneten mehrere hollän dische Interessenten telegraphisch an, wegen Verlustgefahr einstweilen keine Produkte aus Niederländisch-Jndien zu verschiffen. Vie erste Enzyklika Seneöikts XV. Rom, 11. September. Der „Osservatore Romano" veröffentlicht eine vom 8. September (dem Tage Mariä Geburt) datierte Enzyklika des neu gewählten Papstes Benedikt XV., in der er unter Hinweis auf die Schwere der von ihm über nommenen Aufgabe erklärt, er zweifle nicht daran, daß Gottes Gnade, die ihm die Last einer solchen Bürde auferlegt habe, ihm die nötigen Kräfte schenken werde. Hierauf spricht der Papst seinen Schmerz über den gegenwärtigen furchtbaren Krieg und den Wunsch nach seiner baldigen Be endigung aus. Integrität Albanien». Rom, 11. September. Der „Popolo Romano" dementiert auf Grund von Nachrichten aus zuver lässiger Quelle das von einem oberitalienischen Blatt verbreitete Gerücht, daß die Besetzung Dalonas durch italienische Truppen bevorstehe. In der Tat hat sich weder in Valona noch in irgendeinem anderen Teile Albaniens etwas ereignet, was ein Eingreifen Italiens nötig gemacht hätte, das an erster Stelle ein Beispiel der vollkommenen Achtung vor der Unantastbarkeit Al- baniens zu geben wünscht, solange diese nicht durch andere verletzt wird. Anderseits besteht kein Grund zu glauben, daß andere die Unantastbarkeit Albaniens zu verletzen gedenken, noch auch, daß die in Durazzo und Valona befindlichen Türken be absichtigen, Albanien aus seiner Neutralität heraus treten zu lassen, wie sie ihm durch die Londoner Konferenz auferlegt worden ist. Die neuen albanischen Machthaber wissen sehr gut, daß die Mächte, indem sie Albanien für ein selbständiges und neutrales Land erklärten, vor allem seine Un abhängigkeit sichern wollten. Außerdem erhielt Italien bisher keinerlei offizielle Nachricht hinsichtlich neuer Bewerber um den albanischen Thron. UM* Unsere gestrig« Abendausgabe »«faßt 4 Seite», die vorliegende Au»,ab« 8 Seit«», znfamm«, L2 Leiten. KauptschnsUeirrr: Lr. Verntz. W«N«»^ r««r. Berantw'ktliche Schriitleiter: für Politik lPr. Ar«» Giieether: Mr die Handelsteitun, Walther -chi«»l«r; für Leidiger und sächsische An,eleg«nheiken Arn»kh giiteke: Mr ltunft und Wissen schaft Lr. Friedrich -«»recht; Mr Musik -«««« Oegnitz: Gericht g. HaarfrlS; sür die Reise-, Bäder- und Berkehrlceitun« L«v»ta M«»«r. — Für de« An»eigenteil Heiter, valser. Verla«: L«td»i««r LaheSlatt. Äeselljchait mit beschränkter Haftung. Druck: Fischer L Fürste» Sämtlich in Leip»i«. Zuschriften lind nicht persönlich »u adressieren, sondern an den Berla«, die Redaktton oder die OieschästssteNe de« LeMrMer Tageblattes. Geiellschast mit beschränktrr vastung. ,u richten. Unverlangten Manuskripten ist stets da» Rück« herto dri,usü«en. Für Aufbewahrung und Rückoab« »ich keine ; Gnstbe ibernomme».
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