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Abenteurer wurden Könige In Sidney starb. Nachrichten zufolge. die Stochholm er reichten, ein ehemaliger Seemann Karl Pettersson im Alter von 62 Jahren. Kein Grund, sich weiter mit dem Verstorbenen zu beschäftigen, wenn sein Lebenslauf nicht, selbst für einen Salzwassermann, erheblich abenteuerlich gewesen wäre. Denn Pettcrsson durfte sich sozusagen zu den „Monarchen im Ruhe stand" zählen. Pettersson mar er nur in den Zonen der Zivi lisation, dort aber, wo die Siidsee abenteuerlich und einsam ist, war er der „König von Tabar", An diesem Eiland scheiterte im Jahre 1904 ein Schiff, zu dessen Besatzung auch der Matrose Pettersson gehörte. Er allein blieb am Leben. Er wurde von den Eingeborenen der Insel gerettet. Mit Mühe nur entrann er dem Schicksal, gefressen zu werden. Allmählich muhte er sich gegen seine Retter durch- zusetzen. Er gewann an Ansehen und Macht. Schliesslich ver gast er Europa und seine meiste Haut. Er „heiratete" eine Häuptlingstochter und wurde nach Schmiegerpapas Tode unum schränkter „König von Tabar". Seine Untertanen sträubten sich keineswegs gegen seine geschickte Herrschaft, obgleich er sie zwang, das beliebte Mcn- schensrcssen aufzugcbcn, und dafür sie eine nutzbringende Be schäftigung lehrte — nämlich das Arbeiten. Mit seinen Plan tagen gedieh auch ihr Wohlstand. Nach langer Negierung zwang König Pettcrsson eine Tropenkrankheit, die Herrschaft nieder zulegen und sich auf das Altenteil nach Sidney zuriickzuziehcn. Wohl ihm, das; er weise und früh Schluss zu machen wusttc. Die Zeit, da Abenteurer Königreiche gründen konnten, ist nicht nur in Europa vorbei. Lange hat es sowieso nie ge währt, von wenigen Ausnahmen abgesehen. In Nichts zerrann der Hcrrschcrtraum König Theodors I. von Korsika, richtiger des Barons Neuhof, der im europäischen Getümmel 1736 sein Königreich in Sicherheit bringen wollte. Das Königreich des grossen Abenteurers und sibirischen Flüchtlings Graf Ben- iowsky ckufMadagaskar zerfiel mit seinem aemaltlamcn Tode. Das sind nur einige der Grasten, der wirklichen Männer von Energie und Mut, die doch scheiterten an ihren phantastischen Plänen. Und nun erst die Kleinen, die zweite Garnitur sozusagen, die Zaunkönige des Zufalls, meist Schiffbrüchige oder Meuterer, die mit meister Ueberlegenheit sich keck und gewaltsam über farbige Bevölkerung erhoben. Ihr „Sieg" allerdings hiest häu fig auch Verrat an meistem Blut, indem sie sich mit farbigen Frauen — wie auch jener Pettersson — verbanden. Darin aber liegt auch der Untergang. Darin ist beispielsweise auch die Herrschaft der Meuterer der „B ount y" langsam zugrunde gegangen. Dast es auch anders geht, das; meiste Herrschaft über far bige Bevölkerung, gegründet auf kühne Abentcnrcrtat, sich hält, dafür gibt es ein einziges, aber bezeichnendes Beispiel. Das sind die meisten Rojo Hs von Sarawak aus Nordwestbar- neo. James Brooke, später Sir James Brooke, eroberte sich, ein einzelner weister Mann, die Herrschaft im Jahre 1842. 46 Jahre lang hielten die Brookes sich unumschränkt aus dem Thran über einer halben Million Chinesen. Papuas und anderer Asiaten. 1888 kam Englands Echutzhcrrscl;aft. Noch heute ist Sarawak ziemlich unabhängig, wenn auch durch das britische Blut seiner Herrscher der Krone Englands treu verbunden. Die Brookes herrschen in der dritten Generation: die vierte allerdings, vertreten durch „Prinzessin Perle", hat unlängst einen Londoner Iazzkapellmeister geheiratet. Die fünfte männ liche Generation ist auch schon da. Allerdings — die Brookes hielten sich „weist". Heute ist schon gar nichts mehr zu erben für Zaunkönige und solche, die es werden wollen. Der Bankier Har man. der beanspruchte, sich „König von Lundy" — einem „souveränen" Inselchen mit 40 Menschen vor der Küste Cornwalls — nennen zu können, weil er es käuflich erwarb, ging wegen erwiesener geschäftlicher Untreue in ein englisches Zuchthaus. 1934 ging eine dunkle Nachricht durch die Welt, klein und unbeachtet, dast der Engländer Greams in Khotan mit seinen mohammeda nischen Anhängern von den Chinesen geschlagen morde» sei. Er wollte, so hicst cs, das „Königreich Isla mist an" gründen. Allerdings wird noch viel geflüstert von geheimnisvollen Königreichen, von meisten Frauen, die sic beherrschen, von un bekannten meisten Fürsten im nördlichen Afrika. Aber solche Gerüchte sind wohl nur Ausgeburten tragisch überhitzter Vhan- tasie, grostgezogen in den Kaffeehäusern Nordasrikas und des nördlichen Orients. Oie 8ek1anAe 8üknt ein Verbrecken Vie leere ^Vsisserllaselie — llsdtzler will 6s» 60I6 »Nein — Den lismvraäen 6em ttungertoä preis^eLeden Der südafrikanisch« Goldsucher Steve Starke glaubte alle» so niederträchtig schlau überlegt zu haben, al« er seinen Kame raden Robert Graham in der Wüste dem Hungertod prcisgab. Zwei Jahre blieb das Verbrechen ungesühnt. Dann traf ein tödlicher Schlangenbist den Verräter. Soweit die Blicke reichten, dehnte sich das unendliche Sand meer aus. Lange Dünen stiegen aus und ab. Eine glühende Sonne brannte vom Himmel. Zwei Männer bahnten sich einen Weg. Sie gingen mit schweren, müden Schritten; der Kopf war ihnen auf die Brust gesunken. Nach einer Weile blieb der eine etwas zurück, ein sonderbares Lächeln war um seinen Mund. „Steve", stiest er nach einer Weile hervor, „ich kann nicht mehr! Gehe allein weiter und lasse mich hier!" Sie blieben stehen, und ein Blick, ein harter, lauernder VltS aus Steves Augen traf den anderen. Ein wirrer Bart verunstaltete sein Gesicht. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und seine aufgeschwollenen Lippen zuckten. Die beiden waren seit Wochen unterwegs. Die Gold mine, die sie entdeckt hatten, versprach, ein wahres Dorado zu werden, Und wenn Graham jetzt starb, dann gehörte die Gold mine Steve Starke allein. Graham machte es Steve Starke leicht: „Du bist noch viel kräftiger als ich", sagte er ahuungs- los. „Es sind höchstens sechzig Kilometer bis zum nächsten Ort. In zwei Tagen wirst du das geschasst haben. Dann kommst du frisch gestärkt mit einigen Leuten zurück und holst mich hier ab. Aber eines mutzt du mir versprechen . . „Was . . .?" „Du mutzt mir die Halste von dem Wasser in deiner Feld flasche abgeben, damit ich es solange hier aushaltcn kann. Und dann . . Robert Grahams Stimme dämpfte sich zu einem Flüstern. „Hier dieses Schreiben mutzt du mitnchmcn! Es ist an meine Frau. Wenn mir etwas passiert, erbt sie die Halste der Goldmine. Willst du mir versprechen, Steve, den Bries abzuschicken, wenn , . , wenn ein Unglück geschehen sollte . . .?" Steve Starke versprach es. Er war bereit, überhaupt alles zu versprechen. Der Bries wanderte in seine Tasche, und dann drehte er sich um und gotz dis Hälfte seiner Feldflasche in die des Kameraden. Jedoch nicht in Wirklichkeit. Er tat nur so. Schnell trennten sie sich. Steve Starke kam nach zwer lagen im nächsten Ort an. Sein erster Weg war zum Distriklskommissar, dem er die Meldung abgab, sein Kamerad sei von einer Giftschlange ge bissen worden und innerhalb kurzer Zeit gestorben. Der Kom missar nahm das zu den Akten. Und daraus zündete Steve Starke ein Streichholz an und verbrannte den Vries an Grahams Frau. Steve war nun Besitzer der Mine. Sic lag weit entfernt, und Starke empfand ein Grauen vor den Schrecken der Wüste. Darum sparte er nicht bei der Anwerbung von Eingeborenen und Kamelen, die grotze Wasserbehälter tragen sollten. Als Karawanensiihrer stellte er einen Meiste» ein, eine» Mann namens Sampson. Zwei Jahre waren vergangen, als man sich auf den Weg machte. Steve Starkes Eewissen, wenn überhaupt vorhanden, schlummerte inzwischen ein. Eines Nachts lagerte die Karawane an einer Stelle, die Starke nur zu bekannt vorkam. Es war nicht weit von dem Platz, an dem er seinerzeit seinen Kameraden im Stich gelassen halte. Er sas; allein in seinem Zelt beim Licht und stellte die Pläne fiir die weitere Marschroute aus. Die anderen Karamancnmstgli eder lagen schon lange in tiefem Schlaf, als plötzlich ein Schutz durch die Nacht gellte. Ein einzelner Schutz. Sampson lief nach dem Zelt von Steve Starke, von wo der Schutz gekommen war. Alles war still in dem Zelt. Sampson schob die Zeltbahn etwas zur Seile; der schmale Lichtkreisen der Taschenlampe geisterte in das Innere. Sampson erstarrte. Am Boden lag Steve Starke. Seine Hände hatten sich in den Sand vergraben. Er war tot. Unter schrecklichen Schmerzen mutzte er gestorben sein. Die Untersuchung liest keinen Zweifel über die Todesursache. Eine bläulich angelausene Stelle an der Wade, in ihr Abdrücke von zwei kleinen Zahnen. Wahr scheinlich hatte Starte die Giftschlange plötzlich gesehen, aus sie geschossen und sie verfehlt. Oder er hatte durch den Schutz sein» Leute herbcirufen wollen, nachdem er schon das tödliche Eist in den Adern verspürte. Aus jeden Fall war er tot, und Sampson cntschlotz sich mit der Karawane umzukehren. Am Hellen Morgen machten sie eine weitere grauenvoll« Entdeckung. Die Karawane stiest aus ein gebleichtes Skelett, die sterblichen Reste eines Menschen, der hier verhungert war. Daneben lag noch eine Feldslasche. Sampson hob sie auf und entdeckte in ihr einen Zettel. Es war die fürchterliche Anklage eines Mannes, den sein Kamerad betrogen hatte. Der Zettel war von Robert Grah-m. Kurz nach dem Weggehen feines Gefährten hatte er sestgestcllt, dast die Feldflasche leer war. Mit dem Scharfblick des Sterben den erriet Graham auch das übrige. Er bat auf dem Zettel, seine Frau zu benachrichtigen und die Polizei in Kenntnis zu setzen. „Wenn es noch einen Gott aus Erden gibt", schlotz dis Nachricht, „wird der Verräter auch die verdiente Straf« finden." Die verdiente Strafe . . . Sic hatte ihn getroffen. Fast am gleichen Ort. Und in derselben Weise, wie er cs von seinem Kameraden fälschlich behauptet halte! Eine Giftschlange war das Werkzeug der Vcrgeltuna gewesen. Sampson führte di« Karawane zurück und gab den Zettel ab. Nun endlich erfuhr tn Kapstadt eine bangende Frau mit ihren Kindern vom Ver bleib ihres Mannes Die Polizei konnte nicht mehr eingreisen, denn die Tat war schon gesühnt. Der Wert der Mine ging ihr srcilich nicht verloren; ihre Lage Halle der Sterbende auf einem* Zettel genau angegeben. eine Prüfung Jämmerlich steckt im Ezamcn und schwitzt Angstträncn, denn der Professor ist sehr streng. Als er schon eine Viertel stunde sich um eine Antwort gedrückt hat, bittet er: „Ihre Fragen sind alle jo schwierig. Herr Prosessor. Könnten Sie mir nicht ein paar leichtere stellen?" „Na schön", sagt da der Projessor einsichtig. „Wie geht es Ihren lieben Verwandten?" Ein Kitzchen Freude am Sport . . . Irgendwo zwischen Saalfeld und Leipzig war ich In den D-Zug gestiegen und hatte wirklich noch eine freie Ecke erwischt. Zwar tiirmte sich gegenüber im Gepäcknetz ein gewaltiger Kofferberg auf, der offenbar zu der Klei- nen Dame gehörte, die darunter fast. Irden Augenblick mutzte ich gewärtig sein, einer der fünf beachtlichen Kof fer, die da übereinander gebaut waren, würde herab gesaust kommen und mich zerschmettern. Aber in solchen Augenblicken wirklicher Gefahr entfalte ich auch wirk lichen Mut. Ich nahm doch gegenüber dem Kofferberg Platz . . . Die Besitzerin dieses gefahrdrohenden Aufbau» schien sich übrigens nicht die mindeste Soros um diese lebensgefährliche Einrichtung zu machen. Sie war in angeregter Unterhaltung mit einer anderen Dame be griffen, die einerseits rotblond, andererseits bebrillt war und einen der Fensterplätze einnahm. „Sie schwimmen also auch so gern?" fragte die Rotblonde eben erfreut. „Wissen Sie, das ist meine ein zige Erholung. Ich führe das den ganzen Winter durch. Ich gehe da immer in Steglitz in das Bad . . ." „Nach Steglitz?" wunderte sich die Kofferdame. „Da wohnen wir ja!" „Ich wohne in Schöneberg", erklärte die Rotblonde, „aber das Bad in Schöneberg ist nachmittags immer so schrecklich voll. Und ich kann doch nur nachmittags baden gehen." „Und ich fahre zum Baden gerade wieder nach Schöneberg, allerdings vormittags", freute sich die andere. „Ein herrliches grotzes Bad ist das. Und die Bademeister sind dort so aufmerksam. Ich habe dort sogar Kunstspringen gelernt . . ." „Ach was!" „Ja . . . freilich nur vom 3-Meter-Brett. Ich hätte eben früher darauf kommen sollen. Der Bademeister sagt, ich bin geradezu eine Begabung. Ich bringe sogar den Salto vorwärts, den er selber nicht kann. Das erstemal bin ich übrigens nur gesprungen, um Mut zu beweisen. Dann aber habe ich spitz gekriegt, worauf es dabei an kommt: Man mutz mit dem Kopfe steuern." . „Und da üben Sie setzt wohl regelmätzig im Kunst springen?" „Gewiss! Und es macht mir schrecklichen Svatz. Das. sind so kleine Freuden des Daseins in höheren Jahren... Und diese Kunstsprünae sind sa dis einzigen grotzcn Sprünge, die ich mir leisten kann . . ." Sitz wenig Hoffnung auf Glück . .. Um etwas frische Luft zu schöpfen, trat ich hinaus in den Gang. Von frischer Luft war da freilich wenig zu merken. Denn hier hatten sich alle versammelt, die eben rasch einmal, ohne ihre Mitreisenden zu belästigen, ein Stäbchen rauchen wollten. So auch die beiden jungen, mit Svortmützen male risch bedeckten Herren, die am Nebenfenster blauen Dunst in die Luft bliesen und dazu himmelblauen Unsinn redeten. „Mensch", sagte der eine, „hätte ich diesmal im Ur laub Geld haben können!" 8t6N0§rsrrirn6 wider willen plaudere! sm >Vockenende Von lUsrsbu. Haben Sie das nicht auch schon einmal auf einer Reise erlebt? ' Sie sitzen müde in der Ecke des Abteils, möchten nichts als schlafen. Aber die Mitreisenden unterhalten sich. Ob Sie wollen oder nicht, Sic müssen alles mithöron. Und das Gehirn, des Stenographierens gewöhnt, steno graphiert fleitzig mit . .. „So? Und warum hast du es nicht?" „Ja — weil ich so schlecht sehe. Sonst hätte es dies mal geklappt." „Willst du mir das nicht etwas näher erklären?" „Ach, das verstehst du ja doch nicht." „Also das ist einfach eine Beleidigung . . " „Schön! Also höre zu: Ich spiele doch, seit ich in Weitzenfels bin, immer in der Lotterie. Was soll man auch sonst in Weitzenfels ansangen, um nicht zu verzwei feln? Und da nehme ich immer die Nummer, von der ich vorher träume . . ." „Kann man denn Nummern träumen?" „Freilick;! Man must Och nur darauf konzentrieren. Aber ich habe dir ja gleich gesagt, datz du es nicht ver stehen wirst . . ." „Bitte, ich verstehe ganz gut: Du träumst eine Nummer — und dann kaufst du dir das Los mit dieser Nummer. Nicht?" „Aber keineswegs! Man mutz doch erst die Ziffern umkchren." „Umkehren?" „Ja freilich! Der Traum ist das Spiegelbild des Lebens, und der Spiegel kehrt die Seiten um. Sa mutz man die Ziffern umkehren: Jede Ziffer ist ein Teil von 10; man mntz den anderen Teil nehmen. Also statt der 1 die 9, statt der 2 die 8, statt der 3 die 7 und so weiter. Nur 0 und 5 bleiben unverändert . . ." „Und das hast du gemacht?" ..Allerdings. Mir hatte geträumt, Ich sehe die Zahl 974 390. Ganz deutlich habe ich sie vor mir gesehen! Sckleunigst habe ick mir das Los mit den umgekehrten Ziffern gekauft: 130710. Und auf 196710 ist der Haupt gewinn aefallen!" „Also hat es doch nicht gestimmt!" „Natürlich hat eg gestimmt! Nur hatte ich Im Traum die Zahl falsch gelesen. Es lzatte nicht 974390 gehcitzen, sondern 914 390. Ich sehe eben so schlecht — wenn das nicht wäre, hätte ich diesmal im Urlaub Geld haben können!"