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Sächsische Volkszeitung : 01.11.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193711014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19371101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19371101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-11
- Tag 1937-11-01
-
Monat
1937-11
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.11.1937
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Der letzte Gehorsam Betrachtung«« über den Tod. Dieses ist der Akt, der im Sterben vollzogen wird: Alles Sein wird zurückgelvgt in die Hand des Schöpfers. Alle irdi schen Kräfte des Leibes und der Seele, die uns zur Bewälti gung der Ausgaben anvertraut waren und über die wir Reck>en- schaft abzulegen haben, geben wir zurück; sodann aber auch alle Besitztümer, Güter und Menschen, die uns zur Liebe und Sorge anhelmgegeben waren. Dieses Anbefehlen -er irdischen Güter und Menschen in die göttliche Hand heißt tief <tn unserer Sprache: „Das Zeit liche segnen!" Im Sterben segnet der Mensch, oder er slucht. Ein Drit tes gibt es nicht. Dieses Zürücklegen des Seins in des Schöpfers Hand ge schieht nicht mit einemmal, sondern in Stufen. Der Todeskampf «st deshalb schwer, iveil das Ableben gradweise erfolgt. Selbst wenn der Mensch sich Gott als ganzer hingegeben hat, so sind die einzelnen Güter zu opfern immer wieder schwer; und immer wieder muß der ganze Mensch als Opfer dargebracht werden, um auf den Teil verzichten zu können. Der ganze Mensch mutz jedesmal sterben, um sich des Teiles zu entäußern, Stück für Stück, Glied für Glied, Stufe für Stuf«. Das erklärt das Ge wicht des Todeskampfes; es ist aber auch das Geheimnis der Schwere des kleinen Opfers im Alltag. Manchmal ist der Mensch versucht, durch ein heroisch aufgenommenes großes Opfer „mit einem Sprung" die Seligkeit erringen zu wollen und damit den kleinen Verzichten, in denen ihm Gott ein Sterben Stück für Stück zur Ausgabe macht, zu entkommen. Verständlich wird das erst ganz, wenn wir wissen, daß das Sterben nicht mit -er leiblichen Todesstunde beginnt, sondern mit dem ersten Verzicht, der in die Ruhe des einfachen Habens und Genießens einbricht. Ueberall, wo wir im Gehor sam gegenüber Gott Güter aus den Händen lassen, zu denen unser Innerstes hinstrebt, wenn wir «in Tun, zu dem unser eigentlichster Mensch drängt, um einer Pflicht willen hintm,stel len, dann schon beginnt das Sterben, das „mystische Sterben" des einzelnen. Und der leibliche Tod kann nur recht sein, wenn er zugleich diesen mystischen Tod vollendet. Sterben ist nur als dieser Vollzug wirkliches und echtes Sterben. Ohne dieses Opfer im Gehorsam ist es kein Sterben, sondern nur ein „Zu-Tode-Kommen" (beim Selbstmörder ein „Sich-Cntleibcn", auf der tieriscl)en Stufe ein „Verenden"). Der Körper mckg zerstört werden, so daß Leib und Seele getrennt werden, die Seele allein weiterbesteht, aber ein Sterben „Zu rücklegen In des Schöpfers Hand" ist es nicht. Ohne das rechte Sterben kann keiner in das Himmelreich eingehen. Das bloße „Zu-Tode-Kommen" trifft jenen Ntenschen, der im Leben meint, „es gehe immer so weiter", als erzeuge ein Tag den anderen und setze ihn, den Herren-Menscl-en, immer wieder auf ein anderes Pferd. Hinter dem Säen komme das Ernten, dann das Sammeln in die Scheunen. Es ist bei diesem „Reiter" eine Vortäuschung der Ewigkeit, eine Jagd nach einer Sck)«Incwigkeit; Flucht vor der wahren Ewigkeit. Sich getra- gensühlen von der Zeit, als von einem stets verfügbaren Reit tier -- das ist die größte Täuschung, welcher der Mensch unter fällt. Zeit täuscht ihm im ständig Fließenden Ewigkeit vor. Wenn aber von diesem Menschen, der ernten wist und danach in die Scheune sammeln und danach dies und immer wieder ein anderes, in der Nacht zum andern Tage die Seele genommen wird?... Ja, das ist es, sie wird ihm genommen! Er ist in solcher Verhaftung befangen, daß er die Seele nicht gibt, nicht geben kann, sie muß ihm genommen werden. Darin liegt schon sein Schicksals« und Urteilsspruch. Es ist der „kleine Tod", der ganz ungenial Ist, weil er dem Menschen nicht wesentlich von innen kommt, sondern ihm nur äußerlich anhastet und ihn „endlich nimmt", iveil keine „Frucht" mehr zu erhoffen ist: Denn dieses macht das Sterben fremd und schwer, daß es nicht unser Tod ist; einer, der uns endlich nimmt, nur weil wir keinen reifen; drum geht ein Sturm, uns aste abzustreifen. sAus dem „Stundenbuch" Rilkes.) Auch der Selbstmörder ist einer, der am Sterben im Ange sichte Gottes vorbeizukommen sucht. Er „entleibt" sich nur, stirbt aber nicht. Durch besondere Handlungen skeine echten „Akte") vermag er wohl die Seele vom Leibe zu trennen. Aber «in Zurücklegen des Seins In die Gotteshand ist es nicht. Der Selbstmörder will, daß cs nicht mehr weiter gehen solle mit seinem „Lebcnsfaden". Er hat einen falschen Ewig- kcitsbcgriff und ist in einer Unendlichkeitsvorstellung befangen wie Ahasver, der Ewige Jude, nur zieht er entgegengesetzt« Folgerungen. Will er doch die vermeintliche Ewigkeit swie er sie sieht) vernichten oder verhindern. Es soll nicht mehr weiter gehen mit dem Aufeinanderfolgen des einen Dinges nach dem andern, des einen Augenblicks aus den andern. Dies Gehen in das andere, wieder andere und nochmals andere..., woraus nach seiner Auffassung das Leben und die Ewigkeit besteht, als Summe, das soll aushören. Und so verzweifelt er an dieser seiner summenhaften Ewigkeit und meint durch Zertrümmerung der Aufeinanderfolge die Endlichkeit, das „Ende", die Zertrüm merung aller Ewigkeit Herbeiführen zu können. Er verkennt, daß es sich im Tode erstlich gar nicht um das Enden von Zeit läuften handeln kann, sondern um das Unvergängliche In uns, das nicht weggcwischt werden kann, zu dem mstn nur di« rechte oder falsche Stellung einnehmen kann. Deshalb ist das „Sich- Entleiben" nichts von einem wahren Verhalten zum Ewigen, geschweige «in opferndes Zurücklegen des Seins in die Schöpfer hand. Eine höhere Auffassung vom „Ewigen Im Menschen" kommt in der Lehre von der „Ewigen Wiederkehr" bei Nietz sche zutage. Diese Lehre enthält di« richtige Ahnung, daß in unserer Existenz etwas Bleibendes ist, was über den leiblichen Tod hinaus Geltung hat. Aber dieses Bleibende wird mißver standen als bloße Wiederholung von zeitlichen Augenblicken, bleibt also letztlich doch im Zeitlichen stecken. Dasselbe „immer noch einmal" — wie beim Ablauf einer Grammophonplatte! Die Lehre von der ewigen Wiederkehr fleht wohl tief die inner« Würde jedes echt getragenen und geborenen Aktes (besonders Im Leiden), aber sie krankt daran, dies Herausgehobene nicht opfernd in ewige Arme betten zu können. So wird es doch Immer wieder nur ein vagabundierendes „Erlebnis", das nur — ohne festen metaphnsisckien Ort — wiederholt iverden möchte. Es fehlt die innere Ganzheit. Vor lauter Ewigkeitsehrgeiz kommt Nietzsche nicht zu jenem Akt, der allen anderen Ewig keit sickern könnte, nicht zk dem Hineingeben In Gott... Die Akte, die in der Zeit entstehen, kommen nicht ihrem Sein ge mäß zur Ewigkeit Gottes hin, sondern werden In die Zeitlich keit Ihres Entstehens (Wiederholung!) zurückverdammt, bleiben gleichsam bei Nietzsche vor den Toren der Ewigkeit sieben, »m ich dann verzweifelt in di« Zeit rückzuwenden. Das Zeitliche teht nicht unter der zusammenfassenden Farm des Ewigen. Es legt eine Flucht vor der Ewigkeit in solchem Denken. Auch hier wird letztlich „Ewigkeit" als endlos«, summen hafte Anelnandersügung von zeitlichen Augenblicken verstan den, nicht als Hinausgang der Zelt in die Ewigkeit. Auch hier «ine unselige, falsche Ewigkeit: „Alle Lust will Ewigkeit." Der Unterschied zum Geiste des Selbstmörders ist hier der fivenn auch nicht der einzige), daß Nictzsä)e ein trotziges „Dennach" spricht zu dem unerlästen „Immer wieder". „War dies das Leben? Wohlan denn, noch einmal." Diese Haltung kehrt in der modernen Philosophie wieder. Auch die „Karma"-Lehre der Inder und ihrer aben-län-i- sck>en Anhänger steht in einer ähnlichen ausweglosen Schwierig- Fremde Friedhöfe / Fremde Friedhöfe! Sie besitzen einen eigenen Reiz. Wo iimner mich auch mein Weg hinführt, suche ich inmitten des Le bens die Stätten des Todes auf. Doch es sind nicht die prunk vollen, berühmten Fviedhöfe, denen meine Liebe gilt. Nicht nur jene, die in den Reisebüchern besonders vermerkt stehen. Wie oft hat mich die marmorn« Pracht ihrer Monumente kühl ge lassen. Jener unnatürliche Prunk, der sich selbst vor der Maje stät des Todes noch breit macht. Wahrlich, da wird mit Gold, Marmor und kostbaren Gesteinsarten nicht gespart! Aber zum Herzen spricht dies alles nicht. Manchmal wirkt es sogar, als habe sich dadurch der Ueber- lebeird« vom Toten loskaufen wollen. An Stelle innigen Ge denkens tritt kalter Prunk. Und oft genug wird gerade solcher Toten am wenigsten gedacht. Wenn ich der Friedhöfe gedenke, tauchen vor meinem Geiste kleine, friedliche Gottesäcker auf. Denn sie sind in Wahrheit noch das. was ihr Name besagt: Aecker des lieben Herrgotts — Saatfelder der Ewigkeit! Wer aber glaubt, daß solch ein Friedhof stumm sei, wie die, die dort ruhen, der irrt. Jeder Grabstein, jedes noch so schlichte Kreuz hat feine Bedeutung. Oft aber weiß die kurze Inschrift mehr zu sagen, als ein langer Spruch. Denn die Sprüche haben nur zu oft etwas Landläufiges. Sie scheinen häufig genug Fabrikivare zu sein, wie der Stein, auf dem sie prangen. Am liebsten sind mir immer Friedhöfe, die noch um das Gotteshaus selbst liegen. Denn Kirche und Friedhof gehören mm einmal zusammen. Es ist so wunderbar, ivenn man von dein einen zum anderen nur einen Schritt zu machen braucht. Von dem Lebenden, der für den Toten betet, zu dem Toten, der auf dies Gebet wartet! Leider verschwinden die originellen Inschriften, die oft aus dem Quell echten Volkstums stammten, immer mehr. Sie machen jenen hergebrachten Spriick>en Platz, die mehr gutge meint als eigenartig sind. Da ist es schon lasser, ivenn der Grabstein nur die Daten von Geburt und Tod verkündet. O diese beiden Daten! Man glaubt ja gar nicht, was sie alles enthüllen ! So stand Ich einst aus einem schlichten Dorf friedhof. Auf zwei Gräbern, dicht nebeneinander, war auf jedem das gleiche schlichte Kreuz zu sehen. Auf jedem dieser Kreuze stand nur der Name und dann das Datum von Geburt und Tod. Dennoch wußten dies« beiden Kreuze eine ganze Geschichte zu erzählen. Unter jedem Nomen konnte man das Lebensalter des Verstorbenen lesen. Aus dem einen betrug es kaum ein Jahr. Unter dem anderen aber ein ganzes langes Menschenleben von mehr als achtzig Jahren! Kiiid'uitd Greis — und dazwischen lag das Leben! Ding«, di« unser Geschmack vielleicht verurteilt, vermögen darum aber doch unser Herz zu rühren. Sie müssen eben nur aus dem Herzen kommen. Dazu gehören auch die mancherorts übliche« photographischen Abbildungen der Verstorbenen. Die sind oft alles andere als gerade geschmackvoll. Erinnerungen zur Allerseelenzeit Doch einmal sah ich, wie ei« kleines Mädchen, das an der Hand des Vaters vor dem Grabe der Muller stand, aus einmal diese Hand losließ. Mit ausaestreckten Aermckien lies es auf das in den Stein eingelassene Bild der Multer zu. „Da ist ja mein Mutterle!" ries es jubelnd und küßte das kleine Bild. Da sah ich. wie über das herbe, weltergebräunte Gesicht des Mannes langsam eine Träne räun. Ais sich aber jetzt das kleine Ding erkundigte: „Gell. Valerie, das Mutterle kommt doch bald wieder?" da mußte mich ich mich abwenden... Doch es gibt auf den Friedhöfen inxl; etwas anderes. Das erzählt zwar nicht von den Toten selbst, wohl aber von den Lebenden die den Toten einst nahegestanden haben. Das ist die Art, wie ein Grab gehegt und gepflegt wird. Oder wie man es vergessen hat Da habe ich die Entdeckung gemacht, daß der schlichte Dorssriedhof ost schöner gepflegte Gräber zeigt, als mancher prunkende Sladtfricdhof. Denn hier draußen aus dem Lande, wo vielfach noch der Kirchhof wirklich um die Kirche liegt, hat ja der Lebende seine Toten ganz in der Nähe. Geht er ins Gotteshaus, verfehlt er selten, auch seinen Verstorbenen einen Besuch abzustatten. Ja, das ist die rechte Reil>enfolge: erst kommt der liebe Gott, doch gleich hernach gedenkt man der lieben Verstorbenen! Welch leuchtende Blumenpracht habe ich ost genug auf dem kleinen Dorssriedhof gefunden! Was blühte und sproßte da nicht alles! Jedes dieser Gräber glich einem sorgsam ge pflegten Gärick-en. Gärten des Todes, von Lebenden be treut! Die ganze Flora der Gegend zeigte sich hier. Und leise spielte der Wind mit Akelei und Flox.... Es war aus einem fernen Friedhof. Wie immer, galt auch hier der erste Blick den Gräbern. Doch dann schweifte er ent zückst zu dem schönen Landschaftsbild, das sich wie «in leuchten der Rahmen um das Bild der Vergänglichkeit ausspanntc. Da grüßten aus Nähe und Ferne schnecgekrönte Gipfel. Das saftige Grün blumiger Matten ward von dunklen Wäldern umsäumt. Und blauschimmernd wie ein Stück des Himmels, grüßte aus blühendem Tale ein schilfumkränzter See. „Hier muß gut rul>en sein!" unwillkürlich kommt einem dieser Gedanke. Denn die Natur ringsum, die einst im Leben der Toten eine wichtige Rolle gespielt hat, bewacht nun ihren letzten Schlummer. Doch dem schönsten Totenlied, dem großartigsten Hymnus von Werden und Vergehen, habe ich einst aus einem weltsernen Friedhof inmitten sandiger Dünen gelauscht. Da brausten, ge waltig wie Orgelkiänge, die sturmgepeitschten Meereswogen? Halb verweht im Sande, kaum noch kenntlich durch ein paar windschiefe und wettergebräunte Holzkreuze, so lagen hier die letzten Ruhestätten derjenigen, denen das Meer sein urewiges Lied gesungen hat! Das Meeresrauschen, dem sie eine kurze Zeit gelauscht, ging für sie über in den wundersamen Sang von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und das ist das Lied dem wir alle, aus jedem Gottesacker dieser Erde, in tiefster Seele ergriffen, lausckien... Gestorben — weil er helfen wollte Canonsburg (USA), 24. Oktober. Mit den schwarzen Steinen aus Kanada, der Pech blende des Kongos, den Funden in der Tschechoslowakei 'mnn heute ungefähr die Nachfrage der Welt nach dem kostbaren Radium als Heilmittel in schweren Krank heitsfällen befriedigt werden. Vor genau 28 Jahren be gann ein amerikanischer Millionär ein hartnäckiges Rin gen um das Radium, einen Kampf, der tragisch für ihn endete. „Ich will der kranken Menschheit helfen!" Als John Flannery in dem Krankenhaus in Pittsburgh den Bericht -es Arztes Uber den hoffnungslosen Zustand sei ner Schwester Mtgegengenommen hatte, standen ihm die Trä nen in den Augen. „Kann man nichts tun, um meine Schwester vor diesem furchtbaren Tode zu retten?" — „Ein Fall von stark fortgeschrittenem Krebs, wie hier, ist eigentlich immer hoffnungslos. Doch man berichtet aus Wien, daß dort mit Radium sehr gute Erfolge erzielt morden seien." Am gleichen Tage gingen Kabel nach Wien an die österreichische Regierung. John Flannery bot ein Vermögen für die Ueberlassung einer kleinen Menge Radium zur Rettung seiner Schwester. Aber ehe die Verhandlungen zu Ende waren, mar seine Schwester tot. Doch an ihrem Grabe schwur John Flannery, daß er sein wei teres Leben dem Kampf um das Radium zur Rettung der Menschheit widmen werde. Auf der Suche ln den USA Für ihn kam es daraus an. die USA vom Radiumbezug In Europa oder irgendeinem anderen Erdteil unabhängig zu machen. Er engagierte eine Armee von Chemikern. Aus allen Teilen der Staaten ließ er Mineralproben kommen und unter suchen. Eines Tages eilte einer der Chemiker zu Flannery. In einer Sandprobe aus der Colorado-Wüste hatte er Spuren des sogenannten Carnotit gefunden, der Radium enthält. Frei lich würde Radium, aus diesem Sand gewonnen, sehr teuer iverden. Mit dem nächsten Expreßzug fuhr Flannery mit seinem Stab nach Colorado. Man suchte 200 Bergarbeiter, Ml) Maul tiere, Lebensmittelvorräte für die ganze Expedition und stieß dann In jene einsamste Wüste der Welt vor, wo jener Sand, der Carnotit. entdeckt worden war Das Unglück auf den Fersen Aber um die Versuche des John Flannery schwebte ein merkwürdiges Verhängnis. Als man die erste Maultier kolonne mit dem kostbaren Material beladen hatte und die Tiere aneinandergebunden über einen schmalen Pfad zu Tale trieb, wurden zwei Tiere durch einen Steinschlag getötet, stürzten In die Tiefe und rissen die anderen Maultiere mitsamt dem Material im Werte von vielen hunderttausend Dollar mit sich. Man begann noch einmal von vorn. In Canons burg wurden 10« Tonnen von jenem Sand verarbeitet. Aber man fand zum Schluß Gold statt Radium. Als man dann wieder eine Sandprobe mit Radium hatte, war der Arbeiter an der Pumpe, die den Sand auswaschen sollte, im entscheiden den Augenblick so aufgeregt, daß er den falschen Hebel drückte und der — ganze kostbare Sand vom Wasser weggeschwcmnst, statt ausgespült wurde. Vei einem dritten Versuch flog ein Teil des. Laboratoriums In die Luft. Das überraschende Ergebnis Viele Wochen arbeiteten die Chemiker Flannerys an der Auswertung eines neuen Sandes. Endlich rief man bei ihm an. Man habe das gesuchte Radium gewonnen. Flannery möge in keil wie Nietzsche. Wohl hat sie gefühlt, daß -a etwas Bleibendes ist, das hernach, nach dem Ableben, Ansprüche anmeldet. Aber dies Bleibende wird getragen wie eine Last, deren man sich ent ledigt wünscht. Diese Lehre hebt ihr positives Verhältnis zum Fortleben, zum Ewigkeitsmoment, dadurch wiebcr auf, daß sie pessimistisch denjenigen als den Glücklichen preist, der kein „Karma" mehr hat und in das Nichts übergeht. das Laboratorium kommen und sich überzeugen Irgend jemand im Betrieb wollte noch ein wenig Staub wischen, ehe der Chef kam. Als Flannery das Laboratorium betrat und neugierig auf den Tisch mit dem kostbaren Stoff zuschritt, um ihn ganz genau zu sehen nud vielleicht zu empfinden, reizte ihn ein Staubkorn in der Nase so. daß er heftig niesen mußte. Doch als er sich von diesem Niesen erholt hatte, waren die winzigen Teilchen Radium spurlos verschwunden. Man suchte und suchte. Die Arbeit langer Monate war wieder umsonst gewesen. Ein tragisches Ende Wenige Wochen später erkrankte Flannery schwer — und zwar an einer Entzündung in der Stirnhöhle, die sich van dort aus aus das Gehirn ausbreitete. Er verfiel In einen Schlaf, aus dem er nicht mehr erwachte. Die Aerzte standen vor einem Rätsel — bis man den Toten sezierte. Nun ergab sich, daß Flannery am Radium gestorben war. Er hatte damals, als er zum Niesen Luft einsog. jene Nadiumkörnchen in den Nasengang hineingezogen. Aber er hatte wichtige Vorarbeit geleistet — auch wenn er an dem Radium starb, um das er ein Leben hindurch gekämpft hatte. Das bulgarisch« Aonigspaar in Lon-on Inoffizieller Besuch. Lon-gp, 1. Nov. Der König und die Königin von Bul garien trafen ayz Sonntagnachmittag zu einem kurzen inoffi ziellen Besuch in London ein. Bei ihrer Ankunft auf -em Lon doner Viktoria-Bahnhof wurde das bulgarische Königsvaar von dem bulgarischen Gesandten in Loudon M. L. St. Paprikoff sowie einem Vertreter des englischen Königs begrüßt. Münchener Aünstler an -ie Mailänder Scala berufen München, 1. Nov. Der Generaldirektor der Mailänder Scala Mataioni, hat den leitenden Opernspielleiter der Münche ner Staatsoprr Rudolf Hartmann ringelnden, die Inszenierung einer Neueinstudierung von „Figaros Hochzeit" an der Mai länder Scala vorzunehmen. Mit der bühncnbildnerischen Aus stattung der „Figaro"-Aufsührung in Mailand wurde Ludwig Sievert-München betraut, der gleichzeitig zu weiterer Mitarbeit als Bühnenbildner an die Mailänder Scala eingeladen wurde. Lin neues Heiur für die ärztliche Fort bildung in Bonn Bonn, 1. Nov. Der Beauftragte des Rcichsäriteführers für das ärztliche Fortbstdungswesen, Reichsamtsleiter Dr. Kurt Blome weihte am Sonnabend das neue Nerztcheim In Bonn ein. Zweck dieses Heimes, das dritte in seiner Art, ist. wie Dr. Blomc in seiner Eröffnungsrede erklärte, dem an einem Fort bildungskurs teilnehmenden deutschen Arzt die Pflicht zur Fort bildung, die er im Interesse der Volksgesundheit aus sich ge nommen hat, zu erleichtern. weitere Aburteilungen von Unruhe stiftern in Danzig Danzig, 1. November Am Sonnabend venirteilte der Danziger Schncllrichter wiederum eine Reihe von Personen wegen der Ausschreitungen gegen jüdisch« Läden in Danzig Wegen Diebstahls und Einbruchsdiebstahl, wurden Gefängnisstrafen von zwei Wochen bis zu sieben Mona ten verhängt. »zoe11« »Ie. I ztII!I«s,U,II«
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