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Sächsische Volkszeitung : 19.01.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193801198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380119
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-01
- Tag 1938-01-19
-
Monat
1938-01
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.01.1938
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I»o»irvn „vurckseknittsmensek" gesuekt Das große Londoner Sensationsblatt „Daily Expreß" ver anstaltet zur Zeit einen ganz besonderen Wettbewerb. Man gewinnt den ausgesetzten hohen Preis nicht durch besondere Geistesschärfe, auch nicht durch «ine autzergewöhnliche Leistung, schon gar nicht durch ein Uebermah an Glück. Der Preis winkt vielmehr einem, dem nichts von alldem zukommt — dem Durch schnittsmenschen. Jawohl, „Daily Expreß" hat einen Preis für den Durch- schnittsengländer ausgesetzt, der 1,74 Meter hoch, 83 Jahre alt, seit b)4 Jahren mit einer um L Jahre jüngeren Frau verheiratet ist und «in dreijähriges Kind besitzt. Er wohnt in einer Stadt, die Uber 60 000 Einwohner hat, verausgabt im Jahre 330 Pfund, ist auf ein Morgenblatt abonniert und kauft sich ein Abendblatt auf der Straße. Er besitzt drei Anzllge, einen Wintermantel und leidet an Rheumatismus. Das alles wurde aus Statistiken errechnet und nun heißt es bloß diesen Idealtyp des „British Subject" zu finden. Man würde glauben, daß die Schriftleitung des „Daily Expreß" kurz nach Verkündung des Preisausschreibens von Durchschnittsengländern dieser Art überrannt wurde. Aber nichts dergleichen geschah! Es meldeten sich nur ganz wenige und auch diese mußten zurückgewtesen werden, weil sie doch nicht ganz den Bedingungen entsprochen haben. Die Vorspiegelung falscher Eigenschaften dem Preis zuliebe kam nicht in Frage, da man fr eben den Mann ohne Eigenschaften suchte. Unsere britischen Kollegen haben aber den Kampf um den Durchschntttsengländer, diese größte Sensation, noch nicht aus gegeben. Sie hassen ihn trotz allem zu finden, denn in dieser Welt der Wunder, der Ueberraschungen und der Abnormitäten wäre doch nichts anziehender, als den Lesern mitteilen zu kön nen, daß irgendwo, in einer stillen englischen Kleinstadt doch noch rin Mensch lebt, an dem nichts außergewöhnlich ist, mit dem nichts Besonderes passiert, der also in Ruhe ein Durchschnitts mensch sein kann. In Ruhe? Nun, wir beten sür das Seelenheil dieses un aufgefundenen Unbekannten. Wir wünschen ihm, er möge niemals gefunden werden. Denn falls er gefunden wird, würde er — m den Mittelpunkt der Feier gelangt — sofort seine tiefste existenzielle Qualität, die Unbekanntheit verlieren. Er würde ausgezeichnet, weil er so unausgezeichnet ist — und damit auf immer und ewig gezeichnet. Vom Preis, der für ihn ausgesetzt ist. erbaue man viel- mehr — wie für die letzten Büsfel —, ein stilles Reservat: „Ein tritt verboten! Hier lebt ein Mensch!" kine „golrllge 6sns" Wir meinen damit nicht etwa eine Vertreterin des „Back- flsch-Zeitalters". Ebenso wenig handelt es sich um eine gefühls- mäßige Reminiszenz an den Weihnachtsbraten. Nein, die gol- dige Gans, von der hier die Rede ist, wird vielleicht einmal unmittelbar hinter den Gänsen, die weiland das Kapitol geret tet haben, in die Geschichte eingehen. In dem Städtchen Plenum, In dem Im russisch-türkischen Krieg von 1877/78 die Rusten und Rumänen unter General Totleben gegen die Türken Osman Nuri Paschas kämpften, fand kürzlich eine Haushälterin, die eine Gans zum Braten herrichtete, in den Eingeweide» des Tieres eine gelbliche Sub stanz, die einen ausfälligen Glanz warf. Die Nachbarn und die Freunde wurden herbeigerufen, um ihr Urteil abzugeben. Ein stimmig war die Auffassung, daß es sich um Gold handle. Die Gänse der dortigen Gegend hatten die Gewohnheit, in dem dort vorübersließenden Gewässer ses handelt sich um einen Zu fluß des rechten Donauncbenslusses Wid) sich zu tummeln und Immer auch eine in der Nähe des Ufers liegende, etwas ver sumpfte Sandbank dafür auszusuchen. Man untersuchte diese Sandbank des näheren, und siehe da, man stellte goldhaltigen Sand fest, der auf die natürlichste Welse in den Magen der Gänse geraten war. Sogleich wurde eine Gesellschaft für Zwecke der Ausbeutung dieses Goldvorkommens gegründet. Wenn die Goldwäscherel dort ergiebig werden sollte, hätten die Plewnaer, sofern sie ein Stadtwappen haben, allen Anlaß, ihm als Wappentier eine goldene Gans einzuverletben. Themse-Pegel am Gefahrenpmikt London, IS. Januar. Infolge des anhaltend schlechten Vetters der letzten Woche sowie der großen Regenmengen, die in den letzten Tagen über England niedergingen, ist di« Themse derart gestiegen, daß sie am Montag den Ueberschwemmungs- gefahrenpunkt erreicht hatte. Die meisten der Londoner Kais waren bereits überschwemmt. Spät abends jedoch ging das Taffer zurück. Vorbereitungen im vasflonsdorf Fast die Hälfte der Bewohner spielt mit. In diesen sttllen Tagen, ehe sich die Hauptscharen der er warteten Wintersportler Ende Januar einfinden, hat Ober ammergau, wie bereits berichtet, den Anfang mit den Vor bereitungen zur Passion von 1940 gemacht. In den ersten Ianuartagen wurde, nach entsprechenden Beratungen, unter Führung von Bürgermeister Raimund Lang der Hauptaus- schuß bestellt, der am Donnerstagabend seine erste Sitzung hatte. In dieser galt es, den feierlichen Beschluß zu fasten, daß die Passionsspisle von 1S40 in unveränderterForm stattfinden sollen. Auch üer Spielleiter, die Dirigenten des Chors und des Orchesters wurden gewählt, die Unteraus schüsse für Spieler und Musik gebildet. Das namentliche Ergebnis ist noch nicht allgemein be kannt: es mag auch für die breitere Oeffentlichkett nicht von Belang sein, welcher Lang, Rutz, Mayr oder Bierling ein be stimmtes Amt bekommen hat. Daß aber Georg Lang, der Bildhauer und bisherige Spielleiter, wieder an die Spitze treten wird, ist kaum zu bezweifeln. Niemand wüßte einen besseren als diesen kraftvollen, tüchtigen Mann. Und die Spieler? Bis die bestimmt werden, hat es noch gute Weile! Im Herbst 1V3S wird zu ihrer Wahl ge schritten werden, vor dem 1. Mai 1S3S wird man auch noch nicht Haar und Bart wachsen lassen. Warum aber dann die Vorbereitungen so früh? Ein Hauvtgrund ist wohl darin zu suchen, daß Oberammergau selbst dadurch die hartnäcki gen Meldungen der Auslandspresse, die Spiele fänden nicht statt, Lüge strafen möchte. Es ist aber auch not wendig, den Nachwuchs an Spielern und Musikern noch ein dringlicher als bisher zu schulen. „Selbftkonttolle des AWers" Die Stellung des Anwalts zum Strasrlchter. Ueber die vielfach erörterte Stellung von Richter und Ver teidiger im künftigen Strafrecht und über das gegenseitige Ver hältnis vom Strafrichter zum Verteidiger veröffentlicht die „Deutsche Justiz" einen Aufsatz von Rechtsanwalt Dr. Geile, der die Forderungen des künftigen Strafrechts an beide Per sönlichkeiten, Rickter und Verteidiger, eingehend untersucht. Die Machtstellung, die das neue Strafrecht dem Richter elnräumt, stelle an die Persönlichkeit des Richters ganz hohe Anforderun gen und verlange von ihm neben ausgezeichnetem fachlichen Können und starkem Deraniworlungsbewußtsein wirkliche Men schen« und Lebenskenntnis. Die tüchtigsten und weltklügsten Richter gehörten deshalb In die Strasgerjchtsstellen, um die Irr tümer, die sich aus der menschlichen Schwäche ergeben werden, in der Strafrechtsvrechung nach Möglichkeit zu beschränken; denn so sehr der Typ des Idealen Strafrichters, wie ihn das neue Strafrecht fordere, zu begrüßen sei, so werde es sich nicht ganz vermeiden lassen, daß in die Strasrechtspflege ein Element per sönlichen Eigenwillens hineinkomme. Der zweite Tag im GB-Prozeß Der ehemalige Oberbürgermeister von Düsseldorf als Zeug«. Düsseldorf, 16. Ian. Am zweiten Tag des Elch-Prozesses wurden zunächst Mitglieder der betreffenden Düsseldorfer Firma vernommen, von der die veruntreuten 660 606 RM. als Ge werbesteuer gezahlt wurden. Nachdem in den Aussagen alle näheren Einzelheiten senes von Esch groß angelegten Betrugs manövers ans Tageslicht gekommen seien, erklärte der ehe malige Oberbürgermeister Dr. Wagenführ, daß er keine Kenntnis davon gehabt habe, daß der Betrag von RM. 606 606 in bar und auf ein Sonderkonto gezahlt werden sollte Wohl sei ein Sonderkonto vorhanden gewesen. Es habe sich aber nm ein öffentliches und nicht um ein Geheimkonto ge handelt. Im tibrigen seien ihm die genauen Summen über haupt nicht bekannt gewesen, da es sich um Gewerbesteuer ge handelt habe, mit der die Stadt direkt nichts zu Inn habe. Abschließend erklärte der Oberbürgermeister dann noch, daß Esch unter keinen Umständen berechtigt gewesen sei, persönlich Geld in Empfang zu nehmen. Nach der Vernehmung einiger weiterer Zeugen, die nichts Wesentliches mehr zu bekunden haben, wird die Zeugenver nehmung in diesem Falle abgeschlossen. Die Verhandlung wird dann auf Donnerstag vormittag vertagt. Der Mittwoch ist verhandlungsfrei. Das Briefgeheimnis zwischen Ehegatten Frankfurt a. M., 16. Ian. Nach achtwöchiger Ehe hatte sich ein junges Ehepaar ge trennt. Die von dem Manne eingerelchte Scheidungsklage wurde abgewiesen und er zur Wiederherstellung der Ehegemein schaft verurteilt. Eines Tages lies bei der Post ein Schreiben ein, wonach auch die Briefschaften für die Frau an die Adresse des Ehemannes zu bestellen seien. Unterzeichnet war das Schrei ben mit dem Namen der Frau. Währenddessen wartete die Frau in Ihrer Wohnung vergebens aus Post. Ihr Mann aber erhielt zehn an sein« Frau gerichtet« Schreiben, die keinen Zweifel darüber ließen, daß sein« Frau einen Liebhaber hatte. Der betrogene Ehemann ließ von den Schreiben Photokopien Herstellen, packte die Briefe dann wieder in den Umschlag, ent An hartnäckiger SrandWer Der nahezu 64 Jahre alte Angeklagte Paul Thcile, ein kleines, dürftiges Männchen, ist trotz eines lange Jahre aus- süllenden unsteten Wanderlebens eigentlich nur wegen seines „Kokelns" mit dem Feuer, wie der Schwurgerichtsvorsitzende die diesmal zur Anklage stehende Straftat des Angeklagten bezeich nete, mit dem Strafgesetz in Konflikt geraten. Natürlich ist er während der Zeit seines Vagabundierens mal wegen Bettelns in ein dörfliches Spritzenhaus gesperrt worden. Wohl hat er in Tagen, da ihm das Bargeld zum Betäuben irgendwelchen Kummer» durch Alkohol fehlte, Einrichtungsgegenstände feiner lehr ordentlichen Frau versetzt oder die Mieter des von seiner Frau al» Porttersrau betrauten Hauses durch die Bank ange- vumpt: aber gestohlen hat er nicht, betrogen hat er nicht; nur dreimal ist er wirklich ernsthaft straffällig geworden, und zwar dreimal als . . . Brandstiftex. Da» war In der Nacht zum 8. Mat 1687, da bemerkten Fahrer und Schaffner einer -wischen Schöneweide und Karls- korst verkehrenden Straßenbahn, daß «ine der an der Strecke siegenden Fahrgast-Wartehallen qualmte und in Brand geraten »u sein schien. Der Brand war bald gelöscht. Wer aber konnte «in Interesse daran gehabt haben, ausgerechnet «inen zum Nutzen wartender Strahenbahn-Fahrgäste gegen Zug und Nässe errichteten Echutzunterstand in Brand zu setzen? Der in der Gegend Schöneweide seit einigen Monaten Herumirrende Paul Theile wurde al» der Brandstifter ermittelt. Und es ergab sich, daß dieser Paul Theile schon zweimal wegen Brandstiftung vor Gericht gestanden hatte und bestraft worden war. Dieser von Fugend auf unstete, ln keinem Berufe «ine bleibende Stelle fin dend« Vagabund, der als gedienter Soldat beim Ausbruch des großen Krieges sich sagte: „Da sind ja so viele, die sich zum Dienst unter der Fahne drängen! Warum soll ich mich noch da- jwlschenmengen?", hatte nach dem Kriege im Pommerschen eine brav« Frau gesunden, die fein guter Engel wurde. Die Frau hatte dafür gesorgt, daß Theile dem Trunk entsagte. Auf ihr Drängen schloß sich der frühere Trunkenbold einem Guttemvler- verein an. Und nach mehrfachem, zum vorübergehenden Aus ¬ schluß führenden Straucheln blieb er dann auch dem Alkohol genuß fern. Die Frau schuf mit ihrer Arbeit auch dem Vaga bunden ein wohnliches Helm. Alle schlechten Instinkte aber erwachten wieder in ihm, als die Frau auf den Tod erkrankte und starb. Die Kündigung der Hauswartstellung seiner Frau warf ihn vollends aus der Bahn. Der im Innern gänzlich morsche Mann unternahm einen Selbstmordversuch. Und „um vor sich selbst Ruhe zu finden", unternahm er es am 16. März 1634, den Dachboden des großen Mlethauses anzuziinden, in dem seine Frau die Hausverwaltung besorgt hatte. Wegen dieser vorsätzlichen Brandstiftung erhielt Theile durch schwurgerichtlicheo Urteil vom Juli 1634 unter Zu billigung des Paragraphen 61, Absatz 2, zweieinhalb Jahre Zuchthaus. Im Februar 1636 stand Theile wieder wegen Brand stiftung vor Gericht. Er pflegte In jener Zeit wie später in Schuppen, Lauben, -Pavillons zu nächtigen, die unbewohnt waren. Ein RauchwarenpavINon, den er zu seinem Nachtquartier erwählt hatte, mar durch sein Verschulden in Brand geraten. Damals hatte Theile behauptet, daß dieser Brand von ihm nicht vorsätzlich angelegt, sondern durch das leichtfertige Weg werfen eines brennenden Zigarettenstummels verursacht sein müßte! Er ist damals auch nur wegen fahrlässiger Brandstiftung zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die neuerliche Brandlegung des hartnäckigen Brandstifters, der „einen Drang zum Feuer-Anlegen" in sich zu spüren behaup tet, sand durch das Schwurgericht eine sehr schlagkräftige Sühne. Obwohl der ärztliche Gutachter das Inbetrachtkommen des Pa ragraphen 61 In beiden Absätzen verneinte, kam sreies richter liches Ermessen des Schwurgerichts doch z» dem Schluß, daß dieser verkommene und gemeingesährltche Schädling nicht nur bestraft, sondern auch verhindert werden muh, noch einmal seinen doch sicherlich nicht gesunden „Drang" zum Brandstiften, von dem er nicht „ablassen zu können" behauptet, tn dle Wirk lichkeit umzusetzen. Das Schwurgericht verurteilte den vom Arzt als voll verantwortlich erklärten Brandstifter Theile zu 4 Jah ren Zuchthaus, 6 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizei aussicht. Dazu aber ordnete es auch die Stcherheitsunterbringung des Gemeingefährlichen In einer Heil- oder Pslegeanstalt au» Absatz 2 des Paragraphen 61 an Die Besetzung des Spieles wird nicht leicht sein. Der kleine Ort mit leinen 2606 Einwohnern muß insgesamt 1200 Mitwirkende ausbringen, davon allein über 160 Sprecher. Je der Zweite muß also mittun. Dabei besteht auch die Ein schränkung, daß Frauen über 85, im Chor sogar über 28 Jahre, nicht mehr, verheiratete Frauen überhaupt nicht spielen dür fen. Unter den Neuzugezogencn findet sich natürlich der Geist der alten Ueberlieferung weniger ausgeprägt, die schwachen Kriegsjahrgänge rücken jetzt in das Alter der jugendlichen Rollen — und erst dieser Tage ist eine so große Hoffnung, wie der Darsteller des Nikodemus von 1834, einem Schi-Unfall er legen. Dazu kommt, daß jetzt drei- bis viermal in der Woche gespielt und daher jede Rolle doppelt besetzt werden muh. Da ist es besonders nötig, daß ganz Oberammergau zusam mensteht als eine große, vom heiligen Eifer für das Spiel erfüllte Gemeinde. Es ist bemerkenswert, daß gerade jetzt in Oesterreich die Spiele von Erl zum Erliegen gekommen sind u. auch die von Thicrsee wirtschaftlich stark gefährdet sind. Eine gesunde Grundlage braucht freilich auch Oberammergau, denn das Wag nis ist groß. 1630 und 1634 waren gute Witterungsverhält- niste, es kann aber auch wieder nasse Sommer geben wie 1010 oder 1022. Mehr als 70 Spiele, also auck mehr als 400 000 Besucher können nicht erreicht werden. Wenn auch nach den gründiichen Erneuerungen des Jahres 1030 keine bedeutenden Umbauten und Anschaffungen nötig sind, so ist es doch nicht einfach, das Spiel durchzuführen. Pon besonderer Bedeutung Ist dabei die Umstellung, die 1634 nicht ganz widerspruchslos erreicht worden Ist. Das Passionsspiel ist nicht mehr so sehr eine Einnahmequelle für den einzelnen, sondern Leistung wie Gewinn muß der Allge meinheit zugute komnien. Darum brauchte, so fährt der Aufsatz fort, der neue Straf richter mehr noch als der frühere, ein Organ der Selbstkontrolle neben sich. Diese wichtige Ausgabe falle dem Verteidiger zu; auch seine Stellung im neuen Strafrecht werde sich von Grund auf wandeln müssen. Zwischen Richter und Verteidiger müsse stärker als früher ein Vertrauensverhältnis Platz greifen, der Strafrichter solle im Verteidiger seinen Mitarbeiter sehen, der vom Standpunkt des Angeklagten aus die gesamten Umstände nach der rechtlichen und tatsächlichen Seite bis ins einzeln« prüfe, Zeugen herbeischasfe und seine Kenntnis von der Persön- ilchkelt des Angeklagten, die umsangreichcr sei als die d-s Rich ters und des Staatsanwaltes, dazu benutze, um der Wahrheit zu dienen und die Gerechtigkeit zu stützen. Aus der anderen Sette soll« der Verteidiger durch seine Hilfe den Angeklagten davor bewahren, zu Unrecht oder zu schwererer Strafe, als der Sachlage entspreche, verurteilt zu werden Dabei aber müsse er sich selbstverständlich davor hüten, der bezahlte „Schönfärber" des Angeklagten zu sein und den Sünder am Volksnan'-m rein- -uwaschen. Jeder anständige deutsche Verteidiger müsse daher ein« Verteidigung, die gegen seine Ucberzeugung gehe, ablehnen. sernte den Umleitungsvermerk der Post und warf sie der ge trennt lebenden Gattin in den Briefkasten. Die Photokovien ober wanderten zu den Gerlchtsakten und bildeten untrüglich« Beweisstücke in einer neuen Klage, die damit endete, daß di« Frau als schuldiger Teil erkannt wurde. Nach der Scheidung erstattete di« Frau Anzeige gegen ihren früheren Mann, der erklärte, geglaubt zu haben, daß es zwisclwn Ehegatten ein Briefgeheimnis nicht gebe. Das Gericht verur teilte den Angeschuldigten wegen Verletzung des Briefgeheim nisses zu einer Geldstrafe von 100 Mark. Auf der Hlucht vom Zug überfahren Wiesbaden, 10. Ian. Zwischen NIcderwelluf und Schier stein wurde ein Mann, der von einem Polizeibeamten zwecks Feststellung seiner Personalien verfolgt worden war, von einem Gllterzug überfahren und auf der Stelle getötet. Bei dem Toten fand man verschiedene Nuswelspapiere, wieweit sie allerdings ihm gehören, das bleibt der wetteren Untersuchung Vorbehalten. Sie lauten auf den Arbeiter Paul Balke aus Hollenstedt, Kreis Lüneburg. Unter den Papieren befand sich auch ein Strafbefehl über zehn Tage Haft wegen Bettelns. Die Untersuchungsbehörde wird sestzuftellen versuchen, ob Balke in selbstmörderischer Absicht sich vor den Zug geworfen oder ob er bet dem Versuch, einen Vorswung vor seinem Verfolger zu gewinnen, überfahren worden ist. Vei Bergungsarbeiten verunglück Rom, 16. Ian. Bei Bergung der Ladung des während der Stürme der letzten Woche» tin Ionischen Meer bei Cap Colonne gestrandeten englischen Dampfers „Vision S. Anto ny", ist eine mit zehn Mann bcsekte Motorbarkasse durch den hohen Seegang gekentert Acht Mann konnten gerettet wer den, während der deutsche Kapitän des englischen Dampfer« sowie ein Matrose ums Leben kamen. Amerikanischer Schwerverbrecher verhaftet Beim Pferderennen in Santa Anita erwischt. Newyork, 18. Ian. Dem Chef der Bundesgeheimpollzei tn Los Angeles gelang es tn Begleitung eines starken Auf gebotes von Beamten während eines Pferderennens in Santa Anita einen schon seit langem gesuchten Gangster dingfest zu machen. Dieser Verbrecher, der unter dem Namen „Oesfent- ltcher Feind Nr. 1" bekannt war, hat außer den bereits etnge- standenen 20 Banküberfällen im September des vergangenen Jahres auch den Chicagoer Fabrikanten Charles Roß ent führt. Nach Auszahlung des geforderten Lösegeldes von 66 600 Dollar durch die Familie ermordete er Roß, anstatt ihn freizulassen. Seither lebte er auf großem Fuße, reiste von Stadt zu Stadt, bis ihn dos Auftauchen der bekannten Num mern der Lösegeldnoten verraten hat. Linen Wolf mlt -er Schippe erschlagen Belgrad, 18. Januar. Bei der montenegrinischen Stadt Gusinje wurde die 16jährige Spasa Wujoschewitsch beim Vieh hüten plötzlich von einem bei einer Jagd verwundeten Wolf angefallen. Das Mädchen setzte sich mit ihrer Hirtcnschippe zur Wehr und erschlug mit zwei Stretchen das gesährliche Raubtier. Aach Dachau verbracht Neustadt a. d. Weinstraße, 18. Januar. Stuf Anordnung des Kreisleiters wurde der etwa 28 Jahr« alte Otto Veit, wohnhaft in Lindenberg bei Lambrecht, sür di« Dauer eines halben Jahres nach Dachau verbracht. V., der ver- heiratet und Vater von zwei Kindern ist, hat seine Familie bewußt vernachlässigt. Sein Arheitseinkoinmen, das eine Bruttohöhe von 260 Mark erreichte, vergeudete er bei Mo- tvrradfahrten mit Freundinnen und sonstigen Mätzchen. Da Er mahnungen keinen Erfolg hatten, mußte Veit aus die Weise auf s«1ne Pflichten hingewlesen werden. Die Polizeiverwaltung Viersen muhte einen asozialen Fa milienvater, den ans der Hammer Schanze wohnenden Peter Erkens, in Schutzhaft nehme». Er ist längere Zeit erwerbslos gewesen und stand feit einiger Zeit wieder in Arbeit. Für sein« Familie, insbesondere für die sechs unmündigen Kinder im Alter von neun Monaten bis neun Jahren mußt« schon mehrfach sei tens der NSV. eingeschritten werden, weil Erken» früher seine Unterstützung und heut« soine Löhnung leichtfertig vertrank un* di« Frau und Kinder buchstäblich hungern ließ.
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