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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.11.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141110028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914111002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914111002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-10
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. 572. Nvenü-Nusgade. Leipziger Tageblatt. Tage lang aus Kilometer Entfernung beschossen. Neue deutsche Kräfte marschierten iilrer Lüttich und Mccheln nach Ppern. Vie -rutsche Offensive gegen -ie französische Schlachtfrvat. ** Amsterdam, 10. November. sEigener Drahlbericht.) Der „Courant" meldet an» dem sranzöfifchen Hauptquartier von seinem dort weilenden KriegsbcriMterstatter: „Die Offensive drr Deutschen ist an der ganzen Schlachtfront ungemein start, am heftigste» immer »och bei Ppern und Arras. Die Deutschen haben Li« Festungs werke von Lille neu arm tert und mit schwerstem Geschütz besetzt, weshalb von der Rückeroberung Lilles zurzeit von der französischen Heeresleitung abgesehen wird, zumal da die oer» siiqbaren Truppen der Verbündeten zur Sicherung des Weges nach Calais vorgeschoben sind. Aus letz terem t-rnnde muhten auch mehrere Terrain- abschnitte den Deutschen überlassen werden. General Iossre hält den Zeitpunkt zur Wiederaufnahme der französischen Offensive noch nicht für gekommen." vor -em Durchbruch bei Lille! sEigrner Drahtberich t.f s' Graoentzage. in. November. Aach einem Bericht der „Times" haben die Verbündeten auf Grund fünftägiger ausgedehnter Fluazeugerkun- digungen «ine außerordentlich umfangreiche Truppenbewegung bei den Deutschen seststellen können. Bon La Basse an bis Douai und Lille seien alle Wege mit Truppen und Artillerie überfüllt. Augenscheinlich bereit sich bei Lille ein starker Dnrchbrechungsversuch deutscher Truppen vor. Ein deutscher Zlieger über Dünkirchen. London, 10. November. Nach der „Daily Mail" warf ein deutscher Flieger Bomben über Dünkirchen ab. Die eine fiel in ein Dock, ohne Schaden anzurichten, die andere in die Nähe des Rat hauses, so daß in einem Umkreise von 100 Metern al'e Fensterscheiben zersprangen. Paris rüstet zur verteiüigung. Aus Brüssel erfährt die „Krcuzzeitung": Die in Frankreich befindlichen belgischen Truppen werden augenblicklich nach Paris besürdert, um im dortigen Festungsgebiete bei der eventuellen Verteidigung gegen di« Deutschen verwendet zu werden. Der türkische Tagesbericht. Konstantinopel, 0. November. Mitteilung des Hauptquartiers: Obwohl Schnee und Nebel herrschen, dauert un. serc Offensive an der kaukasischen Grenze an. Teiegrammwechsel zwischen -em Erzherzog Zrieürich un- Enver Pascha. Konstantinopel, 10. November. Der Oberkom- mandiercnde der österreichisch ungarischen Armee, Erzherzog Friedrich, richtete an den tür kischen Kriegsminister Enver Pascha ein Tele - gram in . worin er seiner großen Freude und Be friedigung Ausdruck gibt, daß die Türkei an dein Kriege, den Oesterreich-Ungarn für die Gerechtigkeit und Zivilisation unternommen hat, mit solchem Mute rcilnehme. Der Erzherzog begrüßt den Kriegs- Minister als das wahre Haupt -er ruhmreichen Armee, die gegen die g.meinsamcn Feinde den Sieg davontragen werde, und fügt Hinzu, er betrachte den Ersolg der ottomanisckzcu Flotte als ein gutes Vorzeichen. Schließlich spricht der Erzherzog dem K r i e g s m i n i st e r und Ma rineminister D : ch e m al Pascha, dem es in so kurzer Zeit gelungen ist, eine so tüchtig« Flotte zu schassen, herzlichste Glückwünsche aus. — Enver Pascha erwiderte mit einem Telegramm, worin er dem Erzherzog für seine Glückwünsche dankt und den Wunsch ausdrückt, der Allmächtige möge den Ottomanen und Waffenbrüdern, die gegen di: Feinde des Rechtes und der Humanität Krieg füh ren, den Lieg verleihen, und schließt: Wir er griffen mit großem Vertrauen die Waffen, um für d i e M i l l i o n e n U n- schuldiger die Freiheit zu erringen — Die Depesche ist gezeichnet: Enver Pascha, Vize generalissimus des ottomanischen Heeres und der Flotte. Vie rusttsthe Schwarze-Meer-Zlotte zersprengt. : Budapest, 10. November. Nach hier einge- laufenen Meldungen wurde die russische Flotte im Schwarzen Meer durch einen Angriff der Türken zersprengt. Ein Teil der russischen Kriegsschiffe habe sich Sann in verschiedene Häfen geflüchtet. Die meisten russischen Kriegsschiffe halten sich im Hafen von Ismael und Noworossijsk verborgen. Die Verhaftung -er Konsuln Gesterreich- Ungarns un- -er Türkei in Täbris. Konstantinopel, 10. November. D.'i der Be sprechung der Verhaftung und Verschickung der Konsuln Oesterreich Ungarns und der Türkei in Täbris verweist das Blatt „Terdschuman i-Hakikat" daraus, wie sehr dieses barbarische Vorgehen mit der Höflich keit in Widerspruch sicht, welche die Türken gegenüber den russischen Konsuln und Be amten in der Türkei an den Tag gelegt haben, und wie heuchlerisch das Manifest des Zaren ist, das die Türken als Wild« und Feinde des Christentums hinstillt. Das Blatt erinnert an die in Petersburg gegen die österreichischen und die deutschen Gcschäftslädcn sowie gegen die Botschaftsgebäude Oesterreich-Ungarns und Deutschlands begangenen barbarischen Aus schreitungen und betont, daß die Russen nach alledem kein Recht haben, im Namen der Zivilisation und des Christentums zu sprechen. — Das Blatt richtet gleichzeitig an Persien die Frage, wie lange es die seine Souveränität ver letzenden Umtriebe dulden werde, und warum es sich nicht beeile, die gegenwärtigen Ver hältnisse zur Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit zu benutzen. Außerdem sollte Persien seine Pflicht gegenüber dem Islam erfüllen. Rückzug -er Rusten bei Czernowitz. s. Budapest, 10. November. Die gestern in der Umgegend von Czernowitz begonnenen V o r- postengefcchte endeten mit dem Rückzug der Russen, von denen viele gefangen nach Ungarn ge bracht wurden. Augenblicklich stehen die Russen an der Grenze der Bukowina auf der Linie Bojan- Novoczielka. In Ostgalizien und Bessara bien werden schon seit einigen Tagen russische Truppenocrschiebungen beobachtet. Man vermutet, doch liegt eine Bestätigung noch nicht vor, daß diese mit dem türkisch-russischen Krieg im Zu sammenhang stehen. Vie Lage in Portugal. : Köln, 10. Novrmbcr. Nach portugiesischen Nach richten der „Köln. Ztg." dauern die Ver wüstungen durch Boni den an Brücken und Bahnhöfen fort. In ein>m Fall entgleiste ein Zug, in dem d:r Ministerpräsident aus Nord- Portugal zurückkchrte. Außerdem sanden Mili tär re vollen in Braganza statt, über deren Erfolg wegen der Zensur die Zeitungen kleine Be richte bringen. Die Druckereien mehrerer monarchi stischer Zeitungen wurden zerstört und geplündert. Am 11. Oktober platzte vor dem deutsch:» Konsulat in Oporto :ine Bombe. Es war dort jedoch 'nie mand zu Hause. ' Mailand, 10. November. Der portugiesische Geiandtc in Bordeaux, Chagas, erklärte dem Korrespondenten der . Stampa", die Hilfe, die Por tugal England gewahrt, sei vollständig und bedingungslos. Die portugiesisch englische Waffenbrüderschaft aus der Zeit Napoleons werde jetzt erneuert. In einigen Tagen werde die Kammer zusammentretcn und zwei fellos die Vorschläge der Negierung billigen, nach dem alle Parteiführer bereits ihr Einverständnis au-gesprochen haben. Vie allgemeine Mobilmachung in China. —* Majland, 10. November. (Ei-. Drahtnachr.) „Lombarhia" meldet: China hat die allge. meineMobilisierung angeordnet. Di« Kon sulate der chinesischen Republik in Italien geben bereit, allgemein« Einberufungsbefehle an die chinesischen Staatsangehörigen au». Vie neutralen Staaten un- -ie englische Nor-seesperre. 1! Berlin, 1v. November. fEigener Draht bericht.) Wie uns über Kopenhagen gemeldet wird, sind auf Antrag Schwedens von den drei skandinavischen Reichen Verhandlungen ausgenommen werden, die dahin abzielen, daß es nicht bei dem staatsrechtlichen Protest der neutralen Staaten gegen England» Absperrung der neutralen Nordsee verbleiben soll. Da ein kriegerisches Eingreifen der neutralen skandina vischen Reiche ausgeschlossen ist, so kann lediglich die Einstellung der gesamten Ausfuhr nach England aus Skandinavien bei den Verhandlungen in Betracht kommen. Vas schweigsame Hauptquartier. Unter dieser Ueberschrist veröffentlicht die Nach richtenstelle des Ministeriums des Innern folgendes Ll. ck. Dresden, 9. November. Die Gedanken von Millionen deutscher Reichsbürger richten sich seit Krieasbeginn auf das Walten und Wirken des Deutschen Hauptquartiers, und auch im Auslande haben seine knappen, grundehrlichen, sachlichen Berichte einen solchen Widerhall gefunden, daß man zum Beispiel in Schweden seine Sprache eine „klassische" nannte. Neuerdings haben sich nun an scheinend hier und da die Ansichten über Zweck und Bestimmung dieser Berichte etwas verschoben. Es istnichtAufgabedesHauptquartiers.demdeutschenVolke eingehende farbige Schilderungen der Kriegslage zu geben oder womöglich sanfte Beruhigungspillen zu verabreichen, wenn an irgend einer Front, infolge harter und noch nicht entschiedener Kämpfe bei ein zelnen Ungewißheit und Zaghaftigkeit auftauchen. Im Bewußtsein, sich das felsenfeste Vertrauen des ganzen Volkes verdient zu haben, schweigt das Haupt quartier, solange nicht entscheidende Tatsachen zu verkünden sind. Es schweigt aber nicht, wie leider die Zweifler glauben, um dem Volke etwas vorzu enthalten oder gar ru verheimlichen, denn dazu steht es zu hoch in seiner heilig-ernsten Aufgabe. In einem sogewaltigenKriege wiejetzt.kann es nicht täalichSieaes. botschaften geben und eine zeitweilige Ungewißheit soll männlich ertragen werden, um so mehr, als es nur recht und billig ist, daß wir Daheimgebliebenen die Spannung und die unsagbaren Anstrengungen bei den Unsrigen im Felde auch zu einem Teile nach fühlen und mitertragen. Auch bei uns in der Hei mat muß die tägliche Losuna heißen: Unerschütterlich glauben an den glücklichen Ersolg unserer Sache und auch bei etwaigen Rückschlägen durch halten mit Worten und Taten. In solchem Geiste müssen und werden wir siegen! Kriegssitzung -er Serltner Han-elskammer v. Berlin, 10. November. In der gestrigen Kriegs sitzung der Berliner Handwerkskammer wurde erneut die Entschlossenheit festgestellt, daran festzuhalten, daß alle Erwerbsstände zusammenstehcn müssen, bis es gelungen ist, einen Frieden zu schlic ßcn, der unsere großen Opfer wert ist. — Für das Handwerk in Ostpreußen und Elsaß-Lothringcn wur den 10 000 M bewilligt. Bis zum 3. November wurden etwa 70 000 als Unterstützungen an Handwerker ausgezahlt. Höchstpreise für Kartoffeln. * Berlin, 10. November. Die Vorlage über F est - setzung von Höch st preisen bei Kartoffeln, die, nach der „Neuen Politischen Korrespondenz", dem Vlenstsg, 10. November 1914» Bundesrat demnächst zugeht, sieht eine Prcisbe- Messung vor, die der Bevölkerung dieses Nah rungsmittels zu erschwinglichem Preise zur Ber fügung stellt, doch dem Landwirt keinen Anreiz bietet, die Kartoffeln in übermäßigem Umfange zu vcrfüt, lern. Der Papst un- -ie Unzuträglichkeiten -es gegenwärtigen Krieges. Rom, io. November Der Papst hat an den Erzbischof von Antivari, Mfgr. Dcbrccic, einen Brief gerichtet, in welchem :r ihm Güte gegen d i e G e f a n g c n e n in seiner Diözese ans Herz legt. Er sagt: Seit Uebernahme des Pontifikates hat sich der Papst nach seinen Kräften damit beschäftigt, irgend ein Heilmittel g : gen die Unzuträglich- leiten des schrecklichen Krieges zu fin den. Der Papst erinn.-rt an seinen Brief an Kar dinal Hartmann-Köln in derselb.m Ange legenheit und empfiehlt dem Erzbischof, den Gefan genen in seiner Diözese durch das größte Wohl wollen zu Helsen, bcsond:rs den Verwundet:» oder Kranken. Er schließt, er zweifle nicht, daß di: Königliche Regierung sich gütig und milde gegen die Gefangenen verhalten werde, so daß man. wenn sich die Tätigkeit des Bischofs mit dcrj.migen der Re gierung v:reinigen würde, viel bester jener Not wendigkeit Rechnung tragen könnte. Gesuch -er in Vres-en leben-en Rusten an Sjasonow. Eine Anzahl h:rvorragcnder Vertreter der in Dresden ansässigen russischen Staatsangehörigen hat nach den „Dresdn. Nachr." auf die Anregung des früheren russischen Gesandten am sächsischen Hofe Ba ron v. Wrangel durch Vermittlung der spanischen Botschaft in Berlin dem Minister drr auswärtigen Angelegenheiten in Petersburg Ssasonow ein Ge such cingereicht, in welchem letzterer unter Hinwris auf die seit einiger Zeit hier herrschende erregte Stimmung gegen Untertanen feindlich:! Staaten, darunter auch Rußlands, gebeten wird, die er forderlichen Maßnahmen zu ergrei fen, um das nach den Berichten dec hiesigen Presse sehr traurige Los der in Rußland lebenden Deutschen zu erleichtern, damit die drohende Gefahr einer Internierung oder Be drängung der hier lebenden Russen abgcwendet wird. In di:scm Gesuch wird auf die überaus humane Be handlung der Rusten seitens der Dresdner Behörden hingewiesen und berichtet, daß, abgesehen von einer Meldung bei der Polizei, die russischen Untertanen hier in keiner Weis: behelligt werden. Vas vertagen -er ftanzöststhen Zel-post. Paris, 10. November. Der „Temps" kritisiert das völlige Versagen der Feldpost und sagt: Während die Meinung berechtigt war, daß die Feldpost nach dreimonatiger Erfahrung nichts zu wünschen übrig lasten würde, funktioniert sie mit organischen Stockungen. Ihre Pflicht, die sie über nimmt, unsere Soldaten und ihre Familien nicht ohne Nachricht zu lassen, erfüllt sie in keiner Weise. Protest über Protest, aber alles um sonst! Die schönsten Versprechungen, aber kein Erfolg! Die systematische Verzöge rung der Briefe, von der die Postverwaltung immer faselt, wäre noch verständlich, wenn cs sich um Sen dungen von Soldaten nach Hause handelte; aber ge rade diese kommen ordnungsgemäß an. Die Be stellung ins Feld ist aber mangelhaft. In den Büros häufen sich die Sendungen, bleiben zur Versendung liegen und werden wegen Mangels be sonders an geschultem Personal nicht einmal sortiert. Bei den stöben gibt es ziemlich viel unbeschäftigte Leute. Aus den nördlichen Gebieten sind viele jetzt Dienstfreie geflohen, warum stellt man diese nicht an ? Aber die Postvcrwaltung trennt eine her metischc Scheidewand van der Militärverwaltung. Die Paketbestcllung ist ebenso unzu verlässig. Kann das nicht die Familien und die Krieger entmutigen? SodrsidMLsoktllvo LkmMitz i». Vi-immniseko 81r. 24. Tel. 12989. Lor Königreich vakeim. sj Noinan von Ado von Wersdorfs. Er begriff dieses Mädchen nicht In feinem Herzen stieg etwas Dunkles, Warnende? empor. Ein Schweigen tag nnn zwischen den bei den, die in der flammenden Morgenpracin des Weltmeeres beieinander fasten. Was klein war und geringsiigig, konnte lanm in solchem Nahmen bestehen bleiben. „Was sollen wn nnn inn?" fragu das Mädchen, nach einer Panse des Nachdenkens in .ms leise Nollen und Nannen des Meeres. Er antwortete nicht sogleich Tas „wir" hallte in ihm nach, wenn schon der kalte Blick oer schönen Augen es nur zu einem leeren Worte machte. „Ich würde zunächst wohl nach der Insel fahren," sagte er nach einer Pause gedanken voll, das 'Ange den Umrissen der fernen Insel znwendend 'Sie folgte seinem Blick, während er lnnzn- fngtc: „Wenn nur Uapiiän Sammetmann leistungsfähig wäre. Allein möchte ich nicht hin über. Wer weist, was ick' finde, was mir be gegnet. -Sie wären dann ganz vertanen mit dein tranken Manne." „Und was wollen Sie dorr ans der /.In sel", ivie Sie sagend Weshalb war- cs not wendig, das? Sie Umfahren? Sie sagten, das; Sie es wollten und wurden, wenn der >taoitän mit Ihnen fahren Ivnnle Wir haben ,a Vor rätc genug für vierzehn Tage oder sogar drei Wochen, ivie Sie meinten, ans dem Wrack, und bis dahin lwird der Konsul, mein Bruder, sicherlich — —" „Sic haben keine richtige Vorstellung von den Entkernungen und Zeiträumen," unterbrach er sic. „Bestimmte habe ich auch nicht, denn die einzigen, mir zu Gebote stehenten uno meiner Sachkenntnis zugänglichen Apparate, die ich dem Schiff entnehmen konnte, sind inchl unbedingt richtig, stellen nur fest, das? wir uns hier an einer der unbekanntesten, gefahrvollsten, von unterseeischen Klippenwaldungcn, weithin laufenden Sandbänken durchsetzten Stelle des Ozeans befinden. Sehen Sic dort, die weiß lich schimmernde Stelle deutet auf eine neue Sandbank und flaches Wasser. Und in einem solchen Walde von Klippen sitzen mir fest. Sehen Sie, hier ist es fast so flach, das; man den Meeresboden sehen kann, und dort sicht cs so lies ans, als schaute mau in einen Brunnen." Es ivar Schweigen zwischen ihnen. „Die Wahrscheinlichkeit liegt aber doch nahe?" fragte sic nach einer langen Panse lang sam, „nur gesagt müssen wir uns darauf machen, das; es vielleicht länger dauert, als wir hoffen. Wir werden cs aber doch können?" „Das ist unsere Hoffnung," sagte er mit ernstcm Lächeln. „Wenn keine schlimmen Kom plikationen cintrctcn." „Und welche wären das, Herr Doktor?" „Entbehrungen -- Not!" „Und die schlimmste?" Er schwieg und sah jie au. Das stille Ansehen mußte sie fühlen, und da weiter keine Antwort kam, nickte sic still und ernst vor sich hin. Er aber vergaß sich selbst und alles um sich her und sah sich sest an diesem lieblichen Profil. Sie schien sein verlorenes Anschancn gar nicht zu bemerken. „Mit der kleinen Kavitänsjolle meinen Sic da hinüber zu kommen? Können Sie die Ent. fernung denn ungefähr schätzen?" „Ungefähr ja - aber auf alle Fälle müßte dort alles zugerichtct fein für den Aufenthalt, denn Sammctmanns Schwäche ist noch groß und eine Gefahr liegt sür ihn in der Erlursion, die ihn von feinem gescheiterten Schiff fortführcn würde." Tie ftanocn jetzt ncbenelnandcr am Wrack. lDie leisen, zärtlich plätschernden Wellen des Mee res glitten gleichsam kosend zu ihnen hinauf an den feuchten Planken. Sie war ihm so nahe. das; er nur halb den Arm auszustrecken brauchte, um die zarte Gestalt zu umfassen und zu stützen, damit die schmale Hand sich nicht so fest an Pen Nand des Schiffes klammern brauchte. „Ich bin gar nicht mehr so schwach," sagte sie wach einer Pause ruhig, „und würde gern mitfahren und die Insel entdecken," schloß sic mit dem Schimmer eines Lächelns um den blassen Mund. Er schwieg und fühlte den ganzen gefahr vollen Zauber dieses Weibes, dies Gemisch von tausend süßen Holdseligkeiten, das er in einer einzigen Umarmung gehalten. An dem lichter gewordenen Nachthiinmcl flammten noch die Sterne, die silberne Mond sichel schwamm schon fast in das Morgcnglänzen der Himmelsglocke hinüber, und der Morgenstern schwebte erhaben am östlichen Himmel empor, als sie nach der Insel, nach dein „Königreich Daheim" fuhren. Der Kapitän, Anna Scho- lastika, Knut Jarl und Schir-Khan, die Dogge. Dino hatte Zurückbleiben müssen, wegen des mög lichen Erscheinens des Nettuugsschlffes. Auch dem Kavirän hatte Knut Jarl lange gezögert, etwas zu sagen von der Hinfälligkeit ihrer Hoffnungen, daß die „Sueebcck" Menschen au Bord des Wrackes befindlich wisse. Auch er wollte erst die die Insel sehen, den freundlich schönen Eindruck emvfangen, ehe er das Schlimmste erfuhr. Der Kavitäu fügte sich übrigens völlig ge faßt und ergeben in sein Unglück und zeigte Interesse sür Jarls vermutete Insel. „Und was, Kavilän," hatte er gefragt, „was soll werden, nenn der Entsatz lange zögert, so lange, daß wir uns nicht länger mit dein Nah. rungsvorrate des Wrackes halten können?" Da hatte der alte Mann sehr ernst gesagt: „DaS kommt ganz darauf an, ob Ihre Insel Existenzmöglichkeitcil bietet, Doktor!" Die halte er ihm versichern tonnen. Sam. metmann hatte eine Weile still vor sich hin gesehen. „Dann bleibt uns also nur die Hofs, nung, daß Ihre Ansicht über die Bewohnbarkeit der Insel sich bestätigt." Und so waren sic, als der erste Schimmer des neuen Tages die Nacht erhellte, in das Kapitänsbvot gestiegen, hatten Lebensmittel mit genommen und waren zur Insel hinübergcfahren. Wo war man nur? In welchem Lande, in welchem Srt? Wohin wollte man? Wie klar war dies Wasser! So weit und groß jedes Kleinste da unten, als sähe man Wasser durch doppelte Glaswände. Grüne Wälder da unten, ganz, ganz tiefe, weite, grüne Wiesen, auf denen sich bunte Ticrlciber aller Art tummelten; große, runde Fischaugcn meinte inan zu sehen, Qual len, Wasscrtierc aller Art, glatte, schillernde Ticrleiber, appctitrcizend. Es waren am Ende köstliche Leckerbissen, gesotten und gebraten, die Reiche auf kultivierter Tafel als Neuheiten prei sen würde. „Morgen müssen wir mit dem Handnetz ein mal herausfahren und mit der Angel", sagte Anna Scholastika. „Welch schöne Braten mögen da überall hernmschwimmcn!" Es freute ihn heimlich, das; sic sich inter essierte und daß er sie unterrichten konnte. Er fragte, nb sie sich wohl getraue, die Zubereitung zu übernehmen, worauf sie schüch. lern den Kovs schüttelte. „Nun," meinte er heiter, „dann müssen eben Kapitän Saminctinann und ich der Sache zu Leibe gehen. Schiffskapitän und Arzt sind ja wenigstens nicht ganz unerfahren auf dem Ge biete der Kochkunst." Ein surrendes, ziscbendes sizeräuscb zog die Aufmerksamkeit der beiden aus der Tiefe zur Höhe empor. „Ach, meine Vögel," ries der Doktor erfreut. „"Jammerschade, daß ich kein Logelschrot bei mir habe. Daran hätte ich auch denken können, bet dieser Exkursion ans meine Insel. Ich habe diese köstlich gefärbten, großen Vögel nämlich schon gesehen." „Meine Insel - meine Fische — meine Vö- gcl! Warum nicht mein Weltmeer!?" scherzte sic leise spottend. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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