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Sächsische Volkszeitung : 30.12.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193612308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19361230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19361230
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-12
- Tag 1936-12-30
-
Monat
1936-12
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.12.1936
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Die Schicksalsstunde Europas Line Lebensbilanz der Gegenwart aus konservativer Schau Es hat in den letzten Jahren nicht an kulturphilosophischen Werken über die europäische Krise gefehlt. Aus Oswald Spengler, der von deutscher Seite mit seinen« „Untergang des Abendlandes" das Grundmotiv angab, hat ein vielstimmiger Chor aus fast allen europäischen Nationen geantwortet. Wir nennen den Russen Berdiajew mit „Das neue Mittelalter" und „Das Schicksal des Menschen in unserer Zeit", den Holländer Huizinga mit „Jin Schatten von Morgen", den Spanier Ortega «; Gasset mit „Der Aufstand der Massen", den Schweizer Gonza- gue de Reynold mit „Die Tragik Europas", den Franzosen Paul Val-ry, den Italiener Evola mit „Erhebung ivider die moderne Welt". In Deutschland waren den kulturmorphologi- scheu Betrachtungen Spenglers bereits Nietzsche, Lagarde, Cham berlain und der Rembrandtdeutsche vorausgegangen, zur Zeit ist die Kulturkritik einer der am breitesten fliehenden Ströme im geistigen Leben Deutschlands, auch die ausländische«« oben erwähnten Kulturkritiker finden hier wohl den stärksten Wider hall. Man wird daher voi« einem neuen kulturkritischen Werk, das sich mit der Bestandaufnahme und Deutung unseres euro päischen Schicksals besaht, zum mindesten neue Gesichtspunkte, neue Horizonte und Perspektiven, wenn nicht gar die Aus weisung eines neuen Weges erwarten. Und man wird diese Er wartung um so mehr hegen, wenn es sich um ein ziemlich um fangreiches Werk mit einer fast verwirrenden Fülle der Probleme handelt ivie bei dem jetzt erschienenen Buche des Prinzen Karl Anton Rohan „Schicksalsstunde Europas. Erkenntnisse und Be kenntnisse. Wirklichkeiten und Möglichkeiten" lLenkam-Verlag, Graz 1997). Die Kritik an der kulturellen Gegenwart Europas «var in der Vorkriegszeit das kühne Wagnis einsamer und etivas ab wegiger und leicht sonderbarer Denker, sie wurde ii« der Nach kriegszeit ausgenommen von Wortführern der öffentlichen Meinung und von Gelehrten, die sich verantwortungobewuht über ihre sachliche Enge zu erhebe«« muhten. Heute gehört die Kulturkritik bereits zum Handwerkszeug der gehobeneren Publizistik. Prinz Rohan ist weder originaler einsamer Denker, noch universal ansgerichteter Gelehrter, sondern Publizist. Von einem Publizisten erwarten mir mehr ein kluges als ein weises, mehr ein lesbares und anregendes, als ein tiefschürfend origina les und auch mehr ein kurzes, handliches, als ein umfangreiches und erschöpfendes Buch. Gegen die letztere Erwartung hat Prinz Rohan zweifellos mit seinen -192 Seiten etwas verstohen. Aber dieser Verstoh wiegt leicht, wenn man bedenkt, dah Prinz Rohan dock etwas mehr als Publizist ist und dah er von einer höheren Ebene als der des Publizisten zu uns spricht. Prinz Rohan gehört einem alten Geschlecht an das in der europäischen Geschichte seit Jahrhunderten eine Rolle gespielt hat. Europäisch wie seine Herkunft, ist auch Prinz Rohans Bildung und politische Einstellung. Gewih ist er Oesterreicher und bekennt sich als Oesterreicher auch zur deutschen Volks- und Schicksalsgemeinschaft. Aber sein politisches Hauptinteresse gilt dock Europa als einer kulturellen Einheit, wie er ja auch Be gründer und Herausgeber der in Berlin erscheinenden „Enro- päischen Nenne" ist Mo ist Europa? Man kann freilich fragen, ob diese europäische Atmosphäre, die man auf Reisen, Tagungen nnd Kongressen kennenlerncn kann, dieselbe ist. von der wir in der europäischen Krise spre chen. Ob man Europa nicht doch klarer, weil eindeutiger aus dem Frieden einer Klosterzelle, oder der beschaulichen Stille einer Studierstube her sieht, als von einem englischen Tennisklub aus. der ebensogut in Oxford wie in Schanghai liegen kann, oder von einem Arbeitervereinshnus oder einem technischen Büro. Bei Rohan tritt an Stelle der etwas mangelnden äutzc- ren Konzentration die Festigkeit des weltanschaulichen, religiösen und politischen Standpunktes. Er bekennt sich zum persönlichen Gott des Christentums und zwar des Christentums in seiner katholischen Form, er ist konservativ und verteidig', die tradi- tionelsen Werte Europas, er ist auf der anderen Seite aber aus geschlossen für die neuen politischen und sozialen Lebensformen des zwanzigsten Jahrhunderts, die er in der Bewegung, wie sie vom Faschismus und Nationalsozialismus ausgeht, nicht nur elnsühlend zu verstehen, sondern auch entschlossen zu besahen weiss. Prinz Rohan geht es nicht um das „Museum Europa", seine europäische Schau ist in erfreulicher Weise nicht historisch auf die Vergangenheit, sondern bei aller offenen Kritik doch bejahend auf Gegenwart und Zukunft gerichtet. Ihm geht es um das Wesen, den substantiellen Kern Europas. Zur Be stimmung Europas genügt ihm nicht die besonders in Frank reich übliche rein geistesgeschichtliche Definition wie etwa die von Bank Vast'-rn: „Ucberall, wo die Namen Cäsar, Trajan, Virgil, Paulus, Aristoteles, Plato, Euelid Bedeutung und ent scheidendes Ansehen haben, dort ist Europa". Rohan verlangt eine rassisch blutliche Ergänzung zu dieser gcistesgeschichtlichen Definition. Nach ihm wäre Europa überall dort, wo griechisch- römische Antike nnd das Christentum sich mit dem Blut der Germanen nnd der später eingewanderten Rassen, wie Slawen nnd Magnaren, zn einer höheren Einheit vermählt haben. Zu Europa gehört der bestimmte Gottesbegrifs. wie er vom Christentum geprägt ist, zum Unterschied von den pan- theistisch verschwlmmcnden Gottesvorstellnngen des Ostens, fer ner der Primat einer bestimmten sittlichen Einstellung, der Dor- rang der Persönlichkeit, die besondere persönlich gefärbte Liebes haltung des Europäers, und ein polarer Dualismus der Kultur ideale, in den« die Liebessehnsucht des Europäers nach Ganzheit sich ausschwingt. Bejahung der Gegenwart Die bisherige Kulturkritik, besonders wo sic von konser vativer und christlicher Seite ausging, hat etwas einseitig im Werden der europäischen Neuzeit den Abfall von der christlich metaphysische«« Welt des Mittelalters und das Hcrauskommen einer cntgottcten, säkularisierten Welt gesehen. Sic war pessi mistisch, resignierend gestimmt und erwartete den einzig mög lichen Ausweg aus dem Chaos der Gegenwart von einer Rück- wärtsbewegung zum Mittelalter und seiner weltanschaulich religiösen Gebundenheit. Rohan ist gewitz nicht blind gegen die Schäden der neuzeitlichen Entwicklung, ihren Relativismus, ihre Mechanisierung, Vermassung, Entgeistung, ja Barbarisic- rung des Daseins, aber, er übersieht auch nicht das Positive, das in der jetzt anhebenden Entwicklung liegt. Die dogmatische Gottlosigkeit hält er für die Verschleierung einer wirklich im Tiefsten erlebten Gottsuche und Gottschnsucht. Viele Kritiker der heutigen Zeit sind der Gefahr unter legen, aus der unberührten Reinheit eines „elfenbeinernen Tur mes". aus der Sicherheit einer durch langes Studium erworbe nen. durch Tradition und Kultur gefestigten geistigen Haltung heraus Verdammungsurtcile über die um sie herum gärende und sich neubildendc Welt zu schleudern. Bel Prinz Rohan läge diese Gefahr gewiss sehr nahe. Es ist das Positive seines Buches, datz er dieser Gefahr nicht unterliegt, datz er sich nicht zu den reaktionären Verurtcilern des neuen Europa rechnet. Auf der anderen Seite vermeidet er die würdelose Haltung des liberalen Intellektuellen, der sich zu einer neuen Bewegung deswegen bekennt, weil sie neu ist und weil sic persönlichen Erfolg verspricht. Seinen Grundsätzen und seiner überkom menen Haltung bleibt Prinz Rohan auch in diesen« Buche treu. Auch wo er das Positive in den neuen Bewegungen des Fa schismus und des Nationalsozialismus anerkennt, tut er es aus seine Weise. Nicht jeder wird jede Wendung und jeden Gedanke«« rest los «md uneingeschränkt unterschreiben können. Mancher wird sich daran stossen, datz e z. B. den Kommunismus und sein Regie- rungssystem zu objektiv schildert. Sicherlich entspringt diese Objektivität aber einer sehr grotzen Distanz. Die Zukunft Europa« Die Zukunft Europas sieht Rohan bei den Bewegungen, die sich gegen den Marxismus erhaben haben, falls cs ihnen ge lingt, Europa zu einen und gegen den Bolschewismus zusnmmen- London, im Dezember. Der Erbauer und Besitzer der bekannten englischen Auto mobilwerke „Morris", der vor rund einem Jahr bei« Titel eines Lord Nusfield verliehe«« bekam, hat offiziell mitgeteilt, datz er neuerdings «ine Stiftung über zwei Millionen Pfund (28 Mil lionen Mark) gemacht habe. Lord Nusfield hat sich mit dieser neuerliche«« Stiftung an die Spitze der Wohltäter Englands gestellt, denn er hat schon vordem gewaltige Summen in« Gesamtbetrag voi« !Z Millionen Pfund Sterling siiber 60 Millionen Mark) aus seinen« Privat vermögen zur Verfügung gestellt, unter anderem eine Million Pfund st2 Millionen Mark) zur Errichtung eines chirurgischen Instituts, das der Universität Oxford angegliedert werden soll. Das Weihnachtsgeschenk von 28 Millionen Mark hat Lord Nusfield den industrielle«« Notstandsgebieten Englands in Süd- wajes und im Gebiet des Tpde überwiesen. Das Geld soll dazu dienen, die Bautätigkeit in diesen Elendsgebietei« onzuregcn und auf diese Weise zu einer Ankurbelung der Wirtschaft zu kommen. Negierung in -er Zwangslage? Der hochherzige Stifter dieser Millionen hat sein Weih nachtsgeschenk für Südwales mit einer Ergebenheitsadresse an den Premierminister Baldwin begleitet. Trotzdem sind in Eng land Stimmen laut geworden, die der Auffassung huldigen, datz Lord Nusfield mit dieser Stiftung der englischen Regierung einen kleinen Seilcnhieb verabfolgen wollte, da von amtlicher Seite Den Haag, Ende Dezember. „Mr schicken uns an, zu feiern, nicht weil irgendein ober flächliches Gaudium iin Anzug wäre, sondern weil ein Fest vor bereitet wird, das eine tiefernste Bedeutung hat. Ohne solche wären wir auch zum Festefeiern nicht berechtigt. Wir leben in einer Zeit der Sorge und Not. Lailge Jahre schon haben sich diese in unser Dasein eingefressen. Viele wurden mutlos; mit der Mutlosigkeit zerbrach ost das Ecsiihl der Zusammengehörig keit. Und gerade in dem Augenblick, als wir am tiefsten in der Patsche sahen, kam die frohe Kunde, die Holland Wiederaufleben machte." So das „Komitee für die glanzreiche Begehung der Hoch- zcitsseier Ihrer Königlichen Hoheit, Prinzessin Juliana und Seiner Durchlauchtigen Hoheit Prinz Bernhard zu Gravenhage" im Vorwort zu seinem offiziellen Festprogramm. Man ist ehr lich. Es hat eine Anstrengung gekostet, sich zu dieser fast drei wöchigen Feier In der Residenzstadt und im Lande zu cntschlietzen. Sicher nicht, weil die Volkstümlichkeit des Ereignisses ii« Frage gestanden hätte. Der Republikanismus, der in den sozialen Stürmen Europas zu Ende des Weltkrieges auch hier kurz auf flackerte, ist vergessen. Sozialisten sitzen in den bürgerlichen Festausschüssen, die alten Parteien sind oranicntreu, und die jungen Kräfte, die der sozialen Umgestaltung auf neue Art zu streben, sind es erst recht. Die Jugend wünscht sich auch hier nichts Besseres, als «nit dem Ganzen von Volt und Staat sich eins zu wissen, und die Monarchie wird vielleicht um so mehr zum lebendigen Ersatz ihres Fühlens, weil manche anderen Symbole in Scherben gegangen sind. Königin Wilhclmina, ein in Lebensersahrungen gehärteter Charakter, erfüllt aber nicht ein mal diese repräsentative Rolle allein. Sic, die geholsen hat, das Regime Colijn zu einem der dauerhaftesten in Europa zu machen, und die, entgegen dei« Gerüchten des vergangenen Jahres, cs noch lange zu unterstützen gedenkt, hat auch politisch ihre starken Seiten. Es waren, wie das Haager Festkomitee sagt. Not und Un einigkeit, die das Festcfeiern unzeitgemätz erscheinen Netzen — Wirtsihaftssorgen und parteipolitische Zwietracht. Man braucht das nicht zu beschreiben, cs handelt sich um eine nationale Ge mütsverfassung, die zu Lebzeiten des jüngsten Zeitungslesers kaum einem Volk der Welt erspart geblieben ist. Mancherlei Kuren dagegen sind in den letzten Jahren in vielen Ländern er probt worden, mehr und minder erfolgreich. Holland aber ist allen fremden „Experimenten" gegenüber mitztrauisch geblieben. Schlietzlich kau« die Euldenabwertung wie ein Dieb in der Nacht. Nach der Lehre ihrer langjährigen Befürworter, an denen cs auch iin Lande selbst nicht fehlte, war nun die Gelegenheit günstig für «ine Lockerung des notdürftigen Lebensstils, wenn auch vielleicht nicht zum Festcfeiern. Der Austrieb ist in der Tat nicht ausgeblieben, und die währungspolitische«« Ereignisse voin Ende September gehören mit zum Hintergrund der spendierlustigeren Entschlüsse, die das „Komitee für die glanz reiche Begehung . . ." so beredt entschuldigt. Ein Gang durch die mit Leiter«« und Gerüsten vollgestellte Residenzstadt in der Woche vor Weihnachten überzeugte davon, datz Fcstescicrn Geld unter die Leute bringt. Nur scheinen die Holländer eben eine Entschuldigung zu brauchen. Der Kalvinismus macht die Nüchternheit zur obersten össentlichen Tugend des Landes. Er gestattet Entfesselung nicht ohne einen Rückblick aus die grimmi gen Tage, die man iin Gefängnis des nationalen Pessimismus »«gebracht hat. zuschlietzen. Dieser Zusammenschlutz braucht nicht unbedingt Krieg zu bedeuten. Aber auch im Falle eines Krieges würde der europäische Gedanke weiterleben, ivie er auch, falls es zu einem nnticuropäischen Amcisenftaat käme, sich immer noch in Katakomben retten würde Vielleicht am eindrucksvollsten in dem Robanschen Buch ist der Schlutz, in dem er gewislermatzen als Sprecher der Kriegs generation nuslritt. In ihm spricht er der alten Genera'ion. die jenseits des Umbruchsgrnbens, der das IO vom 20. Jahr hundert trennt, das Recht ab, hochmütig aus die neue Welt herabzusehen. „Kaum einer von uns hat das gehabt, was siir die uns vorausgehenden Generationen eine Selbstverständlich keit «var, die Jugend. Die meisten von uns hoben in einem Lebensalter, in dem unsere Väter und Grotzväter sorglos getanzt und geliebt, gesungen und getrunken haben, und lachend durch eine schöne Welt gezogen sind, an der ernstesten Front ge standen, der Front des Todes . . . Dafür sind «vir gläubige Menschen geworden." Gerade durch seine Lebensnahe und durch seine Bejahung unserer Zeit vermag das Nohansche Buch, das Puch eines gläu bigen konservativen Katholiken, zu den brennendsten Fragen unserer Zeit bis zu den Fragen der aktu'llen deutschen Politik ungemein Anregendes und Wertvolles zu geben. Dr. Hans Werner. immer noch nichts geschehen sei, um das Elend in Südwales, das ««ach dem Ausspruch eines bekannten englischen Politiker« „förmlich zum Himmel stinkt", zu beseitigen. In der Tat hat das Unterhaus ii« London, das erst kürzlich wieder über die Frage der Notstandsgebiete in Südwales heftig debattierte, bekanntgegeben, datz das Problem als unlösbar zu betrachten sei. Diese Bekanntgabe hat ungeheures Aussehen er regt, da der Regierung eigentlich schon seit längerer Zeit Fonds zur Verfügung stehen, die ausreichen «nützten, um eine An kurbelung der Wirtschaft im südlichen Wales zu ermöglichen. Line »ein menschliche Lat Das Weihnachtsgeschenk des Lord Nusfield hat demnach zweisellos einen gewissen politischen Hintergrund. Dennoch geht man in der Annahme kann« seht, wenn man erklärt, datz Lord Nusfield persönlich mit seiner Schenkung nur rein menschlich zu handeln beabsichtigt hat. Sein Vries an den Ministerpräsidenten Baldwin, in dem Lord Nussield dem neuen König Georg Vl. gleichzeitig seine Ergebenheit zum Ausdruck bringt, spricht in dieser Beziehung eine deutliche Sprache. Ob mit dieser Millionenstistung die ganze Frage der Not standsgebiete in Südwales und am Tyde im neuen Jahr von neuem aufgerolll wird, interessiert in diesem Zusammenhang niemanden. Den Arbeitslosen in Südwales ist zu Weihnachten eine unerwartete Freude bereitet worden, und das allein dürft« genügen, um der Tat des Lord Nusfield jene Anerkennung zr» verschaffen, die sic zweifellos verdient. Vie Vorbereitungen -er vernrählungr-Feierlichkeiten iin holländischen Königshaus Die Kronprinzessin Juliana, in ihrer patrizischen Er- schcinung diesem bürgerlichen Lande höchst angeinejsen, ist nach der Köngin der einzig lebende Sprotz des Hauses Oranien. Aber sie ist auch kaum über die Miste der Zwanziger hinaus. Nichts könnte beruhigender sein als die Znkunstsaussichtcn des Geschlechts, das Holland eine so lange Reihe von Herrschern und Herrscherinnen, darunter manchen ruhmreichen, gegeben hat — das Haus Oranien wird leben. Auch darüber machten die Holländer sich in früheren Jahrcn zuweilen Sorgen, die anderen zu sehr von ihrer Begabung siir Sorgen diktiert er schienen. Der 25jührige Prinz Bernhard von Lippe-Bicster- feld ist, wie auch dein strengsten Beobachter der öffentlichen Kundgebungen deutlich wird, für das holländische Volk über aus annehmbar. Die führenden Kreise des Landes überzeugen sich täglich mehr davon, und eine Verbindung, die siir manchen zweifellos als „politische llebcrraschnng" begann, hat ihr wah res Gepräge sehr schnell durch ihr^ unbegrenzte Volkstümlich keit erhalten. Datz der Prinz- sich in Gejchäjten «ungetan hat — er war in der Pariser Zweigstelle der I. G. Farben tätig —, kann dein grotzen Handelsvolk Hollands nur zusagen. Er tritt in« übrigen als die Verkörperung der Liebenswür digkeit aus und ist offensichtlich ein Mann von hohem Geschick. In dem heiteren Nahmen, der ihn und seine Braut seit dem 19. Dezember — dem feierlichen Tag des „Aufgebots vor dem Bürgermeister von 's Gravenhage — umspannt, gibt es frei lich auch Szenen, die den Prinzen tiescrnst stimmen müssen, wie sie Tausende von Schaulustigen ernst stimmen. Es war ein solcher Augenblick, als er auf dem Exerzierplatz des Malievcld vor Abordnungei« der holländischen Wehrmacht den Ossizicrs- cid ablcgte — „Treue der Königin, Gehorsam den Gesetzen, llnterwersung unter die Kriegszucht" — und vom Komman danten des Feldheeres eine lange Ansprache über die religiöse Toleranz im Wehrdienst und die Religion als „Quelle alles Glückes, aller Tüchtigkeit und alles wahren Akutes" entgegen nahm. Den Leuten im Haag sagen die geschästigen Amsterdamer und die schustenden Rotlerdamer gern eine gewisse Steifheit nach. Wenn aber die paar Tage seit dem 19. Dezember eine Probe des Kommenden sind, so wird sich bis zur Hochzeit am 7. Januar noch manches Gelenk lösen. Es ist wahr, man ist nickst ausgelassen, die flämische Kirmes ist nicht hier zu Hause. Aber die Lust und Liebe ist den „Haagenaars" bei ihrem Fest nicht abzusprechen. Die Losung des „Komitees siir die glanz- reiche Begehung. . hat wie ein Zauberwort gewirtt. Flag gen und Beleuchten, stundenlanges Warten oder Lustwandeln in der bunten, slimmcrnd.i« Innenstadt, Massen- und Chor gesänge von früh bis spät — es scheint wenig andere Beschäf tigungen zu geben, die in diesen drei Wochen noch mitzählen. Die Stadt wogt iin Notwcitzblau der Landesslagge, den gelb roten Farbe«, von Lippe und im flammenden Orange des königlichen Hauses. Das Orange behält spielend die Ober hand, es äugt aus jedem Knopfloch, cs strotz« als illuminier bare Riesenblutapseljine in winterliche«« Baumkronen, cs leiht den engen Kaufhausstratzcn eine Wagnerische Fcucrperspekiive. Die Königin aber hat die bescheidene Stratzenfront ihres Pa lais ain Roordeinde hinter kühlen Tanncnbäumen fast ver steckt. Abends strahlt das Innere der Stadt in einer fast lückenlosen Festbeleuchtung. Die Lampcnreihen ziehen getreu die Linien der edlen Häuserfronten an der Boorhout nach und spiegel«» sich, vom Vijverberg herüber, in« Weiher, der die ehr- Der Weihnachtsengel in Wales Lord Nusfield schenkt 2S Millionen — Gewaltiges Aussehen in England Nene Hilfe für dir Elendsviertel — Line Frage, die ungelöst blieb Hochzeit inr Haag /
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