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Morgen-Ausgabe Nr 4S3 Bezugspreis: L M,Ä.r"L..U^-sr »>«li«I!L»rIich M. dLL: sßr Bddsler «,»«Ulch M. l^0z S,,ch suser» «,4wLiIi»»u Filiale» lu« Has« gedrscht mouakllch M. I^g »iertst- lsdriich M. LLU: »,ech di, Poft luuerhsid Desllchlsnd« «u»»UL M. lpq. ,I«rl,I!«hrIIch M. ä.Tvr M. Atz««» BuSgad« M. 0^0, vsnuisf« M. <Uiv «„«Utch ßsslichUedil« V»ft»«It,U,edIhr>. BcheUkle M», uu» »elch-s^gel«, 2-ha,i ««,,« «»» plurtshlalt des Rates und des pollzeiarntes der Stadt Lerpzig Freitag, den 28. September 111. Jahrgang Anzeigenpreis: LA«.: .L««' LÜA «.Astzke»«»» »»tl. leit »i« V,«I«,»IIs70 Pf, „««. 80 Pf.: »lein« An»« ,«» »U VsNheil, » Ps. «»«»««« I» Vs^ «»IchäsiSanzelgen «U Hl«t»»rlchrtst«» >» Vrell, «rhldt- Bsilegsm SssMNtssfl-i« M. 7<— »e« lssl«»» sssichi. V.stgedltzr, Sbqel»«»«» I» Ps. — ««m. in» Festlsg« » Ps. «MUspeeS-»«!»'»» «» >«»«. ,4« «,» 14«4 VsNlcheabsai» »a 1S17 Sie seindlilhen KckMisssierWe Die harten Kämpfe vor Ipern Das Molffsche Bureau meldet amtlich: Berlin, 27. September, abends. In Flandern nachmittags wieder zunehmender Artillerie- Kampf. Don den anderen Fronten ist nichts Wesentliches gemeldet. atd. Berlin, 27. September. (Drahkderickt.) Der neue Gross kampftag der dritten Flandern sch locht am 26. September, an dem die Engländer mit noch stärkeren Kräften als am 20. September angrissen, wurde wieder «in RuhmeStag für die deutschen Truppen. Hatte der am 20. September mit Einsatz von 9 englischen Divisionen in erster Linie nur ganz geringe teuer erkaufte örtliche Erfolg« erzielt, so sollten diesmal 12 englische Divisionen in erster Linie einen entscheiden- den Erfolg bringen. Trommelfeuer von ungeheuerer Wucht leitete den Angriff «in, der auch diesmal, degleilet von zahlreichen Tankgeschwadern, ron GaS-, Rauch- und Rebelbomben, am frühen Morgen des 26. Sep tember gegen die Linie von Langemarch bis zum Kanal Holle- bek« vorbrach. Tiefgegliedert, mit starken Reserven griff der Eng länder ohne sede Rücksicht auf Menschenverluste an. Um die Gefahr der so gefürchteten deutschen Gegenangriffe auSzuschalten, die in allen Schlachten die Wucht des an Zahl weit überlegenen englisch«« Angriffes droch, versuchte der Engländer durch Massenwirkung seines zurückver- legten Arlilleriefeuers die deutschen Gegenangriffe schon im Keime zu ersticken. Dieser Versuch war umsonst. Mit Heldenmut sondergleichen di-rchschritken die deutschen Regimenter die Höllenzone des englischen EisevhageiS und warfen sich mit ungestümer Wucht dein Angreifer enl- gegcn. Beiderseits Langemarck stürmt« der Gegner wiederholt in dich ten -Kossen an. Hier scheitert« sedrr LinbrnchSverfnch in uns«»«« Feuer und lm erbitterten Rahkmnpf. Taufende opferte hier der Gegner, ohne einen Fvh breit Boden zr, gewinnen. Rnr in der Gegend östlich St. .-inlicn bis zur Straße <ypern —Menln vermochte der Feind nach ungeheure-, Opfern bis zu 1 Kilometer Tiefe in unser« zertrom- vielte Abwehr,zone einzudringen. Alle Versuch« deS Engländers, durch erneuten, rücksichtslosen Truppeneinsah seiner Reserven seinen geringen Lnsangscrfolg zu erweitern, scheiterten in unserer erbitterten Abwehr - nd an unsren wuchtigen Gegenstößen. An dem Skraßenkrenz westlich .'sonnebckc lobte der Kamps mit besonderer Heftigkeit. .In den Asendjtunden setzte der Gegner wiederholt« stärkste Angriffe auf das Dorf Gheluvel an. Sämtlich« Angriffe brachen unter schweren Verlusten sür den Angreifer zusammen. Das Dorf selbst blieb in in deutschem Besitz. Bis gegen Mitternacht dauerten di« erbitterten ouiikrordknllich heftigen Insanteriekämpfe auf der Grohkampffront an, während das starke Artilleriefeuer ohne jede Unterbrechung anhielt und rrst gegen 1 Uhr morgens vorübergehend abflaute. Seit dieser Zeit er folgten bisher keine neuen Angriffe der Engländer. Seit lehker Zeit fällt es auf, daß belgische Ortschaften wiederholt ol ne erheblichen Grund von den Engländern beschoffen werden. Bet der gestrtegen Beschießung von Ostend« wurden wiederum vierzehn Belgier getötet und 25 schwer verletzt. An der Arra < sron t in Gegend van St. 2 uentin und an der AiSn «, vor ollem an der Lasfavr - Ecke zeitweise Feaerfieigerung. Auf dem Ostnser der Maas zwischen Beaumont und Bezonvaux nahm dos Arlillerlefeuer vorübergehend größere Stärk« an. Am Nachmittage gegen Beaumont vorgehend« feindlich« Hand granatentrupps wurden abgewiesen. Weitere Ansammlungen in der Beaumant-Schlncht wurden durch unser Vernichtungsfeuer zerstreut. Die von unserer Artillerie durchgeführt« Bekämpfung feindlicher An lagen halte mehrfach sichtbaren Erfolg. Um Mitternacht erfolgte ein« starke Explosion beim Fort Douaumont. In der verslossenen Rocht wurden feindlich Flughäfen hinter der Front sowie einige Waldlager mit Erfolg mit Bomben belegt. Bier große Flugzeughallen auf dem Flughafen LemmeS gerieten in Brand. Auch auf den übrigen Flughäfen wurden große Brände, Ex plosionen und Volltreffer in Hallen beobachtet. Im Osten lebte das feindliche Artilleriefeuer in der Gegend von Dünaburg am Narocz-See und im Luzker-Bogen zeitweise wieder auf. An den übrigen Fronten keine besonderen Ereignisse. Spionage der englischen Gesandtschaft in Schweden Verls«, 27. September. (Privottelegramm.) «Sydsvenska Dag- blodet* meldet unterm iS. September: DaS Stadtgericht in Stockholm verurteilte am 18. September den wegen Verbrechens gegen di« Sicherheit des schwedischen Reiches angeklagten Kaufmann I. M. L. Dahl und d«n Studenten K. G. L. Gyllen - «reutz zu drei refp. Jahren Strafarbeit Die Angeklagten räum ten «in, der englischen Gesandtschaft in Stockholm photogra- phlsche Skizzen von gewissen BefefligungSwerken zum Kauf« angeboten zu haben, obgleich sie von der Schädlichkeit dieser Handlungsweise für das Reich Kenntnis hatten. — Die Stockholmer englische Gesandtschaft verleugnet, wie gewöhnlich, ihr« Spione. Amerikanische Albernheiten D Berlin, 27. September. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung.) Wie holländischen Blättern ,zu entnehmen ist, sind die Amerikaner mit ihrer Stimmungs mache für den an sich sehr unpopulären Krieg drauf und dran, sich lächerlich zu machen. Obwohl der Krieg in Wirklichkeit noch gor nicht begonnen hat, .versenken' amerikanische Handelsschiffe unsere U-Boote in Massen. So meldeten die Blätter kürzlich, daß .sechs feindliche U-Boote an der französischen Küste von amerikanischen Schiffen versenkt wor den seien". Die Zeitungen brachten Extrablätter und die Glocken wurden ob dieses .SiegcS" geläutet (l). Einen halben Tag später mußten diese sechs versenkten U-Boote schon auf eins reduziert werden, und auch dieses eine war noch zweifelhaft. Auch bei der Berichterstattung über andere sogenannte .Kriegsereig nisse' mußte die Presseabteilung der amerikanischen Marine be reits öffentlich zugestehen, daß die Berichte vor ihrer Veröffent lichung etwas .bearbeitet' worden waren. Aber dies alles sind Kleinigkeiten, die in dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten und Albernheiten nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Mache geht noch weiter. Drei Jahre Seekrieg (r.) Berlin, 27. September. (Drohtbericht.) England: Gesamtverlnste rvnd 661300 Tonnen, und zwar Linien schiffe 13 mit zusammen 215200 Tonnen, Panzerkreuzer 17 mit zusammen 253 600 Tonnen, geschützte Kreuzer und ll-Bootabwehr- Kreuzer 26 mit zusammen rund 107 800 Tonnen, Kanonenboote (größere) 6 mit zusammen rund 3400 Tonnen, Torpedofahrzeuge 74 mit zusammen rund 60 000 Tonnen. U-Boote 29 mit zusammen rund 21300 Tonnen, außerdem mehrere kleine Kanonenboote und 33 Hilfskreuzer. Französische Gcsamlverluste: Rund 101 000 Tonnen, und zwar Linieuschiffe 4 mit zusammen 54 000 Tonnen, Panzerkreuzer 3 mit zu sammen 25 100 Tonnen, U-Boot-Abwehrkreuzer einer mit 1800 Tonne«, Kanonenboote 2 mit zusammen 1300 Tonnen, Torpedofahrzeuge 25 mit zusammen 12 000 Tonnen, U-Boote 12 mit zusammen rund 6400 Tonnen, außerdem 12 Hilfskreuzer. Russische Gesamtverlnste: Rund 71810 Tonnen, und zwar Linienschiffe 2 mit zusammen 35 300 Tonnen, Panzerkreuzer einer mit 8000 Tonnen, geschützte Kreuzer einer mit 3180 Tonnen, Kanonenboote 4 mit zusammen 4380 Tonnen, Torpedofahrzeuge 13 mit zusammen ruud 9700 Tonne«, Unterseeboote 6 mit zusammen rund 3000 Tonnen, Streu- Minenschiff« 2 mit zusammen 8250 Tonnen. Italienisch« Gesamtverlsst«: 76 450 Tonnen, «nd zwar Linien schiffe S mit zusammen 49 860 To«ne«, P<nrz«rkre«zer 2 mit zusammen 17 750 Tonne«, Torpedofahrzeuge 11 mit zusammen rund 5900 Tonnen, U-Boote 9 mit zusammen rund 3500 Tonne«, außerdem 3 Hilfskreuzer. Japanisch« Gesamtverlnste: 23 825 Tonne«, und zwar Panzer- Kreuzer einen mit 14 000 Tonnen, geschützt« Kreuzer 2 mit zusammen 8600 Touncn, Torpedofahrzeuge 3 mit zusammen rund 1100 Tonnen» Unterseeboote eins mit 125 Tonnen. Bereinigte Staaten von Amerika: Der geschützte Kreuzer .Olympia' mit 6600 Tonnen und dos Unterseeboot 7' mit rund 125 Tonnen. Portugal: Ein Flußkanonenboot und «in Minensuchfahrzcug. Rumänien: Lin Kanonenboot und ein Torpedoboot. Petersburg im Dunkeln (r.) Stockholm, 27. September. (Drahtbericht.) Die russische Regierung hat eine besondere Kommission mit der Durchführung der Schutzmaßnahmen gegen feindliche Luftangriffe betraut. Unter Anlehnung an die in London und Paris geltenden Vorschriften wurde die Beleuchtung der Hauptstadt auf ein Min destmaß beschränkt, so daß die Stadt des Abends in Dunkelheit gehüllt ist, um den Zeppelinen keine Angriffspunkte zu bieten. Bulgarischer Heeresbericht "tb. Sofia, 26. September. (Amtlicher Heeresbericht.) Mazedonische Front: Auf dem Dobropolje war die Arlillerietätigkeit lebhafter. An der übrigen Front schwaches Geschühfeuer. Eine feindliche ErkundungSavteUunq wurde östlich des Dobropolje durch Feuer vertrieben. Eines unserer Luftgeschwader warf, wie festaesteltt, mit Erfolg Bomben auf feipd- liche Vorbereitungen in der Koritza. 3mWardar-Tol und an der Struma die gewohnte Artillerietätigkeit. Rumä nische Front: Bei Tulcea und 3 saecea Geschühfeuer. Vor der 12. 3so«zofchlacht? (r.) Von der Schweizer Grenze, 27. September. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstalkers.) Der .Züricher TaqeSanzeiger' meldet: Ans dem italienischen Kriegsschauplatz weist die außerordentlich reg« ilolienisch« Fliegertätigkei t aus die Zufahrt«- und Sammelräume der österreichischen Armee auf eifrig betriebene Vorbereitungen zu der unmittelbar bevorstehende« 12. Isonzo- schlacht hin. (r.) Von der Schweizer Grenze, 27. September. (Draht- berichl anseres Sonderberichterstatter«.) Züricher MeDvage« au« Mailand zufolge berichtet der .Lorriere della Sera' au« dem italienische« Hauptquartier, alle Vorbereitungen hinter der Front geben Italien di« Hoffnung, daß die kommenden Kämpfe den Siegespreis bringen werden. Das italienische Heer sei noch nie so zahl reich geweseu, wie im gegenwärligen Stadium der Entscheidung. Oesterr. - ungar. Heeresbericht v«b. Wlen, 27. September. Amtlich wird gemeldet: Oestltcher Kriegsschauplatz 3« der Gegend östlich von Radauh lebte das feindliche Ar tilleriefeuer zeitweise auf. Italienischer Kriegsschauplatz Bei der HeereSgrvppe von Boroevic wurde« durch Flieger und Abwehrfeuer drei feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht. 3m Ton ale-Gebiet gelangten Hochgebirgs-Potrovillen hinter di« feindlich« Fron«, sprengten dort zwei Seilbahnstationen, zer- störten mehrere Magazine und kehrten ohne Vertust mit Ge- sangenen zurück. Südöstlicher Kriegsschauplatz Kein« größeren Kampfhaidlungen. Der Chef des Venerakstobe«. Die Hauptstraße zum Friede« An der Hand der drahtlichen Meldungen über die Ausnahme unserer Antworten an den Papst vermochte man sich noch kein vollkommenes Bild von der Stimmung zu machen, die jetzt bei den Regierungen und bei den Völkern der feindlichen Staaten herrscht. Nun liegen die Organe ihrer öffentlichen Meinung vor uns, und da erhalten wir einen wesentlich anderen Eindruck, der manche unserer ersten und ursprünglichen Vorstellungen über die Wirkung des Friedensschrittes berichtigt und uns eine klare und voll kommenere Ilebersicht über die Verhältnisse und Stimmungen im feindlichen Lager gestaltet. So sehen wir jetzt, daß dort in den regierenden Kreisen geradezu eine Bestürzung über unsere Ab sichten, durch Verminderung der Kricgsrüstungen in allen Reichen dem Weltfrieden freie Bahn zu schaffen, herrschen muß. ES unterliegt heute keinem Zweifel, daß man in England, Frank reich und 3talien auf ein Eingehen der Mittelmächte auf den Welkfriedensgedanken ganz und gar nicht gefaßt war, und daß unser Vorschlag, die dahingehenden 3deen des Papstes durch die Tat in die Wirklichkeit zu führen, die Wirkung einer Sensation gehabt hat, von der die leitenden Männer manch unangenehme Folgen auf dle Haltung der breiten Volksmassen befürchten. Zweifellos hat es namentlich in 3talien in den Kreisen der Kriegs verlängerer größte Bestürzung gegeben, als man las, daß — nm nach dem .Secolo" zu sprechen — .Deutschland, der Hort deS Militarismus, der erklärte Feind der Demokratien, jetzt auf ein mal Probleme anschneidet, an die sich bisher nur die Gegner der deutschen Autokratie herangewagt haben, und die nicht mehr und auch nicht weniger als eine Abkehr vom Militarismus bedeuten." Der Ansicht des .Secolo', daß die Mittelmächte dadurch, daß sitz sich zu Schrittmachern der päpstlichen Weltfriedensidee machen, ihren Feinden eine gewaltige Waffe aus der Hand winden, pflichten auch viele andere italienischen Blätter bei, so -er ^Messaggero', die ..Gazzetta del Popolo', die .Stampa', die .Sera'. Und sie werden in ihren Befürchtungen durch die Nach richten bestärkt, die sie aus London erhalten, wo der Eindruck der beiden Antworken an den Papst ebenfalls Empfindungen in der gleichen Richtung innerhalb des Volkes sowie Sensationen innerhalb der Regierungen ausgelöst hat. Am schwersten muß unser Schlag die Verantwortlichen am Tiber und an der Seine getroffen haben. Man merkt es am Ge stammel der offiziösen Presse, die vergeblich nach einem Leitseil strebt, das sie aus ihren geistigen Nöten retten soll. Die Ueber- rafchung war auch wirklich gelungen. Das .Giornale d'3kalla", das führende Blatt der Regierung, hatte noch am Abend des IS. September versichert, daß die Antworten aus Berlin und Wien nur alte, abgebrauchte Redensarten bringen werden. Dabei war Sonninos Oiaan in der Lage, den Inhalt unserer Noten durchaus richtig wiederzugeben, freilich unter Forttassung der Hauptsache: der Stellen, die von Abrüstung, Schiedsgericht un dauerndem Frieden handeln. Da nicht recht einzusehen ist, daß der Gewährsmann des .Giornale d'3talla" gerade diese Haupt punkte verschwiegen haben sollte, so bleibt nur die Annahme ge rechtfertigt, daß das Leibblatt SonninoS aus Furcht vor unlieb samem Aufsehen und noch unliebsameren Wirkungen auf das Volk, das mit voller Lungenkraft nach Brot und Frieden schreit, vor oincr kleinen Unterschlagung nicht zurückgeschreckt war. Sicher lich mag dir Absicht vorgelegen haben, dem Volk die Bedeutungs losigkeit des Unternehmens vorzutäuschen und die Wirkung des selben von vornherein abzuschwächen. Auf eine Reihe von An fragen aus dem neutralistischen Lager, weshalb das Mundstück der römischen Regierung gerade diejenigen Stellen, aus die es in erster Linie ankam, drei Tage vor der amtlichen Bekanntgabe des Wortlauts der Noten ängstlich verheimlicht hak, folgen unwirsche Antworten, die die augenscheinliche Verlegenheit seiner Auftrag geber nur noch stärker beleuchten. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in Paris. Auch dort war man an den maßgebenden Stellen über den 3nhalt der Ant wortnoten offenbar schon am selben Abend des 19. September unterrichtet. Wir nehmen an, daß ein Meinungsaustausch zwischen Rom, Paris und London über die cinzuschlagcnden Schritte stattgcfunden hat, daß aber keine Einigung erzielt wer- den konnte. Sie ist augenscheinlich auch heute noch nicht er reicht. Denn sonst ließe sich die verblüffende Ratlosigkeit nicht erklären, die sich der Pariser Regierungsblätter seit dem 22. September bemächtigt hat und die ihren Ausdruck in einer nie beobachteten Menge von Verlegenheits phrasen findet, mit denen .Temps", .Petit Parisien', .Matin', .Echo de Paris' und andere Helfershelfer der Regierung um den heißen Brei Herumreden und lyiederum die Hauptsache, die Frage der Abrüstungen, so wenig wie möglich berühren. Es ist ein heikles Thema, über daS man sich mit dem Volk am liebsten gar nicht unterhält. Zudem sehen einige radikale Blätter, zu denen wir heute das angeblich Herrn Caillaux nahestehende neue Blatt .Le Pays' nicht mehr zählen können, den Organen der Regierung scharf zu, indem sie u. a. die Frage stellen: ,3st es noch notwendig und erwünscht, sich über dle Frage von Elsaß-Lothringen zu unter halten, wenn Deutschland auf die Hauptforderung der westliche« Demokratien cingeht und in der Abrüstungsfrage den ersten Schritt zu tun gedenkt?' Oder: .Was haben wir dem Feinde non noch vorzuwerfen, wenn er Frieden machen will unter Bedingungen, dle wir selber wkederholt ausgestellt haben?" Oder: .Der .TempS" Hot am 14. erklärt, die Mittelmächte seien noch sehr stark, so stark, daß ihre militärische Ileberwindung sich noch nicht voraus- sehen läßt, wir dagegen seien durch die militärische Lähmung Ruß-