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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.11.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141116014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914111601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914111601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-16
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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veue 2. Nr. 582. Morgrn-Nusysve. Leipziger Laged» Alte Palais im Serail. um eine Abordnung der Der. sammlungzu empfangen. Di« Proklamation des Heiligen Krieges durch Len Sultan-Kalifen, die ein grobes historisches Ereignis darstellt, rüst ungeheure Erregung hervor und wird in allen Kreisen in dem Sinne erörtert, daß sic bei allen muselmanischen Völkern einen ge waltigen Widerhall finden und auf den Gang des Krieges groben Einfluß ausüben werde. Die Blätter Heden die große Bedeutung des Kaiser- lichcn Hctwa betreffend den Heiligen Krieg hervor und stellen fest, das; von heute an jeder Mufelman. der Waffen tragen kann, selbst grauen, gegen die Mächte, die der Kalif als Heinde des Islam er klärt. kämpfen möge. Der Krieg werde auf diese Weise Pflicht nicht bloß aller Ottomanen, sondern auch der 300 Millionen Muselmanen der Erde. — „Ikdam" schreibt: ..Muselmanen, öffnet eure Augen, greift zu den Waffen, vertraut auf Gott, werft euch mit allen euren Kräften gegen den Feind! Wie der Kalif sagt, wird die göttliche Hilfe mit uns sein. Immer vorwärts. Söhne des Islam! Es gibt keinen Unterschied, cs gibt keine Verschieden- hriten der Kultur mehr unter den Muselmanen. Alle Muselmanen find einig und haben den einen Wunsch, die Heinde zu vernichten." Das gefährliche Tanger Konstantinopel, 15. November. Wie „Taswiri-Efliar" erfährt, gennnnr der Heilige Krieg, der gegen Hrankreich proklamiert ist, in Marokko an Ausdehnung. Dem Blatte „Saadst" zufolge, das in Tanger erscheint, find 10 VW Marokkaner unter Abdul Mrlik in Tazza angekommen. Sie nahmen die französischen Be amten gefangen. In einem zwischen Marokka nern und Franzosen in der Umgebung von Tanger ausgesochtencn Kampfe sind die Fran- zojen geschlagen worden. Der Gouverneur von Tanger soll die französische Negierung darauf aufmerksam gemacht haben, Iah die Stadt, falls nicht in einigen Tagen Verstärkungen gesandt würden, von den Marokkanern eingenommen werde. Die Stimmung der Perser. Konstantinopel, 15. November. Tic hiesigen Per ser Haden an die religiösen Overhüuptcr der Schii ten Telegramme gerichtet, in Lenen sie mitteilten, das; sie mit lebhafter Hrcude von dem Fetwa Kenntnis erhalten haben, las den Heiligen Krieg verkündet. Sic erklären, die Ge chäftc zu schlichen und bereit zu sein, in den Krieg zu ziehen. Sie bitten, ihnen bekanntzugebcn, wohin sie sich zu wenden haben. Vor der deutschen Botschaft. Konstantinopel, 15. November. Uebcr die groß: Kundgebung der Türken wird weiter gemeldet: Nach der Huldigung vor dem Sultan spielten sich vor der deutschen Botschaft unvergeßliche Szenen ab. Trotz strömenden Regens sammelte sich Lei Eintreten der Dunkelheit eine Ricscnmenge ror dem Botschaftsgebäude an. Als der Bot schafter auf dem Balkon erschien, ertönten mi nutenlange Zurufe und Händeklatschen. Tie Musik spielte „Heil dir im Siegerkranz", und deutsche und türkische Fahnen wurden geschwenkt. Ter Vorsitzende des Komitees der Iungtürken, Ra sim Bei, hielt eine Ansprache, in der er aus. "führte, die Vertreter des Islams seien glücklich, ge meinsam mit den tapferen siegreichen Mächten in den Krieg ziehen zu können. Tas; der Kaiser ein wirklicher Freund dec Osmanen sei, hab: er be wiesen, und das sei unvergeßlich für die Mohammedaner. Der deutsche Botschafter, Freiherr v. Wangen heim, antwortet:, er begrüße mit Genugtuung den Ausdruck der Freude der vielen Taufende dar über, dcch das türkische Heer gemeinsam mit den deutschen Streitkräften in den Krieg ziehe. Er danke für die Kundgebung sowie für die stets be- wiescnc Gesinnung und werde nicht verfehlen, seiner Regierung und dem Kaiser zu berichten, der sich immer als treuer Freund der Türkei gezeigt habe. Als Zeichen seiner Freundschaft habe der Kaiser die mohammedanischen Ge fangenen geschickt und dem Sultan zur Ver fügung gestellt. Die Türkei und der Islam befän den sich an einem Wendepunkt ihrer Geschichte. Er sei fest überzeugt, daß die Heere der Dreiver- bundcten, die zur Wahrung der heiligen Güter aus gezogen seien, siegreich bleiben würden. Der Sieg werde hoffentlich für die Türket und den Islam eine neue Acre, des Glückes hcrb.isührc». Der Bot schafter schloß mit einem Hoch auf den Islam sowie auf Heer und Flotte der Osmanen. Nasim Bei stellte darauf die freige- lassencn Algerier vor, von denen einer in einer arabischen Ansprache ausdrückte, es sei di« Hoffnung aller Mohammedaner, mit Hilfe der Ver bündeten das Joch Frankreichs, Englands und Rußlands zu zersprengen. Endloser Jubel folgte seinen Worten. Nach Absingen der deut schen Nationalhymne zog die Menge zum Schluß zuZ österreill isch ungarischen Botschaft. Vernichtung einkg Wahrzeichens des Nnssentums. Konstantinopel. 15. November. sE i g. Drahte na «bricht.) Zu gleicher Zeit, als in Konstan- iinepel die Kundgebungen stattsanden. har das tür kische Kriegsschiff „M cd sch i di je" das russische Denkmal in San Stefano in Trümmer geschossen. Las die Russen nacb dem Russisch-Türkischen Kriege nächtet halten, als ..Grabstein auf der Brust des Osmanentums", wie türkische Blätter tagen Entrüstung Ser Nujc^manen übs? England. Konstantinopel, l5. November Wie „Tanin" er fährt, bat der englische Angriff gegen Akaba in Indien und allen englischen Besitzungen, in denen Muselmanen leben, einen Sturm der Ent rüstung hervorgerufen, weil er eucn Angriff gegen die heiligen Stätten des Islam darstcllt. Ilm diesen schlechten Eindruck zu ver wischen, Hot die englische Regierung in Indien einen Erlaß veröffentlicht, in ?cm cs heißt, Englaud »ähre keinerlei aggressive Absichten gegen die Muselmanen, und in dem versichert wird, der Kreuzer „Minerva" habe mehr als 800 Meilen von Alaba entfernt ge halten „Tanin" bemerkt dazu: „Derartige Cominu- niqu^s zeigen l.ar,daßdic englischen Verräter zittern." Ernrutr Leschießung von G-effa. Kopenhagen, 15. November. (Eigene Drahtnach richt.) Nach Petersburger Meldungen kaperte die türkische Flotte im Schwarzen Meer 34 russische Handelsschiffe. Odessa wird von ueuem beschossen. Gegen -ie Minenverseuchung der Nor-- un- Ostsee. v. London, 15. November. Tic Protestnote, die Schweden, Norwegen und Däne mark an die Mächte des Dreiverbands gerichtet haben, ist in durchaus freundlichem Tun gehalten. In der Note legen die drei skan dinavischen Reiche die Unzutrüglichkeiken dar, die sich für sie aus dem Vorhandensein von Unte r- seeminen ergeben. Tie dänische Gesandlsci ast hat noch hinzugefagt, es handle sich ebenso um die in dec Ostsee wie die in der Nordsee. NuPA«--eng!Wes Geschwätz. Wien, 15. November. (Meldung des Wiener k. k. Tel. - Corr. - Büros Petersburger Meldungen der „Times" und der „Daily News" wissen von ernsten Unstimmigkeiten zu erzählen, die angcolich zwischen der deutschen und der österreichisch ungarischen Heeresleitung beständen. Zu derartigen Erfindungen soll nur l emertt wer, en, daß die ihnen zugrunde Oe ende Absicht, die vertrauens- vollenBeziehungen zwischen cnbeidenHeere. leitnngcn zu vergiften, ebenso offenkundig als aus- fichtstos ist. Die -rutschen Schiffe in Etzile. Valparaiso, 15. November. Amtlich wird in Ab rede gestellt daß eme deutsche Flotte an der Küste von Chile bemerkt worden sei. Es seien nur die deutschen Schiffe „L e i p z i g" und „Dresde n" gewesen, die ihre Vorräte ergänzten. Valparaiso, 15. November. Die deut chen Kremer stachen gestern beim Morgengrauen in See. Vie Zeichnungen -er österreichischen Kriegsanleihe. Wien. 15. November Den Blättern zufolge er- reichen die Voranmeldungen auf die öfter- reich,sch-ungarische Kriegsanleihe bisher ein« Höhe von 4 00 Millionen Kronen. Unter den ge zeichneten Beträgen befinden sich 25 Millionen von der Ersten Oesterreichischen Sparkasse und viele Zeich nungen von einer Million und darüber. Starke kre-itjor-erungea für -as ltaltenijche Heer. Nom. 15. November. Nach ZeüungsmelLuug«» hat der Miniiterrat einstimmig neue außerordent. lichc Ausgaben für das Heer im Betrage von 4vg Millionen Lire beschlossen. Abermals ein japanisches Torpe-odoot bei Kiautschou gesunken. Tokio, 15. November. lAmilich). Ein japa nisches Torpedoboot wurde beim Minensuchen ,n der Bucht von Kiautschou durch eine Mine znm Sinken gebracht. Die Kämpfe m Süöo'nka. Kapstadt, 15 November. Ein amtliches englisches Telegramm aus Pretoria teilt mit, daß Ooerst Da den horst, der von Welveuhoek im nördlichen Oranjeireistagt vorgerückt war, seinem Bericht zu oige am 12. November bei Franlloct ein Rebel l en- k o in m anoo unter dem Besohl von van Boller gngrilf und dessen Lager m.t 47 Mann uno 5!i Pferden eroberte. Zwei Reüellen sielen, drei wurden verwundet. Herr un- Frau Eaillau?: auf -em Wege nach Sü-amer^ka. Bordeaux, 15. November. Das Blatt „La Literti du Luo-Oue teilt m.t, däfz Caillaux und Frau Calttaux sich gestern früh nn Bord des Dampfers „Peru" elnge.ästsft haben, der nach Südamerika in evec gegangen ist. W.'e sie rügen. Einem Feldpostbriefe eines badischen Kriegsteil nehmers entnimmt die „Weinheimer Zeitung", daß die Frauzoien in den Dörfern bei Arras folzenoes Telegramm in französischer Sprache an. geschlagen harten: „Die Nüssen sind in Berlin cingedrungen. Der Kai er uno die Kaiserin haben fluchtartig die Stadt verlassen Tie Deutschen sind zwilchen Verdun uno Tvut vollständig eingeschlosseil. 40000 Mann ihres letzten Aufgebotes haben sie eiuberufen. Ihre Generale weinen!" wir -ec Kaiser -em Heere -ie Nachricht vom Seesteg in Chile mitteilte. In Nr. 5 der in Vouziers er.chelnenden Zeitung „Der Landsturm" ist folgender Armeebefehl des Kaisers veröffentlicht: „Unser Kreuzergeschmader unter Spee hat an der chilenischen Küste das englische Ge schwader im Kampfe geschlagen. Panzer, kreuzer „Monmouth" ge^unlen, Panzerkreuzer „Good Hope" »chwcr beschädigt, kleiner Kreuzer „Glasgow" entkommen, aber auch beschädigt. Ein Hurra für unsere blauen Jungen! Erstes ge wonnenes Seegefecht! Truppen Mitteilen und drei Hurras auf Marine ausbringen lasten. Wilhel m." Der Segen -es ^Surgfrie-ens." (Von unserer Berliner Redaktion.) O Berlin. 15. November. Regierungsstellen und einsichtige Politiker bemühen sich zurzeit, die bisc herigen Parteigcgcnsätze nach Möglichkeit zv überbrücken und auch für die spätere Arbeit einen gemeinsamen Boden zu gewinnen. In dieser Richtung lagen die Begebnisse von Magde. bürg, wo Bürgerliche und Sozialdemokraten sich im Verein mit den Spitzen der Behörden zu vater ländischen Kundgebungen zusammenfanden. Auf demselben Blatt steht ein Besuch, den eine Anzahl führender bürgerlicher Parlamentarier und unterschiedlicher Mitglieder der Regie- rungen gestern den hiesigen sozialdemokra, tischen Gewerkschaften und Genossen- Königreich vaveim. 14) Noinan von Ava von Gervvorff. Nach dem Essen stand sie anf und fing von selbst an, ihm bei dem Reinigen des Geschirrs zu helfen und es einzuvacken. Jarl sagte plötzlich auS langem Verstummen heraus, ganz unvermittelt, das; er gern so schnell wie möglich nach dem Wrack zurückwollte. Er habe so eine Ahnung, dasi dort etwas, wenn nicht HsiefÜhrlicheS geschehen sei. Er wolle allein zu rück und sie und Sammetmann wieder holen kommen, wenn es kühler wäre. Er sah blas; und gepeinigt aus. Das Mäd chen, im Begriff, den Deckel aus den Speisckorb zu legen, blickrc zu ihm auf und nicht nur schwei gend. Er wunderte sich und dankte es ihr, das; sie ihn nicht nnt ängstlichen oder neugierigen Fragen bedrängte. Sammetmann nahm "die Pfeife aus dem Munde und sagte, sonderbarer weise im voraus dazu nickend: „Sie vermuten, das; da drüben irgendeine Dummheit geschehen ist?" „Wenn nicht Schlimmeres," sagte der DoNor bedrückt. Er ärgerte sich über sich selbst, nicht zu wissen, evarum er ein Unglück vermutete. „Sie meinen, dein Jungen ist was zuge stoßen. Hm, ich muß nur gestehen: Ich habe ihn ganz deutlich gesehen, heute nacht, den klei nen Mann, — den — —" „Den Tino? Heut nacht? Wo?" „Ach nicht doch! Den kleinen Mann ovu d.-e „Aiina Brinkmann"." Mit einem mißtrauischen Blick sah Jan ihn an. „Bitte weiter", jagte er ruhig. „Früher nannten sie ihn den Klabauter mann —" Jarl unterdrückte kaum noch ein er. leichterteS Lackmen. „Ich ging an Bord, mir war so wunderlich zumute, da saß er oben auf der Jolle und hatte genau das traurige Gesicht, waS er immer macht, wenn — nun, cie wissen ja —. Aber er brauchte nicht abznsvriugen oon der Jolle —" „Aber Kapitän —" Der Alte zuckte die Achseln und starrte über das Meer hinaus, wo die Reste seines unglück lichen Schiffes lagen, und Jarl, der den Aber glauben alter Seefahrer kannte und selbst heute den ganzen Tag etwas Aehnlichcs geradezu be kämpfen mußte, fand keine stichhaltige Entgeg nung und meinte nur, das; er abfahren wolle. Ter kleine Schwarze sei doch am Ende nur ein Kind. Sammetmann sah ernst drein. „Die Kinder dieser Völkerschaften sind zehn Jahre alt keine Kinder mehr. Und nun gar Tino. Ich erzähl' Ihnen später mal, wie und wo ich ihn gefunden habe als Zugabe zu einer Wolldecke und einem Rasicr-Etlii." Es war am Sonntag und gegen 4 Uhr morgens gewesen, als sic zum dritten Male nach der Insel fuhren. Man kann sich denken, wie ängstlich sic die Tagcsdaten und die Uhren, Thermomcier und Barometer — alle Instru mente und Einrichtungen, die sie mit den Men-, scheu in der Heimat im gleichen Tages- und Stundenplan ve,banden, in Ordnung hielten. Sammetiucmu und Jarl hatten beschlossen, nun doch dem jungen Mädchen den wahren Sach verhalt mitzuteilen. Einmal mußte cs doch feilt, Klarsnnt unü eine geordnete Tageseinteilung mu'Ne geschahen werden. Also warum nicht tente- Die Tage waren einander so ähnlich, uno es gri-f :ni-g»am eine bedrückte SUmmung Nl'i Inien - .Zre.'i hing seinen eigenen, recht verschieden u und recht hangen Gedanken nach und schwieg sich darüber aus. Sie waren so verschieden wie die Menschen untereinander, die ihr Schicksal hier zusammcngeworsen hatte, und die sich vorher von sehr schlimmer Seite oder gar nicht gelaunt halten. Es würde besser gehen, meinte Jarl, wenn sie in zielbewusster Arbeit miteinander diesem Schicksal ernst und trendig die Stirn boten, di.- Unvermeidliche mir Fassung tragend, als w noch länger, gleichsam wartend zu verharren. Sammetmann meinte, er wünsche, es sei dem Fräulein schon gesagt, und fragte Jarl, ob cr sicher sei, daß sie nicht etwa Waffen oder sonst Mittel bei sich führe, falls sie ein Ende mir Schrecken einem Schrecken ohne Ende vor ziehen sollte. — Ter zuckte die Achseln, machte dem Zweifel aber dann ein rasches Ende. Er brachte ein Gespräch auf über allerlei Gefahren für junge Damen in schwierigen Lebcnsvcrliält- nissen und fragte Anna Scholastika ganz direkt und ruhig auf den Kopf zu: „Sie haben natür lich doch auf alle Fälle irgendeine kleine sichere Waffe oder ein schnell und schmerzlos wirtendes Gift bei sich?" Tie offene Entschiedenheit, mit der sic be dauerte, nichts dergleichen zu besitzen, beruhigte beide Männer vollkommen. Es war ein schöner Tag, und ihnen allen kanl eS weniger heiß vor. Jarl und Sammct- nlann meinten beide, daß die Regenzeit wohl nicht mehr lange ausvleiben würde, und sprachen scheinbar harmlos von alten Sicherungen, die den Menschen in ähnlicher Lage zu Gebote ge standen hätten. Sie sahen sich beide vielsagend an, als Anna Scholasrila das Thema mir großer Gelassenheit besprechen hörte, als ginge sie es ja gar nichts an. Auf Umioegen kamen sie dem Ziele um keine Handbreit näher, das sahen sie wohl ein und der alte Mann brummte gerade kein Dankgeber in seinen weißen Maurerbart. Ihm war die Aufgabe, dem Fräulein die gefürch tete Mitteilung machen zu müssen, wenig an genehm, und er stärkte sich durch einen aus giebigen Mäuucrtrunt, den er vom Wrack in Gestalt eines etwas schwereren Rheinweines mit genommen hatte. Das machte den alten Herrn so stiuunuugssrvh, daß cr in einer beinal-c über zeugenden Weise von einem dauernden Aufent halt in Jarls „Königreich Daheim" zu schwär men annag. Aber Anna Scholastika sagte nur äußerst ruhig, sie habe auch nre geglaubt, daß er Doktor Jarl allein auf der Insel lassen würde. Zum Mittagessen hatten sic vom Wrack Hühner mitgenommen, und Zarl lochte Reis dazu. Tie Bemühungen des jungen Mädchens, ihm zu helfen ihr Erröten, das stolze Ausschauen mit diesen schönen blauen Augen rührte und momss, 1H. November 1914. schaftshäusern abstatteten. Don Parlamen tariern beteiligten sich, wie wir hören, an diesen Be sichtigungen die Herren Schiffer, Kämpf, Dowe und Naumann. Von Ministern sah man die Staatssekretäre Lisco, Kühn, den preußischen Handclsminister Sydow und Herrn v. LoebeN. Auch der Oberbürgermeister Wermuth war zu» gcg«n. Zum verbot -es ^Hejm-al". D Wie wir bereits meldeten, wurde „Hejm« dal", das in Apenrade erscheinende Organ des im ersten schlesmig holstei-ischen Wahlkreis gewählten Rcichstagsabgeordneten Haussen (Däne) apf 8 Tage verboten. Der „Vorwärts", der das Verbot damit begründet, daß „Hejmdal" zum Ge burtstag der Kaiserin keinen Festartikel veröffent licht habe, bemerkt hierzu: „Die Vermutung liegt nahe, daß über Las Thema der Zensur in dem bald zujaininentrctenden Reichst n g ausführlich.', gesprochen werden wird." An diese Vermutung des „Vorwärts" glauben wir nicht Man hat zwar ausdrücklich sich aus bedungen, daß die endgültige Entscheidung darüber, ob eine Debatte siaitfincen soll oder nicht, in der freien Koinrni'stou. "in 1. Dezember fallen soll, und es läßt sich auch oucchsus man in Abrede stellen, daß eine .'.i,: - . ue?r die Zemur nützlich sein könnte. dennoch glauben wir. wie gesagt, nicht, Last cs zu ihr kommen wird. Gerate HO diesem Thema könnten sonn leicht allerhand ernste Meinuagsoer- schs.denhciten zutage treten, was man Loch nun ein mal zu vermeiden wünscht. Angst vor -rutschen Zeitungen. Eine Veroidnu q der kanadischen Regierung seht auf die Elnluhc auirubrsrischer englanZemdlicher. be onvers deutscher Zeitunaen aus een Vereinigten Staaten eine Gelostrase von lOeO Lstrl. und Ge fängnisstrafe von -we, Bahren (!) Kurs Vaterlanö gefallen. Wie ans den Familiennachrichtcn der vor liegenden Ausgabe unseres Blaues ersichtlich ist, starben den Helkencod fürs Vaterland: der Leutnant der Läntwehr und Ba aillonsadjntm > im Reseioe-Insanierie.Regiinent 214 Rudolf Sohin, Prwaldozcnt in Würzburg, Sohn des Professors Sohm-Leivzig, der Oberleutnant im Dragoner-Regiment 16 Kart Ftinsch aus Ha genau. Ritter des Eisernen Kreuzes. Der Verein Leipziger Berufsfeuerweln- gibt bekannt, daß sein Kamerad. Landwehr Hornin im Reserve-Infan terie Regiment 2 ii, kj» o m u n d R o m st cdt. auf dem Felde der Ehre gefallen ist. Die Lands mannschaft Rhenania-Iena widmet ihrem den Soldatentod gestorbenen Alten Herrn Leo pold Wtlth, Landrichter in Plauen, einen Nachruf. Weitere Mel-ungen. Prinz Oskar von Preußen und seine Ge mahlin verließen nach fast sieb nwöchigem Aufenthalt Bad Homburg, um sich über Hrankiurt am Main nach Schloß Lieser an der Mosel zu begeben. Der Prinz wird am Montag in das Große Haup.quartier zurückkehren. Die „Nordd. Allg. Ztg" meldet, daß nach vor liegenden oerich-lichen Protokollen die Plünderung von französischem Privateigentum durch Franzosen, Turkos und Engländer eidlich bestätigt woroen ist. Diese Zeugenaussagen werden nach den Protokollen wiedergegeden. Da der mit Wahrnehmung ter französischen Inter esten beamtragto spanische Botschafter in Berlin die Ermächtigung erhalten ha', ein Gefangen lager in Deutschland zu besuchen, hat der fran- zölische Kriegsminister dem Bo schafter der Ver einigten Staaten gestattet, alte Lager für deutsche Kriegsgefangene in Frankreich zu be suchen. Vor dem Kr i m in a tg e r i ch t s h o f pon Old Baileh wurde am 13. November der britische Untertan Karl Gustav Ernst, der deutscher Herkunft ist, An 7 I a h r e n Z wang s- arbeit verurteilt. Der Angeklagte hat, wie -ms Neuterbüro mitteilt, gestanden, eine ge heime Korrespondenz gegen regelmäßige Bezah lung vermittelt .zu haben. Die Militärbehörde in Melbourne ver anstaltete Haussuchungen bei den deut schen G e s ch ä f t s f i r m c n einschließlich der Filiale des „Norddeutschen Lloyd". Ter Oberste entzückte ihn. Wie unsagbar schön mußte es sein, sie zu besitzen und zu lehren, was sic lernen wollte. „Hm ja!" knurrte Sammetmann, „schwär, men Sic nur wie ein Primaner! Ort und Zeit sind sehr pasiend dazu." >. AlS sie aber mir ihrem reizenden, befangenen Lachen — „wie eine Holztaube lachen Sie, Frätl- lein", — dem Kapitän ein paar von seinem LieblingSgemüsc, rotviolette Limonen, brachte und sie nach Jarls Angabe selbst sehr schmack haft bereitete, und die gelben Bananen mit einem östlichen Orchidcenstraus; zu einem ordentlich verlockenden Stilleben auf der Kiste als Tisch arrangierte, wurde ihm immer bänger und kummervoller, wenn er dachte, welch einen furcht baren Schreck und Schmerz er ihr nachher zu machen habe. Und er sah einmal mit einem so liebevollen Blick in das süße Gesicht, daß sie ihm freundlich die Hand hinstrecktc und zum bitteren Neidgcsühl Jarls, dem der alte See. bar einen ordentlich triumphierenden Blick zu warf, mit drolligem Ernst sagte: „Wenn wir zu Hause sind, dann werde ich Ihre Wirtschafterin, guter Herr Sammetmann. Heiraten werden Sie mich ja doch nicht wollen!" Nach dem Essen versuchte cr vergeblich Mut zusammen zu bekommen, sah sie immer nur merk, würdig bittend an und sing so sonderbare Ge. dächtnlsthemata an, daß sie ibn ganz verwundert zuerst ansah und dann langsam aufstand und ein wenig spazieren stehen wollte, auf Jarls Verwarnung avcr vcrsvrach, sich nur dicht bei ihnen zu halten, knapp bis zum Teich zu gehen. Die NLLnner saßen eine Weile stumm und wechselten nur flüchtig ab und zu einen Blick. Keiner hätte geglaubt, daß eS schwerer wäre, diesem Mädchen die Wahrheit zu sagen, als der furcht, barsten eigenen Lebensgefahr ins Gesicht zu sehen, und beide waren fest überzeugt, daß es so ungeschickt und brutal wie möglich geschehen würde, trotz aller inneren Zartheit und Liebe für sie. » (Fortsetzung in d«r Abendausgabe.) /
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