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Sonnabend/Sonntag, 18./18. Dezember 1837 Sächsische Bolkszettung ^otirsn der Ter das das Ser Man- des Prinzen Vernhard Amsterdam, 16. Dezember. Nach längerer Pause ist am Freitag eine Verlautbarung über den Zustand des Prinzen Bernhard der Niederlande ver öffentlicht worden, in der es heißt, daß auch während der letzten Woche die Besserung des Zustandes angehalten habe. Kron prinzessin Juliana, di« im Krankenhaus bei ihrem Galten weilte, sei setzt in der Lage, den verletzten Prinzen häufig zu besuchen. sseue SeiverkseksNsInlKrnrillonsIe? Man weiß, daß Stalin mit der sowjetrussischen Außen politik sehr wenig zufrieden ist. Moskau kämpft heute nach einer Serie von Äitfangserfolgen, die mit dem Abschluß des sranzösisch-sowjetrussischen Militärbündnisses ihren Höhe punkt fanden, schwer um seine Stellung in Europa. Die außenpolitischen Rückschläge sind nicht ohne Folgen geblie ben auf die Arbeit der Komintern. Seit einiger Zeis..wendet sich die Kommunistische Internationale wieder in verstärk tem Maße der indirekten Einflußnahme zu. Wieder ein mal wurde das schon so oft vergeblich angestrebte Ziel aus gestellt, die internationale Gewerkschastseinyeit herzustellen. Zouhaux, der ja bekanntlich nicht allein Leiter des fran zösischen Eewerkschaftsbundes (CET.) ist, sondern auch in der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale eine führende Rolle spielt, hat Ende November in Moskau mit Vertretern der Komintern über die Vereinigung der kommunistischen und sozialdemokratischen Gewerkschaften verhandelt und ein Abkommen getroffen, das im Falle seiner Verwirklichung tatsächlich die völlige Verschmelzung der beiden Gewerk schaftsinternationalen bedeuten würde. Allerdings ist das Abkommen nur vorläufiger Natur, und es steht noch keineswegs fest, ob die Ländersektionen der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationals seinen Inhalt bestätigen wer den. Zn den skandinavischen Ländern, in Holland und Bel gien machen sich bereits starke Widerstände bemerkbar. Namentlich in Belgien geht die Abneigung der Gewerkschaf ten gegen die politische Verschmelzung mit der sozialistischen Partei ja so weit, daß kürzlich von einer Palastrevolution gesprochen werden konnte. Abschreckend wirkt vor allen Dingen das Schicksal der französischen Gewerkschaften, die sich heute völlig im Schlepptau der Kommunisten bewegen und die Befähigung zur Erfüllung ihrer eigenen Aufgaben immer mehr verlieren. Die Frage ist nun, ob diese retar dierenden Elemente in der Gewerkschaftsbewegung stärker sind als jene Kreise, die eine Verschmelzung mit den Kom munisten befürworten. Der Führer der französischen Volks partei Jacques Doriot, der früher selbst Kommunist ge wesen ist, weist in einem Aufsatz in der „Liberte" die maß volleren Eewerkschaftskreise auf di« großen Gefahren hin, die sich aus dem Zusammenschluß der beiden Internationa len ergeben würden. Er sieht vollkommen richtig, daß der von der Komintern vorgeschlagene „Beitritt" der kommu nistischen Gewerkschaften zur Amsterdamer Internationale lediglich ein neues Manöver Moskaus ist, um sich ein zu sätzliches Druckmittel auf die gesamte internationale Ge werkschaftsbewegung zu verschaffen. Das bedeutet aber ein neuerliches Vordringen der Sowjets im internationalen Nahmen und damit eine Verstärkung des Machteinflusses der Kommunisten in den verschiedenen Ländern. Doriot ist der Meinung, daß dieser Schachzug von der Komintern Vicht zuletzt deswegen unternommen wird, um durch einen Gegenschlag den augenblicklich stärkeren Einfluß der II. Internationale auf politischem Gebiet wieder zurückzu drängen. Die Gefahr des politischen Mißbrauchs ist um so größer, als dis Eowjetgewerkschaften selbstverständlich Nichts anderes sind als eine willenlose Apparatur in der Hand der Moskauer Regierung. Darum muß ihr „Beitritt" »ur Amsterdamer Internationale auch als ein großangeleg« 1er Versuch zu deren Zersetzung gewertet werden. Doriot hat recht, wenn er di« französischen Gewerkschaften zum Wider stand gegen diese neue bolschewistische Invasion aufruft vnd sie davor warnt, ihre Selbständigkeit preiszugeben und p» einem Instrument in der Hand der Sowjets Herabzu kinken. personalveränderunaen im Propaganda. Ministerium Berlin, 18. Dezember. Reichsmlnister Dr. Goebbels hat den stellvertretenden Leiter' des Reichspropaganda-Amtes München-Oberbayern und Letter des Gau-Kulturamtes der NSDAP Gau München, Ernst Leichtenstern, als Nachfolger des verstorbenen Ministerialrats Dr. Ernst Seeger zum Leiter der Abteilung Film seines Mini steriums bestellt. Gleichzeitig ist der Direktor der Städtischen Galerie und Lenbach-Galerie in München, Dr. Heinrich Hof mann, zum Leiter der Abteilung Bildende Kunst im Reichsmini- sterium für Volksausklärung und Propaganda ernannt worden. Zu seinem persönliäien Referenten hat Reichsminifter Dr. Goeb bels den bisherigen Gaupropagandaleiter und Leiter des Reichspropaganda-Amtes Schlesien, SA Oberführer Dr. Werner Naumann, ernannt. Zum zweiten persönlichen Referenten des Ministers wurde der SS-Hauptsturmführcr Georg Wilhelm Müller ernannt. Der bisherige Referent in der Presse-Abteilung SA-Sturmbannführer Alfred Heusinger von Waldegg wurde in die Adjutantur des Ministers versetzt. Der SS-Untersturmsührer Oberregierungsrat Dr. Zeller tritt als persönlicher Referent in das Büro des Staatssekretärs Hanke, Hbcrregierungsrat Wer ner Stephan als persönlicher Referent in das Büro des Staats sekretärs Reichsprcsscches Dr. Dietrich über. Die Kardlnalserhebungen in Rom Rom, im Dezember. Die feierliche Zeremonie der Bircttaussetzung an den neuen Kardinälen Piazza, Pellegrinetti, Hinsley, Pizzardo und Gerlier durch Pius XI. spielte sich vorgestern abend im Konsistoricn- saal in einem imposanten Rahmen ab. Vom Diplomatischen Korps beim Heiligen Stuhl waren die Botschafter Italiens und Frankreichs, die Gesandten Großbritanniens, Oesterreichs, sowie Irlands und der litauische Geschäststräger erschienen. Außer den nächsten Anverwandten der neuen Purpurträger bemerkten wir Abordnungen aus deren Hcimatdiözescn. Der Papst, der aus der Sedia Gestatoria bis zu den Stufen des Thrones im Konsistoriensaal getragen wurde, vollzog zunächst die Ucberrei- chung des Schulterkragens und des roten Biretts an jedes der neuen Mitglieder des höchsten Senates der Kirche. Der Rang älteste der neuen Purpurträger, der Patriarch Piazza von Vene dig, richtete alsdann eine Huldigungs- und Dankansprache an den Papst, auf welche dieser mit einer längeren Rede erwiderte. Gemäß der Tradition ging der Papst rühmend auf die bisherige Wirksamkeit der fünf Kardinäle ein und gedachte dabei auch der Besonderheiten ihres Tätigkeitsfeldes. Den Höhepunkt der vatikanischen Feierlichkeiten bildete das gestern vormittag in der Vcnediktionsaula über dem Porti kus von St. Peter stattgehabte Oeffentliche Konsisto rium, bei dem das gesamte Diplomatische Korps mit seinem Doyen, dem deutschen Botschafter Dr. v. Bergen, zugegen war. Der neue brasilianische Botschafter, der dem Papst sein Beglaubigungsschreiben noch nicht überreichen konnte, hatte aus einem besonderen Platz außerhalb der Diplomatentribiine sich I eingcfunden. Die nächsten Verwandten Pius XI.. Abordnungen I des Malteserordens mit dem Großmeister Fürst Chigi Albani an I der Spitze und des Grabesordens waren erschienen. Der orien- I talische Klerus war aus Anlaß der Romfahrt des armenischen I Patriarchen von Cilieien Aggagianian in stattlicher Zahl an- I wesend. Die Zeremonie der Aussetzung des großen roten Kar- I dinalshutes geschah nach dem altehrwürdigen Ritus. Die die I Bcatifikationsaula ganz ausfallenden Pilgersckarcn brachen I bisweilen in gedämpften Beifall aus. Pius XI. sprach mit weit- I hin vernehmbarer Stimme zum Schluß den Apostolischen Segen. I Während der Feierlichkeiten zeiate sich der Heilige Baler allen I Anstrengungen durchaus gewachsen. Schwerer Klrchendiebstahl in Verlin- Relnickendorf In der Marienkapclle in Reinickendorf-Ost wurde in I Nacht zum Freitag ein schwerer Kircheneinbruch verübt. I Einbrecher versuchte zunächst, durch das Sakristeifcnster in I Innere zu geiangen, was ihm jedoch nicht gelang, weil I Fenster mit einem starken Riegel verschlossen war. Daraus hat D der Täter sich durch ein Kapcllensenstcr Eintritt verschafft. Er So oder ähnlich hat man vereinzelt die vom Heimat- I suchte anscheinend zunächst in der Sakristei nach den Schlüsseln werk Sachsen ausgehenden Versuche mißdeutet, das säch- I zum Tabernakel und zu den Opferstöcken, konnte sic aber fische Volk zu einer kraftvollen, klaren und beherrschten Sprech- I nicht ausfindcn. Dagegen sand er einen Hammer, der siir die weise zu erziehen. Man hat darin auch einen Eingriff in die I Weihnachtsbaumschniückung bereit lag Damit schlug er die p..,°nnch-Mch. I wäre es, wollte man den Mannern, die das Huteramt der I „ gsixg mitgehen, was ihm irgendwie von Wert erschien, Sprache unseres Grenzlandgaues verwalten, unterschieben, ihr I das Wcihrauchlaß und das Weihrauchschisschen, einige Para- Kamps um eine saubere, einwandfreie Sprechweise bedeute zu- I mente und das Scgensvelum. Auch der Opserstock wurde er- gleich eine Ertötung der heimischen Mundarten. Gott sei Dank I brachen. Der Opferßasten des Kindhcit-Iesu-Vcrcins, der gleich haben wir in Sachsen eine ganze Anzahl bodenständiger, wur- I falls erbrochen wurde, war glücklicherweise erst am Vortage »elechter Mundarten sim Erzgebirge, Vogtland, in der Lausitz I geleert worden. Die Schränke in der Sakristei wurden durch- und anderwärts), deren Pflege heute mehr denn je betont wird. I s"rht ""b demoliert. , . m, I Der schwere Einbruch muß sch etwa um Mitternacht ab- I Nespiclt haben. Er wurde bald darauf bemerkt, so daß die spräche, die Komikern und sogenannten Humoristen dazu I Kriminalpolizei die frische Spur aufnehmen konnte, die durch diente, die sächsische Sprache außerhalb der Grenze unseres I djx Gärten nach der Pankowcr Allee hinführt. Offenbar hat Gaues zu verpönen und so dem Ansehen unseres Landes und Ies sich „m einen einzelnen Einbrecher gehandelt. Der Sach- unseres Volkstums in aller Welt zu schaden. Dabei ist es doch I schaden beziffert sich auf etwa 1000 RM.. gerade unser Gau, der die Grundlage abgegeben hat für eine I einheitliche deutsche Hochsprache, längst bevor man an eine I Lkilbtek AllfM des eNsslWeN KerkfOerpaakes Einheit des Volkes auch nur denken konnte. War diese Sprache I London, 18. Dez. In einen leichten Verkehrsunfall wurden auch keine reine Etammessprache, sondern eine Ausgleichs- I am Donnerstagabend der englische König und die Königin im spräche, die sich im Laufe der Jahrhunderte durch das Zusam- I Londoner Westend verwickelt, als sie sich auf dem Wege von menströmen der verschiedensten Mundarten entwickelte, so muh I einem Theater zum Buckingham-Palast befanden. Der Wagen sie doch zu dem Zeitpunkt, da sie durch Luthers Bibelübersetzung I des Königspaarcs wurde am Trafalgar Square von einem an- zur hochdeutschen Schriftsprache wurde, kraftvoll und Kämpfe- I deren Fahrzeug angefahren und beschädigt, jedoch trugen we- risch gewesen sein. Allerdings ist dann diese Sprache in ihrer I der der König noch die Königin Verletzungen bei dem Uillall weiteren Entwicklung im Zeitalter des Rokoko, Biedermeier I -in D-rke^ des Wa- und der Industrialisierung des IS. Jahrhunderts allmählich von I fckmdigung?n weiterzufahren, um nicht den Verlwhr auszuhalt?», ihrer früheren beherrschten Haltung abgesunkcn, wurde ver- I «ls „ zu seinem peinlichen Erstaunen seststellen mußte, daß niedlich» und verwaschen, vielfach zu einer unausgeprägten Um- I das englische Königspaar im Wagen saß. gangssprache des Alltags. Diese Entwicklung ist um so bedauer- I kicher, als die Sprache keine rein äußerliche Angelegenheit I HchWtle VlUttsit UN eltM deuMtN Hamills ist sondern vielmehr «usd r u ck de r inn e re n Haltu ng I Warschau, 18. Dez. In Suchodcl. Kreis Sochaczew. dran- de » Mensche n, seines Charakters. Gutes Spreck)en dient so I unerkannte Täter in den Laden des deutschen Kaufmanns zugleich der Erziehung zur Eharakterertuchtigung, schlechtes I Emil Günther ein und schossen den Inhaber, seine Frau und Sprechen aber ist dazu angetan, ein Volk in seinem Ansehen I den Bruder des Inhabers nieder. Als sie den Laden ausgeraubt bei anderen herabzusetzen. Wer diese beiden Wahrheiten einmal I hatten, begossen sie die Ermordeten mit Petroleum und zün- ganz klar durchdenkt und sie sich zum geistigen Eigentum macht, I beten die Leichen an, worauf sie die Flucht ergriffen. Der Bru- wird nicht mehr schimpfen Uber die „sprachlichen Hofmeister der I der des Inhabers Otto Günther, war aber doch nicht tödlich Zeit", di- ihm verwehren wollen, so zu sprechen, wie Ihm „der I «-troffen und konnte sich noch aus dem brennenden Hause Schnabel gewachsen" ist, sondern er wird Verständnis aufbring- I retten. -Meldeämter ans offener Straße erwoffen bestimmten, beherrschten und charakterfesten Haltung zu er- I Warschau, 18. Dez. In einer der Hauptverkehrsstraßen ziehen, wie sie allein dem Wesen unserer heutigen Zeit gemäß ist. I Warschaus, mitten im Zentrum der Stadt, wurde vorgestern " " " ° * in den späten Abendstunden ein Polizeibeamter von zwei Per ¬ sonen, die er verhaften wollte, erschossen. Den Verbrechern gelang es zu entkommen, obwohl sofort von größeren Polizei abteilungen eine Verfolgung ausgenommen wurde. An einem Tage ,dopve»ier" Großvater wandlitzsee (Kr. Ntederbarnim), 17. Dez. Das nicht alltägliche Ereignis, an einem Tage zweimal Großvater zu werden, trat hier bei einem Einwohner kürzlich ein. Die beiden verheirateten Tächter des Kraftfahrers Böse schenkten am gleichen Tage je einem kräftigen «naben das Leben. llllt»ey " "I. '° u», /k Ein Volk hilft sich selbst! Die HZ sammelt vom 17. bis 1«. Dezember für das WHW. Mivi-ueffe Mietscntunq «und-i^d N,. mN vom IS durch -v! vvd' Miete maßgebend sein, bei den Neubauten die bei der erstmaligen D" Erlaß sieht die Ntö'lichk-it einer Mie senkung aber auch daun vor, wenn bereits die erstmalig vereinbarte Miete als überhöht anzusehcn war. Dies ailt ins- besondere auch für umgcbautc und geteilte Wohnungen. Bei der Erhöhung von Kriscnmieten soll darauf geachtet werden, daß die Erhöhungen 10 Prozent der bisherigen Miete nicht über- steigen und daß sie nur in Abständen von einein halben Jahr vorgenommen werden dürfen. Bei der Festsetzung der Mieten und Pachten für Geschäftsräume soll in allen Fällen die Indu strie- und Handelskammer oder die Handwerkskammer gehört werden. Zum Schutz gegen sachlich nicht berechtigte Anträge sol len für das Verfahren Gebühren erhoben werden, die vor der Antragstellung einzuzahlen sind. Die Gebühren betragen bei Mieterhöhungen 10 Prozent des Betrages, um den die Miete erhöht werden soll, wobei für gewisse Fälle Ermäßigungen oder Befreiungen vorgesehen sind. Bei Anträgen auf Mietsenkung bei Wohnungen wird eine Pauschalgebiihr von 2 RM. für jeden Antrag erhoben. Weiterhin klärt der Erlaß verschiedene Zweifelsfragen, die über die Bedeutung der Preisstoppverordnung bei Mieten teil» weise noch bestanden. Er iveist daraus hin, daß di« Preisstopp« Verordnung nicht nur unmittelbare Mietsteigerungen verbiete^ sondern jede Handlung durch die der Wert der Mietsache sti« den Mieter gegenüber dem Stand vom 30. November 1030 ve« mindert wird. Insonderheit ist es unzulässig, besondere Miet» slcherheiten, Umzugsbeihilfen oder Abstandssummen zu vertan» gen, wobei es gleichgültig ist, ob die Forderung vom Vermieter oder dem bisherigen Wohnungsinhaber erhoben wird. Ebe, so ist es unzulässig. Instandsetzungskosten, b>- bisher der Ver- Mieter getragen hat, auf den Mieter ohne entsprechende Miet senkung abzuwälzen.