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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.10.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141026029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914102602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914102602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-26
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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veue 2. Nr. 54S. Nvenü-Nuvgave. von Warschau noch Petrikau kreuzt. In diesem Be zirk, der sehr waldreich ist, kämpsen auch fibirische Truppen. Es wurden verzweifelte Erfechte geliefert, und manches Dorf wurde öfters von den Deutschen genommen und von den Russen zurückerobert. Im Kampfe um Kozemitsch, wo die Russen eine gefährliche Stellung unter schwierigen Umständen verteidigten, zeichneten sich die kaukasischen Truppen durch Tapferkeit aus. Sie sostcn Tage hindurch alle Angriffe der Deutschen abgeschlagen haben. Die Russen haben dort sehrschwere Verl» st e gehabt. Ein Regiment bekam beispielsweise im Lause des Gefechts drei Mal einen neuen .Komman danten. deutsche Ztteger über Warschau. ; Haag, 26. Oktober. Aus Warschau wird ge meldet, von aus dcu: scheu Flugzeugen aui die Stadt geworfenen Bomben wurden an einem Lage 4-1, an einem anderen Tage 62 Menschen gc tötet. Entsthöi-igungsansprüche an üie englische Negierung. Köln, 28. Oktober. (Eigene Drahtnach» richt.) Aus Antwerpen wird berichtet: Einige fünfzig große Antwerpener Handels häuser haben wegen der Vernichtung ihrer Warenvorräte durch die Engländer vor deren 'Abzug aus Antwerpen dein amerikanischen Gesandten im Haag Entschädigungsan sprüche gegen die englische Regierung in Höhe von AM Millionen Franken angezeigt, da die Vernichtung der Werte nicht während der Verteidi gung der Stadt, sondern erst nach der Räu mung durch das abstehende englische .Korps mut- willigcrwcise erfolgt sei. In Ermangelung einer Verbindung mit dein .Konsularkorps in Havre wurde die Angelegenheit dem amerikanischen Ge sandten im Haag zur vorläufigen Erledigung unter breitet. EnglischerNekrutierungsreinfali mGsiasien Den „Hamb. Nacht." zufolge haben die Engländer in Ostasicn einen Aufruf zur M eldung vo n .Kriegsfreiwilligen zur Verteidigung von Hongkong und Belagerung voll Tsingtau erlassen. Es wurden mindestens!!0"0 erwartet; gemeldet , hatten sich aber bis 'Anfang September nur II. Ver wert üer französischen Lanüesbefestigung. Daß unser Siegeslauf nach Paris sich nicht so rasch wurde gestalten lassen wie Anno 1870'71 hat tein E.ringercr als der alte Kaiser Wilhelm selbst verausgesagt, der im Oktober 1879 aus Baden- Baden an Bismarck schrieb: Hinsichtlich unserer — Deutschlands — Stellung in ein.m Kriege mit Frantreich weiche ich von Feldmarsckall Moltke ab, insofern ich seine Mei nung nicht teilen tann, vag unsere Streitkräfte ausreichen, einen solchen Kri.g ohne Verbündete zu führen. In einem solchen Falle würden wir uns einer 'Armee gegenüber b.finden, die sich von der von 1876 wesentlich unterscheidet, da der Fortschritt, den sie gemacht hat, sich nicht bestr.'iten lägt. 'Außerdem müssen wir in Be tracht ziehen, daß die s r anzö f i s ch e G r e n z e fast Herme lijch abgeschlossen ist, indem sie von der Schweiz bis nach Belgien ein: u n unterbrochene Lini e von F e st u n g e n und Forts bildet, die, selbst wenn sie durch brachen ward.', es unmöglich machte, Verstärkungen an die Front zu senden, und überdies den strate gischen Fortschritt unserer Kräfte enorm erschweren würde. 'Auf ein.in so beschränlten Felde müssen wir nach der 'Ansicht des Feldmarschalls Moltke die Schlacht liefern. Wenn wir siegreich sind, kann e u wir d e n g e j ch l a g e neu Feind nicht v:rfolgen wie 1870, da wir durch diesen E>ürtel von Festungen ausgehalten werden, die wir, anstatt uns aus eine Verfolgung einzu lassen, sofort belagern mühten. M o n a t ? könnten vergehen, bevor wir eine von i h n en ei n n ä h m e n , und das würde der geschlagen.'« Armee Zeit lassen, sich hinter dieser vei» kuf ckes Lebens. Hf Roman von .Karl Rosner. Doktor Cornelius stand mittlerweile abseits an der Wand und sah mit der scharf beobachten, den und kritischen Art, die ihm eigen war, dem Tanze zu, bis ihn das kleine Fräulein wieder auS den Pedanten rjs;. Sie erinnerle ihn an seine Täuzoi pflichten, und so drehte er sich nach einer Weile wieder mit der Kleinen zwischen den anderen Paaren. Dann setzte ihn das Friu- lein Lilh ab. Mitten im Tanzen war sie ihm davongelansen, denn der Diener war eingetretcn und reichte Mandelmilch nnd Limonade. Der Toltor war durch die rasche Bewegung ein we nig außer 'Atem gekommen. Reben der Tür sah er die Baronin nnd das Fräulein Cliveri, die mittlcnveile lsernntergekommen waren nnd dort Platz genommen hatten; er schritt ans sie zu und begrüßte sie. Dann lehnte er sich an den Rahmen der Türe, nnd so, ein wenig hinter den Damen stehend, blickte er in den Saal. Nnd da kam es ihm plötzlich zum ^Kwußtscin, wie zurückhaltend nnd ernst das Fräulein Elwert eben seinen Gruß erwidert Hane; verstohlen blickte er nun ans sie himrnter. Schön war sie eigentlich nicht; eine mittel große, schlanke Gestalt, von einem eng anliegen den, grauen Kleide umschlossen. Ihr N'-esicht war nickt sehr regelmäßig, die Rase war entschieden zu lang, nnd die graugrünen Angen hatten etwas Starres und sahen kühl, manchmal bei nahe hart unter den ebenmäßig gezeichneten Brauen hervor. Schön aber »var ihr reiches blondes Haar und ihr Teint von wunderbarer Reinheit und Blässe. Was aber dem Gesichte seine stärkste Eigenart gab, das waren zwei seltsam tiefe Falten, die von den Nasenflügeln abwärts zn dem schmalen Munde zogen. Es lag ein Sehnen ,n diesen Fügen, aber kein freies, ojsenes Gefühl, sondern ein unterdrücktes, verbittertes, das sich unter herbe, Harle Knien geflüchtet hat. — Als nächster Tanz kam eine Quadrille. Ein großer, glatzköpfiger Herr aus Berlin erbot sich, die Touren anzusaaen und zu arran gieren. Er war der einzige, der im Frack heruntergekommen war, und erzählte das jedem, als ob eS ein großes Unglück wäre — eine äußerst peinliche Sache, die gerade ihm passieren mußte! Und die Paare traten an. Ein Visavis! — ein Visavis! Der Dot ier Cornelius schritt auf Fräulein Elwert zu nnd verbeugte sich vor ihr. Beinahe erstaunt iah sie ihn an. „Dante, Herr Doktor — ich möchte lieber nicht tanzen." Die Baronin schüttelte den .Kops. „'Rein, Kind, Sie sollen tanzen ganz gewip. Sie sollen mitleben mit der Jugend " Aber das Fräulein blieb sitzen; ein leich tes Rot ivar in ihre Wangen getreten. „Nochmals schönen Dank, Herr Doktor..." Er verbeugte sich und wollte wieder an den Pfosten der Tür zurücktreten. Aber da lud ihn die Baronin ein, sich neben sic zu setzen, nnd so nahm er bei der liebenswürdigen Dame Platz, während im Saale die Quadrille be gann. Rnr wenige von den Tanzenden beherrsch ten den Tanz, und bald entstanden, trotz aller Rufe des großen Herren im Frack, die un löslichsten Verwicklungen. Lächelnd wandte sich die Baronin an den Dottor Cornelius lind das Fräulein: „Ra — da wird schön gepatzt! Da hätten Sie mich sehen sollen, Herr Doktor, als ich noch jung war — was wir damals noch für Tänze hatten, Menuett und Lancier und den Polsterltanz, und wie das immer gegangen ist — wie am Schnür chen! Aber jetzt — heutzutage — das sind ja eigentlich gar keine Tänze mehr! Ja, da mals, das war halt überhaupt noch eine schöne, goldene Zeit!" Und die liebenswürdige alte Dame ent- nuckelte dcu lungeu Leuten ein kleines Stückchen Alttvienertum und erzählte ihnen von dem galan te« Molstrrltcmz und von jmarr ,HmaalS", das ihr im Hellen Lichte ihrer eigenen Jugendzeit erschien. Der Dottor Cornelius hörte erst ein wenig nervös zu, denn er fühlte, daß das Fräulein ihn ein paarmal von der Seite angesehen hatte. Dann schwand das und wich einem ruhigen Ge fühle. Je mehr die Baronin sprach, desto be ruhigter wurde er, bis ihm dann so wohl nnd behaglich war, daß er ganz still dasas; und lauschte. Sie hatte eine unsagbar sympathische Stimme, eine Stimme, die weich nnd schmieg sam war nnd Wohltat wie ein gütiges Wort. Als der Tanz zn Ende war, empfahlen sich die Damen, und auch er verlies; bald darauf die noch immer tanzlustige Gesellschaft, ging in sein Zimmer und legte sich zu Bett. Er war recht müde von der ungewohnten Bewegung und sehnte sich nach Ruhe. Aber das Bild des Fräuleins schwebte ihm noch lange vor, nnd immer wieder sah er ihr Gesicht mit jenem seltsam verquickten Ausdruck von Hingabe und Kälte vor sich. So lag er noch sinnend wach, und erst nach einer langen Weile schlief er ein. » * AM- nächsten Morgen richteten sich seine ersten Schritte natürlich zum Fenster. Der Regen hatte aufgeklärt, die Sonne ivar hervor gekommen, nnd es schien sich auszuheitcrn. Rasa, kleidete er sich an und eilte hinunter, um »das Frühstück zu nehmen. Dünn ging er über die Veranda hinaus in den Garten. Es war wunder schön, das Gras nnd die Sträucher prangten in csncm vollen, saftigen Grün, da war auch nicht ein Ltanbsüscrchcn zn sehen ringsumher, und alles schien aufzuatmcn nnd neu zu erwachen. Die Wege waren teils stark ausgewaschen von dem langen Regen, und die weißen nnd gelben Kiesel glänzten blank und klar, so daß man jeden einzelnen sehen konnte. An manchen Stel len hatte das Wasser tiefe Rinnen in den W«?a geschwemml. 'Die Luft >var von einer kräftigen, feuchten Frische, voll und rein, und ein leise fächelndes Wehen ging durch sie, so daß die Wärme der blinkenden Sonnenstrahlen Lnmr darvchLudringen Leipziger Tageblatt. Linie wieder in aller Ruhe zu sammeln und uns wohl vorbereitet entgegenzutreten, falls wir sie auf die G.'fahr, unsere Verbindungen mit unserer Basis zu stören, durchbrechen sollten. Wenn da gegen die deutsche Armee in der ersten Schlacht besiegt wird, ist das link: Rheinuscr sofort ver loren, und wir müßen uns über den Strom zurück ziehen. Aus diesem Grunde darf Oesterreich nicht in einem solchen Krieg' neutral bleiben, sondern muß im Gegenteil vertragsmäßig verpflichtet werden, uns mit s iner ganzen Macht beizustehen, geradeso wie der M-rtrag uns verpflichtet, dasselbe gegen über Rußland zu tun ... Wilhelm. Dieser Brief ist zugleich ein trefflicher B.'weis dafür, wie falsch es war, den Franzosen im Frieden von Franlsurt die Festung Belfort zu belassen. Löschung von Leuchtfeuern. : Christiania, 20. Oktober. Wie das dänische Ministerium des Aeußern mitteilt, sind die Leuchttonnen im Soltholt gelöscht und das Droggdensche Feuerschiff ein gezogen worden. der Sohn -es Generalsiabschefs v. Moltke gefallen. Nach verschiedenen in Amsterdam eingetrofscncn Meldungen ist, wie die „Nundsch." berichtet, der Sohn des deutschen Generalsiabschefs von Moltte bei den Kümpfen in Frankreich ge fallen. Eine amtliche Bestätigung fehlt noch. Eiserne Kreuze. Mit dem Eisernen Kreuz wurden serncr aus gezeichnet: dr Oberleutnant der Reserve im Husarcn-Regiinent 7 Rcgierungsrat Hans non Stein, Sohn des Geheimen Kommerzienrats H. non Stein.Köln, der Kommand ur der 13. Re serve Trainabtcilung des VIT 'Armeekorps Riit- incister Luckhaus, Landrat des Kreises Hörde, der Kommandeur der :U. Kavall.riebrigade General major non Ilse mu nn und sein ältester Sohn, der Hauptmann im Felda,tilteri.' Regiment 2> von Ilseinn n n, der Rittmeister der Reserve Hans von Arnim R i t I g a c t c ii. Sohn des Präsi denien der Landwirtschciftslammer für die Provinz Brandenburg von Acnim Güterberg. Von den Be amten d r Deutschen Bant, Hauptvanl Berlin, er hielten das Eiserne Kreuz: Oberliitnant der Re- scrv: Albrecht Brandt, Leutnant der Land wehr Rudolf Bud, Leutnant der Reserve Emil Esser, Leutnant der Reserve Siegfried Grashof. Ofsjzierstellv.rtretc't Earl Heim, Oberleutnant der Reserve und Bataillonsadjutant Erich Hort, Leutnant der Reserve Robert Niebuhr, Gefreiter der Reserve Jos. Passan, Leutnant der Rescrv- Johannes Poesch, Ge freiter der Reserve Gustav Quitschau, Leut nant der Landwehr Her m a n n Nesin , Leutnant der Reserve Mar Nüber. Leutnant der Reserve Ernst Rönnefahrr, Leutnant der Reserve P a ul Rummelt, Leutnant der Reserve Theo- d o r R u in pel, Leutnant der Reserve G erhard Seidel, Feldwebelleutnant Hermann Stein gräber, Leutnant der Landwehr Heinz Ull - in ann , Leutnant der Reserve Otto Ullman«, Rechtsanwalt, Vizcs.ldwcbel der Reserve Fried rich von Wolfs. Leutnant der Reserve Ernst Baerthald, Unteroffizier Heimann Berndt, Leutnant der Reserve Ernst Braun. L.'Utna'it der Reserve Walter Goedel, Leutnant der Re serve Willi Koch, Gefreiter der Landwehr R ichard N a u. Weitere Meldungen. Rach dem „B. L. A." Hütte bei dem Besuch des K aiscrs bei dem Armecsührer Generalobersten Prinzen Rupprecht ven Bayern die L andnur m k o m pani e K i tz i n g e n die Ehren wache. Der Kaiser spendete dein tapferen Landsturm tausend Kaiser Zigarre n. Kriegsbrlöer aus Osten. Von Paul Lindenberg, Kriegsberichterstatter. «RoäHruct verboten.) XVII. 'Ausgefroren und verhungert waren wir abends von der äußersten Schützenlinie in nassen Gräben zurückgekehrt. Das Quartier bildete ein Bauernhaus eines von den Einwohnern gänzlich verlassenen und von unseren Truppen besetzten Dorfes. Wenigstens war ein Ofen in dem sonst arg verwüsteten, niedrigen, aber geräumigen Gemach vorhanden, ein so echter und rechter ostpreußischer Ofen, der scharf eingebcizt wurde. Auch das Knurren des Magens Hatte sich gegeben, redlich war geteilt worden; nun verhieß Herrliches der Duft des „oslpreußischen Akai- tranks", der sich mit jenem der Zigarren und Zigaretten mischte. Man war in jene behagliche Stimmung gelangt, in der man sich nicht um die nächste Stunde kümmerte, die vielleicht Alarm brachte mit dem Hinaus in Sturm und Regen und einen Ab schied siir immer. Keiner dachte daran, die Bcauemlichkeit des Strohlagers zu versuckxn, das in der einen Ecke des Zimmers und in einer benachbarten Kammer für uns ausgeschüttet lag. In einem liebevoll ge säuberten Kochtopf von fragwürdiger Beschaffenheit war der Grog bereitet und in die merkwürdigsten Behälter, unter denen eine Rasierschale aus Alu minium das "bencidetsie, weil größte, war, unter feierlicher Stille gegossen worden. Der erste Schluck, er galt den Lieben daheim, der zweite den Kame raden draußen! — Und dann schwirrte das Gespräch bunt und wechselnd durcheinander. Der Anknüpfungen wie 'Anregungen gab es genug, stammten doch die Offi ziere und Aerzte, mit denen ich zusammensaß nicht nur aus den verschiedensten Gauen unseres 'Vatcr- landes, sondern waren auch ans fernen Weltteilen h'ibcigeeilt, um die Heimat zu schützen, um den Ver wundeten die Leiden zu lindern, sie zu pflegen und zu hegen. Jener großgewachsene, starte, gebräunte Ar illeriehauptmann mit dem Eisernen Kreuz im Knopfloch hatte vor elf Wochen Mexiko verlassen, denen Präsident ihm jegliche Summe zur Verfügung erstellt, auch mit einem entsprechenden Paß versehen batte, so daß er den das Schiff durchsuchenden Eng ländern entgangen war. Aus demselben Dampfer war mit ihm ein Spanier gefahren, mit kurz- I geschnittenem schwarzen Haar und gewirbeltem . schwarzen Schnurrbart; auch dessen Paß war von den l-nolischen Vettern in Ordnung befunden worden. In der Uniform eines oslpreußischen Fußartillerie- rcaiinents saß der „Spanier" jetzt neben dem Haupt mann, Haar und Bart bekamen allmählich ihre blonde Farbe wieder, schimmerten nur noch etwas rötlich! Beide hatten sich schon in Königsberg ge troffen, es mar ein überraschendes Wiedersehen ge wesen. Der „Spanier" war in Rotterdam gelandet, ward als Spion an der preußischen Grenze verhaftet und wurde erst auf ein Telegramm seines in Berlin als General wohnenden nahen Verwandten irei- gclassen. „Auch ich hatte mich auf dem holländiichen Dampfer als „Spanier" ausaegebcn", erzählte der Unterarzt, dessen Uniform noch sehr neu war, und an dessen Schläsen sich schon graue Streifen zeigten. „War gerade seit drei Monaten in Brasilien, als ich unsere Mobilmachung vernahm und alles im Stich ließ z Mein ganzes Gepäck ging mit einem Flußdamvser unter. Mit meinem Spnniichcn haperte cs sehr, ich lernte heimlich in meiner .Kabine wie wütend, um etwas zu können. Verkehrte an Bord nur mit einem befreundeten deutschen Professor, den der gleiche Grund wie mich zur Rückkehr veranlaßte. Wir sprachen nur ganz verstohlen miteinander. Mit uns fuhren wohl an 80 Landsleute, die Mehrzahl hielt sich ab gesondert Da war nämlich mit uns ein „Figaro"- Nedctttcur oder Mitarbeiter, der sich seine Notizen über die Passagiere machte. Nichtig, bei Malaga nahte ein französisches Kriegsschiff und sandte ein Boot ab; der Franzose gab seine Lifte, alle wurden mitgenommen, bis aus den Professor und mich. 'Rach her, als die Luft rein war, denn auch der „Figaro"- Mann war verduftet, tauchten noch zwei Roserve- ofsizicre auf; sie hatten sich sofort zum Küchenpersonal Hegeln:«, sich dort für gutes Geld schlechte Anzüge und Schürzen gepumpt und tüchtig mit Kartoffeln ge schält, als die Durchsuchung stattfand. Man kümmerte sich nicht um sie. Wir landeten in Barcelona, fragten den Hotelpvrticr französisch nach Zimmern, der ant wortete deutsch, da lächelten wir alle verständnisvoll und legten unser Fcein.dentum ab! Ein italienisches Schiss brachte uns nach Genua, von dort ging's eiligst durch die Schweiz zur Heimat." Dann kam man natürlich aus Feldzugserlebnisse zu sprechen. „Einen feinen Fang machten wir kürzlich in F., in Rußland", erzählte ein jüngerer Offizier. Ich folgte mir meinem Zuge den Russen auf dem Fuße, ein Auto wollte an uns vorbeiflitzen — wir stellte«; uns direkt über den Weg, die Gewehre im Anschlag. Da bremsten die Kerls. Ans dein Innern , des Wagens fluchte ein Russe, der noch keine 'Ahnung hatte, daß wir so nahe waren. Ich öffne, ein Herr im Pelz schreit mich an, da sieht er die Gewehre meiner Leute. Ganz gebrochen knickt er in sich zu sammen, er hatte Grund, denn eine Kassette enthielt 73000 Rubel Kriegsgelder." „Ja, man muß Glück haben und fix sein", meinte Mo Montag, 2S. Oktober 1914. Kr< ten Bu bei Dc aui wu lai ra> hi. P ru bleibt Es ü und - zahlr des W e l Psari tirche ,.'Wei zugrr Hindi zu he äuße seine Mit das i rufe. Schr, dienj Pfar und über Aus! IO. 2 der wuri der 24 jä zurü * 24. ' eine! Nad statt ihre für halt und In S e gese dere Die nah Nac Her Fra in ' We ihr gab der All! nocl wid bee Sch wei stell fast Sch pät zur vermochte. Die grünen Tische ftn Garten waren noch ganz naß, nnd ein Regen von feinen Tropfen fiel aus dem dichten Gezweige auf den Doktor Cornelius herab, als er in eine der Lauben trat nnd dabei an das Stützweri stieß. Er schlen derte planlos im Garten umher und stieg dann die leichte Anhöhe hinauf, die zu der oberen Aus- siclftslaube führte. Von da aus bot sich ein guter Fernblick in den Markt hinein, und über die Wiesen und 'Recker hinaus bis tief in die rings den Gesichtskreis umgrenzenden Gebirgs züge. Doktor Cornelius wischte sich eine der Bänke mit dem zerrissenen Netze einer Hängematte ab, die er unter dem ein wenig wackeligen Tische gesunden hatte, und die ziemlich trocken ge blieben war, dann setzte er sich. Cs war eine ganz einfache Gartenüank — nur ein langes grün gestrichenes Brett auf vier in die Erde gerammten Pfählen. Bald hatte er das Be dürfnis, sich auszustnkcn, und da keine Rück lehne vorhanden war. verschränkte er die Arme auf dem Tische vor sich und legte seinen Kopf darauf; dann schloß er die Augen. Die Laube stand auf dem höchsten Punkte des kleinen Hügels, nnd der Wink) stri-ch frisch durch die großen Blätter des wilden Weines und wehte ihm in die Haare. Zeitweilig siel aus dem Laubwerke da oben ein Tropfen auf ihn herunter, und-er fühlte dann, wie der ihm durch die Haare sik- kcrtc und wohltuend kühl seinen Zlopf berührte. War cs nun die ungewohnte, würzige Luft, die ihn nach diesen langen Tagen des Stuben arrestes bezwang, war cs die Folge des kleinen Ganges durch den Garten — es kam eine an genehme und unwiderstehliche Müdigkeit über ihn, sein Kops sank tiefer in seine Arme — er schlief ein. Es ivar jener angenehme Schlum mer, der jhu uun umfing, von dem man nie zugeben mag, daß er wirtlich ein Schlaf ge wesen, der unendlich kräftigend wirkt und der dock» nur das Gefühl des Eingenicktscins hinter- läßt. tFortsetzrmg in der Moramansaa-eZ k. Kantor Uhlig 1 und iü gestern gemeint spende i Kantor Chor h mit ! seines Feingei Mendel einstudl ausdrw Oraani mehren Reubke Manuo zugleick zujamn ist, der Werke Eine rischen B-a- gehcltt willkor wirkun Kubel gedotei lerische stellt u dreier sein v Herzen erschiei Kubc und L gewäh Höhe > drucks, ward mit dc * < Gonvc Berkel folge« bodürj moitcr schrift! des Straß schäfte 2. R weite« reise r oder ' ihres dauer Milit Straß nügt Milit inunq Fa h Verso schciw ein mit dem Eisernen geschmückter schlanker Bi-ekeld- webel, sonst wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Ber liner Bölkermuseum. „Ich hatte den Befehl erhalten, in M., auch auf russischem Boden, mich nach den außer halb der Stadt gelegenen Kasernen zu erkundigen und ob sie für unsere nachfolgenden Truppen brauch bar wären, rcsp für wieviele derselben. Gerad' waren die Russen nach Kowno abgezogen. Mir und einem Oberleutnant hatte der tsieneral, dem ich als Dol metscher diente, denn ich bin in Rußland geboren und erzogen worden, ein Auto zur Verfügung gestellt. Als wir es verlassen, sehe ich in einiger Entfernung einen langen russischen Munitionszug mit Begleitmann schaft. Gleichzeitig bemerkte ich einen Trupp unserer Radfahrer. Ich nehme sechs mit, die sich freiwillig melden, wir auf die Nusien los. „Hände hoch!" rufe ich aus Russisch. Die Mehrzahl folgt, einige aber schießen und werden erschossen. Wir hatten binnen lvenigen Minuten 24 Munitionswagen, zum größten Teil gefüllt, erbeutet und 30 Gefangene gemacht!" „Wie man Gefangene macht, kann auch ich be- richten", meinte ein Oberarzt, nach sehr jugendlicy ausiehend, aber seit Jahren in Berlin zu den an gesehensten Kinderärzten zählend. „Allerdings pas sierte es nicht mir, sondern einem Kollegen. Der suchte mit Sanitätsleutcn nach einem Gefecht lxü M. das Kampfseld neck; Verwundeten ab. Der Abend war schon hercinaebrochen. Mit einem Male tauchten ans einem Gehölz einige Dutzend Russin auf, voran ein Offizier. Mein Kollege denkt: „Na. nun ist Mat thäi am letzten!" Die Rußen kommen heran, bleiben stehen, der Offizier auch. Etwas unci-emüiliche Lage für den Kollegen. Der räu pekt sich, der Offizier auch. Der Kollege sieht sich schon im Geist in Sibirien. Der Of'izicr unterbricht das betleniincndc Schweigen, in recht gutem Deutsch sprechend: „Mein Herr, wenn Sie uns jetzt nicht endlich gefanoennehmen, dann passiert was!" „Meine Herren", sagte der Hauptmann wit seit sam ermatteter Stimme, „ich glaube, jetzt ist's Zeit schlafen zu gehen'" Paul Lindenberg. Leipzig mH Umgebung Leipzig, 28. Oktober. Zamttiennachrichten. Perniohlt: Horc Paul Büchner und Emma geb Wnlii)oc u> L.-Tchttufno- — verr cyiiiiav e^undclach uuo .Zvhanna aeb. Lcijdel in Leiv-t-i- — Herr Tr.-Ing. N'att >tarpsa> >» Benin unü tHertnlo <icl>. Moser in Leipzii). Geboren: verrn Ponasjisicnl Karl Äcpel »nd Frau Else aeb- NickcU«»» in L.-Äol>lis ein Mädchen. — iöorru Walter ^Zacnsch und Frau siertrud gel>. vteylcr in L.^Ziohlis, Zwillitto,oknobon. — Herrn Kurt Evner und Krau ',lso in L.-Eulripsch ein Knabe. — .Herr» Paul Müller und Krau geb. 3ahn in L.-schleutzig ein Mädchen. Gestorben: .Herr Friedrich Morip Küpser in L- Lchleukig. Lcserstraßc 16. Einäscherung: Tienstag nachmittag - -2 Uhr Lüdsriedhos. — Frau Helene Klement-2vaiigo in Leipzig Beerdigung: Tienotag mittag 12 Uhr Iohannisirredüos. — Herr Zricdnch Robert Schonl-err in Leipzig, Tavidstr. 14, 79 Jahre «U. Beerdigung: Mitvooch vormittag '/:12 Uhr Iohanniosriedhof. — Krau Amalie Gräse verm. gnv. Rieger geb. «trchl in L.- Liiidenan, Demineriiigstr. 1, 52 Hahr« all- Einäsrl-errmg:Miltu>och vorn,. IV U. Sildsriedhof. — Fr Thekla veno. Hüttner geb. -pese- weiter ur Leipzig, Neuünipcr Slratze 17, 63 Jahre alt. Be erdigung: Milttvoch vormittag >/»1O Uhr Johanniofriedhof. * Das Eiserne Kreuz erhielten der kath. Militär pfarrer Walther K 1 esic in L.-Gohlis; der Stabsarzt d. L. und Regimentsarzt beim Landw.-Jnf.-Regiment Nr. 2(> Dr. mcd. Felix Patzki aus Leipzig; der Offi ziers-Stellvertreter im Res.-Znf.-Regiment Nr. 107 Hans Gelb recht; der Gefreite der Res. im Grena dier-Regiment Nr. 101 Alfred Mnscat blatt, Inhaber eines Installationsgeschästs für elektrische Anlagen in Leipzig. * Dank des Ersatz-Bat. Res.-Ins -Reg. Nr. 1V7. Wir erhalten nachstehende Zuschrift: „Der Bitte des Ersatz-Bat. Reserve-Inf-Regts. Nr. t07 auf lieber- lassung von Ferngläsern für die jetzt ins Feld gerückten Ersatztruppen ist von allen Seiten in so reichem M a ß e e n t s p r o ch e n worden, daß nicht nur der Bedarf gedeckt, sondern auch noch weitere Mannschaften mit Ferngläsern ausgerüstet werden konnten. Das Bataillon sagt allen Gebern hierdurch besten Dan k. Ferner sei auf diesem Wege allen denen gedankt, die jo bereitwillig Liebesgaben aller Art jür die Mannschaften des Reser've-Inf.- Regts. Nr^1O7 zur Verfügung gestellt haben. Unsere wackeren Streiter in Feindesland werden die ihnen dargebrachten Gaben zu schätzen wissen und sich der edlen Spender dankbarst erinnern." SoiwsibMLsodiovi» L limedirz ii. Xii ti<»>ii>i-. Krimmnl'ivbv 8tr. 24. Toi. 12989. Nm
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