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Heber den Wert der Schule In -<v Schnl« mutz man ein Vismavek fein! — Line schwedische Statistik Aindev sind keine Vevsnchrkaninchen Wer hat nicht schon den Versuch gemacht, die schlechten Zensuren in seiner Schulzeit mit dem Hinweis aus Otto von Bismarck zu rechtfertigen, dessen Zeugnisse noch heutigen Ta ges im Gymnasium zum Grauen Kloster aufbewahrt werden? In der Tat hatte Bismarck Mitschüler, die ihn in puncto Lei stungen aus der Schulbank überflügelten. Wenn er dennoch ein groher Diplomat und Staatsmann wurde, so rechtfertigt das längst nicht die Annahme, datz die mangelhaften Schüler gut im Leben und die guten Schüler mangelhaft im Leben seien. Gervih halten im praktischen Leben viele Menschen nicht das, ivas sie in der Schule versprachen, aber deshalb sind die Dummen längst nicht immer die „Gescheiten". Wir stellen das ganz besonders im Hinblick aus eine Sta tistik fest, die pädagogische Kreise in Schweden dieser Tag« durchgeführt haben. Am Rande ist zu bemerken, dast Schwe- den nächst Amerika das klassische Land der Schulreformen ist. deren Notwendigkeit wir nicht in allen Punkten unterstreichen können. Aber man führt eben allerlei Schulstatistiken, die Auf- schluh über den Wert der Schule geben sollen. Gute Meinung am falschen Platze Man hat setzt in Schweden festgestellt, welcl)e Erfolge sämt liche Absolventen des Gothenburger Gymnasiums seit 1900 in ihrer Laufbahn erzielten, und verglich dann die Ergebnisse des Lebens mit den einstigen Zeugnissen. Es zeigte sich dabei, datz die gute Meinung von den schlechten Schülern am falschen Platze ist. Vielmehr wurde ausdrücklich sestgestellt, datz die über wiegende Mehrzahl der erfolgreichen Schüler auch Erfolg im Leben hatten und datz die Schüler mit mangelhaften Leistungen auch im Leben nichts Besonderes wurden. Ausnahmen bestätigen höchstens diese Feststellung. Es wär« grundsalsch, wenn die Pä dagogen ihre Lehrtheorie nach lenen schlechten Schülern aufbau ten, die im Leben später wirklich einmal nennenswerte Aus nahmen bildeten. BislM war es Grundsatz in der Schule für das spätere Leben zu lernen und — seien wir ehrlich — wo bliebe die sllr den Lebenskampf erforderliche Leistung und Diszi ¬ plin, wenn sie uns in der Schul« nicht immer wieder eingeimpft worden wäre. Reformgedanken, die gefährlich sind Es ist anerkennenswert, wenn in ausländischen Schulen der Versuch unternommen wird, nicht nur den Lehrplan, sondern auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern den Er fordernissen der Zett anzupassen. Das darf aber nicht zu Aus wüchsen führen, die den Grundgedanken der Schule gewisser matzen. auf den Kopf stellen. Auch derlei gescl-ah bekanntlich unlängst in Schweden, woselbst di» Schüler einer Anstalt ihr.-n Lehren» Zensuren geben sollten. Zensuren über das Wesen ihrer Lehrer, deren Behandlungsmethoden, deren Gesinnung usw. Das alles durfte noch vollhommen anonym geschehen, da mit dem betreffenden Schüler aus seinem Urteil keine Nachteile erwachsen. Und ivenn man da zum Beispiel lesen konnte: „Un ser Lehrer ist überhaupt kein Lehrer, weil er nicht einmal Fuß- ball spielen kann!" — so kann man sich den Wert dieser Um kehrung an den zehn Fingern abzählen und mutz sich nur fra gen: Was hat das alles für einen Ziveck? In Amerika wollen gegenwärtig besonders fortgeschrittene Pädagogen die geistige Auffassungsgabe und Regsamkeit der Kinder dadurch erproben, datz sie sie nacheinander selbst aufs Katheder setzen, um ihren Lehrern die Geschichte und die Vo kabeln abzuhören. In Los Angele» kann in einer Slnstalt die Vestrasung eines Schülers nur erfolgen, wenn mindestens drei Vertreter der Schülerschaft in der beschllestenden Lehrerkonfe renz anwesend sind und ihre Stimme abgeben. Anderswo hat man schliestlich elngefilhrt, datz je 35 Minuten Schulstunde und 85 Minuten Pause hintereinander abwechseln, damit die „armen Kinder" nicht zu sehr erschöpft werden. Man sollte sich doch wirklich davor hüten, Kinder zu Ver suchskaninchen in Schulungen zu machen. Sie werden damit an der Schul« und an sich selbst irre. Und die Moral von der ganzen Geschichte ist, datz man letztendlich doch wieder zu dem altbewährten, guten Schulsystem zurückkehrt, an dem wahrhaf tig keiner gestorben ist! Das Aaffeehaus — der Sxiegel eines Landes Wir haben sechs unserer Berichterstatter in europäischen Hauptstädten beauftragt, uns einen Brief über „Das Kaffee haus — der Spiegel eines Landes" zu schreiben. Die Briefe werden uns durch die bekanntesten Kaffeehäuser Europas sichren und zeigen, wie auch hier unter den Auswirkungen der Nachkriegszeit wesentliche Veränderungen vor sich ge gangen sind. Die Aufsahreihe umfatzt Beiträge unserer Be richterstatter in Wien, Genf, Paris, London, Warschau und Athen. Den ersten dieser Briefe bringen mir heute. Die Tchriftleitung. Wien, im Januar 1938. Wenn in Oesterreich was los Ist oder wenn man sich ge nauer unterrichten will, dann geht man halt in» Kafseehau». Das österreichische und besonders das Wiener Kaffeehaus hat In dieser Form keine Parallele in der ganzen Welt. Das Kaffeehaus ist für den Wiener in der Mehrzahl der Fälle ein Ersatz für die Häuslichkeit, für den Klub und oft sogar Ersatz für das Büro. Man schätzt, datz hier rund drei Fünftel aller geschäftlichen Verhandlungen im Kaffeehaus abgeschlossen wer den. Das Kaffeehaus ist für den Wiener das Mädchen für alles. Ma» itzt dort nicht rcgelmätzig, aber man kann da auch essen. Man mutz nicht nur Kaffee trinken, aber man kann auch bei einem langsam erkaltenden Kaffee viele Stunden sitzen und Zeitungen lesen Man findet in Wien — wenigstens in den grotzen Häusern — alle Zeitungen der Erde. Weitz der Kaffeehcmswirt, datz sein Unternehmen von irgendwelchen Fachkreisen besucht wird, dann kann der Gast dort auch alle Zeltschristen, die in sein Gebiet fallen, alle medizinischen Wo- chcnschristen von Rang oder alle Schachzeitunge» dieser Erde vorfinden und solange studieren, wie cs ihm patzt. Es gibt wirklich Unternehmen, die bis zu 159 oder gar 189 Zeitungen und Zeitschriften abonniert haben. Wirft sich in einer Unter haltung ein Streit auf, dann kann man dem Ober ruhig den Austrag geben, den entsprechenden Band des Lexikon» heran zubringen. Denn das Lexikon steht irgendwo im Hintergrund zur Bedienung für die Gäste bereit. Damit haben wir den Charakter des Wiener Kaffee hauses Umrissen: es ist die wirkliche gute Stube des kleinen Mannes (und oft des grotzen auch). An den langen Winter- abenden sitzt er im Kaffeehaus und liest die Zeitungen. Es Ist gar nichts besonderes in Wien, wenn Papa und Mama die Kinder um 7 oder 8 Uhr ins Bett stecken und dann beide ins Kasfeehaus gehen — schon, um zu Hause Licht und Heizung zu sparen. Im Kaffeehaus «st sa alles eingerechnet. Der Vereins- oder Klubersatz für den ganzen oder halben Junggesellen entwickelt sich aus dem Stammtisch, der in den Kaffeehäusern in Wien großartig gedeiht. Zwar ist ein solcher Stammtisch nicht ganz so abgeschlossen, wie eine „geschlossene Gesellschaft", aber ein Eindringling, auch ivenn er gut ein geführt wird, mutz damit rechnen, erst einmal sehr mißtrauisch betrachtet zu werden. Man hält sich für sich. Hier sitzen die Verteidiger für schwere Strafsachen, dort hocken zweimal in der Woche die Briefmarkensammler, drüben an jenem Tisch unterhalten sich grundsätzlich nur die Herren aus der Textil branche. Von diesen Stammtischen, von diesen garantiert re- gelmätzigen Gästen lebt das Kaffeehaus in Wien. Diese ewigen Gäste stellen die Dauereinnahmen dar, mit denen der Wirt rechnen kann und unter allen Umständen sicher rechnen kann. Eher ginge die Welt unter, als datz ein Wiener auf seine» Stammtisch verzichtet. Und wenn es wirtschaftlich schlecht gebt in Oesterreich oder in Wien, dann merkt man es eben gleich an den Kaffee häusern und an dem Konsum an den Stammtischen in diesen Häusern. Deshalb sind die Wirte In Wien auch immer die ersten, die merken, ob es hier oder da aufwärts oder abwärts geht. Seit einigen Wochen spricht man mal wieder in Wien von einer Krise des Gastgewerbe». Noch läßt sich der Umfang nicht übersehen — es kann im Laufe des Minters wieder nach der anderen Seite umschlagen. Aber vorerst Klagen die Wie ner Wirte, weil die Stammgäste sich cinznschränken beginnen. Und ohne sie geht es doch nicht. Wenn man als Fremder nach Wien kommt, dann wundert man sich über die Preise in den Wiener Kaffeehäusern. Sie sind wirklich — trotz dos Standes des Schillings — recht hoch. Aber man wird nach dem Vorstehenden begreifen, weshalb die kleine Tasse Kasfee nicht billiger sei» kann. Schlietzlich sind die Sitzgäste stark in der Mehrzahl — vor allem in Krisen zetten — ferner will ja alles bezahlt sei — vom Licht bis zum Abonnement der 150 Zeitungen, die drüben am Ständer hän gen. Ausserdem verlangt der Mast einen wirklich guten Kaffee. Er lätzt sich da nichts vormachen. Der Kasfeebrauer in den guten Wiener Kaffeehäusern mutz ein Künstler in seinem Fach sein. Es gibt Unternehmen, in denen nicht weniger als 149 oder 150 verschiedene Kaffeesorten bereitgchalten werden, um je nach dem Geschmack des Gastes hervorgeholt zu werden. Auf all diese Dinge, die doch Geld, Kapitalinvesticrung und Risiko erfordern, mutz hingewiesen werde», um de» Wiener Kaffcehausbesitzcr von dem Vorwurf, zu entlasten, er Über spanne seine Preise. Der Kaffeehausbesucher in Wien erwartet von seinem Kaffeehaus und von dem Kaffee überhaupt mehr als Irgend ein Kasfeehausbesucher der Welt. Also — must er auch mehr dafür bezahlen. Der Gedanke eines Wiener Gastwirts, an den Stühlen Sitz-Stopp-Uhren anzubringen, um die Sitzzeit zu beschränken, Bor der Königshochzeit in Aegypten Ganz Aegypten steht im Zeichen der Hochzeit des Kö- nigs Faruk. — Hier ist ein mächtiges Tor vor dem Pa last Aodine >n Kairo errich tet, durch das gerade die auf de» König vereidigten Trup pen ziehen. (Presse-Hossmann. gandcr-M.) Blombergs Mutter gestorben. Die Mutter des Reichskriegsministers Generalfeldmnr- schall v. Blomberg, Einum v. Blomberg, die am 18. Dezember ihren 90. Geburtstag feiern konnte, ist, wie bereits gestern berichtet, nach kurzem Leiden in Eberswalde gestorben. (Nach einem Gemälde von Egon von Lüders.) (Scherl Bilderdienst, Zander-M.) um die Frist vor der Tasse Kaffee (mag sie auch leer sein) zu beschneiden, ist ganz unmienerisch. Man wird den Wirt mit seinen Stoppuhren alleinlassen und ein anderes Kasse«» Haus aufsuchen. Wenn ivir sagten, dast sich in Wien alles im Kafseehau» abspiele, so sagten mir damit nicht zu viel Die Wiener Künst ler, dle Philosophen, die Schriftsteller, die Journalisten, die Komponisten und vor allem jene, die so tun, als ob sie dem einen oder anderen Berufszmetg angehörten, halten sich ost oder zu gewissen Tagesstunden im Kasfeehaus auf. Sogar der menschenscheue Beethoven hat da keine Ausnahme gemacht. Auch Schubert sah man oft im Kasfeehaus. Heute noch sieht man im Kaffee Museum die bekanntesten Leute von Wien auftauchen. Oder man findet sie im Kaffee Central. Das be rühmte Kaffeehaus Fenstergucker an der Kärntnerstraße ist wieder zu neuem Leben erwacht, nachdem eine Zeit hindurch an seiner Stelle eine Bank arbeitete. Alle diese Umstände zeigen, wie sehr mit dein Kasfeehaus das Leben des Wieners verwachsen ist. Ohne das Kaffeehaus ist er nicht zu denken. Und In der Ferne denkt er mit Sehn sucht an sein Stammkaffee. Nirgendwo mehr als in Wien ist das Kaffeehans der Seelenspiegcl eines Landes, vom Im perial-Kaffee bis zum Kaffee Herrenhof. Aönigshochzeit in Aegyptsn Bier Tage Festlichkeiten im Niilande. Kairo, 19. Ian. Ganz Aegypten steht im Zeichen der ägyptischen Königshochzett, die am Donnerstag zwischen dem 17jährigen König Faruk und der gleichaltrigen Farida Zulfi- car mit grostem Prunk stattsindet. In den streng mohammedanischen Ländern bekommt der Bräutigam seine Braut erst nach der Hochzeit zu sehen. Die junge Frau wird ihm nach Unterzeichnung des Ehekontrakte», an dem sie selbst nicht teilntmmt, in einem geschlossenen Wa gen tief verschleiert zugefllhrt. Auch die ägyptische Königs hochzett findet selbstverständlich nach mohammedanischem Ritus statt. Es ist eine morgenländische, und doch eine ganz moderne Hochzeit. Farida Zulsicar ist in Heliopolis, in der Sonnenstadt bei Kairo, geboren. Dort liegen die Wohnviertel der reichen Aegypter und Europäer. Ihr Vater Aussef Zulsicar Pascha ist einer der angcsehendsten Würdenträger des Königreichs und Mitglied des internationalen Gerichtshofes. Ihre Mutter Ze- niab ist Hofdame und die kleine Farida hat ihre Kinderjahr« am Hofe verbracht. Sie ist die Freundin der Schwestern de» Königs, die der junge Prinz stets mit Zärtlichkeit umgeben hat. Später in Frankreich und in England erzogen, ist Farida eine ganz moderne junge Dame. Tausende von ihren Bildern ohne Schieler werden heute in den Slrasten Kairos ausgestellt und verkauft, ivas sllr ein mohammedanisches Land einen gra sten Fortschritt bedeutet. Sie hat auch in ihrer Brautzeit keinen Schleier getragen, wird ihn aber, um der Sitte und Tradition zu genügen, an ihrem Hochzeitstage anlegen müssen und ihr hübsches Gesicht verhüllen. Auch während der Ehe- schlietzung bleibt sie abwesend. Nach Unterzeichnung der Ur kunde wird sie in geschlossener, vergoldeter Karosse von Helio polis in das Schlost des Königs nach Kubbeh geführt, wo sie den König erwartet. König Faruk hat noch ein längeres Programm zu er ledigen, ehe er seine Braut aufsuchen kann. Jedoch hören damit die Konzessionen an den Orient auf Die Königin nimmt an der Seite ihres Gemahls am Bootskorso aus dem Nil und an den Huldigungen der Abordnungen teil. Die Be- duinenschcichs ziehen in Parade an Ihr vorüber. Nur beim Staatsbankett und bei der offiziellen Cour darf die Königin nicht anwesend sein Die Festlichkeiten dauern vom 20. bis zum 23. Januar. Ganz Aegypten ivird dem jungen Paar hul digen und die Liebe und das Vertrauen eines ganzen Volke» begleiten sie. Aneippbad wörishofen Großzügige Lösung der Kurhaussrage. München, 19. Januar. Auch das bekannte Kneippbad Wörishosen hat seit dem Um bruch einen starken Ausstieg genommen. Die Zahl der Kurgäste und übernachtenden Passanten ist von 19113 im Jahre 1933 auf 24 828 im Jahre 1937, die Zahl der Ucbernachtuugcn in der gleichen Zeit von 340 955 äuf 499 930 gestiegen. Unter den Kurgästen waren im letzten Jahr 1909 Ausländer. Mit dieser Entwicklung ist eine Reihe von Fragen brennend geworden. Insbesondere bedürfen die Verhältnisse des Kurhauses einer grundlegenden Eriveiterung und Umgestaltung, da das bisherige „Kasino" in keiner Weise mehr den Anforderungen entspricht. Auch die dauernde Sicherung der Wasserversorgung und die Ab- wässersrage müssen Gegenstand eingehender Erwägungen sein. Ministerpräsident Siebert hat in eingehenden Erörterungen mit den zuständigen politische» und Verwaltungsstellen die für die Förderung de» Äadebetrtebes in Betracht kommenden Fragen untersucht. Zunächst soll an eine großzügige Lösung der Kur haussrage hcrangegangon werden. Ans Grund Erhebungen soll diese Frage so betrieben werden, dast schon für da» End« de» Jahre» nrit einem grostzügigon Neubau gerechnet werden kann.