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Sächsische Volkszeitung : 18.12.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193712182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19371218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19371218
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-12
- Tag 1937-12-18
-
Monat
1937-12
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.12.1937
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Vater und Kohn ans dein Läsarenthron / Ob der Ruhm Cäsars allein ausgereicht hat, um den Cäsarentitel für fast zwei Jahrtausende zum begehrtesten Titel des Abendlandes und des byzantinischen Ostens zu machen? Läßt man die lange Reihe von Augustus und Tiberius bis zu Romulus Augustulus an sich vorüberziehen und unterwirft sie einer der heute so beliebten Charakterpriifungen, so wäre das Ergebnis ein wenig erfreuliches. In keinem anderen Stand müssen so die hervorragenden Eigenschaften einiger weniger die Minderwertigkeit und Schlechtigkeit der vielen auswicgen. Nur das zweite Jahrhundert macht in der bewegten Geschichte der römischen Cäsaren eine rühmliche Ausnahme, es ist das Jahrhundert der ..guten Kaiser", von Nerva, Trajan über Ha drian, Antonius Pius bis zu Mark Aurel. In jenem Zeitalter schien das erst in Erfüllung gegangen zu sein, was sich Vergil von der Herrschaft des Augustus erträumt hatte, was aber unter der Tyrannenherrschaft eines Caligula, eines Nero und Domitian wieder verlorengegangen war. Das Imperium war mächtig nach außen bis zu den Grenzen der Barbaren, einig und friedlich nach innen. Seit Trajan führte man keinen Er oberungskrieg mehr, weil es sich einfach nicht mehr lohnte, die unwirtlichen Länder jenseits der Limesgrenzen in den Ver band des Reiches aufzunehmen; mochten die Barbaren draußen bleiben. Große Heeresstraßen, noch heute teilweise erhalten, durchzogen die zivilisierte Welt von einem Ende zum andern, prächtige Bauten entstanden überall, die heute noch vom antiken Nom künden, das Forum Trajani, das Pantheon, das Grabmal des Hadrian. Die Steuern wurden ermäßigt und das Recht von Juristen ausgezeichnet und weiter entwickelt. Der Senat war wieder geehrt und in seine alten Rechte eingesetzt, neben dem römischen Bürger Kfreute sich auch der Provinziale in den weiten Ländern des Reiches des Wohlstandes und immer grö ßerer Rechte, dis ihn bald mit dem römischen Bürger gleich setzen sollten. Athen erstand wieder aus dem Schutt und mit ihm griechische Kunst. Bildung und Wissenschaft. Münzen und Inschriften künden vom ..Glück der Völker", vom „Frieden auf Erden", van der „Treue der Heere", vom „goldenen Zeitalter" und legen bedenkenlos dem Cäsar die Titel des obersten Gottes des Iuppiter Capitolinus bei. Hundert Jahre später scheint diese glückliche Welt, deren Herrschaft wie für die Ewigkeit gegründet war. wie verwandelt. Ueberall brechen die Barbaren über die Grenzen des Im periums herein. Araber, Syrer, Thraker, Afrikaner, Illyrer be mächtigen sich des Cäsarenthroncs, selbst nur ein Spielball in der Hand der Prätorianer und der Legionen, welche den Kaiser titel an den Meistbietenden verkaufen und dann den Erwählten bald wieder ermorden, um das unwürdige Spiel von neuem be ginnen zu können. Die Aecker veröden, Steuerdruck und Plünderung hemmen jeden wirtschaftlichen Aufstieg, Seuchen und Hungersnot halten ihre Ernte. Und unter ständigen Kriegen, Aufstände», Palastrevolten, wandelt sich mit unheim licher Geschwindigkeit das geistige Antlitz der Zeit Hadrian hatte davon geträumt, das Griechentum und seine Kultur Besten und Vortrefflichsten im Staate gehöre, und nur so konnte der Senat mit gutem Gewissen die persönliche Wahl des Kaisers politisch sanktionieren. Mochten die Kaiser im Orient Herum reisen und sich in die Verwandtschaft aller möglichen Götter, und wenn es Götter mit Hundsköpfen und Ibisschnäbeln waren, ausnehmen lassen, das spielte keine Rolle. Diese Verwandtschaft war ungefährlich Und man war gern bereit, dem verstorbenen Liebling Hadrianus, dem Antinoos, Tempel und Statuen zu er richten, wenn es nur wieder keine kaiserliche Familie gab, bei der man nie wußte, was dabei herauskam. Es ist merkwürdig, daß der Kaiser, der das Adoptions prinzip, welches sich so gut bewährt hatte, brach und damit die Reihe der guten und glücklichen römischen Cäsaren für immer abschloß, ein Philosoph war, der über die Natur, über den Menschen, über die Erziehung viel nachgcdacht und uns seine Ge danken in seinen „Selbstbetrachtungen" überliefert hat, Kaiser Marc Aurel. Nun kann cs Philosophen ja öfters passieren, daß sie über ihren geistigen Sprößlingen, ihren Büchern und ihren Systemen, ihre leiblichen Sprösslinge arg vernachlässigen. Aber Marc Aurel war nicht von dieser Art. Er war zugleich Herrscher und Philosoph und er hat während der Ist Jahre seiner Regierung fast ständig den Philosophen seinem Herrscher amt zum Opfer bringen müssen. Mas ihm als Philosoph vor schwebte, war die Herrschaft der Vernunft und des Friedens. Eine gelöste Heiterkeit des Herzens aus der Erkenntnis der Harmonie der Welt und ihrer Gesetze heraus. Was das Ge schick ihm bescherte, war ständiger Krieg im Osten und im Norden, Aufstand, Pest und Hungersnot. Marc Anrel hat den Krieg als Raub verabscheut, aber als stoischer Philosoph hat er sich nicht vor seiner Pflicht vorbeiaedrückt. das ihm anvertraute Reich zu bewahre». Bis in das Alter blieb er den strengen sitt lichen Idealen seiner etwas träumerischen Jugend treu, immer selbstlos, bescheiden, anspruchslos, wahrhaftig und ehrlich. Man versteht, daß Friedrich der Große, den ein ähnliches tragisches Schicksal statt eines goldenen Zeitalters der Vernunft blutige lange Kriege führen ließ, Marc Aurel und seine Selbstbetrach tungen geliebt hat. Wie aber kommt ein Mensch wie dieser innerlich vornehme Kaiser zu einem Sohu, der sich der Schwelgerei und den Lastern in jeder Form ergibt, der öffentlich als Tierkämpfer im Zirkus auftritt, der, um den Mythos der Gigantenschlacht norzuspiclen, alle Krüppel in Rom znsammentreiben läßt und sie als Herakles mit dem Löwenfell verkleidet mit der Keule nieder schlägt. den man schließlich als schon längst gemeingefährlich gewordene Bestie, vor der niemand seines Lebens sicher ist, von seinem Athleten erdrosseln lassen muß? Weder die pan kosmische Vernunft seines Vaters Marc Anrel. noch das psycho logische Wissen unserer Zeit weiß eine befriedigende Antwort darauf, es sei denn die resianierte Feststellung, daß auch Väter und Söhne manchmal Zufälle sein könne». Die noch erhal tenen Parträtbüsten des Commodus zeigen nur allzu deutlich die Züge seines Vaters, von seiner Mutter ist zum mindesten nichts ßMvr lubsir I Kino, N-cNo, ks>ngl»> von Ä I 0>s,6on-^. 1, Klng,l<s0o14 /ÄVlfA^ V' 1 Hlolll» sm 0I,mssLl<0onkm«I Nachteiliges bekannt, das eine derartige Entartung erklären könnte. Und an Erziehung hat es dem jungen Commodus bestimmt nicht gefehlt. Marc Aurel, der im ersten Buch seines Werkes genau all die wohltätigen Einflüsse auszählt, die er seinen Eltern, Lehrern und Erziehern zu verdanken hat, hat nichts unterlassen, um auch seinen Commodus zum würdigen Nachfolger erziehen zu lassen. Er rühmt sich in seinen Briesen, daß die Gnade der Götter ihm nur gesunde und begabte Kinder geschenkt habe, daß er für ihre Erziehung die besten Lehrer gesunden habe, und hofft, daß die guten Kräfte in seinem Sohn sich reich entfalten würden. Wenn Vererbung und Erziehung allein den Menschen mit Notwendigkeit bestim men, so stehen wir hier vor einem völlig ungelösten Rätsel, können wir nur den Einbruch eines Dämonischen feststellcn. Aber der Fall Commodus ist mehr als eine nur persön liche Dämonie oder gar nur eine geistige Erkrankung. Nero und Domitian waren uorangegangen, ein Caracalla und ein Heliogabal sollten folgen. Auf seinen Reisen in den Orient hatte Commodus orientalische Mysterien kennengelernt, und die ganze Art seines Cäsarenwahnsinns erinnert weit stärker, als cs bei Nero oder Domitian der Fall war. an den mystischen Rausch orientalischen Wesens. Es ist eine mythisch göttliche Traumwelt, die in seinen Wahnsinnstaten sich äußert. Als Antwort auf die religiöse Sehnsucht der Völker mar der Kaiser kult entstanden, der Cäsar nicht mehr nur Herrscher der Welt, sondern Heilbringer, Erlöser, allerhöchster Gott. Im Orient war er entstanden, aber das ungläubige Rom hatte sich ihn ansdrängcn lassen, weil seine eigene Religiosität längst dahin ivar. Auch die guten Kaiser von Nerva bis Marc Aurel hatten sich in Münzen und Denkmälern als Heil der Welt, als aller höchster Jupiter und Serapis feiern lassen, halten ihre Vor gänger zur Würde der Götter erhoben. Wohl die meisten und die klügsten unter ihnen zweifellos aus dem Gefühl einer staatspolitischen Notwendigkeit und religiösen Gleichgültigkeit heraus. In den Selbstbetrachtungcn des Marc Aurel findet sich keine Spur eines auch nur menschlichen, geschweige in das Göttliche übersteigerten Sclbstbewußtseins. und ähnlich haben sicher auch Antonius Pius, Hadrian und Traian gedacht. Aber nun kam Commodus und machte mit der Vergötterung des Staatsoberhauptes restlos Ernst. Man muß sich ihn vorstellen, wie er den ehrwürdigen Senat auf die Zuschauerplätze im Zirkus zitiert. Zunächst tritt er unten in der Arena auf als Herkules verkleidet mit der Löwenhaut und der Keule. Erst erlegt er Stiere, dann Löwen, schließlich einen Strauß. Mit dem Kopf des erlegten Straußes in der einen Hand, mit dem bluttriefenden Schwert in der andern, geht er dann stieren Blickes durch die Reihe der Senatoren. Diese müssen aus lauter Verlegenheit Lorbeerblätter ans ihren Ehrenkränzen kauen. Trotz allem Ekel und trotz des entwürdigenden Schau spiels müssen sie dach fast krampfhaft über den mythischen Gott menschen, den Gott Cäsar, lachen. Wer aber lacht, den trifft das Schwert des höchsten Jupiter, lind daher kaut man Lor beerblätter. Die Vergottung des Staatsoberhauptes, welche die Philosophie eines Marc Aurel nicht überwunden hatte, fand so in seinem Sohn ihre sinnvoll-sinnlose Verkörperung. Bücher für den Weihnachtstisch wieder beleben und zur Auferstehung bringen zu können. Was aber in Wirklichkeit wieder auferstand war der Orient mit seinen Religionen und seiner Erlösungssehnsucht. Es ging nicht mehr um eine heitere Philosophie, sondern was die Menschen der Mittelmeerwclt ersehnten, war Religion, Erlösung, fromme Reinheit des Glaubens statt einer Ethik aus Normen der Bildung, Hingabe und Opfer statt Pflicht und Staatsdienst, Wiedergeburt statt Politik. Worin aber bestand die Zäsur, die das Zeitalter der guten Kaiser vom Zeitalter der Soldatenkaiser trennte? Nicht in der Ermordung eines Cäsars, nicht in einem Barbarencinfall, auch nicht in einem Aufstand der Prätorianer oder der Grenzlegionen oder in verwickelten Thronstreitigkeitcn. sondern einfach darin, daß sich der Abkömmling des letzten guten Cäsars als ein wenig würdiger Sprößling des großen Philosophenkaisers entpuppte. Wir sind heute gern geneigt, das Ende des großen römischen Reiches als ein Versagen der Vlutskräfte des römischen Volkes auszufassen. Das haben freilich bereits Historiker vor unserer Zeit gesehen, wie der große englische Historiker Gibbons, und das haben vor allen Dingen die alten Römer selbst gesehen. Es ist keineswegs so. daß die alte römisch-griechische Kultur sich kampflos und fatalistisch dem Barbarismus und dem Orien- talismus ergeben hätte. Vor allen Dingen der römische Senat und seine Patriziergeschlechter waren bis in die Ostgoten- und Langobardenzeit hinein bewußte Träger altrömischer Tradition. So werden auch im 2. Jahrhundert, als der Senat zwar nicht politisch, aber gewissermaßen ideell wieder eine Macht geworden war, mancherlei Maßnahmen ergriffen, um dem drohenden Ver fall der römisch-italischen Blutsubstanz zu begegnen. Es er scheinen Gesetze gegen Abtreibung und gegen Kinderlosigkeit, es werden Gelder für Kinderreiche und für Siedler ausgeworfcn, und man beeilt sich durchaus nicht sehr mit der Verleihung des Bürgerrechtes an Frcnidstämmigc, obwohl die Zeit schon längst dafür reif war. In dieser Pflege des Familiengciste», die be reits mit Augustus cinsetzt. findet sich eine bemerkenswerte Aus nahme, die der höchsten Spitze des Staates Das stille Gebet aller altrömischen Familien um den Capitolinusbügel herum lautete: „Gott schütze den Cäsar, aber Gott beschütze uns vor einer neuen Cäsarenfamilie". Man war einst stolz gewesen auf die edle Herkunft Cäsar ans der gens Julia und die besten Dichter Roms hatten seinen Stammbaum bis zur Alma Venus, der Herrin Roms, zurück geführt. Aber zu der illustren Ahnenschaft hatte sich eine weniger erfreuliche Nachkommenschaft und Verwandtschaft von Größen wahnsinnigen, Tyrannen, Giftmischerinnen, Muttermördern und Brandstiftern gesellt und man war Heilfroh, als der letzte dieses erlauchten Hauses zu seinen göttlichen Ahnherren eingegangen war. Dann lyaren die Flavier gekommen, gewiß nicht mehr ein altrömlsches Patriziergeschlecht, sondern sabtnischer Herkunft, aber immerhin doch noch blutsverwandt, gewissermaßen Neu adel aus italischem Boden. Aber auch dieser Versuch einer Auf besserung mit den Kräften der bäuerlichen Landschaft und des rauhen Soldatentums hatte mit der wahnsinnigen Tyrannei eines Domitian geendet. Unter den glücklichen Kaisern, die jetzt in Eintracht mit dem Senat das Imperium regierten, war cs ein ungeschriebenes Gesetz, daß sie nicht heirateten, oder daß ihre Ehe kinderlos blieb. Und daß sie nach den Regeln der Vernunft und der Staatsklugheit ihren Nachfolger adoptierten. Nur so schien das republikanische Prinzip gewährleistet zu sein, daß die Alleinherrschaft nicht einer Dynastie, sondern dem Princeps, dem Im Wilhelm Goldmann Verlag in Leipzig er schien soeben eine großangelegte Biographie „Marschall Ney, der Tapferste der Tapferen" von dem Englän der Piers Compton. Dem nur durch seine persönliche Tapferkeit begründeten Aufstieg des deulschen Mannes, der im damals französischen Saarland geboren war und vom Schreiber zum Marschall von Frankreich und zum Fürsten und Herzog avancierte, folgte bekanntlich der schlimmste Zusainmcnberuch: Ney wurde als Hochverräter erschossen, weil er, vom neuen König Ludwig zum Pair ernannt, zu dem wieder ans den Plan tretenden Napoleon zurückgekehrt war. Diese tragische Schuld des treuesten und glänzendsten Führers des Napoleonischen Mar- schalltums behandelt Compton mit Gerechtigkeit und tiefem Ver stehen für den Führcrgedanken. Einem der größten Soldaten wird hier ein Denkmal gesetzt, das allenthalben den Stemvel geschichtlicher Wahrheit trägt. Den flüssigen, interessanten Stil des Autors hat Dr. van Bebbers deutsche Uebertragnng aus gezeichnet Hochgefühl!. Auch die Jugend kann dieses Buch mit Gewinn lesen. — Wie alljährlich liegt auch Heuer der vom Frankfurter Goethe-Museum herausgegebe.ie Goethe-Ka lender auf das Jahr 19 3 8 auf dem Redaklionstisch. Die ser 31. Jahrgang ist wieder ausgezeichnet gelungen und gleicht in dem pretiösen äußeren Gewand, das ihm der Verlag Dieterich, Leipzig, angezagen hat, seinen Vorgängern. Mit ebenso geist- wie liebevollen Beiträgen sind Ernst Mieckert Ru dolf G. Binding, Karl Heinrich Waggerl. Ernst Beutler. R. A. Schröder, Ludw. Frch. Barthel. Franz Göttin» und der amerika nische Goetheforscher G. M. Priest vertreten, der das lauge ver mißte, wegen seiner Pvrträtähnlichkeit berühmte Goethebild non Sebbers veröffentlicht. Mit den vielen sonstigen Bildern ist der neue Goethe-Kalender auch diesmal wieder ein schönes Fest geschenk. Jakob Kneip, der schon 1st2l die Lyrik seines Freundes aus der Dichterkameradschaft der „Werkleute auf Haus Nylaud" herausgab, bringt setzt im P. List Verlag. Leipzig, dessen Nachlaß unter dem Titel „Gerrit Engelke, Vermächt nis" heraus und läßt mit diesem stattlichen Band Lnrik. Epik und Briefe einen tiefen Blich in die Seele des jungen Arbeiter dichters tun. den eine feindliche Kugel bei Cambrai drei Tage vor Kriegsschluß fällte. Es ist noch viel Unfertiges in diesem Nachlaß und die Briefe an seine Braut zeigen einen weichen, guten Jungen, den das Leben wahrscheinlich modelliert und zum großen Dichter gemacht haben würde. Aus diesem Nachlaß spürt man, wie eifrig dieser Dichter, der als Maurergeselle sich einen außergewöhnlichen Wjssensschatz selbst angeeignct hat und dessen innerstes Mesen kerndeutsch war. an sich gearbeitet hat. Aach seine Neigung zur deutschen Musik, die er allerdings auf Wag ner nicht überträgt, erhellt aus vielen Stellen Da das Buch der Liebe einen großen Teil einräumt, werden es wohl Frauen be sonders gern zur Hand nehmen. Mit einem neuen historischen Roman erscheint der Wiener Mirko Jelustch In der Arena. Diesmal ist Franz von Sickin- gen der Held des tempcramentoollen Buches, das sich „Der Ritter" betitelt und im Tieck Verlag. Wien und Leipzig, er ¬ schienen ist. Der Roman schildert die adelige Art. mit der Sickingen Feind und Freund gegenübertrill und mit der er für die neue Lehre der Reformation kämpft. Einige Kapitel kön nen geradezu als dichterische Kabinettstücke bezeichnet werden, insofern der Dichter sich in seinem bekannt lapidarem, wuch tigen Darstellungsvermögen fast selbst übertrifft. Die Umwäl zungen im Reformalionszeitalier sind glutvoll gestaltet uud kraftvoll steht deutsches Wesen in: Vordergrund. — Van anderer Art ist des Sudetendeutschen Haas Watzlik Mozartroman „D ie Kr ö nungsope r", die im Adam Krast Verlag, Karls bad und Leipzig, erschien. Mozarts Prager Tage anläßlich der Uraufführung seiner Oper „La clemenzia di Tito", die bei den Festlichkeiten zur böhmischen Königskrönung des Kaisers Leo pold stattfand, sind der Hintergrund einer buntbewegten Hanb- Inng mit tragischem Unterton. Die festliche Stimmung, die Geist, Witz. Laune regieren, steht im Gegensatz zu den Todes gedanken des unsterblichen Meisters, den der Ruf seiner Eue ren Stimme zum Reguicm, seinem Schwanengesang, treibt. Es gibt eine ganze Anzahl von Romanen um große Musiker, auch einige um Mozart. Aber keiner, so scheint mir. hat die in nere Musik dieses neuen Watzlik, der das große Lebens werk des klassischen Meisters, seine Sinfonien und Opern, le bendig werden läßt. „Die Wölfi n W osc a". eine neue Tiernovcllen Samm lung des auch in Deutschland sehr beliebten E. Thompson- Setan erschien soeben bei Wilk. Koldmann Leipzig. Der Autor gehört zu jenen Tiernovellisten, die ihre Helden nicht vermenschlichen, sich aber dafür umso mehr mit ihrer stolzen Naturkraft befassen und ihnen tiefer in die „Seele" geschaut haben. Die 27 Erzählungen, die von Wölfen, Rindern. Hun den und Katzen, Bären. Leoparden. Vögeln. Schlangen und Kleingetier handeln, werden eingeleitet mit der tragischen Ge schichte der Wölfin Wosca, die sich in ihrem kämpferischen In stinkt zusammen mit ihrem Welpensohn ein Leben voll unbe grenzter Liebe ausbaut und von ihm ergreifende Eohnestreue erfährt. Noch viele sehr feine Beobachtungen des Autors sind in diesen Novellen enthalten, die unbedingt zum Verständnis des tierischen Lebens und darüber hinaus zum Tierschutzgedan ken wesentlich beitragen. — Wie wilde Romantik liest sich das feurig geschriebene Buch des Film-Mannes Franz E Anders „In der grünen Höll e" sVerlag Scherl, Berlins und dach enthält es nur Tatsachenberichte von den Kurbelfahrtcn des Verfassers in Nordbrasilien. Allerdings sind das höchst aben teuerliche Fahrten gewesen, die dem Kulturfilm und der Auf klärung dienten. Die dazu gemachten Aufnahmen waren mit unvorstellbaren Schwierigkeiten verbunden Alle Tiere des Ur walds mußten vor die Kamera, sogar die gefährlichen Raub fische des Amazonas, die Piranhas, die In wenigen Minuten einen Menschen oder ein Ins Wasser gefallenes Tier bis zum blanken Skelett auffresien. Die Schilderung gerade dieser Un terwasseraufnahmen und ihrer gewaltigen Schwierigkeiten ist überaus gelungen. Aber auch sonst hält einen das svanncnde Buch dauernd In Atem. Franz Zickler. Sonntag, big. Veremb «ist unser Üau; von 12 bi; iS M geöffnet.
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