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volkssettung Donnerstag» 1«. September 19S7 schelftletNe»-: Dreeden-S, VoNnftr. 1?, gerer«) «Ml». V01> SelchSstestell«, De»S m» Verlag: <v«r»«g« vuchdn^erei ». Verla, LH. «- ». VIlalel, Poll«»strafe 17, Seren »f voll, peftsche«: - Kr. 10», vaE StadwaM vreade« Ke. «7«, 3m gall« o«» höherer Gewalt, verbot, «Inleetenoe« velrteda» ftSrungeie hat der veeleher »der Werbungieeidead« tet«» Ansprüche, soll, dl« Zettu», trr deschiünkle« Umsätze, oer» spütet oder dicht «scheint. E«f»ll«,g,e,t 1 ft vr,»»»» verlogsort Drerden. Anzeigenpreis«! dl« lspaltig« v mm breit« gell« I Ps^s sllr Familienanzeigen » Psg Fllr Platzwünsch« linnen »le lein« Gewähr lelfte«. Erscheint l> mal »bchenillch. «onatlich« vezugeprei« dnrch Träger einschl. »b Pf, »z«. 40 Psg. Trägerlohn 1.70; durch die Poft 1.7V einschließlich Poktüberweisungsgebühr. zuzüglich »» Psg. Post-Bestellgeld. Einzel-Nr. lv Psg-, Sonnabend, u. Festtage-Nr. «i Psg. 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Die „Ha 139" erreichte also auf diesem Flug eine durch schnittliche Reisegeschwindigkeit von 278 km in der Stunde und unterbot damit die bisher von deutschen Flugzeugen und Maschinen anderer Nationen aus dieser Strecke erreichten Flugzeiten beträchtlich. Diese Leistung ist umso be merkenswerter, als es sich bei der „Ha 139" bekanntlich um eine Neukonstruktion der Hamburger Flugzeug werke handelt, die eigens sllr den Atlantlkdienst der Deut schen Lufthansa geschaffen wurde und mit Iunkers-Schiveröl- Motoren ausgerüstet ist. Flugzeugabsturz ln Peru 8 Tote London, 16. September. Wie aus Lima gemeldet wird, stürzte in der vergangenen Nacht infolge unsichtigen Wet ters ein Berkehroflugzeug 99 Kilometer vor Lima ab. Sieben Fahrgäste und der Pilot kamen ums Leben. Taiyuans» und Loyang bombardiert Erhöhte Aktivität der japanischen Etreitkräste bet Schanghai und in Aordchlna Tokio, 16. September. Japanisch« Frontmeldungen lassen ein« erhöhte Akti. vität der japanischen Truppen und der Lustwafse bei Schanghai und In Nordchina und den Einsatz der /«panischen Militärflugzeuge auf Fernziele «rken- nen. Am Mittwoch wurde di« Hauptstadt der Provinz Schonst, Taiyuanfu, erfolgreich mit Bomben belegt. Auch die Stadt Loyang in der Provinz Honan, die während der Schanghai-Kämpfe im Fahre 1932 vorübergehend zur Haupt stadt Chinas erklärt worden war, wurde stark bombardiert. Loyang liegt ungefähr 899 Kilometer von der nächsten japa nischen Flugbasis entfernt. Telle derFormosa-Garnlson in Wna gelandet Chinesischer Widerstand niedergekämpst Das Hauptquartier der Formosa-Garnison macht Mittel lung von der erfolgreichen Landung japanischer Truppenteile aus Formosa an der chinesischen Küste gegenüber von Formosa.' Obgleich aus der Meldung nicht hervorgeht, wo die Truppen landung erfolgte, läßt sich erkennen, daß sie entweder ln Fukien oder im Norden der Provinz Kwangtung stattsand. Bei der Landung fliehen die japanischen Truppen auf chinesischen Wider stand, der jedoch nach kurzem Kampf überwunden wurde. Die Mitteilung des Hauptquartiers der Formosa-Garnl- son wurde In Tokio mit großem Interesse ausgenommen, ob gleich die Ansicht vorherrscht daß nur eine lokale Aktion der Formosa-Garnison beabsichtigt sei. Lufiinfanterie wurde aefanaenaenommen Die französischen Manöver in der Normandie Paris, 16. September. Die großen französischen Manöver in der Normandie finden unter strömendem Regen und bei erheblicher Kälte statt. Die rote Partei, von der angenommen wird, daß sitz überraschend ihre Truppen an Land setzen konnte, macht trotz dos hartnäckigen Widerstandes der Blauen langsame Fortschritte. Die Manöver entwickeln sich auf einer Front von etwa 39 Kilometer. Im Verlause des Dienstags wurde die Luftinfanteri« ein gesetzt. Eine Gruppe dieser Fallschirmabsprlnger sprang hinter der feindlichen Front ab, um einen Handstreich auf das feind liche Generalquartier zu unternehmen. Das Manöver wurde jedoch erwartungsgemäß rechtzeitig entdeckst, und die ganze Gruppe gefangengenommen. Tambürinl nicht der Attentäter? „Figaro" über Einzelheiten aus dem geplanten französischen Fremdengesetz Paris, 16. September. Die Verhaftung des italienischen Emigranten und Anarchisten Tamburini, der, wie zuerst verlautete, der Urheber des doppelten Bombenanschlags in Paris gewesen sein soll, erregt in der Pariser Frllhpresse großes Aussehen. Jetzt wird jedoch der Verdacht dahin eingeschränkt, daß man von seinen Aussagen aus vielleicht aus eine Spur der wirklichen Attentäter kommen könnte. Große Beachtung schenken die Blätter dem von Minister präsident Chautemps angekündigten neuen Frem de nqe setz, das die Abschiebung unerwünschter Ausländer aus Frankreich ermöglichen soll. Dieser Plan findet allgemein Zustimmung. Nach dem „Figaro" sosi u. a. der Paßzwang für alle Länder wieder eingesührt werden. Sich in Frankreich auf haltende Ausländer sollen Personalausweise mit Lichtbild und Fingerabdrücken erhalten. Schließlich sollen noch Sonder gerichte für Ausländer, wie sie schon während des Krieges in Frankreich bestanden, geschaffen werden. Festnahme einer polnischen Verbrecherbande Warschau, 16. Sept. Der Warschauer Geheimpolizei gelang die Festnahme einer siebenköpftgen Verbreck-erbande, die eine Reil)« von-Verbrechen in der polnisckM Hauptstadt und ihrer nächsten Umgebung aus dem Gewissen hat. U. a. hatten die Verbrecher einen Polizei beamten ermordet und mährend einer Schießerei einen zweiten verletzt. Dabei war es aber gelungen, den Anführer der Bande zu töten und ein Mitglied festzunehmen. Di« Vernehmung des Festgenomwenen führte auf die Spur der übrigen Mitglieder der Bande und schließlich zu ihrer Verhaftung. Sine neue Mlttelfchulordmmg in Oesterreich Wien, 16. Sept. Der österreichische Unterrichtsminister hat die seit dem Jahre 1934 vorbereitete neue „Allgemeine Schulordnung für die österreichischen Mittelschulen" (Gym nasien, Realgymnasien und Realschulen) erlassen, die bereits mit dem am 18. September beginnenden Schuljahr 1937/38 in Kraft tritt. Sie enthält die allgemeinen Grundsätze, die für das Verhältnis zwischen Schule und Schülern und zwischen Schule und Elternhaus maßgebend sind, ferner die Vorschriften, die jeder Schüler bei seinem Verhalten in der Schule und zum Teil auch außerhalb der Schule zu beobachten hat. So sind etwa die Fälle, in denen ein Fernbleiben von der Schule gestat tet ist, genau umschrieben. Auch über den Austritt und die Streichung eines Schülers und über das Verhalten in der Schule sind ebenso wie über den Besuch von Gaststätten und Kaffeehäusern und über die Teilnahme an Vereinen und das Tragen von Abzeichen sehr ins Einzelne gehende Bestimmungen getroffen. Insbesondere ist die Absicht der Staatsführung deut lich erkennbar, die Erziehung der Jugend in der Hand zu be halten und sie in den Dienst der vaterländisch-österreichischen Pewcgung zu stellen. Das gilt auch für die neuen Bestimmun gen über den Verkehr zwischen Elternhaus und Schule. Die frühere Freiheit, Vereine zu bilden oder sich solchen anzuscklic- ßen, ist wieder, wie vor 1918, aufgehoben. Auch die Verpflich tung der Schiller zur Teilnahme an den religiösen Hebungen ist wieder, ebenfalls wie vor 1918, neu einqeführt warben. Die im vorigen Jahre neu erlassenen Strafbestim mungen und Ausschlußandrohunqen bei politischen Verstößen sind im wesentlichen aufrcchtcrhalten geblieben. 10 Landarbeiter verbrannt London, 16. September. Auf einem Bauernhof ln der Näh« von Glasgow, der am Donnerstag morgen von einer Feuersbrunst helmgesucht wurde, fanden 19 Irische Landarbeiter den Tod in den Flammen. Verschiedene ander« Personen konn ten sich nur mit Mühe und Not retten. Am Freitag neue Zusammenkunft der ttnterzeichnermachte tn Ayon? Beratung der italienischen Forderungen? — Die Ansicht der Pariser Presse. Paris, 16. Sept. Die heutigen Frühblätter befassen sich erneut mit der italienischen Forderung auf Gleichberechti gung in der Mittelmeerkontrolle. Man ist im all gemeinen der Ansicht, daß immer noch die Tür zu nützlichen Verhandlungen und gegebenenfalls zu einer französisch-englisch italienischen Zusammenarbeit im Mittclmeer ofscnstehe. „Oeuvre" berichtet, London und Paris hätten beschlossen, den Londoner Nlchteinmischungsausschuß am nächsten Freitag nicht zusammentreten zu lassen. Vielmehr würde an diesem Tage in Genf eine Versammlung der Unterzeichncrmächte des Arrangements von Nyon stattfinden. Sie soll prüfen, ob Ar tikel 3 eine Erweiterung der Italien angebotenen Zone zulasse. Von englischer Seite, so meint das „Oeuvre", könnten der Kor ridor von Malta und sranzösischerscits der Korridor von Pan- telleria (östlich von Tunis) Italien niemals anvertraut werden. „Petit Journal" meldet, daß die Sachverständigen von Nyon den ganzen Mittwoch über gearbeitet hätten, um die An hangsbestimmungen zum Arrangement von Nyon fertigzustcllcn. Bei der für Freitag cIndern fenen Zusammen kunft soll die Ausdehnung der kollektiven Schutzmaßnahmen auch gegen andere Formen von Piraterie als durch Unterseeboote geprüft werden. „Polizei" im Miiielmeer Die neun Mächte von Nyon sind, wie zu erwarten war, mit ihrem Arrangement unter sich geblieben. Deutschland und Italien sind es nicht gewohnt, Beschlüsse entgegenzu nehmen, die in ihrer Abwesenheit gefaßt wurden. Auch hegt man in beiden Ländern größte Zweifel daran, ob das in Nyon erdachte Patrouillensystem seinen Zweck technisch erfüllen kann. Politisch gesehen aber ist es eine starke Zu mutung gewesen, ausgerechnet die eigentliche Mittel« meermacht, Italien, von der Sicherung der Handelswege auszuschließen und ihm gnädigst den Schul; seiner eigenen Küsten- und Binnengewässer wie des Tyrrhenischen Meeres zu überlassen. Man muß in London und Paris die italie nische Ablehnung, die eigentlich selbstverständlich war, vor ausgesehen haben. Hat man sie demnach gewünscht? Vieles spricht dafür, daß es mindestens nach dem Wunsche Frank reichs war, dessen ursprünglicher Polizeiplan bekanntlich Valencia umfaßte, aber die „faschistischen" Mächte ansschloß- Die Schnelligkeit, ja Ueberftiirzung, mit der man in Lon don den Plan ausgriss und in Nyon durchpeitschte, zeigt, daß London nuraus das Stichwort wartete, umimMittelmeer in Erscheinung treten zu können. Ist jener Zeitpunkt schon gekommen, zu dem die Welt von England machtpolitisch eine völlig neue Sprache erwartet? Der Anlaß wäre in der Tat Io ungewöhnlich wie die Beschleunigung des Zeitpunktes. Die Londoner Presse jedenfalls scheint an eine solche Wende nicht zu glauben. Sie rechnet der Negierung an Hand der Millionenkosten dieser Polizeiaktion nach, welche Lasten England aus freien Stücken auf sich nehme und läßt durch ihre Marinefachleute beschreiben, w:e schwierig und undank bar die ganze Aufgabe ist. Aber die Negierung muß ihre Gründe haben, und in Paris scheint man sie güt genug zu kennen, um diesmal bedingungslos dem englischen Bundes genossen ins Mittelmeer zu folgen. Mehr als 10 000 Kilometer beträgt die Länge der Handelswege, welche von der englisch-französischen Torpedo bootspolizei gesichert werden sollen. Da von England 35 und von Frankreich 25 Torpedoboote, insgesamt also 60» unter Dampf gesetzt worden sind, so entfallen auf jedes Boot durchschnittlich 166 Kilometer! Es ist tlar, daß unter diesen Umständen die Aussiöbcrung eines U-Boot-Piraten eine Sache des Zufalls sein muß. Auch die Mitwirkung von Flugzeugen, wie sie von beiden Mächten vorgesehen ist, kann noch keine wirksame Sicherung der Handelsschissahrt im Mittelmeer gewährleisten. Dies um jo weniger, als Pira- tcnstücke auch mit Ueberwasserjchijsen und Flugzeugen aus- gcsiihrt werden können und worden sind. Diese Lücke im Arrangement von Nyon hat die sofortige Fortsetzung der Beratungen in Gens notwendig gemacht. Sollte man aber wirklich einem Piraten begegnen, so fragt sich, wie man ihn als solchen erkennen will. Flaggen und Sihifsspapicre sind, wie die Erfahrung gezeigt hat, nicht immer ein Beweis für die saubere Weste, und das U-Boot einer nicht an dem Ab kommen beteiligten Macht kann sich sehr wohl in einem Be zirk aushalten, in dem ein anderes soeben ei» Piratenstück verübt hat. Wer möchte in der Haut eines Schisfskoinman« danten stecken, der eine» Treffer auf einem unschuldigen Fahrzeug landet? Noch unklarer sind die Nechte, die man den beiden spanischen Parteien zur See einräumk. Den Kriegführenden wird zugestanden, daß sie Fahrzeuge der Gegenpartei ausbringcn oder vernichten, wofern sic sich an die Regeln des Londoner Seekriegsabkommens vom Jahr» 1031 halten. Sind das nun kriegführende Nechte oder nicht? Englands und Frankreichs Delegierte in Nyon haben diese Frage lebhaft verneint und dadurch den heutigen völker rechtlichen Anomalien eine neue Groteske zugcsellt. Um den Wirrwarr voll zu machen, hat sich Litwinow-Finkel- stein für die Ausschließung vom Patrouillendienst im Mit telmeer durch die Erklärung gerächt, daß Moskau jederzeit das Recht sllr sich in Anspruch nehme, Kriegsschiffe, also auch U-Boote, ins Mittelmcer zu entsenden. Sowjctrußland werde, so hat Herr Finkelstein bereits bei der Eröffnung erklärt, „seine Schisfahrt nach seinen eigenen Methoden zu schützen wissen". Ist es die Methode, mit der die roten Flug- zeugpiratcn die „Deutschland" und die „Leipzig" angegriffen haben? Wie dem auch sei, die Konferenz von Nyon hat nichts geklärt, nichts gelöst, sie hat als einzigen Erfolg ge habt, daß sich England und Frankreich ein besonderes Man dat im Mtttelmeer geben ließen, um das sie selber nachge sucht hatten, ein Mandat, das in peinlicher Weise an di» britische Rolle im abessinischen Sanktionskricg erinnert. Mit dem einen Unterschied freilich, daß Frankreich damals nur mit halbem Herzen bei der Sache war, während es heute vorbehaltlos neben England steht. In Paris und London bedauert man die italienisch» Ablehnung, läßt aber durchblicken, daß eine Acnderung der Zoncneinteilung im Mittelmeer noch möglich sei. Das ist natürlich eine Ausrede, denn so schnell, wie man in Nyon die Mittelmeerstrecken absteckte, würde man sie umstecken können, und Italiens Torpedoboote wären wahrscheinlich noch eher zur Stelle als die britischen und französischen, dis man aus dem Acrmelkanal in Eilmärschen hinbeordert hat. Aber es fragt sich, ob man diele italienische Mitwirkung