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Sonnabend Sonntag, 18./1S. September 1937 Sächsische Volkszeitung Nummer SIS, Seite 10 Ksr! ZluZust unci brisäncä MIKelm I». Als der Eroßherzog Karl August von Weimar, der groß« Gönner Goethe», in di« Jahre kam, liebte er cs, seine Umgebung mit zwei Rätselsragen verlegen zu machen. Die erste, die er stellte, lautete: „Was würden Eie tun, wenn Eie ein Zahnarzt wären?" Die Antwort, die der Erotzherzog erwartete, war: ,Lch würde der Zeit den Zahn ausziehen." Aus die zweite Frage: „Was würden Eie tun, wenn Eie rin Taucher wären?" erwartete er die Antwort:. „Ich würde in das Meer der Ewig keit tauchen." Dem König Friedrich Wilhelm IN. von Preutzen waren die beiden Fragen bekannt geworden. Als er mit dem Erotzherzog zusammentraf, war er darauf gcsatzt, auf die Fragen Antwort geben zu müssen. Und richtig, mit einem verschmitzten Lächeln, das einem Triumph einer geistigen Ueberlegenheit glich, stellte der Erotzherzog dem König die Frage: „Was würden Ew. Majestät tun, wenn Sie «in Zahnarzt wären?" Eine lange Pause folgt«, während welcher der ratlose König dem Problem nachzuflnnen schien. Da glaubt er, die Lösung gesunden zu haben. Mit schwermütigem Ernst gab er die Antwort: „Ich würde in da» Meer der Ewigkeit eintauchen." Dg8 QIss ^Vs88er rur Probe Ein Dorfbarbier hatte mit seinen Freunden bis spät in die Nacht hinein gezecht, so datz er am anderen Morgen einen argen Tatterich hatte. Die Folge war, daß er einem Kunden beim Rasteren viermal in die Backe schnitt. Da er noch nicht ganz wieder nüchtern war, lachte er jedesmal laut darüber und sagte, während er das Blut stillte: „Jemine, jemineI" Der Kunde war ein gutmütiger Mensch und ertrug alles schweigend. Als der Barbier fertig war, lieh er sich ein Elas Master von ihm geben, nahm davon den Mund ganz voll und schüttelte den Kopf nach allen Seiten. „Haben Sie Zahnschmerzen?" fragte der Barbier und -lohte den Kunden an. „Das nicht I" antwortete der Kunde, „ich wollte nur wissen, mein« Backen noch dicht halten." Keine Z^nZ8t um Juwelen! Unsere Zeit ist schon dazu angetan, die Menschen nervös und zerstreut zu machen. Manchmal hat diese Hast aber auch ihr« guten Seiten. Das hat Mr. Wulf erfahren, der Prokurst einer großen Juweliersirma in London ist. Er hatte vor einigen Tagen die Absicht, sich auf eine Geschäftsreise zu begeben, zu diesem Zwecke ein« umfangreiche Musterkollektion zusammengestellt und in einen Koffer verpackt. Es handelte sich um über ISS goldene Armbanduhren und ebensoviele goldene Ringe mit kostbaren und seltenen Steinen. Er wartete vor einem Hause auf ein Auto und hatte ftlnen Koffer mit den Juwelen neben sich gestellt, während er sich, in Gedanken versunken, eine Zigarette anziindete. Plötz lich kam ein Wagen, Wulf ries ihn an, stieg ein und sauste davon. Es dauerte nicht lange, da bemerkte er, datz er seinen Kosser mit dem wertvollen Inhalt aus der Stratze am Hause hatte stehen lasten. Er hielt es für zwecklos, umzukehren und lenkte seine Schritte schnellstens zum Polizeipräsidium, wo er seinen Verlust anmeldete und dringend bat, durch die Krimi nalpolizei sofort Nachforschungen anzustellen. Aber Herr Wulf scheint die Menschen seiner Zeit etwas verkannt zu haben. Alle Pastanten, die an jener belebten Straßenkreuzung vorbeikamen, an der er auf das Auto ge wartet hatte, befanden sich in so geschäftiger Eile, daß sie keine Zeit hatten, nach rechts oder nach links zu schauen. Und so kam es, datz der einsame Kosser füns Stunden allein und verlassen an einem der belebtesten Punkte von London stand. Niemand machte sich die Mühe, Ihn an sich zu nehmen — bis er schließlich am Nachmittag einem Arbeiter aussiel, der ihn einem Wachmann übergab. Am späten Abend wurde der Verlierer von seinem Glück verständigt. Er belohnt« den ehrlichen Finder mit 200 Pfund Finder lohn. lisutersckIskkunZ ärmereZulierunA 8ckon salivvaalie Abkühlungen können ru 8tockunxen lm Organismus kübren Die Forschungsergebnisse der neueren Zeit lehren, datz tm Herbst und Winter die Krankheitsberettschast des menschlichen Organismus an sich nicht höher ist als während der wärmeren Jahreszeit. Es kann aber der physikalische .Mlteschutz" des Körpers durch Tlnslüstr, die außerhalb des Organismus liegen, eine weitgehende Beeinträchtigung erfahren. Gerade in der Uebergangszeit ist dies besonders häufig der Fall. Das wird am ausfälligsten in der Ausbuchtung der Krankheitskurve wäh rend der Herbstwochen offenbar, ein« Erscheinung, der man Jahr für Jahr mit der gleichen Regelmäßigkeit begegnet. Immer mehr hat man erkennen müssen, daß die stark nach oben weisende Kurvenzacke zum wesentlichen als «ine Folgeerscheinung des Er- schlaffungszustandes anzusehen ist, den unsere Haut während der heißen Jahreszeit hinnehmen mußte. Diese Erschlaffung führt naturgemäß zu Rückwirkungen auf den Wärmeregulierungs- apparat des Körpers. Ungleichmäßig über unsere Hautsläche verteilt sind rund 280 000 Kältepunkte. Sie sind gewissermaßen die Antenne für die Kälteempfindung. Von abnormen Kältepraden abgesehen, vermag sich di« Haut den Einwirkungen der niedrigen Tem peraturen ziemlich rasch anzupasten. Insbesondere gilt das von den ohnedies unbekleideten Körperstellen, die auch eine tiefere Temperatur — vorausgesetzt, daß sie nicht übermäßig lange die Kälte zu tragen haben — ohne gesundheitliche Gefahr vertragen, Temperaturen, die bet anderen Körperteilen schon nach kürzerer Dauer zum Nachteil ausschlagen müßten. Im allgemeinen ge nügt bei ausreichendem äußeren Schutz, der in erster Linie durch zweckmäßige Kleidung zu erreichen ist, der natürlickzr „Kälte schuh" des Körpers durchaus, um Krankheitsgesahren zu be gegnen. Kommt es zu starken Unterschieden zwischen Körper temperatur und Autzenwelttemperatur, die den physikalischen Kälteschutz unter das normale Matz hrrabsetzen, dann versucht der chemische Wärmeausgleich des Organismus, die Unterschiede nach Möglichkeit aufzuheben. Im wesentlichen läuft dieser chemische Prozeß darauf hinaus, durch eine gesteigerte Organ tätigkeit die vorhandenen Wärmemengen htnauszusetzen. Viel verbreitet ist die Auffassung, es gehöre eine Tem- veratur von bestimmter Tiefe oder ein Lustzug von besonderer Strenge dazu, um das Auftreten einer Erkältung zu begünstigen. Das trifft durchaus nicht zu Ist der Körper kälteren Tem peraturen ausgesetzt, dann zeigen die Hautgesäße das Bestreben, sich zusammenzuziehen da der Organismus die natürliche Wärme behalten will und ein Abströmen der Wärme nach autzenhin vermieden werden soll. Mit der Zusammenziehung der Blut gefäße vollzieht sich eine Abwanderung des Blutes nach dem Inneren des Körpers, zugleich pflegen sich derartige Störungen in den Blutgefäßen aber auch an solchen Stellen des Körpers «inzustellen, die von den niedrigen Temperaturen nicht getroffen wurden. Unter Umständen genügen schon schwache Abkühlungen zur Hervorrufung von Stockungen oder zur Vorbereitung der Erkältung. Ohne weiteres allerdings brauchen solche Stockungen in den Blutgefäßen nicht zur Erkältung sichren. Ersolgt zur rechten Zeit noch eine Umregulterung, dann besteht kein« Be fürchtung für gesundheitliche Nachteile. Mit der Wiederkehr der ungünstigeren und feuchteren Jahreszeit gewinnt die Frage der Gesunderhaltung der Wohn räume ebenfalls erhöhte Bedeutung. Recht unangenehm und empfindlich tritt in zahlreichen Wohnungen das Uebel der Feuch tigkeit in Erscheinung. Nur zu häufig bestätigt sich die Erfah rung, daß es nicht immer bauliche Mängel sind, die der Feuch tigkeit Vorschub leisten daß vielmehr ein Erhebliches aus das Konto einer unzweckmäßigen Wohnraumbehandlung geht. Die Gefahr des Erkrankens ist in solchen Räumen naturgemäß ge steigert. denn Feuchtigkeit begünstigt die Entwicklung schädlicher Pilze und die Verunreinigung der Zimmerlust. Darum muß auch in der ungünstigeren Jahreszeit sooft wie möglich gelüftet werden. Vor allem sind morgens nach dem Ausstehen, ebenso im Anschluß an das Mittagessen, sowie vor dem Zubettgehen die Fenster etwa zehn Minuten lang zu össnen, um ein« gründliche Durchlüftung zu erreichen „Doktor 6er Uo6e" Mode ist eine weibliche Angelegenheit, nicht wahr? Jeden- falls würden es sich die meisten Frauen energisch verbitten, sich von den Männern die Mode diktieren zu lassen. Daß sie sich doch häufig nach dem Geschmack ihres Freundes, Bräutigams oder Gatten kleiden, wird nicht gern zugegeben. Die Stadt Toronto in Kanada hat sich jedoch nun öffentlich für den Mann als befugten Richter in Modedingen eingesetzt. Sie hat an ihrer Universität einen Lehrstuhl jllr Modesragen eingerichtet, an dem Studenten den Titel eines „Doktors der Mode" er werben können. Bemerkenswert ist hierbei, daß Frauen für dieses Studium nicht zugelassen werden. Der 8eku6 6urek 6ie Kl3we6tenns6el Es gibt in Texas ein« Zeitung mit dein schönen Titel „Jn- dependant Newsrcels", deren Herausgeber sich zum Prinzip ge macht hat, jeden Tag seinen Lesern ein« echt amerikanische Sen sation zu servieren. Kürzlich rief er seinen Reporter Sam Blake zu sich und bedeutete ihm, er könne sich eine neue Stelle suck>en, wenn er bis zum nächsten Mittag keine erstklassige Neuigkeit liefere. Blake suchte sogleich eine Kneipe auf, von der er wußte, daß dort Cowboys zu verkehren pflegten, die als Scharsschüßen einen guten Namen halten. Er verabredete mit fünf solchen Scharfschützen einen kleinen „Spaß", indem er sie veranlaßte, am nächsten Tag an einer bestimmten Steile zu erscheinen und einem ihnen näher beschriebenen aber sonst unbekannten Herrn den Hut vom Kopf zu schießen. Vielleicht sank den Cowboys über Nacht der Mut, jedenfalls erschien am andern Tag nur einer von ihnen am „Tatort". Sam Blake hatte den Bürger meister der Stadt durch einen Telephonanrus in jene Gegend ge lockt und stand mit seinem Filmapparat bereit, als der Cowboy mis seinem Versteck zu schießen begann. Aiier er schoß dem Bürgermeister nicht den Hut vom Kops, sondern die Krawatten nadel aus dem Schlips. Zudem hatte er nicht damit gerechnet, daß sin Bürgermeister in Texas eine Leibwache zwanzig Schritt hinter sich hatte. Das Ganze endigte mit einer Gerichtsverhand lung, die nur dadurch milde ausging, daß der Bürgermeister lachende Miene zur zerschossenen Krawaltcnnadel machte und keinen Strafantrag stellte. Sam Blakes Platz In der Redaktion der „Independant Ncwreels" in Texas aber ist l>eute fester denn je. Ms8 man nickt Kat, 6a8 wün8ckt man 8iok ... Eine lebende Illustration zu der alten Weisheit, daß immer das, was man nicht besitzt, unsere Sehnsucht erweckt, ist der alte Gärtner Frederic Eray, der sein Leben lang in Hay in der eng lischen Provinz Middlesex bei «lner reichen Frau gedient hatte. Die Dame besaß einen riesigen Garten, darin war ein großer See zum Baden und Rudern, da war ein Stück Wald, uod natürlich befand sich auch ein wunderschönes Haus mit 16 kost bar eingerichteten Zimmern auf diesem Besitztum. All die Jahr- zehnte hindurch hatte der Gärtner mit Bewunderung und stillem Neid auf Haus und Garten gesehen, die er zusammen mit seiner Frau bewirtschaftete. Da, als er schon 68 Jahre alt war, starb die Besitzerin des Grundstücks, und weil sie keine näheren Ver wandten hatte, der Gärtner ihr aber stets treu gedient hatte, vermachte sie ihm in ihrem Testament ihren ganzen Besitz. Das war eine Ueberraschung für die beiden alten Leutchen! Flugs zogen sie aus ihrem kleinen Eärtnerhaus aus und gingen hin über in das Schlößchen ihrer einstigen Gebieterin. Welch ein Leben mußte das sein! Aber schon nach wenigen Tagen spürte das alte Ehepaar, daß es sich in drn vielen Zimmern recht ein sam lebt«. Und mit de» kostbaren Sachen wußten die Gärtners leute schon gar nichts anzusangen. Sie kamen sich immer wie auf Besuch vor, gar nicht wie im eigenen Heim, und als ihnen die Sache zu unheimlich wurde, verkauften sie einfach Haus und Garten, richteten sich wieder ein kleines Häuschen ein, das auf ihre Ansprüche zugeschnitten war, und leben nun wieder glück lich und zufrieden weit«r — bis an ihr Ende. „Na, weist du was: Wenn du das nächstemal wieder für dein Lotterielos von Zahlen träumen willst, dann vergiß nicht, vor dem Einschlafen die Brille aufzusetzen!" Ein Stück Begeisterung für den Beruf . . . Mich verlangte nach einer Tasse Kaffee, um meine Lebensgeister zu erfrischen. Ich tastete mich nach dem Speisewagen durch. Der war um diese Stunde nur schwach besetzt. Dafür aber saßen an einem Tisch vier Herren, offenbar Geschäftsfreunde, die sich so laut unter hielten, als solle der ganze Wagen ihnen zuhören. „Sie haben sich jetzt auch neu eingerichtet?" fragte der eine, ein schon recht bejahrter, aber quicklebendiger dicker Herr sein Gegenüber. „Nicht neu eingerichtet, nur erweitert", wehrte der, ein schlanker Melancholikus, vorsichtig ab. „Die neuen Räume werden am 1. Oktober eröffnet. Inzwischen ist mein Kasseehaus-Betrieb unverändert weitergegangen." „Das hört man gern!" rief der Dicke. „Na, so gut wie Ihnen", lächelte der Melancholische, ,aeht es mir natürlich nicht. Die Kinobesiher haben mehr Einnahmen, dafür aber weniger Arbeit als wir." „Sagen Sie das nichts" wehrte sich der alte Herr. „Was glauben Sie, was wir für Sorgen haben! Wenn Sie Kaffee kaufen, können Sie vorher probieren. Wir müssen bestellen zu einer Zeit, in der die Filme noch überlxwpt nicht fertig sind. Hinterher sitzt man dann oft mit dem dicken Kopfe da." „Sie sehen aber gar nicht so aus, als ob sie sich zu Tode arbeiteten", mischte sich ein Dritter aus der Tisch runde ein. Und wenn es Ihnen so schlecht gehen würde, hätten Sie doch jetzt nickt noch das neue Kino in der Borstadt aufgemacht, wie?" „Ich habe nicht gesagt, daß es mir schlecht geht oder daß ich mich zu Tode arbeite", steNte der Dicke richtig. „Ich habe nur kestaestellt. daß auch ich Sorgen habe wie jeder andere. Denken Sie nur an die Ver»mch- tuna der Gaststätte in meinem Hauptunternehmen: Vier Pächter habe ick bisher drin gehabt; von dreien Kriege ich heute noch Geld . . . „Aber die Sorgen scheinen Ihnen zu bekommen!" lachte der Melancholische. „Sonst hätten Sie sich doch wohl längst zur Ruhe gesetzt . . ." „Zur Ruhe? Kommt gar nicht in Frage!" rief der Dicke. „Denken Sie an Hammerschmidt, denken Sie an Maier . . . aber Sie kennen die Fälle ja alle selber. Wenn man sich zur Ruhe setzt, was macht man dann sehr bald? Ein Sterbchen macht man. Aber solange man im Betrieb steht, bleibt das Leben frisch; das sehen Sie an mir. Arbeit ist der wahre Gesundbrunnen . . ." Und ein bißchen liebe Eitelkeit. . . Als ich zuriickkam ins Abteil, waren die beiden Damen noch keineswegs erschöpft, sondern unterhielten sich mit unverminderter Stromstärke. Nur das Thema hatten sie inzwischen gewechselt. Die Kunstspringerin be wunderte die Strickerei der Rotblonden. „Als Kind habe ich mir immer gewünscht, so schön stricken zu können wie meine Großmutter. Aber ich habe es nie gelernt. Und ich bewundere Sie, wie Sie das bringen." „Es ist nichts als Uebung", behauptete die andere. „Wenn man es einmal kann, denkt man überhaupt nicht mehr dabei." „Sie machen es aber anders als meine Großmutter. Die hatte immer vier Nadeln übers Kreuz und nahm mit der fünften-auf — aber Sie haben nur drei Nadeln übers Kreuz, stricken also mit vier . . ." „Ja, die Mode ändert sich eben auch darin!" lachte die Rotblonde. „Man lernt jetzt nicht mehr mit vier Nadeln stricken. Von zu Hause aus kannte ich eg auch noch mit fünf. Wer dann nahm mir die Handarbeits lehrerin die fünfte Nadel weg — es klappert so auch viel weniger ..." „Und was machen Sie denn jetzt Schönes? Wohl eine Strickjacke?" „Selbstverständlich? Man muß doch etwas Mannes haben für die kalten Tage. Die letzte Woche war es sa so schrecklich kalt — einfach abscheulich! Und nirgends geheizt... Da habe ich mich sofort ans Stricken oemacht." „Ja, wenn man das kann, dann ist es schön. Ich will mir setzt auch ein Strickkleid Kausen: ganz rot, wissen Sie, und dazu ein flottes grünes Halstuch . . . Es gibt ja so entzückende Sachen!" „Da haben Sie recht!" fiel die Rotblonde lebhaft ein. „Ich lasse mir jetzt auch ein Kostüm nähen, schwarz weiß gestreift und ganz schlicht, nur unten etwas kürzer gehalten, wie es die Mode für die Röcke in diesem Win ter vorschreibt . . ." „Verzeihung, meine Damen", wagte jetzt ich mich bescheiden einzumischen, „können Sie mir sagen, warum ausgerechnet im Winter, wo es ohnehin kälter wird, auch noch die Röcke kürzer werden . . .?" Die beiden Damen starrten mich entgeistert an. Sie hielten den Mann, der eine so törichte F>mge -u stellen gewagt hatte, offenbar für verrückt. Sie schienen im Begriff, die Notbremse zu ziehen. Aber glücklicherweise hielt der Zug von allein. Wir waren in Leipzig, und ich konnte aussteigen. Kleine Nutzanwendung Ja, so kann es einem auf der Reise ergehen! Man sehnt sich nach Ruhe und findet keine, man fühlt sich durch die Stimmen der andern gestört und fragt sich nicht, ob denn die Stimmen, die aus unserem eigenen Inneren tönen, so sehr viel vernünftiger sind . . . Ein wenig Freude am Sport, ein wenig Hoffnung auf Glück, ein wenig Begeisterung für den Beruf und ein bißchen liebe Eitelkeit — ja willst du etwa behaupten, daß du ganz davon frei wärest? Datz zwischen diesen Polen nicht auch dein Leben seine Spannkraft erhält? Die Stenogramme wider Willen, die dein Gehirn aufnimmt, umschreiben Erlebnisse, durch die auch dein Ich gegangen ist. Das Leben ist ein D-Zug, und der D-Zug mit seiner bunten Fracht Spiegelbild deines eigenen Lebens. D», tübrvaüv 8ebab«pe»I»1b»«» NNeinverkauk 6er bekannten Marken